@Darth Ki Gon
Sind wir beide uns einig, daß nach der Roten Karte für Klose und dem verschossenen Elfer von Podolski heute das 1 : 1 für die Dummbatze gefallen ist ?
Nein, da muß ich dich leider enttäuschen.
Vielmehr kann man an der jetzigen Situation sehr gut sehen, was ich meinte und was mich zu der kurzen Kritik nach dem ersten Spiel veranlaßte.
Du kannst fest davon ausgehen, dass ich den jahrelangen Erfolg der Arbeit des Bundestrainers nicht anhand der nackten Ergebnisse des ersten, zweiten oder dritten Spieles der WM beurteilen und/oder in Frage stellen werde.
Da muß schon was besonderes passieren und in den ersten beiden Spielen war absolut nichts zu sehen, was mich daran zweifeln lassen würde, dass diese Arbeit in der Vergangenheit gut war, jetzt gut ist und auch in Zukunft gut sein wird/würde.
Ich weiß aber auch, dass andere das anders halten.
Insofern war mein Kommentar nach dem Australienspiel eine Reaktion auf die Reaktionen, die nicht kommen konnten, weil das Ergebnis und das Spiel gut war und alles genau so eingetroffen ist, wie es angekündigt und versprochen war (übrigens bei weitem nicht zum ersten Mal).
Heute ist es schief gegangen und da darf man jetzt mal an die Situation rund um das Kroatien-Spiel bei der EM erinnern.
Da hatten wir seinerzeit aufgrund der Qualifikation und dem Spiel gegen Polen eine breite Übereinstimmung, dass das von Löw und Co angebotene Gesamtpaket gut ist. Nach dem Spiel, nach einem einzigen Spiel!, sollte dann plötzlich alles, was vorher und jahrelang gut war, plötzlich schlecht sein. Das kann überhaupt nicht sein, aber dennoch ging ein wahres Unwetter der Kritik hernieder und diesen Umstand kann ich nur als krass unverhältnismäßig und beschämend bezeichnen.
An dieser Geschichte kann man eines sehr schön sehen: Es gibt eine Gruppe von Leuten (mal größer, mal kleiner), die nur auf einen einzigen Ausrutscher warten.
Und so gibt es Leute, die vier Wochen missmutig durch so ein Turnier gehen und darauf warten, dass etwas schief geht, dass es einmal nicht reicht, nur um dann sagen zu können: Ich hab’s ja gleich gesagt.
Beim harten Kern dieser Gruppe kann man bis ins Finale kommen und sich dann dennoch diesen Kommentar abholen, wenn man das Finale nicht gewinnt,......ziemlich pervers wenn man mal realistisch einschätzt wie groß die Chancen dafür sind ein solches Turnier zu gewinnen (da entscheiden winzige Kleinigkeiten).
Und dann gibt es natürlich auch noch die Gruppe Leute, die aus irgendwelchen nebulösen Gründen ohnehin darauf warten, dass die deutsche Mannschaft verliert und sich dann auch noch darüber freuen.
Das erste ist mir unverständlich, das zweite ist mir völlig unverständlich.
Wir haben im Fußball die Situation (nicht nur da, aber das ist ein anderes Thema), dass ständig etwas bewiesen werden muß, was bei etwas Nachdenken ohnehin klar werden müsste: Die Fachleute haben mehr Ahnung vom Fußball als die Dumpfbacken.
Und die einzige Möglichkeit dies zu beweisen ist ständiger Erfolg ohne den kleinsten Fehler, denn ein Ausrutscher und die Dumpfbacken nehmen für sich in Anspruch, dass sie ja alles besser wüssten.
Ein Trost ist mir, dass sich hier keine rein deutsche Dummheit zeigt:
Der Großteil der Meister-Trainer mußte auf den Weg zum EM/WM-Triumph nicht nur die Spiele des Turniers gewinnen, sondern sah sich auch einen wahren Heer von Besserwissern gegenüber.
Man schaue sich z.B. mal an wie über Luis Aragones vor der EM gesprochen wurde. Da haben sich u.a verdammt viele angemaßt besser als der Trainer entscheiden zu können ob man Raúl mitnehmen sollte oder nicht.
Es gibt keinen besseren Beweis als den EM Titel , dass man alles richtig gemacht hat. Aber auch wenn Spanien irgendwo in der KO-Runde knapp ausgeschieden wäre, kann doch niemand ernsthaft behaupten, dass deswegen der Trainer wesentlich schlechter ist oder dass mit Spieler XY alles anders gekommen wäre.
In Deutschland liest man ständig Kritikäußerungen, die in einen arroganten und herablassenden Ton formuliert sind, dass man sich ständig fragen muß wie viele CL-Pokale der Schreibende eigentlich im Schrank stehen hat um sich so äußern zu können.
Generell wird in öffentlichen Diskussionen sehr häufig der Eindruck vermittelt, dass die wahre Fußballkompetenz des Landes an den Stammtischen sitzen würde.
