~~~ Haruun Kal ~ im Hyperraum ~ Frachter ~ Kabine ~ mit Nylia ~~~
Was macht einen guten Lehrer aus? Jibrielle hatte sich schon einige Male diese Frage gestellt. Sie hatte dabei an Chesara gedacht und sich gefragt, was es genau gewesen war, das diese Frau für sie die beste Lehrerin im Universum gewesen war? Aber Chesara war eben vielmehr als "nur" eine Lehrerin für sie, damals und heute. Was aber hatte Chesara als Lehrerin ausgezeichnet? Jibrielle konnte es nicht genau sagen. War es ihre Geduld? Ihre Gutmütigkeit? Ihr Vertrauen? Ihre unendliche Weisheit und ihre schier unbegreiflichen Fähigkeiten? Ihre sanfte Strenge? Ihr Selbstbewusstsein, ihre Erdung? Ihr "versuch es noch einmal"? Nach allem was Jibrielle wusste streiteten sich die Geister seit jeher, was den perfekten Lehrer ausmachte. War es frontales lehren, bei dem der Schüler alles auffangen und verdauen sollte, oder war es das Schaffen der Möglichkeit etwas zu lernen, selbstständig, schrankenlos und nach eigenem Ermessen? Vielleicht wartete die beste Antwort auch hier irgendwo dazwischen. Vielleicht war die beste Antwort aber auch von Lehrer zu Lehrer und von Schüler zu Schüler verschieden. Und wirklich ideale Paare gab es da wohl selten. Jibrielle hatte keinen blassen Schimmer, ob sie an sich irgendwas zur Lehrerin taugte. Vielleicht waren ihre Fähigkeiten und ihr Wissen nicht immer das sicherste - darüber war sie sich seit jeher bewusst. Sie machte die Dinge schon immer lieber irgendwie, sodass sie damit klar kam, ohne sich besonders gut an Vorgaben zu halten oder genau zu wissen, wie sie es eigentlich tat. Nur die Macht wusste, ob so jemand dazu taugte, anderen etwas Brauchbares beizubringen. Doch als Nylia ihr gegenüber im Schneidersitz ruhend offenbar zum ersten Mal ganz in Ruhe und Gleichgewicht in die Macht eintauchte, ihre Umgebung durch die Macht spürte und die Macht anschließend meditierend in sich aufnahm, da wusste Jibrielle, dass sie immerhin irgendwas richtig gemacht haben musste und das es wohl doch Grund zur Hoffnung für ihre Lehrerschaft gab. Der Sprung aus dem Hyperraum setzte das Schlusssignal.
"Sooo ... ich würde sagen das reicht fürs Erste."
sagte Jibrielle, nachdem Meisterin und Schülerin einige Zeit in Meditation verbracht hatten, und lächelte ihrer Padawan zufrieden zu.
"Das hast du schon sehr sehr gut gemacht. Ich bin stolz auf dich! Klar war das nur Anfang, aber der ist schließlich immer das Schwerste."
Die blond gelockte Nylia streckte sich genüßlich und wirkte ehrlich ausgeruht. Die Meditation gehörte zu den wenigen Übungen in der Welt, die erholsam statt anstrengend sein konnten. Da die brünette Jedi-Ritterin jedoch sehr fokussiert meditiert und vor allem Nylias Fortschritt zu beobachten und stützen versuchte hatte, war ihr wenig Erholung geblieben.
"Wir sind doch bald da, oder? Ich muss noch meine Tasche packen."
"Das nehm ich mal an. Noch drei oder vier Stunden, denke ich."
antwortete Jibrielle und schaute zu ihrem eigenen Gepäck, so ganz unangetastet anmutend. Auf dieser Reise hatte sie wieder einmal nur aus der Tasche gelebt und sich gar nicht erst ums Auspacken bemüht, weshalb jetzt auch nichts vorzubereiten gab. Nylia hingegen war schon fleißig dabei, alles zusammen zu räumen und zu sortieren. Grinsend schaute Jibrielle ihr eine Weile dabei zu, als plötzlich eine leises Vibrieren ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Ritterin griff nach ihrem Com und sah, dass sie eine Nachricht bekommen hatte. Und zwar vom Hohen Rat der Jedi. Nylia schien nichts bemerkt zu haben und packte munter weiter.
