Ich glaube, dass X in mich verliebt ist? Das ist zwar ein subjektives Gefühl, aber es bezieht eine andere Person mit ein. Und man kann zumindest Hinweise auf die Fakten bekommen, wenn man sich anschaut wie sich X mir gegenüber verhält. Und wenn X sich nicht für mich interessiert oder mich wie Dreck behandelt, dann kann man schließen, dass mein Glaube falsch ist, egal wie emotional und subjektiv ich davon überzeugt bin.
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Wenn nämlich noch jemand kommt und sagt, er glaube an Jahwe, und der ist der einzige wahre Gott, dann hat schon mindestens einer unrecht.
Das ist dann zwar zweimal subjektiv, und den emotionalen Glauben können wir nicht hinterfragen, aber wir wissen aus Gründen der Logik bereits, dass nicht beide faktisch Recht haben können, also fragen wir nach den Gründen.
Ich denke nicht, dass das so anders ist. Bleiben wir beim Verliebtsein.
Wenn ich in Person X verliebt bin, spielt es meiner Meinung nach gar keine Rolle, wie Person X mich behandelt. Ich bin verliebt – jetzt wirklich nur chemisch betrachtet – weil das Gegenüber irgendetwas in mir auslöst, meine Hormone ankurbelt was auch immer. Rational kann ich mir sagen: Person X ist ein Depp, behandelt dich schlecht. Nur was in meinem Verstand ist, muss längst nicht mein Herz erreichen. Mit der Liebe, die ein viel stärkeres Gefühl ist, ist das noch viel schlimmer.
Warum bleiben z.B. Frauen, die von ihren Männer geprügelt werden häufig so lange bei diesem Mann, auch wenn sie erkennen, dass das, was der da tut, sicher nichts mit Liebe zu tun hat? Weil das Herz mitunter eine andere Sprache spricht.
Es funktioniert nicht so einfach sich zu sagen: Jetzt hör mal auf verliebt zu sein/Jetzt hör mal auf den zu lieben.
Ein weiteres Beispiel sind Kinder, die von ihren Eltern mies behandelt werden. In nicht wenigen Fällen wollen diese Kinder dennoch bei/in ihren Familien bleiben und nicht aus ihnen herraus. Selbst wenn sie rational erkennen, dass schlagen etc. falsch ist (ich setzte das hier jetzt immer voraus, in den meisten Fällen ist das, wie bei dem oberen Beispiel, natürlich nicht der Fall). Hier ist wieder das gleiche Problem gegeben. Kognition ist etwas völlig anderes, als Emotion.
Und da, wo eine Bindung entsteht, da wo Gefühle im Spiel sind, hat der Verstand schlussendlich wenig zu sagen. Natürlich lässt sich rational eine ganze Menge erfassen, aber Wissen hilft da nicht zwangsläufig weiter. Wir sind eben keine Maschinen, sondern Menschen.
An etwas zu glauben, setzt auch nicht zwangsläufig voraus, dass dieses etwas existieren muss. Im Gegenteil. Weil Menschen glauben, vertrauen sie, auch ohne, dass ein Beweis erbracht werden muss.
Da kann man „blindes“ Vertrauen sagen, oder auch nicht.
Und wenn einer an Jahwe glaubt und erklärt, dass sei der einzige Gott, dann ist das eben das, was er glaubt, das, was für ihn richtig ist.
Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die ich kurz zusammengefasst mal aufschreibe:
Ein Herrscher schickt vier Blinde los, damit sie ihm beschreiben können, wie ein Elefant aussieht.
Nummer 1 bekommt den Rüssel zu fassen.
Nummer 2 bekommt das Bein zu fassen.
Nummer 3 bekommt den Stoßzahn zu fassen.
Und Nummer 4 berührt den Bauch.
Sie alle kehren zu dem Herrscher zurück und erklären, was sie gefühlt haben.
1: „Ein Elefant ist ein langes, dünnes Tier, wie eine Schlange.“
2: „Ein Elefant ist ein starkes Tier, wie ein Pfosten.“
3: „Ein Elefant ist ein hartes Tier, wie Marmor.“
4: „Ein Elefant ist ein weiches, dünnes Tier.“
Sie alle hören, was der jeweils andere sagt und haben Angst, den Herrscher enttäuscht zu haben. Der aber bedankt sich und sieht den Elefant mit allen Facetten und erklärt: "Danke, ihr habt mir sehr geholfen. Ein Elefant ist also ein Tier, das..."
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen es mit ihrem Glauben auch so handhaben könnten. Egal mit welchem. Jeder kann richtig liegen.
Na ja und Logik… Ganz ehrlich, Logik ist schon wieder rational. Und Gefühle sind das (ich wiederhole mich) eben nicht.
Ich kann mich tierisch über eine Sache aufregen und mir rational tausend mal sagen: „Bah, jetzt reg dich doch nicht auf!“. Funktioniert aber nicht zwangsläufig. Und warum? Weil das, was mich ärgert, etwas in mir auslöst, mich vielleicht an etwas völlig anderes erinnert, mich triggert etc.
Und wenn man fragt, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, kann man sich genauso fragen, warum es das nicht geben sollte.
Im Endeffekt begriefe ich nicht, warum am Ende immer ein Fakt herbeigezwungen werden muss. Warum muss eine Person recht haben und die andere nicht?
Gerade dadurch entstehen meiner Meinung nach die meisten Probleme. Wenn jemand eine Sicht hat, die für alle gelten muss (!).
Logisch kann ich mir viele Dinge herleiten. Aber eben nicht alle. Strom kann ich (einen Funken mal außen vor gelassen), nicht sehen. Den Wind kann ich auch nicht sehen.
Weiß ich, ob die Menschen, die gestorben sind nun irgendwo weiter leben? Nur weil mich noch kein Toter "aufgesucht" hat, muss das kein Beweis dafür sein, dass Tote eben tot sind. So wenig wie es das Gegenteil beweist.
Es braucht nicht immer Beweise und Fakten.
Vertrauen ist das Stichwort. Und ob ich nun in/auf Logik vertraue, in Wünsche, in Hoffnungen, Illusionen oder was auch immer.