Kelada (Kelada-System)

Kelada - Nordpolarkreis - Talpass - Darth Angelus, Operative Zurabashvili, Soldaten

Angelus' Schritte hallten auf der Rampe des Shuttles, als er sich von den Soldaten in Richtung des Fahrzeugs führen ließ. Dieses Geräusch wurde noch verstärkt durch das harte Metall der massiven Fesseln, die seine Hände und Knöchel umschlossen. Die mehrfachen Handschellen an seinen Händen und Knöcheln klirrten markant und scharf, während die ihn umringenden Truppen ihre Blaster mit angespannten und steifen Mienen fest im Anschlag hielten. Verdammte Narren. Es war fast so, als würden sie eine in Ketten gelegte Bestie transportieren – das Gefühl einer martialischen und übernatürlichen Bedrohung, das von ihm ausging, konnte schließlich keiner der Anwesenden übersehen. Doch trotz all der Wachen und ihrer bewaffneten Präsenz war es klar: Der wahre Kampf tobte nicht zwischen ihm und den Soldaten, sondern in seinem Inneren. Angelus spürte die Wut in ihm brodeln und die kalten Ketten, die ihn fesselten, konnte diese kaum zügeln. Kein Gefängnis, keine Fessel, kein Soldat würde ihn davon abhalten können, zum gegebenen Zeitpunkt Vergeltung für diesen Verrat zu suchen. Er wurde schon das ein oder andere mal von irgendwelchen Mistvögeln übers Kreuz gelegt und hatte dies herunterschlucken müssen - Intrigen, Verrat und die üblichen Spielchen von denen, die glaubten, sie könnten ihn in die Knie zwingen. Doch dieses Mal würde er das nicht zulassen. Auf der Thronwelt des Imperiums im Sith-Orden, dort, wo ein erbarmungsloser Krieg um die Spitze der Nahrungskette ausgefochten wurde, war es schon schlimm genug, aber von Zeit zu Zeit notwendig. Aber bevor Darth Angelus zulassen würde, dass er inmitten eines heruntergekommenen Rattenlochs wie Kelada von in jederlei denkbaren Hinsicht unterlegenen Kreaturen ungestraft erniedrigt wird, würden alle Höllen zufrieren. Es war ein verdammter Ort, an dem nichts als Dreck und Verderbnis wucherte, und wo jeder, der irgendwie an den Rand der Bedeutungslosigkeit geraten war, versuchte, sich auf dem Rücken anderer zu profilieren. Selbst wenn es bedeutete, sich eigenmächtig über die Gesetze des Imperators zu stellen. Der adelige Sith konnte spüren, wie sich bei diesen in seinem Verstand wild wirbelnden Gedanken die dunkle Seite immer weiter in ihm aufbaute und wie sich der Zorn in ihm auflud. Seine Finger zuckten dabei in den Ketten. Nein, er würde sich nicht erneut in den Staub legen lassen, nicht hier, nicht jetzt.

Und trotzdem war sein wohlgeformtes Gesicht wie versteinert und der leichte Ansatz eines arroganten Lächelns auf diesem erkennbar, als er behutsam in Richtung des Sitzes gedrückt wurde. Die Ketten klirrten bei der Bewegung, jedoch war Angelus äußerlich ruhig, als ob er gar nicht der Gefangene, sondern der Herr der Situation wäre. Der vorbeigehenden Operative, die seinen Blick mied, warf er einen hämischen Blick zu, den er dann quer über die Belegschaft schweifen ließ, ehe das Shuttle mit einem sanften Ruck absetzte. Lieutenant Blade legte ebenfalls keinen Wert darauf, ihn anzublicken. Verfluchte Verräterin.

Der Krieger legte seinen Kopf in den Nacken und starrte an den Soldaten vorbei gegen die Stahlwand, während er das Geschehene revue passieren ließ. Er wusste nun, dass
Kerbal etwas zu verbergen hatte und er derjenige war, hinter der Mariam in ihrem fehlgeleiteten Ehrgeiz und ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung her war. Diese Präsenz, die er vorhin in der Nähe des Gefährts im Tal gespürt hatte, ließ kaum Raum für anderweitige Interpretationen. Darth Angelus hatte die Jedi förmlich riechen können, während er in Fesseln gelegt und abgeführt wurde. Ihre Macht war noch jung und ungeschliffen, aber sie war da. Wie ein sanfter Hauch von etwas, das zu ihm sprach, obwohl er keinen Laut vernahm.
Ein Wort zu
Zurabashvili hätte genügt, um sie und ihre Kettenhunde zum Umlenken zu bewegen, aber Angelus hatte sich bewusst dagegen entschieden. Auf dieser Welt drehte sich alles um irgendwelche Transaktionen. Wissen, Macht, Kontrolle, die von den intriganten Speichelleckern um Governor Antares untereinander gehandelt wurden. Auf einer der Seiten stand nun Sabar mit einem Wissensvorteil und er hatte nicht vor, diese Informationsasymetrie zu seinem Gunsten ungenutzt zu lassen. Er wusste es nun, während diese ganzen Narren weiter im Dunkeln tappen würden. Und ihnen von seinen neu gewonnenen Erkenntnissen zu berichten, würde nichts anderes bedeuten, als sie zu unterstützen und möglicherweise einen Anteil am Erfolg zu gewähren. Angelus wollte keine Partnerschaften. Er wollte absolute Kontrolle.

Seine Gedanken formten sich während des Fluges wie im Tunnelblick immer weiter und die Minuten verstrichen wie im Flug. Der Zustand seiner Gefangenschaft würde sich nicht ewig ziehen.
Antares war weder gegenüber dem Zirkel der Extinktoren, noch gegenüber dem Imperator und dessen Ritterorden dazu in der Lage, sein unerhörtes Vorgehen auch nur ansatzweise rechtfertigen. Er würde Angelus also recht zeitnah freilassen müssen. Kerbal hingegen hatte ebenfalls noch auf Kelada zu schaffen, denn warum sonst hätte er dort in Gefahr verweilt und sich nicht längst abgesetzt. Nein, er verfolgte eine eigene Agenda, die mit den Aufständischen, der ausgebrochenen Jedi und unter Umständen diesem erwähnten Jeditempel zusammenhing. Angelus war sich nicht einmal mehr sicher, ob er abgesehen von seiner lächerlichen Rasse ein richtiger Sith war. Er hatte nichts von der unbändigen Zerstörungskraft, die viele seiner Brüder und Schwestern auszeichnete, gespürt. Da war kein Zorn, keine erbarmungslose Macht und keine hemmungslose Leidenschaft. Und im Angesicht dieser Erkenntnis keimte ein absurder Gedanke auf. Was, wenn er am Ende selbst ein Jedi war?

Der Gedanke war so fremd und gleichzeitig einleuchtend, dass Angelus zuerst wölfisch lächelte, wobei seine strahlend weißen Zähne im gedämmten Licht des Shuttleinnenraums aufblitzten. Doch dann, fast wie ein plötzliches Rauschen, begann er zu lachen. Es war ein kurzes, unkontrolliertes Lachen, das in der Stille der Kabine wie ein Echo widerhallte. Angelus Kopf neigte sich nach hinten und seine smaragdgrünen Augen fixierte die Decke des Shuttles, als er sich über den Gedanken amüsierte. Es war ein freudloses und leises, aber gleichzeitig wahnsinnig anmutendes Lachen. Die Soldaten sahen sich verwirrt an, jedoch hörte er nicht auf. Die sich überschlagenden Gedanken in seinem Kopf begannen sich wie wildgewordene Bestien zu jagen und als das Shuttle schließlich zur Landung ansetzte, verstummte sein Lachen wieder augenblicklich.

Die Operative, die er mit dem selben wölfischen Lächeln anblickte, trat nun aus dem Cockpit, während die Soldaten ihn behutsam auf die Beine zogen. Auch sein Lächeln verzog sich langsam, ehe wieder die steinerne Miene zurückkehrte, die Angelus immer dann aufsetzte, wenn er sich auf den nächsten Zug vorbereitete.


Kelada - Kelada-City - Verwaltungsgebäude - Landungsbucht - Shuttle - Darth Angelus, Operative Zurabashvili, Soldaten
 
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Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter

Das Echo des letzten Propaganda-Schnipsels hallte noch immer in Faiths Ohren nach. Darth fu**ing Kerbal - der lange Arm von Gouverneur Antares. Die morbide Musik schien sich ins Herz der jungen Padawan zu graben, selbst nachdem das Hologramm bereits geendet hatte. Sie saß da und konnte sich nicht rühren. Ihr Blick war starr auf den leeren Raum gerichtet, in dem sich eben noch das Hologramm Arlens befunden hatte.

Die junge Frau öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, aber es kam nichts. Ihre Kehle fühlte sich rau an. Dann wanderte ihr Blick langsam zu ihm. Ihre Handflächen rieben derweil abwesend gegen ihre Oberschenkel.

Faith hatte sich bereits gedacht, dass Arlen in seiner Rolle als Darth Kerbal nicht nur Saubermann sein konnte. Sie wusste bestens, was es bedeutete, sich in freundliche Strukturen einzufügen und eine Tarnung aufrecht zu erhalten. Das erforderte moralische Opfer. Man schritt auf einer feinen Linie zwischen Gut und Böse. Aber das?

Das alles waren nicht nur bloße Inszenierungen. Jemand hatte kräftig an den Aufnahmen herumgedoktert, aber der Mann im Hologramm war eindeutig Arlen. Ihre Augen hatten sich nicht getäuscht. Er hatte diese Worte gesagt. Er hatte das alles getan. Das war echt. Und das schlimmste war, dass sie die Schauspielerein in seinen Worten nicht heraushören konnte. War er einfach nur gut, oder kannte sie ihn viel schlechter, als sie gedacht hatte?

Unwillkürlich versteifte Faith sich auf ihrem Stuhl. Ihre Finger pressten sich in den dicken Leinenstoff ihrer Hose, sodass ihre Knöchel weiß hervortreten. Sie zwang sich, tief durchzuatmen, doch es fiel ihr schwer. Sie musste nachdenken, durfte keine vorschnelle Reaktion zeigen. Es war seine Mission. Er spielte eine Rolle! Er hatte tun müssen, was nötig war, um in Antares Gunst zu bleiben. Oder?

Oder?!

Ihr Blick fiel auf seine Hände. Sie hatte sie kämpfen sehen, trainieren. Sie hatte gesehen, wie sie Tha’klen auf die Schulter klopfen, wie sie sich sanft um einen Becher schlossen. Diese Hände hatten sie berührt und ein wohliges Kribbeln in ihrem Inneren ausgelöst! Dieselben Hände, die den abgetrennten Kopf eines Houks aus einer Kühlbox warfen.

Faiths Magen drehte sich um. Sie wollte ihren Freund verteidigen. Sie wünschte sich, dass sie es konnte. Doch in ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Was, wenn Gorah-Un Recht hatte? Was, wenn Arlen nicht nur eine Rolle gespielt hatte? Was, wenn er ihr nur vormachte, eine Fassade aufrecht zu erhalten, während er bereits völlig zu Kerbal geworden war? Dieselbe Stimme, die so liebe und nette Dinge zu ihr sagte, hatte in dieser Aufzeichnung allen Xenos den Tod gewünscht. Am liebsten hätte sie sich übergeben.

Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein! Zuckend, beinahe suchend, lenkte sie ihre braunen Augen auf sein Gesicht. Sie wollte ein Entsetzen sehen, oder Reue, oder Wut. Irgendwas, das ihr versicherte, dass dies alles nicht sein konnte, dass er sich von dem, was dort gezeigt wurde, distanzierte. Doch stattdessen sah sie Nervosität.

Nervosität?! Warum wäre er nervös, wenn dies alles nicht wahr sein sollte.

Sie spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. Ihr Mund öffnete sich leicht und ihre Augen weiteten sich ungläubig.

Nein! Sie wollte die Stille brechen, ihn sofort konfrontieren und diese Anschuldigungen aus der Welt schaffen. Doch sie wusste nicht einmal, welche Frage sie hätte stellen sollen. Würde sie, wenn sie ihn jetzt und hier danach befragte, in die Karten des Miniskus spielen?

Faith erkannte in Arlens Blick, dass er genau wusste, was sie jetzt dachte.

Sie war nicht seine Richterin. Oder doch? Hatte sie, als Jedi-Padawan, als rechtschaffene Bewohnerin dieser Galaxie, als Freundin, die Pflicht dazu? Verdammt nochmal, warum fühlte es sich so an, als wäre er es ihr schuldig, ihr eine Antwort zu geben? Sollte er sich nicht gegenüber Gorah-Un rechtfertigen?

Faiths Blick wich dem Arlens aus und fiel stattdessen auf den Premierminiskus, der mit nachdenklicher Miene zwischen Arlen und Faith hin und her sah. Faith schluckte hart, legte einen möglichst neutralen Ausdruck auf - was ihr für alle sichtbar schwer fiel - und wandte sich mit brüchiger Stimme an den Patrolianer.


“Ich weiß nicht, was ich da sehe, Sir. Das Imperium … hat eine mächtige Propaganda-Schmiede.”

Die Padawan räusperte sich. Sie glaubte kein einziges ihrer eigenen Worte, warum sollten es dann die anderen tun? Um die Sicherheit ihrer Stimme zurückzugewinnen, begann sie auszusprechen, was auf jeden Fall der Wahrheit entsprach.

Arlen … und ich wurden von Meisterin ChesaraSyonette ausgebildet. Sie ist Mitglied des Rats der Jedi. Ich kann mich dafür verbürgen, dass er von ihr zum Jedi-Ritter ernannt wurde. Er … “

Da hörte die Sicherheit ihres Wissens auch schon auf. Ja, dass er hierher geschickt wurde, um mit dem NRGD zusammenzuarbeiten, hatte er ihr erzählt. Aber entsprach das wirklich der Wahrheit? Konnte sie sich dafür auch verbürgen? Und jetzt, wo der Samen gesät war … wie sicher war sie, dass es zwischen ihm und Darth Angelus wirklich eine Konfrontation gab? Ging das alles nicht erstaunlich und überraschend positiv für sie alle aus? Faith warf einen nervösen Blick in Richtung Tha’klen. Was konnte er zur Verteidigung seines Meisters beifügen?

“Ich … Ich nehme an, Arlen hat eine Erklärung dafür. Für das alles… ”

Es musste eine Erklärung geben. Das war nicht Arlen! Ihr Arlen würde so etwas nicht tun. Aber sie wusste auch, was sie gesehen und gehört hatte. Sie kannte ihn lange und gut genug, um sich sicher zu sein, dass es sein Körper war, der diese Dinge tat. Aber das hieß noch lange nicht, dass er es war. Vermutlich machten diese Gedanken nur in ihrer eigenen Welt einen Sinn. Oder auch nicht. Dieser Kopf, der aus der Truhe rollte. Der Anblick wollte ihr nicht aus dem Gedächtnis gehen. Es war so … böse.

Faith lenkte ihren Blick wieder auf die Augen ihres Freundes. Er sah sie immer noch an, doch das schmerzte sie mehr, als sie aushalten konnte. Faith hatte ihren ehemaligen Mitschüler immer bewundert. Er war immer gut zu ihr gewesen, er war stark, mutig und hatte ein reines Herz, trotz oder gerade wegen all der Dinge, die in seine Vergangenheit spielten und sein gesamtes Sein ausmachten. Sie musste lachen, wenn er einen dummen Witz machte. Sie war traurig, wenn es ihm schlecht ging. Sie fühlte sich gut, wenn sie in seiner Nähe war. Bei seinen Berührungen kribbelte ihr ganzer Körper. Sie hatte ihn so lange vermisst,

denn sie liebte ihn.

Zu spät bemerkte sie, dass sich kleine Tränenkügelchen gebildet hatten, die nun ihre Nasenflügel entlang rollten. Ihr Kinn kräuselte sich und begann zu zucken, während sie ihre Lippen angestrengt aufeinanderpresste. Wer war dieser Mann? Arlen? Oder Kerbal?


