~~~ Lianna-System ~ Lianna-City ~ Shopping-Mega-Plex ~ Öffentliches Groß-Aquarium ~ allein ~~~
Mirandas Schritte verhallten und außer dem sanften Dröhnen und Gluckern und der dämmrig bläulichen Beleuchtung war da nichts mehr. Jibrielle strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, schaute auf die ferne Dunkelheit, wo niemand zu sehen war. Ein Finger berührte die Haarspange, Mirandas Haarspange. Ein Impuls traf Jibrielle ihr nachzulaufen, ihr die Spange zurückzugeben. Doch reichte es nicht, um sie vom Fleck zu bewegen. So wüsste Miranda immerhin sofort, dass sie die Jedi, die sie für eine Lehrerin hielt, wohl nicht wiedersehen würde. Jibrielle seufzte und blickte auf die Visitenkarte in ihrer Hand. Neben ein paar ordentlich gedruckten Daten war darauf eine Adresse gekritzelt, in der Handschrift, die entweder einer surrealistischen Künstlerin oder Gehirnchirurgin gehören musste. Hatte Miranda ihr überhaupt richtig zugehört, zuhören wollen? Dass Jibrielle es bei einer Freundschaft belassen wollte? Es war zwecklos. Die Jedi-Ritterin löste die Haarspange, steckte sie in die Hosentasche und zerknüllte mit der anderen Hand die Visitenkarte. Es war Zeit, nach Hause zu gehen und den Abend unter der Kategorie "Verrückte Kuriositäten" einzumotten. Sie blickte sich nach einem Mülleimer um, doch weit und breit war keiner zu sehen. Das Gesicht verziehend, warf sie das Knäul neben die Bank, ging ein paar Schritte Richtung Ausgang, schaute dann jedoch zurück auf das Knäul, wie es da lag und das Aquarium vermüllte. Jibrielle fluchte innerlich, als sie die zerknüllte Visitenkarte wieder aufhob und in ihre große Handtasche steckte, in er noch immer ihre gewöhnliche Jedi-Zivilkleidung und Gaara, ihr Lichtschwert, verstaut war.
Der Weg zurück schien auf einmal wie die Flucht aus einem Labyrinth. Irgendwie hatte es der Shopping-Multi-Plex geschafft, in der Nacht mehr und mehr in einen Dschungel unüberschaubar verworrener Gänge zu mutieren und nach gefühlt einer weiteren Stunde war Jibrielle endlich draußen und musste sich nun bemühen, einen Taxi-Gleiter zu erwischen.
In einer Sache hatte Miranda wirklich recht gehabt: Die Alkoholisierung und Müdigkeit hatte ihren Tribut verlangt, einen massiven Tribut in Wahrnehmung und klarem Denken. Ein dicker schleier aus Trübheit und Trockenheit hatte sich auf Jibrielles Augen gelegt, die sie nun mit Mühe halboffen hielt. Ihre Glieder schienen ähnlich wie bei einem Muskelkater völlig außerstande, sich noch vernünftig anzustrengen und so war Jibrielle froh, dass schon das dritte Taxi auf ihren gestreckten Arm reagierte. Ohne nennenswerten Schwung warf Jibrielle die Tasche auf die Rückbank und nahm direkt daneben Platz. Zum Glück hatte sie die Adresse des Ordens memoriert und konnte so dem Fahrer ihr Ziel mitteilen, ohne das Wort "Jedi-Basis" in den Mund nehmen zu müssen.
