Kelada (Kelada-System)

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Residenz des Premierminiskus / Bankettsaal ] Arlen, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Gorah-Un und der Regierungsrat

Erleichtert atmete Arlen auf, als Gorah-Un den gestellten Bedingungen zustimmte. Das Wie einen imperialen Beamten zu entführen, würde war ein Problem für die Zukunft. Doch alles, was jetzt zählte war dieser Erfolg. Sie hatten einen Ort, an dem sie befreite Aquaner und Zwangsarbeiter verstecken konnten und der NRGD einen neuen Verbündeten. New IndSec war zwar nicht um die Ecke, doch würde eine derart versteckte Operationsbasis Gold wert sein! Der Premierminister kündigte den Hauptgang an und für eine Weile wandte die Konversation sich wieder nervenaufreibenden Themen zu.

Das gereichte Essen war köstlich! Bereits das Gefängnisessen hatte ihnen geschmeckt, doch war dies gar kein Vergleich. Es gab Fisch und Wasserpflanzen, gebacken in einem Teig aus einer Art Getreide, die Arlen nicht so recht einordnen konnte. Der resultierende Mantel war blauschwarz und ausgesprochen buttrig, was ihn dazu veranlasste sich gleich zwei Mal nachzunehmen. Für den Nachtisch hatte er dann fast keinen Platz mehr, doch fand sich dann doch ein Plätzchen in seinem Magen für die salzig-süße Köstlichkeit. Die Konversation hatte sich unterdessen wieder der Logistik zugewandt, nämlich was ihre Schritte waren.


„So sehr ich Ihre Gastfreundschaft genieße, so wenig können wir sie strapazieren, fürchte ich.“

, begann Arlen und trank das gereichte Gläschen Digestif in einem Zug aus.

„Wir haben noch zwei weitere Koordinatensätze abzuklappern und je länger wir nach dem Jedi-Tempel suchen, desto weniger Unschuldigen können wir helfen. Ich schlage vor, dass wir noch zwei Tage ausruhen und uns dann wieder auf den Weg machen. Zunächst zurück nach Colina – vielleicht haben wir dort ja Glück mit unserer Suche. Und wenn wir schon einmal da sind, können wir uns auch direkt um Jittek kümmern.“

Kurz zögerte er und wandte sich dann an Gorah-Un.

„Würde es Sie stören uns für Morgen ein Bongo zur Verfügung stellen, mit dem Meisterin Mu’tabars ehemaliger Residenz einen Besuch abstatten können?“

Arlen hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben hier oben zumindest ein paar Fortschritte auf der Sekundärmission zu machen. Wer wusste schon, ob Mu’tabar nicht etwas bei sich aufbewahrt hatte, das für den Orden von Bedeutung sein konnte. Er hoffte nur, dass Gorah-Un ihm das Ansinnen nicht als Grabräuberei auslegen würde. Doch seine Sorge war unbegründet. Der Premierminiskus nickte und schaute einen Moment in sein eigenes Schnapsgläschen, bevor er antwortete:

„Das sollte kein Problem darstellen. Ebenfalls können wir Ihnen ein paar Druckanzüge zur Verfügung stellen. Damit sollten Sie alles erreichen können, was Ihnen vorschwebt. Würde es Sie stören einen Gedenkkranz zu überbringen, wenn Sie schon einmal dort sind?“

„Selbstverständlich nicht, Premierminister.“

, sagte Arlen und wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab. Ein zufriedenes Nicken ging auch durch den Regierungsrat. Der Abend klang aus und schließlich erhoben die Anwesenden sich von ihren Sitzen. Erneut erschien Corporal Kiekebeld um die Jedi zurück zu den Unterkünften zu geleiten. Während sie gingen, warf Arlen Faith einen Blick zu:

„Kommt eine Lektion Tiefschlaftrance für heute noch in Frage, oder habe ich mich für dieses Privileg zu sehr demontiert heute?“

Arlen schenkte der Padawan ein schiefes Lächeln, sah dann doch ein bisschen verlegen zu Boden.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Auf dem Weg zu den Unterkünften ] Arlen, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Corporal Kiekebeld
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Auf dem Weg in die Unterkunft ]
Faith, Arlen, Tha'klen und Corporal Kiekebeld

Faith warf Arlen einen kurzen Seitenblick zu, als er die Tiefschlaftrance ansprach. Sein schiefes Lächeln, gepaart mit dem unsicheren Blick, den er oft aufsetzte, wenn er seine Unsicherheit hinter Sarkasmus verbarg, ließ ihr Herz für einen Moment schneller schlagen. Sie konnte sich gar nicht dagegen wehren, dass auch ihr Mund sich zu einem Lächeln verzog.

“Ja, das hast du dir fast versaut”, sagte sie trocken. “Aber ich wollte es ja auch Tha’klen zeigen. Und ich kann ja schlecht deinen Padawan für deinen Müll verantwortlich machen.”

Ihre Stimme klang ruhig, fast sachlich, doch der schnippische Unterton war unüberhörbar.

“Und wenn du dich dabei im selben Raum aufhältst …”, sie zuckte mit den Schultern, “ … kann ich dich wohl kaum ausschließen.”

Ohne ihn anzusehen, knuffte sie ihm im Gehen mit ihrem Ellbogen leicht gegen den Arm, wobei sie ein wenig taumelte und mit der Schulter gegen ihn lehnte. Es war eine flüchtige, fast beiläufige Berührung, doch sie brachte ihren Herzschlag für einen Moment aus dem Takt.

Als sie ihre Unterkunft erreichten und Corporal Kiekebeld sie allein ließ, spürte Faith endlich die Ruhe eintreten. Die sanften, natürlichen Lichtstreifen, die durch den Raum zogen, warfen ein warmes Glühen auf den Boden. Die Padawan spürte, dass in diesem Moment die große Last der letzten Tage von ihren Schultern fiel. Mit geübter Handbewegung öffnete sie den Zopf ihres kurzen Haares und schüttelte es befreiend aus. Dabei stellte sie überrascht fest, dass man ihnen in der Zwischenzeit frische Kleidung gebracht hatte. Sie griff den gefalteten Stapel, den man ihr auf das Bett gelegt hatte, entschuldigte sich - erneut - und betrat das Bad, wo sie sich für die Nacht frisch machte und in ein bequemes Hemd warf, das sich unter den Sachen befand.

Nachdem sie zurückkam, wartete sie geduldig ab, bis die beiden anderen soweit waren und forderte sie dann mit einem schlichten
“Setzt euch” auf, es ihr gleichzutun. Sie selbst ließ sich in den Schneidersitz auf den Boden sinken.

“Ich glaube, es ist einfacher, wenn wir es zusammen machen.”
Mit einer einladenden Handgeste deutete die junge Frau auf den Platz vor sich.

“Wie gesagt … ich kann versuchen, euch zu erklären, wie ich mich in die Trance versetze.”

Sie kreiste etwas mit der Schulter, während sie ihre Hände auf die zusammengefalteten Beine legte.

“Versucht einfach, es genauso nachzumachen. Oder vielleicht finden wir … zusammen eine bessere Methode für euch.”

Faith kratzte sich verlegen an der Nase. Es fühlte sich komisch an, Arlen etwas beibringen zu wollen. Sie war es zwar gewohnt, Anweisungen zu erteilen - schließlich war sie stellvertretende Zugführerin -, aber das hier war etwas völlig anderes. Jemandem ein intimes, persönliches Erlebnis mit der Macht begreifbar und im besten Falle sogar nutzbar zu machen, konnte man nicht mit militärischen Befehlen vergleichen. Kein Stück.

“Im Grunde meditieren wir nun”, erklärte Faith.
“Unser Geist muss in der Macht ruhen. Aber der Schlüssel ist …”

Sie machte eine kurze Pause und sah ihrem ehemaligen Mitschüler direkt in die Augen.
“... Vertrauen. Also in die Macht. Und in euch selbst.”

Faith verstummte kurz, während sie sich in dem Farbenspiel verlor, den Arlens Augen darstellten. Warum sah er sie so eindringlich an? Verlegen zuckte ihr eigener Blick kurz zur Seite, nur um den seinen kurz darauf wieder zu suchen.

“Und in uns”
, führte sie diesen Teil ihrer Erklärung zuende.

“Schließt die Augen”, sagte sie leise, aber bestimmt, tat es derweil selbst und rückte ihren Körper gerade. Das würde ihr dabei helfen, sich konzentrieren zu können. Warum musste er so einen intensiven Blick haben?

“Spürt die Macht. Lasst euch auf sie ein.”

Faith atmete tief durch und ließ sich selbst von den sanften Strömen der umfassenden Energie durchfließen. Sanft ließ sie ihren Körper im Fluss der Macht mitschwingen und heftete ihren Geist an die dünnen Fasern, die sie alle miteinander und mit der Umgebung verband.

“Lasst euch mit treiben”, flüsterte sie sanft.
“Die Macht wird uns tragen … uns lenken … und halten.”

Die Padawan bekam es gar nicht bewusst mit, wie sich ihr linker Arm nach vorn bewegte. Erst als ihre Fingerkuppen die raue Haut des Siths berührten, stellte sie fest, dass sie unwillkürlich nach seiner Hand gegriffen hatte. Unter normalen Umständen hätte sie verlegen zurück gezuckt. Sie hätte ihre Hand zurückziehen können, vielleicht sogar sollen. Doch sie tat es nicht. Irgendetwas sagte ihr, dass es so sein musste. Die Verbindung zur Macht floss durch ihre Finger, das nahm sie ganz deutlich wahr. Also ließ sie ihre Finger stattdessen sanft auf seiner Hand ruhen, während sie ihren Geist weiter in die Ströme der Macht eintauchen ließ. Sie spürte, wie sich die Energie herum an sie anpasste. Sie wurde sanfter, ruhiger, mit jeder Sekunde, die sie in der Meditation verbrachten. Es war, als würde die Macht sich selbst in eine tiefe, fast schwerelose Stille einhüllen.

“Atmet langsam. Gleichmäßig. Lasst die Anspannung los.”

Sie atmete lang aus.
“Last die Zweifel los.”
Tiefes Einatmen.
“Lasst die Angst los.”
Erneut langes Ausatmen.

“Lasst euch fallen”
, flüsterte sie erneut. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch, getragen von der Macht selbst. Diese Technik war buchstäblich eine Trance. Was dort geschah, musste die Macht erledigen, nicht sie selbst. Dafür war es - ihrer Erfahrung nach - notwendig, sich ihr vollständig zu ergeben, hinzugeben, alle Gedanken fallen zu lassen.

“Es ist wie Einschlafen. Aber im Schoß der Macht.”

Faith öffnete sich weiter für die Ströme der Macht. Sie erlaubte ihrer eigenen Präsenz, ein Wegweiser für die anderen zu sein. Wenn sie wollten und sich darauf einließen, konnten sie sich mit ihr Verbinden und sie würde ihnen den Pfad in den Schutz der Macht weisen. Nicht durch Worte, sondern lediglich durch ihr eigenes Sein. Sie blieb eine beständige Aura in der Macht und nahm jeden Faden entgegen, der sich ihr näherte. Sie glaubte, sowohl Arlen als auch Tha’klen zu spüren. Unwillkürlich schloss sich Faiths Hand um seine. Sie hatte das Gefühl, dass es richtig war, ihm Halt zu geben. Oder war es, um sich selbst daran zu erinnern, dass er wirklich hier war? Dass sie nicht schlief?
Je tiefer sie selbst in die Meditation glitt, desto stärker spürte sie die Wärme der Macht. Die Zeit schien stillzustehen. Der Lärm des Lebens, die Sorgen der vergangenen Tage, aber auch alles Schöne, selbst die Berührung seiner Hand - all das verblasste. Es gab nur noch die Macht. Die Macht war ein lebendiges Pulsieren, das sie umgab und trug. Faith spürte nicht, wie ihr eigenes Herz sich verlangsamte, doch sie spürte, wie ihr Geist frei wurde, sich öffnete und in das endlos weite Meer der Macht überging, während Körper und Seele durch sie geheilt wurden.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als sie wieder zu sich kam. Faith wagte es nicht, sich zu bewegen. Noch immer konnte sie Arlens Hand in ihrer eigenen spüren. Sanft strich sie mit ihrem Daumen über seine raue Haut. Alles fühlte sich in diesem Moment gut an, aber das ganz besonders.


[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | in der Unterkunft ]
Faith, Arlen und Tha'klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Unterkünfte / Jedi-Wohnung ] Arlen, Faith und Tha'klen

Während Faith im Bad war, nutzte Arlen die Gelegenheit ein paar Gedanken an die Beziehung zu verschwenden in der sie zu einander standen. Als Padawane waren sie immer gute Freunde gewesen und hätte man ihn gefragt, er hätte auch heute noch genau dies gesagt. Dass sie ihn heute nicht aufgegeben hatte, rechnete er ihr hoch an. Und doch…war Freundschaft alles, was hier vorging? Eigentlich wollte er sagen ja, doch sagte etwas ihm, dass er sich hier grade ein Bisschen selbst belog. Wenn er seine Gefühle erforschte, dann offenbarte sich da ein Mehr, das ihn offen gestanden nervös machte.

Mindestens verknallt war er in Faith, wobei Luft nach oben lediglich davon begrenzt wurde, dass er sich dies eigentlich nicht eingestehen wollte. Aber wie auch?! Er war grade auf einer schwierigen Mission tief in Feindesgebiet, hatte eine schwer verletzte Faith aus dem Gefängnis gerettet und plötzlich führte er sich auf wie der letzte Teenager, der grade verstanden hatte, dass Mädchen interessant waren?! Die Wahl, die er für sein Leben getroffen hatte, ließ keinen Raum für eine Beziehung! Ganz davon ab, dass er als Ritter einer Padawan gegenüber in einer Machtposition war und sie alleine schon aus ethischen Gründen nicht so sehen sollte!

Arlen war sich selbst gegenüber ehrlich genug zuzugeben, dass man nicht immer die Wahl hatte, wem gegenüber man Gefühle entwickelte. Dennoch sagte er sich selbst streng, dass er sehr wohl die Kontrolle darüber hatte, was er mit diesen Gefühlen anfing. Und zu ergründen ob sie ähnlich fühlte, würde dies es nicht sein. Er hatte beschlossen seine Philosophie nicht mit ihr zu teilen, da er sie schützen wollte. Stattdessen jedoch zu versuchen die Frau zu Daten wäre mehr als frech! Also beschloss Arlen an dieser Stelle zu verfahren wie gehabt und einfach nichts zu tun. Gefühle aussitzen konnte er. Belustigt ignorierte er das mentale Bild seiner Ziehmutter, die in seiner Vorstellung die Augen rollte und ein genervtes ‚Männer!‘ von sich gab.

Als Faith wieder aus dem Bad kam, war jedoch keine Zeit mehr für derlei Gedanken. Die junge Frau bedeutete Arlen und Tha’klen sich zu ihr auf den Boden zu setzen, bevor sie etwas zögerlich zu einer Erklärung ansetzte. Sie würden nun meditieren, wobei das Ziel war mit dem Geist in der Macht zu ruhen. Gehorsam schloss Arlen schließlich die Augen und atmete langsam aus, um sich in den gewohnten Zustand sinken zu lassen. Seit seiner Padawanzeit war er weit gekommen und vollbrachte dieses Kunststück in Sekunden. Gleichzeitig lauschte er Faiths Stimme, befolgte ihre Anweisung sich treiben zu lassen, spürte ihre Hand auf seiner. Und doch suchte er noch zu einem Zugang. Noch war die Meditation das gewohnte Gefühl und nicht die Trance, auf die er aus war.

Ein weniger erfahrener Arlen wäre jetzt vermutlich frustriert geworden, doch hatte er dies schon oft genug gemacht. Geduldig wartete er ab, genoss die gemeinsam verbrachte Zeit. Faith hatte wirklich eine schöne Stimme! Während er ihr lauschte, tastete sein Geist nach dem ihren. Er spürte seine Freundin und wie sie meditierte. Versuchte herauszufinden, was sie anders machte. Sah er das richtig, dass sie grade einfach viel offener für die Macht war als er? Probeweise versuchte er seinen Geist zu öffnen…und spürte einen Unterschied! Zufrieden brummte er, ruinierte dadurch jedoch seinen Fortschritt. Doch unwichtig, da kam er ja leicht wieder hin.

Arlen öffnete seinen Geist und verstand erst dann, dass er auch seinen Körper öffnen konnte. Fast wie er dies mithilfe der Heilung tat. Nur…dezenter. Weniger zielgerichtet. Wie ein Bacta-Dampfbad statt einem ganzen Tank. Er spürte wie er begriff und dann wurden seine Gedanken auch schon weniger. Er war sich des Raumes bewusst, seinen Freunden, seiner selbst und doch…trieb er in der Macht. Das war es also… Und schließlich endete der Moment. Gemeinsam kamen die drei wieder an die Oberfläche und Arlen spürte noch immer seine Hand in der Faiths. Dankbar lächelte er ihr zu.


„Ich glaube…ich hab‘s begriffen. Mehr Training wird benötigt – natürlich – aber ich glaube ich hab raus, worauf du hinauswolltest.“

, ein Seitenblick auf Tha’klen zeigte ein Schulterzucken. Dien Verpine war irgendwie sehr ruhig geworden in der letzten Zeit. Arlen hoffte, dass Tha’klen nach den Entbehrungen der letzten Tage schnell wieder zu sich finden würde.

