[Corellia System – Corellia – Coronet City – Landeplatz - Michael Aeren und Steven Crant, Vaj Traln (NPC)]
Als Steven und Michael mit ihrer reizenden Begleitung, dem ehemaligen Gouverneur von Corellia, Vaj Traln, den republikanischen Frachter betraten, wurde dieser noch verstörter als er es bis dahin schon gewesen war. Entweder war es die Gewissheit auf einem Schiff des Feindes festgehalten zu werden und ein schleppendes und vermutlich nicht gerade faires Gerichtsverfahren vor sich zu haben, oder die Frustration sein Leben nicht auf die Art und Weise beenden zu können, die hohe Imperiale der Gefangenschaft vorzogen.
Den letzten Gedankengang hätte Michael nur zu gut verstehen können. Er hätte es selbst nicht gerade geschätzt die nächsten Jahrzehnte hinter Gitter zu verbringen. Zudem waren es Imperiale Kommandeure irgendwie gewohnt auf der Gewinnerseite zu stehen, und hatten mit der Verliererseite noch nicht allzu viel Kontakt gehabt. Dieser Imperiale würde aber frontal Kontakt mit dieser Seite aufnehmen.
Der Jedi und der Widerständler brachten Traln in einen zu einer provisorischen Gefängniszelle umgebauten Frachtraum. Diese Zelle bestand aus einer Bank aus blankem Metall, glücklicherweise für den Gefangenen mit etwas Stoff gepolstert, einer Toilette und einem Waschbecken. Ansonsten hatte der ehemalige Gouverneur dort nicht einmal 3m² Freiraum. Die beiden Wächter nahmen ihrem Gefangenen die Augenbinde ab und schlossen die mit Durastahl verstärkte Zellentür hinter sich.
„Das wäre geschafft“, seufzte Michael. Er war froh das er nun endlich von Corellia wegkam. Seit er damals in das Versteck des Widerstandes geplatzt war und unfreiwillig bei diesem Anfangs aussichtslosen Unterfangen teilnehmen musste, hatte er Corellia nicht mehr verlassen. Er freute sich darauf endlich einen anderen Planeten zu sehen. Vor allem einem der sich so von dem unterschied, der ihm die letzten Jahre mehr oder weniger als Gefängnis gedient hatte.
„Ja, endlich. Wird Zeit das wir von diesem Planeten wegkommen. Aber nun mal zum geschäftlichen Teil“, sagte Steven grinsend. „Wie steht es eigentlich mit deiner Entscheidung?“
Ja, auf diese Frage hatte Michael schon gewartet. Er war sich sicher gewesen das der Jedi sie früher oder später auf dem Flug nach Mon Calamari stellen würde. Nur das er sie so schnell stellen würde, das hatte der, jetzt ehemalige, Widerständler nicht gedacht.
Das Angebot des Jedi war verlockend. Ein Jedi zu werden. Eine der in der Geschichte der Republik so leuchtenden Figuren. Ein Mitglied des galaxisweit bekannten, und in der Republik sehr angesehenen Ordens. Ein Hüter von Gerechtigkeit und Freiheit. Allerdings war sich Michael nicht so ganz sicher ob das wirklich seine Bestimmung war. Er hatte mehr oder weniger ein Angebot der republikanischen Streitkräfte erhalten, dort einen Platz und eines Tages vielleicht ein Kommando zu finden. Scharfschützen waren in der Armee derzeit anscheinend Mangelware. Man hatte sich um die anderen Scharfschützen des Widerstandes gerissen wie wilde Tiere um einen Brocken Fleisch. Zudem stellte er infrage, ob sein Wesen dem eines angehenden Jedi entsprechen würde. Er hatte zwar nie aus Blutsucht getötet, und hatte dies versucht zu vermeiden wo es möglich war.
Michael hatte noch einige offene Fragen, aber noch eine dringlichere Angelegenheit. Er wartete bis der Jedi, der sich mit einem „Mhm, weiß noch nicht“, als Antwort auf seine Frage zufrieden gegeben hatte, oder es eben musste, eingeschlafen war und schlich dann in den hinteren Teil des Frachters. Dort besah er sich zuerst das Schloss der Zelle, in der Traln eingesperrt war und versicherte sich das sein Fingerabdruck sie auch von innen öffnen würde, dann schaltete er die hellen Lampen an und begab er sich ins Innere der Zelle.
