Kelada (Kelada-System)

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Residenz des Premierminiskus / Bankettsaal ] Arlen, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Gorah-Un und der Regierungsrat

Erleichtert atmete Arlen auf, als Gorah-Un den gestellten Bedingungen zustimmte. Das Wie einen imperialen Beamten zu entführen, würde war ein Problem für die Zukunft. Doch alles, was jetzt zählte war dieser Erfolg. Sie hatten einen Ort, an dem sie befreite Aquaner und Zwangsarbeiter verstecken konnten und der NRGD einen neuen Verbündeten. New IndSec war zwar nicht um die Ecke, doch würde eine derart versteckte Operationsbasis Gold wert sein! Der Premierminister kündigte den Hauptgang an und für eine Weile wandte die Konversation sich wieder nervenaufreibenden Themen zu.

Das gereichte Essen war köstlich! Bereits das Gefängnisessen hatte ihnen geschmeckt, doch war dies gar kein Vergleich. Es gab Fisch und Wasserpflanzen, gebacken in einem Teig aus einer Art Getreide, die Arlen nicht so recht einordnen konnte. Der resultierende Mantel war blauschwarz und ausgesprochen buttrig, was ihn dazu veranlasste sich gleich zwei Mal nachzunehmen. Für den Nachtisch hatte er dann fast keinen Platz mehr, doch fand sich dann doch ein Plätzchen in seinem Magen für die salzig-süße Köstlichkeit. Die Konversation hatte sich unterdessen wieder der Logistik zugewandt, nämlich was ihre Schritte waren.


„So sehr ich Ihre Gastfreundschaft genieße, so wenig können wir sie strapazieren, fürchte ich.“

, begann Arlen und trank das gereichte Gläschen Digestif in einem Zug aus.

„Wir haben noch zwei weitere Koordinatensätze abzuklappern und je länger wir nach dem Jedi-Tempel suchen, desto weniger Unschuldigen können wir helfen. Ich schlage vor, dass wir noch zwei Tage ausruhen und uns dann wieder auf den Weg machen. Zunächst zurück nach Colina – vielleicht haben wir dort ja Glück mit unserer Suche. Und wenn wir schon einmal da sind, können wir uns auch direkt um Jittek kümmern.“

Kurz zögerte er und wandte sich dann an Gorah-Un.

„Würde es Sie stören uns für Morgen ein Bongo zur Verfügung stellen, mit dem Meisterin Mu’tabars ehemaliger Residenz einen Besuch abstatten können?“

Arlen hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben hier oben zumindest ein paar Fortschritte auf der Sekundärmission zu machen. Wer wusste schon, ob Mu’tabar nicht etwas bei sich aufbewahrt hatte, das für den Orden von Bedeutung sein konnte. Er hoffte nur, dass Gorah-Un ihm das Ansinnen nicht als Grabräuberei auslegen würde. Doch seine Sorge war unbegründet. Der Premierminiskus nickte und schaute einen Moment in sein eigenes Schnapsgläschen, bevor er antwortete:

„Das sollte kein Problem darstellen. Ebenfalls können wir Ihnen ein paar Druckanzüge zur Verfügung stellen. Damit sollten Sie alles erreichen können, was Ihnen vorschwebt. Würde es Sie stören einen Gedenkkranz zu überbringen, wenn Sie schon einmal dort sind?“

„Selbstverständlich nicht, Premierminister.“

, sagte Arlen und wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab. Ein zufriedenes Nicken ging auch durch den Regierungsrat. Der Abend klang aus und schließlich erhoben die Anwesenden sich von ihren Sitzen. Erneut erschien Corporal Kiekebeld um die Jedi zurück zu den Unterkünften zu geleiten. Während sie gingen, warf Arlen Faith einen Blick zu:

„Kommt eine Lektion Tiefschlaftrance für heute noch in Frage, oder habe ich mich für dieses Privileg zu sehr demontiert heute?“

Arlen schenkte der Padawan ein schiefes Lächeln, sah dann doch ein bisschen verlegen zu Boden.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Auf dem Weg zu den Unterkünften ] Arlen, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Corporal Kiekebeld
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Auf dem Weg in die Unterkunft ]
Faith, Arlen, Tha'klen und Corporal Kiekebeld

Faith warf Arlen einen kurzen Seitenblick zu, als er die Tiefschlaftrance ansprach. Sein schiefes Lächeln, gepaart mit dem unsicheren Blick, den er oft aufsetzte, wenn er seine Unsicherheit hinter Sarkasmus verbarg, ließ ihr Herz für einen Moment schneller schlagen. Sie konnte sich gar nicht dagegen wehren, dass auch ihr Mund sich zu einem Lächeln verzog.

“Ja, das hast du dir fast versaut”, sagte sie trocken. “Aber ich wollte es ja auch Tha’klen zeigen. Und ich kann ja schlecht deinen Padawan für deinen Müll verantwortlich machen.”

Ihre Stimme klang ruhig, fast sachlich, doch der schnippische Unterton war unüberhörbar.

“Und wenn du dich dabei im selben Raum aufhältst …”, sie zuckte mit den Schultern, “ … kann ich dich wohl kaum ausschließen.”

Ohne ihn anzusehen, knuffte sie ihm im Gehen mit ihrem Ellbogen leicht gegen den Arm, wobei sie ein wenig taumelte und mit der Schulter gegen ihn lehnte. Es war eine flüchtige, fast beiläufige Berührung, doch sie brachte ihren Herzschlag für einen Moment aus dem Takt.

Als sie ihre Unterkunft erreichten und Corporal Kiekebeld sie allein ließ, spürte Faith endlich die Ruhe eintreten. Die sanften, natürlichen Lichtstreifen, die durch den Raum zogen, warfen ein warmes Glühen auf den Boden. Die Padawan spürte, dass in diesem Moment die große Last der letzten Tage von ihren Schultern fiel. Mit geübter Handbewegung öffnete sie den Zopf ihres kurzen Haares und schüttelte es befreiend aus. Dabei stellte sie überrascht fest, dass man ihnen in der Zwischenzeit frische Kleidung gebracht hatte. Sie griff den gefalteten Stapel, den man ihr auf das Bett gelegt hatte, entschuldigte sich - erneut - und betrat das Bad, wo sie sich für die Nacht frisch machte und in ein bequemes Hemd warf, das sich unter den Sachen befand.

Nachdem sie zurückkam, wartete sie geduldig ab, bis die beiden anderen soweit waren und forderte sie dann mit einem schlichten
“Setzt euch” auf, es ihr gleichzutun. Sie selbst ließ sich in den Schneidersitz auf den Boden sinken.

“Ich glaube, es ist einfacher, wenn wir es zusammen machen.”
Mit einer einladenden Handgeste deutete die junge Frau auf den Platz vor sich.

“Wie gesagt … ich kann versuchen, euch zu erklären, wie ich mich in die Trance versetze.”

Sie kreiste etwas mit der Schulter, während sie ihre Hände auf die zusammengefalteten Beine legte.

“Versucht einfach, es genauso nachzumachen. Oder vielleicht finden wir … zusammen eine bessere Methode für euch.”

Faith kratzte sich verlegen an der Nase. Es fühlte sich komisch an, Arlen etwas beibringen zu wollen. Sie war es zwar gewohnt, Anweisungen zu erteilen - schließlich war sie stellvertretende Zugführerin -, aber das hier war etwas völlig anderes. Jemandem ein intimes, persönliches Erlebnis mit der Macht begreifbar und im besten Falle sogar nutzbar zu machen, konnte man nicht mit militärischen Befehlen vergleichen. Kein Stück.

“Im Grunde meditieren wir nun”, erklärte Faith.
“Unser Geist muss in der Macht ruhen. Aber der Schlüssel ist …”

Sie machte eine kurze Pause und sah ihrem ehemaligen Mitschüler direkt in die Augen.
“... Vertrauen. Also in die Macht. Und in euch selbst.”