Kraftlos und gegen den Schlaf ankämpfend lehnte Jibrielle gegen die Scheibe der Tür und starrte hinaus, während die Lichter der Metropole in wirren Farben auf dunklem Grund an ihr vorbeirauschten. Alles war unwirklich, surreal, als wäre sie schon in einem Traum. Jeder Eindruck war gefiltert, dumpf, ohne Schärfe oder Tiefe. Das wars, dachte Jibrielle zu sich, nie wieder Alkohol. Es war ein lehrreicher Abend gewesen - sie wusste jetzt, dass sie sowas lieber nie wieder tun sollte. Sie war nicht nur offenbar nicht für das sogenannte Nachleben gemacht, es war auch nicht gut für ihr neues Leben, das ja gar nicht mehr so neu war. Sie war jetzt eine richtige Jedi, nicht mehr nur eine Schülerin, die sich durch ihre Unerfahrenheit rausreden konnte. Sie hatte Verantwortung. Sie irgendwo ohne Mission inkognito rumzutreiben brachte nur Lügen und Scham mit sich. Und es brachte sie zu merkwürdigen Begegnungen. Und Handlungen, Handlungen die sich verbaten und an die Jibrielle auch wirklich nicht mehr denken wollte. Die Wärme des Gleiters legte sich wie eine samtene Decke auf Jibrielles Haut und die Jedi spürte, wie ihr ein unangenehmer Schweiß ausbrach. War die Dummheit mit Jace damals nicht genug gewesen, fragte sich Jibrielle mit Blick auf die Ufer des Lona Cranith River. Jetzt mit Abstand wirkte das alles noch alberner. Miranda war ihr ja ganz nett vorgekommen, aber eigentlich war sie doch nur ein sehr lauter, unüberlegter und impulsiver Mensch. Ihr mittelmäßiges Aussehen - ob mit oder ohne kantige Brille - konnte auch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sie Jibrielle den ganzen Abend ganz schön bedrängt hatte, ohne echte Vorstellungen über ihr Leben nur irgendwelchen Träumereien nachjagte und ein ganz schön loses Mundwerk hatte. Es war also wirklich nicht schade drum, dachte sich Jibrielle und schloss die Lider für einen Augenblick.
"Wir sind da."
quiekte der Fahrer, dessen großen, wie ein Kristall leuchtenden Rodianeraugen Jibrielle nun anstarrten. Die Jedi rappelte sich auf, nuschelte ein "Dankeschön", fummelte die nötigen Credits aus der absurd engen Hosentasche und zwängte sich aus dem Taxi hinaus. Zielstrebige Schritte über gleichgültige, weder warme noch kalte Wege, durch Türen, über Flure, das Klicken der eigenen Zimmertür. Taube Hände, die sich irgendwie wie die einer Fremden anfühlten, die ungeschickt die Weste abstreifen, die drei Versuche brauchen, das T-Shirt über den Kopf zu ziehen, die beim aus der Hose zwängen sie fast zu Boden stürzen ließen und die für den tatsächlich apricot-farbenen BH und Slip keine Kraft mehr hatten. Dann endlich, die seglich weichen, stummen, urteilsfreien Kissen und Lacken. Und das Schnarchen, dass bei Alkohol schonmal vorkommen konnte.
Wie auf ein geheimes Zeichen war Jibrielle mit einem Male wach, blickte klaren Blickes an die Sonnenüberflutete Decke. Es fühlte sich irgendwie nicht stimmig, nicht richtig an, dass da keine Spur eine Katers war. Allein von diesem Met hätte ihr Schädel wie in zwei gespalten sein müssen. Immerhin fühlte sie sich sonst ziemlich eklig, voller altem Schweiß, wie von einer Staubschicht bedeckt. Mit einer verblüffenden Klarheit kehrten die Erinnerungen an den letzten Tag zurück, wenn auch jedes Bild des Abends wie durch ein merkwürdiges Buntglas geknipst aussah. Jibrielle richtete sich auf. Immerhin fühlte sie etwas von ihrem Kater in den Muskeln ihrer Schultern, in den Gelenken und im Gesäß. Warum auch immer. Ihre Unterwäsche fühlte sich indes wie festgeschnürtes Seil an, aus dem sie sich nur zugerne befreite, um sich unter die Dusche zu schleppen. Wie ein kleiner Resetpunkt, dachte sich Jibrielle, dieses Duschen. Als würde Frische und Neuheit über den Körper gespürt, der alten Schweiß von der Haut und Linderung auf die Druckstellen der Unterwäsche spühlte.
