Man muss bei TRON aber auch fairerweise dazusagen, dass das damals noch eher was Neues war als jetzt und dementsprechend wohl auch noch seine Faszination ausgebübt hat...
ACK, dass sehe ich auch so. IMO gibt es dabei generell auch einen durchaus nicht unerheblichen Unterschied zwischen weitaus jüngeren und älteren Darstellern:
Viele "ältere" Darsteller bringen teilweise ganz andere Grundlagen bzw. Befähigungen der Vorstellungskraft und Fantasie mit, was IMO vlt. auch damit zusammenhängt,. wie sei selbst mal aufgewachsen sind (also mit Schwarzweiß-TV oder gar nur dem Radio).
Jüngere Darsteller haben es was das betrifft IMO schlichtweg schwerer, weil sie in medial übersättigteren Zeiten aufgewachsen sind und auch die Mentalitätsentwicklung innerhalb der Industrienationen nicht gerade immer nur der Entwicklung von Fantasie- und Vorstellungskraft förderlich sind.
Menschen, die wie GL selbst oder auch so mancher ältere Schauspieler zu bestimmten früheren Zeiten geboren wurden, sind in ganz anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen aufgewachsen - vielmehr in Zeiten, in denen Gesellschaft und Gemeinschaft z. B. Enthusiasmus und Aufbruchstimmungen nicht nur förderte oder eher zuließ, sondern sich auch diese unterstützende Freiheiten und Freiräume herausbildeten und in welche gerade junge, dynamische und aufstrebende Leute hineinstießen mit ihrem Fundus bzw. Fundament an Fantasie und Vorstellungskraft.
Für mich ist es daher wenig verwunderlich, was z. B. ein Darsteller wie Christopher Lee zum Thema "Green Screen"-Drehs gesagt haben soll (weiß aber nicht mehr, wo ich das gelesen hatte!
): Er hatte schlichtweg wohl sinngemäß gemeint, dass es für ihn verwirrend, aber gleichsam auch sehr spaßig war (IMO hatte sich das auf Drehs für die Kampfsequenz in AOTC mit dem später virtuell hinzu gefügten Yoda bezogen gehabt!).
Später dann mit dem sich Durchsetzen bestimmten modernerer Tricktechnologien kamen dann natürlich - wie Darth Stassen schon anmerkte - ...und wohlgemerkt war da ja die OT nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung... bestimmte andere Schwierigkeiten hinzu, die aber die Schauspeler der damaligen Generationen sowohl mit ihrer eigenen Faszination und Erleichterung gerne an bzw. in Kauf nahmen, denn diese kannten bei der Produktionen von Spielfilmen oder Filmen selbst inzwischen die damit verbundenen Gefahren für ihre körperliche Versehrtheit und Gesundheit.
Harrison Ford fing sich z. B. bei seinem Indiana-Jones-Dreh einen Magen-Darm-Virus o. Ä. ein (woraus die berühmte Szene entstand, in der er seinen Gegner schlichtweg entnervt erschießt!).
Und ich glaube, dass einfach damals da viel dran war: Was gut für die Film- und Schauspieler-Branche war, war aber nicht unbedingt immer nur gut für die Präsentations- bzw. Darstellungskraft-Wirkung eines Films.
Klar wirkt es eben später auf der Leinwand wesentlich intensiver, wenn sich echte Schauspieler durch einen echten Wüstensandsturm in einer eben realen tunesischen oder afrikanischen Wüste kämpfen, als wenn das CGI-Figuren sind und auch der ganze Wüstensturm nur virtuell ist - oder gar die Umgebung. DAS kann einfach auch ein sehr guter CG-Designer nicht in allen Belangen so überzeugend umsetzen, weil dieser eigtl. dann diese Realität kennen müsste, um zu wissen, wie sich die CGI-Figur dabei fühlen müsste.
Doch für frühere Schauspieler waren die Drehbedingungen teilweise noch bis spätestens Mitte der 80er Jahre oder gar noch länger, soweit es so von Produzenten und Regisseuren noch gefordert war, eben ein wirklich ECHTES und häufig wenig erbauliches Abenteuer und konnte echte Gefahren für Leib und Gesundheit mit sich bringen.
