Lianna – Jedi-Basis, Ratssaal, mit Eowyn und Joseline
Wie konnte ein Frieden, der keiner war Hoffnung verbreiten? Ian selbst, der auf Frieden gehofft und dann unterschrieben hatte, war daran verzweifelt und jetzt verstand er nicht, verstand nicht. Nein, er verstand nicht, wie Joseline optimistisch bleiben konnte, mehr noch so voller … Verständnis. Begriff sie denn nicht, dass es Millionen Leben dahinraffen würde? Millionen. Tagtäglich und das, nicht zuletzt auch deshalb, weil er es versäumt hatte, sofort die Wahrheit zu sagen. Er verstand nicht und so sehr er sich um seine Fassung bemühte, er konnte nur scheitern. Ian wusste, wie Sith waren, wusste, dass sie spielten, wusste, dass sie logen, dass sie erbarmungslos jede Schwäche ausnutzen. Und was Joseline da tat musste ein Spiel sein, denn anders konnte Ian sich nicht erklären, dass sie so ruhig blieb. Ihn nicht schmähte, ihn nicht verachtete und noch immer kein Wort von Strafe gesprochen hatte.
Keine Probe? Das hier war keine Probe? Ians Herzschlag beschleunigte sich erneut, inzwischen so stark, dass es ihn schmerzte. Sie… log! Sie, sie musste lügen, er war zu verwirrt, zu aufgewühlt, um die Lüge zu erkennen. Es musste so sein. Es musste, es musste so sein. Dann aber sprach sie abermals von Hoffnung und nicht nur von irgendeiner Hoffnung, nein, sie sprach davon, dass es auch Hoffnung für ihn gab. Hoffnung für ihn? Hoffnung für Eowyn und ihn? Die leise Hoffnung, die er tatsächlich verspürte, die so vehement anklopfte, die Joseline nährte, sie stand in völligem Widerspruch zu dem, was Ian befürchtete und Furcht war kein Ausdruck für das, was er empfand. Joseline bot ihm etwas dar, nachdem Ian greifen wollte, dass er unbedingt greifen wollte, aber da war die andere Seite. Die Angst, dass sie log, die Angst, dass sie ihm die Hoffnung entzog und viel mehr war da die Schuld. Da war Sehnsucht nach einer Zukunft mit Eowyn, eine so unstillbar große Sehnsucht und dann war da diese Schuld, die Vergangenheit, die Last seiner eigenen Handlungen. Als Ian die Worte verlor, nicht weitersprechen, Eowyn nur noch ansehen konnte, ergriff sie das Wort und Ian sackte in sich zusammen, unfähig seine Tränen weiter aufzuhalten. Wie konnte sie sich eine Zukunft mit ihm wünschen, nach all dem? Und war ihr denn nicht bewusste, was sie da sagte, dass sie sich laut und vor Joseline zu ihm bekannte, zu ihm, einem Mörder? Ian starrte Eowyn einen Augenblick einfach nur an, den Blick voller Liebe oder Dankbarkeit? Einer Mischung? Er wusste es nicht und er musste seinen Blick von Eowyn losreißen, als Joseline das Wort ergriff, als sie genau das formulierte, was Ian befürchtete.
Es ist nicht richtig.
Wie konnte es auch richtig sein, wie? Wie konnte sie ihm Hoffnung und Zukunft in Aussicht stellen, nach all dem? Nach acht Morden, nach dem Virus, nach seiner Laufbahn als Sith. Und jetzt – jetzt erkannte sie es selbst. Es war nicht richtig. Nicht richtig. Nicht richtig.
Ian klammerte sich an dem Stuhl fest, versuchte zu verhindern, dass er von jenem rutschte.
Es war nicht richtig. Da hatte sie es gesagt, aber dann sprach sie weiter. Warum? Warum schweig sie nicht einfach? Sie konnte doch nicht erst eine Zukunft in Aussicht stellen, ihm versichern, dass all das keine probe war, um ihm dann zu offenbaren, dass es nicht richtig war. Das es nicht richtig war, dass er sich selbst eine Zukunft zugestehen sollte, das er… was?
Ich denke, das Erste was ihr tun solltet, ist euch selbst eine mögliche Zukunft zu zugestehen.