Jibrielle drückte ihre Stirn gegen die angenehm kalte Wand der Duschkabine und ließ sich das Wasser über den Rücken laufen. Dass es sich zunehmend abkühlte, gefiel ihr sehr. Warum nur, war die Erinnerung an den letzten Abend, oder das Gefühl daran, nur so unangenehm? Hatte sie sich selbst so falsch eingeschätzt. Der schmierige Typ in der Bar, die exotische, kleine Schönheit mit den verbotenen geschwungenen Hüften, dem schwarzen, schulterlangen und spiegelglatten Bob. Miranda mit der irgendwie niedlichen Brille und den abgrundtief dunklen Augen. Hatte sie sich ihrer eigenen Biologie, ihrem Körper etwas vorgemacht? Versuchte da irgendein Instinkt ihr schon wieder das Leben schwer zu machen, sie zu Fehlern zu treiben? Konnte sie sich davon beherrschen lassen? Musste sie sich einfach mal wieder frei machen davon? Jibrielle ließ ihre Gedanken treiben.
Ihre Finger tasteten nach dem Wassergriff, drehte ihn auf wärmer, noch wärmer, heiß. Sie spürte das angenehm glühende Nass über ihre Schulterblätter fließen, drückte den Oberkörper gegen die noch immer kühle Wand, sodass ihr ein Schauer über die Haut jagte. Sie dachte erst an die Blonde mit den weißen Augen, an Joseline, an ihre vermutlich alabasterweißen, freien Schultern. Doch sofort verscheuchte sie das Bild, das heutzutage noch verdammt unangemessen war als früher. Noch für einen kurzen Moment strich sich ihre Hand über den Bauch, als wollte sie sich einfach da festhalten - doch eben nur kurz. Ein anderes paar schneeweißer Schulterpaare kamen Jibrielle in den Sinn. Ab und zu wollte sich die Hautfarbe verändern, den Ton von Vollmilchschokolade annehmen, doch ließ Jibrielle dies nicht zu, erschuf das Bild mit den exotisch geschwungenen Augen, der rundlichen Stupsnase und den verboten geschwungenen Hüften vor sich. Sie stellte sich jeden Quadratzentimeter ihrer Haut vor, aber auch ihren ganzen Körper, der kleiner war als sie selbst. Sie dachte an streichende, reibende und fordernde Hände und Lippen, während sich die Hitze in Jibrielles Geist immer weiter hochschaukelte, die Konzentration immer schwieriger wurde und am Ende über allem das Bilder dieser unglaublichen schwarzen, langen, gewellten Haare, die sich noch seidiger anfühlten, als sie aussahen.
In ihr Trockentuch gewickelt stand Jibrielle vor dem Spiegel und stellte mit Ernüchterung und einer gewissen trotzigen Freude fest, dass ihr Haar wieder so wellig war wie eh und je, als hätte es ein Glätteeisen nie gegeben. Gereinigt und von einer süßlichen Zartheit am ganzen Leib beseelt, waren ihren Gedanken angenehm klar, beruhigt. Und doch fühlte sie sich nicht weniger betrübt als in der Minute, als sie heute das erste Mal die Augen aufgeschlagen hatte.
Der Plan für den heutigen Tag war klar: Sie musste wieder aus der ganzen Ausnahmesituation mit Reise-Jet-Lag und Normalo-Leben Nostalgie heraus, musste wieder Ordensluft schnuppern, ein bisschen dolle Trainieren, Meditieren, vielleicht mit Leuten reden. Vielleicht mit Rin. Ihre Padawan, Nylia, wollte sie heute erstmal noch in Ruhe lassen. Sie hatten die letzten Wochen lange genug aufeinandergehockt und außerdem standen Nylia noch immer die zwei freien Tage zu, die Jibrielle ihr versprochen hatte - so gerne sie sich jetzt auch in die Ausbildung gestürzt hätte. Aber gut, also erstmal ein bisschen Schwerttraining. Die Jedi-Ritterin schlüpfte in Trainingsklamotten, die entgegen ihrer sonstigen farblichen Präferenz aus einer dünnen, elastischen schwarzen Sportlegins und und einem türkisen Tanktop bestand. Den haselnussbraunen Haarschopf zu einem hoch ansetzenden Pferdeschwanz gebunden marschierte Jibrielle voller Tatendrang zum Bett zurück, um Gaara zwischen all ihren Klamotten hervorzukramen. Doch sie fand ihn nicht. Die Erkenntnis sickerte wie Teer in ihren Verstand. Ihr Lichtschwert war einfach nicht da. Es war weg. Es war verloren. Es war in der Tasche, ihrer Tasche, die sie garantiert schlichtweg im Taxi liegen gelassen hatte. Einfach so. Sie hatte ihr Lichtschwert verloren.