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Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter
 
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Arlens Blick zu Faith offenbarte genau, was er befürchtet hatte. Und noch mehr. In der Macht strahlte sie plötzlich Unglauben und Verzweiflung aus und auch in ihr Gesicht war ein Ausdruck gegraben, der ihm das Herz zerriss. Während seiner Zeit auf Kelada hatte er vieles getan, was er vor sich selbst rechtfertigen konnte…und so manches, das nicht. Jeden Morgen war er dazu gezwungen in den Spiegel zu schauen und sich diese eine, alles verändernde Frage zu stellen: War es das alles wert gewesen? Ein äquivalent dessen nun in Faiths Augen zu lesen war pure Agonie. Wenn nicht einmal seine Faith ihn noch als einen guten Mann sah…hatte dann am Ende die bösartige, kleine Stimme in seinem eigenen Hinterkopf doch recht? War er ein Monster?

Für einen Moment schwankte Arlen, während ihn selbst die Verzweiflung zu übermannen drohte. Fast war er bereit zu ignorieren, was er über den Propagandaclip wusste und das Spiegelbild, das er in Faiths Augen sah, zu akzeptieren. Doch nein, verdammt! Das durfte er nicht! Während Faith das Wort an Gorah-Un richtete und erst etwas über die Propagandafertigkeiten des Imperiums sagte, dann ihre gemeinsame Ausbildung mit ihm bestätigte, und schließlich verzweifelt sagte er könne das sicher erklären, schloss Arlen die Augen. Tief atmete er ein und besann sich auf seinen Machtmut. Gefühle gab es nicht, Frieden gab es. Er war gelassen und auch dies wurde vorübergehen. Als er wieder die Augen öffnete, lagen die Blicke aller Anwesenden heiß und bohrend, wie hochenergetische Laserstrahlen auf ihm. Kurz warf er Faith einen Blick zu, in dem Verständnis lag. Er wusste was sie sah und er wusste auch, dass dies nicht stimmte. In der Macht ließ er sämtliche Barrieren fallen und offenbarte sich ihr gänzlich. Die Aura eines Mannes, der viel getan hatte, das er bereute. Und doch jemand, der jeden einzelnen Schritt für andere getan hatte. Gegen ein Regime, dass sie auffraß und zersetzte.


„Bei allem gebotenen Respekt, Premierminister.“

, begann Arlen mit rauer Stimme, die die tiefe Emotion in seinem Inneren nicht gänzlich verbarg.

„Sie schlagen vor mich nach meinen Handlungen zu bewerten und ziehen dann dafür ein imperiales Propagandavideo zu Rate?“

Ernst schaute er von Gorah-Un zu Faith und dann wieder zurück.

„Aber gut. Ich werde mich rechtfertigen. Die in dem Holo gefallenen Worte habe ich gesprochen, das ist korrekt. Worte waren die billigste Ressource, die ich hatte, um mir Antares‘ Vertrauen zu erschleichen. Verabscheuungswürdige Sätze auszusprechen, kostet niemanden außer mich etwas. Und mich kostet es höchstens ein bisschen emotionalen Schmerz. Ein würdiger Preis wie ich finde.“

Die Worte waren selbstbewusst vorgetragen, doch hatte sich eine steile Falte auf Arlens Stirn gebildet. Die Worte waren nur das mindeste, was an diesem Clip falsch war. Und so fuhr er fort:

„Aber nehmen wir eine der Aufnahmen. Zuletzt sahen wir mich an meinem ersten Tag auf Kelada. Der Baragwin neben mir war Morrish Choktah, zu diesem Zeitpunkt dringend gesuchter Verbrecherboss. Er ist Drogenschmuggler und Wesenshändler mit einer langen Liste von Vergehen, die meine Worte in dem Clip wie ein Sonntagsgebet wirken lassen. Der bunteste Teil seiner Akte detailliert sein ruchloses Umspringen mit der erweiterten Familie eines seiner Rivalen. Er hat sich nicht damit zufrieden gegeben Eltern, Töchter und Cousins an einer Brücke erhängen zu lassen. Nein, er verbrachte Monate damit jedem noch so entfernten Verwandten nachzustellen. ‚Um eine Nachricht zu senden‘, in seinen Worten. Der Houkkopf gehörte seinem Leibwächter. Ich wollte die beiden eigentlich lebend gefangen nehmen, doch hatte ich meine Gegner unterschätzt. Ich hatte keine Wahl als ihn zu töten, um Choktahs Flucht zu verhindern. Diesen elenden Drecksack ans Messer geliefert zu haben, bereue ich nicht. Und dass sein Leibwächter unter der Erde ist, hat unter Garantie jemandem das Leben gerettet.“

Eine kurze Pause, in denen Arlen nach den richtigen Worten suchte.

„Gleichzeitig war es ein äußerst zweckmäßiges Bild, das mir ohne Weiteres meine erste Audienz direkt mit Antares höchstselbst verschafft hat. Über diesen Teil des Clips verliere ich keinen Schlaf.“

So viel dazu. Die Propagandaabteilung des Gouverneurs – und Arlens eigene Inszenierungsgabe – hatten hier wirklich ganze Arbeit geleistet, sein erbarmungsloses Image zu verkaufen.

„Nun dazu, dass ich angeblich bereits mit einem bloßen Gedanken töten kann. Tha’klen, dürfte ich mich dich einmal zu Demonstrationszwecken ausleihen?“

Dien Verpine nickte und Arlen fuhr fort:

„Bitte greif mich mit bloßen Händen an.“

Gesagt getan und Tha’klen straffte sich kurz, bevor sien auf ihn zu kam. Ohne einen weiteren Blick auf hen streckte Arlen eine Hand aus und konzentrierte sich. Wie eine Puppe, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, brach Tha’klen mitten in der Bewegung zusammen und rührte sich nicht mehr. Kurz ließ Arlen die Szene wirken, dann gab er Tha’klen wieder frei und wandte sich erneut an Faith und Gorah-Un.

„Diese Technik nennt sich Lähmung. Eine Fähigkeit, die ich Präzise erlernt habe und nicht töten zu müssen. Was man in dem Clip nicht sieht, ist, dass anschließend ein imperialer Soldat den Zabrak erschießen will und ich ihn daran hindere. Ja, um meine Tarnung zu wahren musste ich teilweise Dinge tun, auf die ich nicht stolz bin, aber was man da im Clip sieht bin ich, wie ich mein Bestes gebe, Leben zu bewahren.“

Schwer atmend hielt Kerbal inne und warf erneut erst einen Blick auf Faith und dann den Premierminister.

„Hm-hm…“

, machte Gorah-Un und rieb sich das beflosste Kinn. Dann schaute er ihm wieder in die Augen und Arlen erkannte, dass er den Mann nicht überzeugt hatte.

„Das sind in der Tat äußerst wohlklingende Worte, Lord Kerbal. Leben zu bewahren, sollte in der Tat die höchste Tugend der Jedi sein. Ich bin sicher ihr werdet mir zustimmen, dass das ausschließt, sich als gedungener Assassine zu betätigen?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, zog der Patrolianer erneut die Fernbedienung hervor und es war, als hätte jemand Arlen einen Schlag in die Magengrube verpasst. Er konnte sich denken, worauf Gorah-Un hinauswollte.


Das bläuliche Konterfei eines menschlichen Nachrichtensprechers mit Schnauzer erscheint. Er sitzt an einem geschmackvollen Schreibtisch. Hinter ihm zeigt ein 2D-Standbild die explodierende Spitze eines Hochhauses.

Sprecher: Guten Abend, meine Herren.

Sprecher: Soeben erreichte uns eine Eilmeldung zu dem spektakulären Vorfall, der sich gestern Abend in Kelada City ereignete. Falls Sie es nicht mitbekommen haben, gegen etwa 2100 kam es in der obersten Etage eines unserer höchsten Hochhäuser der Oberstadt zu einem Brand, der weite Teile des Gebäudes in Flammen setzte. Noch dramatischer: Berichten zufolge explodierten kurz vorher etwa zwei Dutzend Gleiter, die von eben dieser Etage abgeflogen sein sollen.

Sprecher: Vor einigen Minuten erreichte Kelada Now eine Bestätigung der Gouverneursbüros, dass es sich bei den Opfern um führende Köpfe planetenweit gesuchter Kartellzweige gehandelt hat. Eine eindrucksvolle Konsequenz, nachdem Gouverneur Antares zuletzt von einer „härteren Gangart“ gegenüber dem organisierten Verbrechen sprach.

Sprecher: Ein Sprecher der KOMENOR ließ verlauten, dass die Operation von niemand anders als dem berüchtigten Darth Kerbal geleitet worden sein soll.

Das Standbild des explodierenden Hochhauses wird durch das Bild eines gepflegt aussehenden Mannes in imperialer Offiziersuniform ersetzt. Eine Einblendung im unteren Teil des Bildes weist ihn als ‚Nill Peridor, Sprecher der KOMENOR‘ aus.

Offizier: Wie es scheint hat der ‚Lange Arm des Gouverneurs‘ nach verlängerter Abwesenheit mal wieder zugeschlagen. Die ausnehmende Weisheit unseres geehrten Gouverneur Antares, ein derart wichtiges Werkzeug einer solchen Aufgaben zuzuwenden, ist bewundernswert.

Das Gesicht des Offiziers wird von einer finsteren Gestalt mit Kapuze ersetzt. Das Gesicht ist nicht zu erkennen, eine Einblendung im unteren Teil des Bildes markiert es als ‚Symbolbild‘. Im Vordergrung räuspert sich der Nachrichtensprecher.

Sprecher: Die Lage ist brisant und regelmäßig kommen neue Enthüllungen ans Licht! Wir halten Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden.

Sprecher: Bleiben Sie dran!

Sprecher: Und nun zum Wetter. Das Regentief der letzten Tage wird sich auch auf absehbare Zeit leider nicht…

Ein weiteres Mal endete die Aufzeichnung und diesmal nahm Arlen wahr, wie auch Tha’klen zuckte. Dien Verpine war in erster Reihe dabei gewesen und hatte eigenhändig die Gleiterbomben scharfgemacht. Es war kein Tag an den Arlen gerne zurückdachte, war doch dieser Moment auf dem Regengepeitschten Hochhausdach vermutlich der eine gewesen, bei der er die Grenze überschritten hatte. Ja, diese Leute waren verachtenswerter Abschaum gewesen und ja, wahrscheinlich war das Universum besser dran ohne sie. Kerbals Mission hatte davon profitiert und sein (in den Augen von Antares) Versagen in den Minen wieder ausgeglichen. Und doch…würde Arlen sich hier wirklich hinstellen und versuchen Massenmord als jedihaft zu verkaufen? Beschämt senkte er seinen Blick.


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Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter

Faiths Bild von Arlen schwankte gefährlich. Ihre Hände zitterten und sie spürte eine Kälte, die sich langsam in ihre Brust fraß. Sie lauschte dem Jedi-Ritter aufmerksam, spürte wie er sich in der Macht öffnete und wie er ihr zeigte, wer er wirklich war - oder zumindest, wer er sein wollte. Sie wollte ihm glauben. Sie musste ihm glauben. Alles in ihr schrie danach, sich an das Bild zu klammern, dass sie von ihm hatte.

Und für einen Moment dachte sie, dass es funktionieren könnte. Seine Worte klangen logisch, nachvollziehbar. Er tat es aus den richtigen Gründen. Sie konnte sich vorstellen, dass er diesen Weg gewählt hatte, weil er es für den einzigen Weg hielt. In gewisser Weise warf er sich selbst in einen Abgrund, um andere davor zu bewahren.

Doch … dann kam ein weiteres Holo.

Die Explosion. Das Hochhaus, die Gleiter, die Toten. So viele Tote.

Die Stille in der gemütlichen Zelle war nach dem Ende der Übertragung intensiv, fast greifbar. Faith konnte die Stimme des Sprechers noch immer in der Luft hängen spüren. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand in die Magengrube geschlagen. Das erste Holo war ein Schock gewesen, aber dieses hier noch hinterher gereicht zu bekommen war brutal. Wie viele davon gab es noch? Das Bild des in unzählige Teile gesprengten Hochhauses brannte sich in ihr Gedächtnis, ebenso wie der kühle Tonfall des Sprechers, der bewundernd von beeindruckender Konsequenz sprach und anschließend mit dem Wetter fortfuhr, so als wären nicht gerade unzählige Leben ausgelöscht worden. Für einen Moment konnte Faith nichts sagen. Nichts denken. Nur fühlen. Sie hörte das leise Aufschlagen ihrer Träne, als sie von der Nase perlte und gen Boden fiel.

Faith hatte ja verstanden, dass Arlen sich in einem gefährlichen Spiel befand. Sie hatte verstanden - oder zumindest geglaubt zu verstehen -, dass er gewisse Dinge tun musste, die nötig waren, um seine Tarnung aufrechtzuerhalten. Das hatte sie schließlich am eigenen Leib zu spüren bekommen. Aber wo endete die Rolle und wo begann die Wahrheit? Wer tarnte wen? War Darth Kerbal das Alter-Ego von Arlen, oder umgekehrt?

Ihr Blick wanderte zu ihrem ehemaligen Mitschüler und suchte nach einer Regung in seinem Gesicht. Er senkte den Blick, und sie hoffte innig, dass das nicht alles war, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hatte. Die Padawan spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog, als presste jemand es mit seinen Händen zusammen. Das Imperium war geschickt darin, Bilder und die Wahrheiten zu verdrehen. Aber das dort war echt gewesen. Sie wusste es. Sie konnte es in Arlens Blick sehen. Sie konnte es in ihm spüren.


Arlen…”, setzte sie an, doch der Rest der Worte kam nicht. Was sollte sie sagen? Ihn fragen, ob er das wirklich getan hatte? Ihm vorhalten, dass es Grenzen gab? Sie wusste die Antwort. Und die Antwort tat weh.

In ihrem Schoß ballten sich ihre Hände zu Fäusten. In ihr tobte eine Mischung aus Wut, Trauer und Verwirrung. Ein Chaos aus Gefühlen brach in ihr aus, dass sie nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Der Mann, den sie kannte, den sie bewunderte, dem sie vertraute, den sie liebte - gab es ihn überhaupt noch? Dieses Hochhaus, das in Flammen aufging - wer hatte das getan?


“Das ist …”, begann sie erneut. Doch schluckte dann einen Kloß herunter. Ihr Blick flackerte zwischen Gorah-Un, der sie erwartungsvoll ansah, und Arlen hin und her.

Faith räusperte sich. Sie hätte schreien können, doch aus ihrem Hals kam nichts. All die Dinge, die sie ihm sagen wollte, zerfielen zu nichts, bevor sie ausgesprochen wurden.

Ihre Augen blieben schließlich an ihrem rothäutigen Freund hängen, der geschlagen aussah, wie ein geprügelter Kath-Hund. Dieser gesenkte Blick. Das war nicht das Verhalten eines Mannes, der sich sicher war, die richtigen Taten begangen zu haben. Und daraus schöpfte sie Hoffnung. Vielleicht hatte er schreckliche Dinge getan. Aber er war nicht verloren. Sie hatte es die letzten Tage doch gespürt. Der alte Arlen war noch da!

Sie riss den Blick von ihm los und atmete langsam durch. Nein! Sie durfte sich nicht in diesem Sumpf aus Gefühlen verlieren. Jemand musste hier ein wahrer Jedi sein. Sie musste das hier mit klarem Kopf angehen.


“Das ist nicht die Art von Dingen, die Jedi tun sollten”, sagte sie schließlich leise, aber voller Überzeugung. Faith spürte, wie ihre Atmung flacher wurde. Die Padawan zwang sich, Ruhe zu bewahren und nicht in die Emotionalität ihrer Gefühle abzurutschen - nicht weiter als ohnehin schon. Das fiel ihr schwer. Aber die Macht umgab sie und spendete ihr Zuversicht und Trost.

“Ich …”, sie atmete tief durch.

Ich verstehe, dass du tun musstest, was nötig war, um deine Tarnung zu wahren. Und wahrscheinlich waren diese Wesen gefährlich. Vielleicht hatten sie das auch verdient. Du hast dich vielleicht in einer Situation wiedergefunden, in der du dachtest, du hättest keine andere Wahl. Du hättest sie sonst nicht getötet, da bin ich mir sicher.”

Sie sah zum Premierminiskus, um ihre Worte mit einem sicheren Blick zu unterstreichen, auch wenn ihre Stimme zitterte.

“Aber …”

Die Padawan lenkte den Blick wieder direkt auf Arlen. Ihre braunen Augen spiegelten all die Fragen wider, die in ihrem Kopf tobten.