"Ich werde mal einen Abstecher in die Küche machen. Ich hab noch nen hohlen Kuchenzahn."
meinte Jibrielle, stand vom Bettrand auf und verließ mit einem Lächeln die Kabine. Es war nicht wirklich gelogen gewesen, den ein bisschen Kuchen wäre tatsächlich gerade genau das Richtige. Doch eine Nachricht vom Hohen Rat sollte vielleicht nicht ungefiltert auf die jungen Padawanohren Nylias einprasseln. Nicht, dass es dunkle Schwingen waren, auf denen diese Nachricht kam.
In der Küche angekommen öffnete Jibrielle eine Packung mit kleinen verschweizten Schokokuchen, öffnete einen davon, biss genüßlich hinein und spielte die Nachricht ab.
Krieg. Corellia. Einstieger Heimatplanet. Schlacht. Rückeroberung. Freiwillige. Eile.
In einer Hinsicht hatte sie sich gerirrt: Nylias Ohren sollten nicht vor dieser Nachricht bewahrt werden, war sie doch an sämtliche Jedi gegangen. Doch dunkel war sie gewesen.
Jibrielle atmete einmal tief ein und aus, wippte mit dem Fuß hin und her. Sie faltete die Hände im Gesicht, stöhnte laut auf, nahm die Hände wieder aus dem rot gedrückten Gesicht und verließ die Küche, um durch das ruhige Raumschiff zu wandern, wie es scheinbar bewegungslos durch das All glitt. Schließlich machte die Padawan halt bei der kleinen Krankenstation, schaute nach, ob auch keiner darin war, und trat selbst hinein. Im Schneidersitz platzierte sie sich auf der Liege und legte das Gesicht erneut in die Hände.
Warum jetzt? Wieso schon wieder? Ord Mantell lag noch keinen ganzen Monat zurück, oder doch? Oder war es sogar schon länger? In diesem Moment hätte sie es nicht sicher sagen können, so lebendig war noch immer alles in ihr. Sie hatte gedacht, den Schrecken allmählich aus ihren Knochen heraus bekommen zu haben, doch das war wohl ein Irrtum gewesen. Wie gerade in der Küche flackerten Lichtschwerter vor ihrem inneren Auge auf, wurde ein Arm abgeschlagen, explodierten Wände und brannten Flure. Und überall die Dunkelheit drum herum. Sie spürte wie ihr Herz viel schneller schlug als sonst. Und es wieder piekste, dann und wann. Sie griff an ihre Seite und nahm Gaara in beide Hände, ließ das schmale silbrig-golden schimmernde Lichtschwert locker auf beiden Handflächen ruhen. Konnte sie jetzt schon wieder kämpfen? War sie wieder bereit dafür? Wie konnte sie nicht? Musste sie es nicht sein? Das Lichtschwert war ihr größtes Talent - oder zumindest die einzige Fähigkeit, mit der sie wirklich etwas bewirken konnte, die ihr das Leben gerettet und auf Ord Mantell so unbezahlbar gewesen war. Und auf Corellia würden sie jedes sichere Schwert brauchen. Aber wie sicher war ihr Schwert tatsächlich, wenn ihr allein der Gedanke an die Schlacht solche Furcht bereitete? Bemüht darum, sich selbst zu beruhigen, bließ Jibrielle langsam und gleichmäßig Luft ein und aus, versuchte ihre Gedanken zu Ordnen. Sie schloß die Augen und versuchte, sich tief in die Macht sinken zu lassen, sich von ihr treiben und lenken zu lassen, um eine Antwort zu finden. Sie ließ sich so tief wie selten zuvor in die Meditation sinken, sodass die äußere Welt für sie kaum noch wahrzunehmen war. War sie schon wieder bereit dafür? Konnte sie wieder kämpfen? Würde sie je wieder kämpfen können? Würde sie auf Corellia zerbrechen? Musste sie sich dieser Pflicht stellen oder feige davonlaufen? ...
In wilde Farben gehüllt drehte sich Chesara um sich selbst, wirbelte umher in einem Kleid so golden wie ihr Haar. Rhythmisch und harmonisch, fließend und gleichmäßig rauschte sie um die eigene Achse, in der Hand ein gewaltiger Fächer, erstrahlend im gleißenden Licht aller Farben des Regenbogens. Jibrielle sah auf zu ihr, wie sie über ihr ragte wie eine Kathedrale, wie ein Hochhaus, hunderte von Meter hoch, und ihr Fächer durch die Luft sauste, um das Dunkel fern zu halten.
"Tante Chesara tanzt sehr schön", sagte Lilique zu Nylia, die Beide auf dem ordentlich gemachten Bett hockten und einander Grimassen schnitten.
"Das stimmt! Und das macht sie nur für uuuuuns!", sagte Nylia und knuffte das dunkelhaarige, kleine Mädchen in die Nase.