Faith verstummte kurz, während sie sich in dem Farbenspiel verlor, den Arlens Augen darstellten. Warum sah er sie so eindringlich an? Verlegen zuckte ihr eigener Blick kurz zur Seite, nur um den seinen kurz darauf wieder zu suchen.

“Und in uns”
, führte sie diesen Teil ihrer Erklärung zuende.

“Schließt die Augen”, sagte sie leise, aber bestimmt, tat es derweil selbst und rückte ihren Körper gerade. Das würde ihr dabei helfen, sich konzentrieren zu können. Warum musste er so einen intensiven Blick haben?

“Spürt die Macht. Lasst euch auf sie ein.”

Faith atmete tief durch und ließ sich selbst von den sanften Strömen der umfassenden Energie durchfließen. Sanft ließ sie ihren Körper im Fluss der Macht mitschwingen und heftete ihren Geist an die dünnen Fasern, die sie alle miteinander und mit der Umgebung verband.

“Lasst euch mit treiben”, flüsterte sie sanft.
“Die Macht wird uns tragen … uns lenken … und halten.”

Die Padawan bekam es gar nicht bewusst mit, wie sich ihr linker Arm nach vorn bewegte. Erst als ihre Fingerkuppen die raue Haut des Siths berührten, stellte sie fest, dass sie unwillkürlich nach seiner Hand gegriffen hatte. Unter normalen Umständen hätte sie verlegen zurück gezuckt. Sie hätte ihre Hand zurückziehen können, vielleicht sogar sollen. Doch sie tat es nicht. Irgendetwas sagte ihr, dass es so sein musste. Die Verbindung zur Macht floss durch ihre Finger, das nahm sie ganz deutlich wahr. Also ließ sie ihre Finger stattdessen sanft auf seiner Hand ruhen, während sie ihren Geist weiter in die Ströme der Macht eintauchen ließ. Sie spürte, wie sich die Energie herum an sie anpasste. Sie wurde sanfter, ruhiger, mit jeder Sekunde, die sie in der Meditation verbrachten. Es war, als würde die Macht sich selbst in eine tiefe, fast schwerelose Stille einhüllen.

“Atmet langsam. Gleichmäßig. Lasst die Anspannung los.”

Sie atmete lang aus.
“Last die Zweifel los.”
Tiefes Einatmen.
“Lasst die Angst los.”
Erneut langes Ausatmen.

“Lasst euch fallen”
, flüsterte sie erneut. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch, getragen von der Macht selbst. Diese Technik war buchstäblich eine Trance. Was dort geschah, musste die Macht erledigen, nicht sie selbst. Dafür war es - ihrer Erfahrung nach - notwendig, sich ihr vollständig zu ergeben, hinzugeben, alle Gedanken fallen zu lassen.

“Es ist wie Einschlafen. Aber im Schoß der Macht.”

Faith öffnete sich weiter für die Ströme der Macht. Sie erlaubte ihrer eigenen Präsenz, ein Wegweiser für die anderen zu sein. Wenn sie wollten und sich darauf einließen, konnten sie sich mit ihr Verbinden und sie würde ihnen den Pfad in den Schutz der Macht weisen. Nicht durch Worte, sondern lediglich durch ihr eigenes Sein. Sie blieb eine beständige Aura in der Macht und nahm jeden Faden entgegen, der sich ihr näherte. Sie glaubte, sowohl Arlen als auch Tha’klen zu spüren. Unwillkürlich schloss sich Faiths Hand um seine. Sie hatte das Gefühl, dass es richtig war, ihm Halt zu geben. Oder war es, um sich selbst daran zu erinnern, dass er wirklich hier war? Dass sie nicht schlief?
Je tiefer sie selbst in die Meditation glitt, desto stärker spürte sie die Wärme der Macht. Die Zeit schien stillzustehen. Der Lärm des Lebens, die Sorgen der vergangenen Tage, aber auch alles Schöne, selbst die Berührung seiner Hand - all das verblasste. Es gab nur noch die Macht. Die Macht war ein lebendiges Pulsieren, das sie umgab und trug. Faith spürte nicht, wie ihr eigenes Herz sich verlangsamte, doch sie spürte, wie ihr Geist frei wurde, sich öffnete und in das endlos weite Meer der Macht überging, während Körper und Seele durch sie geheilt wurden.

Sie wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als sie wieder zu sich kam. Faith wagte es nicht, sich zu bewegen. Noch immer konnte sie Arlens Hand in ihrer eigenen spüren. Sanft strich sie mit ihrem Daumen über seine raue Haut. Alles fühlte sich in diesem Moment gut an, aber das ganz besonders.


[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | in der Unterkunft ]
Faith, Arlen und Tha'klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Unterkünfte / Jedi-Wohnung ] Arlen, Faith und Tha'klen

Während Faith im Bad war, nutzte Arlen die Gelegenheit ein paar Gedanken an die Beziehung zu verschwenden in der sie zu einander standen. Als Padawane waren sie immer gute Freunde gewesen und hätte man ihn gefragt, er hätte auch heute noch genau dies gesagt. Dass sie ihn heute nicht aufgegeben hatte, rechnete er ihr hoch an. Und doch…war Freundschaft alles, was hier vorging? Eigentlich wollte er sagen ja, doch sagte etwas ihm, dass er sich hier grade ein Bisschen selbst belog. Wenn er seine Gefühle erforschte, dann offenbarte sich da ein Mehr, das ihn offen gestanden nervös machte.

Mindestens verknallt war er in Faith, wobei Luft nach oben lediglich davon begrenzt wurde, dass er sich dies eigentlich nicht eingestehen wollte. Aber wie auch?! Er war grade auf einer schwierigen Mission tief in Feindesgebiet, hatte eine schwer verletzte Faith aus dem Gefängnis gerettet und plötzlich führte er sich auf wie der letzte Teenager, der grade verstanden hatte, dass Mädchen interessant waren?! Die Wahl, die er für sein Leben getroffen hatte, ließ keinen Raum für eine Beziehung! Ganz davon ab, dass er als Ritter einer Padawan gegenüber in einer Machtposition war und sie alleine schon aus ethischen Gründen nicht so sehen sollte!

Arlen war sich selbst gegenüber ehrlich genug zuzugeben, dass man nicht immer die Wahl hatte, wem gegenüber man Gefühle entwickelte. Dennoch sagte er sich selbst streng, dass er sehr wohl die Kontrolle darüber hatte, was er mit diesen Gefühlen anfing. Und zu ergründen ob sie ähnlich fühlte, würde dies es nicht sein. Er hatte beschlossen seine Philosophie nicht mit ihr zu teilen, da er sie schützen wollte. Stattdessen jedoch zu versuchen die Frau zu Daten wäre mehr als frech! Also beschloss Arlen an dieser Stelle zu verfahren wie gehabt und einfach nichts zu tun. Gefühle aussitzen konnte er. Belustigt ignorierte er das mentale Bild seiner Ziehmutter, die in seiner Vorstellung die Augen rollte und ein genervtes ‚Männer!‘ von sich gab.

Als Faith wieder aus dem Bad kam, war jedoch keine Zeit mehr für derlei Gedanken. Die junge Frau bedeutete Arlen und Tha’klen sich zu ihr auf den Boden zu setzen, bevor sie etwas zögerlich zu einer Erklärung ansetzte. Sie würden nun meditieren, wobei das Ziel war mit dem Geist in der Macht zu ruhen. Gehorsam schloss Arlen schließlich die Augen und atmete langsam aus, um sich in den gewohnten Zustand sinken zu lassen. Seit seiner Padawanzeit war er weit gekommen und vollbrachte dieses Kunststück in Sekunden. Gleichzeitig lauschte er Faiths Stimme, befolgte ihre Anweisung sich treiben zu lassen, spürte ihre Hand auf seiner. Und doch suchte er noch zu einem Zugang. Noch war die Meditation das gewohnte Gefühl und nicht die Trance, auf die er aus war.

