Kelada (Kelada-System)

Kelada - Colina - Gefängnis - Hochsicherheitstrakt - Einzelzelle - Darth Angelus

Darth Angelus saß weiterhin auf der harten Pritsche seiner Einzelzelle im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Colina. Die vergangenen Tage zogen sich wie eine endlose Ewigkeit hin, während er aufrecht sitzend und mit versteinerter Miene in die trostlosen Durastahlwände starrte. Die verstärkten Handschellen an seinen Handgelenken und Knöcheln klirrten weiterhin bei jeder minimalen Bewegung. Es war ein Geräusch, das sich penetrant in seinen Verstand bohrte, doch er hatte sich längst zur Regungslosigkeit gezwungen, um dem Wahnsinn zu entkommen, der ihn zu korrumpieren versuchte und teilweise Erfolg hatte. Die Zelle – ein abgeriegelter Käfig aus stählernen Wänden, schimmelnder Pritsche und summender Überwachungskamera – war ein Ort der Verzweiflung, eine Anstalt für Terroristen und Verbrecher, deren Verstand gebrochen werden sollte, doch Sabar ließ sich nicht brechen. Jede Sekunde in diesem heruntergekommenen Rattenloch nagte zwar an seinem Verstand und seinem Willen. Er war schließlich ein stolzer Ritter und impulsiver Krieger, der das Leben in vollen Zügen auskostete, doch er weigerte sich mit aller Kraft und ihm innewohnenden Macht, Schwäche zu zeigen. Seine schwere Rüstung und der Pelz lagen lange unverändert an seinem Körper – er wollte sich keinesfalls entblößen, nicht vor diesen hinterhältigen Insekten, die ihn verraten hatten.

Die Tage verstrichen in quälender Monotonie, die Stille nur durchbrochen von den Schritten der Wachwechsel und dem Summen der Kamera über der Tür. Sechs Wachposten standen unverändert vor seiner Zelle, in Schweigen gehüllt, doch Angelus spürte ihre Anwesenheit – ihre äußeren Bewegungen ebenso wie die dumpfen Echos ihrer Gedanken, die er mit seinen Machtsinnen wie ein Raubtier auf der Lauer wahrnahm.
Governor Antares ließ ihn hier also weiterhin versauern, während Kerbal und seine ominösen Verbündeten quer durch Kelada streiften und ihr verräterisches Spiel spielten. Ein Wort über seinen Verdacht hätte genügt, um ihn aus der Stelle aus dieser verdammten Zelle zu bekommen. Ein Wort über seine stichhaltige Vermutung zu Kerbals doppeltem Spiel und seiner Kooperation mit dieser entflohenen Jedi. Aber diesen Erfolg gönnte er weder Antares noch dieser wahnsinnigen Operative, deren Namen er unlängst wieder vergessen hatte - anders als ihre dumme, nichtssagende Visage, die sich in seinen Verstand eingebrannt hatte und erst wieder erlöschen würde, wenn er ihr den Schädel mit einem einzigen vernichtenden Tritt von den Schultern getreten hätte. Der adelige Krieger pokerte hoch, dies war ihm zu jeder Sekunde bewusst, trotz seiner strapazierten Nerven. Jede verstrichene Stunde innerhalb dieser stählernen Wänden konnte genügen, um Kerbal und seinem Anhang das entscheidende Fenster zur Flucht von Kelada zu verschaffen. Doch wenn nicht er allein den Ruhm für das Niederstrecken des Verräters einheimsen konnte - wenn nicht er derjenige war, der die Früchte seiner Rache erntete, dann sollten diese feigen Peiniger, die ihn hier gefangen hielten, erst recht keinen Anteil an seinem Triumph haben. Eher würde er zusehen, wie Kerbal entkam, als diesen Sieg mit Antares oder seinen Lakaien zu teilen. Diese Gedanken schossen in jeder verstrichenen Minute durch seinen Kopf, während er lauernd in der Zelle saß.