„Danke Faith. Das war eine sehr schöne Erfahrung.“

, fügte er hinzu, legte seine Hand auf die ihre und drückte sanft zu. Schließlich erhob er sich. Ein Blick auf das Chrono zeigte, dass es in der Zwischenzeit ziemlich spät geworden war.

„Ich denke wir sollten schlafen gehen. Morgen haben wir nochmal eine anstrengende Unternehmung vor uns. Und ich glaube für eine Nacht Trance bin ich noch nicht gut genug.“

Er grinste. Das Zubettgehen war schnell vorbereitet und keine zehn Minuten später waren die Lichter aus. In den Wohnquartieren schlief es sich sogar noch besser als im Gefängnis – mal ehrlich, wen wunderte das? – doch waren sie diesmal nicht erschöpft genug gewesen, um das Frühstück zu verpassen. Tatsächlich waren alle drei schon eine Weile wach, als der Türsummer ging und Corporal Kiekebeld ihnen einen Essenswagen brachte. Ein wenig fühlte Arlen sich schlecht, dass die Gungan nun ihre Bedienstete zu spielen schien, doch erklärte die Frau mit einem Grinsen, dass sie wegen der Tagesplanung hier war und das Essen nur aus Effizienzgründen mitgebracht hatte. In knappen Worten erklärte sie, dass das Bongo und die Druckanzüge nach dem Mittagessen bereit sein würden, bevor sie sich wieder von dannen machte.

„Hm, scheint, als hätten wir noch ein bisschen Zeit zum Ausruhen.“

, sagte Arlen und ließ sich im Schneidersitz in der Mitte des Raumes nieder und bedeutete auch den beiden Padawanen sich zu setzen.

„Also körperlich. In der Zwischenzeit habe ich nämlich eine neue Lektion für euch zwei.“

Kurz wartete bis alle ihre Position eingenommen hatten und sah dann von einer zu anderen.

„Machtmut wird euch heute unter dem See womöglich helfen können. Es geht hier darum unser Vertrauen in die Macht dazu zu benutzen, unseren nur natürlichen Gefühlen von Verunsicherung, vielleicht von Angst, vielleicht von plötzlichem Zorn nicht nachzugeben. Wir sind lebendige Wesen und können unsere Emotionen nicht gänzlich abschalten – und sollten das auch nicht! Dennoch sind wir Jedi, wir werden von der Macht gelenkt und nur weil wir einen Stein im Schuh haben – übertragen gesprochen – wechseln wir nicht in den Gegenverkehr.“

Eindringlich blickte er erst Tha’klen und dann Faith an. Machtmut war eine so wichtige Technik. Er ärgerte sich, dass er sie diem Verpine:n noch nicht beigebracht hatte, doch immer hatte anderes Vorrang gehabt. Doch dass Faith sie noch nicht beherrschte, war kriminell. Wäre Arlen ohne Machtmut auf diesem Planeten gelandet, dann wäre er heute ein gefallener Jedi. Ein echter, nicht einer der moralische Abstriche hatte machen müssen.

„Wenn wir negative Gefühle spüren, wollen wir uns auf die Macht berufen. Und unsere Verbindung zu ihr. Wollen spüren, dass was wir fühlen zwar valide ist, aber im Großen und Ganzen nur ein Moment. Es geht nicht darum die Gefühle nicht zu fühlen, sondern uns nicht in ihnen zu verlieren. Wenn wir jemanden verloren haben, der uns wichtig ist, wäre es ein Verrat nicht zu trauern. Doch kann die Macht uns eine Hand reichen und uns zur Seite stehen.“

Einen Moment zögerte er und überlegte, wie er fortfahren sollte.

„Das Problem ist natürlich, wie übt man sowas? Ich fürchte, wirklich gut wird man darin nur unter Realbedingungen. Dennoch kann man sich im Vorfeld das richtige Mindset aneignen, das man braucht. Dafür habe ich zwei Methoden. Die eine kommt recht nah daran, was wir gestern Abend gemacht haben. Meditieren und versuchen die Macht zu spüren, das Universum zu spüren. Das habt ihr gestern gemacht, also setze ich die Lektion für den Moment aus. Also Option zwei:“

Arlen grinste böse.

„Das Heraufbeschwören von Emotionen – und ihre Entschärfung. Ich meine natürlich nichts, was das Risiko birgt uns zum Fallen zu bewegen. Denkt an das letzte Mal, als ihr im Gleiter geschnitten worden seid. Als ihr euch den Zeh gestoßen habt, als…“

Er überlegte, was ihm noch unter dem Begriff nichtiges Ärgernis einfiel.

„Als ich dir in der Kantine auf Lianna den letzten Nachtisch vor der Nase weggeschnappt hatte. Übrigens, nochmal sorry dafür, ich wusste wirklich nicht, dass du noch einen wolltest.“

Schelmisch grinste er.

„Jedenfalls, visualisiert euch diese Situation, gönnt euch eure Emotion und dann spürt der Macht nach, wie im Training. Spürt die Emotion im Vergleich zum Universum und lasst sie an euch vorbeistreichen. Wie eine Palme im Wind. Wie gesagt, nicht verdrängen. Es ist okay euch so zu fühlen! Aber es ist einfach nicht wichtig genug, um euch aus dem Gleichgewicht zu bringen.“

Kurz pausierte er, um seinen Worten Wirkung zu verleihen.

„Unter Realbedingungen verlassen wir uns dann auf den Reflex, den wir uns hier antrainieren. Wenn wir wissen, wie mit kleinen Ärgernissen umzugehen ist, können wir in einer ernsten Situation unser Wissen hoffentlich zur Hilfe rufen, um sie nicht alleine erleben zu müssen. Okay, das waren jetzt ein Haufen Worte, zeigt mir mal was hängen geblieben ist.“


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Faith, Arlen und Tha'klen

Faith ließ sich Arlens Worte durch den Kopf gehen, während sie sich im Schneidersitz auf den Boden setzte und richtete sich dann ein wenig auf, als er seine Erklärung abschloss. Machtmut - die Fähigkeit, sich von seinen Gefühlen nicht überwältigen zu lassen. Sie wusste, dass das eine der grundlegenden Lehren der Jedi war, aber sie hatte nie bewusst darüber nachgedacht, wie sie das im tatsächlichen Leben anwenden konnte. In der Theorie klang es ja logisch, fast selbstverständlich. Aber die Praxis sah dann doch ganz anders aus.

Sie atmete tief durch, schloss die Augen und konzentrierte sich. Im Geiste griff sie nach der Situation aus Arlens Anekdote. Die Kantine auf Lianna. Es war passend. Eine Kleinigkeit, die sie schon längst vergessen hatte. Allerdings hatte sie sich wirklich auf das letzte Dessert gefreut, bevor der Mitschüler es ihr vor der Nase weggeschnappt hatte. Es war eine lächerliche Kleinigkeit, aber sie spürte denselben Ärger, der damals in ihr aufstieg. Dieser kleine, hitzige Moment, als sie realisierte, dass ihr Nachtisch weg war. Er konnte es nicht wissen, aber ihre Mutter hatte ihr zuhause, auf der Navalon, immer eingelegten
Blähkürbis mit Bocha gemacht. Es hatte sie an ihre Familie und an ihre Kindheit erinnert. Sie erinnerte sich daran, wie Arlen damals gedankenlos zugegriffen hatte, ohne auch nur zu ahnen, dass er ihr damit den Abend verderben konnte. Faiths Mundwinkel verzogen sich auch nun, nach so langer Zeit, immer noch. Doch als sie sich auf die Macht konzentrierte, realisierte sie, wie klein diese Emotion in Wirklichkeit war. Es war ein kurzer Ärger, kaum der Rede wert und nichts im Vergleich zu der Wahrheit, die dahinter steckte. Tatsächlich - sobald sie sich auf ihre Verbindung zur Macht besann, verblasste das hitzige Gefühl und der Wunsch, schnippisch auf Arlen zu sein vor dem Hintergrund des großen Ganzen.

Sie öffnete ihre haselnussbraunen Augen einen Spalt breit und sah zu dem Sith hinüber. Er hatte sich schon damals entschuldigt, als er ihren Blick bemerkt hatte. Es war eine schnelle, beiläufige Entschuldigung. Schließlich konnte er ja gar nicht verstehen, warum es sie überhaupt so gestört hatte. Normalerweise hatte sie gar kein Dessert oder höchstens eins gegessen. Warum sie damals gerade in dieser Situation ein zweites wollte, musste ihm unbegreiflich gewesen sein. Aber das Entscheidende war etwas völlig anderes gewesen: Er hatte es nicht bemerkt. Nicht, weil er rücksichtslos war, sondern weil er noch nichts über sie wusste und nicht ahnen konnte, was ihr eine solche Kleinigkeit bedeuten mochte.

Ein tiefer Gedanke begann sich in ihr zu formen. Faith schloss erneut die Augen und ließ sich weiter in die Meditation sinken. Sie versuchte, an eine andere Situation zu denken - etwas, das stärker war und sie mehr beschäftigte. Doch es war, als hätte Arlen ein Fass in ihrem Kopf aufgemacht, dessen Inhalt sich nun wie ein langsam fließender Bach in einen größeren See ergoss. Da war etwas Tieferes, das sie unweigerlich anzog.

Arlen.

Nicht wegen des Nachtischs, natürlich nicht. Sondern etwas viel Wichtigerem. Ihr Gespräch von gestern, mit der Frage nach der Zukunft. Sie hatte ihn gefragt, was nach Kelada kommen würde. Und gemeint hatte sie nicht ihre Mission, oder ihre Rollen als Jedi, sondern sie beide. Ihre Beziehung zueinander und wie sie in Zukunft zueinander stehen würden. Doch er hatte sie nicht so verstanden, wie sie es gemeint hatte. Und erst jetzt, in der Meditation, erkannte sie so richtig, dass es sie mehr getroffen hatte, als sie sich selbst sofort eingestehen wollte. Sie ärgerte sich nicht darüber. Da war keine Frustration. Es war vielmehr … Unsicherheit.

Faith konzentrierte sich auf ihr Inneres, spürte das Ziehen dieser Emotion. Sie wollte verstehen, warum es sie selbst derart beschäftigte. Natürlich wusste sie, dass Arlen nicht ihre Gedanken lesen konnte. Er hatte nicht ahnen können, was sie sich von ihrem Gespräch erhofft hatte. Doch der Gedanke, dass er es nicht einmal in Erwägung gezogen haben konnte, schmerzte in ihrer Brust. Hatte sie sich in ihren Gefühlen getäuscht? War sie ihm nicht wichtig - nicht so, wie er für sie war? Existierte dieser Gedanke für ihn nicht?

Ihr Atem wurde ein wenig schwerer und sie spürte, wie die Macht sie umfing. Es beruhigte sie jedoch nicht. Ihre Gedanken, ihre Gefühle waren zu intensiv. Hastig rief sie sich Arlens Worte ins Bewusstsein. Machtmut bedeutete nicht, Gefühle zu unterdrücken oder zu ignorieren, sondern sich ihrer bewusst zu werden, sie zu erkennen und anzunehmen - aber ihnen nicht die Kontrolle zu überlassen.

Sie liebte ihn.

Das war eine bewusste Wahrheit, die sich nicht ändern würde. Ein - für sie - schrecklicher Gedanke schlich sich in ihr Hirn. Was, wenn er sich genau darüber bewusst war? Was, wenn er ihr nun beibringen wollte, sich nicht von diesen Gefühlen leiten zu lassen, weil er es auch nicht tat, oder nicht dasselbe empfand. Sie wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre. In ihrem Kopf begann ein unaufhaltbares Karussell zu kreisen. Machtmut. War das ein Weg, ihr beizubringen, dass sie sich mehr mit ihm abschminken konnte? An Meditation war in diesem Moment nicht mehr zu denken. Die Padawan versuchte sich dazu zu zwingen, diesen Gedanken die Oberhand gewinnen zu lassen. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Ihre Gefühle ließen sich doch nicht einfach wegschieben. Und je mehr sie versuchte, sie zu ordnen und ihr Jedi-Training anwandte, desto mehr drohten sie, ihr zu entgleiten. Es war, als würde sie in einer starken Meeresströmung stecken, wo sie mal in die eine und plötzlich in die andere Richtung gezogen wurde. Sie hatte keine Ahnung, woran sie sich festhalten sollte, um ihre Gedanken in den Griff zu kriegen.

Machtmut war dazu da, die Kontrolle zu behalten. Aber was, wenn es keinen Anfang gab? Was, wenn ein Gefühl so unkontrollierbar tief in einem steckte, dass man überwältigt war?

Faith bemerkte, wie sich ihre Hände sich sichtbar auf ihren Knien verkrampft hatten. Die Ruhe, die sie mit ihrer Meditation hatte erreichen wollen, war verschwunden. Stattdessen war sie in diesem Gedankensturm gefangen, den sie nicht mehr auflösen konnte. Sie versuchte, immerhin in der Macht nicht durchscheinen zu lassen, dass sie aufgewühlt war. Das gelang ihr natürlich nicht und es wäre auch sinnlos gewesen. Jedes Wesen mit Augen würde ihr körperlich ansehen, dass sie mit etwas zu kämpfen schien.

Es hörte einfach nicht auf. Statt der Beruhigung und der Kontrolle, die sie herbeiführen wollte, sprangen ihre Gedanken in ein schwarzes Loch, aus der eine leise, unangenehme Stimme ständig Zweifel in ihren Hinterkopf flüsterte:

Vielleicht war es ja gut so. Vielleicht war es gut, wenn Arlen nichts für sie empfand. Vielleicht war es besser, wenn sie niemals darauf hoffen würde, dass er eines Tages dasselbe wie sie fühlen könnte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, überhaupt erst darüber nachzudenken.
Ein bitterer Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht, während sie den Kopf senkte. Wie naiv war sie eigentlich?

Sie war eine Jedi. Er war ein Jedi. Ihre Gefühle waren kindisch. Dumm!

Er hatte ja gar nichts falsch gemacht. Er hatte wahrscheinlich nicht absichtlich über ihre Frage hinweggesehen. Er hatte gar nicht wissen können, was sie meinte. Für ihn existierte dieser Gedanke offensichtlich nicht!

Und wahrscheinlich sollte er das auch nicht. Arlen war ein Jedi, der bereit war, sich selbst aufzugeben, um seine Mission zu erfüllen. Warum also sollte er sich die Last von Faith ans Bein binden? Nein - warum sollte sie sich selbst an sein Bein binden? Was hatte sie getan?

Faith spürte einen Stich in ihrer Brust, als sie diesen Gedanken zuließ. Es war nicht das, was sie wollte. Sie liebte Arlen. So sehr, dass es wehtat. Was sollte sie jetzt nur tun?

Sie öffnete die Augen und sah ihn an.


“Ich wollte diesen Nachtisch. Das war echt scheiße!”

Hastig erhob sie sich und schritt in Richtung der Zugangstür.

“Ich muss mir kurz die Beine vertreten! Wir treffen uns später am Bongo!”

Wütend - vor allem auf sich selbst - schlug sie auf den Mechanismus, um die Tür zu öffnen und trat mit unnötig intensiven Schritten hindurch nach draußen.

Machtmut? Tja, diesen Test hatte sie wohl verloren.


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Faith (davor) Arlen und Tha'klen (drinnen)
 
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Das Machtmut-Training lief gut. Für vielleicht zehn Minuten. Dann lief es ohne Vorwarnung plötzlich absolut beschissen. Arlen sah noch, wie Faith es schaffte einen Gedanken zu beschwören der sie allem Anschein nach emotional überforderte und war versucht einen Schritt auf sie zuzumachen, um ihr Halt zu geben. Ironischerweise war seine eigene emotionale Überforderung ob der Verliebtheitsgeschichte, die ihn daran hinderte, einfach zu ihr zu treten und sie in den Arm zu nehmen. Entsprechend ging der Druckkochtopf mit Ohren, Faith, im nächsten Moment auch hoch. Wütend warf sie ihm vor, dass es echt scheiße gewesen war den Nachtisch zu essen und stürmte dann hinaus.

„Ehm…wat?“

, sagte Arlen und ließ sich rücklings gegen das Bett sinken. Natürlich war das mit dem Nachtisch Blödsinn. Irgendetwas anderes musste die Frau so aufgewühlt haben. Doch was? Sorge um ihre Familie? Wie die imperialen sie behandelt hatten? Ratlos kratzte Arlen sich am Kopf und erwog kurz ihr nachzugehen. Doch vermutlich war es besser Faith für den Moment etwas Gelegenheit zu geben abzukühlen. Vielleicht sollte er die Übung einfach heute Abend nochmal probieren…

Es war natürlich etwas schade für Tha’klen jetzt schon aufzuhören, doch fand Arlen, dass es besser war, die beiden gleichzeitig zu unterrichten. Also erhielt auch dien Verpine Freigang und Arlen nutzte die Gelegenheit schonmal zu den Hangars zu gehen. Dort stand das Bongo natürlich noch nicht zur Verfügung, wohl aber ein paar Fachleute, mit denen er sich über die Gegeben- und Besonderheiten ihrer kleinen Unterwasserexpedition unterhalten konnte. Die Aquaner waren enthusiastisch jemanden gefunden zu haben der ihr Interesse teilte und bis zum Mittagessen, hatte Arlen so einiges an nützlichem Wissen in Erfahrung gebracht. Beim Mittagessen war Faith dann leider auch noch nicht zugegen, sondern tauchte erst auf, als Arlen und Tha’klen sich zur vereinbarten Zeit wieder bei den Hangars einfanden.