Ein weniger erfahrener Arlen wäre jetzt vermutlich frustriert geworden, doch hatte er dies schon oft genug gemacht. Geduldig wartete er ab, genoss die gemeinsam verbrachte Zeit. Faith hatte wirklich eine schöne Stimme! Während er ihr lauschte, tastete sein Geist nach dem ihren. Er spürte seine Freundin und wie sie meditierte. Versuchte herauszufinden, was sie anders machte. Sah er das richtig, dass sie grade einfach viel offener für die Macht war als er? Probeweise versuchte er seinen Geist zu öffnen…und spürte einen Unterschied! Zufrieden brummte er, ruinierte dadurch jedoch seinen Fortschritt. Doch unwichtig, da kam er ja leicht wieder hin.

Arlen öffnete seinen Geist und verstand erst dann, dass er auch seinen Körper öffnen konnte. Fast wie er dies mithilfe der Heilung tat. Nur…dezenter. Weniger zielgerichtet. Wie ein Bacta-Dampfbad statt einem ganzen Tank. Er spürte wie er begriff und dann wurden seine Gedanken auch schon weniger. Er war sich des Raumes bewusst, seinen Freunden, seiner selbst und doch…trieb er in der Macht. Das war es also… Und schließlich endete der Moment. Gemeinsam kamen die drei wieder an die Oberfläche und Arlen spürte noch immer seine Hand in der Faiths. Dankbar lächelte er ihr zu.


„Ich glaube…ich hab‘s begriffen. Mehr Training wird benötigt – natürlich – aber ich glaube ich hab raus, worauf du hinauswolltest.“

, ein Seitenblick auf Tha’klen zeigte ein Schulterzucken. Dien Verpine war irgendwie sehr ruhig geworden in der letzten Zeit. Arlen hoffte, dass Tha’klen nach den Entbehrungen der letzten Tage schnell wieder zu sich finden würde.

„Danke Faith. Das war eine sehr schöne Erfahrung.“

, fügte er hinzu, legte seine Hand auf die ihre und drückte sanft zu. Schließlich erhob er sich. Ein Blick auf das Chrono zeigte, dass es in der Zwischenzeit ziemlich spät geworden war.

„Ich denke wir sollten schlafen gehen. Morgen haben wir nochmal eine anstrengende Unternehmung vor uns. Und ich glaube für eine Nacht Trance bin ich noch nicht gut genug.“

Er grinste. Das Zubettgehen war schnell vorbereitet und keine zehn Minuten später waren die Lichter aus. In den Wohnquartieren schlief es sich sogar noch besser als im Gefängnis – mal ehrlich, wen wunderte das? – doch waren sie diesmal nicht erschöpft genug gewesen, um das Frühstück zu verpassen. Tatsächlich waren alle drei schon eine Weile wach, als der Türsummer ging und Corporal Kiekebeld ihnen einen Essenswagen brachte. Ein wenig fühlte Arlen sich schlecht, dass die Gungan nun ihre Bedienstete zu spielen schien, doch erklärte die Frau mit einem Grinsen, dass sie wegen der Tagesplanung hier war und das Essen nur aus Effizienzgründen mitgebracht hatte. In knappen Worten erklärte sie, dass das Bongo und die Druckanzüge nach dem Mittagessen bereit sein würden, bevor sie sich wieder von dannen machte.

„Hm, scheint, als hätten wir noch ein bisschen Zeit zum Ausruhen.“

, sagte Arlen und ließ sich im Schneidersitz in der Mitte des Raumes nieder und bedeutete auch den beiden Padawanen sich zu setzen.

„Also körperlich. In der Zwischenzeit habe ich nämlich eine neue Lektion für euch zwei.“

Kurz wartete bis alle ihre Position eingenommen hatten und sah dann von einer zu anderen.

„Machtmut wird euch heute unter dem See womöglich helfen können. Es geht hier darum unser Vertrauen in die Macht dazu zu benutzen, unseren nur natürlichen Gefühlen von Verunsicherung, vielleicht von Angst, vielleicht von plötzlichem Zorn nicht nachzugeben. Wir sind lebendige Wesen und können unsere Emotionen nicht gänzlich abschalten – und sollten das auch nicht! Dennoch sind wir Jedi, wir werden von der Macht gelenkt und nur weil wir einen Stein im Schuh haben – übertragen gesprochen – wechseln wir nicht in den Gegenverkehr.“

Eindringlich blickte er erst Tha’klen und dann Faith an. Machtmut war eine so wichtige Technik. Er ärgerte sich, dass er sie diem Verpine:n noch nicht beigebracht hatte, doch immer hatte anderes Vorrang gehabt. Doch dass Faith sie noch nicht beherrschte, war kriminell. Wäre Arlen ohne Machtmut auf diesem Planeten gelandet, dann wäre er heute ein gefallener Jedi. Ein echter, nicht einer der moralische Abstriche hatte machen müssen.

„Wenn wir negative Gefühle spüren, wollen wir uns auf die Macht berufen. Und unsere Verbindung zu ihr. Wollen spüren, dass was wir fühlen zwar valide ist, aber im Großen und Ganzen nur ein Moment. Es geht nicht darum die Gefühle nicht zu fühlen, sondern uns nicht in ihnen zu verlieren. Wenn wir jemanden verloren haben, der uns wichtig ist, wäre es ein Verrat nicht zu trauern. Doch kann die Macht uns eine Hand reichen und uns zur Seite stehen.“

Einen Moment zögerte er und überlegte, wie er fortfahren sollte.

„Das Problem ist natürlich, wie übt man sowas? Ich fürchte, wirklich gut wird man darin nur unter Realbedingungen. Dennoch kann man sich im Vorfeld das richtige Mindset aneignen, das man braucht. Dafür habe ich zwei Methoden. Die eine kommt recht nah daran, was wir gestern Abend gemacht haben. Meditieren und versuchen die Macht zu spüren, das Universum zu spüren. Das habt ihr gestern gemacht, also setze ich die Lektion für den Moment aus. Also Option zwei:“

Arlen grinste böse.

„Das Heraufbeschwören von Emotionen – und ihre Entschärfung. Ich meine natürlich nichts, was das Risiko birgt uns zum Fallen zu bewegen. Denkt an das letzte Mal, als ihr im Gleiter geschnitten worden seid. Als ihr euch den Zeh gestoßen habt, als…“

Er überlegte, was ihm noch unter dem Begriff nichtiges Ärgernis einfiel.

„Als ich dir in der Kantine auf Lianna den letzten Nachtisch vor der Nase weggeschnappt hatte. Übrigens, nochmal sorry dafür, ich wusste wirklich nicht, dass du noch einen wolltest.“

Schelmisch grinste er.

„Jedenfalls, visualisiert euch diese Situation, gönnt euch eure Emotion und dann spürt der Macht nach, wie im Training. Spürt die Emotion im Vergleich zum Universum und lasst sie an euch vorbeistreichen. Wie eine Palme im Wind. Wie gesagt, nicht verdrängen. Es ist okay euch so zu fühlen! Aber es ist einfach nicht wichtig genug, um euch aus dem Gleichgewicht zu bringen.“

Kurz pausierte er, um seinen Worten Wirkung zu verleihen.

„Unter Realbedingungen verlassen wir uns dann auf den Reflex, den wir uns hier antrainieren. Wenn wir wissen, wie mit kleinen Ärgernissen umzugehen ist, können wir in einer ernsten Situation unser Wissen hoffentlich zur Hilfe rufen, um sie nicht alleine erleben zu müssen. Okay, das waren jetzt ein Haufen Worte, zeigt mir mal was hängen geblieben ist.“


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Faith, Arlen und Tha'klen

Faith ließ sich Arlens Worte durch den Kopf gehen, während sie sich im Schneidersitz auf den Boden setzte und richtete sich dann ein wenig auf, als er seine Erklärung abschloss. Machtmut - die Fähigkeit, sich von seinen Gefühlen nicht überwältigen zu lassen. Sie wusste, dass das eine der grundlegenden Lehren der Jedi war, aber sie hatte nie bewusst darüber nachgedacht, wie sie das im tatsächlichen Leben anwenden konnte. In der Theorie klang es ja logisch, fast selbstverständlich. Aber die Praxis sah dann doch ganz anders aus.