“Du hast sie getötet, Arlen.”

Sie schluckte.

“Hast du jemals gezögert?”

Es war eine einfache Frage. Sie wusste nicht, wie leicht ihrem Freund die Antwort fallen würde. Und doch wäre sie wichtig. Faith wollte wissen, ob er sich - und wenn es nur für einen Moment war - gefragt hatte, ob das alles richtig war und ob er sich bewusst war, was er da tat.

Oder ob er nach all der Zeit zu dem geworden war, als man ihn bezeichnete: Darth Kerbal.

Sie bemerkte, dass Gorah-Un sie aufmerksam musterte, als würde er angestrengt Gedanken abwägen. Die Leibwächter verhielten sich relativ ruhig. Einer kratzte sich am massigen Kinn.

Faith selbst presste die Lippen kurz zusammen, bevor sie fortfuhr.


“Es gibt immer einen anderen Weg, weißt du.”
Ihre Stimme war noch leiser als zuvor, aber mit einer inneren Überzeugung, die sie nach Außen zu transportieren wusste.

“Jedi sind keine Henker. Wir sind keine Henker!”

Die dichten Augenbrauen der jungen Frau schoben sich zusammen, während ihre Worte in der Zelle nachzuhallen schienen. Vielleicht klang sie naiv. Vielleicht war sie naiv! Aber es war das, woran sie fest glaubte. Wenn sie böse Dinge aus den richtigen Gründen taten, machte es sie längst nicht zu guten Dingen. Arlen war Jedi-Ritter, verdammt! Er musste wissen, dass dies der direkte Weg zur dunklen Seite war. Chesara hatte sie so oft davor gewarnt. Wie konnte er sich so weit von ihrem Weg entfernen?

“Ich will es wissen, Arlen. Ich will wissen, ob du dich noch als Jedi siehst - oder ob du irgendwann aufgehört hast, einer zu sein, ohne es zu merken.”

Ihr Blick brannte sich in seinen hinein, versuchte in die Tiefe seiner Gefühlswelt zu gelangen.

“Ich will die Wahrheit.”

Die Macht summte in der Luft, spürbar für jeden, der in der Lage war, sie zu fühlen. Faith wusste nicht, ob sie es absichtlich tat oder ob es instinktiv passierte, aber sie öffnete sich ihr und ließ sie durch sich fließen. Sie griff hinaus, dehnte ihren Geist aus und berührte Arlens Präsenz. Was auch immer er sagen würde, die Macht würde sie nicht belügen.

Was war er? Jedi? Seelenloser Soldat? Ein Mörder? Ein Schatten seiner selbst?

Faith wusste, dass die Antwort eine war, die sie vielleicht nicht hören wollte. Doch sie wusste auch, dass sie nicht davor davonlaufen konnte. Und wenn es so wäre, dann wäre sie selbst es, die Arlen zurück auf den Weg der Rechtschaffenheit führen würde, zurück auf den Weg der Jedi - zurück auf ihren Weg.


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Während die Stille sich immer weiter in die Länge zog, befand Arlen sich in freiem Fall. Die Gedankenspirale, die ihn normalerweise nur nachts – alleine – umtrieb, war hier. Und erlaubte es ihm nicht einen klaren Gedanken zu formulieren. Also war es Faith die das Schweigen brach und erst zögerlich, dann immer entschlossener ihre Ablehnung zum Ausdruck brachte. Dies waren nicht die Dinge, die ein Jedi tun sollte, doch sie war sicher, dass er glaubte aus der richtigen Motivation heraus gehandelt zu haben. Mit einem Stich stellte er fest, dass sie zumindest diesen Teil auch nicht so recht glaubte. Schließlich fragte sie, ob er jemals gezögert hatte. Ob er sich noch als Jedi sah. Stellte fest, dass es immer einen anderen Weg gab und, dass Jedi keine Henker waren! Jedes ihrer Worte schmerzte, doch holten sie Arlen für den Moment aus seiner emotionalen Überforderung. Tief atmete er ein und aus, während er sich an ihren Worten festhielt und wieder beruhigte. Ja, das war die Faith die er kannte, die er vor dem, was er tun musste, hatte beschützen wollen. Mit schmerzerfülltem Gesicht begegnete er ihrem Blick.

„Ich. bin. ein. Jedi.“

, sagte er gepresst und bereitete sich auf das vor, was er nun sagen musste. Die Holos steckten wie ein Messer in ihrem Fleisch. Es herauszuziehen würde Schaden anrichten, doch war noch schlimmer es stecken zu lassen. Noch einmal holte er tief Luft.

„Natürlich habe ich gezögert. Natürlich habe ich mich gefragt, welchen anderen Weg es geben könnte. Ich habe es nicht getan, weil dies der einfache, offensichtliche Weg war. Über Wochen habe ich mich darauf vorbereitet, habe überlegt, habe nachgedacht. Am Ende war es in dieser Sache entweder Antares‘ Auftrag zu erfüllen, oder aufzugeben und Kelada verlassen.“

Arlen ballte die Fäuste und warf Gorah-Un einen Blick zu, der noch immer schweigend, mit hinter dem Rücken gefalteten Händen vor der Zelle stand. Neugierig schien der Patrolianer jedes Wort aufzusaugen.

„Und auch seitdem, hat mich die Frage, ob ich etwas übersehen habe, nie losgelassen. Jeden morgen muss ich in das Gesicht eines Mannes schauen, der diese Dinge getan hat. Und mir die Frage stellen, war es das wert?“

Kurz schloss Arlen die Augen, während er versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Nachdem meine Ausbildung geendet hat, habe ich lange darüber nachgedacht, was ich als Jedi-Ritter tun möchte. Wie ich die Galaxis verändern und zu einem besseren Ort machen will. Ich wusste immer, dass das Imperium böse ist, aber dann habe ich den Ausbruch des C-Virus auf Coruscant miterlebt. Und ich wusste ich lag falsch – das Imperium ist nicht einfach nur böse. Es ist eine existentielle Bedrohung, die mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden muss!

Also habe ich noch einmal studiert. Nachrichtendienstliches Studium an der Hochschule der Neuen Republik auf Dac. Die Frage die mich umtrieb, war, wie kann ich was mich von anderen Jedi abhebt gegen das Imperium verwenden? Ich wusste da schon, dass ich undercover gehen will. Wie viele Jedi mit Geheimdienstausbildung kennst du, die das Gesicht eines Sith haben? Genau einen kennst du. Ich bin das einzige Wesen im Universum, das tun kann, was ich hier grade tue. Das einzige.

Jedi sind keine Henker, da hast du Recht. Und doch töten wir. Erinnerst du dich an Felucia? Ich weiß noch immer was Chesara damals zu mir
sagte, nachdem ich zwei Felucianer erschlug, um dich und Zasuna zu beschützen. Als ich mich fragte, wie sich dies mit dem Wesen eines Jedi vereinbaren lässt. Sie sagte: ‚Vielleicht machen wir uns schuldig, wenn wir töten, doch ich trage lieber diese Schuld auf meinen Schultern, als zuzusehen wie andere sterben, und nichts dagegen zu tun.‘

Und ich halte diese Sätze für mit die weisesten, die ich jemals gehört habe.

Es ist einfach moralisch zu handeln und unschuldig zu bleiben, wenn du zuhause bleibst und dich einschließt. Ich bin ein Jedi. Meine Grundpfeiler sind die Helle Seite der Macht und der Schutz von unschuldigem Leben. Der Virus hat uns gezeigt, dass eine friedliche Koexistenz mit dem Imperium nicht möglich ist. Wir können uns nicht einfach damit zufriedengeben in unserem Teil der Galaxis Wesensrechte zu achten und eine Alternative zum Faschismus und der Unterdrückung durch das Imperium zu bieten. Solange das sithgeführte Imperium existiert, sind Unschuldige in Gefahr. Egal ob Frieden herrscht, egal auf welcher Seite der Grenze wir uns befinden! Und deswegen bin ich hier Faith, um meinen winzigen, unwichtigen Teil dazu beizutragen, dass dieser monströse Apparat fällt! Und unterwegs so vielen Unschuldigen zu helfen, wie ich kann.“


Arlens Augen wanderten wieder zum Premierminister.

„Und das gilt auch für Sie, Gorah-Un! Sie verstecken sich hier in der Tiefe eines Sees, weil das Imperium Sie sonst als aquatische Aliens Deportieren würde. Während Sie meine Integrität in Frage stellen und mir imperiale Propaganda um die Ohren hauen, tue ich was getan werden muss, um auch Ihre Stadt von dem imperialen Joch zu befreien!“

Während er gesprochen hatte, hatte sich seine Trauer und Unsicherheit für den Moment zurückgezogen. Nun lauerten beide wieder in seinem Unterbewusstsein, wie zum Sprung bereite Tiere.

„Habe ich Dinge getan, für die ich mich schäme? Ja! Habe ich mit dem Mord an einem Haufen Verbrecherbosse eine schreckliche Tat begangen, für die ich mich vor mir selbst rechtfertigen muss? Vor meinen Liebsten? JA! Ich verbrenne meine Seele auf dem Altar einer freien Galaxis! Ich töte nicht aus Lust oder Gleichgültigkeit, wie dies ein Sith tun würde! Ich lade diese Schuld bewusst auf mich und schultere jedes Leben, das ich beenden muss, in meinem schweren Bündel. Aber ich bin ein Jedi! Ich beschütze die Unschuldigen! Ich mag bis zu den Knöcheln in Blut stehen, doch gehört dieses den Faschisten und den Wesenshändlern, Sklaventreibern, Drogenschmugglern des organisierten Verbrechens!“

Schwer atmend hielt Arlen inne, schluckte und fuhr dann wieder etwas ruhiger fort:

„Ich nehme an, die zentrale Frage ist: ‚Würde ich dies wieder tun?‘ Was für mich aber einfach eine andere Formulierung von ‚War es das wert?‘ ist. Nun, war es das wert? Was haben die Leben von zwei Dutzend Verbrecherbossen erkauft? Was wäre anders, hätte ich aufgegeben und Kelada einfach wieder verlassen?“

Sein Blick richtete sich nun direkt auf Faith.

„Diese Tat hat es mir erlaubt hunderte Quarren aus einem Deportationslager zu befreien und dem NRGD zuzuführen. Ich konnte Dich aus den Fängen der imperialen Folterknechte befreien, Faith, und vielleicht deinen Eltern rechtzeitig Warnung zukommen lassen. Ich habe Antares interne Schemata, Zugangscodes, Lagepläne und vertrauliche Dokumente gestohlen und durchgestochen. Ich habe eine Bombe im Regierungspalast gezündet und einen Transporter mit tonnenweise Sprengstoff in die Garnison gestürzt. Ich habe einen Schaden verursacht, der Antares und seine Faschisten hoffentlich noch Monate mit Wiederaufbaumaßnahmen beschäftigen wird.

Bereue ich meine Tat? Ja! Würde ich sie wieder tun und all diese Dinge ein weiteres Mal mit einem weiteren Stück meiner Seele bezahlen?! Ja, verdammt! DAS ist meine Aufgabe, DAS ist meine Mission! Und wenn mich das alles kostet, von meinem Leben, bis zu meiner Fähigkeit mich selbst als guten Mann zu sehen, dann war es ein Schnäppchen!“


Mit diesen letzten Worten war der Schmerz in seiner Kehle zurückgekehrt und eine einzelne Träne rollte seine Wange hinab.

„Faith, bitte vergib mir dir solche Schmerzen bereitet zu haben. Dieses Kreuz habe alleine ich zu tragen und ich wollte nie, dass eine meiner Liebsten mich so sehen würde. Es tut mir so leid, dass ich nicht der Mann sein kann, für den du mich gehalten hast. Dass ich nicht mehr der bin, der ich einst war…“

Seine Stimme brach, während weitere Tränen sein Gesicht benetzten.

„Es…war schön diese letzten Tage mit dir zu verbringen. Es hat mich daran erinnert…wer ich in einem anderen Leben hätte sein können…“

Eine schwere Stille legte sich über den Raum, während Arlen energisch seine Tränen fortwischte. Tief atmete er ein und aus, während er den Sturm der Emotion in seinem Inneren wieder zurückdrängte und wegsperrte. Grade wollte er noch etwas hinzufügen, als Gorah-Un sich räusperte. Mit Schrecken warf Arlen dem Patrolianer einen Blick zu. Was kam nun?!


„Dies…waren äußerst wohlklingende Worte, Lord Kerbal. Auch sehr überzeugend, muss ich sagen. Aber, darüber dass Ihr über eine silberne Zunge verfügt, wurden wir gewarnt.“

Arlen runzelte die Stirn. Gewarnt? Gewarnt von wem?!

„Dies ist natürlich eine Voraussetzung, um sich bei einem imperialen Gouverneur, oder auch einem Kopf des organisierten Verbrechens einzuschleichen. Meisterin Jedi, bitte erlaubt mir eine letzte Sache mit Euch zu teilen.“

Wie aufs Stichwort, aus der Richtung aus der auch Gorah-Un gekommen war, trat nun ein Gand hervor. Gekleidet war er in einen weiten Trenchcoat, der- doch halt! Das war kein Gand! Arlen erkannte das vertraute Gesicht des LOM-Serie Droiden und seine eigenen Züge verhärteten sich in einem Ausdruck von Schock und Abscheu.

„Du!“

, spuckte er fast, während der Droide seine Insektenaugen auf ihn richtete.


„Sei gegrüßt, Fleischsack! Ich hoffe dir ist es schlecht ergangen. Ich wünsche dir Arschkrebs; mögest du in eine Grube mit fleischfressendem Schleim fallen und dort elendig krepieren!“

, schnarrte die nur allzu bekannte Stimme, bevor das Ding sich auch an Tha’klen wendete.

„Auch du, Fleischsack. Mögen die Facetten deiner Augen dir einzeln ausfallen und deine Brut in ihren Eiern verrotten.“

Schließlich wandte er sich noch Faith zu.

„Grüße! Meine selbstgewählte Bezeichnung lautet XX-Alphakiller 1 und ich habe belastendes Holomaterial über diese eitrige Ausgeburt eines Barghests vorzugbringen. Ich werde nun-“

„Premierminister!“

, unterbrach Arlen Gorah-Un mit unverhohlenem Schock im Gesicht.

„Was zur Hölle ist das hier für ein Spiel?! Ist das hier eine nicht gekennzeichnete Gerichtsverhandlung? Sind Sie neben dem obersten Vertreter der Exekutive auch Vorsitzender der Judikative?! Eine schöne Demokratie haben Sie hier, in der der Angeklagte weder über seine Rechte aufgeklärt wird noch darüber, dass er vor Gericht steht! Mir wurde weder Zeit zur Vorbereitung gewährt, noch konnte ich im Vorfeld sichten, was gegen mich vorliegt! Mir wurde kein Verteidiger zur Seite gestellt und ich habe keine Möglichkeit Zeugen zu berufen. Was um alles in der Welt soll das hier werden, Gorah-Un?!“

Wenigstens in der Macht hatte der Patrolianer den Anstand schuldbewusst auszusehen. Äußerlich verschränkte er jedoch seine Arme und funkelte Arlen feindselig an. Mit keinem geringen Maß Selbstgefälligkeit in der Stimme sagte er:


„Habt Ihr so eine Furcht darüber, was Alphakiller aufgezeichnet haben mag, Lord Kerbal? Dies ist keineswegs eine Gerichtsverhandlung. Wir müssen lediglich zu unserem eigenen Schutz feststellen, ob Ihr die Wahrheit sagt, oder ob wir befürchten müssen, ebenfalls für Euer größeres Wohl ans Messer geliefert zu werden. Wie Ihr ganz richtig erraten habt, verbergen wir uns hier unten vor den imperialen Besatzern des Planeten. Und ich habe eine Verpflichtung meiner Bevölkerung gegenüber unzweifelhaft festzustellen, wen wir am Wissen über New IndSecs Existenz teilhaben lassen.“

Gorah-Un räusperte sich erneut.