"Oh Kacke! Oh Kacke, oh Kacke, oh Kacke, oh Kacke, oh Kacke, oh Kacke, oh Kacke!"
keuchte Jibrielle vor sich hin. Auf einmal fiel ihr das Atmen sehr, sehr schwer. Die Hände an die Seiten ihren Kopfes drückend setzte sie sich auf die Bettkante und sah ihr Leben vor ihren Augen zerbrechen. Wie hatte ihr das nur passieren können? Sowas durfte einfach nicht passieren? Das war eine gefährliche Waffe und sie hatte sie ... einfach so verloren? Das schrie nach vorzeitigem Ruhestand. Am besten übergab sie sich gleich den Behörden, für all die Verbrechen die mit Gaara nun verübt werden würden. Bestimmt hatte der Taxifahrer die Waffe längst verkauft, auf dem Schwarzmarkt. Halt! Der Taxifahrer, der Rodianer! Sie würde ihn doch gewiss wiedererkennen, oder? Außerdem, wieviele Rodianer konnte es hier schon geben? Und es war ja erst einige Stunden her, vielleicht hatte er die Tasche noch bei sich. Vielleicht hatte er sie auch einfach als Fundstück in der Taxizentrale abgegeben! Schon nach der Hälfte der Gedanken war Jibrielle wie ein Pfeil aus dem Zimmer geschossen. Innerhalb weniger Minuten war sie auf der Straße und winkte ein anderes Taxi herbei. Mit einem solchen Schwung schleuderte sie sich selbst auf den Rücksitz und die Tür ins Schloss, das die menschliche Fahrerin verärgert schimpfte.
"Ja, wollt ich nicht. Bitte fahren sie mich zu ihrer ... ähm Zentrale. Sie sind doch nicht selbstständig, oder wie das heißt."
"Schon, ja. Aber wollen sie was bestimmtes von unserer Firma? Es gibt ja mehrere Taxiunternehmen hier. Und fast alle davon haben ohnehin ihr Büro und Garage in Lola Curich."
"Dann fahren sie mich dahin!"
Diese lukrativ lange Fahrt ließ sich die gute Frau nicht zweimal auftragen. Mit einer unglaublich ungeduldigen Jedi auf den hinteren Sitzen rauschte der Gleiter davon, in die Tiefen Lianna Citys hinein. Bei der ersten Verkehrsbrücke überquerten sie den Lona Cranith River, dem Jibrielle letzte Nacht noch gedankenlos und bescheurt auf die Ufer geblickt hatte, anstatt sich ihre Tasche fest an die Brust zu drücken. Viel wusste Jibrielle nicht über Lola Curich, außer dass es praktisch die zweieiige Zwillingsschwester von Lianna City war und beide zusammen eigentlich die echte, gewaltige Metropole des Planeten abgaben. Letztlich kannte sich Jibrielle hier aber genauso schlecht aus, wie auf der anderen Seite des Flusses.
"Ähm, arbeiten bei ihnen auch viele ... ähm Nichtmenschen?"
fragte Jibrielle vorsichtig nach. Die Antwort mochte sie am liebsten nicht hören.
"Nein, der Boss ist zugezogen. Er stellt nur unseresgleichen ein."