Sie atmete tief durch, schloss die Augen und konzentrierte sich. Im Geiste griff sie nach der Situation aus Arlens Anekdote. Die Kantine auf Lianna. Es war passend. Eine Kleinigkeit, die sie schon längst vergessen hatte. Allerdings hatte sie sich wirklich auf das letzte Dessert gefreut, bevor der Mitschüler es ihr vor der Nase weggeschnappt hatte. Es war eine lächerliche Kleinigkeit, aber sie spürte denselben Ärger, der damals in ihr aufstieg. Dieser kleine, hitzige Moment, als sie realisierte, dass ihr Nachtisch weg war. Er konnte es nicht wissen, aber ihre Mutter hatte ihr zuhause, auf der Navalon, immer eingelegten
Blähkürbis mit Bocha gemacht. Es hatte sie an ihre Familie und an ihre Kindheit erinnert. Sie erinnerte sich daran, wie Arlen damals gedankenlos zugegriffen hatte, ohne auch nur zu ahnen, dass er ihr damit den Abend verderben konnte. Faiths Mundwinkel verzogen sich auch nun, nach so langer Zeit, immer noch. Doch als sie sich auf die Macht konzentrierte, realisierte sie, wie klein diese Emotion in Wirklichkeit war. Es war ein kurzer Ärger, kaum der Rede wert und nichts im Vergleich zu der Wahrheit, die dahinter steckte. Tatsächlich - sobald sie sich auf ihre Verbindung zur Macht besann, verblasste das hitzige Gefühl und der Wunsch, schnippisch auf Arlen zu sein vor dem Hintergrund des großen Ganzen.

Sie öffnete ihre haselnussbraunen Augen einen Spalt breit und sah zu dem Sith hinüber. Er hatte sich schon damals entschuldigt, als er ihren Blick bemerkt hatte. Es war eine schnelle, beiläufige Entschuldigung. Schließlich konnte er ja gar nicht verstehen, warum es sie überhaupt so gestört hatte. Normalerweise hatte sie gar kein Dessert oder höchstens eins gegessen. Warum sie damals gerade in dieser Situation ein zweites wollte, musste ihm unbegreiflich gewesen sein. Aber das Entscheidende war etwas völlig anderes gewesen: Er hatte es nicht bemerkt. Nicht, weil er rücksichtslos war, sondern weil er noch nichts über sie wusste und nicht ahnen konnte, was ihr eine solche Kleinigkeit bedeuten mochte.

Ein tiefer Gedanke begann sich in ihr zu formen. Faith schloss erneut die Augen und ließ sich weiter in die Meditation sinken. Sie versuchte, an eine andere Situation zu denken - etwas, das stärker war und sie mehr beschäftigte. Doch es war, als hätte Arlen ein Fass in ihrem Kopf aufgemacht, dessen Inhalt sich nun wie ein langsam fließender Bach in einen größeren See ergoss. Da war etwas Tieferes, das sie unweigerlich anzog.

Arlen.

Nicht wegen des Nachtischs, natürlich nicht. Sondern etwas viel Wichtigerem. Ihr Gespräch von gestern, mit der Frage nach der Zukunft. Sie hatte ihn gefragt, was nach Kelada kommen würde. Und gemeint hatte sie nicht ihre Mission, oder ihre Rollen als Jedi, sondern sie beide. Ihre Beziehung zueinander und wie sie in Zukunft zueinander stehen würden. Doch er hatte sie nicht so verstanden, wie sie es gemeint hatte. Und erst jetzt, in der Meditation, erkannte sie so richtig, dass es sie mehr getroffen hatte, als sie sich selbst sofort eingestehen wollte. Sie ärgerte sich nicht darüber. Da war keine Frustration. Es war vielmehr … Unsicherheit.

Faith konzentrierte sich auf ihr Inneres, spürte das Ziehen dieser Emotion. Sie wollte verstehen, warum es sie selbst derart beschäftigte. Natürlich wusste sie, dass Arlen nicht ihre Gedanken lesen konnte. Er hatte nicht ahnen können, was sie sich von ihrem Gespräch erhofft hatte. Doch der Gedanke, dass er es nicht einmal in Erwägung gezogen haben konnte, schmerzte in ihrer Brust. Hatte sie sich in ihren Gefühlen getäuscht? War sie ihm nicht wichtig - nicht so, wie er für sie war? Existierte dieser Gedanke für ihn nicht?

Ihr Atem wurde ein wenig schwerer und sie spürte, wie die Macht sie umfing. Es beruhigte sie jedoch nicht. Ihre Gedanken, ihre Gefühle waren zu intensiv. Hastig rief sie sich Arlens Worte ins Bewusstsein. Machtmut bedeutete nicht, Gefühle zu unterdrücken oder zu ignorieren, sondern sich ihrer bewusst zu werden, sie zu erkennen und anzunehmen - aber ihnen nicht die Kontrolle zu überlassen.

Sie liebte ihn.

Das war eine bewusste Wahrheit, die sich nicht ändern würde. Ein - für sie - schrecklicher Gedanke schlich sich in ihr Hirn. Was, wenn er sich genau darüber bewusst war? Was, wenn er ihr nun beibringen wollte, sich nicht von diesen Gefühlen leiten zu lassen, weil er es auch nicht tat, oder nicht dasselbe empfand. Sie wusste nicht, was schlimmer gewesen wäre. In ihrem Kopf begann ein unaufhaltbares Karussell zu kreisen. Machtmut. War das ein Weg, ihr beizubringen, dass sie sich mehr mit ihm abschminken konnte? An Meditation war in diesem Moment nicht mehr zu denken. Die Padawan versuchte sich dazu zu zwingen, diesen Gedanken die Oberhand gewinnen zu lassen. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Ihre Gefühle ließen sich doch nicht einfach wegschieben. Und je mehr sie versuchte, sie zu ordnen und ihr Jedi-Training anwandte, desto mehr drohten sie, ihr zu entgleiten. Es war, als würde sie in einer starken Meeresströmung stecken, wo sie mal in die eine und plötzlich in die andere Richtung gezogen wurde. Sie hatte keine Ahnung, woran sie sich festhalten sollte, um ihre Gedanken in den Griff zu kriegen.

Machtmut war dazu da, die Kontrolle zu behalten. Aber was, wenn es keinen Anfang gab? Was, wenn ein Gefühl so unkontrollierbar tief in einem steckte, dass man überwältigt war?

Faith bemerkte, wie sich ihre Hände sich sichtbar auf ihren Knien verkrampft hatten. Die Ruhe, die sie mit ihrer Meditation hatte erreichen wollen, war verschwunden. Stattdessen war sie in diesem Gedankensturm gefangen, den sie nicht mehr auflösen konnte. Sie versuchte, immerhin in der Macht nicht durchscheinen zu lassen, dass sie aufgewühlt war. Das gelang ihr natürlich nicht und es wäre auch sinnlos gewesen. Jedes Wesen mit Augen würde ihr körperlich ansehen, dass sie mit etwas zu kämpfen schien.

Es hörte einfach nicht auf. Statt der Beruhigung und der Kontrolle, die sie herbeiführen wollte, sprangen ihre Gedanken in ein schwarzes Loch, aus der eine leise, unangenehme Stimme ständig Zweifel in ihren Hinterkopf flüsterte:

Vielleicht war es ja gut so. Vielleicht war es gut, wenn Arlen nichts für sie empfand. Vielleicht war es besser, wenn sie niemals darauf hoffen würde, dass er eines Tages dasselbe wie sie fühlen könnte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, überhaupt erst darüber nachzudenken.
Ein bitterer Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht, während sie den Kopf senkte. Wie naiv war sie eigentlich?

Sie war eine Jedi. Er war ein Jedi. Ihre Gefühle waren kindisch. Dumm!