Er entdeckte den ehemals so würdevollen Gouverneur von Corellia zusammengekauert auf der kalten Metallpritsche. Michael holte aus und weckte Traln mit einem Rückhandschlag, welcher diesen einige Zähne kostete.
„Was habt ihr mit den Widerständlern gemacht, die ihr bei der Säuberung vor ein paar Monaten gefangen genommen habt?“, blaffte der Verhörende den Gefangenen an.
Statt zu antworten quoll diesem eine mittelgroße Menge Blut aus dem Mund.
„Antworte!“, befahl ihm Michael und schlug ihm erneut mit voller Wucht ins Gesicht.
„Wir … hingerichtet … haben“, stammelte Traln der versuchte so wenig wie möglich zu sprechen.
„Wo habt ihr die Leichen hingebracht?“
„V…Verbrannt“
Michael versuchte seine Wut zurück zuhalten und trat, statt wie es in dieser Situation vielleicht sogar angemessener gewesen wäre, statt auf Tralns Schädel auf die Wand ein, was einen pochenden Schmerz in seinem Bein zurückließ. Bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte verließ der ehemalige Widerständler die Zelle fluchtartig.
Als er zitternd vor der Zellentür stand fiel ihm auf, dass seine Kleidung blutgetränkt war. Er versuchte es im Waschraum des Frachters heraus zu bekommen, aber es half nichts. Er musste nach vorne in den Aufenthaltsraum in dem Steven war. Er hoffte das der Jedi wenigstens noch schlafen würde, und es nicht bemerken würde, wenn sich Michael ein neues Hemd anziehen würde.
Als er den Aufenthaltsraum betrat merkte er, dass Steven schon wach war und ihn aufmerksam musterte.
„Hat es Spaß gemacht?“, war die nüchterne Frage des Jedi.
„Nein, überhaupt nicht.“, antwortete Michael ehrlich als er sich ein neues Hemd überzog. Er setzte sich in seinen Sessel und verschränkte die Arme. Er dachte nach. All die Widerständler, die die Imperialen bei der Säuberungsaktion vor ein paar Monaten mitgenommen hatten, waren umgekommen. Nicht einmal sterbliche Überreste konnte man den Verwandten mehr überlassen. Es gab eigentlich nicht einmal den Beweis das sie überhaupt tot waren. Tief in Gedanken versunken merkte er erst längere Zeit später das Steven ihn anstarrte. Der Widerständler verschränkte die Arme und starrte zurück.
Wenn wir einen Wettbewerb im Wettstarren machen wollen, dann will ich ihn gewinnen, dachte er.
Allerdings wurde aus diesem Wettbewerb nichts. Nach wenigen Minuten fingen die beiden Reisenden an zu lachen.
„Was ist so komisch?“, fragte Michael.
„Nichts“, war Stevens trockene Antwort.
Sie lehnten sich beide zurück und hingen jeder seinen eigenen Gedanken nach. Eine halbe Stunde später kam der Kapitän des Frachters in den Aufenthaltsraum und verkündete, dass sie Mon Calamari wohl in wenigen Minuten erreichen würden, und in einer Viertelstunde auf einer Plattform des hiesigen Gefängnisses landen würde. Dort würden sie Traln übergeben und wären endlich die Last los, die einem durch die Bewachung eines Verbrechers wie diesem aufgebürdet wurde.
[Mon Calamari System – Mon Calamari – Orbit - Frachter - Michael Aeren und Steven Crant]
Wenige Augenblicke später leuchtete die rote Warnlampe auf und signalisierte ihnen, das es Zeit wurde sich anzuschnallen. Kurz nachdem Michael seinen Gurt geschlossen hatte, gab es einen kurzen Ruck, als das Raumschiff aus dem Hyperraum austrat. Als er aus dem kleinen Fenster des Raumes sah, erblickte er eine blaue, hauptsächlich von Wasser bedeckte Welt. Mon Calamari. Sie bot einen eindrucksvollen Anblick.
Als das Raumschiff sich Coral City, der Hauptstadt, näherte, konnten die Reisenden einen wunderschönen Ausblick auf die in Mon Calamari Bauweise errichteten Gebäude erhaschen. Der Frachter hielt auf eine Landeplattform, außerhalb der eigentlichen Stadt zu. Dort standen, wie man aus einiger Entfernung bereits erkennen konnte, viele Soldaten der Republik um den hochrangigen Gefangenen zu übernehmen.
