Die Minderheit, von der hier gerade die Rede war, bezog sich doch auf eine numerische, und nicht auf eine soziale?
Ich finde es z.B. sehr wichtig, dass in Stellenausschreibungen der "divers" Vermerk Einzug gehalten hat, als eine Geste des Respekts und der Wertschätzung Menschen gegenüber, die nicht in die binären Geschlechtskategorien fallen.
Jetzt aber so zu tun, als sei normale Sprache, die sich an alle richtet, nicht ehrenvoll genug, finde ich etwas überzogen
Ich würde mich im Zweifel zwar immer fürs Gendern entscheiden, weil der sprachliche Mehraufwand immer noch geringer wiegt als eine persönliche Kränkung des Adressaten...aber ganz ehrlich, ich finde schon, dass in einer Demokratie auch diejenigen Gehör finden müssen, die keiner Minderheit angehören.
Ich weiß nur, dass ich mir keine Gesellschaft wünsche, in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, Kommunikation und Interaktion immer krampfiger werden, weil jeder Angst hat, etwas falsch zu machen und sein Gegenüber vor den Kopf zu stoßen.
Dieses Tendenzen sind aber schon jetzt zu beobachten, nicht nur zwischen Normalos und der LGBTQ Community, sondern auch zwischen Männern und Frauen. Einer sagte mir mal, es fehle ihm ein "Protokoll", wie er mit Frauen umzugehen habe, weil es einfach schon so viele Fettnäpfchen gibt, in die man als Heteromann treten kann.
Das finde ich ziemlich traurig, zeigt aber die tiefe Verunsicherung, mit der sich viele konfrontiert sehen, sobald es um solche Themen geht.
Und ich frag mich, muss das wirklich sein? Da finde ich Leichtigkeit und gegenseitige Zugeständnisse, auch mal in die Scheiße fassen zu dürfen (sry ^^) deutlich erstrebenswerter.
Denn das ist (echte) Freiheit für mich, in der auch individuelle Entfaltung ihren Platz hat....und nicht immer enger gefasste Kommunikationsregeln, die man einhalten muss, um nicht als ungehobelt, oder rückständig zu gelten.
Das ist so ein Punkt, der mich das Gendern ebenfalls kritisch sehen lässt.
Und ich denke, dass ich in meinem tatsächlichen Umgang mit Menschen sogar überdurchschnittlich rücksichtsvoll bin, und mich jederzeit für Minderheiten einsetzen würde, wenn ich Zeuge einer Diskriminierung werde. (Aber auch für die Bedürfnisse "normaler" Menschen wie Männer bin ich bereit, Verständnis aufzubringen...jetzt, da ich weiß, dass sie sogar 'ner Minderheit angehören, natürlich umso mehr
)
(Edit: hab den Text schnell am Handy getippt. Wer Fehler findet, darf sie gern behalten ^^)