...wieso ist ROTJ ein solches Desaster?
Sorry, abner ich kann eher weniger erkennen, wo ROTJ ein echtes "solches Desaster" wäre!
Da gibt es IMHO weitaus desaströsere Spielfilme.
...Es gibt nun wirklich nicht viele elementare Regelns des Erzählens einer Geschichte wie z.B. der Anforderung, dass es einen oder mehrer Protagonisten zu geben habe, ein Konflikt besteht und dies schließlich in eine neue Situation mündend aufgelöst wird...
Hier ist mnir nun unklar, ob Du das kritisch oder als Pro für ROTJ anführst. Falls Du es kritisch meinst, kann ich es nicht nachvollziehen, weil ROTJ alle von Dir hier aufgezählten Regeln erfüllt.
...Doch eine ist noch wichtiger und gegen die verstößt ROTJ fatal: Es sollte überhaupt eine kohärente Geschichte vorliegen! ...
Auch hier kann ich nicht nachvollziehen, wo ROTJ die Kohärenz seiner Storyline verletzt.
Denn auch, wenn die beiden Sequenzierungen, in die Du ROTJ hier einteilst, scheinbar unzusammenhangslos wirken, so sind sie es nicht. Sie werden durch die Motivationen der Pro-, Deutera- und Antagonisten begründet und erhalten dadurch ihren Zusammenhang.
Zum einen geht es - und das ja nun in der gesamten OT um den Kampf Gut gegen Böse. Han Solo also NICHT aus den Klauen von Jabba The Hutt zu befreien, würde ein moralisch fragwürdiges Bild auf Figuren und ihre moralisch-ethische Motivation wie Luke Skywalker, Leia Organa, R2, 3PO und nicht zuletzt Lando Clarissian werfen.
Aber auch im allgemein zwischenmenschlichen moralischen Bereich ist die Rettungsaktion gerechtfertigt: Luke, Lando und Chewy retten einen liebgewonnen, guten Freund, Leia ihre große Liebe. Und selbst der Umstand, weshalb hier die ganzen Gut-Helden nicht offen gegen Jabba vorgehen, erklärt sich aus Informationen, die zu dem Zeitpunkt längst bekannt waren: Jabba The Hutt ist ein "mächtiger Unterwelt-Boss". Würde er also rechtzeitig Wind davon bekommen, dass man vorhat, ihm seine "Trophäe als Wahrzeichen und Symbol seiner Macht als Unterweltboss" - den in Karbonit eingefrorenen Han Solo - abzujagen und das z. B. durch eine Art Sondereinsatz-Kommando, eine Art polizeilich- oder semi-militärischen Aktion o. Ä., würde er sich dagegen rüsten und eine ausreichend große, eigene Armee aus Kopfgeldjägern und Söldnern zusammenstellen.
Das Leia hier also "im knappen Bikini" bekleidet ist, dient zum einen dem Amüsement des herrschsüchtigen und machtgewöhnten Jabba, als es auch GL sicherlich der Vermarktung von ROTJ nicht undienlich war (was ich wiederum gut verstehen kann, wenn ich mir anschaue, wie Carrie Fischer darin aussah *mjam!*
).
Letztlich aber dient die - wie Du es ja aufgreifst - Auflösung des in TESB eröffneten Cliffhangers hier aber dazu, der Gut-Helden-Truppe (bzw. -Partei) in der Story moralisch den Rücken zu stärken (Selbstvertrauens- und Motivationsschub durch Erfolg), um stattdessen zu verhindern, dass die Gut-Helden-Truppe durch das Gegenteil davon im selbstverständlich über die vorangegangene Handlung von ANH und TESB eröffneten Handlungsthematik für den Showdown-Kampf gegen das Imperium in ROTJ ausreichend gut gerüstet ist, zu siegen.
DAMIT greift also sozusagen die "erste Hälfte" von ROTJ fast schon etwas vorwegnehmend auf, worum es in der "zweiten Hälfte" bzw. dem dreigliedrigen Showdown-Strang am Ende geht:
Das ganze ist schlichtweg nicht einfach nur eine Schlacht von Material und Personal zweier politisch-militärischer Parteien, sondern der moralischen und ethischen Prinzipien und welche dieser Grundhaltungen ("Gut" oder "Böse", "Hell" oder "Dunkel") durchsetzungsfähiger und stärker ist.
Und nach der "Schlappe", welche die "helle Seite" (Rebellen, Jedi, Luke usw.) zum Ende von TESB hinnehmen mussten, war somit die Rettung von Han Solo und deren Erfolg eine maßgebliche Voraussetzung, für das moralische Standfestigkeitskostüm für die Schlacht um den zweiten Todesstern. Und es war eine weitere Bewährungsprobe für Luke Skywalker, der in ANH eher als Rebell denn als Jedi den ersten Todesstern zerstörte.
