~~~ Lianna-System ~ Lianna-City ~ Shopping-Mega-Plex ~ Club 5212 ~ mit Miranda unter Leuten ~~~
Oh, hoffentlich hatte die nette Bedienung, die sich als Miranda vorgestellt hatte, sie überhaupt verstanden. Die Musik wummerte so laut durch die riesige Discohalle, dass Jibrielle nicht einmal richtig verstehen konnte, was Miranda einem anderen, rumschreienden Kunden zubrüllte. Und zuvor hatte sie so abwesend gewirkt. Mit großen Augen und demonstrativer Geduldigkeit wartete Jibrielle und hoffte, dass Miranda sie nicht einfach wieder vergessen würde, und tatsächlich: Auf einmal wandte sich Miranda wieder mit dem intensiven Blick ihrer dunklen Augen Jibrielle zu, beugte sich zu ihr hinüber, um ihr etwas zu sagen. Jibrielle kam ihr auf ein paar Zentimeter entgegen und spürte den leichten Luftstoss, als Miranda ihr ins Ohr sprach:
"Okay ich hab was für dich, einen Corellian Sunrise, mega fruchtig und süß und total lecker!"
rief Miranda, sodass Jibrielle sie diesmal klar und deutlich verstehen konnte. Jibrielle nahm den Kopf zurück, blickte ihr ins Gesicht und nickte überdeutlich. Das klang doch sehr gut!
"Okay! Dann bitte einmal Corellian Sunrise, bitte!"
rief Jibrielle laut und deutlich, um es noch einmal zu bestätigen. Und kaum gesagt, machte sich die Barkeeperin daran, ihre Worte in die Tat umzusetzen. Hinter der Theke schnappte sie sich mehrere Flaschen nacheinander, mixte dies und jenes in einen silbernen Zylinder, der wohl zum Mischen benutzt wurde, und mischte so auf auffallend artistische Art zusammen, was wohl für einen corellianischen Sonnenaufgang vonnöten war. Sie musste wohl endlich mal ihre gelernten Mixkünste vor Publikum unter beweis stellen, dachte Jibrielle grinsend, warum sonst so eine Show? Als das Getränk schließlich fertig war, nahm Jibrielle es breit lächelnd entgegen, bedankte sich und nickte, um ihre Worte zu unterstreichen. Zum Glück brauchte sie sich wegen der Bezahlung jetzt keine Sorgen zu machen - in Clubs wie diesem war es üblich, dass man seine Eintrittkarte wie eine Kreditkarte benutzte und erst beim Verlassen die gesamte Rechnung am Ausgang beglich. Während Jibrielle schon den ersten tiefen Schluck des wirklich unverschämt fruchtigen Mixgetränks wegschlürfte, hörte sie Miranda irgendetwas zurufen, ohne die Worte genau ausmachen zu können - eigentlich war kaum mehr als das Wummern der Lautsprecher zu hören. Doch der Partytradition üblich, überspielt man nicht verstandenes einfach, und so rief Jibrielle Miranda ihrerseits etwas zu.
"Super lecker! Danke für den Tipp!"
Wirklich super lecker - und wohohoho ... ganz schön stark. Sofort war ihr der Alkohol, der sich hier wohl mehr als geschickt zwischen all der Süße versteckt hatte, in den Kopf geschossen. Na toll, dabei vertrug sie doch sowieso schon nicht soviel. Aber es schmeckte schon verdammt gut.
"Ich glaube aber, ich halt mich mit weiteren Sunrises eher zurück, sonst laufe ich heute noch in Schlangenlinien nach Hause!"