„Hey, alles okay? Willst du drüber reden?“

, fragte er die junge Frau, doch scheinbar war dies noch keine Option. Also zogen die Jedi sich zurück, um die bereitgestellten Druckanzüge anzulegen – erst einmal ohne Helm – und bestiegen dann das Bongo, das inzwischen auch seinen Weg hierher gefunden hatte. In knappen Worten erklärte ein Aqualish Arlen die ausgesprochen einfache Funktionsweise des Fahrzeugs und fügte schließlich hinzu, dass sie einfach funken sollten wenn etwas schiefging.

„Wir, operieren das Ding selbst?“

, fragte er etwas überrascht, woraufhin der Aqualish ein belustigtes Grunzen von sich gab.

„Einfache Steuerung. Auch nur drei Sitze, kleines Bongo. Ihr kommt schon klar.“

„Na gut…“

, gab Arlen schließlich klein bei, setzte sich selbst an die Steuerkonsole und machte sich mit den Bedienelementen vertraut. Dann war es an der Zeit aufzubrechen. Die Türen des Bongo schlossen sich mit einem dumpfen Knall und Arlen delegierte das Gefährt in den offenen See hinaus. Beinahe augenblicklich wurden sie von Schwärze empfangen, die nur von den Scheinwerfern ein bisschen abgeschwächt wurde.

„Okay, haltet euch bereit. Ich hoffe wir finden da unten nur die Überreste der Stadt, aber es ist möglich, dass der Tod so vieler ein Echo in der Macht hinterlassen hat. Denkt daran, wer ihr seid und warum wir hier sind. Was auch immer passiert ist liegt in der Vergangenheit und ist nicht mehr real.“


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// Nachricht an Anthony Antares \\
Absender: Kanto Garison, Gouverneur von Quarzite

Nach dem Erlöschen des üblichen imperialen Wappens erscheint ein junger, hellhäutiger Mensch mit dunkelblondem Haar und etwas überheblich wirkendem Blick. Er scheint an einem Schreibtisch zu sitzen und im Hintergrund ist eine unterirdische Landschaft in seltsam violettem Licht zu erahnen, wobei Einzelheiten im Hologramm nicht erkennbar sind. Quer über die Brust der schwarzen Gouverneursuniform ist eine karminrot-beige Schärpe angedeutet. Mit gewählten Worten und einem leichten Akzent, den Kenner als Kuati identifizieren würden und der auf viele Personen etwas abgehoben wirkt, beginnt der Mann zu sprechen.

Sehr geehrter Gouverneur Antares,

Leider hatten wir noch keinen persönlichen Kontakt, wobei ich hoffe, dass Vize-Gouverneurin Moora Nima mich während ihrer Reise nach Kelada angemessen vertreten hat.
Zunächst muss ich mich für meine späte Nachricht entschuldigen. Die kürzlichen Entwicklungen in unserem Projekt Weltraumaufzug ermöglichen erst jetzt eine abschließende Antwort.

Sehr gerne will ich Ihr Angebot über eine finanzielle Beteiligung am Projekt annehmen, in etwas modifizierter Weise. Ich schlage Kelada eine 1/3-Teilhaberschaft am Weltraumaufzug und Raumhafen vor, wenn Sie sie im Gegenzug ein Drittel der Kosten übernehmen können. Eine Investition, die sich auf lange Sicht leicht auszahlen wird. Die Einrichtung eines Keladischen Handelspostens im Raumhafen ist eine Selbstverständlichkeit.

Gouverneur Ridley Solaris von Truuine, der Ihnen gut bekannt sein sollte, wird sich ebenfalls am Projekt beteiligen und ein Drittel der Anteile erhalten. So kann der Raumhafen ein leuchtendes Beispiel imperialer Zusammenarbeit werden!
Mein Berater Halcyon Rak wird sich in Kürze mit ihrem Team in Verbindung setzen, um die vertraglichen Details auszuarbeiten. Sollte dieses Arrangement nicht in Ihrem Sinne sein, erwarte ich mit Freuden einen Gegenvorschlag, der unseren beiden Planeten zum Besseren gereicht!

Abschließend will ich Ihnen natürlich auch jedwede andere Unterstützung anbieten, die mir möglich ist. Ich habe gehört, dass Kelada von gewissen subversiven Bewegungen geplagt wird. Meine Mittel hier sind begrenzt, aber zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden, falls ich Ihnen einen Gefallen tun kann.

Ich freue mich auf Ihre Antwort und sende beste Grüße.
Heil dem Imperator!

Gouverneur Kanto Garison

\\ Ende der Nachricht //
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | auf dem Gang vor ihrer Unterkunft ]
Faith

Faith stapfte mit dem intensiven Schritt einer wütenden jungen Frau aus der Unterkunft. Sie hatte kein Ziel. Hauptsache weg. Das würde erstmal genügen. Es dauerte eine Weile, ehe sie sich genug beruhigt hatte, um ihren Blick auf die schimmernden, schützenden Energiefelder zu werfen, welche die Stadt vor den Wassermassen des Sees bewahrten. Das orangene Leuchten der Barriere schuf eine unwirkliche, fast träumerische Atmosphäre. Dahinter zogen dunkle Schatten von Fischschwärmen vorbei, die den Eindruck nur noch bestärkten. Die schnellen, ziellosen Schritte führten die emotionale Padawan über breite Stege, die die Ebenen von New IndSec miteinander verbanden. Unter ihren Füßen hallte es dumpf bei jedem Schritt, aber das Geräusch wurde von den allumfassenden Hintergrundgeräuschen der aquatischen Stadt verschluckt. Lüftungssysteme, die gedämpften Stimmen der Bewohner, das Summen von Generatoren - Ruhe schien an diesem Ort nie zu herrschen und doch strahlte er die Art von Ruhe aus, nach der Faith sich nun sehnte. Sie brauchte etwas Zeit, abseits von Arlen und Tha’klen, für sich allein. Zum Nachdenken.

Es brauchte keine Meditation oder erweitertes Jeditraining, um sich einzugestehen, dass sie immer noch wütend war. Auf Arlen, aber vor allem auf sich selbst und auf ihre eigenen Gedanken, die sie einfach nicht in Ruhe lassen wollten. Machtmut. Was für ein Scheiß. Sie hatte sich einreden wollen, dass sie dazu fähig war, ihre Gefühle zu kontrollieren, aber sobald sie sich wirklich mit ihnen auseinandersetzte, hatte sich ein Loch unter ihr aufgetan und sie verschluckt. Hatte sie wirklich während ihrer ganzen Zeit als Soldatin immer noch nicht gelernt, damit umzugehen? Chesara hatte sie aufgegeben, weil sie zu unreif war. Zumindest war das Faiths Interpretation des ganzen Vorgangs gewesen. Sie dachte jedoch, dass sie sich während der letzten beiden Jahre geändert - und gebessert hatte.

Die junge Menschenfrau blieb abrupt stehen und atmete tief durch. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und die Fingernägel schnitten in ihre Handflächen, ehe sie sich langsam wieder öffneten. Wut war nutzlos. Und doch … sie konnte nicht einfach aufhören, zu fühlen. Machtmut. Sie musste die Machtmut meistern.

Ein leises, unschuldig klingendes Lachen ließ sie kurzerhand aufblicken.

Ein Mon Calamari-Pärchen stand an einem offenen Wasserbecken, die Faith nun schon an mehreren Plätzen in der Stadt gesehen hatte. Sie waren organisch in die Strukturen integriert. Da so gut wie alle Bewohner hier aquatischen Spezies zuzuordnen waren, steckte vermutlich mehr als ein ästhetischer Sinn dahinter. Zwar war die Luftfeuchtigkeit in den blasenförmigen Gebilden ausgesprochen hoch, doch das würde den besonderen Ansprüchen mancher Völker vielleicht nicht genügen.
Faith beobachtete, wie ein kleines Mon Cal-Kind in dem Wasser spielte, und zwischen den Strahlen eines Springbrunnens hin und her tauchte und kichern nach den Blasen griff, die sich an der Oberfläche bildeten. Die Eltern standen dicht zusammen, eine Hand am Rücken des jeweils anderen, während sie ihr Kind beobachteten. Die Wärme in ihren Augen war unverkennbar und Faith spürte ein Gefühl von Frieden, Geborgenheit und vor allem Liebe.

Die Padawan fühlte aber auch, wie sich ihr eigener Brustkorb zusammenzog. Ein solches Leben. Ein gemeinsamer Alltag. Ein Zuhause. Eine Familie.

Als Jedi? Mit Arlen?
Ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken. Sie konnte es sich nicht vorstellen, nicht wirklich. Sie waren Jedi - Krieger, Gesandte, Beschützer. Da war ein Teil in ihr, der sich nach genau diesem Frieden und dieser Art zu leben sehnte. Nach einer Zukunft, in der sie nicht kämpfen musste. Nach einer Zukunft, in der sie sich sicher sein konnte, dass Arlen an ihrer Seite wäre und nie wieder gehen würde.

War sowas überhaupt möglich?

So durfte sie nicht denken. Das war dumm. Sie war dumm! Warum drehten diese Gefühle für ihren ehemaligen Mitschüler ihre gesamte Welt auf den Kopf? Was stimmte denn nur nicht mit ihr? Faith wandte sich ab und marschierte weiter. Sie schlug die Zeit tot, indem sie über einen kleinen Versorgungsmarkt marschierte, einem jungen Quarren Fragen über die Jedi beantwortete, ehe sie sich irgendwann einfach an den Rand einer Aussichtsplattform setzte und abwechselnd das Treiben in der Unterwasserstadt und außerhalb der schützenden Barrieren im See betrachtete.

Erst als die vereinbarte Zeit näher rückte, machte sie sich auf den Weg zu dem Hangar.

Als sie den anderen begegnete, warf sie Arlen einen kurzen Blick zu, als er sie begrüßte, doch ihr Ausdruck blieb neutral.


“Nö”, sagte sie knapp und ließ offen, welche Frage sie eigentlich beantwortete. “Lass uns einfach loslegen.”

Sie legte ihren Druckanzug an, überprüfte ihre Versiegelung und kletterte schließlich in das Gefährt, das sie Bongo nannten. Es handelte sich offenbar um eine kleinere Version als das, mit dem sie hier heruntergelangt waren. Während Arlen sich mit der Steuerung vertraut machte, kontrollierte sie noch, ob sie alles dabei hatten, ehe sie sich in einem der Sitze zurücklehnen und aus dem Sichtfenster in die dunkle Tiefe starrte. Hinter ihnen verschwand das Licht der Stadt und das Wasser wurde dichter, dunkler und schwerer.

Je tiefer sie tauchten, desto mehr spürte Faith eine Veränderung. Irgendwas lauerte hier unten, aber sie konnte keinen Finger darauf setzen, was es war.

Als Arlen seine Warnung aussprach, hörte sie ihm gefährlich wenig zu. In ihr gingen alle Alarmglocken an und doch gewannen dunkle, negative Gedanken die Oberhand. Arlen war nicht ihr Meister, also was hatte er ihr eigentlich zu sagen? Er wollte, dass sie Machtmut trainierte. Das war doch erst, was ihre Stimmung so richtig versaut hatte. Davor war sie doch mit sich im Reinen, hatte ihre Gefühle im Griff. Er war Schuld daran, dass sie sich angreifbar gemacht hatte!

Faith konnte es nicht sehen, nicht hören, doch sie konnte es fühlen - ohne es zu begreifen. Da unten war eine Präsenz, kalt und brutal. Ein Echo vergangener Schreie, das sich durch die Strömungen am Grund des Sees zog. Dort, wo sich einst die Stadt befunden hatte, die so viele Leben beherbergte und wo so viele davon ausgelöscht wurden, hatte sich etwas manifestiert, das sich lechzend an die wenigen Leben anbiederte, die es hier noch finden konnte. Die Padawan konnte nicht wahrnehmen und nicht begreifen, wie es geschah, doch ihr emotionaler Abwehrschirm war nach den vergangenen Stunden überaus angreifbar. Der Tod so vieler hatte sich hier unten ein Loch in die Macht gerissen. Eine Narbe, die noch immer nicht verheilt war. Eine Präsenz der dunklen Seite. Faith dachte, dass sie sie gerade noch rechtzeitig genug wahrnahm. Sie schloss die Augen, atmete langsam aus, bevor sie sie wieder öffnete und einen Blick auf Arlen warf. Sie war vorbereitet hierauf. Sie war eine Jedi-Padawan.

Aber dann, ganz plötzlich, war sie es nicht mehr. Etwas packte sie. Etwas griff nach ihrer Seele und begann ihr leise Dinge einzuflüstern. Es war ein Wispern am Rande ihres Bewusstseins, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Es waren Worte, die sie nicht verstand, doch sie fühlte sie. Und sie stießen auf fruchtbaren Boden. Furcht. Verlust. Schmerz. Es wurde stärker. Sie konnte ihn spüren - den Moment der Katastrophe, als das Wasser einbrach, als die Schreie zu kleinen Blasen wurden, die durch das Gewicht der Wassermassen erstickt wurden. Sie konnte alles fühlen. Die Verzweiflung, die letzte Hoffnung, bevor sie verpuffte und den Tod. Und mitten drin war sie selbst. Was in der Vergangenheit war, fühlte sich wie ihre Gegenwart an. Ihre Zukunft.

Erneut sah sie Arlen an. Und in diesem Moment wusste sie es, ganz sicher. Er würde sie verlassen. Egal, wie nah sie sich kommen würden. Egal, was noch zwischen ihnen geschah - am Ende würde er sie verlassen. Nicht heute. Nicht morgen. Aber eines Tages. Er war ein Jedi, der seine Berufung ernst nahm.

Und sie war nichts weiter als eine kleine, dumme, naive Närrin, die geglaubt hatte, dass sie irgendwann etwas anderes für ihn sein könnte.

Die Dunkelheit griff nach Faith. Und sie konnte sich nicht wehren. Sie ließ es zu.

Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ränder gebildet, als sie ihr grünes Lichtschwert aktivierte. Die Stimme hatte Recht. Was hatte das hier eigentlich noch für einen Sinn? Es war doch am Ende besser, wenn das Wasser alles erstickte. Mit einem beherzten Schlag schwang sie ihr Lichtschwert gen Steuerkonsole.


[ Kelada | Nordpolarkreis | See | Bongo ]
Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / Bongo ] Arlen, Faith und Tha'klen

Langsam, aber stetig senkte das Bongo sich tiefer in die geflutete Schlucht hinab. Die Lichter New IndSecs waren schon lange in den schwarzen Fluten hinter ihnen verschwunden und nur das sanfte Gluckern des Antriebs drang an ihre Ohren. Das Schweigen in dem kleinen Gefährt hätte man mit dem Lichtschwert schneiden können, doch Arlen war nicht in der Stimmung für Smalltalk. Stattdessen hing er seinen Gedanken nach, die wie die dunklen Wasser immer finsterer wurden.

Sicher, er hatte die Padawane vor nicht einmal einer halben Stunde selbst davor gewarnt, doch war die Dunkle Seite nichts, wenn nicht tückisch. Während er schwieg und in die Finsternis hinausstarrte, fand sein Geist wie von selbst die tiefen Wunden, die er sich in den letzten Monaten selbst geschlagen hatte. Eine Alienfrau deren Laden er als Schutzgelderpresser hatte anstecken müssen und die von Alphakiller vernichtet worden war, eher er auch nur die Chance gehabt hatte mehr zu tun, als den Brandbeschleuniger von ihr fernzuhalten. Der See verstand es diese Wunde wieder aufzureißen, Salz hineinzustreuen und dann seinen Geist auf Rache sinnen zu lassen. Er, Kerbal, hatte keine Wahl gehabt! Er hätte der Vuvrianerin geholfen, doch dieses Monster Alphakiller war schuld!

Ja, der Droide musste sterben! Endgültig vernichtet werden. Vielleicht noch in New IndSec? Er musste einen Weg finden die mörderische Maschine auszuschalten und dann ein schmutziges Metallteil nach dem anderen mit seinem Lichtschwert zu schmelzen. Und es würde sich gut anfühlen, nicht? Im Namen der Gerechtigkeit würde er in dem ranzigen Motorenöl baden, das das Ding Blut nannte, und anschließend seelenruhig schlafen, mit dem Gedanken etwas Gutes getan zu haben. Doch warum warten? Warum überhaupt weiter in den See vordringen?! Das beste Vorgehen war doch die Padawane hier und jetzt auszuschalten und sofort nach New IndSec zurückzukehren und dort all jene zu vernichten die sich ihm in den Weg stellten! Schon jetzt konnte er die Schreie hören…das Tosen seines Lichtschwertes! Das Blut… Hey, Moment mal!