Könnte man - wie Du schreibst - der Storyline von ROTJ stattdessen in sich gesehen Inkohärenz vorwerfen? IMHO nein!
Hierbei muss man sich fragen, ob man sich den Film auch anschauen könnte, ohne ANH oder/und TESB gesehen zu haben bzw. deren Inhalte zu kennen. Und die Antwort: IMO ja.
Es wäre zwar eindeutig schwierig bzw. unvorteilhaft, weil einem viele Zusammenhänge unklar wären (Weshalb ist Han Solo in Gefangenschaft? Wer ist das überhaupt? Was ist ein Jedi? usw.) bzw. man andere Schlüsse und Zusammenhänge ziehen würde.
Doch entgegen z. B. auch der Meinung von Crimson bin ich der Meinung, dass man z. B. auch ANH ja zum ersten Mal ohne entsprechende Vorinformationen sah.
Generell aber lässt sich ROTJ alleine als unterhaltsamer Sci-Fi-Abenteuer-Action-Film genießen, wenn man wie bei ANH einfach mal an- bzw. hinnimmt, was man zu sehen bekommt. (In ANH weiß man zu Beginn auch nicht, wer Leia Organa ist - und doch ist diese weibliche Figur, die einem an Bord der Tantive IV präsentiert wird, einem ebenso sympathisch, wie R2-D2 und C-3PO).
Und weshalb ist das so?
...Der Film schafft es nicht eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen...
Doch, schafft er! Die zusammenhängende Geschichte lautet:
"Good Guys & Co. eilen zur Rettung ihres Kameraden und besiegen dabei Bad Guys. Doch eine größere Bedrohung der Welt lauert im Hintergrund. Die eigentlichen Bad Guys und ihre 'Instrumentarien des Bösen' müssen ausgeschaltet werden. Der Kampf bzw. die Schlacht gegen diese beginnt im Weltraum mit einem ausgeklügelten militärischem Einsatzplan der Good Guys, damit sich am Ende zeigt, dass... sich Rettung ihres Kumpanen gelohnt hat und die Good Guys siegen!"
Welche Grundelemente des Geschichtenerzählens werden hierbei offenbar?
- Gibt es einen eindeutigen Protagonisten?
AW: Ja. Er heißt Luke Skywalker!
- Wird der Protagonist und seine ihm gewohnte Welt durch eine Gefahr bedroht?
AW: Ja, eine mächtige "Waffe des Bösen" bedroht Grundfesten des Frieden und der Existenz der Welt des Protagonisten und dessen Freunden und Kameraden. Das "Böse ist allgegenwärtig" und zunächst sind konkret Leben und Existenz eines Freundes (Deuteragonist) des Protagonisten bedroht.
- Ergibt sich aus dieser Gefahr ein Hauptkonflikt bzw. -Dilemma?
AW: Ja. Der Protagonist und seine Mitstreiter müssen sich weiteren Gefahren auf ihrem Weg aussetzen. Sie könnten scheitern. Sind sie fähig und mächtig genug, dieser weltweiten Gefahr und Bedrohung entgegenzutreten? Werden sie ihre Welt retten können?
Und - ja: Das Dilemma des Protagonisten ist: Die Verkörperung des Antagonisten bzw. eines seiner fähigsten "bösen Dämonen" und "dunklen Höllenwächter" ist ein direkter Verwandter von ihm, sein eigener, leiblicher Vater!
- Hat der Protagonist eine ganze Reihe an Herausforderungen zu meistern und Proben zu bestehen, kommt es zu einer Reihe Kämpfen und Zusammenstößen mi Hindernissen?
AW: Ja. Er muss sich Herausforderungen stellen, die in mancher Hinsicht genauso groß oder größer sind als er selbst, wie den Rancor, Jabba, Fett, Tod von Yoda, Eigenerkenntnisse, Selbstzweifel, Fragwürdigkeit der Eigenkompetenz, Leia Organa, Schutzschild des Todessterns, imperialen Truppenverbände, die Ewoks, Darth Vader, der Imperator.
- Muss der Protagonist ins Gebiet des Feindes/Gegners vordringen?
AW: Ja. Luke Skywalker und seine Mitstreiter müssen in die heißen Einöden Tattooines, um in Jabbas Palast mit all seinen bösartigen Kreaturen den Kameraden zu retten. Danach müssen sie in die vom bösen Gegner selbst konstruierten Welt (Todesstern, imperiales Flotten-Aufmarschgebiet) bzw. in Gegenden, die von Gegner besetzt sind (Endor) vordringen.
