Hier geht's außerdem absolut nicht um den Reiz des Verbotenen und irgendwie finde ich den Vergleich anstrengend.
Genauso empfinden das Menschen aber. Sobald etwas durch die Medien gejagt, als anrüchig markiert und mit dem Reiz des Verbotenen belegt wird, schalten sehr viele Menschen in den "Jetzt erst Recht" - Modus, und begeben sich auf die Suche des jeweiligen Objektes. Warum das Verbot oder die Indizierung erfolgt ist, ist dabei oftmals völlig egal.
Davon abgesehen, dass es ziemlich sinnvoll sein kann, Songs etc. zu indizieren (auch wenn sich über Verbote allgemein streiten lässt), geht es beim Thema Rassismus nämlich eben nicht um Provokation, nicht darum, jemanden einen bisschen zu ärgern.
Es geht um ein Thema, dass heute noch so aktuell ist wie damals und zwar auch in Hinblick auf mehr als bescheidene Auswirkungen für Betroffene.
Das streite ich nicht ab, aber trotzdem wird halt leider auch Rassismus dazu genutzt, zu provozieren, genauso wie Misosynie in Deutschrap-Songs. Was diese beiden Themen in der Musik zB angeht, bin auch ich vollumfänglich dafür, dass entsprechende Werke aus dem Verkehr gezogen werden, selbst wenn man ihnen damit den Reiz des Verbotenen verleiht.
Nun reden wir hier aber nicht von beinhartem Rechtsrock oder Gangster-Rap, sondern von einem Kinderfilm und dem Buch dazu, der von eigentlich niemandem als rassistisch wahrgenommen wird, und der sehr wahrscheinlich auch kein Kind zu einem Rassisten machen wird.
Hier wird dann aber eine Diskussion losgetreten, die eine gewisse Klientel anzieht, wie die Motten das Licht, die sich dann in ihrem Selbstmitleid suhlen, dass ihnen ja "alles" verboten wird usw.
Das meinte ich dann auch mit "Maß und Ziel". Viele Menschen nervt der moralisch-erzieherische Ansatz, den solche Diskussionen haben, und sie schalten im besten Fall auf Durchzug, oder pflichten im schlechtesten Fall den rechten Rattenfängern bei, die von "Cancel Culture" und "links-grün versiffter Verbotskultur" schwafeln.
Klar wäre es schön, würden plötzlich alle Menschen erkennen, dass Weiße-Erlöser-Topoi oder Vorstellungen über fremde Völker, die aus kolonialistischen Klischees stammen, eher suboptimal und eben auch eine Form von Rassismus sind, aber mit Zwang und Verboten erreicht man da bei vielen eher das Gegenteil.
Um mal beim Beispiel mit den Splatterfilmen aus den 80ern zu bleiben: Natürlich haben wir uns so gut wie alle dieser Filme irgendwann besorgt oder bei Kumpels angesehen, mussten dann aber halt auch feststellen, dass 90% davon ziemliche Kackfilme waren. Stinklangweilig, schlecht gemacht, und noch schlechter synchronisiert. Ihren Reiz zogen sie allein aus der Debatte, die darum geführt wurde, und eben daraus, dass sie verboten waren. Ohne Verbot wären die Dinger vermutlich eher früher als später wegen entsprechender Mundpropaganda im unteren Regal der Videoladenschmuddelecke dem Vergessen anheim gefallen.
C.