Arlens Augen wurden von einem Moment auf den anderen wieder klar, als ihm bewusst wurde was da grade passierte. Mit einer mentalen Anstrengung riss er sich los und verbannte die schwarze Präsenz, die sich wie tropfendes Öl über seine Gedanken gelegt hatte. Er setzte sich aus seiner verkrampften Pose am Steuer heraus auf und versiegelte seinen Geist mit einem einzigen, lichten Gedanken. Nein, so einfach war er nicht zu kriegen! Tief atmete er ein, dann aus und spürte dem hassenden Ding nach, das der Tod so vieler hier unten geschaffen hatte. Keine physische Kreatur, sondern die Manifestation des Bösen, die das Imperium mit seinen Taten geboren hatte.

Während Arlens Trance, hatte sich auch die Umgebung verändert. Die formlose, konturlose Schwärze war klobigen Formen gewichen, die wohl einmal IndSec gewesen sein mussten. Viele Gebäude standen noch, doch hatten die meisten von ihnen Teile an die Fluten verloren. Dächer fehlten so gut wie allen, doch waren auch Fassaden und ganze Stockwerke in Fließrichtung des Wassers verschwunden. Die Scheinwerfer des Bongo offenbarten Straßen voller Unrat und wogender Wasserpflanzen. Gleiterwracks standen und lagen überall verstreut, hier und dort verwickelt in die Überreste verzerrter und verbogener Straßenlaternen. Und vor ihnen lag ihr Ziel.

Am Kopfende der Straße ragte eine fünfstöckige Villa auf. Wohl einmal ein schöner Anblick, doch heute zeichnete sie sich lediglich durch fehlenden Schaden aus. Sicher, auch hier fehlte das Dach, doch glitzerte der reiche Stuck und die Verzierungen noch immer im Licht des Bongos. Hier stapelte sich der angeschwemmte Unrat bis in den ersten Stock und mit Grauen erkannte Arlen Knochen und Schädel in dem grünlich wogenden Haufen. In diesem Moment war er hin und hergerissen. Einerseits lag ihr Ziel vor ihnen…anderseits sollte er vermutlich nach den Padawanen sehen. Er entschied sich für letzteres – und das grade noch rechtzeitig.


„Alles gut bei euch da hinten?“

, fragte er an Faith und Tha’klen gewandt und sah aus dem Augenwinkel grade noch eine verdächtige Bewegung. Ein Lichtschwert erwachte zum Leben und grüner Schein erfüllte das Bongo. Es war nur Arlens Monaten auf Kelada zu verdanken, dass er in diesem Moment ruhig blieb. Blitzschnell richtete er seinen Machtsinn auf die Padawan, fuhr halb herum und hatte im nächsten Moment seine eigene Klinge in der Hand. Blutrotes Plasma erwachte zum Leben und konnte sich grade noch rechtzeitig zwischen die grüne Klinge Faiths und die Steuerkonsole schieben. Faith selbst sah wahrlich gruselig aus, mit tiefen Schatten unter den Augen und dunklen Adern, die sich in ihrem bleichen Gesicht abzeichneten. Die junge Frau hatte ihren Blick auf ihn gerichtet und er konnte in ihren milchigen Augen lesen, dass er ihr nächstes Ziel war. Arlen seufzte und entblößte belustigt seine Zähne.

„Du Scherzkeks.“

, sagte er und griff beherzt mit der Macht nach ihrem Lichtschwert. Die grüne Klinge erlosch und im nächsten Moment hatte er zwei Griffe in der Hand.

„Machtangriffe abwehren wollte ich dir erst noch beibringen, eh?“

Sagte er, steckte beide Waffen weg und warf sich im nächsten Moment nach vorne. Fest packte er Faith bei den Schultern. Gleichzeitig streckte er seinen Geist aus und versuchte ihre Besessenheit mit Telepathie zu durchdringen. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass Tha’klen grade zitternd auf hens Sitz hockte und grade keine Gefahr darzustellen schien.

„Faith, kämpf dagegen an!“

, sagte Arlen laut und hielt die junge Frau sowohl mit Körperkraft als auch mit der Macht davon ab sich und andere zu verletzen.

„Du hast einen geistigen Untermieter und wie ich dich kenne hast du da ‘was gegen. Besinn dich auf die Macht! Atme ein, atme aus. Das ist ein erbärmliches, kleines Ding und du bist stärker! Faith, schau mich an! Du. bist. stärker! Ich bin hier bei dir, du bist nicht allein. Einatmen, ausatmen! Faith, verdammt!“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / IndSec / vor Mu'tabars Residenz / Bongo ] Arlen, Faith und Tha'klen
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | Bongo ]
Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite

Faith hatte das Gefühl, dass ihre Seele in den dunklen Abgrund gen Boden des Sees gezogen wurde. Eine plötzliche Kälte umgab sie und trug Schreie und Wispern aus der Tiefe zu ihr hinauf. Ihre Finger wollten sich an das Lichtschwert krallen, als Arlen es ihr entriss, doch ihrem Willen fehlte die Präzision. Es war mehr ein animalischer, dunkler Instinkt, der sie antrieb, als Berechnung oder durchdachter Plan. Die Klinge flackerte kurz, während sie das Innere des Bongos in ein ungesundes, giftiges Grün tauchte und erlosch, ehe der Jedi-Ritter das Schwert auffing.

Die Worte, die er an sie richtete, hallten irgendwo in einem Hinterstübchen ihres Kopfes wider, wie ein fernes Echo, am anderen Ende eines Tunnels. Arlens Stimme verflüchtigte sich wie Wasser, das zu schnell in den Boden einsickerte. Sie konnte den Griff, den die dunkle Seite um sie gelegt hatte, nicht lockern. Sie war zu stark. Zu verführerisch. Zu einfach.

Faith nahm die Umgebung kaum noch wahr. Das gedämpfte Summen des Antriebs und das Surren der Mechanik - all das existierte nicht. Es gab hier nichts, was sie noch festhalten konnte. Sie spürte nur das verlangende Ziehen der Dunkelheit, die übergriffig nach ihr rief und sie in dem Schmerz von einer Million Seelen erdrückte. Ihr eigener Wille, der sich darunter befand und hilflos versuchte, die seelischen Säulen ihres Selbst zu stabilisieren, kämpfte mit aller Kraft - doch besaß nicht die notwendigen Werkzeuge, sie aus diesem Sog zu befreien, der sie nun unfähig, sich zu bewegen zurückließ. Sie fühlte sich eingeschlossen ein einem Käfig aus Durastahl, während die Stimme des Mannes, der sie eben noch begleitet hatte, irgendwo draußen erklang, viel zu weit weg von dem, was in ihr vorging.

Doch dann packte sie etwas. Arlens Hände griffen nach ihr, seine Machtpräsenz versuchte, durch die Dunkelheit zu ihr durchzudringen. Doch die Stimme flüsterte ihr zu, dass sie ihn aussperren musste. Was wusste er schon von all dem Schmerz, all den Zweifeln, die sie so lange vor sich selbst verschlossen hatte? Sie war nicht allein? Eine Lüge, die die Dunkelheit nur noch mehr dazu animierte, sie zu verschlingen.

Die Padawan wollte schreien und sich wehren. Sie wollte alles zerstören, was sich ihr in den Weg stellte. Selbst Arlen. Doch als sie sein Gesicht sah und für den Bruchteil einer Sekunde seinen Blick erkannte, war da eine winzige, fast zerbrechliche Erinnerung an das, was sie eigentlich war und ihrer Entschlossenheit, ihrer inneren Stärke ein rettendes Seil zuwarf.


“Veeeeeerdaaaaaaammmmt!!!!!”, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie den Kopf in den Nacken warf und der Ruck ihrer Bewegung nur durch die Arme ihres ehemaligen Mitschülers aufgehalten wurde, der ihren Körper gepackt hatte und sie vor sich selbst schützte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und die dunklen Adern in ihrem Gesicht pulsierten, während die unaufhörliche Dunkelheit sich durch sie hindurchbrannte und das Gefühl des Verlustes und des Verlassenwerdens in ihr Hirn transportierten.

Sie fühlte sich so allein. Um sie herum war nur Dunkelheit.


ARLEN!”, ihre Stimme klang hohl und fremd in ihren eigenen Ohren. “Ich kann nicht…”

Der Sith hatte sie fest im Griff, doch die Dunkelheit flüsterte weiter, nährte ihre inneren Ängste, bereicherte sich selbst daran und fütterte sie mit Visionen des Todes derer, die sie liebte, des Verlusts von allem, was sie sich wünschte. Furcht und Hass drangen tief in sie ein, erdrosselten ihren Atem.

Doch da unten war diese winzige, kleine Stelle in ihr. Diese kleine Ecke, in der sie immer noch sie selbst war. Die Faith, die Jedi werden wollte, die einen festen Glauben an das Gute in der Galaxis hatte, an die Hoffnung und daran, nie aufgeben zu wollen. Diese Faith entzündete einen kleinen Funken, den die Dunkelheit niemals ganz ersticken könnte. Langsam, fast quälend fütterte diese Faith sie mit Erinnerungen an ihre Ausbildung und an die Stärke, die sie sich selbst angeeignet hatte. Mit jedem Wort, das Arlen der wahren Faith dort unten schickte, wuchs der Widerstand gegen die Dunkelheit an. Die dunkle Seite bäumte sich erneut auf und flimmerte bedrohlich, während sie die Padawan erneut in den Abgrund ziehen wollte, doch der Funke hatte sich zu einem Flächenbrand ausgeweitet, der sie Stück für Stück vertrieb. Arlens Stimme, die eindringlich und voller Zuversicht war, unterstützte ihren inneren Kampf. Faiths Atem beschleunigte sich, als sie versuchte, ihm zu vertrauen. Einatmen. Ausatmen.

Und dann, nach einer Ewigkeit, als der Schmerz und die Dunkelheit fast zu viel wurden, kehrte sie zurück. Über allem stand der feste Glaube daran, dass sie eben nicht allein war und dass sie für ihre Wünsche kämpfen würde.


Arlen…”, keuchte sie aus angestrengten Gesichtszügen heraus. Alles an ihrem Körper schmerzte, denn gefühlt stand sie in Flammen. “Ich brauche dich!”

“Ich ...
In ihren Augen bildeten sich glänzende Wasserperlen, als diese zu ihrer natürlichen Farbe zurückkehrten und ihr Blick sich tief in den Augen ihres Freundes verankerte. Mit einem aufbäumenden, verzweifelten Schrei kämpfte sie sich durch den Sog der Dunkelheit und war schließlich frei - nicht völlig, aber genug, um die Kontrolle zu gewinnen. Über all dem Leid auf dem Grund des Sees, über all den Schmerz, den sie selbst in sich trug, war da diese eine Gewissheit, die sie lange in sich getragen, aber in den letzten Tagen aufgeweckt hatte:

“… ich liebe dich.” Ihr Körper bebte erneut. Dieses Mal nicht aufgrund des Kampfes gegen die dunkle Seite, sondern weil ihre Emotionen sie übermannten und die Freiheit ihres Geistes sich in diesem Moment von allen Fesseln löste.

[ Kelada | Nordpolarkreis | See | Bongo ]
Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite
 
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Arlen sah, wie Faith gegen die feindliche Präsenz in ihrem Geist kämpfte. Sie wand sich, sie knurrte, sie sprach zu ihm. Und während all dessen hatte er sie fest im Griff, schaute in ihr in die Augen und spendete ihr mit Worten Trost. Mehr konnte er nicht wirklich tun. Faith musste die Dunkelheit selbst abschütteln und sich gegen sie durchsetzen. Er verübelte ihr nicht, dass Schwierigkeiten hatte. Was auch immer hier unten hauste war mächtig. Und vermutlich war Arlen ein Idiot gewesen die beiden Padawane hierher mitzunehmen. Er hatte sie noch gewarnt! Was hatte er sich nur dabei gedacht?! Er glaubte fest daran, dass Faith den Kampf gewinnen konnte, doch warum bei der Macht war er dieses Risiko eingegangen?!

„Komm zu mir zurück, Faith. Streif es ab. Du bist stärker. Ich bin hier bei dir. Du bist nicht allein.“

, sagte er ihr immer wieder. Schickte ihr positive Gefühle und Bilder. Und tatsächlich, mit Erleichterung beobachtete er, wie sie zu ihm zurückkam. Die Augenringe wurden heller, die dunklen Adern verblassten. Ihre Augen, ihre wunderschönen Augen, lichteten sich. Es dauerte, doch war die Progression unverkennbar. Und schließlich sprach sie wieder mit ihrer eigenen Stimme! Sagte ihm, dass sie ihn brauchte, dass…sie ihn liebte? Plötzlich war es Arlen, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Hatte sie das grade wirklich gesagt?! Sein Herz pochte und seine Gedanken überschlugen sich. Nein, sie hatte es wirklich gesagt! Doch das konnte nicht tatsächlich so sein? Sie befreite sich grade erst wieder von der feindlichen Präsenz und da sagte man schon mal wirres Zeug, oder?! Nein, sie konnte es nicht so gemeint haben! Wie auch? Sie hatte grade eben erst akzeptiert, dass Arlen unangenehm nah daran war ein Monster zu sein! Sie konnte ihn nicht lieben!? Und so tat er das Klassische. Er antwortete darauf, was er glaubte, dass sie gemeint hatte. Anstatt ihren eigentlichen Worten.

„Ich hab‘ dich auch lieb!“

, sagte Arlen und drückte die junge Frau fest an sich. Versuchte ihr Halt zu geben. Als Freund, als Mentor. Es war selbstsüchtig von ihm zu hoffen, dass dies jemals mehr sein konnte. Einen Augenblick lang hielt er sie und dann – viel zu schnell! – ließ er sie wieder los. Sie waren noch immer tief hier unten im See. Die Residenz der Jedi Mu’tabar war in Sichtweite. Er musste eine Entscheidung treffen, denn hier konnten sie nicht bleiben. Sehnsüchtig warf er einen Blick auf die Villa. So nah und doch musste er das Wohl der Padawane priorisieren.

„Wir drehen um.“

, sagte er unvermittelt und richtete seinen Blick wieder auf Faith und Tha’klen. Dien Verpine schien die Sache besser verkraftet zu haben und hatte sich schon wieder aufgesetzt. Dennoch war er bereit auf Tha’klens Lichtschwert zu stibitzen, wenn es sein musste.

„Es war leichtsinnig euch zwei nach hier unten zu schleifen. Bitte verzeiht mir, dass ich euch in Gefahr gebracht habe.“

Betreten schluckte er.

„Wir fahren zurück nach New IndSec und dann probiere ich es alleine nochmal. Die Manifestation der Dunklen Seite ist nicht ohne, aber das kriege ich schon hin...“


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Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite

Faith atmete lang aus. Ihr Herz pochte, ihr Kopf schmerzte, als sich das Chaos aus ihrem Inneren zurückzog, oder viel mehr von ihr zurückgedrängt wurde. Die dunkle Seite hallte noch immer in ihr nach. Da war diese Kälte, die selbst die Wärme der Macht nur langsam davonjagen konnte. Ihr Körper zitterte noch immer - vor Anstrengung und vor den überwältigenden Emotionen, die sie gerade noch dazu trieben, unsagbares zu tun. Doch das alles war im gewissen Sinne nichts, gegen den Dolch, den Arlen ihr mit seinen Worten in das Herz rammte.

‘Ich. Hab. Dich. Auch. Lieb.’

Das war nicht grausam, oder hart. Das war einfach nur falsch. Es waren nicht die Worte, die sie selbst verwendet hatte und es war erst Recht nicht das, was sie gemeint hatte. Arlen hatte ihre Stimme gehört, aber ihre Worte nicht verstanden. Sein Griff um ihre Schultern war weiter fest und vertraut, aber die Bedeutung, die dahinterlag, war eine, die er sich ausgesucht hatte und nicht dieselbe, die Faith ausgewählt hatte.

Die Padawan schloss für einen Moment die Augen. Ein schnaufender Ton entfuhr ihrer Nase. Vielleicht, weil sie zu erschöpft war, um noch mehr zu sagen. Vielleicht aber auch, weil sie Angst hatte, dass ihr die Stimme versagen würde, wenn sie es versuchte. Oder Vielleicht, weil sie den Schmerz in ihrem Herzen verbergen wollte. Er hatte sie nicht verstanden. Oder schlimmer - er hatte sich entschieden, die Bedeutung hinter ihren Worten zu ignorieren.

Es dauerte einige Augenblicke, ehe sie sich wieder fassen konnte. Der Druck seiner Umarmung verschwand und als sie die Augen öffnete, erkannte sie die verwüstete Stadt im Licht der Bongo-Scheinwerfer und das, was Mu’tabars Residenz sein musste. Sie schwebte im Wasser vor ihnen, war fast zum Greifen nah. Doch der Jedi-Ritter hatte sich bereits entschieden. Als er es aussprach, blinzelte Faith. Dieses Mal war es die Bedeutung seiner Worte, die nicht direkt zu ihr durchdringen. Dann sah sie ihn an. So, als hätte er etwas völlig absurdes gesagt. Umkehren? Jetzt? Nach all dem?


“WAS?!”
Ihre Stimme war rau und heiser.