Er hatte ja gar nichts falsch gemacht. Er hatte wahrscheinlich nicht absichtlich über ihre Frage hinweggesehen. Er hatte gar nicht wissen können, was sie meinte. Für ihn existierte dieser Gedanke offensichtlich nicht!

Und wahrscheinlich sollte er das auch nicht. Arlen war ein Jedi, der bereit war, sich selbst aufzugeben, um seine Mission zu erfüllen. Warum also sollte er sich die Last von Faith ans Bein binden? Nein - warum sollte sie sich selbst an sein Bein binden? Was hatte sie getan?

Faith spürte einen Stich in ihrer Brust, als sie diesen Gedanken zuließ. Es war nicht das, was sie wollte. Sie liebte Arlen. So sehr, dass es wehtat. Was sollte sie jetzt nur tun?

Sie öffnete die Augen und sah ihn an.


“Ich wollte diesen Nachtisch. Das war echt scheiße!”

Hastig erhob sie sich und schritt in Richtung der Zugangstür.

“Ich muss mir kurz die Beine vertreten! Wir treffen uns später am Bongo!”

Wütend - vor allem auf sich selbst - schlug sie auf den Mechanismus, um die Tür zu öffnen und trat mit unnötig intensiven Schritten hindurch nach draußen.

Machtmut? Tja, diesen Test hatte sie wohl verloren.


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Faith (davor) Arlen und Tha'klen (drinnen)
 
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Das Machtmut-Training lief gut. Für vielleicht zehn Minuten. Dann lief es ohne Vorwarnung plötzlich absolut beschissen. Arlen sah noch, wie Faith es schaffte einen Gedanken zu beschwören der sie allem Anschein nach emotional überforderte und war versucht einen Schritt auf sie zuzumachen, um ihr Halt zu geben. Ironischerweise war seine eigene emotionale Überforderung ob der Verliebtheitsgeschichte, die ihn daran hinderte, einfach zu ihr zu treten und sie in den Arm zu nehmen. Entsprechend ging der Druckkochtopf mit Ohren, Faith, im nächsten Moment auch hoch. Wütend warf sie ihm vor, dass es echt scheiße gewesen war den Nachtisch zu essen und stürmte dann hinaus.

„Ehm…wat?“

, sagte Arlen und ließ sich rücklings gegen das Bett sinken. Natürlich war das mit dem Nachtisch Blödsinn. Irgendetwas anderes musste die Frau so aufgewühlt haben. Doch was? Sorge um ihre Familie? Wie die imperialen sie behandelt hatten? Ratlos kratzte Arlen sich am Kopf und erwog kurz ihr nachzugehen. Doch vermutlich war es besser Faith für den Moment etwas Gelegenheit zu geben abzukühlen. Vielleicht sollte er die Übung einfach heute Abend nochmal probieren…

Es war natürlich etwas schade für Tha’klen jetzt schon aufzuhören, doch fand Arlen, dass es besser war, die beiden gleichzeitig zu unterrichten. Also erhielt auch dien Verpine Freigang und Arlen nutzte die Gelegenheit schonmal zu den Hangars zu gehen. Dort stand das Bongo natürlich noch nicht zur Verfügung, wohl aber ein paar Fachleute, mit denen er sich über die Gegeben- und Besonderheiten ihrer kleinen Unterwasserexpedition unterhalten konnte. Die Aquaner waren enthusiastisch jemanden gefunden zu haben der ihr Interesse teilte und bis zum Mittagessen, hatte Arlen so einiges an nützlichem Wissen in Erfahrung gebracht. Beim Mittagessen war Faith dann leider auch noch nicht zugegen, sondern tauchte erst auf, als Arlen und Tha’klen sich zur vereinbarten Zeit wieder bei den Hangars einfanden.


„Hey, alles okay? Willst du drüber reden?“

, fragte er die junge Frau, doch scheinbar war dies noch keine Option. Also zogen die Jedi sich zurück, um die bereitgestellten Druckanzüge anzulegen – erst einmal ohne Helm – und bestiegen dann das Bongo, das inzwischen auch seinen Weg hierher gefunden hatte. In knappen Worten erklärte ein Aqualish Arlen die ausgesprochen einfache Funktionsweise des Fahrzeugs und fügte schließlich hinzu, dass sie einfach funken sollten wenn etwas schiefging.

„Wir, operieren das Ding selbst?“

, fragte er etwas überrascht, woraufhin der Aqualish ein belustigtes Grunzen von sich gab.

„Einfache Steuerung. Auch nur drei Sitze, kleines Bongo. Ihr kommt schon klar.“

„Na gut…“

, gab Arlen schließlich klein bei, setzte sich selbst an die Steuerkonsole und machte sich mit den Bedienelementen vertraut. Dann war es an der Zeit aufzubrechen. Die Türen des Bongo schlossen sich mit einem dumpfen Knall und Arlen delegierte das Gefährt in den offenen See hinaus. Beinahe augenblicklich wurden sie von Schwärze empfangen, die nur von den Scheinwerfern ein bisschen abgeschwächt wurde.

„Okay, haltet euch bereit. Ich hoffe wir finden da unten nur die Überreste der Stadt, aber es ist möglich, dass der Tod so vieler ein Echo in der Macht hinterlassen hat. Denkt daran, wer ihr seid und warum wir hier sind. Was auch immer passiert ist liegt in der Vergangenheit und ist nicht mehr real.“


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// Nachricht an Anthony Antares \\
Absender: Kanto Garison, Gouverneur von Quarzite

Nach dem Erlöschen des üblichen imperialen Wappens erscheint ein junger, hellhäutiger Mensch mit dunkelblondem Haar und etwas überheblich wirkendem Blick. Er scheint an einem Schreibtisch zu sitzen und im Hintergrund ist eine unterirdische Landschaft in seltsam violettem Licht zu erahnen, wobei Einzelheiten im Hologramm nicht erkennbar sind. Quer über die Brust der schwarzen Gouverneursuniform ist eine karminrot-beige Schärpe angedeutet. Mit gewählten Worten und einem leichten Akzent, den Kenner als Kuati identifizieren würden und der auf viele Personen etwas abgehoben wirkt, beginnt der Mann zu sprechen.

Sehr geehrter Gouverneur Antares,

Leider hatten wir noch keinen persönlichen Kontakt, wobei ich hoffe, dass Vize-Gouverneurin Moora Nima mich während ihrer Reise nach Kelada angemessen vertreten hat.
Zunächst muss ich mich für meine späte Nachricht entschuldigen. Die kürzlichen Entwicklungen in unserem Projekt Weltraumaufzug ermöglichen erst jetzt eine abschließende Antwort.

Sehr gerne will ich Ihr Angebot über eine finanzielle Beteiligung am Projekt annehmen, in etwas modifizierter Weise. Ich schlage Kelada eine 1/3-Teilhaberschaft am Weltraumaufzug und Raumhafen vor, wenn Sie sie im Gegenzug ein Drittel der Kosten übernehmen können. Eine Investition, die sich auf lange Sicht leicht auszahlen wird. Die Einrichtung eines Keladischen Handelspostens im Raumhafen ist eine Selbstverständlichkeit.

Gouverneur Ridley Solaris von Truuine, der Ihnen gut bekannt sein sollte, wird sich ebenfalls am Projekt beteiligen und ein Drittel der Anteile erhalten. So kann der Raumhafen ein leuchtendes Beispiel imperialer Zusammenarbeit werden!
Mein Berater Halcyon Rak wird sich in Kürze mit ihrem Team in Verbindung setzen, um die vertraglichen Details auszuarbeiten. Sollte dieses Arrangement nicht in Ihrem Sinne sein, erwarte ich mit Freuden einen Gegenvorschlag, der unseren beiden Planeten zum Besseren gereicht!

Abschließend will ich Ihnen natürlich auch jedwede andere Unterstützung anbieten, die mir möglich ist. Ich habe gehört, dass Kelada von gewissen subversiven Bewegungen geplagt wird. Meine Mittel hier sind begrenzt, aber zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden, falls ich Ihnen einen Gefallen tun kann.