Am letzten Tag seiner Haft durchzuckte ihn plötzlich eine Erschütterung in der Macht, ein Echo, das ihm vertraut war – ähnlich der
Präsenz, die er vor einigen Tagen bei der Verhaftung der Dissidenten in Colina gespürt hatte. Seine smaragdgrünen Augen leuchteten rot auf, ein wölfisches Lächeln spielte um seine Lippen, und die dunkle Seite der Macht brodelte in ihm auf. Er wusste, dass etwas im Gange war: ein weiteres Puzzlestück in Kerbals doppeltem Spiel. Welcher Machtnutzer außer dieser geschwächten Jedi war auch sonst auf Kelada zugegen? Die Gewissheit, dass das Reinblut noch immer vor Ort war, ließ ein finsteres Lächeln über sein Gesicht blitzen.

Zwei Stunden später war es dann so weit. Mit einem Zischen öffnete sich die doppelt und dreifach gesicherte Tür seiner Zelle. Flankiert von zwei vermummten Soldaten trat ein vertrautes Gesicht herein. Es war
Lieutenant Blade. Kein Wort wurde gesprochen; der Druck des Zirkels der Extinktoren hatte Antares offensichtlich gezwungen, ihn freizulassen und die Stille der Soldatin war ein stummes Eingeständnis ihrer Niederlage. Sie hatte auf den falschen Podrenner gesetzt, und nun stand sie vor dem Mann, den sie letztlich unterschätzt hatte. Angelus erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, die seine wackelige Konstitution nach Tagen der Haft geschickt kaschierte und die Ketten klirrten ein letztes Mal, als sie von der blonden Offizierin mit zittrigen Händen von seinen Handgelenken und Knöcheln gelöst wurden. Seine smaragdgrünen Augen, trüb und dennoch funklend vor unterdrückter Wut, bohrten sich in Blade, die seinem Blick nicht standhalten konnte und den Blick senkte, unfähig, der Intensität seiner Verachtung zu begegnen.

Sie übergab ihm Lichtschwert und Comlink. Mit einer gebieterischen Geste streckte der Krieger seine Hand aus, während er sein Haupt leicht in Richtung der Pritsche neigte, auf der sein schwarzer Pelzumhang lag – ein Stück seiner Montur, das er in einem Moment der Schwäche abgelegt hatte, doch nun wieder beanspruchte, um seine Dominanz zu unterstreichen. In herrischer Pose verharrend, die Schultern gestrafft und das Kinn erhoben, wartete er, dass die
Offizierin ihm den Umhang anlegte. Blade trat zögerlich näher, ihre Bewegungen vorsichtig, als sie den schweren Pelz über seine Schultern legte und klackend an der eleganten Halterung befestigte. Angelus spürte ihren unruhigen Atem in seinem Nacken, ein Hauch von Furcht, der seine Lippen zu einem wölfischen Lächeln verzog. Er warf den beiden Soldaten, die das Schauspiel mit angespannter Körperhaltung beobachteten, einen eisigen Blick zu.

"Euer Shuttle in die Hauptstadt wartet, Lord Angelus. Governor Antares hat veranlasst, dass euch eine großzügige Unterkunft im Stützpunkt der Systemverteidigungskräfte bereitgestellt wird."

Wortlos registrierte der Krieger die leisen Worte der Offizierin, ehe sie und die Wachen hinter der Zellentür beachtungslos passierte. Blade huschte ihm eilig hinterher, gefolgt von den beiden Soldaten, deren Schritte hastig über den Boden des Hochsicherheitstrakts hallten, während sie ihn hinausgeleiteten. Es war Abend, die Sonne längst untergegangen, als Angelus die offene Rampe des Shuttles bestieg. Der Himmel über Colina war ein düsteres Grau, durchzogen von leichten Regentropfen, die im schwachen Licht der Landebucht glitzerten.

"Die Regionalverwaltung und die hiesigen Nachrichtendienste lassen Euch ausrichten, dass sie Berichte… von Vorteil fänden, um Missverständnissen künftig vorzubeugen und die gemeinsame Koordination zu optimieren, Lord Angelus"

Ertönte ihre Stimme noch, gefolgt von einem deutlich hörbaren Schlucken. Langsam drehte sich der Krieger um, ehe er in erhöhter Position auf sie und die Soldaten herabblickte.