...Das hat niemand geahnt. Auch Lucas selbst nicht, der hat schon gehofft, er bekommt die Kosten wieder rein. Steven Spielberg sagte immerhin, der Film könnte ein Hit werden, nachdem er das Drehbuch gelesen hatte...
Wobei ich zugeben muss nicht zu wissen, ob Guinness und Spielberg sich damals (schon - ??) kannten (oder sich überhaupt je persönlich mal getroffen haben!!!).
Aber in jedem Fall sehe ich hierin genau den Punkt begraben, dass Guinness hier wohl eher etwas mit letzter Verzweifelung die Wertbetrommel für dieses Projekt rührte - eben, WEIL er selbst daran beteiligt war und sich aber gerade wegen seiner eigenen nicht unwesentlichen Berufserfahrung zu der Zeit wohl sicherlich dem damit verbundenem Risiko bewusst war!
Denn was mich eben einfach auch wundert - Guinness war bis dahin als ernst zu nehmender Charakterdarsteller doch relativ erfolgreich gewesen und auch gelobt worden und das er letztlich soviel Kasse dann durch den Erfolg mit ANH und der OT machen würde, hat er selbst doch nicht wissen können. Im Gegenteil sehe ich Guinness als "satirisches Schlitzohr", der so etwas selbst nicht so ernst nahm, wie er es hier aussagte oder darstellte.
In sofern glaube ich nicht, dass Guinness tatsächlich so sehr von dem Projekt überzeugt war wie er tat. Vielleicht aber sah er zumindest tatsächlich ein gewisses Potenzial in diesem Projekt.
Vielleicht aber war er sich eben auch gar bereits bewusst, dass er selbst als "Star"-Darsteller nicht mehr so lange machen würde und wollte vlt. gerade einfach nur wegen etwaiger eigener Ressentiments ggü. dem "alten" Hollywood" einen Jung-Regisseur wie GL irgendwo einfach nur unterstützen und fördern (Immerhin waren die 70er Jahre in Amerika ja wohl eine Art "Zeit des Umbruchs" für die Film-Branche, weil gerade Ende der 60er Low-Budget-Produktionen wie "Easy Rider" gezeigt hatten, dass die früheren, etablierten Erfolgskonzepte des "alten Hollywood" nicht mehr ausreichten bzw. nicht das Ende der Fahnenstange waren!)
...Apropos: Den hat Sir Alec ja vor ANH gedreht. Und wer die DVD hat, sollte mal einen Blick auf das Bonusmaterial werfen. Der Drehbuchautor erzählt nämlich davon, wie Alec Guinness in den Pausen das Star Wars Script gelesen hat und davon sehr angetan war. Also tatsächlich keine Legendenbildung...
Ja, Legendenbildung... Oder ist es nur die Bestätigung einer weiteren "Mär von modern New-Hollywood", in dem heute frühere Independent- und Autonomen-Filmemacher wie GL, Coppola, Scorsese usw. maßgeblich sind?
Ist es vlt. gar nichts weiter als die "Nährung des Mythos Star Wars" und was er für die Film-Branche in Amerika bedeutete, für ein erneutes "Aufbäumen des american Dream of Moviemaking" und somit der "Hollywood"-Traditionen, mit denen letztlich ja GL und die anderen heutigen "Alteingesessenen" dort doch auch irgendwo aufgewachsen waren?
Ich meine - ich will es mal so ausdrücken - Guinness stammte mit seinem Alter noch aus einer generativen Schmiede an Filmbranchen-Beruflern, die gelernt hatten, dass man eines nach außen hin in die Öffentlichkeit niemals tat: Im Nachhinein einräumen, dass man sich vlt. gar eigentlich geirrt haben könnte oder so manches, was den früheren "Mythos von Hollywood" bzw. der US-Filmbranche in der Öffentlichkeit nährte, gar nicht der eigentlichen Wahrheit entsprach - also ähnlich, wie GL eigtl. später bestimmte "Fan-Mythen" ggü. dem, was man ihm alles zuschusterte, aus- bzw. damit aufräumte - wie z. B. dem Mythos, er hätte diesen ungeheuren Erfolg mit ANH seinerzeit vorkalkuliert.