Ich freue mich auf Ihre Antwort und sende beste Grüße.
Heil dem Imperator!

Gouverneur Kanto Garison

\\ Ende der Nachricht //
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | auf dem Gang vor ihrer Unterkunft ]
Faith

Faith stapfte mit dem intensiven Schritt einer wütenden jungen Frau aus der Unterkunft. Sie hatte kein Ziel. Hauptsache weg. Das würde erstmal genügen. Es dauerte eine Weile, ehe sie sich genug beruhigt hatte, um ihren Blick auf die schimmernden, schützenden Energiefelder zu werfen, welche die Stadt vor den Wassermassen des Sees bewahrten. Das orangene Leuchten der Barriere schuf eine unwirkliche, fast träumerische Atmosphäre. Dahinter zogen dunkle Schatten von Fischschwärmen vorbei, die den Eindruck nur noch bestärkten. Die schnellen, ziellosen Schritte führten die emotionale Padawan über breite Stege, die die Ebenen von New IndSec miteinander verbanden. Unter ihren Füßen hallte es dumpf bei jedem Schritt, aber das Geräusch wurde von den allumfassenden Hintergrundgeräuschen der aquatischen Stadt verschluckt. Lüftungssysteme, die gedämpften Stimmen der Bewohner, das Summen von Generatoren - Ruhe schien an diesem Ort nie zu herrschen und doch strahlte er die Art von Ruhe aus, nach der Faith sich nun sehnte. Sie brauchte etwas Zeit, abseits von Arlen und Tha’klen, für sich allein. Zum Nachdenken.

Es brauchte keine Meditation oder erweitertes Jeditraining, um sich einzugestehen, dass sie immer noch wütend war. Auf Arlen, aber vor allem auf sich selbst und auf ihre eigenen Gedanken, die sie einfach nicht in Ruhe lassen wollten. Machtmut. Was für ein Scheiß. Sie hatte sich einreden wollen, dass sie dazu fähig war, ihre Gefühle zu kontrollieren, aber sobald sie sich wirklich mit ihnen auseinandersetzte, hatte sich ein Loch unter ihr aufgetan und sie verschluckt. Hatte sie wirklich während ihrer ganzen Zeit als Soldatin immer noch nicht gelernt, damit umzugehen? Chesara hatte sie aufgegeben, weil sie zu unreif war. Zumindest war das Faiths Interpretation des ganzen Vorgangs gewesen. Sie dachte jedoch, dass sie sich während der letzten beiden Jahre geändert - und gebessert hatte.

Die junge Menschenfrau blieb abrupt stehen und atmete tief durch. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und die Fingernägel schnitten in ihre Handflächen, ehe sie sich langsam wieder öffneten. Wut war nutzlos. Und doch … sie konnte nicht einfach aufhören, zu fühlen. Machtmut. Sie musste die Machtmut meistern.

Ein leises, unschuldig klingendes Lachen ließ sie kurzerhand aufblicken.

Ein Mon Calamari-Pärchen stand an einem offenen Wasserbecken, die Faith nun schon an mehreren Plätzen in der Stadt gesehen hatte. Sie waren organisch in die Strukturen integriert. Da so gut wie alle Bewohner hier aquatischen Spezies zuzuordnen waren, steckte vermutlich mehr als ein ästhetischer Sinn dahinter. Zwar war die Luftfeuchtigkeit in den blasenförmigen Gebilden ausgesprochen hoch, doch das würde den besonderen Ansprüchen mancher Völker vielleicht nicht genügen.
Faith beobachtete, wie ein kleines Mon Cal-Kind in dem Wasser spielte, und zwischen den Strahlen eines Springbrunnens hin und her tauchte und kichern nach den Blasen griff, die sich an der Oberfläche bildeten. Die Eltern standen dicht zusammen, eine Hand am Rücken des jeweils anderen, während sie ihr Kind beobachteten. Die Wärme in ihren Augen war unverkennbar und Faith spürte ein Gefühl von Frieden, Geborgenheit und vor allem Liebe.

Die Padawan fühlte aber auch, wie sich ihr eigener Brustkorb zusammenzog. Ein solches Leben. Ein gemeinsamer Alltag. Ein Zuhause. Eine Familie.

Als Jedi? Mit Arlen?
Ihr Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken. Sie konnte es sich nicht vorstellen, nicht wirklich. Sie waren Jedi - Krieger, Gesandte, Beschützer. Da war ein Teil in ihr, der sich nach genau diesem Frieden und dieser Art zu leben sehnte. Nach einer Zukunft, in der sie nicht kämpfen musste. Nach einer Zukunft, in der sie sich sicher sein konnte, dass Arlen an ihrer Seite wäre und nie wieder gehen würde.

War sowas überhaupt möglich?

So durfte sie nicht denken. Das war dumm. Sie war dumm! Warum drehten diese Gefühle für ihren ehemaligen Mitschüler ihre gesamte Welt auf den Kopf? Was stimmte denn nur nicht mit ihr? Faith wandte sich ab und marschierte weiter. Sie schlug die Zeit tot, indem sie über einen kleinen Versorgungsmarkt marschierte, einem jungen Quarren Fragen über die Jedi beantwortete, ehe sie sich irgendwann einfach an den Rand einer Aussichtsplattform setzte und abwechselnd das Treiben in der Unterwasserstadt und außerhalb der schützenden Barrieren im See betrachtete.

Erst als die vereinbarte Zeit näher rückte, machte sie sich auf den Weg zu dem Hangar.

Als sie den anderen begegnete, warf sie Arlen einen kurzen Blick zu, als er sie begrüßte, doch ihr Ausdruck blieb neutral.


“Nö”, sagte sie knapp und ließ offen, welche Frage sie eigentlich beantwortete. “Lass uns einfach loslegen.”

Sie legte ihren Druckanzug an, überprüfte ihre Versiegelung und kletterte schließlich in das Gefährt, das sie Bongo nannten. Es handelte sich offenbar um eine kleinere Version als das, mit dem sie hier heruntergelangt waren. Während Arlen sich mit der Steuerung vertraut machte, kontrollierte sie noch, ob sie alles dabei hatten, ehe sie sich in einem der Sitze zurücklehnen und aus dem Sichtfenster in die dunkle Tiefe starrte. Hinter ihnen verschwand das Licht der Stadt und das Wasser wurde dichter, dunkler und schwerer.

Je tiefer sie tauchten, desto mehr spürte Faith eine Veränderung. Irgendwas lauerte hier unten, aber sie konnte keinen Finger darauf setzen, was es war.

Als Arlen seine Warnung aussprach, hörte sie ihm gefährlich wenig zu. In ihr gingen alle Alarmglocken an und doch gewannen dunkle, negative Gedanken die Oberhand. Arlen war nicht ihr Meister, also was hatte er ihr eigentlich zu sagen? Er wollte, dass sie Machtmut trainierte. Das war doch erst, was ihre Stimmung so richtig versaut hatte. Davor war sie doch mit sich im Reinen, hatte ihre Gefühle im Griff. Er war Schuld daran, dass sie sich angreifbar gemacht hatte!

Faith konnte es nicht sehen, nicht hören, doch sie konnte es fühlen - ohne es zu begreifen. Da unten war eine Präsenz, kalt und brutal. Ein Echo vergangener Schreie, das sich durch die Strömungen am Grund des Sees zog. Dort, wo sich einst die Stadt befunden hatte, die so viele Leben beherbergte und wo so viele davon ausgelöscht wurden, hatte sich etwas manifestiert, das sich lechzend an die wenigen Leben anbiederte, die es hier noch finden konnte. Die Padawan konnte nicht wahrnehmen und nicht begreifen, wie es geschah, doch ihr emotionaler Abwehrschirm war nach den vergangenen Stunden überaus angreifbar. Der Tod so vieler hatte sich hier unten ein Loch in die Macht gerissen. Eine Narbe, die noch immer nicht verheilt war. Eine Präsenz der dunklen Seite. Faith dachte, dass sie sie gerade noch rechtzeitig genug wahrnahm. Sie schloss die Augen, atmete langsam aus, bevor sie sie wieder öffnete und einen Blick auf Arlen warf. Sie war vorbereitet hierauf. Sie war eine Jedi-Padawan.