rief Jibrielle Miranda zu, musste dabei etwas dümmlich über die Originalität ihres Spaßes lachen, bemerkte dann, dass Miranda sie offenbar nicht nur nicht gehört zu haben schien, sondern auch schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt war. Natürlich, immerhin arbeitete sie hier und war im Stress. Die Peinlichkeit ihres Selbstgesprächs so unauffällig auffällig wie möglich überspielend, tat Jibrielle erst so, als würde sie sich intensiv umgucken, guckte sich schließlich wirklich konzentriert um und begegnete mit einem Mal mit ihrem Blick dem einer schwarzhaarigen, blassen Frau in einem schwarzen, engen Cocktailkleid und diesen magisch geschwungenen Augen, wie sie auch Sikiro oder Akemi eigen waren. Regelrecht überrumpelt von der Intensität des Blicks dieser fremden Frau riss der Augenkontakt für viele Sekunden nicht ab, während die Schwarzhaarige langsam auf dem Strohhalm ihres Drinks herumkaute, schließlich leicht grinste und Jibrielle zuzwinkerte. Ohhkay, dachte sich Jibrielle, drehte sich weg und beschloss, ohne genau zu wissen warum, wieder auf die Tanzfläche zu gehen. Der Corellian Sunrise war plötzlich auf magische Weise schon so gut wie leer und nachdem das Glas wirklich ausgetrunken war, bewegte Jibrielle sich auch schon wieder auf der Tanzfläche im Beat der Musik. Einem aufmerksamen Beobachter oder Stalker wäre nun aufgefallen, dass sie nun spürbar schwungvoller . mancheiner würde sagen, lasziver - tanzte, und welches Augenpaar auf dem Dancefloor zuvor vielleicht nur einen abschätzigen Blick auf die brünette Frau geworfen hatte, spielte nun gewiss eher mit dem Gedanken, die Undercoverjedi anzutanzen.
In dem alles umgebenden Nebel aus Rhythmus, Düften und Gerüchen verschiedenster Natur und echtem, künstlichen Partynebel bewegte Jibrielle sich nun unendlich entspannter als noch zuvor in der tanzenden Masse und genoss einfach den Akt an sich, das Gefühl, wie sich die Muskeln in ihrem Körper anspannten und ihre Bewegungen zu einer Manifestation der Musik wurden. Mit geschlossenen Augen drehte sie sich ein paar mal langsam um sich selbst, die Arme in die Luft gestreckt, dem langsamen Beat des mal etwas geschmeidigeren, melodischeren Song folgend, als sich plötzlich zwei sanfte, zierliche Hände auf ihre Hüften legten und sich ein Körper kaum spürbar von hinten an sie anschmiegte, wogend im Klang der Töne. Das Gefühl von Schreck und wohligem Kribbeln erfassten Jibrielle gleichzeitig, paralysierten sie für eine Sekunde, bevor sie sich langsam zu der fremden Person umwandte - die sich als die schöne Schwarzhaarige im schwarzen Cocktailkleid herausstellte. Die guten einen Kopf kleinere Frau sprach kein Wort, blickte Jibrielle nur intensiv, regungslos und doch irgendwie vielsagend in die Augen, hatte noch immer die Hände an Jibrielles Taille, die sich ja nur einmal um 180 Grad gedreht hatte, und bewegte sich in den Wogen der Musik. Sofort schoss Jibrielle die Hitze in den Kopf und zerstieb alle klar formulierbaren Gedanken. Was sich jedoch durchsetzte war der Fluchtreflex.
"Tsch-tschuldigung ..."
keuchte Jibrielle bloß, trat nach hinten, brach die Berührung mit der Fremden ab und bewegte sich zielstrebig durch die Menge davon. Irgendwann erreichte sie den Rand der Tanzfläche und nutzte einen Moment am Geländer, um sich zu sammeln. Was war dass denn gewesen? Naja, schon klar was das gewesen war, oder zumindest, was die Frau wollte. Oder? Woher wollte sie das eigentlich so genau wissen, fragte sich Jibrielle. Mit sowas hatte sie doch kaum Erfahrung. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, wie in einem anderen Leben, als sie mit einer Frau, als sie mit Chrystiane zusammengewesen war. Und das wars auch schon, Erfahrungen mit Frauen in dem Sinne hatte sie nicht. Wenn man diverse unangenehme Situationen und Zurückweisungen mal nicht mitzählte. Aber warum machte sie sich überhaupt Gedanken? War das nicht eh müßig? Seit Jace war sie mit niemanden mehr zusammengewesen und das war gut so. Sie hatte doch ihr persönliches Gelübde abgelegt und gedachte schon, sich daran zu halten. Das Fleisch war schwach, doch der Geist ist stark und so, jawohl. Sie konnte sich derlei Ablenkungen als Jedi nicht leisten. Sie war hier um zu tanzen und sich zu vergnügen - aber natürlich nicht auf diese Art. Sie konnte auch so Spaß haben, dachte Jibrielle, als sich gerade ein einsneunzig großer Kerl in ihr Blickfeld schob und sie mit großen Augen anguckte.
