Markus Finn
Jedi-Wächter
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Der junge Mann, dem Markus gegenüberstand, schien erst zu zögern, als er ihm seine Frage stellte. Vermutlich steckte mehr dahinter, als nur ein kleiner, misslungener Plausch zwischen den Schülern. Vielleicht waren sie allgemein Konkurrenten. Allerdings musste der Corellianer nicht lange Vermutungen anstellen, denn der Padawan oder Anwärter - was immer er war - erzählte ihm seine Geschichte in Kurzfassung. Der Jedi hörte aufmerksam zu, um alle Einzelheiten, die der Junge preisgab zu erfahren und zu behalten.
Es war nicht zu übersehen, dass sich Kaiba, als der er sich am Ende vorstellte, für die ganze Sache schämte. Zumindest wollte er nicht, dass Markus dadurch einen schlechten Eindruck von ihm gewann. Außerdem schien er für den unangemessenen Konflikt bereits getadelt und bestraft worden zu sein. Dieses Maß an Härte wurde scheinbar nicht allen Padawanen zuteil, denn der Zabrak hatte nicht so gewirkt, als wäre er für das Vergehen gerügt worden, sonst hätte er sich hier wahrscheinlich nicht so feindselig und schadenfroh verhalten.
Markus warf immer wieder einen prüfenden Blick zu den Schülern, die gerade den Parcours absolvierten. Es war nicht zu übersehen, dass Shana bereits überholt wurde und auch die kleinen Meinungsverschiedenheiten und Sticheleien blieben ihm nicht fern, doch noch schien es nicht nötig, dort einzuschreiten. Dass Padawane vereinzelt so feindselig waren und das Konkurrenzdenken derartig ausgeprägt, hatte der Jedi-Meister eigentlich nicht erwartet. Lag es an den Zeiten, die sie momentan durchlebten? Andererseits war er damals doch nicht anders gewesen. Es gab immer und fast bei jedem Schüler - außer es handelte sich um wahre Musterschüler - kleine Ausschreitungen im Verhalten. Dafür waren sie alle Schüler. Sie lernten noch und aus Fehlern lernte man bekannterweise genug.
Ein weiteres interessantes Detail der Geschichte war, dass Kaiba wohl noch vor kurzem der Schüler von Chesara gewesen war. Dies hatte sich geändert, denn er hatte eine Entscheidung für sich getroffen - Sie passten nicht zusammen. Der Corellianer hob das Haupt etwas und schürzte nachdenklich die Lippen. Er sprach kein Wort, wollte Kaiba erst einmal aussprechen lassen, aber insgeheim machte er sich schon seine Gedanken dazu. Chesara war ein friedliebender Mensch und dennoch hatte auch er als Padawan mit ihr gestritten. Sie legte großen Wert auf Anstand und die Tugenden der Jedi. Als Schüler musste man sich fügen, seinen Zorn zügeln und versuchen sich nicht von Emotionen beeinflussen zu lassen. Er selbst hatte oftmals seine Probleme mit dieser Einstellung gehabt, obwohl sie richtig und wichtig war für die Jedi. Als Jugendlicher oder junger Erwachsener spielten aber auch noch andere Dinge eine Rolle. Man war allgemein leichter zu beeinflussen, fühlte sich schneller angegriffen, machte eben auch Fehler und zog Konsequenzen daraus. Das gehörte alles zu einer gesunden Entwicklung. Er machte Chesara im nachhinein keine Vorwürfe, weil er wusste, dass sie immer nur das Beste für ihren Padawan wollte. In manchen Situationen konnte sie sich nur nicht in den Heranwachsenden hineinfühlen und als junger Mann verstand man nicht immer, was nun eigentlich von einem erwartet wurde. In gewisser Weise sah er in Kaiba ein Spiegelbild von sich selbst. Nur dass er zeigte, dass er verstand, worum es ging. Er sah ein, dass er einen Fehler begangen hatte - Mark bezweifelte, dass er es in der Situation getan hätte.
"Du hast gerade eben das Richtige getan."