"Die Regionalverwaltung und ihre Nachrichtenschnüffler können mir die Stiefelsohlen lecken"

Knurrte der Sith nur mit einer Stimme, die vor Spott und Verachtung triefte. Dann drehte er sich um, bestieg mit schweren Schritten und wehendem Umhang das Shuttle und verließ die Szene endlich nach fast einer Woche in Gefangenschaft. Nach dem kurzen Flug bezog er sein Quartier, das tatsächlich üppig dimensioniert war. Dunkle Marmorwände, silberne Verzierungen und ein massiver Tisch im Zentrum des hinteren Abteils. Lakaien der Verwaltung erwarteten ihn und servierten ihm Speisen und Wein, die auf silbernen Tabletts angerichtet waren. Mit einer beiläufigen, herrischen Geste wies er sie an, sich zu verduften. Mit langsamen, genüsslichen Bissen und Schlücken nahm er die wohltuenden Speisen auf - in seiner nach wie vor bestehenden Überzeugung der eigenen Unantastbarkeit keinen Gedanken daran verschwendend, dass diese unter Umständen vergiftet sein konnten.

Währenddessen überflog er die Nachrichten auf seinem Comlink. Plötzlich weiteten sich seine Augen kurz und ein Hauch von Überraschung durchbrach seine ruhige Miene. Der Zirkel der Extinktoren stand unter neuer Führung, doch die Nachricht war kryptisch gehalten. Ein Rätsel, das seine Neugier und auch Skepsis weckte. Eine weitere, ebenso undurchsichtige Botschaft forderte ihn auf, sich nach Vollendung seiner Arbeit auf Kelada auf Bastion einzufinden – gemeinsam mit seinen Brüdern und Schwestern im Ritterorden seiner Majestät. Ein unruhiges Gefühl begann an ihm zu nagen, ein Instinkt, der ihm verriet, dass etwas nicht stimmte und etwas im Gange war. Weitere Nachrichten folgten, belangloses Geschwätz, das seinen Zorn kaum wert war – bis auf eine. Die grünen, leicht getrübten Augen des Kriegers fixierten die androgyne Gestalt, die in einer imperialen Verwalteruniform samt Cape erschien, umhüllt von imperialen Bannern, die Rangabzeichen eines Gouverneurs tragend. Dieser Rang war in Zeiten wie diesen nicht unbedingt das, was er zu Gesicht bekommen wollte, doch Angelus gab der Nachricht eine Chance. Seine Augen kniffen sich zusammen, als der Name Antares fiel, gemischt mit lobenden Worten zu seinen Taten in Colina - ein Widerspruch, der ihn irritierte. Sabar konnte sich keinen Reim daraus machen, seine Gedanken rasten, während er die Einladung nach Truuine, das diese Person offenbar regierte, gedanklich bereits verwarf – bis das Ende der Nachricht sein Interesse schlagartig weckte. Darth Aster, Krieger der Sith. Ein Ordensbruder also. Erst jetzt bemerkte er den gebogenen Lichtschwertgriff, der halb verborgen am Gürtel des Gouverneurs hing, ein Detail, das ihm entgangen war

Der adelige Krieger stützte sich auf dem Tisch und grübelte für eine halbe Minute. Dann, mit einer entschlossenen Geste, ließ er zwei Soldaten herbeirufen, die sich eilig neben ihm positionierten, ihre E-11 Blasterkarabiner fest im Anschlag und hinter seinem eleganten Stuhl Aufstellung nahmen.



:: Nachricht an Darth Aster ::
Absender: Darth Angelus

Flankiert von zwei Soldaten, die ihre E-11 Blasterkarabiner wachsam umklammern, erhebt der dunkelhaarige Krieger in seiner imposanten schwarzen Rüstung langsam sein Haupt, bevor er seinen durchdringenden Blick in die leicht flimmernde Holokamera richtet. Seine Hände ruhen entspannt auf dem Tisch, die gepanzerten Handschuhe neben einem halbvollen Weinglas. Über seinen Schultern liegt ein schwerer, schwarzer Pelzumhang, der seine athletische Gestalt umspielt. Die smaragdgrünen Augen des makellos attraktiven Sith finden den perfekten Winkel der Aufnahme, ein Funkeln von Arroganz in ihnen, als er mit einer klaren, samtigen Stimme das Wort erhebt, während im Hintergrund ein Porträt des Sith-Tempels in Bastion Centers thront.