Er sprach weiter, entschuldigte sich und faselte irgendwas davon, dass es leichtsinnig gewesen war, sie mit hierherzunehmen und, dass er es noch einmal allein versuchen würde. Ihre Gedanken überschlagen sich. Sie hatte den Kampf gegen diese Dunkelheit nicht nur wegen Arlen gewonnen, sondern auch, weil sie wusste, dass sie nicht allein war und dass sie kämpfen musste. Und jetzt sollte sie einfach umkehren?


“Das kriegst du schon hin?” Ihr Blick war scharf, als sie seine Worte mit einem klaren Sarkasmus in der Stimme wiederholte. Sie schmeckten bitter auf ihrer Zunge. “Alleine?”

Sie hätte lachen können, so lächerlich war dieser Gedanke. Doch er machte sie wütend. Seine Sturheit war ja unglaublich! Faiths Hände ballten sich zu Fäusten. Das Flüstern der Dunkelheit kehrte zurück. Dieses Mal allerdings war Faith vorbereitet und bekämpfte sie effizient. Die Padawan hatte gerade wichtigeres zu tun, als sich um die Manifestierung der dunklen Seite zu kümmern: Sie musste Arlen klarmachen, wie bescheuert er war.

“Wir sind bis hierher gekommen, Arlen. Wir haben es geschafft. Ich habe es geschafft. Und jetzt willst du einfach wieder umdrehen?”

Die Erschöpfung, die sie gerade noch gespürt hatte, wich einem anderen Gefühl - der brennenden Entschlossenheit, die in ihr lag.

“Wir wissen nicht, ob wir eine zweite Chance bekommen. Was, wenn du es allein nicht schaffst? Wenn ich … wenn wir dich verlieren?”

Ihr Blick bohrte sich in seinen. Sie wollte seine Motivation verstehen, aber sie wollte auch, dass er sie verstand. Ja, warum verstand er sie nicht?! Sprach sie eine andere Sprache? Faith wartete und versuchte den Blick des Sith zu deuten. Sein Gesicht lag im Schatten des Cockpits. Wieso fiel es ihm so schwer, sie zu verstehen? Ich. Liebe. Dich. Das war doch eindeutig!

Ihre Finger ballten sich noch fester, bis sich ihre Fingernägel fast in die Haut ihrer Handflächen gruben. Die Zähne fest zusammenbeißend wiederholten sich seine Worte in ihrem Geist. Er hatte sie lieb. Sie gruben sich wie ein Splitter unter ihre Haut.


“Du kannst für Tha’klen entscheiden, wie du es für richtig hälst. Aber ich bin nicht deine Padawan. Ich bin Offizierin der Neurepublikanischen Armee. Und ich will weiter herunter.”

Sie überkreuzte ihre Arme vor der Brust und zwang sich, ruhig zu bleiben.

“Ich bin nicht schwach, weißt du?”, sagte sie nach einer Weile. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich verteidigen musste. Offenbar hatte er das vergessen.

“Ich habe das durchgehalten. Und ich bin noch hier. Ich werde nicht umkehren, Arlen. Und wenn du mich zwingst - ich schwöre bei der Macht, ich steige in den nächstbesten Bongo und fahr’ dir wieder hinterher.”

Sie hatte sich in ihrem Sitz aufgerichtet, zu ihm gedreht und den Zeigefinger benutzt, um ihre Worte zu unterstreichen.

“Hast du DAS jetzt verstanden, oder muss ich dir die Ohren putzen? Mit denen scheinst du ja gerade Probleme zu haben.”

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Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite
 
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Arlen wusste nicht, wie er erwartet hatte, dass Faith reagieren würde. Vielleicht erleichtert? Vielleicht resigniert? Doch ganz sicher hatte er keinen Sarkasmus erwartet, oder auch nur Widerstand. Die junge Frau protestierte, dass sie schon so weit gekommen waren, dass sie es geschafft hatte. Und dass er jetzt einfach umdrehen wollte?! Vielleicht noch immer von seinem eigenen Gefühlschaos aus der Balance gebracht, riss Arlen die Augen auf und starrte sie an.

„Wir haben es erst geschafft, wenn wir wieder auf dem Rückweg sind.“

, gab er zurück und zuckte mit den Schultern. Sie hatten Mu’tabars Villa noch nicht einmal betreten und Faith sie schon fast versenkt! Das musste sie doch erkennen, oder?! Doch stattdessen sprach sie weiter. Erklärte, dass sie nicht wussten, ob sie eine zweite Chance bekommen würden und was, wenn er es nicht schaffte? Wenn sie ihn verlören?

„Und was, wenn ich euch mitnehme und ihr unter meinen Händen fallt? Glaubst du das könnte ich mir verzeihen?!“

, fragte er und tat sein Bestes dabei nicht laut zu werden. Es war ein guter Versuch, doch ganz schaffte er es nicht die Emotion aus seiner Stimme zu verbannen. Vor seinem inneren Auge sah er noch immer, wie Faith sich mit aller Kraft gegen die dunkle Präsenz wehrte und sich ihrem Einfluss nur knapp entrang. Was, wenn in dem Gebäude Schlimmeres lauerte?! Doch auch dieses Argument zog nicht bei ihr. Stattdessen führte sie ihren Rang in der Armee an und brachte dann das frustrierendste Argument überhaupt in dieser Situation. Sie war nicht seine Padawan, also konnte er nicht für sie entscheiden. Arlens rechtes Auge zuckte.

„Ich mag nicht dein Meister sein und ich war auch eine Weile nicht mehr auf Lianna. Aber ich meine mich zu erinnern, dass ein Ritter einer Padawan weisungsbefugt ist. Und das hier ist eine Jedi-Mission, da hat die Armee nichts zu melden!“

Warum war Faith nur so verdammt stur?! Sie musste doch erkennen, dass er nichts weiter versuchte als seiner Verantwortung ihr und Tha’klen gegenüber nachzukommen?! Da hatte sie sich ja einen verdammt tollen Moment ausgesucht, um sich gegen seine Führung aufzulehnen! Und natürlich war sie auch noch nicht fertig und stellte fest, dass sie nicht schwach war. Und ob er das wusste. Arlen hatte das Gefühl, dass ihm das Gespräch grade entglitt.

„Natürlich weiß ich, dass du nicht schwach bist. Und du bist trotzdem eine Padawan, die ihr Machtmuttraining geschwänzt hat!“

, sagte er vielleicht etwas zu hart – und lief auch damit gegen eine Wand. In einem Ton, der keinen weiteren Widerspruch duldete, machte Faith klar, dass sie nicht umkehren würde. Und dass, wenn er sie zwang, sie ihm einfach folgen würde. Und ob das angekommen war. Für einen Moment breitete sich Stille in dem Bongo aus, während Faith und Arlen sich ein Blickduell lieferten. Und dann war es der Sith, der zuerst wegschaute.

„Verdammte Axt, dann mach doch wie du meinst!“

, stieß er aus und riss frustriert seine Hände hoch. Dann warf er Tha’klen einen Blick zu, dien noch immer auf hens Sitz saß und das Streitgespräch stumm verfolgt hatte. Immerhin hen hatte den Einfluss der Dunklen Seite bislang gut verkraftet.

„Wie fühlst du dich? Meinst du, du kannst weiter?“

, fragte Arlen seine:n Padawan und wartete die positive Antwort ab, bevor er nickte.

„Meinetwegen. Ich brauche trotzdem dein Lichtschwert als Vorsichtsmaßnahme.“

Tha’klen gehorchte und Arlen verstaute den Knochengriff neben seiner eigenen und Faiths Waffen unter seinem Druckanzug. Das würde hoffentlich verhindern, dass nochmal jemand versuchte das blöde Bongo zu versenken. Mit einem frustrierten Grummeln setzte er sich wieder ans Steuer und dirigierte das Fahrzeug die letzten Meter, die geflutete Straße entlang, auf das Gebäude zu. Je näher er kam, desto höher stapelte sich der angeschwemmte Haufen Treibgut. Eine sichere Landung auf dem Seegrund war unmöglich, doch konnten sie das Bongo einfach im Leerlauf treiben lassen, wenn sie sich etwas beeilten. Schließlich setzte Arlen seinen Helm auf, nahm den Kranz, den die aus New IndSec mitgenommen hatten und trat mit einem Blick zu den Padawanen in die Schleuse. Diese war zweckmäßig, doch konnte immer nur eine Person gleichzeitig das Bongo unter der Oberfläche verlassen oder betreten.

Draußen wartete er, bis auch die anderen beiden das Fahrzeug verlassen hatten und schwamm dann zu der Stelle, an der er die Haustür vermutete. Hier stapelte sich das Treibgut besonders hoch und mit einem Schaudern registrierte er die Knochen, die sich im Licht seiner Kopflampe bleich von den grünlich wogenden Wasserpflanzen abhoben. Vorsichtig legte er den Kranz um einen Schädel, der wohl einmal einem oder einer Zabrak gehört haben musste und gönnte ihnen einen Augenblick der Stille. Die dunkle Präsenz schien sich für den Moment zurückgezogen zu haben. Schließlich jedoch sah er auf und die Padawane an.


„Okay, dann lasst uns jetzt reingehen. Keine Alleingänge, wir bleiben zu allen Zeiten im gleichen Raum wie der Rest. Was wir suchen Jedi-Artefakte. Alles, was Mu’tabar besessen haben könnte, was für den Orden relevant ist und was gefährlich sein könnte, wenn es in die falschen Hände fällt. Kyberkristalle, Holocrone, alles, was seine eigene Präsenz in der Macht hat. Schriftrollen – falls davon noch etwas übrig ist…“

, erklärte er und schwamm dann auf eines der offenen Fenster im ersten Stock zu. Die Flut hatte wohl genug Gewalt besessen, um sämtliche Scheiben einfach einzudrücken, also war zumindest dieser Teil verhältnismäßig einfach. Der Raum, in dem sie landeten, war wohl einmal ein Arbeitszimmer mit Blick auf die Straße gewesen. Auch hier waren die Spuren der Wassermassen unverkennbar, waren doch sämtliche Möbel, wie Bücherregale und ein schwerer Schreibtisch gegen die entgegengesetzte Wand geschoben worden. Nach all den Jahren unter Wasser war von den Büchern so gut wie nichts mehr übrig.

Dennoch musste der Raum wohl einmal sehr hübsch gewesen sein. Neugierig schwamm Arlen zu dem Schreibtisch und fegte mit der Hand ein bisschen Dreck von seiner Oberfläche. Zum Vorschein kam eine polierte Tischplatte mit allerlei eingelassenen Schnitzereien, gezeichnet vom Zahn der Zeit, doch offensichtlich einmal äußerst edel. Rasch durchsuchte er etwaige Schubladen, doch wie bei den Bücherregalen hatte dort nicht viel überlebt.

Die Tür des Arbeitszimmers war genauso eingedrückt worden wie die Fenster und bot ihrem weiteren Vordringen keinen Widerstand. Hinter der zerstörten Tür kamen sie auf eine Galerie in der ausschweifenden Eingangshalle des Anwesens. Ihnen gegenüber führten zwei ausladende Treppen ins Erdgeschoss. Zwar führten über die Galerie weitere Türen in noch mehr Räume, doch wollte Arlen sich zunächst die Eingangshalle ansehen. Auch hier war ein ausnehmender Reichtum unverkennbar. Die Lichtstrahlen ihrer Lampen fielen auf sich langsam zersetzende Teppiche, Vorhänge und
Guéridons, aber auch stabilere Statuen. Arlen erkannte den Schnitt ihrer Kleidung als Jediroben und -tuniken und erspähte auch das ein oder andere in den Stein gehauene Lichtschwert. Nachdenklich brummte er, schwamm dann jedoch über die Balustrade hinweg und dann hinab, um sich den Bereich der Eingangstür näher anzusehen.

Auch hier bot sich ihnen ein interessantes Bild. Die weiten Flügel des Portals standen angelehnt, doch hatte irgendjemand dies offenbar verhindern wollen. Schwere Möbel waren von Innen vor beide Türflügel geschoben worden und befanden sich nun in verschiedenen Stadien der Zersetzung. Von einem Sofa waren nur noch der hölzerne Unterbau und einige rostige Federn übrig, doch war ein schwerer Esstisch noch gänzlich erhalten. Arlen schwamm näher und erschauderte, als er ein weiteres Detail entdeckte: Durch die einen Spalt weit geöffnete Tür hatte sich einst ein Arm geschoben, dessen bleiche Knochen noch immer einigermaßen säuberlich aufgereiht auf den edlen Fliesen der Eingangshalle lagen.


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Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite

Faith glitt in fließender Bewegung durch die Eingangshalle, die von einer unnatürlichen Stille erfüllt war, selbst hier unten, am Grund des Sees. Nur das Glitzern aufwirbelnder Partikel und die langen Schatten, die ihre Helmlampen warfen, zeugten davon, dass hier noch Bewegung war. Die Padawan trieb langsam über den Resten von Dingen, die wohl mal Teppiche oder Möbel gewesen sein möchten, während ihr Blick an den Statuen hängen blieb. Sie wirken düster und … vertraut. Es war nicht so, als hätte sie ihre Gesichter je vorher gesehen. Eher so, als würden sie mit ihr sprechen, durch Zeit und Raum hinweg. Faith ließ ihren Blick über die prunkvolle Decke, das verzierte Geländer und die riesige Eingangshalle schweifen. Die in Stein gehauenen Roben und Lichtschwerter. Der Prunk, der hier dereinst geherrscht haben musste, erinnerte sie entfernt an die Eindrücke des verfallenen Jedi-Tempels von Coruscant. Hier hatte einst ein Jedi gewohnt. Allerdings einer, der sich von den Idealen des Ordens entfernt haben musste ...

Ihre Augen hinter den Sichtgläsern der Tauchausrüstung wanderten weiter. Vorbei an den geschwungenen Treppen, zu den geöffneten Türen. Verwitterte, verrottete, verfallene Möbelstücke waren dort so platziert, dass ihre Anordnung alles andere als zufällig gewesen sein musste. Jemand hatte versucht, die Türen damit zu blockieren. Faiths Magen zog sich zusammen, als sie die Knochen sah. Jemand anderes hatte versucht, sie zu durchbrechen. Noch immer aneinandergereihte Knochen lagen dort. Die Fingerknochen in einer Pose, als würde die Hand noch immer nach einem Halt suchen, der längst vergangen war. Der Arm hatte durch den Spalt in der Tür gegriffen, während die Schultern wohl dagegen gepresst hatten. Wer auch immer hereinzukommen versucht hatte, war draußen gestorben. Die Tür war von innen versperrt. Aber warum? Die junge Padawan schlug mit den Flossen an ihren Füßen, um sich an Arlen und Tha’klen vorbei zu schieben. Dort unten lag etwas im Staub und Schlamm des Bodens. Faith hatte eine zarte Reflexion erkannt, als das Licht eine ihrer Lampen darauf fiel. Sie streckte die Hand aus, schob ein paar verweste Stofffetzen zur Seite und erstarrte.

Es war ein Lichtschwert.

Etwas algenartiges, moosiges hatte sich daran festgesetzt, aber es war eindeutig. Ein schlichtes Modell, nicht unähnlich ihres eigenen Schwertes, das sie von Chesara für ihre Ausbildung zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Ein Modell, gefertigt für den Einsatz, für die Ausbildung, nicht für Prunk. Während sie gedankenverloren auf die Überreste im Türspalt starrte, schoss ihr etwas seltsames in den Kopf. Sie wusste nicht, woher der Gedanke kam und er war zu instinktiv, zu unausgegoren und unbegründet, um ihn auszusprechen.


“Das sieht wie ein Padawan-Modell aus”, flüsterte Faith in das Sprechgerät und hielt das Lichtschwert empor, sodass es alle im Schein ihrer Helmlampe betrachten konnten. Etwas in ihrem Hinterkopf pulsierte. Es war ein träges, bedrückendes Gefühl. Der Ursprung, soviel war ihr jedoch klar, war die Macht selbst.

“Ein Padawan … wollte herein. Die Tür war von innen verbarrikadiert”, kombinierte sie die Indizien schlicht zusammen, die sie bisher gesammelt hatten.

An ihrer Wirbelsäule war ein Kitzeln spürbar, das daran empor kroch. Erinnerungen an den Moment, den sie vor nicht weniger als einer halben Stunde durchlebt hatte, als die Manifestation der Dunklen Seite, die am Grund des Sees lebte, ihr den Schmerz, die Qual, das Leid und die Angst von unzähligen Seelen übergestülpt hatte. Sie hatte es gespürt. Die Verzweiflung, die Verwirrung. Sie hatte die Schreie gehört. Sie hatte …

Ein Bild schoss ihr in die Augen. Eine junge Frau in beiger Robe, ein schlichtes Lichtschwert am Gürtel, mit verwirrter Miene als sie am verschlossenen Portal stand und dagegen hämmerte.
“Meisterin Mu’tabar!” Die Stimme der Hausangestellten, die sich und die Möbel von innen gegen die Tür stemmten. “Eure Meisterin befindet sich im Ritual und hat befohlen, dass keiner Zutritt erhalten soll!” Dann ein ohrenbetäubender Knall. Leid, Angst, Tod.