Aber dann, ganz plötzlich, war sie es nicht mehr. Etwas packte sie. Etwas griff nach ihrer Seele und begann ihr leise Dinge einzuflüstern. Es war ein Wispern am Rande ihres Bewusstseins, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Es waren Worte, die sie nicht verstand, doch sie fühlte sie. Und sie stießen auf fruchtbaren Boden. Furcht. Verlust. Schmerz. Es wurde stärker. Sie konnte ihn spüren - den Moment der Katastrophe, als das Wasser einbrach, als die Schreie zu kleinen Blasen wurden, die durch das Gewicht der Wassermassen erstickt wurden. Sie konnte alles fühlen. Die Verzweiflung, die letzte Hoffnung, bevor sie verpuffte und den Tod. Und mitten drin war sie selbst. Was in der Vergangenheit war, fühlte sich wie ihre Gegenwart an. Ihre Zukunft.

Erneut sah sie Arlen an. Und in diesem Moment wusste sie es, ganz sicher. Er würde sie verlassen. Egal, wie nah sie sich kommen würden. Egal, was noch zwischen ihnen geschah - am Ende würde er sie verlassen. Nicht heute. Nicht morgen. Aber eines Tages. Er war ein Jedi, der seine Berufung ernst nahm.

Und sie war nichts weiter als eine kleine, dumme, naive Närrin, die geglaubt hatte, dass sie irgendwann etwas anderes für ihn sein könnte.

Die Dunkelheit griff nach Faith. Und sie konnte sich nicht wehren. Sie ließ es zu.

Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ränder gebildet, als sie ihr grünes Lichtschwert aktivierte. Die Stimme hatte Recht. Was hatte das hier eigentlich noch für einen Sinn? Es war doch am Ende besser, wenn das Wasser alles erstickte. Mit einem beherzten Schlag schwang sie ihr Lichtschwert gen Steuerkonsole.


[ Kelada | Nordpolarkreis | See | Bongo ]
Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / Bongo ] Arlen, Faith und Tha'klen

Langsam, aber stetig senkte das Bongo sich tiefer in die geflutete Schlucht hinab. Die Lichter New IndSecs waren schon lange in den schwarzen Fluten hinter ihnen verschwunden und nur das sanfte Gluckern des Antriebs drang an ihre Ohren. Das Schweigen in dem kleinen Gefährt hätte man mit dem Lichtschwert schneiden können, doch Arlen war nicht in der Stimmung für Smalltalk. Stattdessen hing er seinen Gedanken nach, die wie die dunklen Wasser immer finsterer wurden.

Sicher, er hatte die Padawane vor nicht einmal einer halben Stunde selbst davor gewarnt, doch war die Dunkle Seite nichts, wenn nicht tückisch. Während er schwieg und in die Finsternis hinausstarrte, fand sein Geist wie von selbst die tiefen Wunden, die er sich in den letzten Monaten selbst geschlagen hatte. Eine Alienfrau deren Laden er als Schutzgelderpresser hatte anstecken müssen und die von Alphakiller vernichtet worden war, eher er auch nur die Chance gehabt hatte mehr zu tun, als den Brandbeschleuniger von ihr fernzuhalten. Der See verstand es diese Wunde wieder aufzureißen, Salz hineinzustreuen und dann seinen Geist auf Rache sinnen zu lassen. Er, Kerbal, hatte keine Wahl gehabt! Er hätte der Vuvrianerin geholfen, doch dieses Monster Alphakiller war schuld!

Ja, der Droide musste sterben! Endgültig vernichtet werden. Vielleicht noch in New IndSec? Er musste einen Weg finden die mörderische Maschine auszuschalten und dann ein schmutziges Metallteil nach dem anderen mit seinem Lichtschwert zu schmelzen. Und es würde sich gut anfühlen, nicht? Im Namen der Gerechtigkeit würde er in dem ranzigen Motorenöl baden, das das Ding Blut nannte, und anschließend seelenruhig schlafen, mit dem Gedanken etwas Gutes getan zu haben. Doch warum warten? Warum überhaupt weiter in den See vordringen?! Das beste Vorgehen war doch die Padawane hier und jetzt auszuschalten und sofort nach New IndSec zurückzukehren und dort all jene zu vernichten die sich ihm in den Weg stellten! Schon jetzt konnte er die Schreie hören…das Tosen seines Lichtschwertes! Das Blut… Hey, Moment mal!

Arlens Augen wurden von einem Moment auf den anderen wieder klar, als ihm bewusst wurde was da grade passierte. Mit einer mentalen Anstrengung riss er sich los und verbannte die schwarze Präsenz, die sich wie tropfendes Öl über seine Gedanken gelegt hatte. Er setzte sich aus seiner verkrampften Pose am Steuer heraus auf und versiegelte seinen Geist mit einem einzigen, lichten Gedanken. Nein, so einfach war er nicht zu kriegen! Tief atmete er ein, dann aus und spürte dem hassenden Ding nach, das der Tod so vieler hier unten geschaffen hatte. Keine physische Kreatur, sondern die Manifestation des Bösen, die das Imperium mit seinen Taten geboren hatte.

Während Arlens Trance, hatte sich auch die Umgebung verändert. Die formlose, konturlose Schwärze war klobigen Formen gewichen, die wohl einmal IndSec gewesen sein mussten. Viele Gebäude standen noch, doch hatten die meisten von ihnen Teile an die Fluten verloren. Dächer fehlten so gut wie allen, doch waren auch Fassaden und ganze Stockwerke in Fließrichtung des Wassers verschwunden. Die Scheinwerfer des Bongo offenbarten Straßen voller Unrat und wogender Wasserpflanzen. Gleiterwracks standen und lagen überall verstreut, hier und dort verwickelt in die Überreste verzerrter und verbogener Straßenlaternen. Und vor ihnen lag ihr Ziel.

Am Kopfende der Straße ragte eine fünfstöckige Villa auf. Wohl einmal ein schöner Anblick, doch heute zeichnete sie sich lediglich durch fehlenden Schaden aus. Sicher, auch hier fehlte das Dach, doch glitzerte der reiche Stuck und die Verzierungen noch immer im Licht des Bongos. Hier stapelte sich der angeschwemmte Unrat bis in den ersten Stock und mit Grauen erkannte Arlen Knochen und Schädel in dem grünlich wogenden Haufen. In diesem Moment war er hin und hergerissen. Einerseits lag ihr Ziel vor ihnen…anderseits sollte er vermutlich nach den Padawanen sehen. Er entschied sich für letzteres – und das grade noch rechtzeitig.


„Alles gut bei euch da hinten?“

, fragte er an Faith und Tha’klen gewandt und sah aus dem Augenwinkel grade noch eine verdächtige Bewegung. Ein Lichtschwert erwachte zum Leben und grüner Schein erfüllte das Bongo. Es war nur Arlens Monaten auf Kelada zu verdanken, dass er in diesem Moment ruhig blieb. Blitzschnell richtete er seinen Machtsinn auf die Padawan, fuhr halb herum und hatte im nächsten Moment seine eigene Klinge in der Hand. Blutrotes Plasma erwachte zum Leben und konnte sich grade noch rechtzeitig zwischen die grüne Klinge Faiths und die Steuerkonsole schieben. Faith selbst sah wahrlich gruselig aus, mit tiefen Schatten unter den Augen und dunklen Adern, die sich in ihrem bleichen Gesicht abzeichneten. Die junge Frau hatte ihren Blick auf ihn gerichtet und er konnte in ihren milchigen Augen lesen, dass er ihr nächstes Ziel war. Arlen seufzte und entblößte belustigt seine Zähne.

„Du Scherzkeks.“

, sagte er und griff beherzt mit der Macht nach ihrem Lichtschwert. Die grüne Klinge erlosch und im nächsten Moment hatte er zwei Griffe in der Hand.