"Willste tanzen?"
fragte er in einer Mischung aus alter Galanterie und demonstrativer Lässigkeit. Na immerhin, dachte Jibrielle, lächelte und nickte dem Fremden zu. Dafür war sie hier, tanzen. Sie nahm die Hand des Mannes, der schon irgendwie gut aussah und - was noch wichtiger war - so wirkte, als ob er tanzten könnte, ignorierte den selbstreferenziell auf cool machenden Aufdruck auf seinem Shirt und ließ sich wieder in die wabbernde Menge führen. Die Musik war wieder schneller und so bestand kein Grund, sich anzufassen. Worüber Jibrielle sehr froh war. Die Jedi gab sich erneut ganz der Musik hin, pulsierte Lied auf Lied im Gleichklang zur Vibration in der Luft und suchte ab und versuchte ab und zu die Synchronisierung mit ihrem Tanzpartner, sonst könnte man es ja kaum als zusammen tanzen bezeichnen. Nach einiger Zeit startete der oder die DJs eine Art Countdown, bei dem es sich wohl um den Mitternachtscountdown handeln musste - warum auch immer dies von Bedeutung war. In vielen Bereichen der Party- und Clubszene ging der Spaß sowieso erst weit nach Mitternacht los, soviel wusste Jibrielle. Und sie hatte keinen Zweifel, zu welcher Sorte dieser Schuppen wohl gehören würde. Wie lange sie hier jedoch noch bleiben würde, bevor es an der Zeit war, wieder zum Orden zurückzukehren, damit sie am nächsten Morgen auch genug Schlaf bekrie-
"Du bist echt hübsch."
sagte der Typ auf einmal auf einmal, mit dem Jibrielle die letzte halbe Stunde getanzt hatte. Oh, dachte Jibrielle, sagte irgendwas von wegen und "danke" und lächelte leicht verlegen. Seine Stimme überraschte sie - sie klang viel plumper als der overstylte Look hätte vermuten lassen.
"Ich möchte dich jetzt küssen."
rief er Jibrielle über das Wummern des Countdowns zu und beugte sich bereits zu ihr herunter, als Jibrielle den Kopf nach hinten neigte und den Kopf schüttelte.
"Nein danke."
sagte sie laut und bestimmt, lächelte abwiegelnd und schüttelte den Kopf. Das wars dann wohl. Gleich trat sie von ihm weg und wandte sich zum gehen.
"Och komm schon, wir haben doch so geil miteinander getanzt. Du bist echt sexy, Babe."
