Die Eröffnungsszene der letzten Folge der 2. Staffel gehört mich zu den starken Momenten der filmischen Tolkien-Adaptionen.
Gut möglich, dass das meine Lieblingsszene nicht nur dieser Staffel, sondern der gesamten bisherigen Serie ist. Die Szene hatte irgendwie alles, was ich mir von bewegtem Tolkienmaterial wünsche: wenige Worte, dafür aber die richtigen; eine Bildgewalt und - ästhetik, in der sich visuell regelrecht baden lässt und dazu ein Score, der für ein wahres Feuerwerk an Emotionen sorgt. Das hatte tatsächlich schon Filmqualität und wäre eigentlich was für die große Leinwand.
Zur Staffel insgesamt lässt sich meinerseits sagen, dass ich sie etwas durchwachsen fand. Es reihten sich gute, mitunter sogar großartige Momente an solche, die bei mir leider die Wirkung verfehlten. Sei es, weil eine Schippe zu wenig draufgepackt wurde (wie etwa bei den Barrow Wights aus Episode 4 - das war einfach nicht unheimlich genug), oder genau umgekehrt eine Schippe zu viel (dabei denke ich vor allem an die Annatar-Erscheinung aus Episode 2. Für mich war das dramaturgisch wie ein übervolles Glas, das permanent Gefahr lief, überzuschwappen. Der "Lord of the Rings"- Sager war cool und meines Erachtens ziemlich on point - die Minuten direkt davor und danach jedoch ein bisschen cheesy, leider. Ich bin der Serie ja wohlgesonnen, aber als Sauron sich als "An-natarrrr" vorstellt und Celebrimbor das nachbrabbelt wie ein Kleinkind, das gerade sprechen lernt, musste ich lachen.
Den Handlungsstrang des Fremden fand ich in dieser Staffel viel spannender als in der letzten, während der Númenor-Plot für meinen Geschmack etwas an Qualität eingebüßt hat. Angesichts dessen, was sich dort alles anbahnt – gerade in Vorbereitung auf zukünftige große Ereignisse – fühlte sich vieles zu gehetzt und oberflächlich abgehandelt an. Hier wird das größte Problem der Serie deutlich: die vielen parallel laufenden Handlungsstränge, die es unmöglich machen, allen Geschehnissen und Charakteren die Tiefe zu geben, die sie verdienen. Dadurch entstehen zwangsläufig erzählerische Einbußen. Aus diesem Grund haben für mich die Episoden 5-7 wohl auch am besten funktioniert. Sie wirkten wie aus einem Guss, fokussierten sich auf wenige, zusammenhängende Handlungsstränge und zeigten eindrucksvoll, wie hoch das Niveau der Serie sein kann – wenn sie sich auf das Wesentliche konzentriert.
Es gibt noch ein paar Sachen, die mir wenig bis gar nicht gefielen (vorwiegend narrativer Natur), dazu aber vielleicht ein andermal mehr.
Alles in allem zählt RoP für mich nach wie vor zu den qualitativ hochwertigsten Produktionen, welche die aktuelle Serienlandschaft zu bieten hat.