Steven und Michael begaben sich zu Tralns Zelle und fesselten diesem wieder die Hände. Als sie ihn über die Rampe führten, hörten sie die Schmährufe der Soldaten gegen Traln und den Siegesjubel über die Ereignisse in Coronet.
Ein streng aussehender, menschlicher Offizier mittleren Alters empfing Traln und seine Wächter.
„Herzlich Willkommen in Coral City meine Herren“, sagte er zu Steven und Michael gewandt „Willkommen in Ihren Albträumen, Gouverneur Traln“. Mit diesen heiteren Worten begrüßt wurde Traln sogleich von einer ganzen Eskorte in Richtung des Hochsicherheitstraktes abgeführt.
„Wollen Sie unsere Gefängnisanlage besichtigen?“, fragte der Offizier an Michael gewandt.
„Nein danke, wir müssen weiter, Sir“. Michael verabschiedete sich mit einem militärischen Salut, Steven mit einer eher lässig wirkenden Handbewegung.
Als sich die Rampe des Frachters hinter ihnen schloss und die beiden Corelliaveteranen in Richtung des Aufenthaltsraumes gingen, kam Michael ein Gedanke.
„Wohin geht es jetzt überhaupt?“
Stevens Antwort bestand in einem Grinsen und dem Einfachen Wort „Lianna“.
Lianna. Die Heimat der Jedi. Ein Ort den wenige Wesen je zu Gesicht bekommen. Und Michael sollte eines davon sein. Unter die Vorfreude innerhalb kurzer Zeit noch einen Planeten, vor allem einen Ort um den Bewohner der gesamten Galaxis Mythen ranken ließen, mischte sich auch eine Erkenntnis. So weit Michael wusste durften nur Jedi und sehr wenige Andere den Planeten betreten. Er beruhigte sich mit der Tatsache, das Steven das sicher bedacht hatte. Hatte er das?
Bevor er sich noch weiter mit der Frage auseinandersetzen konnte, fielen ihm die Augen zu und er schlief ein.
[Mon Calamari System – Mon Calamari – Orbit - Frachter - Michael Aeren und Steven Crant]
[Lianna System – Lianna – Orbit - Frachter - Michael Aeren und Steven Crant]
"Aufwachen du Faulpelz, wie sind gleich auf Lianna."
Diese Worte und ein Stechen in der Seite ließen Michael aus seinem Nicherchen hochschrecken und sich hektisch im Aufenthaltsraum umsehen.
"Bevor wir auf der Oberfläche ankommen, möchte ich dir einen Vorschlag machen.", eröffnete ihm Steven. Der Vorschlag der darauf folgte gefiel Michael. Er beinhaltete das der Widerständler erst – mehr oder weniger - einmal ausprobieren sollte Jedi zu sein und sich danach entscheiden könne. Auch wenn Steven - und insgeheim Michael – anzweifelten das das erlaubt wäre, wollte ihm Steven diese Möglichkeit nicht verwehren.
Als sie das Schiff verließen und endlich ins Freie kamen, hörte Michael wie Steven seufzte. Anscheinend war er froh endlich wieder dort zu sein, wo für Jedi das Äquivalent zu „Zu Hause“ liegt. Endlich wieder in einer vertrauten Umgebung zu sein, das wünschte sich auch Michael sehnlichst. Aber manchmal musste man seine Bedürfnisse eben hinten an stellen. Nur ein Bedürfnis konnte sich jetzt nicht ans Ende der Reihe gesellen.
„Steven, ich weiß ja nicht wies dir geht, aber ich hätte Hunger und mir hängt langsam dieser Konzentratwürfelzeugs zum Hals raus.“
Der Jedi grinste. „Für einen unausgebildeten Machtsensitiven kannst du erstaunlich gut Gedanken lesen. Hier lang.“
Der Jedi führte seinen Begleiter durch die Gänge eines Nebengebäudes der Jedibasis. Er schien sich dort gut auszukennen. Oder er folgte einfach dem Geruch des Essens. Jedenfalls standen sie wenige Minuten später in einer Kantine.
[Lianna System – Lianna – Jedi-Basis - Kantine - Michael Aeren und Steven Crant]