"Jibrielle! Delia hat mir schon wieder die Nase geklaut!" rief Lilique und Nylia lachte laut auf. Jibrielle musste auch lachen. Da stand Chesara plötzlich neben ihr und reichte ihr einen kanariengelben Fächer. Jibrielle nickte und fing an zu tanzen, rotierte mit dem entfalteten, gleißend gelben Fächer umher, bis alles um sie herum von dem warmen Licht eingehüllt wurde.
"Jibrielle beschützt uns", sagte Lilique und Nylia nickte.
"Japp. Und noch mehr als das," sagte die Blondine, öffnete die Lippen erneut um zu sprechen ...
Mit einem Mal riss eine Erschütterung der Macht Jibrielle aus dem Schlaf. Sie schreckte von der Liege auf und war für einen Augenblick total orientierungslos. Dann kam alles zurück, die Erinnerung an die Reise, die Com-Nachricht und die missglückte Meditation, die wohl in ausgiebigem Schnarchen geendet hatte. Und mit den Erinnerungen kam die Welt zurück, eine Welt die plötzlich vor Reizen nur so überquol. Ganz offenbar waren sie längst auf Haruun Kal angekommen, was sie durch die heftigen Bewegungen in der Macht rund um wahrnahm. So ein Erwachen hätte auf jedem Planet ungemütlich werden können, doch Haruun Kal war da noch was anderes. Vor allem durch den hohen Anteil Machtsensitiver in der Bevölkerung, konnte hier der eigene Radar schonmal verrückt spielen. Und so hatte Jibrielle keine Ahnung, woher diese besonders hertige Erschütterung in der Macht hergekommen war. Oder vielleicht hatte sie sich das auch nur eingebildet. Oder das spielte im Moment keine Rolle. Undeutlich schwebten der Traum noch vor ihrem inneren Auge, verblasste jedoch mit jeder Sekunde, verschwamm mit jedem versuch, mehr danach zu greifen und ihn festzuhalten. Doch ein merkwürdiges Gefühl blieb. Ein Gefühl der Entschlossenheit. Jibrielle schaute auf ihr kostbares Lichtschwert Gaara, dass am Fußende ihres Bettes lag und freundlicherweise nicht bei ihrem unbeabsichtigten Schlafmanöver über die Reling der Liege gegangen war. Dann, wie in einer Bewegung, griff sie sich das Schwert, hängte es sich zurück an den Gürtel und verließ das kleine Krankenzimmer.
Die Laderampe stand offen und ließ die Düfte und weniger angenehmen Gerüche Haruun Kals hinein. Die Ritterin hatte sich von der Komfortkleidung der Reise getrennt und war in ihre Robe geschlüpft, den Mantel jedoch nicht auch noch angezogen. Haruun Kal war dafür bekannt, ein eher warm bis heißer Planet zu sein, weshalb das schwere und wärmende Stück Stoff wohl nicht nötig sein würde. Mit jedem Schritt die Rampe hinunter, eröffnete sich der Ritterin ein Stück Aussicht mehr auf Pelek Baw, das Herz der Zivilisation Haruun Kals - und wenn man den offiziellen Angaben glauben schenken durfte, fast alle anderen Organe der Zivilisation Haruun Kals obendrein. Irgendwann auf der Hälfte der Reise hatte es Jibrielle gepackt und sie hatte sich die auf ihrem Datapad abgespeicherte Abhandlung Haruun Kals vorgenommen, musste sie doch schließlich ein bisschen was über ihr nächstes Reiseziel erfahren. Dann kam eins zum anderen und sie verschlang die gesammte Abhandlung über diesen fazinierenden Planeten und seine Geschichte. Gerade mal ein fünftel des Planetens war überhaupt bewohnbar, erstreckte sich doch jenseits der Hochplateaus ein Meer aus giftigen Gasen. Und wo auf diesen Plateaus nicht der Dschungel regierte, hatten Zugewanderte die wenigen Städte erbaut, die Haruun Kal besaß. Pelek Baw war die mit Abstand größte.
Jibrielle sah sich auf der Landeplattform um, bemerkte fleißig ab- oder aufladende Packer bei ihren Transportschiffen oder Mechaniker schwere Werkzeuge hin und her buckeln, sah die kompakten Behausungen, aus der von hier aus scheinend die ganze Stadt zu bestehen schien. Das ganze schien wie ein hochtechnisierter Slum - auch wenn die Stimmung deutlich besser zu sein schien. Alle hatten etwas zu tun, waren unterwegs von A nach B oder standen plaudernd beieinander, lachten oder schloßen Geschäfte ab. Zwar war der Landeplatz wie jeder andere Landeplatz in der Galaxis in erster Linie Abstellort für Raumschiffe, doch erstreckte sich das Stadtleben auf ganz natürliche Weise hinein. Mit ernster Miene beobachtete Jibrielle die Szenerie, achtete auf jedes Detail, blieb mit ihren Blicken am Lächeln der Leute fest, und grübelte.