Darth Aster,

Eure Wertschätzung meiner Triumphe auf Kelada zeugt von Eurem guten Urteil. Diese Erfolge sind kaum unerwartet, dennoch stimmt es mich mit Wohlwollen, dass sie im Holonet und auf Truuine die gebührende Anerkennung erfahren. Ich werde Eure Einladung in meinem Gedächtnis bewahren.

Heil dem Imperator.


Gezeichnet, Darth Angelus - Krieger der Sith und Ritter seiner Majestät Darth Allegious

:: Ende der Nachricht ::


Kelada - Kelada City - Stützpunkt der Systemverteidigung - Angelus' Quartier - Darth Angelus, Soldaten
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Krankenstation ] Arlen und Faith

Als Arlen das nächste Mal die Augen öffnete, war das finstere Anwesen von Mu’tabar verschwunden. Stattdessen fiel sein blinzelnder Blick zunächst auf die gedämpften, orangenen Töne, die er mit New IndSec assoziierte. Und dann erst registrierte allerhand Gegenstände, die ihn erraten ließen, wo genau er sich befand. Die Gungantechnologie hatte auch hier ihren merkwürdig-organischen Stempel aufgedrückt, doch waren die verschiedenen Komponenten einer Krankenstation unverkennbar.

Das Bett, in dem er lag, war dem in ihrer Unterkunft nicht unähnlich, doch erkannte er einiges an zusätzlicher Technik, die wohl dazu diente Höhe und Position zu justieren. Neben dem Bett stand ein Tropf mit halbleerem Flüssigkeitsbeutel, dessen Schlauch jedoch inaktiv um die Aufhängung gewickelt worden war. Neben seinem Bett dann befand sich ein Sessel, in dem Arlen im Halbdunkel des Raumes erst auf den zweiten Blick eine Gestalt erkannte. Sein Herz war ein mieser Verräter, denn es begann augenblicklich schneller zu schlagen, als er sich ein bisschen aufrichtete und die schlafenden Züge Faiths erkannte.

Tief atmete Arlen ein und aus, um sich wieder zu beruhigen und beschloss die junge Frau erst einmal noch nicht zu wecken. Dennoch fühlte er sich grade gar nicht einmal schlecht und versuchte sich nun vollends aufzusetzen, indem er sich auf seinen Händen abstützte. Das wichtige Stichwort hierbei war natürlich ‚versuchte‘, denn aus irgendeinem Grund ging das gründlich schief. Anstatt, dass seine rechte Hand ihm wie beabsichtigt Halt gab, kippte er unvermittelt zur Seite als er versuchte sich auf sie aufzustützen und knallte mit der Schläfe geräuschvoll gegen den harten Rand des Bettes.


„F**K!“

, keuchte er und versuchte erneut die Rechte dazu zu benutzen sich den nun wieder schmerzenden Kopf zu halten. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hand nicht einmal in der Nähe der Position war, an der er sie vermutet hatte. Mit tränenden Augen sah er suchend seine Schulter hinab und brauchte einen Moment, um zu verarbeiten, was genau er dort sah. Kurz unter seinem Ellenbogen hörte sein rechter Arm in einem kurzen Stummel auf. Keine Verletzung und kein Verband verunzierten den Stumpf. Da war nur eine wulstige Brandnarbe, wo sein Unterarm hätte weitergehen müssen. Ungläubig versuchte Arlen sich daran zu erinnern was genau vorgefallen war, doch hatte sein kleiner Unfall und der Fluch Faith aus ihrem Schlaf gerissen. Nun vorsichtiger und explizit mit der Linken rutschte Arlen nach hinten und lehnte sich mit dem Rücken, in sitzender Position, gegen die Wand. Nach und nach kehrten einzelne Erinnerungsfetzen zurück.

„Hi Faith.“

, sagte Arlen, ein wenig überfordert und rieb sich mit Links die noch immer schmerzende Schläfe.

„Danke für die Rettung…das war wirklich drauf und dran ins Auge zu gehen.“

Was vermutlich die Untertreibung des Jahrhunderts war. Mit einem Schaudern dachte er daran zurück ein Gefangener in seinem eigenen Kopf gewesen zu sein. Sie hatten wirklich mehr Glück als Verstand gehabt, da unversehrt rausgekommen zu sein. Nein, Moment. Waren sie ja eben nicht. Ihm fehlte der rechte Unterarm. F**K! Noch immer ungläubig hob er das, was noch von dem Arm übrig war und bewegte das übrig gebliebenen Stummel hin und her, während er ihn mit morbider Faszination betrachtete.