„Machtangriffe abwehren wollte ich dir erst noch beibringen, eh?“

Sagte er, steckte beide Waffen weg und warf sich im nächsten Moment nach vorne. Fest packte er Faith bei den Schultern. Gleichzeitig streckte er seinen Geist aus und versuchte ihre Besessenheit mit Telepathie zu durchdringen. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass Tha’klen grade zitternd auf hens Sitz hockte und grade keine Gefahr darzustellen schien.

„Faith, kämpf dagegen an!“

, sagte Arlen laut und hielt die junge Frau sowohl mit Körperkraft als auch mit der Macht davon ab sich und andere zu verletzen.

„Du hast einen geistigen Untermieter und wie ich dich kenne hast du da ‘was gegen. Besinn dich auf die Macht! Atme ein, atme aus. Das ist ein erbärmliches, kleines Ding und du bist stärker! Faith, schau mich an! Du. bist. stärker! Ich bin hier bei dir, du bist nicht allein. Einatmen, ausatmen! Faith, verdammt!“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / IndSec / vor Mu'tabars Residenz / Bongo ] Arlen, Faith und Tha'klen
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | Bongo ]
Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite

Faith hatte das Gefühl, dass ihre Seele in den dunklen Abgrund gen Boden des Sees gezogen wurde. Eine plötzliche Kälte umgab sie und trug Schreie und Wispern aus der Tiefe zu ihr hinauf. Ihre Finger wollten sich an das Lichtschwert krallen, als Arlen es ihr entriss, doch ihrem Willen fehlte die Präzision. Es war mehr ein animalischer, dunkler Instinkt, der sie antrieb, als Berechnung oder durchdachter Plan. Die Klinge flackerte kurz, während sie das Innere des Bongos in ein ungesundes, giftiges Grün tauchte und erlosch, ehe der Jedi-Ritter das Schwert auffing.

Die Worte, die er an sie richtete, hallten irgendwo in einem Hinterstübchen ihres Kopfes wider, wie ein fernes Echo, am anderen Ende eines Tunnels. Arlens Stimme verflüchtigte sich wie Wasser, das zu schnell in den Boden einsickerte. Sie konnte den Griff, den die dunkle Seite um sie gelegt hatte, nicht lockern. Sie war zu stark. Zu verführerisch. Zu einfach.

Faith nahm die Umgebung kaum noch wahr. Das gedämpfte Summen des Antriebs und das Surren der Mechanik - all das existierte nicht. Es gab hier nichts, was sie noch festhalten konnte. Sie spürte nur das verlangende Ziehen der Dunkelheit, die übergriffig nach ihr rief und sie in dem Schmerz von einer Million Seelen erdrückte. Ihr eigener Wille, der sich darunter befand und hilflos versuchte, die seelischen Säulen ihres Selbst zu stabilisieren, kämpfte mit aller Kraft - doch besaß nicht die notwendigen Werkzeuge, sie aus diesem Sog zu befreien, der sie nun unfähig, sich zu bewegen zurückließ. Sie fühlte sich eingeschlossen ein einem Käfig aus Durastahl, während die Stimme des Mannes, der sie eben noch begleitet hatte, irgendwo draußen erklang, viel zu weit weg von dem, was in ihr vorging.

Doch dann packte sie etwas. Arlens Hände griffen nach ihr, seine Machtpräsenz versuchte, durch die Dunkelheit zu ihr durchzudringen. Doch die Stimme flüsterte ihr zu, dass sie ihn aussperren musste. Was wusste er schon von all dem Schmerz, all den Zweifeln, die sie so lange vor sich selbst verschlossen hatte? Sie war nicht allein? Eine Lüge, die die Dunkelheit nur noch mehr dazu animierte, sie zu verschlingen.

Die Padawan wollte schreien und sich wehren. Sie wollte alles zerstören, was sich ihr in den Weg stellte. Selbst Arlen. Doch als sie sein Gesicht sah und für den Bruchteil einer Sekunde seinen Blick erkannte, war da eine winzige, fast zerbrechliche Erinnerung an das, was sie eigentlich war und ihrer Entschlossenheit, ihrer inneren Stärke ein rettendes Seil zuwarf.


“Veeeeeerdaaaaaaammmmt!!!!!”, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie den Kopf in den Nacken warf und der Ruck ihrer Bewegung nur durch die Arme ihres ehemaligen Mitschülers aufgehalten wurde, der ihren Körper gepackt hatte und sie vor sich selbst schützte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und die dunklen Adern in ihrem Gesicht pulsierten, während die unaufhörliche Dunkelheit sich durch sie hindurchbrannte und das Gefühl des Verlustes und des Verlassenwerdens in ihr Hirn transportierten.

Sie fühlte sich so allein. Um sie herum war nur Dunkelheit.


ARLEN!”, ihre Stimme klang hohl und fremd in ihren eigenen Ohren. “Ich kann nicht…”

Der Sith hatte sie fest im Griff, doch die Dunkelheit flüsterte weiter, nährte ihre inneren Ängste, bereicherte sich selbst daran und fütterte sie mit Visionen des Todes derer, die sie liebte, des Verlusts von allem, was sie sich wünschte. Furcht und Hass drangen tief in sie ein, erdrosselten ihren Atem.

Doch da unten war diese winzige, kleine Stelle in ihr. Diese kleine Ecke, in der sie immer noch sie selbst war. Die Faith, die Jedi werden wollte, die einen festen Glauben an das Gute in der Galaxis hatte, an die Hoffnung und daran, nie aufgeben zu wollen. Diese Faith entzündete einen kleinen Funken, den die Dunkelheit niemals ganz ersticken könnte. Langsam, fast quälend fütterte diese Faith sie mit Erinnerungen an ihre Ausbildung und an die Stärke, die sie sich selbst angeeignet hatte. Mit jedem Wort, das Arlen der wahren Faith dort unten schickte, wuchs der Widerstand gegen die Dunkelheit an. Die dunkle Seite bäumte sich erneut auf und flimmerte bedrohlich, während sie die Padawan erneut in den Abgrund ziehen wollte, doch der Funke hatte sich zu einem Flächenbrand ausgeweitet, der sie Stück für Stück vertrieb. Arlens Stimme, die eindringlich und voller Zuversicht war, unterstützte ihren inneren Kampf. Faiths Atem beschleunigte sich, als sie versuchte, ihm zu vertrauen. Einatmen. Ausatmen.

Und dann, nach einer Ewigkeit, als der Schmerz und die Dunkelheit fast zu viel wurden, kehrte sie zurück. Über allem stand der feste Glaube daran, dass sie eben nicht allein war und dass sie für ihre Wünsche kämpfen würde.


Arlen…”, keuchte sie aus angestrengten Gesichtszügen heraus. Alles an ihrem Körper schmerzte, denn gefühlt stand sie in Flammen. “Ich brauche dich!”

“Ich ...
In ihren Augen bildeten sich glänzende Wasserperlen, als diese zu ihrer natürlichen Farbe zurückkehrten und ihr Blick sich tief in den Augen ihres Freundes verankerte. Mit einem aufbäumenden, verzweifelten Schrei kämpfte sie sich durch den Sog der Dunkelheit und war schließlich frei - nicht völlig, aber genug, um die Kontrolle zu gewinnen. Über all dem Leid auf dem Grund des Sees, über all den Schmerz, den sie selbst in sich trug, war da diese eine Gewissheit, die sie lange in sich getragen, aber in den letzten Tagen aufgeweckt hatte:

“… ich liebe dich.” Ihr Körper bebte erneut. Dieses Mal nicht aufgrund des Kampfes gegen die dunkle Seite, sondern weil ihre Emotionen sie übermannten und die Freiheit ihres Geistes sich in diesem Moment von allen Fesseln löste.

[ Kelada | Nordpolarkreis | See | Bongo ]
Faith, Arlen, Tha'klen & eine Manifestierung der dunklen Seite
 
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