“Das war Absicht”, flüsterte Faith erneut, dieses Mal mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Pochend meldete sich ihre Schläfe zurück und ein Schwindelgefühl stellte sich ein. Die Manifestation war hier und versuchte, sich erneut Zutritt zu ihrem Geist zu verschaffen. Mit aller Macht kämpfte die junge Padawan dagegen an, versuchte sich abzuschirmen und an Arlens Worte zu denken. Aber da war das Bild einer alternden Jedi-Meisterin vor ihrem inneren Auge, mit leerem, überheblichem Blick - Mu’tabar.
“Ich bin nie alleine, aber ich freue mich, über neue Besucher”, flüsterte die Stimme, die ihr im Bongo befohlen hatte, das U-Boot zu versenken, die ihr all diese schrecklichen Gedanken eingepflanzt hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass es sich um eine weibliche Stimme handelte, die allerdings verzerrt und unnatürlich klang.

Die Worte kamen leise, fast ehrfürchtig. Faiths Stimme bebte.


“Der Damm … die Flut … Das war ein Ritual. Mu’tabar.”

Es ergab einen schrecklichen Sinn. Die Opfer, die für so etwas gemacht werden mussten. Der Moment, in dem das Padawan-Lichtschwert fiel. Der gewaltige Riss in der Macht, der sich als dunkler Fleck in die Überreste dieses Ortes gegraben hatte. Die Manifestation. Es war Mu’tabar. Mu’tabar hatte ihre eigene Stadt geopfert. Offensichtlich ihren eigenen Schüler. Ihre eigene Menschlichkeit. Einst eine Jedi, gefallen und mit einer Tat, die sie auf Ewig mit der dunklen Seite verwoben hatte.

Sie war immer noch hier.

Faith konnte es spüren. Faith konnte sie spüren. Sie war es.

Langsam ließ Faith sich nach unten sinken, berührte den Boden mit den Fingerspitzen hinter ihren Handschuhen. Sie berührte das viel zu edle Holz unter dem feinen Film aus Algen und Sedimenten. Ihre Augen blieben auf die Schatten gerichtet.


“Sie ist noch hier.”

Und er lauerte. Tief, bodenlos. Er lauerte und sie waren in sein Reich eingedrungen.

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Faith, Arlen, Tha'klen & Mu'tabar
 
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Ungläubig starrte Arlen auf das Padawanschwert in Faiths Fingern. Sein Hirn schien den Schlussfolgerungen der jungen Frau immer ein paar Sekunden hinterherzuhängen, bevor er verstand. Mu’tabar…ein Ritual… war das wirklich die Wahrheit? Das konnte nicht sein. Oder doch? Mit zitternden Fingern griff er nach der Waffe und spürte ihrer Vergangenheit nach. Psychometrie, wie er sie schon so oft auf Kelada angewandt hatte. Doch blieben die nebulösen Bilder die er erwartet hatte aus. Für einen Moment fragte er sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Doch dann sah er auf.

Und sah, dass Tha’klen und Faith verschwunden waren. Auch das Schwert in seinen Fingern hatte sich in Luft gelöst. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Eingangshalle war nicht länger geflutet. Eine sanfte Nachmittagssonne schien durch bunte Fenster im zweiten Stock herein und beleuchtete den stillen Glanz des Anwesens. Die Statuen waren poliert und das Eingangsportal nicht länger verbarrikadiert. Auf einem Guéridon neben der Treppe glitzerte der grüngoldene Kubus eines Jedi-Holocron und eine Vitrine mit sechs roten Kyberkristallen auf einem Kissen stand auf der anderen Seite des Raumes.


„Ich habe Euch erwartet, junger Ritter Merillion.“

, sagte eine unbekannte Stimme und Arlens Augen zuckten in die Höhe. Eine Gestalt war auf der Galerie erschienen und schritt nun anmutig die Treppe hinab. Mu’tabar – Arlen wusste instinktiv, dass sie es war – war eine Mon Calamari mittleren Alters mit goldener Haut und großen, grünen Augen. Gekleidet war sie in eine graue Robe und eine weiße Tunika, die darunter hervorlugte. Ihren breiten Mund hatte sie zu einem milden Lächeln verzogen.

„Was soll das hier? Du hast mich schon im Bongo nicht korrumpieren können.“

, stellte Arlen fest und drückte seinen Rücken durch. Noch immer fiel es ihm schwer zu glauben, dass die Dunkle Präsenz eine Jedi gewesen sein sollte. Diese Dinger waren trügerisch, weswegen er sich davon aus dem Konzept bringen lassen durfte.


„Das war lediglich ein Test, Ritter Merillion. Ich musste doch feststellen, ob wirklich so stark seid, wie ich es von Euch benötige.“

„Und, zufrieden?“

Abschätzig lachte er. Das hier war nur wieder ein Spiel der Präsenz. Konzentration wahren, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es war zwar besorgniserregend, dass es Mu’tabar gelungen war seine Psychometrie zu kapern, doch würde er die Sache vermutlich einfach aussitzen können.


„Sehr. Die Jahre des Wartens haben sich gelohnt. Ihr werdet ein würdiger Verbündeter sein, um meine gesammelte Macht gegen das Imperium ins Feld zu führen.“

Arlen zog eine Augenbraue hoch.

„Habt Ihr deswegen eine Millionen Wesen ermordet?“


„Ermordet nicht.“

, gab Mu’tabar zurück. Inzwischen hatte sie den ersten Treppenabsatz erreicht und stand nun direkt über ihm.

„Das war Sellon Jitteks Werk. Und das von Gouverneur Beaufils. Sterben lassen…schon eher. Ich denke geopfert für einen höheren Zweck trifft es am besten.“

Mit einem freundlichen Lächeln breitete sie die Arme aus. Arlens Gesicht verhärtete sich.

„Was für ein schöner höherer Zweck. Wer wollte nicht schonmal als rastlose Seele am Boden eines Massengrabs vor sich hintreiben?“

Mu’tabars Lächeln verblasste bei diesen Worten. Ihre großen Mon Calamari Augen ruhten für einen Moment auf ihm, dann legte sie den Kopf schief.


„Ihr versteht noch immer nicht? Meine Existenz hier unten ist lediglich ein temporäres Unbehagen. Ein Zustand, der mit Eurem prophezeiten Erscheinen nun bald ein Ende finden wird.“

Arlen verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ist das so?“

Die Mon Calamari lächelte wieder.


„Das ist so. Wir befinden uns hier in der Vergangenheit. Mein Geist weilt in der Gegenwart. Und alles, was ich von Euch brauche…ist Eure Zukunft.“

Langsam setzte Mu’tabar sich wieder in Bewegung. Ihr rechter Fuß senkte sich auf die nächste Stufe hinab und plötzlich flimmerte ihre Gestalt. Vor einem Moment auf den anderen verschwand die goldhäutige Mon Calamari und wurde von etwas anderem ersetzt. Klumpige, rote Haut spannte sich über einen kahlen Schädel. Die Ohren waren verkrüppelte Stumpen und wo die Nase hätte sitzen sollen, klaffte ein dunkles Loch. Die Augenhöhlen waren Löcher ohne Augenlider. Doch waren sie nicht leer. In ihrer Mitte flackerte je ein Kerzenflämmchen, das sich in purer Unmöglichkeit auf Arlen gerichtet hatte. Der Sith biss die Zähne zusammen und stählte sich gegen die Horrorvision. Das war nichts weiter als ein schmutziger Trick.

„Ihr werdet sehen, wir bekämpfen den gleichen Feind, Ritter Merillion. Als das Imperium die Kontrolle übernahm, sah ich was getan werden musste.“

, fuhr die Gestalt nun mit Arlens eigener Stimme fort. Er wusste, dass es seine war.

„Ich sammelte die nötige Macht, um Kelada zu retten und speicherte sie hier. Und dann wartete ich. Auf jemanden mit der nötigen Stärke und der nötigen Überzeugung sie ins Feld zu führen. Auf Euch, Ritter Merillion.“

Nun machte Arlen doch einen Schritt zurück. Er sah, worauf dieses Ding hinauswollte. Es war wirklich clever zu versuchen ihn auf persönlicher Ebene anzugreifen.

„Kein Interesse, Kreatur.“

, gab er zwischen zusammengebissenen Zähnen zurück. Die rote Albtraumgestalt verzog die verätzten Lippen zu einem schwachen Lächeln, das er als sein eigenes erkannte. Verzogen, pervertiert, doch ebenjenes Lächeln, das er in den letzten Tagen Faith so oft geschenkt hatte.


„Dass dies eine Lüge ist, wissen wir beide. Was könnt Ihr denn alleine noch tun, hier auf unserem schönen Kelada? Ein paar Wesen retten, ein bisschen Chaos stiften. Nichts, was der Gouverneur nicht reparieren, oder rückgängig machen kann.“

Das rote Ding schritt weiter die Treppe hinab.

„Was ich Euch anbiete, ist nichts weniger, als diesen Planeten zu befreien. Einfach so, mit einem Schlag. Mit der hier gespeicherten Macht einer Millionen gewaltsam vernichteter Seelen, können wir den Planeten isolieren. Wir können eine Singularität der Macht erschaffen und ihn von der Galaxis abschneiden. Dann vernichten wir die verbleibende imperiale Präsenz und erschaffen die Demokratie, die Kelada verdient hat! Und danach? Danach gibt es eine Galaxis zu befreien.“

Die Kreatur hatte endlich den Boden der Eingangshalle erreicht und streckte einladend die Arme nach Arlen aus, der zurückzuweichen versuchte. Doch da war schon das Portal in seinem Rücken.

„Und alles, was du tun musst, Arlen, ist der zu werden, der du ohnehin werden wirst. Du hast die Kapazität zu tun was getan werden musst. Du hast die Stärke, du hast die Überzeugung! Auch ohne die Erfahrungen, die dich erst noch zu mir machen werden!“

Die roten Lippen teilten sich zu einem breiten Grinsen, das die weißen Zähne der Kreatur entblößten. Ein Schatten hatte sich über die Fenster über ihnen gelegt, doch die leeren Augenflammen brannten umso heller. In Arlens Nacken und auf seinen Armen breitete sich eine Gänsehaut aus. Sein Herz schlug schneller, er wollte fliehen, doch konnte ein Teil von ihm nicht umhin über die Worte nachzudenken. War es möglich die hier gelagerte Macht zum Guten zu wenden? Die Tragödie hatte sich bereits abgespielt. Den Toten wäre nicht geholfen, wenn er sich einfach aus Prinzip dagegen sträubte, oder?

War dies nicht, was er Faith und Gorah-Un gestern noch über seine eigenen Überzeugungen gesagt hatte? Dass er bereit war die schweren Entscheidungen auf sich zu nehmen, um möglichst vielen Unschuldigen zu helfen? Die Vision hatte Recht, wenn sie sagte, dass er hier nicht mehr viel ausrichten konnte. Vielleicht gelang es ihm noch Jittek zu entführen, Antares zu ermorden, ein paar hundert Aquaner zu retten. Und dann? Flucht von Kelada und das Imperium wieder machen lassen. Sein Verstand sträubte sich gegen die Worte, sagte sich, dass er dem keinen Glauben schenken konnte. Die Manifestierung – Mu’tabar – log und wendete alle Tricks an, um ihn an sich zu binden. Der rote Albtraum nickte freundlich.


„Ah, der berühmte Beweispunkt. Du weißt, dass ich die Wahrheit spreche, aber deine Augen müssen es erst sehen, um mir zu glauben.“

„Ich…“

, begann Arlen, schaffte jedoch nur ein überraschtes Keuchen. Noch immer spürte er das Portal in seinem Rücken, doch sah er vor seinen Augen die Wahrheit. Mu’tabar log nicht. Vor Jahrzehnten hatte sie die Zukunft in einer Vision gesehen und eine Entscheidung getroffen. Und nun hatte er eine zu treffen. Er sah eine mögliche Zukunft, in der er sich selbst aufgab und dafür Kelada befreite. Ein isolierter Planet, aber ein gerechter. Und danach, Krieg. Gegen eine neue Imperatrix. Und alles, was er dafür tun musste…

„…nein…“

, keuchte er und sah wieder die Albtraumgestalt vor sich. Nun stand sie direkt vor ihm. Kein halber Meter trennte ihre so ähnlichen Gesichter voneinander.


„Was sind ein paar Tausend mehr?“

„Ich werde kein weiteres Ritual durchführen!“

, flüsterte er.


„New IndSec ist eine Anomalie. Sein einziger Daseinszweck ist als die Lunte für die Erschließung deines wahren Potentials zu dienen…“

, flüsterte Mu’tabar mit seiner Stimme.

„Dreißigtausend Seelen… Tha’klen… Faith…“


„Zwei Dutzend Tote auf deinem Gewissen, oder Dreißigtausend. Beides eine Tragödie. Beides eine Statistik. Und was erkauft es dir? Millionen von Wesen die in Freiheit leben können. Alleine Operation Deep Sweep betrifft Einhunderttausend. Einhunderttausend die du mit deiner Untätigkeit zu einem Leben in Diaspora verdammst.“

Arlens Augen weiteten sich, während er in die Augenhöhlen seines verzerrten Spiegelbildes starrte.

„Es ist, was ein echter Jedi tun würde, Arlen. Du weißt das. Du hast es selbst gesagt. Und du bist nicht der Einzige.“

Schwer atmend schüttelte er den Kopf, während er versuchte die immer leiser werdenden Worte aus seinem Kopf zu verbannen. Doch so leise die Kreatur sie auch flüsterte, umso klarer hallten sie in seinem Verstand.

„Darth Allegious ist tot. Getötet durch die Hand der Jedi. Der Krieg kommt. Milliarden werden sterben. Weil. es. nötig. ist. Für das größere Wohl. BEUGE DICH MIR.“

Arlen bemerkte nicht wie Tränen seine Wangen hinabliefen. Hatten sie grade erst damit begonnen? Weinte er schon die ganze Zeit? Seine ganze Welt waren die leeren Flammenaugen, das zahnige Grinsen. Der Preis, den er gesehen hatte. Wenn er nachgab, würde alles Leben in dem gefluteten See vernichtet werden. Zunder, um das schlummernde Potential der vor so vielen Jahren geopferten Seelen zu entflammen. Er konnte diese Macht haben, konnte sie zu etwas Rechtschaffenem formen und sich selbst im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Altar einer freien Galaxis verbrennen. Doch würde das Opfer auch Faiths Leben sein. Faith, die er liebte. Faith, die unschuldig war. Die er niemals hatte wiedersehen wollen, auf seinem einsamen Feldzug gegen das Universum. Faith, die er nicht opfern konnte. Er war bereit selbst in einem flammenden Inferno zu vergehen, wenn das der Preis war. Doch war ihr Leben zu kostbar, ihm zu teuer. Mit schmerzerfülltem Gesicht schüttelte er den Kopf.

„Selbstsüchtiger Heuchler…“

, flüsterte Mu’tabar und Arlen wusste, dass sie Recht hatte.

„Bereit große Reden zu schwingen, bis es dich selbst etwas kostet. So betrunken von dem Märchen deines eigenen Heroismus, bis es an etwas geht, das du wertschätzt. Du verrätst deine eigenen Ideale wegen eines dahergelaufenen Mädchens. Schwach! ERBÄRMLICH!“

Ohne auch nur zu einem einzigen Wort fähig zu sein, rammte Arlen die Arme nach vorne, stieß die Manifestation von sich. Seine Lippen zitterten und noch immer rannen Tränen in Bächen seine Wangen herab.

„Ich hätte dich als meinen Verbündeten bevorzugt, Arlen Merillion.“

, sagte Mu’tabar nun wieder mit ihrer eigenen Stimme und sah ihn mit ihren eigenen Augen, aus ihrem eigenen Gesicht an.

„Aber auch als mein Sklave wirst du mir von Nutzen sein…“

Kalte, nasse Finger schlossen sich um Arlens Hals. Unbarmherzig drückte Mu’tabar zu und er spürte, wie Manifestation in ihn eindrang.

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Faith, Arlen, Tha'klen & Mu'tabar

Nachdem Arlen ihr das gefundene Lichtschwert aus der Hand genommen hatte, schien er zu beginnen, es zu untersuchen. Faith wartete ab, sah wie der Sith die Augen schloss und sich konzentrierte. Also wandte sie sich einen Moment ab und ließ den Lichtkegel ihrer Helmlampe an den Statuen vorbeiziehen, die hier wie Wächter an den Wänden entlang aufragten. Ihre in Stein gehauenen Gesichter, durch die Zeit und den See in Mitleidenschaft gezogen, blickten allesamt stolz, fast überheblich drein. Ihre verzierten Roben waren ausladend, viel zu zeremoniell als das ein Jedi darin hätte kämpfen können und die Lichtschwerter an ihren Seiten waren fast provokant in Szene gesetzt. Es waren die Abbilder von Jedi - oder viel mehr das, was Mu’tabar sich unter einem Jedi vorgestellt hatte.

Als Faith sich im Kreis bewegend umsah, wirbelte ein Schleier aus feinen Partikeln auf und verschlechterte die Sicht etwas. Um sie herum herrschte eine trügerische Stille, als würde etwas auf sie lauern. Die Padawan fühlte sich beobachtet.