„Seid ihr Padawane da wenigstens heile rausgekommen?“

, fragte er und fügte dann nach einem kurzen Zögern hinzu:

„Wo…ist Tha’klen?“

Tief atmete Arlen ein und aus, während er versuchte die einbrechende Panik zu verdrängen. Was war schon eine fehlende Hand? Auf Felucia hatte er zwei Finger verloren, die postwendend durch Bionik ersetzt worden waren. Er musste sich eben nur ein Implantat besorgen und dann konnte es weitergehen wie bisher… Leute verloren jeden Tag irgendwelche Gliedmaßen. Was war da schon groß dabei?!

„F**K.“

, sagte er zum zweiten Mal. Zum dritten, wenn man das gedankliche ‚F**k!‘ von eben mitzählte.

„Faith, es tut mir leid, dass ich euch mit da runter geschleift habe. Das war glaube ich die blödeste Idee, die ich bisher hatte. Also…jemals.“

Mehr und mehr der zurückliegenden Ereignisse kehrten zu ihm zurück und nur wenig davon war beruhigend.

„Wie lang…war ich ausgeknockt? Ich nehme an du hast mich geheilt? Danke, Faith. Für alles…“


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[ Kelada | Nordpolarkreis | See | New Indsec | Krankenstation ]
Faith & Arlen

Faith brauchte einen Moment, um zu begreifen, wo sie war. Der dumpfe Schlag und der folgende Fluch, der sie geweckt hatte, hallte kurzerhand in ihrem Kopf wider. Ihre Augenlider flatterten auf und zu, während sie versuchte, sich aufzurichten und die Müdigkeit abzuschütteln. Der sterile Duft der Station half ihr dann dabei, sich zu erinnern, wo sie sich befand. Als sie den Kopf schlagartig in Richtung Arlen wendete, meldete sich ihr Nacken, der vom langen Sitzen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Allerdings ging es ihr wesentlich besser als ihrem ehemaligen Mitschüler. Der hielt sich fluchend den Kopf, wirkte verloren und zugleich doch irgendwie hellwach. Faith spürte trotzdem eine gewisse Erleichterung in sich aufkommen, Arlen bei Bewusstsein zu sehen. Sie atmete einmal tief durch, stand auf und trat näher.

Seine raue Begrüßung wirkte irgendwie hilflos und wurde dann noch durch den Versuch untermauert, sich auf den rechten, fehlenden Arm abstützen zu wollen. Den Drang, ihm helfend zur Seite zu springen und buchstäblich unter die Arme zu greifen, unterdrückte sie - auch wenn es ihr schwer fiel. Stattdessen blieb sie in nahem Abstand stehen, beobachtete, wie er den Stumpf hob, als müsse er sich erst davon überzeugen, dass er echt war und sagte nichts. Welche Worte hätte sie wählen können, um das Gewicht des Moments einzufangen? Es war besser, ihn selbst die Realität greifen zu lassen. Tatsächlich fing er sich erstaunlich schnell und begann zu reden. Faith hatte sich inzwischen neben sein Bett gehockt und auf Augenhöhe begeben. Er fragte nach seinem Schüler, nach ihr, entschuldigte sich darüber hinaus noch - immer wieder, als würde das auch nur irgendetwas am Geschehenen ändern können. Faiths Mund wurde dabei zu einer schmalen Linie. Nicht aus Wut oder aus Enttäuschung, sondern aus einer nüchternen Sorge.


Tha’klen geht es gut”, sagte sie schließlich mit fester, ruhiger Stimme. “Hen ist draußen und beschäftigt sich mit irgendwelchen Bastelideen.”

Ein kurzer Moment der Stille folgte, in dem ihre braunen Augen auf dem Gesicht des Sith ruhten und die seinen suchten.

“Das hier”, sie deutete mit einem knappen Nicken auf seinen Armstumpf, “war der Preis dafür, dass du lebst. Das wir leben. Wir alle.”

Faith griff nach seiner linken Hand. Allerdings vorsichtig und langsam, damit er jederzeit die Option hatte, auszuweichen. Sie nahm sie sanft in ihre Hände.