- Kommt es zu einem großen Hauptaufeinandertreffen des Protagonisten mit dem/den Antagonisten?
AW: Ja. Luke Skywalker muss bis zu Darth Vader, seinem eigenen Vater und dem Imoerator, dem Hauptbösewichts-Gegner vordringen und beide im Kampf besiegen.
- Kommt es zu einer entscheidenden Auflösung der Hauptkonfrontation?
AW: Ja. Wie auch immer gelingt es letztlich Luke Skywalker und seinen Mitstreitern, über ihre Gegner zu triumphieren. Sie besiegen dabei nicht nur ihre Gegner, sondern auch das, was diese verkörpern.
Hat ROTJ eindeutige Kritikpunkte - sowohl als eigenständiger Film, wie auch in Umsetzung und Storyline?
Ja, durchaus. Für einen eigenständigen Spielfilm hat etwa das erste Viertel das Problem, den Zuschauer mit unzureichenden Informationen zu versorgen. Unbedarfte Zuschauer würden so gar nicht richtig verstehen können, worum es eigentlich alles geht bzw. würde die Auflösung solcher Fragestellungen zu lange dauern und damit die Aufmerksamkeitsspanne des unbedarften Zuschauers überfordern. Damit drohen für einen solchen Zuschauer die Gefahr, unrichtige Zusammenhänge zu bilden bzw. falsche Schlüsse zu ziehen.
Darf ROTJ als eigenständiger Spielfilm nicht ganz perfekt sein?
Ja! ROTJ ist eindeutig Bestandteil einer Trilogie an Spielfilmen und dem Oberbegriff Star Wars und als solcher auch gekennzeichnet. Jeder Zuschauer, der ROTJ konsumiert, kann sich ob solcher informellen Zusätze im Filmtitel dessen klar bzw. bewusst werden und auch die anderen Filme konsumieren.
Welche Kritikpunkte gibt es (IMO) in Punkto der Umsetzung?
Im Wesentlichen sehe ich bei dem Film IMHO hier wenige Punkte dessen nicht erfüllt, doch diese wenigen Punkte gibt es durchaus - und sie wurden z. T. auch schon von Samba benannt.
Der erste Teil des Films bewegt sich in der Präsentations-Skizzierung seines Protagonisten auf relativ gefährlichem Eis zur Lächerlichkeit, obgleich man das wohl als mutwilligen Konzeptionsaspekt des Stoffes und Drehbuches zu ROTJ unterstellen kann. Luke Skywalker wird zuerst "erneuert" als "großer, mächtiger und nun voll ausgebildeter Jedi-Ritter" präsentiert, wobei jedoch er die ihm daraufhin gestellten Herausforderungen nicht immer nur bravourös oder routiniert meistert. Bei all den Vorschusslorbeeren, welche der Protagonist hier erst erhält, droht er danach, von Zuschauer "abgewunken" bzw. "ausgelacht" zu werden (wohlgemerkt: aus einer "helden-pathetisch verwöhnten Zuschauer-Sichtweise, die an Film-Protagonisten wie John Wayne, Charles Bronson, Charlton Heston, Clint Eastwood o. a. Kirk Douglas gewöhnt sind!).
Die "Good Feeling"-Wende bzw. "Good Boy"-Guy-Wandlung Han Solos zum Ende des Films ist und bleibt auch für mich bis heute eher ein Manko, welches sich glücklicherweise nur durch die Rolle des Luke Skywalker zum Ende hin etwas ausgleicht. Ein bisschen zuviel ist die Welt hier nun in Ordnung gekommen und ein wenig zu wenig bärbeißig, sondern "zu schwer in Ordnung" bzw. "wohlgesonnen" und "wohlmeinend" schaut ein Harrison Ford- "Han Solo" zum Ende hin "freundlich, good-boy"-mäßig lächelnd in die Kameras.
Eine all zu offensichtlich wirkende Einfallslosigkeit namens "zweiter Todesstern":
Klar, schon wieder geht es hierbei darum, ein - nunmehr "weiteres" - weltgefüge bedrohendes Instrumentarium des Bösen zu vernichten und das Teil SIEHT dem ersten Todesstern nicht nur verblüffend ähnlich, sondern HEISST auch noch genauso.
Ich will es also mal so sagen: Wenn ROTJ eben Bestandteil einer Trilogie ist bzw. sein will, wäre es vielleicht nicht ganz unvorteilhaft gewesen, sich hier etwas besseres einfallen zu lassen.
Knuffige Ewok-"Teddy-Bären": Ja, auch diese waren immer ein Streitthema und haben auch wenig IMHO das Problem, dass die "kleinwüchsigen Darsteller in den Kostümen" doch sehr, sehr gut erkennbar waren.
