Lianna, Lola Curich - Jedi-Basis, großer Trainingsraum - Nevis, Tara und Brianna
Von Nevis wurde sie artig begrüßt. Brianna wusste, dass dies bei Kindern keine Selbstverständlichkeit war, obwohl sie sich mit dem gesamten Themenkomplex noch nicht in der nötigen Tiefe befasst hatte, jenseits der Tatsache, dass sie einen Echani mit der nötigen Blutreinheit benötigte, der ihr eine weibliche Stammhalterin verschaffen würde. Janus als Halbechani kam daher leider nicht infrage, obwohl seine Gene davon abgesehen einen vielversprechenden Eindruck machten. Ob man den Echani-Teil seiner DNA wohl isolieren konnte? Sicherlich war die menschliche Hälfte bestimmt nicht von nennenswertem positivem Nutzen und obendrein für die ganze Sith-Sache verantwortlich. Eine machtsensitive erstgeborene Tochter mit Hang zur Dunklen Seite konnte sie keinesfalls gebrauchen. Es musste also genau der richtige Samenspender sein, und um die Suche zu vereinfachen, musste dieser auch nicht identisch mit dem Mann sein, der mit ihr zusammenlebte, während sie nicht gerade auf Mission war, und sich um den Haushalt und die Kinder kümmerte. In den darüber hinausgehenden Planungen war die 26jährige noch nicht allzu weit fortgeschritten. Natürlich hatte sie einen groben Entwurf eines Lehrplans im Kopf: wann das Kind Laufen zu lernen hatte, den passenden Zeitpunkt für die ersten Motorikübungen, welche die junge Kae auf das später folgende Kampfkunsttraining vorbereiten sollten, und welche der Echani-Kraft- und Dehnübungen für Kinder welchen Alters geeignet waren. All dies musste generalstabsmäßig geplant werden – Kinder wurden schließlich nicht von alleine groß. Dass sie eine so wohlerzogene Tochter hatte, sprach daher sehr für Tara.
„Schön, dich kennenzulernen, kleine Nevis! Ich bin Jedi-Ritterin, also eine Art gute Fee, obwohl mich manche auch als Prinzessin bezeichnen,“
Erwiderte Brianna mit dem typischen übertriebenen Lächeln, welchem Erwachsene kleine Kinder aussetzten, und dem Grad Selbstironie, den man sich ihnen gegenüber leisten konnte. Zudem schien die kleine Togruta sehr von ihrem weißen Haar angetan zu sein, was der Echani natürlich schmeichelte. Als Togruta hatte sie selbst ja keins… und ihre Mutter berichtete der jungen Jedi-Ritterin sogleich den wahren Hintergrund ihrer Tochter.
„Verstehe. Das muss eine harte Zeit für dich gewesen sein…,“
Entgegnete die Silberhaarige betroffen. Sie spürte, dass Tara diese Angelegenheit nicht vertiefen wollte, weshalb sie ohne Umschweife zum geschäftlichen Teil übergingen. Dass die Togruta-Padawan die Grundlagen des Lichtschwertkampfs bereits beherrschte war eine gute Nachricht und wäre eine Wohltat im Vergleich zu der sich in diesen Dingen vorsätzlich blöd anstellenden Talery. Im Gegensatz zu dieser besaß Tara zudem die geistige Reife, um den Sinn der Ausbildung an der Waffe zu erkennen. In Briannas Augen zeichnete sich bereits jetzt ab, dass dieser Padawantausch der reinste Urlaub werden würde und das Bekenntnis, dass die Togruta es ihrem Meister nicht immer leicht gemacht hatte, ließ sie schmunzeln.
„Vor dem Hintergrund ist das allerdings nur zu verständlich, abgesehen davon braucht er das von Zeit zu Zeit,“
Diagnostizierte sie.
„Aber es ist gut, dass du dich in Sachen Lichtschwert eines Besseren besonnen hast. Natürlich handelt es sich bei einem Lichtschwert um eine potentiell tödliche Waffe – aber es ist eine, die nicht für den Angriff gemacht ist. Anderenfalls könnten Jedi genauso gut Blaster benutzen. Wenn ich jemanden angreife, benutze ich Hände, Füße, Ellenbogen, Knie, oder irgendein anderes Körperteil. Als Jedi verfüge ich zudem über genügend Machttechniken, die ich einsetzen kann, ohne einer Gegnerin bleibenden Schaden zuzufügen. Das kann ein Lichtschwert nicht, weshalb es in der Offensive eine Art letztes Mittel ist, welches ich nur einsetze, wenn ich in großer Gefahr bin oder mir anderweitig keine andere Wahl bleibt.“
Brianna machte eine kurze Kunstpause, während der sie Tara mit ihren großen, bläulich-silbernen Augen eindringlich ansah und sich fragte, was die Togruta wohl gerade dachte.