„Darf der Droide nun sein Material vorbringen, oder wollt Ihr mich noch einmal so rüde unterbrechen, Lord Kerbal?“

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Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter
Faiths Lippen bebten, während sie Arlens gepresste Worte hörte. Er war Jedi. Das war nicht nur eine simple Antwort, vielmehr war es ein Bekenntnis. Trotz allem, was er getan hatte, trotz des dunklen Pfads, den er beschritten hatte, hielt er sich auf dem Rechten weg. Tief in seinem Inneren glaubte er noch an das Licht und an die Prinzipien, die sie beide teilten. Das war ein Hoffnungsschimmer und ein Zeichen, dass er nicht verloren war.
Doch je mehr er sprach, desto schwerer wurde die Last auf ihren eigenen Schultern. Seine Worte waren voller Leiden und doch voller Überzeugung. Sie spürte sein Bestreben, die Galaxis zu einem besseren Ort zu machen. Sie konnte seine Entschlossenheit sehen, sowie die Bereitschaft, alles - sogar seine eigene Seele - für das größere Wohl zu opfern.

Und genau das war es, was ihr Angst bereitete.

Mehrmals stockte Faiths Atem während der Ausführungen ihres Freundes. Seine Worte brannten sich in ihre Bewusstsein. Er hatte gezögert, gehadert und hatte es am Ende doch getan. Jedes Leben, jedes Opfer, das er gebracht hatte, hatte er als Teil einer Mission betrachtet. Einer Mission, die er über sich selbst gestellt hatte und über sein eigenes Seelenheil. Er hatte den weg des Todes und der Dunkelheit gewählt, weil er keinen anderen Weg sah.
Die Padawan wollte ihm an dieser Stelle entgegenschreien, dass es immer einen anderen Weg gab, doch der Kloß in ihrem Hals wuchs und wuchs mit jedem seiner Sätze. Denn sie erkannte den Schmerz, der hinter seinen Augen lauerte. Die Schuld, die er auf sich geladen hatte, würde Narben auf seiner Seele hinterlassen. Wenn sie es nicht schon längst getan hatte. Arlen wusste, dass er eine Grenze überschritten hatte. Er wusste, dass ihn das alles veränderte. Und dennoch …

Ein Teil von ihr verstand ihn.

Sie selbst hatte doch unzählige Male - ja sogar ihre gesamte Kindheit über erlebt, wie grausam und abgrundtief böse das Imperium im Kern war. Sie hatte am eigenen Leib gespürt, was diese Scheusale hier auf Kelada trieben. Und natürlich spürte auch sie Momente der Wut und der Verzweiflung. Wenn sie ehrlich war, waren das Momente, in denen sie sich selbst auch fragte, ob die Jedi wirklich genug taten, oder ob ihre Prinzipien ihnen nicht manchmal die Hände banden.

Aber das war nicht der Weg. Das durfte nicht der Weg sein!

Die nachfolgenden Worte Arlens rissen sie erneut aus ihren Gedanken. Felucia. Ja, natürlich erinnerte sie sich an die Dschungel-Hölle. Am liebsten hätte sie Arlen am Kragen gepackt und durchgeschüttelt. Was Chesara meinte, war doch, dass man manchmal zum Kampf gezwungen wurde. Manchmal konnte man nicht verhindern, dass Leben genommen wurden. Doch es gab jawohl einen Unterschied zwischen der punktierten Verteidigung von Schutzbedürftigen und dem Kollateralschaden-Angriff, den er unternommen hatte! Wo wollte er diese Grenze ziehen und wo nahm er die moralische Überlegenheit her, sich herauszunehmen, wo diese Grenze zu sein hatte? Opfer mussten gebracht werden? War das die Essenz seiner eigenen Rechtfertigung? Darauf lief es hinaus? Wirklich?!
War das nicht genau die Rhetorik, die auch das Imperium anwandte, um die Bombardierung eines Dorfes zu rechtfertigen, wenn sich darin Rebellen befanden?

Sie wollte ihm den Spiegel seiner eigenen Worte vorhalten, doch alles, was sie vollbrachte, war ein schmerzerfüllter Blick, denn ihr Magen zog sich zusammen, während Arlen weitersprach. Er sprach von der Hellen seite, vom Schutz der Unschuldigen - und dann von Blut. Er stand bis zu den Knöcheln darin, wie er selbst sagte, und hielt das für eine notwendige Last.

Faith wollte ihm widersprechen, wollte ihm sagen, dass das nicht der Weg der Jedi war! Doch dann sah sie die Träne, die über seine Wange lief und hörte das Zittern in seiner Stimme.

Vergebung.

Sie biss sich auf die Lippe.
Arlen tat das nicht aus Hass, nicht aus Dunkelheit. Er tat es, weil er glaubte, es tun zu müssen. Er tat es, weil er dachte, dass sein Leiden und seine Schuld der Preis für eine bessere Galaxis waren. Doch das war eine Lüge, die er sich selbst erzählte und ein Irrweg, der ihn immer weiter zu dem machen würde, wovor er die Galaxie eigentlich beschützen wollte!


Arlen!”, stieß sie gekeucht hervor. Sie war sich sicher, dass es noch nicht zu spät war. Der Schmerz, den er fühlte, war Anzeichen genug für Faith, dass der Pfad, den er eingeschlagen hatte, noch nicht unumkehrbar war. Er konnte wieder der Arlen sein, den sie einst gekannt hatte - ganz sicher! Er brauchte nur jemanden an seiner Seite, der ihn von der Güte und den schönen Dingen in der Welt überzeugen konnte.

Ihre Brust hob und senkte sich, während ihre Finger sich weiter in ihre Robe krallten. Sie suchte Halt an etwas, das nicht in Stücke zerbrechen würde. Worte lagen ihr auf der Zunge, die verzweifelt und flehend klingen würden. Doch noch bevor sie die Luft dazu holen konnte, erklang eine fremde Stimme. Sie war mechanisch. Kalt. Ein Schauer lief der jungen Frau über den Rücken, als sie aufsah. Ein Gand? Nein … ein Droide. Faiths plötzliche Verwirrung überschlug sich, als sie realisierte, dass Arlen und der metallene Neuankömmling sich kannten.

Faiths Mund öffnete sich fassungslos während des folgenden Wortgefechts.


“Warten Sie, Sir.” Die Padawan hatte ihre Stimme wiedergefunden und war aus der lähmenden Schockstarre erwacht, in der sie dieses sich entfaltende Chaos mitverfolgt hatte. Somit wäre es nicht Kerbal, der ihn unterbrach, sondern sie selbst.

Arlen! Ich kann nicht fassen, was ich da höre! Kannst du denn nicht den Widerspruch in deinen Worten erkennen? Du wirfst dem Premierminister vor, Richter und Henker zu spielen und doch nimmst du dir selbst genau das heraus!”

Nun stand sie auf, schüttelte den Kopf und griff sich entsetzt über all das hier in die Haare.

“Du tötest also nur die Übelsten der Üblen? Wer bist du denn, dass du darüber entscheiden kannst?! Niemandem steht das Recht zu, leichtfertig ein Leben gegen ein anderes abzuwägen.”

Faiths Gesicht nahm harte Züge an.

“Niemandem!”

Sie bellte das letzte Wort heraus. Ihre Hände formten sich zu Fäusten.

“Und du weißt das, Arlen! Oder nicht? Du hast selbst gesagt, dass du ein Jedi bist! Aber Jedi beschützen. Sie richten nicht. Nicht so! Nicht auf diese Weise! Du sagst, du trägst die Last für eine Bessere Galaxis, aber siehst du nicht, was das aus dir macht? Siehst du nicht, dass dich das zerstören wird?”

Faith wollte ihm die Hand reichen. Sie wollte ihn festhalten und aus dieser Dunkelheit herausziehen, in der er gefangen war. Sie wollte ihm zeigen, dass er nicht allein war und dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, eben nicht der einzige war. Er musste für eine bessere Galaxis nicht seine Seele opfern!
Die Padawan atmete tief aus und nahm sich die Zeit, näher an Arlen heran zu treten. Es schmerzte sie, in sein Gesicht zu blicken, doch sie streckte die Hände aus und berührte mit ihren sanften Fingern seine nassen Wangen. Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. Sie musste in sein Inneres vordringen, durch diesen blinden Blödsinn hindurch, den er sich selbst einredete.


“Wenn das Imperium diesen Ort zerstört, werden sie es mit den Worten rechtfertigen, es zum Wohle des großen Ganzen getan zu haben.”

Faiths Stimme war fest geworden. In ihr tobte ein Sturm. Sie hatte ihm das alles entgegen geschleudert, doch nun, wie sie dort stand - ihre Hände an seinen Wangen, ihre Augen in seine gestürzt - fühlte sie die Zerbrechlichkeit dieses Augenblicks. Sie spürte seinen Schmerz, seine Zweifel, doch auch seine Überzeugung. Doch sie würde nicht zurückweichen. Zu lange war er schon aus ihrem Leben verschwunden gewesen. Sie würde ihn doch nicht gleich wieder fallenlassen, jetzt, da sie ihn wiedergefunden hatte. Ihre Daumen strichen vorsichtig über seine rote Haut, als könnte sie den Kummer, die Schuld und die Dunkelheit einfach so davonwischen. Sie wollte ihn nicht verlieren. Nicht so. Nicht an die Kälte, die hinter seinen Worten hauste.

“Wenn das Imperium diesen Ort zerstört, werden sie es mit den gleichen Worten rechtfertigen, die du genutzt hast”, wiederholte sie eindringlich, ihre Stimme nun ruhiger, aber nicht minder bestimmt. Faith musste Arlen den Spiegel vorhalten.
“Sie werden sagen, es sei notwendig gewesen. Dass sie keine Wahl hatten und für eine bessere Zukunft Opfer gebracht werden müssten.”

Faiths Kiefer spannte sich an. Sie ließ die Worte einen Moment in der Luft hängen.

Arlen, du weißt es besser. Wir beide wissen es besser.”

Sie lehnte ihre Stirn gegen seine und schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Ihre Stimme wurde leiser, sanfter. Doch die Dringlichkeit darin, konnte nicht überhört werden.

“Das hier… das bist nicht du. Das ist nicht der junge Mann, mit dem ich traniert habe. Nicht der Padawan, der mir gezeigt hat, dass Jedi nicht nur Krieger oder Philosophen, sondern auch Freunde sind. Du warst nie ein Mörder, Arlen. Und du musst keiner sein!”

Faith schluckte schwer. Es war eine Bitte, eine verzweifelte Hoffnung. Sie konnte ihn nicht zwingen, den eingeschlagenen Kurs zu ändern. Leider konnte sie ihm auch nicht einfach die Dunkelheit aus der Seele reißen. Aber sie konnte ihm die Hand reichen und hoffen, dass er danach greifen würde.

“Nimm von diesem Irrweg Abstand. Wir suchen den Jedi-Tempel und dann verschwinden wir von diesem Planeten.”

Ein Geräusch in ihrem Rücken ließ sie zusammenzucken. Ein leises Summen, ein mechanisches Surren. Der Droide.

"Komm mit mir."

Die Padawan öffnete die Augen und wich nur einen Hauch zurück, gerade so weit, dass sie Arlens Augen wieder erkennen konnte.

“Bitte”, flüsterte sie noch, beinahe flehend, ehe das nächste Unheil über sie hereinbrechen konnte.

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Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Gorah-Un, XX-Alphakiller 1 und zwei Leibwächter

Und dann war es doch nicht Arlen, der Gorah-Un noch einmal unterbrach. Faith war noch nicht fertig mit ihrem ehemaligen Mitpadawan und begann erneut damit ihren Unmut über die erklärte Philosophie deutlich zu machen. Mit harter Stimme kritisierte sie Arlens Heuchelei Richter und Henker gleichzeitig spielen zu wollen, während er genau das dem Premierminister vorwarf. Niemandem stünde das Recht zu, leichtfertig ein Leben gegen das andere abzuwägen.

Fast wäre Arlen darauf eingestiegen. Über die Monate und Jahre hatte er über genau solche Fragen lange nachgedacht und war zu unangenehmen, wenn auch treffenden Antworten gekommen. Während Faith sprach, kamen diese nun an die Oberfläche und er begann nur keine philosophische Diskussion mit der jungen Frau, weil er sich selbst davon abhielt. Nachdem Arlen Faith aus dem colinaer Gefängnis befreit hatte, hatte er gehofft seine neue Natur vor ihr verbergen zu können. Diesen Wunsch hatte die Macht ihm nicht gewährt. Die nächstbeste Option war, Faith davor zu bewahren, von seiner Sicht der Dinge überzeugt zu werden. Nur schlimmer als von Faith gesehen zu werden wie er jetzt war, war, dass sie wurde wie er.

Also ließ er ihre Worte im Raum stehen, auch wenn die naive Realitätsverdrehung in ihren Ausführungen ihm ein unwillkürliches Schaudern entlockte. Natürlich musste sie verstehen, dass Arlen an den angeblich gewählten Vertreter eines demokratischen Systems höhere Standards anlegte! Manchmal brauchte auch eine Demokratie freie Radikale, die taten was getan werden musste. Das bedeutete nicht, dass das System schlecht war! Doch was war eine Demokratie ohne ihre Institutionen?! Wenn schon der Premierminister den eigenen Spielregeln nicht folgte, dann war das ganze System eine Lüge.

Und dass Faith dies eigentlich verstand, wusste Arlen! Denn sie hatte ihm in einem Nebensatz nach ihrer Flucht aus Colina offenbart, dass sie sowohl Jedi als auch Soldatin war. Der ganze zweite Teil ihres Arguments wurde von diesem Fakt alleine vernichtet. Faith glaubte, dass es niemandem zustand leichtfertig zu töten? Glaubte sie dies wirklich, dann konnte sie keine Soldatin sein. Nein, es war offensichtlich, dass sie diesen Widerspruch grade bewusst oder unbewusst erfolgreich verdrängte. Um zu versuchen ihn zu retten. Also entschied Arlen sich dazu, dieses argumentative schwarze Loch einfach stehenzulassen. Wenn sie dies glauben musste, um die Faith zu bleiben die er kannte und liebte, dann war es eben so. Und wenn sie ihn dafür für einen verblendeten Ideologen hielt, dann war dies ein weiteres, würdiges Opfer, das zu bringen er bereit war.


„Ich sehe, dass mich dies zerstören wird.“

, stimmte er schließlich ihrem nächsten Punkt zu. Es war ein gänzlich redundantes Argument von ihr. Hatte er genau dies nicht eben schon erklärt?

„Ich bringe dieses Opfer aus freien Stücken.“

Sanft berührte Faith seine tränennasse Wange und blickte ihm tief in die Augen. In ihrem Blick stand Empörung, Trauer, der Wunsch ihn zu retten geschrieben. Der Wunsch zu ihm durchzudringen. Der Wunsch, dass nicht er es sein musste, der sich freiwillig auf diesen Scheiterhaufen stellte. Und dann fuhr sie fort, warf ihm vor, dass das Imperium seine Untaten mit der gleichen Philosophie rechtfertigte, die auch Arlen benutzt hatte. Diese Feststellung war so falsch, dass es schmerzte. Erkannte sie wirklich keinen Unterschied zwischen der imperialen Lüge einer besseren Galaxis und den Zielen, die er verfolgte?! Doch nein, sie verschloss wiederhin ihre Augen vor der unangenehmen Wahrheit. Natürlich gab es einen Unterschied und das wusste sie auch!

Schließlich appellierte sie an ihre gemeinsame Vergangenheit. Daran, wie sie ihn sah, was sie mit ihm erlebt hatte. Dass er kein Mörder sein musste. Fast flehend beschwor sie ihn von seinem Irrweg Abstand zu nehmen und mit ihr von Kelada zu fliehen, nachdem sie den Tempel gefunden hatten. Ihr Blick in seinen Augen schmerzte und doch… Innerlich zog er Stärke daraus, dass sie ihn nicht als Monster sah. Sie sah ihn als verirrt, verblendet, doch eben nicht als Monster. Und gleichzeitig war sie nicht auf dem Weg seine Sichtweise zu teilen. Sie konnte bleiben, wer sie war, und würde sich nicht zusammen mit ihm für eine bessere Galaxis opfern. Andere konnten dieses Opfer für sie bringen – allen voran Arlen. Ein weiteres Mal traten Tränen in seine Augen, doch diesmal rollten sie nicht über sein Gesicht.