Fassungslos starrte er sie an, versuchte sich mit dem Ärmel seiner Kleidung, von den Tränen zu befreien. Er musste sie richtig sehen können, um zu erkennen, dass sie ihn nicht auf die Probe stellte oder, dass sie es doch tat. Aber da war kein Groll, da war nichts böses, nichts verräterisches, nichts was darauf schließen ließ, dass sie log. Nichts. Konnte sie es wirklich ernst meinen? Konnte er ihr diese Worte abnehmen, ihr Vertrauen, ihr einer Jedi?
Der Dunkelhaarige vermochte kaum, ihren weiteren Worten zu folgen, denn sein Gedächtnis, sein verstand wollte nicht mehr fassen. Konnte nicht mehr fassen. Einschätzungen, die nicht negativ ausfallen würden. Ein guter Eindruck. Eine… Zukunft? Die Freiheit, sein Leben so zu gestalten, wie und mit wem er es wünschte?
Ians Körper wurde von einem Zittern erfasst, denn was Joseline da offenbarte war so unfassbar, so untragbar, dass Ian es kaum verarbeiten konnte. Die Hoffnung, die so leise angeklopft hatte, die er so vehement zur Seite geschoben hatte, wollte Gewissheit werden. Aber hatte er nicht jede Zukunft ausgeschlossen? War er nicht sicher gewesen, den Tod auf Lianna zu finden? Der Republik ausgeleifert und exekutiert zu werden? Einfach schon deshalb, weil er es verdiente? Da Blut an seinen Händen klebte? Und doch, trotz allem, dennoch offerierte sie ihm diese Chance?
Eine Zukunft mit Eowyn. Die Freiheit, seine Zukunft mir ihr zu gestalten. Eine nicht verriegelte Arrestzelle, die Möglichkeit im Orden zu bleiben. Straferlass oder Strafmilderung und Nichtverfolgung?
Erneut klopfte die Hoffnung an, wollte endlich zur Gewissheit werden, die Sehnsucht stillen und die Tatsache, dass da noch immer kein Groll von Joseline ausging, keine Härte in der Stimme, machten es unmöglich, die Hoffnung nicht einzulassen. Er starrte zu Eowyn, dann zu Joseline, wollte sich erheben, wollte ihr danken, etwas sagen, irgendetwas, aber da dachte er an Allegious, erinnerte sich an seine Worte und da sackte er auf die Knie.
Außerhalb dieser Mauern werdet ihr mit niemandem darüber sprechen. Und ich werde es sicherlich wissen wenn ihr gedenkt dies doch zu tun, und zwar noch bevor ihr selbst ein solches Vorhaben als ein solches erfasst habt.
Gefahr. Er brachte sie alle in Gefahr. Er konnte nicht auf Lianna bleiben, er hatte es versprochen ja, aber konnte nicht. Er würde alle in Gefahr bringen. Würde Eowyn in Gefahr bringen. Die Morde auf Telos. Das Virus. Und jetzt Allegious, der ihn suchen und der jeden vernichten würde, der sich ihm in den Weg stellte. Hoffnung, Angst, Schuld. Abermals vermischte sich alles und es war zu viel.
„Ich kann nicht“, und Ians Worte waren kaum mehr verständlich, „ich… ich bringe alle in Gefahr. Allegious…“ Zusammenreißen. Er musste sich zusammenreißen, aber das war unmöglich. Unmöglich. „Ich kann nicht, ich möchte, aber… ich kann nicht.“ Erbarmungslos drückten ihn die Last der Schuld und die Last der Angst nieder und Ian war unfähig, dagegen anzukämpfen.
„Er wird mich finden.“ Dabei hatte Ian doch nicht Angst um sich. „Er wird wissen… er wird jeden vernichten, der mir etwas bedeutet. Ich bringe damit alle in Gefahr.“ Was er ohnehin schon getan hatte, denn er hatte unterzeichnet.
„Es tut mir leid“, presste er dann hervor, sah von Eowyn zu Joseline und wieder zurück. „Es tut mir so leid….“ Und dabei meinte er längst nicht allein das Virus. Aber verstand denn keiner, dass es nicht funktionierte? Nicht funktionieren konnte? Dass es zu viel war?
Lianna – Jedi-Basis, Ratssaal, mit Eowyn und Joseline