„Trotzdem benutze ich mein Lichtschwert oft, nur eben nicht zum Angriff. Zur Abwehr einer anderen Klinge, oder eines Blasterschusses, speziell jene, die auf Personen zielen, welche nicht flink genug sind, ihnen einfach auszuweichen, oder anderen Dingen. Es ist eine Waffe, die der Verteidigung dient, und weitaus öfter der Verteidigung anderer Personen als mich selbst. Einer der größten Waffenmeister des Jedi-Ordens hat einmal gesagt: ‚die Jedi benutzen Schwerter als Schilde‘, und gerade deshalb freut es mich, dass du deine Kenntnisse im Führen dieses, sagen wir Werkzeugs, vertiefen möchtest.“
Dass Tara bereit war, eine Jedi-Ritterin zu werden, bezweifelte die athletische Echani nicht. Sie wirkte reif und gefestigt und abgesehen davon, welche Ansprüche konnte der alte Mann schon groß an seine Padawane haben? Nicht, dass sie deren Fähigkeiten damit in irgendeiner Weise abwerten wollte… ihre Sorgen bezüglich des Lichtschwertbaus erinnerte die Ritterin an ihr eigenes Unterfangen, welches ja noch gar nicht so lange her war und an das sie auch nicht die besten Erinnerungen hatte, welche sie auch bereitwillig preisgab:
„Ich empfand es als schwierig. Hatte viel gelesen und die eigentliche Montage erwies sich ebenfalls als anstrengend. Die Unsicherheit, nicht zu wissen, ob am Ende all der Mühe je ein funktionierendes Lichtschwert dabei herauskommen würde, war das Schlimmste – obwohl, im Nachhinein besehen war es schon irgendwie machbar.“
Die Togruta schien das ihr überreichte Trainingslichtschwert kritisch zu mustern, als hoffte sie, auf diese Weise mehr über seinen inneren Aufbau zu erfahren, und trug den Wunsch an die silberhaarige Jedi heran, mehr als nur den grundlegendsten Lichtschwertstil lernen zu wollen, gerade als Jedi-Wächterin.
„Da hat er wohl recht. Eine Wächterin zu sein heißt, so wie ich es verstehe, vor allem, Andere zu verteidigen – schon sind wir wieder beim Schwert, welches als Schild dient. Ehrlich gesagt benutze ich aber nach wie vor Shii-Cho, den ersten Stil, öfter als alles andere.“
Brianna musterte die Noch-Padawan und überlegte, welcher Stil wohl zu ihr passen könnte. Noch kannte sie sie zuwenig, um eine definitive Aussage treffen zu können, soviel stand fest.
„Welche der sieben offiziellen Formen die beste für dich ist, wird sich zeigen, denke ich. Da Form VI und VII zunächst einmal zu fortgeschritten sind, verbleiben vier denkbare Kandidaten. Von diesen sind Form II und IV primär gegen andere Lichtschwertkämpfer ausgerichtet, und Form III und V eher gegen Blasterschützen. Formen IV und V sind aggressiver als III oder V. Ich sehe dich als am ehesten als Form III, also Soresu-Kämpferin, welches die defensivste von allen ist. Ihr Nachteil ist, dass sie zumindest in meinen Augen nicht wirklich nützlich gegen andere Lichtschwertkämpfer ist, und zudem wäre hier eher Janson der Experte, nicht ich,“
Erklärte die Sportlerin, die selbstverständlich darüber im Bilde war, welcher hochrangige Jedi welchen Stil beherrschte – ihr Anspruch an sich selbst war, sie eines Tages alle zu meistern. Da sie nun genug Theorie hinter sich hatten, war etwas Handfestes mehr als überfällig. Kontrolliert-elegant und katzenhaft bewegte sie sich zu einem der Böcke und entfernte die Medizinbälle, die sie vorhin darauf gestapelt hatte. Zurück bei Tara legte sie diese in mittlerer Kampfdistanz voneinander entfernt ab und stellte sich auf einen der beiden.
„Beinarbeit ist wichtig in jeder Kampfkunst,“
Erklärte sie – ihre muskulösen Oberschenkel und Waden hatte sie nicht von ungefähr.
„Und besonders, sicher zu stehen, während man die jeweilige Technik anwendet. Stell' dich bitte auf den Medizinball, um ein besseres Gespür dafür zu bekommen, und zeig' mir, was du schon gelernt hast. Ich möchte deine Grundtechniken sehen!“
Brianna aktivierte ihr Übungslichtschwert und erwartete Taras Angriffe, welche sie in identischer Weise erwidern würde. Auf diese Weise würde sie schnell sehen, woran es bei der Togruta haperte – abgesehen von der Standfestigkeit, was schon beinahe garantiert war.
Lianna, Lola Curich - Jedi-Basis, großer Trainingsraum - Nevis, Tara und Brianna