“Du hast alles richtig gemacht.”

Ihre Stimme war leiser geworden und ein wenig rau vom Schlaf und den Gefühlen für ihn, die noch immer unter ihrer Oberfläche brodelten. Sie setzte sich auf die Bettkante neben ihn.

“Das lässt sich lösen.” Sie schmunzelte kurz zuversichtlich und blickte auf den fehlenden Arm.
“Ich bin auf einem Lazarettschiff aufgewachsen. Glaub mir, ein fehlender Arm ist schnell ersetzt.”

Eine Einschränkung gab es dabei jedoch. Man brauchte das passende Equipment, Material und Personal, um solch einen Eingriff vorzunehmen. Sie wusste bereits, dass man diese Operation in New IndSec nicht vornehmen konnte. Natürlich hatte sie danach gefragt. Bevor man ihr eine unbefriedigende Antwort gab, hatte es der Premierminister sich natürlich nicht nehmen lassen, über die Umstände des Unfalls informiert werden zu wollen und nach allem zu fragen, was dort unten passiert war. Faith hatte ihm daraufhin unmissverständlich klar gemacht, dass sie gerade andere Sorgen hatte und auf einen Zeitpunkt vertröstet, zu dem Arlen wieder aufwachen würde. Allerdings würde sie sich gewiss nicht damit beeilen, ihn darüber zu informieren, dass dieser Zeitpunkt nun gekommen war.

“Du warst einen vollen Tag weg. Tha’klen und ich haben dich erst grob versorgt und dann hergeschafft. Es gibt hier einen Arzt und ein paar medizinisch geschulte Hilfskräfte, aber … nun, man hat getan, was man konnte.”

Ihre Lippen verzogen sich zu einem angedeuteten, müden Lächeln.
“Ich hab deinen Arsch verteidigt, als sie dich ins künstliche Koma versetzen wollten. Hat mich ziemlich viel Überzeugungskraft gekostet, ihnen klarzumachen, dass ich mit Machtheilung mehr ausrichten kann, wenn du nicht vollkommen ausgeknockt bist. Die wollten mir nicht glauben, dass ich dich in einer Standardumdrehung wieder auf die Beine bekomme. Nichts zu danken übrigens, Herr Jedi-Ritter.”

Faith schob sich ein Stück zurück, sodass sie sich neben Arlen anlehnen und die Beine ausstrecken konnte.

“Aber ernsthaft: Wie fühlst du dich?”

Sie ließ den Blick einen Moment durch den Raum schweifen, als müsste sie ihre Gedanken sammeln.

“Ach, warte. Check das mal.”

Als wäre es ihr gerade erst eingefallen, schob sie sich wieder vom Bett runter und bewegte sich in Richtung des Stuhls. Unter einem zum Kissen zusammengeknüllten Mantel befand sich die Lichtlanze und das Jedi-Holocron, das Arlen auf wundersame Weise entdeckt hatte. Die Padawan zog beides hervor und präsentierte ihrem Freund die Stücke mit tänzelnden Augenbrauen. Natürlich hatte sie eigentlich die ganze Zeit schon darauf gewartet sie und ihre Entdeckung mit Arlen teilen zu können. Im Grunde genommen war sie sich nicht sicher, ob er schon bereit dazu wäre. Sicher könnte er nun weitere Ruhe gebrauchen, aber … Ach, er sollte sich nun mal nicht so anstellen.

Mit flinken Schritten näherte sie sich wieder seinem Bett und nahm erneut neben ihm Platz.


“Das habe ich in Mu’thabars Kammer gefunden als … Warte mal, erinnerst du dich eigentlich an alles? … Jedenfalls, als ich ihre Leiche zerstört habe.”

Sie hob die etwa einen Meter sechzig lange goldene, verzierte Lichtlanze mit beiden Händen vor seine Augen. Sie war viel leichter, als ein Objekt dieser Größe eigentlich hätte sein dürfen. Was sie natürlich auch sogleich präsentierte, als sie die Lanze an ihrem Schwerpunkt mit nur einer Hand balancierte.

“Sie hat eine goldene Klinge. Ich habe aber was interessantes herausgefunden. Siehst du das hier?”