Diese Stadt und ihre Bevölkerung war ein Wunder. Über Jahrhunderte hatte es Krieg zwischen den Ureinwohnern, den Korunnai, und den Siedlern, den Balawai, gegeben, bis sie das Sterben eines Tages nicht mehr ertrugen und allem Hass und allen Vorurteilen zum Trotz Frieden schloßen, ja sogar eine neue Regierung formten. Jetzt teilten sie sich diese Stadt, die selbst schon ein Symbol des Überlebenswillen darstellte. Eigentlich sollten die Pilze und Flechten dieses Planeten ein Leben mit Technologie unmöglich machen, zerfrassen sie doch sämtliche Metalle binnen kürzester Zeit. Doch ein die ganze Stadt umspannendes Anti-Septische Schild bewahrte Pelek Baw vor der draußen lauernden Bedrohung, umspannte eine Zone des Friedens gegen den so tödlichen Dschungel mit seinen Parasiten und giftigen Tieren überall. Dieser Planet war ein Planet des Todes ... und doch lebte man hier.
Die Bewohner Haruun Kals hatten einen großen Krieg begonnen, um alle Kriege zu beenden. Sie wollten das Sterben aufhalten, sei es durch eine letzte Schlacht oder einen großen Schild, der die Stadt in eine liebevolle Umarmung hüllt. Verdiente Corellia nicht dasselbe? Wie konnte Jibrielle ruhigen Gewissens ausharren, Angst vor der eigenen Courage oder den Schrecken des Tötens haben, während auf Corellia Väter und Söhne, Mütter und Töchter sterben würden? Jibrielle sah auf zum klaren Himmel, zur gleißenden Sonne, und konnte undeutlich die Brechungen erkennen, als sich das Sonnenlicht im großen Anti-Septischen Schild spiegelte. Sie blickte hinab auf Gaara in ihrer Hand. Was hatte sie noch gleich zu Chesara gesagt gehabt? Gaara war zwar ein Schwert, doch es könne auch ein Schild sein? Es käme nur darauf an wie sie es benutzte? Wenn sie mit Gaara nach Corellia ging, konnte sie dort für die Kämpfenden ein Schild sein. Ein Schwert würde sie sein, wenn es nicht anders ging, sicher. Aber Gaaras Name war nicht zum töten, sondern zum Schützen gedacht.
Wo war Chesara? Nun wusste Jibrielle, was der Traum bedeuten sollte. Sie musste zu ihr, doch konnte sie sie nirgendwo nahe des Schiffes erspüren. Noch immer war das Durcheinander in der Macht für sie zu groß, um Chesaras Präsens auch auf längere Entfernung zu fühlen, weshalb Jibrielle wohl nichts anderes übrig blieb, als in der Umgebung nach ihr zu suchen. Sie musste sie finden, und ihr ihren Entschluss mitteilen. Sie würde Corellia ihr Schwert leihen und ein Schild sein!
Zügigen Schrittes kam sie auf den angrenzenden Markt, auf dem ein buntes Gewusel herrschte. Jeder vierte oder fünfte war dunkelhäutig oder hatte caramelfarbene Haut. Korunnai, wusste Jibrielle, war doch das machtsensitive Volk der Ureinwohner Haruun Kals mit dieser stärker pigmentierten Haut beschenkt. Die Intergration hatte sich offensichtlich voll und ganz vollzogen und nur die verhältnismäßig geringere Ziffer der Korunnai sorgte noch dafür, dass die Balawai in der Überzahl waren. Mit Blick auf einen sehr hübschen Jungen mit caramelfarbener Haut, der gerade lautstark die Zeitung des Tages unter die Menge brachte, dachte Jibrielle jedoch, dass auch in Sachen Bevölkerungsdichte die Intergration in vollem Gange war.
Während Jibrielle so durch die Menge glitt, verwunderte Blicke angesichts ihres Outfits ignorierte und Ausschau nach Chesara hielt, flackerte plötzlich in ihrer Nähe eine bekannte Aura auf. Doch gerade als sie erfreut nach dem Namen ihrer ehemaligen Meisterin rufen wollte, merkte sie, dass es sich gar nicht um deren Präsens handelte, sondern um Nylias. Nylia? War sie nicht auf dem Schiff? Sie hatte ganz vergessen, nach ihr zu sehen. Was machte sie hier draußen?