Sanft legte er eine Hand auf die ihre, die noch immer seine Wange berührte. Die Wärme ihrer Finger drang in seine Haut und für einen Moment konnte er sich kein schöneres Gefühl vorstellen, als von ihr berührt zu werden. Doch wie es mit allem Schönen war – er hatte beschlossen, dass andere wichtiger waren als sein eigenes Befinden. Sanft löste er ihre Hand von seiner Wange. Und eine weitere nasse Spur benetzte die Stelle, wo ihre Finger grade noch gewesen waren.

„Wenn wir den Tempel gefunden haben, werde ich ein weiteres Mal versuchen für dich und Tha’klen einen Weg von Kelada herunterzufinden. Für mich jedoch gibt es noch Arbeit hier.“

Mit Schmerz in seinen Augen machte Arlen einen Schritt zurück und warf Gorah-Un einen Blick zu.


„Wenn Sie mir immernoch nicht glauben, Premierminister, dann spielen Sie endlich das Material Ihres Killers ab.“

Dass der Killerdroide überhaupt hier war, warf weiteren Zweifel auf die Rechtstaatlichkeit dieser Stadt. Die Maschine besaß keinerlei Empathie und Arlen hatte das Ding an der Seite des Verbrecherbosses Okolo schreckliche Gräueltaten verüben sehen. Was war die Verbindung hier? Nachdenklich schaute Arlen von Gorah-Un zu Alphakiller und dann zu den beiden Herglic-Leibwächtern. Und dann erkannte er es – oder stellte zumindest eine solide Vermutung her. Hatte der Premierminister mit dem organisierten Verbrechen zusammengearbeitet, um die verborgene Stadt mit wichtigen Vorräten zu versorgen? Okolo, selbst ein Herglic, wäre natürlich die offensichtliche Verbindungsperson gewesen. Und seinen ehemaligen Leibwächter nun hier anzutreffen, deutete weiter darauf hin. Hatte Gorah-Un etwa etwas gegen Arlen, weil dieser unwissentlich die Existenz New IndSecs gefährdet hatte? Wäre dies so, hätte Arlen tatsächlich deutlich mehr Verständnis für das Verhalten des alten Patrolianers.

Dieser war wohl von Arlens plötzlichem Kurswechsel überrascht gewesen, brauchte er doch einen Moment, um Alphakiller zuzunicken. Der Droide selbst ließ jedoch kein Zögern erkennen, trat vor und aktivierte einen über seinem rechten Auge eingebauten Holoprojektor. Die blauen Strahlen wurden durch das orange Energiefeld gefiltert und kamen als rötliches Bild bei ihnen an. Arlen biss die Zähne zusammen, während er sich dagegen wappnete, was nun kam. Zu seiner Erleichterung zeigte das Bild keine Vuvrianerin.


Das Bild ist ein POV-Shot aus der Sicht von XX-Alphakiller 1. Im direkten Vordergrund sind seine mechanischen Hände zusehen, die eine Waffe umklammert halten. Ein:e Kenner:in kann sie als T-7 Ionendisruptor identifizieren – illegal sowohl auf imperialem, als auch republikanischem Gebiet. Alphakiller wohnt einem offensichtlichen Drogendeal bei. Sein Blick ist auf einen grimmig dreinblickenden Herglic gerichtet. Zu dessen Linken steht Kerbal, ein E-11 in der Armbeuge. Gekleidet ist der Sith in Zivil, mit einer dunklen Weste über einem hellen Hemd und schweren Stiefeln.

Gegenüber Alphakiller, Kerbal und dem Herglic steht eine zweite Partei: ein Twi’lek mit einer Handvoll Weequays als Wachen. Beide Parteien wollen je eine schwere Kiste austauschen. Der Deal verläuft wie erwartet, bis Kerbal den Herglic plötzlich zur Seite stößt. Wo dessen Kopf sich grade noch befunden hat, zischt ein leuchtendes Projektil vorbei. Ein zweites Trifft Alphakiller in die Brust, doch scheint den Droiden das nicht sehr zu stören. Ein Feuergefecht bricht los, das Alphakillers Partei für sich entscheiden kann. Schließlich wendet der Herglic sich an Kerbal.


Herglic: Danke, Roter. Das war knapp.

Kerbal grinst und nickt.

Kerbal: Kein Problem, Boss. Kannst dich auf mich verlassen.

Die Szene flackert und verändert sich. Jetzt zeigt der POV das Lenkrad eines Gleiters. Alphakillers Hände drücken verschiedene Knöpfe, doch ohne sichtbaren Effekt. Ohne erkennbare Quelle ertönt Kerbals gedämpfte Stimme aus dem Hintergrund.

Kerbal: Verteidigt euch.

Alphakiller springt vom Fahrersitz und das Abbild Kerbals erscheint. Er trägt ähnliche, wenn auch nicht die gleiche Kleidung wie in der letzten Szene, die jedoch von gelegentlich aufblitzenden Regentropfen durchnässt ist. Eine Sithmaske verdeckt sein Gesicht. Der Herglic ruft und legt einen Handblaster auf Kerbal an.

Herglic: VERRÄTER!

XX-Alphakiller 1: SCHWERER FEHLER, FLEISCHSACK. DEINE DESINTEGRATION IST IMMANENT!

Auch Alphakiller reißt seinen Disruptor in die Höhe und ein Feuergefecht beginnt. Kerbal weicht Schüssen des Herglic und Feuerwellen Alphakillers aus. Manche Schüsse wehrt er mit einer blutroten Lichtschwertklinge ab. Der Herglic und Alphakiller gehen in Deckung während Kerbal sich in seinem Tanz um die tödlichen Geschosse herum langsam auf sie zubewegt. Plötzlich erbebt die Szene und Kerbal kommt aus dem Tritt. Ein Blasterschuss trifft ihn in die Schulter und Alphakiller nutzt die kurze Ablenkung für einen gut gezielten Disruptorschuss. Kerbal reckt sein Schwert in die Höhe, positioniert es zwischen sich und der anbrandenden Feuerwelle. Für einen Moment wird er gänzlich von den Flammen eingehüllt.

Dann taucht er wieder auf. Das Lichtschwert in seinen Händen ist erloschen und überall auf seiner Kleidung züngeln kleine Flammen in die Höhe. Plötzlich hat er ein zweites Lichtschwert in der Hand, diesmal ein Schwarzes. Kerbal springt in die Höhe, holt aus und wirft seine Waffe.


XX-Alphakiller 1: VERF****E SCHEIßE!

Alphakiller streckt beschützend eine Hand vor den Herglic, doch durchtrennt das Lichtschwert sowohl Metall als auch Fleisch. Enthauptet geht der Herglic zu Boden und für einen Moment verharrt das Hologramm auf dem Armstumpf des Droiden. Dann legt Alphakiller einhändig mit seinem Disruptor an. Kerbal hat sein Schwert nicht wieder gefangen, der Schuss ist frei. Einige Sekunden lang scheint die Szene einzufrieren, dann wird es plötzlich chaotisch, als der POV-Shot den Fokus verliert. Der abgetrennte Kopf des Droiden wird in die Luft gewirbelt und nimmt auf, wie der Rest seines Körpers von der Gleiterlimousine überfahren und zerschmettert wird. Am Steuer sitzt Tha’klen. Dann kommt auch der Kopf auf dem Boden auf, rollt über eine Kante und weiteres ist im wirbelnden Fall nicht mehr zu erkennen.

Die Szene endet.

Arlen hatte die Hände vor der Brust verschränkt, während er zugeschaut hatte. Nun warf er mit ungerührter Miene Gorah-Un einen Blick zu.

„Das Holo hat nichts Neues gezeigt. Der gleiche Abend wie der Clip des Nachrichtensprechers. Dem Verbrecherboss Okolo habe ich sogar die Chance eingeräumt sich zu wehren. Eine fast fatale Entscheidung, wie man gesehen hat. Ich habe wirklich lang gebraucht, um das Lichtschwert wieder zum Laufen zu bringen, nachdem es einen Disruptorschuss geblockt hat.“

Für einen Moment ruhten die Augen des alten Patrolianers auf Arlen. Dann sagte er:


„Ebenfalls haben wir gesehen, wie leicht Euch die Lüge Mr. Okolo gegenüber über die Lippen gekommen ist. Was mich interessiert ist, ob dies alles hier eine ähnliche Charade ist. Ich bin geneigt Euch zu glauben und doch…“

Für einen Moment verstummte Gorah-Un und richtete dann seinen durchdringenden Blick auf Faith.

„Meisterin Jedi, ich bitte für diese ganze Sache um Verzeihung. Jedoch war es wichtig Eure…Reaktion auf das Betragen Eures Freundes zu sehen. Nach all diesen Beweisen, den Rechtfertigungen und Erklärungen ist meine Frage nun an Euch: Können wir diesem Mann vertrauen? Wenn ich ihn aus dieser Zelle lasse, gehe ich ein existenzielles Risiko für die Bewohner meiner Stadt ein? Ich kann diese Entscheidung nicht alleine treffen und deswegen bitte ich um Euren Rat.“

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Faith merkte, dass sie sich festgebissen hatte. Oder vielmehr Arlen. Er hatte eine gedankliche Mauer aus Schmerz und Überzeugungen zwischen sich und der Welt errichtet, durch die Faith hier an Ort und Stelle, unter diesen Umständen, nicht hindurchdringen würde. Inständig hoffte sie, dass die Mischung aus Rechtfertigung und Eigenopfer sich noch nicht als fester Bestandteil seiner selbst manifestiert hatte.

Hoffnung gab ihr dieser Moment, als sie glaubte, ihn erreicht zu haben. Schließlich ließ er zu, dass sie ihn berührte. Dass ihre Finger auf seiner Wange ruhten und die Wärme seiner Haut spürten. Faiths Herz hatte in diesem Moment schwer geklopft. Sie wollte ihn retten. Nein, mehr noch - sie musste ihn retten. Sie konnte doch nicht einfach zusehen, wie er sich sehenden Auges selbst zerstörte. In dem winzigen Augenblick, als er seine Finger um ihre schloss, lag so viel zwischen ihnen. Erinnerungen, unausgesprochene Worte, die Last der letzten Tage, alles was sie verband und was sie voneinander trennte.

Doch er schob ihre Hand fort, so sanft, dass es fast liebkosend war. Er hatte also vor, Tha’klen und Faith von Kelada fort zu schicken, während er selbst noch etwas zu erledigen hatte. Die Lippen der Padawan bebten. Sie wollte ihn anschreien, ihn schütteln, ihn umstimmen, aber sie konnte es nicht. Warum war er so entschlossen darauf, sich selbst aufzugeben, so als wäre sein eigenes Leben nichts wert? Das konnte sie nicht akzeptieren. Nicht bei Arlen. Er durfte sich nicht selbst zerstören! Das würde sie niemals zulassen, unter keinen Umständen!

Sie hatten sich doch gerade erst wiedergefunden. Jetzt wollte er sich von ihr trennen, weil er glaubte, dass es der richtige Weg war? Faiths Hände ballten sich wieder zu Fäusten. Sie hätte weitergeredet, hätte noch etwas versucht, um diesen Moment der Ehrlichkeit zwischen ihnen zu nutzen, wenn sie nicht daran erinnert worden wäre, dass sie hier nicht allein waren. Der Droide spielte sein Holo ab. Zu ihrer eigenen Erleichterung schockierte sie das, was sie darin sah, nicht mehr so sehr, wie die vorherigen Holos. Arlen hatte gelogen und sich das Vertrauen dieser Leute erschlichen, um ihnen am Ende das Handwerk zu legen. So hart das auch klingen mochte, das war für Faith an dieser Stelle keine neue Information mehr und weniger schockierend als Gorah-Un wahrscheinlich beabsichtigt hatte.

Was Faith jedoch überraschte, war, mit welchem Anliegen der Premierminister sie anschließend ansprach.

Die junge Frau blinzelte, während sie ihm lauschte. Gorah-Un sah sie mit durchdringendem Blick an und erwartete offenbar eine Antwort, eine Einschätzung - oder gar eine Entscheidung? Erst jetzt fiel der Padawan auf, dass es dabei offenbar ein Missverständnis gab. Sie war nicht mehr als eine Schülerin, eine meisterlose noch dazu. Arlen war hier der wahre Jedi, zumindest dem Rang nach. Sehr wohl kannte sie jedoch die Prinzipien des Ordens, die Regeln, die Maßstäbe. Ein Jedi durfte sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen, musste objektiv bleiben und das große Ganze betrachten. Aber wie war das in diesem Fall anzuwenden? Der Jedi-Ritter betrachtete aus seiner Sicht schließlich das große Ganze und sie konnte ganz wahrnehmbar spüren, dass er entgegen seiner eigenen Gefühle handelte. Von einem gewissen Standpunkt aus folgte er also sehr wohl dem Jedi-Kredo. Für Faith war der Standpunkt, von dem aus er die Lage betrachtete, jedoch der falsche.

Eines jedoch war für sie klar wie ein Tag auf Tattooine - Arlen handelte aus der Absicht heraus, Gutes zu tun. Sein Wesen war gut, daran hatte sich nichts geändert. Niemals würde er wissentlich Unheil über Unschuldige heraufbeschwören, solange er das verhindern konnte. - Oder?


“Premierminister”, begann Faith. “Ich möchte etwaigen Missverständnissen vorbeugen: Ich gehöre dem Orden der Jedi an, doch ich bin keine Meisterin. Noch nicht einmal Ritterin. Ich bin nicht mehr als eine Schülerin, eine Padawan. Als Jedi steht es mir weder zu, Recht zu sprechen, noch einem Regierungsorgan Rat zu erteilen.”

Sie wendete sich Gorah-Un derweil voll zu, drehte sich in seine Richtung und nahm eine höfliche Haltung an. Ihre Stimmlage war nun neutral, fast emotionslos.

“Doch … Als vernunftbegabtes Wesen, als Freundin und als Bürgerin der Neuen Republik ist es mir sicher gestattet, meine Einschätzung abzugeben. Was Arlen auch getan hat, seine Intentionen waren gut. Er handelt aus Überzeugung und glaubt, das zu tun, was notwendig ist. Er ist nicht wahnsinnig oder blind.”

Sie hielt kurz inne, während sie ihrem rothäutigen Freund einen Blick zu warf.

“Er ist nicht Ihr Feind. Arlen wird Ihnen keine Probleme mehr machen.”

Ihre Augen bohrten sich in die des Jedi-Ritters. Nein, sie würde ihn nicht mehr gehen lassen. Wo er hinging, würde sie auch sein. Wenn er abstürzte, dann würde sie hinterher springen. Denn inmitten dieses Gefühlschaos in ihrem Inneren war ihr eines ganz klar: Sie liebte ihn. Und die Dunkelheit würde ihn nicht kriegen, solange sie atmen konnte.

“Ich werde persönlich dafür sorgen und für all seine Taten haften. Sollte Darth Kerbal noch einmal Unheil auf diesem Planeten anrichten, werde ich hierkommen und mich an seiner statt verantworten. Das schwöre ich.”

[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Polizeistation | Zelle ]
Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Gorah-Un, XX-Alphakiller 1 und zwei Leibwächter

Gorah-Un runzelte die Stirn, als Faith sich als bloße Padawan im Orden der Jedi enthüllte. Seine Aura zeigte Verwirrung und Arlen war sich sicher, dass der Patrolianer mit dem Rangsystem des Ordens nicht vertraut war. Erst mit ihrem letzten Satz schien er etwas anfangen zu können, woraufhin sich seine Miene aufhellte. Gorah-Un schien Faith ermutigen zu wollen, doch das brauchte er nicht. In knappen Worten erklärte sie, dass sie Arlens Intentionen als gut einschätzte, dass er aus Überzeugung handelte und er weder wahnsinnig noch blind war. Gorah-Un atmete sichtlich erleichtert auf und auch Arlen fiel ein Stein vom Herzen. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt des zurückliegenden Gespräches war es eine Wohltat diese Worte von Faith zu hören. Trotz allem.

