Lianna - Lola Curich - Jedibasis - vor dem neuen Gebäude - Eowyn, Kastalla, Aketos, Talery, Tenia und Rosita
Meisterin. Großmeisterin. Padawan. Tenia hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte, spürte aber doch, wie sie sich mehr und mehr verunsichert fühlte. Sie hatte etwas von den Jedi gehört. Aber nie etwas, von irgendwelchen andere Bezeichnungen davor oder danach. Schlicht und einfach Jedi. Es ließ sich vermuten, dass es sich hierbei um Ränge hielt, die etwas über die Position der jeweiligen Personen aussagten. Eine Hierarchie, oder etwas Ähnliches. Gedanken, die nicht im Entferntesten dazu beitrugen, dass die junge Frau etwas von ihrer Unsicherheit verlor. Die vor der Brust verschränkten Arme, schafften in dieser Situation reichlich wenig Abhilfe. Tenia, eigentlich kein Kind der Schüchternheit, fühlte sich schlicht und einfach überfordert, ja, sogar ein wenig fehl am Platz. Ohne zu wissen, wen sie hier überhaupt ansehen sollte. Unlängst hatte sie sich, ihrer eigenen Ansicht nach, bei Rosita in Misskredit gebracht und ein weiteres Mal wollte die Nullianerin nicht mit schlechtem Benehmen glänzen. Hier waren einfach zu viele verschiedene Wesen und mit ihnen, zu viele Eindrücke, derer sich die junge Frau bewusst wurde, gegen die sie sich aber nicht zu wehren vermochte.
Überhaupt wirkte hier alles surreal, ganz anders, als sie es sich vorgestellt oder zuvor gehört hatte.
Die Großmeisterin war über und über mit Staub bedeckt und insgeheim hoffte Tenia, die in einem ihrer liebsten Kleider hier war, dass sie nicht auch etwas tun musste, um so auszusehen. Sie hatte kaum mehr dabei, als das, was sie an ihrem Leib trug und das, was sich in ihrem Rucksack befand. Vielleicht war die Reise nach Lianna völlig überstürzt gewesen? Vor allem aber unüberlegt und wenig zukunftsorientiert.
Als Eowyn und Rosita dann noch von Hausierern sprachen und davon, ihnen eine andere Unterkunft und Arbeit zu verschaffen, war Tenia vollends verwirrt. Davon abgesehen, dass sie nie von einem Nikito gehört hatte, klang es in ihren Ohren doch sehr seltsam, Unbefugten auch noch Hilfe zu leisten, die sich, wie Schmarotzer an einem Ort einquartierten, an dem sie überhaupt nichts zu suchen hatten. So heftete die junge Frau ihren Blick weiterhin auf den Boden, damit ihr niemand die Missbilligung und die Verwirrtheit ansehen konnte. Sie erhob erst den Kopf, als die Großmeisterin sie direkt ansprach, um sie begrüßen.
Ob sich die Nullianerin hier wohl fühlen würde? Ihr Blick huschte nun doch einmal zu jedem Anwesenden und so wagte es Tenia, mehr als nur zu bezweifeln, dass sie sich an einem solchen Ort auch nur im Entferntesten wohl fühlen könnte. Vögel, Insekten und Pelztiere kannte Tenia von Null nur als Speise, nicht aber als intelligente Wesen. Umso erschreckender war es, hier welchen zu begegnen, die alles andere als dumm wirkten. Erschreckend, nicht beruhigend. Fragen hingegen hätte Tenia zur Genüge gehabt, aber sie hätte nicht einmal gewusst, mit welcher sie hätte beginnen sollen. Das alles war vollkommen neu und unbekannt für sie. Demnach waren da unzählige Fragen, vor dessen Beantwortung die braunhaarige sich eher fürchtete und das, obwohl sie eigentlich wissbegierig war.
„Nein, ich habe noch kein Quartier zugewiesen bekommen“, antwortete sie Eowyn so, noch immer verunsichert. Schließlich hatte die Nullianerin noch nicht einmal den Entschluss gefasst, überhaupt bei den Jedi zu bleiben. Noch weniger hatte sie geahnt, dass man bei ihnen wohnte. „Aber ich möchte Euch dennoch begleiten“,fügte sie dann schnell hinzu. Hätte sie das Angebot verneint, hätte sie sonst sicher auf dem Absatz kehrt gemacht, um desillusioniert zurück auf ihren Heimatplenten zu kehren. Eine Niederlage, die sie sich sicher nicht eingestehen wollte, war sie doch nach Lianna gekehrt um…
Um eine Jedi zu werden?
Um vor mir selbst davon zu laufen?
Um mir etwas zu beweisen?
… um sich zu beweisen, dass sie das Zeug dazu hatte, eine Jedi zu werden und das sie erwachsen genug war, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, nicht länger bei ihren Eltern zu wohnen und selbstständig zu werden.
Schließlich war es Rosita, die ihre Worte noch einmal an die junge Frau im braunen Kleid richtete, um sich von ihr zu verabschieden und ihr alles Gute zu wünschen. Ein wenig hilfesuchend blickte Tenia Rosita hinterher, die sich wieder auf alle Viere begeben hatte und den Raum verließ. Doch zuvor wandte sich Tenia noch an Eowyn. „Bitte entschuldigt mich einen Augenblick“, sagte sie dann, um sich ebenfalls umzudrehen. Sie durfte Rosita nicht einfach so gehen lassen. Vor allem dann nicht, wenn die Wahrscheinlichkeit bestand, sie noch einmal zu sehen. Schließlich hatte Tenia sich überhaupt nicht zu benehmen gewusst.
„Rosita“, rief sie dem kleinen Pelzigen Wesen hinterher, „Bitte wartet einen Augenblick.“ Und noch bevor die Andere den Raum gänzlich verlassen hatte, stand Tenia neben ihr, noch immer nicht genau wissend, was sie der Jedi nun überhaupt sagen sollte. Oder konnte.
Es tut mir leid.
Eine Entschuldigung wäre das gewesen, was am nächsten gelegen hätte. Aber diese Worte konnte Tenia nicht sagen. In Gedanken hingegen wiederholte sie die Entschuldigung noch einmal.
„Ich…“, begann sie, nur um sich lächerlich vor zu kommen.
Ich wollte mich entschuldigen.
Aber wollte sie das tatsächlich? Hatte sich nicht auch Rosita falsch verhalten?
„Ich wollte mich bedanken“, hörte Tenia sich stattdessen sagen, denn vielleicht waren Dank und Entschuldigung nicht weit voneinander entfernt und in jedem Fall konnte sie mit Dank nicht gänzlich falsch liegen, war es doch Rosita gewesen, die ihr weiter geholfen hatte. Sie versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte aber, dank ihrer Unsicherheit. Nachdem diese Worte aber über ihre Lippen gebracht waren, kehrte Tenia um, zurück zu Großmeisterin Eowyn.
Lianna - Lola Curich - Jedibasis - vor dem neuen Gebäude - Eowyn, Kastalla, Aketos, Talery und Tenia