Ich habe mir den Film gestern nun auch endlich angesehen. Vorneweg sei zu sagen, dass ich mir einmal das Original angesehen habe vor langer Zeit (King Kong und die Weiße Frau war doch das Original, oder war das schon das erste Remake?). Kritiken habe ich kaum gelesen und bin daher recht unvoreingenommen in den film reingekommen. Allerdings fand ich ihn auch nur so irgendwas zwischen mittelprächtig und gut.
Das Positive:
Jack Black legt die imo beste schauspielerische Leistung im Film und beweist, dass er nicht nur Komödien drauf hat. Naomi Watts spielt ebenfalls sehr überzeugend, auch wenn ihre Rolle hier nur auf schreien, flennen und überrascht schauen beschränkt war. Da hätte man mehr draus machen können. Adrian Brody überzeugt wider Erwarten doch als idealistischer Held, und liefert eine solide Darstellung.
SFX: King Kong ist in diesem Film echt der Oberhammer! Nicht nur dass sein Charakter mit dem notwendigen Tiefgang versehen wurde, auch die CGI sind phänomenal und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Der Affe wirkt in jeder Szene hundertprozentig glaubwürdig und auch in Nahaufnahmen blieb die Illusion erhalten. Special Effects, die nicht als solche zu erkennen sind. Die berühmte Empire-State-Building-Szene ist ebenfalls atemberaubend umgesetzt. Das einzige mal wo man in Kong die CGI-Figur erkannt hat, war als er im Theater die Tribühne erklimmt. Die Insekten in der Schlucht sahen ebenfalls sehr überzeugend aus.
Insgesamt ist der Film handwerklich gut gemacht, was Atmosphäre, Kameraeinstellungen und Kameraführung betrifft.
Gut fand ich ebenfalls, dass im Kampf Kong vs T-Rex Kong ebenso einmal einen surreal anmutenden Judo-Wurf macht wie im Original.
Zum Negativen.
So gut die SFX von Kong gelungen ist, so miserabel ist sie bei den Dinosauriern. Die Tiere wirken einfach nur grauenhaft unecht und man meint fast an ihnen ein "Copyright by WETA, produced by Microsoft"-Stempel zu entdecken. Wer glaubwürdige Dinosauriereffekte sehen will, sollte Jurassic Park gucken. In Sachen Dinos hat immer noch ILM die Nase vorn.
Dann weist der Film stellenweise Faustgroße Logiklöcher auf. Ich meine, ich weiß dass das ein Fantasyfilm ist, aber von einem guten Film erwarte ich trotzdem, dass er in sich schlüssig ist und nachvollziehbar ist. Was mich einmal stört, ist der Kampf zwischen King Kong und den Tyrannosauriern. Ein Kong vs ein T-Rex wäre ja ok, das ist nachvollziehbar dass da Kong wegen seiner Agilität und der Möglichkeit, seine Greifhände einzusetzen, überlegen ist. Aber ein Kong gegen drei Rexe???? NEVER! Die hätten den Kong in Stücke gerissen. Somit wirkte dieser Höhepunkt des Films unglaubwürdig und übertrieben.
Und am schlimmsten fand ich, dass ausnahmslos jede fleischfressende Spezies auf dieser Insel
immer hinter den Menschen herjagen musste, egal wieviel sie vorher grad gefressen hat. Das begann bei den Raptorenrudel, welches ja nun wirklich eine richtige Jagdstrategie entwickelt hatte: Die Brontosaurier hatten in dem Canyon nur einen einzigen Fluchtweg und konnten wegen der beengten Verhältnisse nicht mit voller Geschwindigkeit fliehen, dann führte der Weg an einem Abhang vorbei, wo auch nochmal mindestens zwei Saurier zu Tode gestürzt sind, wieviele Tiere bei der Massenkarambolage tot oder verletzt waren will ich gar nicht aufzählen. Die Raptoren hätten einfach nur die bereits am Boden liegende Beute ihrer natürlichen Umgebung aufsammeln müssen und wären für Wochen versorgt gewesen. Aber nein, stattdessen hetzten sie lieber weiter den für sie vollkommen unbekannten kleinen Zweibeinern hinterher, die sich zuvor sogar noch als wehrhafter wie die Brontos erwiesen haben.
Das ging dann natürlich mit dem Riesenkrokodil weiter, das von seiner bereits erbeuteten und sogar schon halb verzehrten Mahlzeit abließ um Ann hinterherzujagen und fand seinen gar grässlichsten Höhepunkt in dem T-Rex, der auf Ann losging,
während er besagtes Riesenkrokodil am Stück(!) verschlingt als wäre er ne Boa Constrictor!!
Des Weiteren hat der Heldenbonus von Ann nach einer Weile auch genervt, als sie anfing munter von einem Maul des T-Rex in den nächsten Abgrund zu stürzen und weiter von Gefahr zu Gefahr stolpert, dass dabei schon zehn Schutzengel verbraten wären.
Ebenfalls störend war in NY der schnelle Wechsel zwsch Action und den emotionalen Szenen: Kong bricht aus, Massenpanik, verfolgt Adrian Brody durch dichten Verkehr und fliehende Menschenmassen, aber als Brody schachmatt ist und Ann aufkreuzt, sind die Straßen menschenleer. Kann man sich ja erklären dass ab da das Militär schon Ausmnahmezustand ausgerufen hat und Ausgangssperre verhängt hat, als aber das Militär später tatsächlich anrückt sind immer noch zivile Panikläufer unterwegs. Der Schwenk von Action zur Lovestory und wieder zurück mag ja dramaturgisch gelungen sein und seinen Reiz haben, geht hier aber auf Kosten der Logik.
Ach ja und eins noch: Auch wenn Kong noch so groß ist, nach einem Sturz vom Empire State Building dürfte auch seine Leiche ein bisschen matschig aussehen wenn er unten angekommen ist.
Fazit: Durchaus sehenswert, Kong-CGI grandios, beste Unterhaltung. Aber kein Meisterwerk und ich verspüre keinen Drang mir den nochmal anzusehen.