Mit einer Bewegung ihrer Fußflosse glitt sie an einer zersplitterten Steinsäule vorbei und ließ den Blick über das Geländer der Galerie schweifen. Am Ende der Eingangshalle standen schwere Türen offen. Ihr Blick wurde unwillkürlich dorthin gelenkt. Was auch immer dort war, das war der Ort, zu dem sie gelangen mussten. Dessen war sie sich sicher.

Als sie Arlen darauf aufmerksam machen wollte, zuckte eines ihrer Augen nervös. Sie spürte es nicht sofort. Zuerst war es nur ein flüchtiger Eindruck, dass die Präsenz, die sie selbst mit Arlen und Tha’klen verband, schwächer geworden war. Nein, falsch. Es war nur Arlens Präsenz. Es fühlte sich an, als hätte jemand langsam und hemlich eine Wand zwischen ihnen hochgezogen. Sie spürte keine Gefahr, keinen Angriff. Lediglich seine Abwesenheit.

Unter ihrem Tauchhelm runzelte Faith die Stirn, während sie sich umdrehte. Der Jedi-Ritter schwebte noch immer dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte - reglos, das Lichtschwert des toten Padawan-Schülers noch immer in der Hand. Irgendwas stimmte nicht. Unter dem Sichtfenster seines Helms konnte sie erkennen, dass sein Blick auf einen Punkt gerichtet war, den wohl nur er sehen konnte. Die Muskeln in seinem roten Gesicht wirkten angespannt. Zu angespannt. Faiths Körper spannte sich an, während ihre Gedanken umschalteten. Mit schnellen Fußbewegungen schwamm sie auf ihn zu. Dabei machte sie kein Geräusch, außer dem Rauschen ihres eigenen Atems im Helm.


Arlen?”

Er reagierte nicht.

Faith kam noch näher. Ein kalter Schauer durchfuhr sie, als sie erkannte, dass sich seine Lippen hinter dem durchsichtigen Sichtfenster seiner Atemmaske bewegten. Er flüsterte Worte, die nur ganz leise durch den Helmkommunikator gesendet wurden und die nicht für sie bestimmt waren, sie aber dennoch trafen.


‘Kein Interesse, Kreatur.’

Ihr Magen zog sich zusammen. Seine Stimme war tonlos und wirkte fremd. Und doch war es unverkennbar seine eigene. Ein Kloß stockte in ihrer Kehle, als sie hörte, dass sich irgendwo zwischen seine Worte ihr Name mischte. Arlen sprach weiter. Er klang zischend, voller Hass. Allerdings nicht auf sie. Auf etwas anderes. Auf jemand anderen. Der Sith sah sie nicht. Er war nicht hier, nicht im Jetzt. Ein leerer und zugleich brennend intensiver Blick, als würde er durch sie hindurchsehen und hinter ihr jemanden erkennen, den er abgrundtief hasste.

Mu’tabar hatte ihn. So wie sie zuvor Faith unter Kontrolle hatte. Die junge Frau hob instinktiv die Hand. Sie wollte ihn berühren. Ihn zurückholen. Doch bevor ihre Finger auch nur in die Nähe seiner Schulter gelangen konnten, zuckten seine eigenen Hände nach vorn und stießen sie von sich.

Faith wirbelte durch das Wasser, als der Machtsoß ihres Freundes sie mit voller Macht erwischte. Im Versuch, ihren Kurs zu kontrollieren, schlug sie mit den Flossen aus und stieß mit ihren Beinen gegen eine halb verwitterte Balustrade. Ihre gerade erst genesenen Beine protestierten schmerzhaft. Doch was sie sah, bereitete ihr noch viel mehr Schmerzen.

Arlen hatte Tränen auf den Wangen. Seine Lippen waren halb geöffnet, als würde er immer wieder einen Namen flüstern. Seine in Handschuhe gehüllten Finger waren zu Fäusten geballt und sein Körper schien zu krampfen. Faith zwang sich, einen klaren Kopf zu behalten und verdrängte ihre Unsicherheit. Jetzt war nicht der Moment zu zweifeln. Die Manifestation von Mu’tabar hatte ihn. Tha’klen schickte sich an, sich Arlen zu nähern, aber die Padawan hielt hen mit einer Handbewegung zurück. Es war nicht so, dass sie hen nicht vertraute, Arlen auch helfen zu können. Aber Arlen war nicht mehr er selbst und sie hatte das Gefühl, dass sie es sein musste, die sich ihm näherte.


“Versuch ihn über die Macht zu erreichen, Tha’klen! Wir müssen ihn zurückholen!”

Sie schlug kräftig mit den Flossen, um sich in Bewegung zu setzen.

Arlen!” Ihre Stimme war fest, auch wenn ihr Herz raste.

“Ich bin nicht Mu’tabar!”

Es kam keine Reaktion.

“Ich bin nicht Mu’tabar. Ich bin nicht sie.” Sie sprach es aus, in klaren Worten, die in der Macht vibrierten, als sie sich erneut vorsichtig näherte.

“Ich bin Faith. Deine Freundin. Deine Faith. Ich bin hier und ich gehe nicht weg.”

Sie ließ so gut wie möglich die Macht durch ihre Worte fließen - ein Pool heller Energie, ruhig, stetig und sicher. Wie ein Lichtschein in der Tiefe, wenn man sich nicht mehr sicher war, wo sich eigentlich Oben und Unten befanden. Wie ein Seil, das man auswarf, wenn jemand über Bord ging oder wie das Leuchtfeuer für jene, die im Nebel gefangen waren.

“Du hast mir gesagt, ich sei stärker als sie”
, brummte sie fast schnippisch. “Also sei du es jetzt gefälligst auch!”

Ihr Blick ruhte auf seinem krampfenden Körper. Als sie nah genug war, hob sie die Arme und nahm seinen Atemhelm zwischen ihre Hände, während sie ihr Sichtfenster sachte an seines klopfen ließ, sodass sie seine tränenverschmierte Wange im Blick behalten konnte.

“Wir halten das zusammen aus. Ich bin hier, solange du mich brauchst.”

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Faith, Arlen, Tha'klen & Mu'tabar
 
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Arlens Körper zitterte und krampfte, während Mu’tabar von Sekunde zu Sekunde mehr die Kontrolle übernahm. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die fremde Präsenz, versuchte sie zu vertreiben und sein eigenes Ich zu bewahren. Doch ohne Erfolg. Die ehemalige Jedi befand sich im Zentrum ihrer Macht, mit der Kraft hunderttausender ritualistisch geopferter Seelen in ihrem Rücken. Und dem hatte er nichts entgegenzusetzen.

Wenigstens die Vision hatte geendet. Arlen würgte und spuckte. Er spürte, wie weißer Schaum sich über seine Lippen legte. Doch wenigstens sah er wieder klar. Er sah Faith, die besorgt vor ihm schwamm, ihm gut zuredete. Sie hatte verstanden was grade passierte, doch hatte sie den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Und so versuchte sie nun das gleiche, womit er selbst sie vorhin vor der dunklen Besessenheit bewahrt hatte. Doch Arlen wusste, dass es zwecklos war. Er war nicht stärker als Mu’tabar! Vorhin hatte sie nur einen Bruchteil ihres Potentials entfaltet, doch nun hatte sie beschlossen die Spielchen zu beenden. Er wollte Faith anschreien, sie anflehen doch zu fliehen, doch kein klarer Ton kam ihm über die Lippen. Und dann hatte er auch schon verloren.

Er spürte, wie Mu’tabar seinen Kopf in Faiths Richtung drehte und seine Augen auf sie richtete. Sein Mund wurde zu einem grausamen Lächeln verzogen und seine eigene Stimme, mit einem leicht verzögerten Nachhall, sagte:


„̸͇̒D̷̦̑è̸̞i̷̯̽n̴̻͒ ̴̼̏A̴̜͑r̸͖͑l̴̛̩e̶͇͆ń̸̠ ̸̱̿ȉ̷̠s̶̪̒ẗ̶̪́ ̴͈͗ġ̵̘ṛ̴̿ā̴͚d̴̢̆ė̵̯ ̸͎̽ṅ̷̞u̵͚̿ȓ̷̝ ̴͈͘d̷̖̏e̷̗̕r̷̞̓ ̶̳̍B̴͇͛e̵̩̕ì̷̼f̷̠̄ä̷̢́h̷̝͗r̵̛̖é̶̳r̴͎͌,̶͈͊ ̶̠͛S̷͈͊c̵͚̓h̴͇͂ä̶̭̃t̸̻͆z̸͋ͅc̸̣͑h̸̲̀ḛ̴̐n̵̛̜.̶͕͂“̸͇̾

Arlen selbst fühlte sich jedoch eher, als hätte Mu’tabar ihn im Kofferraum eingesperrt. Vollkommen sinnlos stemmte er sich gegen die Ecke seines eigenen Verstandes, in die er verbannt worden war und schaute verzweifelt zu, wie die ehemalige Jedi seine Hand hob. Mit Arlens Macht packte sie Faith am Hals und richtete das gefundene Padawanlichtschwert auf ihren Oberkörper, das bis grade noch vergessen in seiner Hand geruht hatte. Ohne zu zögern betätigte Mu’tabar den Emitter und Arlen spürte ihre Intention. Nicht, Faith umzubringen. Für das kommende Ritual wurden alle Seelen gebraucht. Aber sie so zu verwunden, dass sie ihr nicht in die Quere kommen konnte.

Das Lichtschwert zischte gehorsam, doch hatte es Jahrzehnte am Boden eines Sees existiert. Statt einen stabilen Plasmastrahl zu erzeugen, gab die Energiezelle jedoch einfach auf. Nur entfernt spürte Arlen den Schmerz, als die Waffe in seiner ausgestreckten Hand explodierte. Frustriert zischte Mu’tabar und Arlen sah seine Chance. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die feindliche Kontrolle und für einen Moment war er wieder Herr seines Körpers. Doch damit gab er sich nicht zufrieden. Er wusste, dass er nur Sekunden hatte und dass er in dieser Zeit einen entscheidenden Vorteil finden musste. Also gab er sich nicht damit zufrieden sie vertrieben zu haben, sondern stellte ihr nach. Mit seinem eigenen Geist verfolgte er den Weg, auf dem sie in ihn eingedrungen war und dann fand er sie. Hier im Gebäude, wie Faith gesagt hatte. Selbstmörderisch warf er sich auf sie und versuchte ihren eigenen Trick gegen sie zu verwenden.

Natürlich brauchte Mu’tabar nicht mehr als einen Gedanken, um ihn wieder aus ihrem Geist zu verbannen. Und dann den Spieß erneut umzudrehen. Einen Moment später hatte sie ihn wieder in seinem eigenen Kopf weggesperrt.

Erneut griff sie mit der Macht nach Faiths Kehle und schmetterte die junge Frau diesmal in die vor dem Portal aufgetürmten Möbel. Kurz warf Mu’tabar Tha’klen einen Blick zu, interpretierte dien Verpine:n wohl jedoch nicht als Gefahr. Statt dien Padawan auszuschalten, wandte sie sich ab um schwamm in die Mitte der Eingangshalle, wo sie Arlens Arme ausbreitete. Ein flimmernder Machtschild bildete sich um seinen Körper und mit Schrecken stellte er fest, dass die ehemalige Jedi wohl keine Zeit verschwenden wollte, bevor sie ihr Ritual begann.

Doch einen Trick hatte er selbst noch auf Lager. Als er eben in Mu’tabars Geist eingedrungen war, hatte er für einen Moment ihre Erinnerungen sehen können. Diesen nun vor seinem inneren Auge, raffte Arlen seine verbleibende Kraft zusammen und griff selbst mit der Macht hinaus. Mu’tabar kontrollierte seinen Körper, doch kontrollierte sie nicht seinen Geist. Und diesen warf er nun Faith entgegen, versuchte ihr telepathisch seine mögliche Lösung mitzuteilen. Noch immer war er nicht gut genug darin, um ihr Worte zu schicken, doch brauchte er keine. Stattdessen schickte er ihr ein einzelnes Bild: Der ausgemergelte Körper einer Mon Calamari, die in einem verschlossenen Raum reglos im Wasser trieb. Ihren neuen Körper – seinen – hatte sie wohlweißlich geschützt, doch trieb ihr alter Kadaver irgendwo hinter einer verschlossenen Tür. Und noch war die Transferierung ihrer Essenz nicht abgeschlossen!


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Kelada - Colina - Gefängnis - Hochsicherheitstrakt - Einzelzelle - Darth Angelus

Darth Angelus saß am nächsten Morgen auf der harten Pritsche seiner Einzelzelle im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Colina und starrte unentwegt Löcher in die Wand, während er mit versteinerter Miene grübelte. Die massiven Fesseln an seinen Handgelenken und Knöcheln bildeten ein ständiges Gewicht, das bei jeder Bewegung klirrte. Ein Geräusch, das ihn in den Wahnsinn trieb, weshalb er sich eine halbe Stunden nach der Ankunft dazu entschieden hatte, sich nicht mehr zu rühren und in die absolute Stimme der Zelle einzutauchen. Das schwache Licht der Neonröhren warf harte Schatten auf sein wohlgeformtes Gesicht, das keinerlei Regung zeigte. Seine blasse Haut schien im fahlen Licht fast zu leuchten, ebenso wie seine smaragdgrünen Augen. All das wirkte wie eine Maske aus Stein, hinter der ein brodelnder Sturm aus Wut und langsam aufkeimendem Wahnsinn lauerte. Der Adelige war ein impulsiver Krieger, der jeden Herzschlag seiner Existenz in vollen Zügen auskostete und ein stolzer Ritter; jede einzelne Sekunde in Gefangenschaft in diesem Rattenloch nagte somit an ihm. Sein Haupt schwenkte, als er den Blick einmal mehr über die heruntergekommene Unterbringung wandern ließ. Wieder ein Klirren der Fesseln, selbst bei dieser minimalen Bewegung. Sabar presste gereizt die Lippen zusammen und schloss seine Augen für ein paar Augenblicke. Dann fuhr er fort.

Die Zelle war ein trostloser und gänzlich abgeriegelter Käfig: ein winziger, quadratischer Raum mit feuchten Durastahlwänden und einem sterilen Boden, ebenfalls stählern, der mit dunklen Flecken übersät war. Die schmutzige Pritsche unter ihm stank nach Schimmel und über der Zellentür blinkte die rote Überwachungskamera, ihr monotones Summen ein ständiger Begleiter in der bedrückenden Stille. Auch dieses verdammte Summen ließ sein Blut kochen. Angelus konnte spüren, dass hinter der Zellentür sechs Wachposten positioniert waren, die nahezu die ganze Zeit über nicht miteinander gesprochen und stattdessen geschwiegen hatten.

Er hatte noch kein Wort von
Governor Antares vernommen. Der feige Wurm ließ ihn in dieser verdammten Zelle versauern, während "Kerbal" mitsamt seines Anhangs durch Kelada streifte und sein doppeltes Spiel weiterspielen konnte. Angelus’ Finger zuckten unwillkürlich in den Fesseln, ein Zeichen seiner brodelnden Ungeduld, doch er zwang sich weiterhin zur Regungslosigkeit, seine versteinerte Miene ein Schild gegen die Demütigung, die ihm angetan wurde. Sowohl Rüstung als auch Pelz lagen noch unverändert an seinem Körper - ungeachtet der stickigen Wärme, die er ohnehin kaum noch spürte nach all den verstrichenen Monaten, die er nahezu ununterbrochen in voller Montur verbracht hatte. Sein makelloser Körper schien die Hitze inzwischen zu absorbieren, was ihn einmal mehr von den gewöhnlichen Normalsterblichen unterschied, die nicht einmal einen Bankettabend im Anzug zubringen konnten, ohne nach einer Stunde in ihrem eigenem Schweiß zu triefen. Sich der Montur zu entledigen und sich vor diesen hinterhältigen Insekten, die ihn verraten haben, zu entblößen, war eine Option, die für ihn nicht in Frage kam. Selbst wenn er eine Woche hier sitzen würde; er würde sich weder der Rüstung entledigen, noch schlafen, noch sonst irgendein Zeichen der Schwäche ausstrahlen.
Er wusste ohnehin, dass
Antares ihn nicht ewig hier halten konnte – der Zirkel der Extinktoren würde Antworten fordern. Doch die Wartezeit war dennoch eine Qual, die seine Wut nur weiter anfachte. Die Präsenz, die er im Talpass gespürt hatte - leider zu spät - , war noch immer in seinem Geist – ein sanfter Hauch, der ihn lockte und ein Geheimnis, das er zu seinem Vorteil nutzen würde. Kerbal war der Schlüssel, und Angelus würde ihn finden, ihn brechen und die Wahrheit ans Licht zerren, selbst wenn er dafür ganz Kelada in Schutt und Asche legen müsste.

Ein wölfisches Lächeln spielte um seine Lippen, während er inmitten dieses Gedankens seines bevorstehenden Triumphs versank. Der Krieger konnte sich nicht dagegen wehren und ein leises Lachen entglitt ihm. Die Bewegung seiner Schultern ließ die Fesseln erneut erklingen und ebenso schnell, wie das leise Lachen eingesetzt hatte, verstummte es auch wieder. Die Augen des Sith leuchteten stattdessen rot auf, während sich in seinem Verstand glanzvolle und gleichermaßen finstere Visionen Form annahmen:

Er durchschritt die jubelnden Massen von Kelada City, die Köpfe seiner gefallenen Gegner triumphierend in die Höhe streckend. Seine Erscheinung makellos, sein schwerer Umgang leicht im kräftigen Wind wehend. Und vor ihm und der rund um ihn herum tobenden Menschenmenge wartete das Shuttle, dazu bereit, ihn schnellstmöglich von hier weg und zurück auf die Thronwelt zu bringen. Doch bevor dies geschehen konnte, stand die Bestrafung seiner Feinde bevor – und genau an diesem Punkt begannen die Visionen sich zu verfinstern...