Sie nickte in Richtung der der Lichtklinge entgegengesetzten Seite und lenkte so Arlens Blick auf eine hexagon förmige Fassung, die sich am unteren Ende befand.
“Ich dachte erst, das ist ein Gegengewicht. Vielleicht ist es das auch, aber es hat noch einen anderen Zweck.”

Nun kramte Faith das Holocron hervor und hob es unvermittelt vor die Fassung. Wie von Geisterhand zuckte es von selbst auf die Lichtlanze zu und fügte sich perfekt ein. Dramatisierend zuckte Faiths Kopf lächelnd und mit den Augenbrauen spielend zu Arlen, ehe sie die Macht verwendete, um das Licht in der Station zu dimmen. Dann aktivierte sie den Emitter. Neben der goldenen Klinge, die zischend hervorschnellte, begann das Holocron zu leuchten und wie ein Holo-Projektor blaue und weiße Punkte in den Raum zu projizieren.

“Abgefahren, oder?”

Fasziniert beobachtete sie nun, wie die Lichtkonstellationen sich um sich selbst zu drehen begannen und drei verschiedene Intervalle abspielten.

“Ich habe mich fünf Stunden damit beschäftigt, herauszufinden, was das bedeutet.”

Sie lachte ihrem Freund nun offen zu.

“Und ich habe immer noch keine Ahnung.”

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Faith & Arlen
 
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Erleichtert atmete Arlen auf, als Faith klarstellte, dass es Tha’klen gut ging und dier Verpine lediglich grade woanders am Basteln war. Das hieß also, sie waren wirklich heile aus der Sache rausgekommen. Mit allem Wichtigen. Trocken stellte Faith fest, dass die fehlende Hand der Preis gewesen war, den er für ihr aller Überleben gezahlt hatte. Nachdenklich nickt er und wollte grade die Rechte dazu benutzen sich den Nacken zu reiben. Stattdessen nahm er die Linke. Verdammt. Diese Sache würde wohl noch einiges an Gewöhnung bedürfen. Er war Rechtshänder. Er hatte zwar speziell Lichtschwertkampf auch ein bisschen mit Links geübt, doch hatte er nie ernsthaft in Erwägung gezogen sich umgewöhnen zu müssen.

„Unser Überleben war wohl grade im Sale, was?“

, bemerkte er und lachte trocken. Wobei er nicht mal log. Hätte man ihn zu einem beliebigen Zeitpunkt gefragt ob er bereit war einen Arm zu opfern, um Faith und Tha’klen aus einer brenzligen Situation zu retten…hätte er vermutlich geschmunzelt und die Hand in einen Mixer gesteckt. Sagte er sich zumindest in einem gedanklichen Anflug von Heroismus. Dennoch entschuldigt er sich bei Faith. Bei all den Gefahren, denen er auf Kelada bisher getrotzt hatte…auf SOWAS war er nicht vorbereitet gewesen. Hatte nicht einmal damit gerechnet. Vermutlich hätte ihm klar sein müssen, dass die Macht sich nicht an Lehrbücher hielt…aber verdammt noch eins!

Zuversichtlich versuchte Faith ihn damit aufzumuntern, dass so ein fehlender Arm schnell ersetzt war. Sie wusste das, sie war ja auf einem Lazarettschiff aufgewachsen. Neugierig sah Arlen auf.


„Oh? Haben die New IndSecer schon verlauten lassen was sich da machen lässt?“

Die Antwort war ernüchternd: Aktuell nichts. Enttäuscht nickte Arlen. Vermutlich war es nicht verkehrt, dass er sich keine gungansche Koralle als Prothese besorgte, bevor er Antares wieder unter die Augen trat. Aber das bedeutete auch, dass sie eben nicht im Handumdrehen – ha ha! – für Ersatz sorgen konnten. In New IndSec gab es keine Prothese für ihn und irgendwie konnte er sich nicht vorstellen in Kelada City eine Vollnarkose zu durchlaufen, damit man den Armstumpf wieder öffnen und seine Nervenenden verbinden konnte. Ganz zu schweigen davon, was das ganze kosten würde. Vielleicht kam er irgendwie an Ersatz heran der keine OP brauchte, doch war er sich nicht sicher, ob er anstatt mit einem minderwertigen Produkt lieber nicht ganz ohne herumlief.