Kann man deshalb sagen, dass der Film als solcher oder als "filmisch erzählte Geschichte" versagt oder schlecht ist?
AW: ABSOLUT NEIN!!! Das sehe wahrlich nicht. Als Kino- und Spielfilm sind die oben genannten Kritikpunkte von mir eher "Kleinigkeiten" und reichen nicht einmal an die Anzahl an "vermeidbaren Schwächen" von TPM im Speziellen wie der PT im Allgemeinen ran.
Die wesentlichen Aspekte des Filmemachens, filmischen Erzählens und Erzählens einer Geschichte sind auch in ROTJ sehr gut erfüllt worden und die wenigen Manki eher somit vernachlässigbar.
Die Storyline mag von ihrer Handlungs- und Stoff-Dichte nicht an TESB heranreichen, was mich aber nicht stört, weil das IMO auch nicht ROTJs Aufgabe war. Seine Aufgabe war es, die Trilogie (OT) abzuschließen. Weitere randszenische oder -sequenzielle Themenstränge mit open endings anzureißen bzw. anzuschneiden, hätte zwar reizvoll sein können, hätte aber GL und seine Produktions-Firma ob der sich inzwischen während der seinerzeit wegen schon den ersten beiden OT-Filmen gebildeten Fan-Gemeinde nur zusätzlich unter SW-Fortsetzungsdruck gesetzt (vorausgesetzt, es hätte sie überhaupt ideell gegeben!).
Visuell letztlich weiß ROTJ aus meiner Sicht ebenfalls völlig und vollkommen zu überzeugen. Heute die Bild- bzw. Trickeffektqualität von ROTJ zu kritisieren, heißt in einem Zeitalter des Filmemachens mit den heutigen technischen Möglichkeiten, welche einen Herr der Ringe, Avatar, Prometheus oder John Carter möglich gemacht haben einen Sci.Fi-Kinospielfilm vor Mitte der 80er Jahre und der trick- und filmtechnischen Möglichkeiten zu kritisieren.
Da kann man IMHO nur fair sein und ganz klar sagen: ROTJ ist ein FEST FÜR AUGEN UND SINNE seinerzeit gewesen. Ton-, Bild- und Trickeffekt-Qualität waren noch besser, als in den beiden Vorgängern und das sagt IMO auch schon alles, was es dazu zu sagen gibt!
Weshalb ROTJ deshalb für mich dennoch ein toller Film und ein fantastischer Bestandteil der SW-Saga ist?
Darth Stassen hat es hier schon seinerseits erwähnt und genau dieses Glanzlicht von ROTJ ist es, weshalb auch dieser Teil der OT für mich unsterblich und unsterblich gut ist. Mit dem parallelisierten Tri-Plot-Showdown ist es GL fantastisch gelungen, die gesamte Tragweite und Tragik dieses ganzen (fiktiven) Saga-Kampfes des "ach so plakativen Gut gegen Böse" spürbar und transparent zu machen. Es ist somit kein Wunder, dass vieles was an Sekundär- und Begleitmaterial zu SW später noch entstand (Romane, Comics, Videospiele) sich immer auch wieder in ihrer Ausarbeitung und Ausgestaltung auf ALLE drei Filme der OT zurückführen lassen. Das "wahre Ausmaß der Macht des Imperators" doch noch auf so überraschende Weise hier inhärent durch die dreigliedrige Handlung deutlich zu machen, war IMO ein Geniestreich GLs (und sie findet sich im Grunde in KJAs und Tom Veitchs späteren Comic-Reihen zu Ulic Qel-Droma, Nomi Sunraider und den Exar-Kun-Kriegen deutlicher "formuliert" mit Bezeichnung "Machtkampfmeditation" wieder!).
Und hier gelingt es GL damit auch, den Bogen am Ende von ROTJ mit dem Anfang von ANH zu verknüpfen, wo einem Obi-Wan Kenobi die Macht so erklärt. dass alles und jedes im Universum durch diese untereinander verbunden ist.
Doch selbst, wenn man diesem Punkt herauslassen würde, steht ROTJ dennoch für mich als absolut exemplarisch für das kraftvolle thematische Abschließen einer Film-Trilogie, wie es BIS HEUTE keinem anderem Filme-Macher mit einer Trilogie je wieder gelungen ist. Denn die "Erlösung des Anakin Skywalker Darh Vader, dem leiblichen Vater des Protagonisten und somit Hauptgegners" ist aus meiner Sicht ein thematisch und filmhistorisch ebenso absolut exemplarisches Mahnmal.