Schließlich sagte sie dann aber doch noch etwas, bei dem Arlen schlucken musste. Mit einem Blick, der ihm klarmachte, dass sie dies todernst meinte, erklärte sie, dass sie im Zweifel für seine Taten haften würde. Stellte Darth Kerbal noch einmal Unheil auf Kelada an, würde sie sich persönlich in New IndSec dafür verantworten. Mit einem Mal fühlte Arlens Gesicht sich ganz heiß an. Nein, das konnte sie nicht! Wenn es sein musste, würde er für sich selbst gradestehen, da hatte Faith doch nichts mit zu tun! Nach einem kurzen Moment des Schocks atmete Arlen frustriert aus. Er verstand, warum sie dies gesagt hatte. Clever. Wenn er die Folgen seines Handelns nicht selbst schultern musste, würde ihn das ironischerweise vorsichtiger machen. Das letzte was er wollte, war, Faith zu schaden. Verdammte Axt noch eins, diese Frau!


„Ich danke Euch für Eure Einschätzung, Meisterin Jedi.“

, sagte Gorah-Un, wobei er die Anrede mit einem echten Lächeln besonders betonte.

„In unserem Gespräch habe ich nichts gehört, dass mich an Eurer Weisheit und Eurer Güte hat zweifeln lassen. Zwei Eigenschaften, die den Rat einer Jedi so wertvoll machen. Ihr mögt Euch eine Schülerin nennen, doch scheint Ihr bereits gut gelernt zu haben. Ebenfalls steht es mir als Premierminister zu, meine Berater selbst zu wählen.“

Amüsiert zwinkerte er ihr zu, dann richtete er seinen Blick auf Arlen.

„Meister Merillion war es, nicht wahr?“

Kurz wollte Arlen protestieren, um sich außerhalb dieses Raumes wieder mit einem Pseudonym anreden lassen, ließ es dann jedoch bleiben. Welchen Zweck hatte das noch? Drang seine bloße Anwesenheit als Jedi nach außen, hätte er ganz andere Probleme. Und anders als bei Faith wurde durch seinen bürgerlichen Namen niemand in Gefahr gebracht. Resigniert zuckte er die Schultern und nickte. Gorah-Un fuhr fort:

„Auch Euch heiße ich hier in unserem schönen New IndSec willkommen. Ich entschuldige mich für die feindliche Behandlung, die wir Euch zuteil haben werden lassen. Aber Ihr versteht sicher-“

„Ich verstehe.“

, unterbrach Arlen ihn. Das hatte der Patrolianer nun schon oft genug iteriert, das mussten sie nicht noch einmal hören.

„Wunderbar! Dann möchte ich Sie drei in zwei Stunden zu einem kleinen Bankett einladen. Wie ich das verstanden habe, sind Sie auf einer gewissen Mission hier und ich will sehen, was ich zu Ihrer Unterstützung tun kann. Unterdessen wird Sie Corporal Kiekebeld in eine…angemessenere Unterkunft führen.“

Nun warf der Patrolianer Alphakiller einen Blick zu, der noch immer regungslos neben ihm stand. Äußerlich wirkte der Droide vollkommen ruhig, doch Arlen kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass die Maschine grade diverse Optionen schmerzhafter Desintegrierung visualisierte. Das Ding hatte ihn als Leibwächter Okolos bereits nicht gemocht und er wagte es nicht sich vorzustellen, wie genau Alphakiller ihn nun sah. Eine Vorschau dessen war ihnen ja bei dessen Auftritt vorhin geboten worden. Warum mussten Droiden auch so schwer totzubekommen sein?! Dies war ein weiteres Wesen, dessen erfolgreichem Ableben Arlen keine Träne nachgeweint hätte.

„Alphakiller, das wäre so weit alles.“

, sagte Gorah-Un an den Droiden gewandt, der sich ohne ein weiteres Wort auf dem Absatz umwandte und davonstakste. Irgendwas sagte Arlen, dass dies nicht das letzte Mal gewesen war, dass er die Maschine gesehen hatte. Nun beugte sich der Patrolianer vor und deaktivierte das Kraftfeld, das die Jedi und ihn bisher getrennt hatte. Mit staatsmännischer Miene trat er vor und schüttelte erst Faith die Hand und dann Arlen und Tha’klen.

„Eine Freude Sie kennenzulernen. Wir sehen uns dann zum Abendessen.“

, sagte er und wandte sich nun seinerseits zum Gehen. Arlen nickte ihm zum Abschied zu. Einen Moment, nachdem der Premierminiskus und seine Leibwächter den Raum verlassen hatten, öffnete sich die Tür erneut und Corporal Kiekebeld kam herein. Die Gungan strahlte sie an.

„Ichse die ganze Zeit gewusst ihrsa Goodebois! Wenn ihrsa mir bitte folgen würdet…“

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Corporal Kiekebeld
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Polizeistation | Zelle ]
Faith, Kerbal, Tha'klen, Gorah-Un und zwei Leibwächter

Faith war sich nicht sicher, was sie eigentlich erwartet hatte, nachdem ihre Worte ausgesprochen waren. Vielleicht, dass Arlen seine Stimme erhob, um zu protestieren oder vielleicht einen misstrauischen Blick von Gorah-Un. Stattdessen war aber Stille eingetreten. Zwar nur für einen kurzen Moment, doch lang genug, Faith etwas aus der Fassung zu bringen. Als der Premierminister schließlich reagierte, bezeichnete er ihre Worte als weise und ehrenwert. Sie wünschte sich, dass Arlen es ähnlich sehen würde. Schließlich war es nicht so sehr die Reaktion des New IndSec-Oberhaupts, die sie interessierte, sondern die ihres Freundes. Er hatte nicht widersprochen. Kein Ton kam aus seiner Mundhöhle gekrochen, doch in seinen Augen konnte sie einiges ablesen. Faith hatte den Jedi-Ritter in eine Situation gebracht, die ihm missfallen musste. Natürlich war ihr das von vornherein bewusst gewesen. Es war Eines, seine eigene Seele zu opfern. Doch die von jemandem, der einem nahesteht … das war etwas völlig anderes. Hoffentlich würde er jetzt vorsichtiger sein. Faith wusste, dass sie eine Grenze überschritten hatte. Nicht mit ihren Worten, denn das hatte sie nicht leichtfertig gesagt, sondern in der Bedeutung dahinter. Sie hatte ihr Schicksal öffentlich an ihn gebunden und dabei nicht um Erlaubnis gefragt. Womöglich war er jetzt wütend auf sie. Die Manipulation, die hinter ihrer Tat steckte, hatte durchaus etwas Niederträchtiges an sich. Das tat ihr in gewissem Maße leid. Aber wenn das der Preis dafür war, ihn vor der völlig Selbstzerstörung zu bewahren - dann sei es so. Hoffentlich würde er es verstehen.

Faiths angespannte Schultern zuckten leicht, als die Gungan-Corporal sie mit fröhlicher Stimme aus ihrer Zelle holte. Die Padawan bemühte sich, den Faden ihrer Gedanken zu unterbrechen und die Stimmung der Umgebung einzusaugen. Und zum Glück gab es genug, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
New IndSec war wie eine andere Welt. Eine Mischung aus Natur und Technologie. Die Straßen waren geschwungene Pfade, teils aus Metall, teils schienen sie aber auch aus organischem Material zu bestehen. Manchmal bewegte es sich unter ihren Schritten leicht, fast als würden sie auf lebendigen Korallen laufen. Durch die orangene Kuppeln über ihren Köpfen schimmerten die Lichtreflexionen des Sees, unterbrochen vom Schatten großer Fischschwärme.


“New IndSec is wunderbar, ja? Stadt, Heimat, mui mui atemberaubend! Wirse sicher vor dem Imperium. Habse keine Angst.”


Faith versuchte sich auf die Worte der Gungan zu konzentrieren, aber ihre Gedanken kreisten weiter um Arlen. Sie vermied es jedoch, ihn anzusehen. Würde er weiter schweigen, oder sie darauf ansprechen? Würde er es einfach hinnehmen, oder Kontra geben, sobald die drei Jedi allein waren? Sie war sich nicht sicher, welche Antwort sie bevorzugte.

Nach einem kurzen, aber eindrucksvollen Gang durch eine Seitengasse, von der aus der Blick auf eine riesige Hauptkuppel sichtbar wurde, erreichten sie eine Kuppelstruktur mit leuchtenden, organischen Linien entlang der Wände. Kiekebeld hielt an und drehte sich strahlend zu ihnen um.


“Hierse euse neue Unterkunft.”

Faith trat als Erste ein. Nicht, weil sie es besonders eilig hatte, sondern weil sie einen Moment für sich brauchte.

“Danke, Corporal.”

Der Raum war anders, als sie erwartet hatte. Er war fast zu angenehm. Die indirekte Beleuchtung war weich und natürlich und schien aus den Wänden selbst zu kommen. Die Betten waren nicht einfach aufgestellt. Vielmehr waren sie in die Wandstruktur integriert, als wären sie gewachsen, statt gebaut. Der Boden war glatt, aber warm. Minimalistische Möbel ließen erkennen, dass es bei ihnen vor allem um Funktionalität ging. Sie hatten aber eine fremdweltliche Ästhetik, die überaus ansprechend war. Eine kuppelförmige Blase in der Außenwand-Barriere bot einen atemberaubenden Panoramablick in die Dunkelheit des Sees hinein. Vollständig in Metall gehüllt, und damit blickdicht, führte eine geöffnete Tür in ein einladendes Badezimmer.

Faith erkannte, dass man offenbar ihre Sachen von der Oberfläche geholt hatte. Die Taschen lagen auf einem Transportwagen bereit und sogar Zweibein hatte man - im ausgeschalteten Zustand - auf einem Beistelltisch platziert. Mit irgendwelchen Worten über ‘frischmachen’ nutzte die junge Frau die Gelegenheit und schritt zügig auf die Tür des Badezimmers zu.

Als die Metalltür hinter ihr ins Schloss fiel, griff sie sich in die Haare und schritt ziellos durch den Raum. Sie brauchte diesen kurzen Moment für sich allein, um sich darüber klar zu werden, was in den letzten Stunden alles geschehen war und wie nah sie daran gekratzt hatten, dass die Situation außer Kontrolle geriet. Faith wollte nicht, dass Arlen oder Tha’klen das Chaos mitbekamen, das sich in ihrer Gefühlswelt abspielte und so nutzte sie ihre neugewonnenen, aber spärlichen Fähigkeiten in der Abschirmung, um ihre Gefühle von der Macht zu trennen. Ihre Barriere wäre leicht zu umgehen, wenn man sich nur die geringste Mühe gab, aber sie würde genügen, um den anderen beiden zu signalisieren, dass sie derzeit etwas Privatsphäre wollte. Das würden sie akzeptieren. Pustend, tief ein- und ausatmend ließ sie sich mit dem Rücken voran an der Außenseite einer riesigen Muschel herabgleiten, die wohl als Badewanne diente. Was sie über alles beschäftigte, war die Realisation dessen, dass sie ihren Gefühlen gegenüber Arlen einen Namen gegeben hatte. Während ihrer gemeinsamen Ausbildung hatte sie ihm gegenüber schon diese Zuneigung empfunden, die Gedanken daran jedoch zu jeder Zeit unterdrückt. Die Umstände hatten ihr nun jedoch den Blaster auf die Brust gesetzt. Das, was sie für ihren ehemaligen Mitschüler empfand, war Liebe. Hatte er ihre Gefühle erforscht? Wusste er nun, wie sie für ihn empfand? Und war das Echo, das sie in ihm gespürt hatte, eine Bestätigung, dass er für sie ähnliche Gefühle hatte? Oder hatte sie sich das inmitten seines Sturms der Offenbarung, die er zu seiner Verteidigung freigelegt hatte, nur eingebildet, weil sie sich eben jenes erhoffte?

Faith rieb sich über das Gesicht. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander und sie musste sie in eine klare Reihenfolge bringen.

Die Worte, die sie vor Gorah-Un gesprochen hatte, waren kein unüberlegter Impuls gewesen. Das war eine bewusste Entscheidung, nicht nur, um Arlen vor sich selbst zu schützen, sondern auch, um ihm zu zeigen, dass sie an seiner Seite stehen würde. Doch jetzt, wo die unmittelbare Anspannung aus dieser für ihn missligen Lage vorüber war, wo sie einen Moment für sich allein sein konnte, wurde ihr die Tragweite dahinter erst so richtig bewusst. Faith biss sich nervös auf die Unterlippe, während sie sich fragte, wie er letztendlich darauf reagieren würde. Sie hoffte, dass er es nicht einfach wegignorieren würde. Lieber hätte sie sich mit ihm gestritten, als mitzuerleben, dass er sie von nun an aus seiner Gedankenwelt ausschloss.

Die Padawan seufzte leise und ließ ihren Kopf über den kühlen Rand der Muschel hängen. Es gab nun keinen einfachen Weg aus dieser Situation. Sie konnte nur hoffen, dass er verstehen würde, warum sie so gehandelt hatte.

Es dauerte einige Minuten, ehe sie sich zwang, aufzustehen. Sie trat zu einem Waschbecken und spritzte sich kühles Wasser ins Gesicht. Ein klarer Spiegel aus einem Material, das sie nicht zuordnen konnte, hing darüber. Ihre Gesichtszüge waren ruhig, aber die dunklen Streifen unter ihren Augen verrieten ihre Erschöpfung - sowohl körperlich als auch geistig. Sie griff nach einem schwammartigen Handtuch und tupfte ihr Gesicht damit trocken.
Als sie die Badezimmertür öffnete und in den Hauptbereich ihrer neuen Unterkunft trat, war Corporal Kiekebeld bereits verschwunden. Faith überlegte, wie sie das Gespräch eröffnen sollte, aber ihr fiel nichts Passendes ein. Stattdessen spielte sie nervös an ihren Haarspitzen.


“Sei bitte nicht sauer, Arlen, war das erste, was ihr zu der Situation einfiel. Ihre Stimme war sanft, fast mädchenhaft, gewann jedoch mit dem zweiten Satz wieder an Selbstvertrauen. “Ich hab’ gesagt, was ich für richtig hielt.”

Bevor er auch nur reagieren konnte, purzelten die Worte aus ihrem Mund. Sie wollte ihm erklären - zumindest ansatzweise -, warum sie das alles gesagt hatte. Ihr Herz pochte in ihrer Brust, als sie sprach.

"Ich kann nicht mitansehen, wie du dich selbst zerstörst. Ich kann nicht einfach zusehen, wie du dich in dieser Dunkelheit verlierst, weil ich ... weil du mir nicht egal bist. Weil du mir nie egal warst und mir nie egal sein wirst."

Sie schluckte hart, während sie nach Worten suchte, um das auszudrücken, was in ihrem Inneren brannte, ohne ihn dadurch abzuschrecken.

"Weil du mir wichtig bist und weil es mich zerreißen würde, dich zu verlieren."

Ihr war klar, dass das alles sehr ichbezogene Botschaften waren und vermutlich viel zu kryptisch. Aber was hätte sie sonst sagen sollen? 'Arlen, ich liebe dich, also habe ich nicht die Kraft, deine Selbstopferung mitanzusehen?' In ihren Worten steckte immerhin die Wahrheit, die sie nicht leugnen wollte.


[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Unterkunft ]
Faith, Kerbal und Tha'klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Corporal Kiekebeld

Den kurzen Fußmarsch zu ihrer Unterkunft über blieb Arlen stumm. In der Macht hatte er sich wieder verborgen – sicher war sicher, immerhin war noch immer ein echter Sith auf dem Planeten – und auch sein Gesicht war wieder eine nichtssagende Maske. Innerlich sah das jedoch ganz anders aus. Das Gespräch hatte ihn aufgewühlt, hatte ihn gezwungen seine Philosophie das erste Mal wirklich in konkrete Worte zu fassen. Nie hätte er gedacht, dies einmal vor Faith tun zu müssen. Das Gespräch hatte ihn einerseits in seinen Entschlüssen bestärkt, andererseits hatte es ihm gezeigt, wie weit sein Weg noch war, bis er dies für sich selbst auch wirklich akzeptiert hatte. Nur weil er sich logisch dazu entschieden hatte, hieß dass nicht, dass sein Herz das widerstandslos mitmachte. Und das konnte durchaus noch zu einem Problem werden.

Während er nachdachte, betrachtete Arlen ihre Umgebung. Der Architekturstil war faszinierend und erinnerte ihn ein wenig an Dac. Dennoch waren die Unterschiede offensichtlich und aufmerksam versuchte er von den formgebenden Elementen auf ihre Bewohner zu schließen. Alles wirkte sauber und ordentlich, doch auch sparsam. Das Licht war gedämpft und es gab nur wenige Verzierungen. Arlen konnte sich gut vorstellen, dass so ein Ort aussehen musste, der sich vor dem Imperium versteckte. Wie funktionierte das logistisch? Es gab keine Ansiedlungen in der Umgebung, also würde es auffallen, wenn Raumschiffe mit Vorräten starteten und landeten. Wenn Leute hierherwollten, kamen sie vermutlich über die Landroute.