rief er ihr nach, doch Jibrielle drehte sich lieber nicht noch einmal um, sondern bahnte sich ihren Weg durch die Leute. Ja toll, offenbar war hier so ziemlich jeder letztlich auf der Suche nach dem einen oder anderen Körper, der auf die eine oder andere Art seine Laken heißen sollte. Die Tanzfläche als Balzfläche. Apropros, sie brauchte mal eine Pause. Zum Glück hatte sie bereits einen der Sitzbereiche in der Gegend ausgemacht und so konnte sie sich schon bald in einer der vier oder fünf Sitzecken niederlassen, die allesamt in einem Halbkreis zum Teil aus Polsterbänken und Stühlen bestanden. Nur ein paar Sekunden zuvor hatte sie ein halbes Dutzend Partyhühner aus einer der seperaten Sitzbereiche erhoben, weswegen Jibrielle nun eine nur für sich hatte. Sie ließ sich auf dem Polster einer der Bänke nieder, stützte den Kopf auf die linke Handfläche, sah sich ein bisschen um, sah aber in Wirklichkeit nichts, ging sie doch mehr ihren Gedanken nach. Vermutlich war der Abend jetzt an seinem Ende angelangt - genug Spaß gehabt, genug angebaggert wurden, genug Frust gehabt. Ein klassischer Partyabend eben. Und der Drink wirkte auch immernoch vor - und Jibrielle sah auch keinen Grund, noch einen weiteren zu trinken. Nebenbei inspizierte sie die Leute in den anderen Sitzecken. Hier saßen drei Rodianer, offenbar sturzbetrunken, und lachten sich halb zu Tode. Da saßen ein paar männliche sowie weibliche Twi'lek, die offenbar heftig miteinander flirteten und keine Augen mehr für die anderen Turteltauben in ihrer Runde hatten. Und in der anderen Sitzecke wurde heftig rumgemacht. Hier hatte man das Flirten längst hinter sich gelassen. Stattdessen waren Gliedmaßen ineinander verschlungen, aneinander gepresst und Lippen saugten an anderen Lippen, Wangen, Nacken. Eine blonde Frau und ein brünetter Kerl saßen zu beide Seiten von einer Schwarzhaarigen, bedeckten sie mit Küssen, küssten mal einander, waren doch aber beide am meisten an der blassen Schönheit in ihrer Mitte interessiert - die Jibrielle auf einmal als jene eine im schwarzen Cocktailkleid erkannte, jene mit den magisch geschwungenen Augen. Schon wieder wurde Jibrielle irgendwie heiß - und nach einigen Sekunden bemerkte Jibrielle schließlich, dass sie dem Trio nun schon seit etlichen Augenblicken bei ihrem Treiben zuschaute. Oder besser gesagt, starrte. Irgendwie konnte sie ihrem Blick nicht von ihnen wenden. Und vor allem nicht von der Schwarzhaarigen, deren enges Kleid durch die sich aneinander reibenden Körper im Augenblick eher wie eine zweite Haut aussah. Langsam wanderte Jibrielle Blick über ihre Hüfte die Rundungen des zierlichen Körpers hinauf, zu ihrem Nacken, dem sich leidenschaftlich bewegenden Wangen und den dunklen Augen - die Jibrielle anstarrten. Erschrocken und ertappte wandte Jibrielle den Blick sofort ab, spürte den Reflex sofort zu verschwinden, aus der Sitzecke hinaus, irgendwohin wo sie sich weniger wie eine furchtbare Spannerin vorkommen würde, irgendwohin wo-
"Hey! Wie hat dir mein Werk geschmeckt?"
fragte sie Miranda, die Barkeeperin, die auf einmal neben ihr in der Sitzecke saß und erstaunlich gut gelaunt dreinblickte. Jibrielle blickte sie überrascht an und brauchte einen Moment, um sie wiederzuerkennen. Ihr Outfit hatte sich komplett geändert. Sie trug nun ein rotes Oberteil und eine dunkle Lederjacke darüber. Ihr Haar war nun offen und viel in einer beträchlichen schwarzen Mähne über ihre Schultern. Und eine große dunkle Brille saß auf ihrer Nase und schien nochmehr aufmerksamkeit auf ihre perlenen Augen zu werfen. Das Licht und Musik war hier in den Sitzecken etwas gedämpfter, weshalb Jibrielle nicht nur Miranda recht klar und deutlich verstanden hatte. Mirandas Gesicht war auch halb im Dunkeln; das vielfarbige Licht fiel in seitlichen Strahlen auf ihre Züge, ihre nun sichtbar vollen Lippen warfen große Schatten.
"Hey! Ja, hat wirklich klasse geschmeckt."
entgegnete Jibrielle, warf unauffällig einen Seitenblick auf das Trio, ob sie noch immer beobachtet wurde, konnte aber nicht wirklich was erkennen, und wandte wieder ihre Aufmerksamkeit Miranda zu. Die einzig echt sympatische Person, mit der sie hier gesprochen hatte. Warum nun aber der andere Aufzug? Hatte sie Feierabend?
"Feierabend? Du siehst jetzt so anders aus."
meinte Jibrielle, deutete leicht mit dem Finger auf Mirandas ganze Gestalt und lächelte.
"Coole Brille."
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