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Faith, Arlen, Tha'klen & Mu'tabar
Faith realisierte sofort, dass Arlens Blick sich veränderte. Der Jedi-Ritter zuckte, als sein Körper sich spannte und seine Mimik sich zu etwas Fremden verzerrte. Dann lächelte er - kalt, spöttisch und grausam. Doch er war es nicht. Nicht mehr. In seinen Augen sammelte sich eine Dunkelheit, in die sie selbst auch schon einen Blick werfen musste. Die verstörenden Worte, die folgten, waren durchzogen von einem Hall, der den eigentlichen Worten nachzog und wie die Worte wie ein Echo in ihre Gedanken schob. Mu’tabar hatte Besitz von Arlen ergriffen. Und Faith wusste genau, was das bedeutete. Sie packte seine Schultern mit beiden Händen und rüttelte an ihm, in der naiven Hoffnung, sein wahres Ich dadurch wieder an die Oberfläche zu bekommen. Dann erkannte sie das Lichtschwert, das Arlen noch immer in seinen Händen hielt.

Der Griff bewegte sich. Die runde Klingenöffnung deutete nun in Richtung ihres Bauches und Arlens Hand näherte sich dem Emitter.


ARLEN, NEI …!", brüllte sie.

Zu spät.

Dann war da ein Zischen, gefolgt von einem ruckhaften Lichtblitz - ein grelles Aufblitzen, das das Wasser um sie herum so stark erleuchtete, dass sie nichts mehr sehen konnte. Faith spürte, wie sich ihr Körper reflexartig nach hinten warf, als die Druckblase einer durchs Wasser pressenden Explosion sie davon trug. Kleine Metallsplitter, Stein und morsches Holz schoss an ihr vorbei. Irgendetwas streifte ihren Helm, etwas anderes prallte gegen ihre linke Schulter. Alles jedoch glücklicherweise, ohne das Material zu durchdringen. In ihren Ohren schellte ein klirrender Ton und ihr Kopf schien für einen Moment zu vibrieren. Ehe sie sich auch nur ansatzweise wieder orientieren konnte, schoss Arlen - besessen von Mu’tabar - auf sie zu. Die Padawan spürte, wie die Macht sich um ihren Hals schloss und mit brutaler Kälte zudrückte. Sie rang nach der Luft in ihrem Helm, trat wild mit ihren Fußflossen ins Wasser und versuchte, mit den Händen nach etwas an ihrem Hals zu greifen, was nicht da war. Stattdessen trafen ihre Handschuhe nur auf das Sichtfenster ihres Helmes. Der Griff hielt sie fest, zog sie nach vorn und schleuderte sie dann gegen einen Haufen zersetzter Möbel. Krachend splitterte Holz durch das Wasser. Der Schmerzensschrei, den sie ausstoßen wollte, erstickte, denn da war keine Atemluft, mit der sie ihn hätte erzeugen können.

Doch dann lockerte sich der Griff. Keuchend zog Faith die gepresste Luft ihres Anzugs in die Lunge. Dann befreite sie mühsam ihren Arm aus den Überresten dessen, was wohl mal ein Stuhlsitz mit Beinen gewesen war, und sah sich hektisch nach Arlen um. Zu ihrer Überraschung hatte Mu’tabar ihn nicht dazu gezwungen, nachzusetzen und ihr den Gar auszumachen. Stattdessen breitete der Körper des Jedi-Ritters in der Mitte der Eingangshalle seine Arme aus und verdrängte den See um sich herum. Schimmernd erschien eine Barriere aus Macht, die es Faith unmöglich machen würde, zu ihm zu gelangen.

Mit rasselndem Atem kämpfte sie sich aus dem Möbelhaufen heraus und zwang sich dann zur Ruhe. Panik würde ihr nicht weiterhelfen. Irgendwo im Hintergrund bewegte sich Tha’klen. Faith warf hen einen knappen Blick zu, leuchtete mit dem Schein ihrer Helmlampe auf dien Verpinen und versuchte mit den Händen Ruhe zu signalisieren.

Es folgte ein Moment der Stille. Dann ein Bild vor ihrem Geist - das Bild eines leblosen Mon-Calamari-Körpers, umgeben von Wasser. Die eingefallenen leeren, halb geöffneten Augen starrten albtraumhaft ins Nichts.

Das Bild kam von Arlen. Nicht von Mu’tabar. Das wusste Faith instinktiv. Es war keine Falle, keine Täuschung. Arlen hatte ihr dieses Bild durch die Macht geschickt. Er war also noch da und kämpfte. Gefangen in seinem eigenen Körper gab er ihr die Mittel, ebenfalls zu kämpfen. Und vielleicht sogar zu gewinnen.

Faiths Augen verengten sich. Mu’tabars Körper war hier irgendwo. Die Manifestation hatte ein physisches Zentrum, war angreifbar, verletzbar. Und die Padawan hatte so eine Ahnung, in welche Richtung sie gehen musste.

Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie wie wild begann, mit ihren Flossen das Wasser unter sich zu verdrängen. Aber ihre Gedanken waren ruhig. Das Chaos um sie herum konnte sie ausblenden und die Ordnung in ihrem Inneren finden. Sie warf Tha’klen einen Blick zu, fürchtete jedoch, etwas durch den Kommunikator zu sagen. Es war sehr wahrscheinlich, dass Mu’tabar alles hören konnte, was Arlen hörte. Also versuchte sie mit Händen klarzumachen, dass hen für Ablenkung sorgen musste, während sie nach der Möglichkeit suchte, Arlen zu retten.

Der Mund der Padawan verzog sich angestrengt, als sie anschließend, mit Händen und Füßen schlagend und so schnell sie nur konnte, in die entgegengesetzte Richtung durch die Eingangshalle schwamm. Die Tür, hinter der sie die nach unten reichende Treppe entdeckt hatte. Da musste sie herunter. Sie wusste es. Sie spürte es.
Als sie sie erreichte, glitt sie hindurch, stieß sich ab und folgte dem windenden Treppenlauf hinab. Die Treppen waren bedeckt mit Schlick. Die Steine der Wände waren von der Zeit zerfressen. Überall lagen Überreste von Möbeln und alten Erinnerungsstücken an ein Leben, das Mu’tabar bewusst aufgegeben hatte. So viele Leben hatte sie ausgelöscht. Aber Faith ließ sich hier und heute nicht aufhalten. Sie würde Arlen retten und auch Tha’klens Überleben sichern. Sie schwamm entschlossen voran, tastete nach Spuren der Macht und folgte dem Pfad, den diese ihr wies. Sie nutzte ihre Gefühle, ihre Erinnerung an das, was sie gespürt hatte, als Mu’tabar in ihrem eigenen Geist wütete und das Bildfragment, das Arlen ihr gesendet hatte.

Sie tauchte unter einem halb umgefallenen Schrank hindurch, schob am Ende des Ganges eine eingefallene Tür zur Seite und betrat einen Raum, der erstaunlicherweise fast intakt war. Der Druck der einfallenden Wassermassen hatte ihn nur recht leicht beschädigt. Es wirkte wie ein Arbeitszimmer, oder zumindest ein zur Konzentration gedachter Rückzugsort. Faith spürte die Dunkle Seite an diesem Ort. Statt sich von dieser Präsenz abzuwenden, folgte sie ihr jedoch. Da war eine weitere Tür. Faith rüttelte an ihr, doch sie schien verschlossen. Die Padawan stemmte ihre Schwimmflossen gegen die Wand neben der Tür und versuchte, mit beiden Händen am Knauf zerrend, das verdammte Ding aufzuziehen. Es tat sich jedoch nichts. Frustriert griff sie sich an die rechte Hüfte, die Position, wo sich im Normalfall ihr Lichtschwert befand.


Arlen, verdammt!”

Er hatte ihr es nach dem Vorfall im Bongo abgenommen. Vermutlich hatte er es aus Sicherheitsgründen im U-Boot gelassen. Es war jedoch nicht die Zeit für Frustrationen. Stattdessen dachte sie kurz nach. Die Tür sah zu massiv aus, um sie mit einem Machtstoß einfach zerbersten zu können. Zumindest bestand das Risiko, dass sie es nicht schaffen würde. Aber das war auch gar nicht nötig. Mu’tabar hatte in ihrem Prunk auf altertümlich anmutende Türen gesetzt. Diese da hatte metallene Angeln, in denen sie gehalten wurde. Rost hatte sie schon halb zerfressen und es dürfte nicht schwierig sein …

Mit einer einfachen Bewegung ihrer Hand und einem kontrollierten Machtgriff zog sie die beiden Stifte der Türangeln heraus. Danach war es ein Leichtes, die Tür mit bloßen Händen aufstemmen. Die Padawan zog kräftig daran. Noch bevor die Tür im schwarzen, trüben Wasser vollständig aufgeschwebt war, presste sie sich hindurch und schoss die dahinterliegenden Treppenstufen hinab.

Dann öffnete sich vor ihr ein getäfelter, von runden Steinsäulen dominierter Raum.

Und da war sie. In der Mitte des Raumes schwebte Mu’tabars sterblicher Körper.

Faith hielt inne.

Die merkwürdig verzerrte Haut der Mon-Calamri spannte sich über die Knochen. Der Brustkorb war seltsam eingefallen. Das Gesicht war definitiv tot, die Augen waren leer - aber dennoch gezeichnet von der Macht, die sie besaß. Ihr Kadaver war ein von dunkler Energie durchtränktes Relikt.

Aber was tun? Ihr Lichtschwert hatte sie nicht bei sich. Mit diesem hätte sie einfach kurzen Prozess machen können. Sie zögerte eine Sekunde, in der sie überlegte, ob sie den geschwächten Körper einfach mit der Macht zerreißen konnte. Doch die Macht wies ihr eine andere Lösung. Geleitet durch sie drehte Faith ihren Kopf. Die Helmlampe leuchtete auf einen einst reich verzierten, inzwischen porösen Holzständer, auf dessen gegabelten Armen ein sehr langer Zylinder platziert war. An der Wand dahinter befand sich, größtenteils durch Schlamm verdeckt, das Mosaik einer strahlenden Mon-Calamari-Jedi, die eine Lichtlanze mit goldener Klinge ins Feld führte.

Mit ausgestreckter Hand ließ Faith die Waffe aus der Halterung, durch das Wasser auf sich zuschweben, ehe auch ihre zweite Hand hervor schnellte, um sie aufzufangen. Sie drehte die Lanze, die an ein überlanges Lichtschwert erinnerte, einmal zwischen ihren Fingern und fand den Emitter. Jetzt war nur noch zu hoffen, dass Mu’tabars Waffe beständiger war, als das Lichtschwert ihrer Schülerin.

Faith schloss die Augen und betätigte den Knopf. Für den Bruchteil einer Sekunde befürchtete sie tatsächlich, dass auch dieses Ding einfach explodieren würde. Doch stattdessen vernahm sie das Blubbern von erhitztem Wasser. Sie öffnete die Augen und sah vor ihren Helm eine goldene Lichtklinge, die sich am Ende der Lanze gebildet hatte.

Dann schlug sie zu. Die Klinge zog durch das trübe Wasser und erhellte den Raum in goldenem Licht - ehe Faith sie dem Körper Mu’tabars durch die Brust rammte.

Da war kein Schrei. Kein Aufleuchten. Kein dramatischer Effekt.

Hatte es funktioniert?

Jetzt setzte die Panik ein. Was, wenn es vergebene Hoffnung gewesen war? Faith schlug erneut zu. Wieder und wieder, bis die Muskeln zu brennen begannen, zerteilte sie den alten, toten Körper in seine Einzelteile.

Dann spürte sie es. Ein Beben in der Macht.

Sie hielt inne und fasste sich mit einer Hand an den Helm, in etwa an die Stelle, an der sich ihr Ohr befand.


“Arlen? Hörst du mich?"

Nichts. Ihr Körper begann zu zittern. Tränen bildeten sich in den Rändern ihrer Augen.

Tha'klen? Jemand da? Arlen. ARLEN! BITTE!"

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Faith & Mu'tabars Leiche
 
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Arlen war ein Gefangener in seinem eigenen Körper. Mu’tabar hatte sein Fleisch übernommen und ihm die Kontrolle geraubt. Doch gab der Geist der gefallenen Jedi sich damit noch lange nicht zufrieden. Sie hatte sich dazu entschlossen ihr Ritual durchzuführen – egal was er dazu sagte – und dafür musste sie ihm auch den letzten Rest seiner selbst austreiben. Also spürte er nun, wie mehr und mehr ihrer Essenz wie über ein unsichtbares Kabel in ihn hineinströmte und von Sekunde zu Sekunde mehr den Druck auch auf seinen Geist ausübte.

Mit aller Kraft stemmte Arlen sich dagegen. Was Faith und Tha’klen taten konnte er nicht mehr erkennen, zu sehr war er darauf fokussiert nicht nachzugeben. Er wusste, gab er auf, wäre es das für ihn gewesen. Und auch für die anderen. Je länger Mu’tabar brauchte ihn vollends zu übernehmen, desto später würde sie mit dem eigentlichen Ritual anfangen. Und desto mehr Zeit blieb den Padawanen für Flucht oder Widerstand. Doch es war schwer. Die Ecke seines Verstandes, in die er verbannt worden war, zog sich mehr und mehr zusammen und sein Geist ächzte unter dem Gewicht. Es war eine andere Art von Kampf, als Mu’tabar und er ihn um seinen Körper geführt hatten. In diesem Gefecht hatte er den Vorteil der Verteidigung. Er war kompakt und sie versuchte ihn zu zerquetschen. Unter normalen Umständen wäre dies vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit gewesen…doch bei der Macht war sie stark!

Arlen wollte schreien, doch hatte er keinen Mund. Unerbittlich presste die gefallene Jedi seinen Geist zusammen, wendete das pure Gewicht der geopferten Seelen auf und presste, presste, presste, bis er das Gefühl hatte zerbersten zu müssen. Er war nur ein Ritter und Mu’tabar war im Leben eine erfahrene, gewiefte Machtnutzerin gewesen. Arlen spürte, wie seine Zeit ablief, wie aus Minuten Sekunden wurden. Und dann geschah es. Plötzlich spürte er den Schock der gefallenen Jedi, dann ihre Angst. Der Druck ließ nach und plötzlich dehnte er sich wieder aus. Mu’tabar schrie mit seinem Mund und dann war es an ihm die feindliche Präsenz auszutreiben. Das unsichtbare Kabel war gekappt, die Jedi plötzlich von ihrer Macht getrennt. Und dann war ihre Seele plötzlich ohne Anker. Der Raum bebte, als sie starb und schließlich war es wieder Arlen, der aus seinen eigenen Augen blickte.

Und dann war da der Schmerz. Wie ein Frachtgleiter traf ihn ein sengendes Brennen in seinem rechten Arm, als plötzlich auch der Machtschild verschwand und geballter Wasserdruck auf ihn eindrang. Nun schrie Arlen wirklich und versuchte instinktiv die Energie mit der Macht zu absorbieren. Mit Tränen des Schmerzes in seinen Augen warf er einen Blick auf seine rechte Hand – oder versuchte es zumindest. Von seiner Hand war nichts mehr übrig – weder von den mechanischen noch von organischen Teilen. Sein Unterarm endete in einem zerfledderten Stumpf, aus dem die verkohlten Splitter von Elle und Speiche ragten. Arlen keuchte, während Sterne vor seinen Augen zu tanzen begannen. Sein Magen entleerte sich in den Druckanzug, der sich aus Richtung seines Armstumpfes mit Wasser zu füllen begonnen hatte. Entfernt hörte er Faiths Stimme über das anzuginterne Comlink.


„F…aith…Hilfe…“

, ächzte er und drohte das Bewusstsein zu verlieren, während er absackte. Irgendwo war da Tha’klen, doch konnte auch dien Verpine nicht verhindern, dass er im nächsten Moment auf dem Boden der Halle zu liegen kam. Blubbernd füllte sich nun auch sein Helm mit Wasser und er hatte grade noch genug Geistesgegenwart, um noch einmal tief Luft zu holen. Der Atemzug stank erbärmlich nach Erbrochenen. Immer mehr zog sich sein Sichtfeld zusammen und fokussierte sich plötzlich auf etwas Unwirkliches. Dort, wenige Meter vor ihm, glitzerte das Holocron aus seiner Vision. Grün und golden. Unschuldig. Enthüllt in den Splittern eines kleinen Schrankes. Vielleicht als er Faith dort hineingeschleudert hatte? Wie im Traum streckte er seine Linke danach aus und rief es mit der Macht zu sich. Doch dann verlor er endgültig das Bewusstsein und in einem kleinen Strom Luftbläschen verließ sein letzter Atemzug seinen Mund…


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