, kommentierte der Corellianer schließlich den Monolog. Aufmunternde Worte. Was sollte er sonst sagen? Der Padawan war bereits dafür getadelt worden, was in der Kantine geschehen war, hatte seine Strafe vermutlich bereits abgesessen und seine Schlüsse daraus gezogen. Er hatte für sich entschieden, dass er nicht mit der Rätin auskam und zweifelte nun daran, ob er überhaupt hierher gehörte.
Wenn Markus nun ebenfalls mit einer Moralpredigt angefangen hätte, hätte er den Jungen nur unnötig fertig gemacht, obwohl sich dieser ihm anvertraut hatte. Kaiba hätte ihm nichts von dem ganzen erzählen müssen. Er war nicht dazu verpflichtet Markus Rede und Antwort zu stehen und doch hatte er den Mut aufgebracht, die Wahrheit zu sagen, auch wenn er damit befürchten musste, weniger wertgeschätzt zu werden. Irgendwie schien es Mark ein wenig als Hilferuf. Warum sonst hätte sich der Junge ihm anvertraut? Er wusste nicht weiter, hing nach eigenen Worten in der Luft und hoffte vermutlich darauf, den Weg gewiesen zu bekommen - Auf welche Art auch immer.
"Ich werde dir nicht sagen, was du jetzt zu tun hast. Niemand kann dir das sagen, Kaiba. Du musst eigene Entscheidungen treffen und das ohne darauf bedacht zu sein, jemand anderem zu gefallen."
Dieser Rat war vielleicht nicht ganz das, was ein Jedi-Rat in dieser Situation gesagt hätte, aber Markus sah die Dinge etwas anders. Er hatte einiges durchgemacht in seinem Leben, hatte vielleicht allzu oft die falschen Entscheidungen getroffen und hatte es doch zu etwas gebracht. Es kam darauf an, wie man es anstellte, ob man sich weiterentwickelte oder auf der Stelle stehen blieb. Charaktere waren unterschiedlich, auch im Jedi-Orden. Es gab Wildfänge, die erst spät ihre Ausbildung absolvierten und jene, die schon als Jünglinge den Weg der Jedi einschlugen und damit schon mit ganz anderen Vorraussetzungen in diese Welt eintraten. Jedes Detail im Lebenslauf eines Mannes hatte Einfluss auf dessen gesamte Zukunft und es kam vor allem darauf an, wie man mit den Dingen umging und wie man auf gegebene Chancen reagierte.
Der Jedi-Meister warf einen Blick zu den trainierenden Schülern. In dem Moment meldete sich sein Kommunikator zu Wort.
Ein Blick darauf verriet ihm, dass es sich um eine Nachricht seiner ehemaligen Meisterin handelte. Er sollte bei Gelegenheit zur Krankenstation kommen, dann konnten sie sein Anliegen besprechen. Wunderbar!
Das kleine Gerät wurde wieder weggesteckt und der Corellianer wandte sich zurück an Kaiba.
"Ich muss mich entschuldigen. Wahrscheinlich dauert es nicht lange."
Er hatte nicht vor, Chesara lange warten zu lassen. Vor allem, da er schon den ganzen Tag versucht hatte, sie zu erreichen oder anzutreffen. Dennoch hatte er noch einen Rat, den er dem jungen Mann geben konnte:
"Folge deinem Gefühl - Du kannst gerne mit den anderen trainieren, um den Kopf frei zu bekommen."
Die Macht würde ihn leiten, da war Markus sich sicher. Dann wandte er sich ab, ging auf die Tür zu und winkte Shana noch kurz zu. Sie sah erschöpft aus, aber das durfte ihn in diesem Moment nicht tangieren.
"Mach schön weiter! Ich bin in ein paar Minuten wieder da!"
, rief er ihr zu und verließ anschließend den Trainingsraum, um direkt zur Krankenstation zu gehen. Er hatte sich den Weg halbwegs eingeprägt, musste unterwegs aber doch noch einmal bei zwei Schülern nachfragen, die ihm entgegenkamen. Mittlerweile trug er das weiße Handtuch zusammengerollt über beide Schultern und hielt sich mit den Händen an den beiden Enden fest. So betrat er die Krankenstation und hielt nach Chesara Ausschau. Sie würde sich sicher nicht an seinem verschwitzten Auftreten stören, kannte sie ihn doch eigentlich recht gut und wusste, dass er viel trainierte.
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