Das ist aber nicht so, an den Stammtischen sitzen die Dumpfbacken.
Das ist eigentlich auch nicht schlimm, die meisten Menschen in Deutschland sind fußballerische Dumpfbacken (oder um es mal neutraler auszudrücken: Laien), das ist wirklich nicht schlimm, das Problem liegt dort, dass die Dumpfbacken sich für Experten halten, - vom demonstrierten Selbstverständnis her müsste das Land voller Hitzfelds und Mourinhos sein.
Aber man muß sich mal vor Augen halten was da für Dummheiten bei raus kommen:
Es gibt Leute die sind tatsächlich der Meinung, dass man den Kader anhand der Kicker-Noten zusammenstellen könnte.
Eine wunderbare Vorstellung, damit wird die Kadernominierung so einfach, dass jeder Depp sie durchführen könnte.
Zu denken geben sollte aber, dass wohl kein erfolgreicher Nationaltrainer das jemals so gemacht hat, es ist dann eben doch komplizierter weil es darum geht ein passendes Team zusammenzustellen.
Was den Spielstand angeht:
Das Spiel begann vor 6 Jahren und es steht inzwischen geschätzt 40:2 für Joachim Löw.
Darunter finden sich unzählige Sachverhalte, wo das versammelte Dumpfbackentum (mit zum Teil sicherlich verständlichen Gründen) behauptet hat, dass etwas unmöglich wäre oder das etwas völlig falsch sei, woraufhin Löw aber das Gegenteil bewiesen hat.
Das sollte man irgendwann eigentlich mal merken und sich das auch mal wieder ins Gedächtnis rufen bevor man den Mund aufmacht.
Man kann natürlich immer anderer Meinung sein, aber die müsste in einer ganz anderen Art und Weise geäußert werden, als dies häufig der Fall ist.
Wir haben wie gesagt immer noch die Situation, dass bei jedem kleinen Detail wieder ein Fass aufgemacht wird und etwas unter Beweis gestellt werden muß, was schon längst bewiesen ist.
Dennoch nochmal kurz zu den Detalis:
Klose hat bei der ersten Karte sicherlich unglücklich und bei der zweiten Karte schlicht dumm agiert.
Aber parallel zur Kritik an Klose wurde einem ja vor dem Australienspiel (und tlw. auch danach) von Kritikerseite Cacau als die große Wunderwaffe angepriesen (nachdem Stefan Kießling die Gunst des "Mobs" offenbar schon wieder verloren hat). Wenn es wirklich wahr wäre, was da tlw. behauptet wurde, müsste Cacau etwa 5 Tore pro Spiel und vor allem in jedem Spiel schießen.
Und wie war es gegen Serbien? Da konnte man eher schon wieder fragen ob Cacau überhaupt mitgespielt hat.
Deswegen hat Cacau dennoch seine Fähigkeiten und kann wichtig sein, aber es zeigt sehr gut, dass einige mal wieder reichlich übertrieben haben als sie Wunderdinge versprochen haben.
Zu einem Klose in Turnierform gibt es in Deutschland keine gleichwertige und dauerhaft verläßliche Alternative. Wer soll das sein?
Darum war es gut Klose aufzubauen.
Angekündigt war, dass er zum Spiel gegen Australien da sein würde und das war so, obwohl von außerhalb behauptet wurde dies sei unmöglich.
Klose war definitiv auf einen sehr guten Weg, der nun durch die Sperre leider unterbrochen wurde.
Man wird sehen wie sich das auswirkt.
Bei Podolski ist es so, dass die Diskussion von vor 2 Jahren nochmal aufgewärmt wurde.
Vor der EM hatte Podolski auch ne schwache Saison und war dann einer der besten Spieler der Mannschaft und des Turniers.
Das ist so eine Sache, die man im Hinterkopf haben sollte, bevor man sich so auf eine schlechte Saison versteift.
Man könnte einen Trainer ja auch mal glauben wenn er sagt, dass ein Spieler bei ihm anders spielen wird, vor allem wenn wie dargestellt bereits durch frühere Erfahrungen klar ist, dass dies absolut möglich und sogar wahrscheinlich ist.
Und auch wenn der Einsatz von Podolski gestern eher unglücklich war, so ist es doch wohl immer noch so, dass der Podolski, der bei den ersten beiden WM-Spielen gespielt hat, nicht identisch ist mit dem Podolski der bei Köln in der Kritik steht.
Und es ändert sich doch auch nichts mehr daran, dass Klose und Podolski jeweils bereits ein Tor mehr haben als Kuranyi jemals geschossen hätte.
Diese Tore waren wichtig.
Jetzt wieder zum generellen: Ich hoffe dir einen Überblick darüber gegeben zu haben, was ich kritisiere.
Die skizzierten Umstände, die im Kern darauf beruhen, dass sich eine Menge Leute ständig eine Kompetenz anmaßen über die sie gar nicht verfügen, sind mir zutiefst zuwider und darum kritisiere ich sie.