In ihrem Quartier angekommen, verschwand Faith auch sogleich im Bad. Arlen wechselte noch ein paar Worte mit Corporal Kiekebeld, die ihm die Lichtschwerter aushändigte und dann verschwand. Tha’klen erhielt auch sogleich hens Knochenschwert und Faith legte Arlen ihrs auf den Nachttisch. Danach ließ er sich auf sein Bett fallen und seufzte erschöpft. Das zurückliegende Gespräch hatte ihn viel Kraft gekostet und noch konnte er nicht abschätzen welche Auswirkungen das auf seine Mission haben würde. Wenn Faith wirklich für alles gradestehen wollte, was er hier verzapfte… Wenigstens würde das seine Optionen etwas verringern. Nicht, dass Antares grade viel Spielraum hatte ihn zu schlimmen Dingen zu verführen. Vielleicht ließ sich die offizielle Suche nach dem Tempel ja so strecken, dass er weitere Sabotageaktionen von ‚außen‘ organisieren konnte. Wenn er ehrlich war, gab es noch drei Sachen die er gerne angehen würde, nachdem sie den Tempel gefunden hatten: Ein Anschlag auf den Platz des Imperialen Friedens, ein Anschlag auf den Neutroniumtagebau und eine Befreiung so vieler Aquatischer wie möglich. Vielleicht die Ermordung von Gouverneur Antares als kleiner Bonus. Danach konnte Faith ihn seinetwegen an den Haaren von Kelada schleifen.

Während er nachdachte, hatte Arlen damit begonnen sein Lichtschwert auseinanderzunehmen. Es wurde mal wieder Zeit die Waffe zu reinigen und der Akt an sich war bereits entspannend. Genau was er grade brauchte. Leise summend zerlegte er die Klinge in ihre Einzelteile und breitete sie auf seinem Bett aus. Der rote Lichtschwertkristall funkelte feindselig im passiven Licht der Wände. Arlen mochte ein falscher Sith sein, doch das Schwert hatte einem echten gehört. Noch immer spürte er die finstere Energie in dem Fokuskristall, auch wenn sie weniger geworden war, seit er ihn mit sich führte. War es möglich den Kristall zu reinigen, ihn wahrhaftig auf seine Seite zu ziehen? Ging das überhaupt mit synthetischen Kristallen? Bevor Arlen den Gedanken weiterverfolgen konnte, öffnete sich die Tür des Badezimmers und Faith kam heraus.

Arlen erhob sich von seinem Bett und trat auf Faith zu. Grade wollte er etwas sagen, doch sie war schneller. Vermutlich, weil sie bereits wusste, was sie sagen wollte. Und es war nichts, was er hätte erraten können. Sie bat ihn nämlich inständig nicht sauer zu sein, da sie nur gesagt hatte, was sie für richtig hielt. Sie sagte, dass sie nicht mitansehen konnte, wie er sich selbst zerstörte, weil er ihr nicht egal war, weil er ihr wichtig war. Weil es sie zerreißen würde ihn zu verlieren. Einen Moment lang suchte Arlen nach den richtigen Worten und beschloss dann, dass es keine gab. Ohne Vorwarnung breitete er seine Arme aus und zog die junge Frau in einer festen Umarmung an sich. Ein weiteres Mal an diesem Tag kamen ihm die Tränen. Verdammt noch eins, seit wann war er denn so nah am Wasser gebaut?! Einen viel zu kurzen Moment hielt die Umarmung, dann lösten sie sich wieder voneinander.


„Faith, dein Ernst? ICH soll DIR nicht sauer sein?! Ich kann mich glücklich schätzen, dass du MIR den Kopf nicht abgerissen hast.“

, sagte er mit einem schwachen Lächeln und stieß verlegen die Luft aus.

„Und selbst wenn. Du hast getan, was du für richtig hältst. Was wäre ich für ein Heuchler das nicht zu respektieren?“

Müde ließ er sich wieder auf sein Bett fallen und hielt den roten Lichtschwertkristall mit der Macht davon ab auf den Boden zu rollen.

„Ich…wenn unsere Rollen vertauscht wären, würde ich mich wohl genau so fühlen wie du jetzt.“

Vergeblich suchte Arlen nach Worten, die ausdrückten, was er fühlte.

„Ich…du bist mir auch nicht egal.“

, sagte er schließlich lahm.

„Ich hatte nicht geplant auf dieser Mission Leuten zu begegnen die ich kenne. Mir scheint die Macht hat da was bestimmtes im Sinn.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Unterkünfte / Jedi-Wohnung ] Arlen, Faith und Tha'klen
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Unterkunft ]
Faith, Kerbal und Tha'klen

Faith fiel ein riesen Stein vom Herzen. Sie spürte die Umarmung noch, als sie sich bereits voneinander gelöst hatten. Arlens Reaktion hatte sie so nicht erwartet. Sie wusste nicht, ob es Erleichterung war, die sie in sich spürte, oder eine Art Bestätigung für das, was sie ohnehin geglaubt hatte - dass er sie nicht von sich stoßen würde. Als der Sith sich wieder gesetzt hatte, betrachtete sie ihn einen Moment lang gedankenverloren. Die Wärme seines Körpers, der Halt, den er ihr bot, beides konnte sie noch fühlen. Eigentlich hatte sie diesen Moment nicht vergehen lassen wollen. Denn in dieser Umarmung lag etwas, das über Worte hinausging. Es war viel zu schnell vorbei gegangen.

In seinen Worten schwang etwas mit, das sie kaum benennen konnte. Hatte er verstanden, was hinter ihrer Aussage steckte? Dass sie ihn nicht loslassen würde? Dass sie an seiner Seite stehen würde, egal, was kam?

Faith setzte sich ihm gegenüber auf die Bettkante.

Zwar hatte sie leichte Angst davor, Arlen zu sehr zu bedrängen, aber es war ihr wichtig, dass er wusste, was er ihr bedeutete. Der rote Lichtschwert-Kristall zog einen Moment ihre Aufmerksamkeit auf sich. Womöglich war es eine Einbildung, doch sie meinte für einen Augenblick eine wirklich düstere Präsenz zu spüren. In ihrem Geist manifestierte sich die Frage, wo er dieses Schwert her hatte, doch sie entschied sich, dass dies ein Thema für eine andere Gelegenheit war. Sie ließ den Blick vom roten Kristall auf seine ähnlich eingefärbte Haut zurückgleiten. Was er gesagt hatte, war nicht … nichts. Zwar war es keine klare Aussage, aber das war ihre ja auch nicht gewesen. Es war zumindest ein gutes Gefühl, zu wissen, dass sie für ihn nicht bedeutungslos war und dass es ihn nicht kalt ließ, dass sie bereit war, für ihn einzustehen.

Was die Macht für sie beide vorgesehen hatte, konnte letztendlich wohl niemand vorausahnen. Alles, was sie tun konnte, war darauf zu vertrauen, dass die Macht alles so einfädelte, wie sie es für richtig hielt. Faith hatte sich oft gefragt, ob ihre Wege jemals wieder zusammenlaufen würden. Und nun waren sie es. Die Umstände hätte sie nie - in Tausend Jahren nicht - vorhersehen können und sicher war es anders gelaufen, als sie sich das gewünscht hatte. Aber vielleicht war es ja genau so, wie es hatte sein müssen.

Die Padawan lehnte sich leicht zur Seite. Strähnen ihres dunkelblonden Haares lösten sich hinter dem Ohr und fielen ihr ins Gesicht, während sie mit einer Hand gedankenverloren über das Bett strich. Der Stoff fühlte sich angenehm weich an. Sie war sich nicht sicher, wie viel Zeit sie noch gemeinsam hatten, bevor die Umstände sie irgendwann wieder trennen würden. Schließlich waren sie beide Mitglieder des Jedi-Ordens. Er war ein Ritter, sie eine Schülerin, aber eben nicht seine Schülerin. Mit Tha’klen hatte er bereits einen Schüler. Sie war darüber hinaus noch dem NR-Militär verpflichtet und er schien ja in irgendeiner Weise mit dem Geheimdienst verbandelt zu sein. Ob ihr Schicksal sie längerfristig beisammen hielt, lag nicht in ihren Händen. Vielleicht hatten sie Tage. Jedenfalls genug, um zu wissen, dass dieser Moment hier nicht bedeutungslos war. Langsam suchte sie Arlens Blick. Ob er dasselbe dachte wie sie? Oder etwas völlig anderes? In seinem Gesicht schien keine Maske mehr zu liegen, aber auch keine klare Antwort. Er schien müde zu sein. Vielleicht war es aber auch nur eine Art Nachhall der Emotionen, die sie durchlebt hatten.
Faith strich den Stoff glatt, so als könnte sie damit auch ihre Gedanken ordnen. Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Es gab so vieles zu sagen, zu vieles, das nicht unausgesprochen sein sollte - doch wo sollte sie die richtigen Worte dafür finden?


“Was machen wir jetzt?”

Ihre Stimme war ruhig, aber in ihr lag eine sanfte, ehrliche Verletzlichkeit. Es war keine rhetorische Frage. Sie wollte wissen, was er dachte und was er für den nächsten Schritt hielt - nicht nur für ihre Mission, sondern auch für sie … beide. Ihr war nicht klar, ob er die Bedeutung dieser Frage verstehen würde und ob er überhaupt eine Antwort hatte. Erst als sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr vollständig bewusst, wie vielschichtig und offen die Frage eigentlich war. Die Interpretationsmöglichkeiten waren viel zu groß.

“Also …” Sie strich sich die ins Gesicht gerutschten Haare aus der Stirn.

“Wir haben den Jedi-Tempel als Ziel und jetzt dieses Treffen, aber darüber hinaus …”

Sie biss sich auf die Lippe und warf einen Blick durch den Raum, wobei er kurz an Tha’klen hängen blieb.

“Ich hoffe, du weißt, dass du es dir abschminken kannst, mich von diesem Planeten zu schicken, solange du hier bist”, sagte sie bestimmt.

“Die Macht hat mich sicher nicht dafür hierher geschickt. Sondern, weil du ohne mich nicht überleben kannst.”
Den letzten Satz schloss sie mit einem kecken Grinsen und zwinkerte ihm zu. "Tha'klen ist super, aber ... mit dir hat man ja alle Hände voll zu tun."

Die junge Frau rieb sich mit dem Finger über einen Nasenflügel.


“… wie geht es danach weiter?”

Faith ließ die Frage im Raum stehen, ohne sich selbst die Antwort vorwegzunehmen. Sie wusste, dass es mehr als nur eine Antwort darauf gab. Für die Mission, für die unmittelbare Zukunft und für alles, was sie beide betraf. Vielleicht war es seltsam, dass sie über ein Danach nachdachte, und vielleicht dachte Arlen völlig anders. Vielleicht war es ihm nicht so wichtig und er meinte seine Worte auf eine andere Weise … als sie ihre gemeint hatte. Ihr blieb nichts anderes, als geduldig auf seine formulierten Gedanken zu warten. Währenddessen betrachtete sie seine müden Gesichtszüge. Die letzten Stunden mussten für ihn mindestens genauso anstrengend gewesen sein wie für sie - wenn nicht eher mehr. Es tat ihr etwas leid, ihm nun keine Ruhe zu gönnen, doch sie musste ihn diese Dinge fragen. Wenn auch nur, um selbst etwas Seelenruhe genießen zu können.

[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Unterkunft ]
Faith, Kerbal und Tha'klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Unterkünfte / Jedi-Wohnung ] Arlen, Faith und Tha'klen

Es war ein schönes Gefühl Faith neben sich auf dem Bett sitzen zu haben. Ein Gefühl, von dem Arlen sich nicht ganz sicher war, ob er es verdient hatte. Nach allem, was er getan und dem Schmerz, den er seiner Freundin damit zugefügt hatte, schien es unwirklich, dass sie noch immer noch einfach so nebeneinandersitzen konnten. Dass sie ihn nicht wegstieß, wenn er versuchte sie zu umarmen. Ein Gedanke drängte sich ihm auf, den Arm um ihre Schulter zu legen, doch Arlen unterdrückte den Impuls. Das wäre ja nun wirklich unpassend gewesen, grade. Für einige Moment versuchte er nachzuspüren, woher die Idee plötzlich kam, als Faith plötzlich ihre Stimme erhob.

„Äh“

, antwortete Arlen eloquent auf ihre Frage, was sie nun machen würden. Die junge Frau hatte ihn für einen Moment auf dem falschen Fuß erwischt. Grade wollte er sich neu orientieren und noch einmal probieren zu antworten, als sie ihre Frage spezifizierte: Was würden sie tun, nachdem sie den Jedi-Tempel gefunden hatten? Arlen nickte, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte.

„Wenn der Tempel gefunden und etwaige Artefakte gesichert sind, habe ich dir ja versprochen, dass wir schauen, was wir für Grün-3 tun können. Bis dahin wird ein bisschen Gras über deine Flucht gewachsen sein, sodass ich vielleicht wieder ein bisschen Raum habe Risiken einzugehen.“

Nachdenklich kratzte Arlen sich am Kinn.

„Danach habe ich ein paar mögliche Ziele auf dem Zettel. Vom Anschlag auf die Nereus Kratas Statue habe ich dir ja bereits erzählt. Aber der NRGD würde auch gerne sehen, dass ich dem Neutroniumtagebau einen empfindlichen Schlag versetze. Die Vorarbeitet dafür ist auch schon geleistet. Ich war für eine von Antares‘ Missionen eine Weile dort als Zwangsarbeiter unterwegs, also kenne ich das Gelände. Natürlich will ich auch so viele Aquatische wie möglich vor der Deportierung bewahren, aber Tausende Aliens auf Kelada zu verstecken wird notorisch schwer… Ansonsten…ein Anschlag auf den Gouverneur wäre ein netter Abschluss, aber Antares hat vorher noch garantiert das eine oder andere für mich zu tun. Da muss ich dann schauen, wie ich möglichst wenig Schaden anrichten kann.“

Auf Faiths nächsten Kommentar musste Arlen dann doch tatsächlich lachen. Ernst sagte sie, dass er vergessen konnte sie loszuwerden, solange er auf Kelada weilte.

„Das hatte ich befürchtet“

, gab er mit einem müden Lächeln zurück und zu seiner Erleichterung stieg sie darauf ein. Amüsiert stellte sie die Vermutung auf, dass die Macht sie geschickt hatte, um ihm noch das Leben zu retten und mit ihm hätte man ja alle Hände voll zu tun. Arlen schnaubte.

„Erinner‘ mich nochmal daran, wenn du irgendeinen Imperialen daran gehindert hast mir das Gesicht abzukauen. Bis dahin passe ich denke ich erstmal auf Tha’klen und dich auf.“

Schließlich hatte Faith dann noch eine Frage, die Arlen ein nachdenkliches Brummen entlockte. Wie würde es danach weitergehen. Nach Kelada? Dies war tatsächlich ein Thema, an das er bisher noch keinen Gedanken verschwendet hatte. Vielleicht, weil er innerlich gar nicht geglaubt hatte den Planeten wieder verlassen zu können. Dieses Spiel würde er nur bis zu einem gewissen Punkt spielen können und es war wahrscheinlich, dass auf seine Entdeckung nur noch sein Tod folgen würde. Mit Faith wollte er diesen finsteren Gedanken jedoch nicht teilen.

„Danach…finden wir einen Weg vom Planeten.“

, sagte er also gespielt enthusiastisch und bewegte sich mental wieder in etwas planbarere Bereiche.