Ich meine - was genau SIEHT bzw. HÖRT - also ERFÄHRT man denn in besagter Making-of-Doku auf der "Eine Leiche zum Dessert"-DVD? (Ist jetzt eine ernst gemeinte Frage, weil ich die nicht kenne bzw. habe!). Bloß, dass Guinness von etwas neuem, andersartigem begeistert war? Bloß, weil Guinness aber in Wahrheit mit dem was er da las eine Möglichkeit sah, der in seinen Jahren an Berufserfahrung als sicherlich häufig unfair und unlogisch empfindbaren und undankbaren Branche und all den törichten Kino-Zuschauern, die nicht begriffen hatten, dass für einen Schauspieler genau DAS ihr Beruf war, ihre Existenz- und Lebensgrundlage, eins auszuwischen?
Ich meine - herrje, Guinness war ein gut ausgebildeter und gebildeter, wie kluger und intelligenter Mann und Schauspieler! Hätte er nicht genau begriffen, WAS er da eigentlich las?
Die Rollen, die er zuvor spielte, zeigen für mich ganz klar, dass Guinness da anderen Maßstäben nachhing und ein Projekt wie ANH war inhaltlich IMO für ihn somit eigentlich eher lächerlich.
Und ebenso meine ich - hey, welche Filme waren denn in jenen Jahren WIRKLICH erfolgreich? Es war ein Film wie "Der weiße Hai" oder Coppolas "Der Pate" gewesen, nicht etwa "American Graffiti". Letzterer war zwar "ausreichend" erfolgreich, um für GL eine gewisse Reputation bzw. ein gewisses wesentliches Renommee zu bedeuten.
Nein, ich könnte mir gar vorstellen, dass Guinness zu der Zeit wenig bis gar keine vernünftigen Rollenangebote mehr bekam. Wer waren die damals wirklich neuen "Stars"? Es waren entsprechende Jungschauspieler wie Richard Dreyfuss, Roy Scheider, Robert DeNiro oder Al Pacino.
Nein, im Gegenteil glaube ich auch eher, dass jemand wie Guinness sich durchaus sehr dem Unterschied auch noch bewusst war, der allein zwischen ihm und einem Hollywood-Schwergewicht wie Marlon Brando lag - und selbst für den waren mit den 70ern nicht gerade "wieder bessere Zeiten angelaufen".
Somit glaube ich eher, dass Guinness hier von einem "kleinen Projekt" ausging und er zumindest darin eine halbwegs würdevolle und seinem Alter entsprechende Rolle hatte - und eben nicht ein Maskeraden-Herumgehüpfe wie in "Eine Leiche zum Dessert". Guinness muss IMO viel zu Stolz gewesen sein - auch und vor allem darauf, ein ernst zunehmender Charakterdarsteller zu sein - als sich vlt. mit "Charlies Tanten"-Rollen zu begnügen. So etwas sind IMO eher in den Augen von Darstellern mit solchen Ansprüchen "Übungsrollen" - und so etwas wollte Guinness IMo auch nicht wirklich wiederholen. Er hatte so etwas bereits Jahre zuvor schon gespielt gehabt und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er sehr erbaut davon war, wieder bei einem Projekt für eine Einzeldarstellergage mehrere verschiedene Charaktere bzw. Rollen darzustellen.
Außerdem gibt es in ANH EINE Szene an Bord des Falken, wo Guinness sozusagen im hinteren Teil des Schiffes auf den Sitzplatz hetzt? Ich habe mir als mir das mal überrascht auffiel die Szene auf DVD langsamer angeschaut und gar gestoppt.
Es ist nicht ungeschickt gemacht: Guinness wirkt in der Szene, als sei er atemlos bzw. würde das spielen, weil er gerade an Bord des Falken gehetzt war. Doch wie wird eine solche Szene in Realität gedreht? Man hat diesen hinteren Teil des Falken als separates Set und Guinness hatte dort vlt. gerade mal nicht viel mehr als eine Kurzstrecke bis zu Sitzbank zu bewältigen - und IMO ist seine "Atemlosigkeit" dort nicht mehr einfach gut geschauspielert! Er sieht da wirklich recht fertig aus und fast, als wenn er Schmerzen hatte.
Wie es auch immer aber war - ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass Guinness bereits zu Zeiten von "Dessert für eine Leiche" bewusst auf körperlich weniger anstregende Rollen hoffte.
Er war schlichtweg kein junger Mann mehr!