Die Jedi-Ritterin ging an ein paar Ständen vorbei, bis sie die blonde Padawan in den Blick bekam. Nylia stand gerade an einer Bude, die allerlei merkwürdige kulinarische Spezialitäten verkaufte. In ihrer Hand hielt sie ein scheinbar in Blätter gerollte Speise, bis ab und kaute genüßlich. Der Verkäufer prallte lautstark über seine Akk-Röllchen und wie sensationell runtergesetzt sie waren. Nylia lachte lauthals auf angesichts des Preises und verzichtete darauf, über diese Kostprobe hinaus etwas von diesem Leckerbissen zu kaufen.
Ein Lächeln schlich sich auf Jibrielles Züge. Sie hatte ja gar nicht gewusst, dass Nylia eine Schwäche für so ungewöhnliche Küche hatte. Doch dabei beließ es Nylia nicht. Die blonde Padawan ging zu einem Bücherstand nebenan und schaute interessiert von Einband zu Einband, nahm sogar eines in die Hand und blätterte daraufhin in dem Schmöcker, der, soweit Jibrielle es erkennen konnte, die Sagensammlung "Legenden des Dschungels" hieß. Anschließend schaute sie sich mit stummer Begeisterung einige sehr schön verzierte und in ihrer Schlichtheit anmutige Bücher an, bei denen es sich wohl um Tagebücher handelte. Fast schon vorsichtig fuhren ihre Finger über das Leder und die herausgestanzte Schrift des Titels "Das Ohr der Einsamen". Für ein paar Sekunden blieb Nylia bei diesem Tagebuch stehen, schüttelte dann aber den Kopf und entschuldigte sich bei dem aufdringlichen Händler, dass sie das Buch doch nicht kaufen wolle. Dann bemerkte sie Jibrielle. Grinsend und mit großen Augen kam sie auf ihre Meisterin zu und die beiden umarmten sich freundschaftlich, wie es Gewohnheit geworden war. Dann erkundigte sich Nylia wie es Jibrielle hier auf dem Markt gefiel und was sie noch auf dem Schiff gemacht habe, doch Jibrielle spürte wie etwas in Nylia das lächeln allmählich wieder verschwinden ließ.
"Ich bin wohl nochmal eingenickt, glaub ich. Eigentlich war ich auf der Suche nach Chesara, deshalb bin ich hierher gekommen. Diese Stadt ist auf jeden Fall ... beeindruckend ..."
sagte Jibrielle und sah, wie ihre Padawan wieder die alte, nur zu bekannte steifer werdende Haltung annahm. Sie nickte der brünetten Jedi-Ritterin zu.
"Vielleicht musste Chesara was erledigen gehen. Vielleicht irgendwas wegen der Nachricht, die vorhin rumging."
sagte Nylia und blickte Jibrielle mal fest in die Augen, mal wie ausweichend umher. Dann fragte sie:
"Wirst du auch zu der Schlacht auf Corellia gehen?"
Sie ließ es beinah überzeugend lässig klingen, wie eine Nebensächlichkeit, wie lediglich von Neugier getrieben. Jibrielle lächelte sie entschuldigend an und widerstand dem Wunsch, ihr über die Schulter zu streichen.
"Nein. Wir sind doch jetzt auf Haruun Kal und deine Ausbildung hat doch gerade erst angefangen. Da hau ich doch nicht schon wieder ab." Ich bin nicht Tylaar, ich werde nicht einfach wieder weggehen, dachte Jibrielle.
"Achso?"
sagte Nylia, als wollte sie ihr nicht so recht glauben.
"Neeeee ...", meinte Jibrielle und machte eine Grimasse, "die Jedi werden doch überall in der Galaxis gebraucht und da können doch nicht alle zu einem Punkt hechten. Mein Platz ist hier." Bei dir. Auch hier werde ich gebraucht, kann ein Schild sein. Hier ist jemand, den ich auf keinen Fall im Stich lassen darf.
Jibrielle grinste Nylia an, deren Miene sich plötzlich sichtbar aufhellte. Dann schlang sie den Arm um Nylias Ellenbogen und schlenderte mit ihr den Markt entlang, langsam zurück Richtung Landeplatz.
~~~ Haruun Kal ~ Pelek Baw ~ Markt ~ mit Nylia unter Leuten ~~~