„Anschließend keine Ahnung. Vielleicht gibt es dann sofort Krieg. Ich weiß nicht, ob du das während deiner Gefangenschaft wahrgenommen hast, aber vor einer Weile gab es eine massive Erschütterung der Macht. Seitdem dauert im Imperium eine reichsweite Nachrichtensperre an. Antares gegenüber habe ich mich aus dem Fenster gelehnt und gesagt der Imperator ist tot, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto eher glaube ich, ich könnte Recht haben. Von daher…“

Für einen Moment stoppte er, dann fuhr er fort:

„…sollten wir für den Moment denke ich etwas näher am hier und jetzt planen. Und ich muss sagen, die Premierministervariante von unserem Gefängnisessen klingt doch schonmal wie eine ziemlich angenehme Zukunft.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Unterkünfte / Jedi-Wohnung ] Arlen, Faith und Tha'klen
 
[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Unterkunft ]
Faith, Kerbal und Tha'klen

Faith erkannte relativ schnell, dass Arlen ihre eigentliche Frage nicht verstanden hatte. Aber wie sollte er auch? Sie hatte sich nicht klar genug ausgedrückt. Aber sie wusste auch nicht, wie. Seine Antwort hatte sich einzig und allein auf die Mission konzentriert und auf das, was danach kommen würde, in Bezug auf Kelada, auf Grün-3, auf den Jedi-Tempel. Er redete über Anschläge, über Pläne des Geheimdienstes und über Wege, wie er den Aquatischen helfen wollte. Natürlich - das wollte sie auch alles wissen. Aber seine Worte ließen nicht erkennen, was er für sie beide sah, oder ob er sich darüber überhaupt Gedanken machte. Vielleicht stand diese Frage für ihn einfach nicht so zentral im Raum, wie sie es für Faith tat.
Faith spürte ein unangenehmes Ziehen in ihrer Brust, als ihr dieser Gedanke kam.

Ihre Bemerkung, dass sie nicht vorhatte, ihn hier allein zu lassen, nahm er mit Humor auf. Faith erwiderte das Lächeln, aber in ihr arbeitete es. Ein Teil von ihr wollte glauben, dass es einfach nicht der richtige Moment war, diese Frage zu beantworten. Sie hatten derzeit andere Probleme. Also biss sie sich auf die Innenseite ihrer Wange und zwang sich, den Gedanken für den Moment loszulassen. Sie konnte unmöglich wissen, was in ihm vorging und würde es auch nie, wenn er es ihr nicht von selbst sagte. Ein Vorwurf war ihm aber schwer zu machen. Schließlich drückte sie sich so kryptisch aus, wie sie konnte. Aber warum verstand er die Nachricht dahinter nicht? Vielleicht … vielleicht musste sie einfach Geduld haben.

Seine darauffolgenden Worte machten es ihr leicht, sich abzulenken. Eine massive Erschütterung der Macht? Nein, das hatte sie nicht gespürt. Womöglich war es passiert, als sie bewusstlos in den Fängen von Paru steckte, der sie hierher nach Kelada verschleppt hatte. Der Imperator sollte tot sein?


“Was?”, entfuhr es ihr unvermittelt. “Wie kommst du darauf?”

Die Padawan war sich höchst unsicher, ob sie sich über diesen Gedanken freuen oder sorgen sollte. Das Imperium war, ihrem Verständnis nach, voll auf seinen allmächtigen Herrscher ausgerichtet. Was würde das Bedeuten? Würde das Imperium daran zerbrechen? Würde sich jemand neues erheben und seinen Platz einnehmen?

“Würde das nicht alles ins Chaos stürzen?”

Faith hatte natürlich schon einmal von einer sogenannten Erschütterung der Macht gehört. Bewusst wahrgenommen hatte sie so etwas noch nie - zumindest nicht in einem Ausmaß, das einen glauben ließ, dass etwas von Galaxis weiter Tragweite geschehen war. Sie versuchte im Gesicht ihres Freundes abzulesen, wie ernst er es meinte und sah sich dann auch nach Tha’klen um, und ob dier Verpine die Worte seines Meisters bestätigen konnte.

Es blieb ihnen anschließend noch etwas Zeit, sich für diese Essenseinladung zurecht zu machen, was Faith nutzte, indem sie das Bad unverhältnismäßig lange blockierte, sodass Tha’klen und Arlen weit weniger Zeit blieb. Dafür hatte die junge Frau ihre wilde Frisur, die sie, seitdem sie den Militärdienst angetreten hatte, relativ kurz trug, am oberen Hinterkopf zu einem kleinen
Halb-Dutt gebunden. Sie war zwar gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen und hatte eine halsbrecherische Flucht von mehreren Tausend Klicks hinter sich - aber sie musste ja nicht unbedingt danach aussehen, wenn es sich verhindern ließ. Zumal sie ja nun so etwas wie Repräsentanten der Jedi darstellten.
Als sie - ihrer Meinung nach wesentlich vorzeigbarer - aus dem Bad kam, zwinkerte sie ihren beiden Begleitern zu. Es dauert auch nicht mehr lange und Corporal Kiekebeld erschien in ihrer Tür, um sie abzuholen.


“Seidse bereit?”, fragte die Gungan und schwang dabei ihre übergrößen Ohren in der Luft.

“Ich weiß nicht … ich hatte noch überlegt, mir die Nägel zu lackieren”
, sagte Faith trocken.

Der Blick, den sie von Kiekebeld erntete, war unbeschreibbar.


“Das war ein Scherz”, fügte sie für alle Beteiligten klarstellend hinzu.

Der Weg zur Residenz des Premierministers war nicht weit und Corporal Kiekebeld führte sie zielstrebig durch die gewundenen Passagen. Manchmal passierten sie kleine Ansammlungen von anderen Sicherheitskräften, aber auch Aquaner, die aussahen, als wären sie Techniker oder gänzlich nicht uniformiert. Die Bewohner von New IndSec betrachteten sie mit neugierigem Interesse. Manche wirkten reserviert und zurückhaltend, andere wiederum winkten ihnen freundlich zu. Alle schienen dabei die Gungan-Corporal zu kennen, die ihnen wiederum lebensfroh zugrüßte. Die Residenz-Kuppel des Premierministers wirkte etwas, aber nicht wesentlich luxuriöser als der Rest der Unterwasser-Stadt. Sie befand sich deutlich tiefer in der Nähe des See-Grunds. Auf dem Weg dorthin mussten sie eine Art übergroßen Fahrstuhl - eine fahrende Plattform verwenden, die durch einen Tunnel aus orangener Energiebarriere nach unten führte. Der Boden hier war mit glatten, dunklen Platten ausgelegt. Sie sahen feucht aus, waren jedoch knochentrocken. Die tragenden Säulen waren mit Fresken bemalt, die offenbar Kelada in der Zeit vor dem Imperium zeigten. Kelada musste einst eine beeindruckende kulturelle Identität besessen haben. Die abgebildeten Situationen zeigten Feste, fröhliche Versammlungen und Faith meinte sogar ein MonCal-Unterwasserballet zu erkennen. Als sie durch eine Schleuse in den Bankettsaal traten, war Faith überrascht. Der Raum war weitläufiger, als sie angenommen hatte. Sanfte Beleuchtung ließ alles in warmen Farben erstrahlen. Ein großer, liebevoll gedeckter Tisch war in der Mitte des Raumes arrangiert.


“Übrigens nett von dir, mich zum Essen auszuführen”
, flüsterte Faith zu Arlen, der neben ihr stand, wobei sie breit grinste. “Als Padawan hattest du ja offensichtlich keine Zeit dafür.”

Sie stupste mit ihrem Ellenbogen gegen seinen Arm.

[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New IndSec | Residenz des Premierminiskus | Bankettsaal ]
Faith, Kerbal und Tha'klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Unterkünfte / Jedi-Wohnung ] Arlen, Faith und Tha'klen

Verständlicherweise zeigte Faith sich skeptisch über Arlens Gedanken, der Imperator könnte tot sein. Unsicher verzog er sein Gesicht und zuckte mit den Schultern. Auch diese Frage hatte er sich in den vergangenen Tagen immer mal wieder gestellt und war nie wirklich zu einer zufriedenstellenden Antwort gekommen.

„Nun, wichtigstes Argument dafür ist natürlich die Erschütterung der Macht. Ich habe noch nie so etwas gespürt und ich kann auch nicht genau sagen, was es war. Nur eben, dass etwas Großes, etwas Wichtiges passiert ist. Meine Ideen, was so ein Phänomen produzieren könnte, sind limitiert. Aber ich bin mir ziemlich sicher ein zweites Delastine hätte sich anders angefühlt.“

Kurz schauderte er. Die kaltblütige Zerstörung eines ganzen Planeten mittels einer Raumstation war ein weiteres Argument dafür, dass dem Imperium nicht erlaubt werden durfte zu existieren.

„Das zweite Indiz ist die Nachrichtensperre. Die Liste an Gründen warum die Imperialen über Tage – und ich glaube mittlerweile bald zwei Wochen – sämtliche zivile Kommunikation einstellen würden, ist denkbar kurz. Das eine folgte auf das andere, also ist es denke ich nicht allzu abwegig, dass die beiden Ereignisse zusammenhängen. Antares habe ich dies erzählt, um ihn aus der Balance zu bringen. Aber wie gesagt, je mehr ich darüber nachdenke, desto eher habe ich das Gefühl es stimmt.“

Dann stellte Faith die eine Frage nach den Konsequenzen, die ein solches Ereignis haben könnte. Würde dies alles ins Chaos stürzen? Ein weiteres Mal zuckte Arlen die Schultern.

„Ich nehme an hängt stark von den Umständen ab. Waren wir das? Oder haben die Imps den guten Alli selbst abgesägt? Wenn ich es mir aussuchen dürfte, bricht das Imperium morgen zusammen, doch ich glaube kaum, dass wir so viel Glück haben. Ich denke ein Wiederaufflammen des Krieges ist das Höchste, worauf wir hoffen können. Und dann hoffentlich auf einen raschen Sieg der Neuen Republik, damit wir diesen Alptraum endlich beenden können.“

Nach ihrem kurzen Gespräch war es dann aber schon an der Zeit sich für das Abendessen bereitzumachen. Faith verschwand im Bad und Arlen machte sich daran sein Lichtschwert wieder zusammenzubauen. Als sie nach einer ganzen Weile wieder herauskam, nutzte auch der Sith die Gelegenheit für eine kurze Dusche, bevor er Tha’klen das Feld überließ. Als Corporal Kiekebeld schließlich zurückkehrte, musste Arlen über Faiths humoristische Anwandlungen schmunzeln. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt vorhin war es schön die Padawan wieder aus eigener Kraft scherzen zu sehen.

Gemeinsam mit der Corporal machten die Jedi sich auf dem Weg zu ihrem Termin. Wieder konnte Arlen nicht umhin sich umzusehen und zu versuchen von den Bewohnern der Stadt auf die unterliegende Gesellschaft zu schließen. Besonders interessant wurde es dann auch noch als sie sich ihrem Ziel näherten. Die Fresken und Wandmalereien zeichneten ihm wahrsten Sinne des Wortes ein faszinierendes Bild einer Gesellschaft, die weit weg von der aktuellen Realität schien. Besonders fiel ihm auf, dass nicht nur aquatische Aliens abgebildet waren, sondern Wesen aller Spezies und Couleur. Der Festsaal schließlich war ein Meisterwerk der einheimischen Kunst und Arlen blieb für einen Moment der Atem weg, während er Ambiente und farbenfrohe Beleuchtung auf sich wirken ließ.


„Ich hätte ja auch Blumen mitgebracht, aber die waren leider aus…“

, murmelte Arlen als Antwort auf Faiths Kommentar und hoffte, dass sie im vielfarbigen Licht des Raumes die zusätzliche Röte nicht bemerkte, die sich ihm dabei in die Wangen geschlichen hatte. Was war denn nun schon wieder mit ihm los?! Kurz räusperte er sich in einem Versuch seinen Anflug von Verlegenheit zu kaschieren und warf der Rückwand des Raumes einen eingehenderen Blick zu. Anders als die anderen Seiten, wurde diese mit einer dunklen Metallplatte begrenzt, auf die irgendein Text in winzigen Lettern geschrieben stand. Jemand musste äußerst viel zu sagen gehabt haben, denn die Zeilen begannen oben links in der Ecke und hörten irgendwo unten rechts, außerhalb seines Sichtfeldes wieder auf. Auf die Entfernung konnte Arlen nicht erkennen, worum es sich handelte und hob sich diese Frage für später auf.

Gemeinsam traten sie auf Gorah-Un zu, der am Tisch bereits auf sie wartete. Der Patrolianer hatte sich in der Zwischenzeit in festliche Gewänder gekleidet, die eine Spur edler waren als die der anderen Anwesenden, die sich hinter ihm gruppiert hatten. Arlen zählte über ein Dutzend verschiedener Individuen unterschiedlicher Spezies, die ihnen jedoch gesammelt respektvoll zunickten.


„Willkommen, willkommen!“

, sagte Gorah-Un mit einem breiten, staatsmännischen Lächeln.

„Darf ich Euch den Regierungsrat New IndSecs vorstellen, dem ich vorstehe?“

Was folgte war ein Übermaß an Händeschütteln und so viele Namen in so kurzer Zeit, dass Arlens Hirn sich nur einen Bruchteil von ihnen merken konnte. Nach der Begrüßungsrunde nahmen sie an dem runden Tisch Platz, wobei Arlen und Faith Plätze zur Rechten und zur Linken Gorah-Uns einnahmen. Während die Vorspeise gereicht wurde, erging man sich in Smalltalk und wäre wohl noch eine Weile dabei verblieben, hätte der Sith sich kein Herz gefasst das Thema in ernstere – und interessantere! – Bahnen zu lenken.

„Premierminister, dürfte ich eine Frage zur Natur dieser Ansiedlung stellen?“

, fragte der Sith also und wurde sich sogleich unangenehm wahr, dass auch die Augen der Regierungsratsmitglieder sich plötzlich wieder auf ihn richteten.

„Aber natürlich, Meister Merillion.“

, antwortete Gorah-Un und nickte ihm aufmunternd zu.

„Der Name IndSec ist mir aus meinen ursprünglichen Recherchen bekannt. Ich hatte mich gefragt, was die Verbindung hier ist?“

Dass die Frage dann doch einen deutlich ernsteren Hintergrund besaß, als er beabsichtigt hatte, zeigte ihm das bedrückte Schweigen, dass sich für einen Moment über die Anwesenden legte. Auch Gorah-Un schaute einen Moment zu Boden, bevor er zu einer Antwort ansetzte:

„Nun…Meister Merillion…wie sage ich das am besten? New IndSec ist tatsächlich die Neugründung dieser schönen Stadt. Am selben Ort…wenn auch nicht im selben Medium.“

Verwirrt runzelte Arlen die Stirn und wollte grade nachfragen, doch Gorah-Un fuhr bereits fort:

„Es ist vermutlich am besten, wenn wir dies direkt aus dem Weg räumen... Die Schlucht, in der wir uns grade befinden, war nicht immer geflutet. Zur Zeit der Alten Republik bot sie einer bunten, vielfältigen Stadt Raum, die lange Jahre als die Hauptstadt dieses schönen Planeten fungierte.“

Mit einem Mal wurde Arlen kalt, während er an den geborstenen Damm an der Oberfläche dachte.

„Nach der imperialen Machtergreifung ermunterte der neue Gouverneur-“

Gorah-Un fing Arlens Blick auf, schüttelte jedoch den Kopf.

„Nein, nicht Antares. Einer seiner Vorgänger. Jedenfalls, nach der Machtergreifung wurde Kelada City zur Hauptstadt ernannt. Gleichzeitig wurden Anreize für Nichtmenschen geschaffen von dort hierherzuziehen. Und für Menschen genau andersherum. Eines Tages brach dann der Damm, den wir zur Energiegewinnung nutzten, und zerstörte IndSec. Jene von uns die das Glück hatten nicht von den Fluten zerschmettert zu werden – und die nicht so schnell ertrinken konnten – gründeten New IndSec. Und verbergen sich seitdem vor den Drahtziehern dieser Katastrophe.“

Für einen Moment legte sich bleiernes Schweigen über den Festsaal und Arlen fragte sich, ob er diesen Fettnapf auch hätte vermeiden können. Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er blickte sich noch einmal nach der beschrifteten Rückwand um. Traurig nickte Gorah-Un.

„Ja… Die Namen der Opfer. IndSec zählte damals fast eine Millionen Einwohner. New IndSec…etwas über Dreißigtausend bei unserer letzten Volkszählung.“

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Residenz des Premierminiskus / Bankettsaal ] Arlen, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Gorah-Un und der Regierungsrat
 
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