Nun erklärte Faith, dass er einen vollen Tag ausgeknockt gewesen war und dass es einem bisschen Überzeugungsarbeit bedurft hatte, ihn nicht in ein künstliches Koma versetzen zu lassen. Und dann fragte sie er sie noch, wie er sich fühlte. Kurz überlegte er, dann zuckte er mit den Schultern.


„Erstaunlich gut dafür, dass mein rechter Arm scharf angebraten und dann in einem See verteilt wurde. Körperlich bin ich top fit, ich mache mir nur Sorgen wie wir weitermachen. Sollte es noch zu einem Kampf gegen Angelus kommen, wurden meine Chancen grade halbiert, würde ich sagen. Und was hier sonst noch auf dieser blöden Staubkugel auf uns wartet, weiß ich auch nicht…“

Die nächste Überraschung hatte jedoch Faith und nicht Kelada für ihn. Der Trip zum Seegrund war nämlich nicht gänzlich umsonst gewesen – es gab einen interessanten Fund zu präsentieren! Auf ihre Frage, ob er sich an alles erinnerte, zuckte Arlen erneut mit den Schultern. Er erinnerte sich an mehr, als er Faith erzählen wollte. Was Mu’tabar ihm angeboten hatte…und aus welcher Motivation er dies abgeschlagen hatte, zum Beispiel. Das klang nicht wie ein Gespräch, das er führen wollte. Für den Moment war ein Schulterzucken jedoch genug. Faith zog etwas hervor, was Arlen erst als langes Lichtschwert und dann als eine Lichtlanze identifizierte.

Er war bereits dabei nach dem Ding zu greifen, als er verstand, dass Faith ihm eigentlich gar nicht nur die Waffe hatte zeigen wollte. Glücklicherweise hatte Arlen nur mit Rechts zugegriffen, wodurch die Bewegung eher wie ein Strecken seines Armstumpfes rüberkam. Faith hielt die Lanze also hoch und lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine Vorrichtung an ihrem stumpfen Ende. Dann zog sie einen kleinen Gegenstand aus der Tasche und hielt ihn in die nähe des Objektes. Arlen brauchte einen Moment, bevor er Ding als das Holocron aus seiner Vision identifizierte. Wie war sie da wieder drangekommen?! Spätestens hier wurde seine Erinnerung schwammig. Hatte er es nicht letzten Moment nicht noch gesehen? Bis grade hatte er die Erinnerung für eine Halluzination gehalten, aber das war sie wohl nicht gewesen.

Interessant war auch, wie das Holocron mit der Waffe interagierte. Wie von Geisterhand fügte es sich in die präsentierte Fassung ein und als Faith die Klinge aktivierte, begann das Holocron blaue und weiße Punkte an die Wände zu werfen. Lachend erklärte Faith, dass sie sich bereits mehrere Stunden mit der Sache beschäftigt hatte, aber noch immer nicht wusste, was genau das bedeutete. Nachdenklich brummte Arlen.


„Sternenkarte?“

, riet er ins Blaue hinein und versuchte sich das Kinn zu reiben – nur um die Bewegung dann mit Links zu wiederholen.

„Ist das das Einzige, was es kann, oder hat das Ding AUCH einen Torwächter? Wenn nicht, würde ich tippen, dass dies eine alternative Version des Informationstransfers sein könnte. Wissen wir wer das Holocron aufgenommen hat?“

Mit einem Schaudern stellte er sich vor, dass Faith grade das gesammelte Wissen Mu’tabars in Händen halten könnte. Wenn dieses Holocron Wissen enthielt, wie man eine ganze Stadt per Ritual opferte, dann war dies ein wahrlich gefährliches Objekt.

Doch gab es auch noch ein weiteres Thema, das Arlen unter den Nägeln brannte. Eigentlich hatte er schon wieder auf dem Rückweg nach Colina sein wollen. Dass er einen zusätzlichen Tag im Bett verbracht hatte, warf natürlich diesen Plan erstmal wieder um.


„Wie steht es eigentlich mit unserer Abreise? Haben die Ärzte verlauten lassen, wie lang sie mich hierbehalten wollen? An sich würde ich mich gerne nicht zu lange in Selbstmitleid suhlen und lieber heute als morgen wieder auf die Beine kommen…“


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