Jibrielle stöhnte laut auf und warf sich gegen das Rückenpolster. Wie sollte sie Gaara nur wiederfinden, ihr Schwert, ihr kanariengelbes Leuchten, ihren Seelenkristall. In dieser Stadt, eine Nadel im Heuhaufen. Eine Nadel ... die wie ein Licht im Dunkeln puckerte, nach ihr rief. Einer Ahnung der Macht folgend, streckte Jibrielle ihre Sinne in alle Himmelsrichtungen aus, warf ein Netz über soviele Meter und wenn nötig Kilometer aus, soweit sie konnte, gerade dick genug, um ihr Kanariengelb wiederzufinden. Und tatsächlich, da war es! Ein breites Grinsen und die größte Erleichterung zwischen Mon Calamari und Coruscant legte sich auf Jibrielles Herzen. Sie hatte Gaara gefunden!
"Die Nächste links!"
"Was? Ich dachte sie woll-"
"Die Nächste links, bitte! Geradeaus, danach dann rechts!"
Ohne weitere Gegewehr heizte die Fahrerin den Gleiter dem neuen Ziel entgegen. Nach den denkbar längsten fünf Minuten seit Menschengedenken stoppte das Gefährt und Jibrielle bezahlte mit den Credits, die sie zum Glück beim Rausstürmen aus dem Zimmer noch mitgerissen hatte. Jibrielle reckte den Hals, den Pferdeschwanz über ihre Schulterblätter streichend, und sah das groß aufragende Wohngebäude mit seinen hunderten Wohnungen vor sich. Gaaras Präsenz glühte da oben vor sich hin, rief nach ihr. Es war in Bewegung. Jemand war mit Gaara unterwegs. Wie aus dem Blaster geschossen rannte Jibrielle durch die Eingangstür. Der Lift war außer Betrieb. Na klar! Aber egal. Mit einer unheimlichen Ekstase und innerlichen Erleichterung jagte Jibrielle die Treppenstufen hoch, nahm eine nach der anderen, die Erwartung gigantisch. Jetzt konnte nichts mehr so schlimm sein - egal wer Gaara hatte, sie würde ihr Lichtschwert zurückholen. Jibrielle riss die Tür zu der richtigen Etage auf, sprang hindurch. Am Ende des Flures stand er, der Rodianer, stand mit leicht gekrümmten Rücken vor einer Tür, die Tasche in der Hand, drückte auf eine Türklingel.
"Hieeer!"
rief Jibrielle und rannte auf den guten Mann zu. Als er sie wiedererkannte, lächelte er und steckte ein Stück Flimsiplast in die Tasche.
"Oh. Da sind sie ja. Waren sie weg? Ich wollte ihnen ihre Tasche vorbeibringen. Die Adresse fand i-"
"Ist schon gut. Geben sie einfach her. Dankeschön! Sie sind der Beste! Wie kann ich ihnen nur danken?"
sagte Jibrielle, die die zurückgewonnene Tasche an ihren Bauch drückte und mit der anderen Hand leidenschaftlich die Hand des wohl schon etwas älteren Rodianers schüttelte.
"Och, ist nicht nötig. Gern geschehen. Ich war gerade in der Gegend. Und ich war ja auch mal jung und hab ein bisschen zu tief ins Glas geguckt. Einen schönen Tag noch!"
meinte der gute Herr und trat nur wenige Schritte weit in den Aufzug, der jetzt natürlich ging. Jibrielle, noch völlig aus der Puste und nicht zu knapp am schwitzen, winkte ihm, bis sich die Aufzugtüren schlossen, und kramte daraufhin sofort in ihrer Tasche. Da war es, Gaara! Der Macht sei Dank! Unsägliche Entspannung überschwämte Jibrielle. Da lag es, lachte sie an, glänzend und wunderschön. Da lag es, gleich neben einem zerknitterten Stück Flimsiplast. Dann hörte sie ein Laut der Überraschung und blickte auf. Miranda stand vor ihr in der geöffneten Wohnungstür. Jibrielles Geist wurde von einem Laster getroffen.
"Hi."
sagte sie reflexmäßig und vermutlich zu künstlich und überdreht klingend. Sie blinzelte. Sie hatte das Stück Flimsiplast in der Hand, die Visitenkarte. Sie sah darauf. Blickte wieder auf.
"Das ... ist also deine Adresse. Wie ichs mir dachte. Na klar ... hast du ja drauf geschrieben."
sagte sie und lachte über ihre eigene Schuseligkeit, und wenig überraschend sehr überzeugend. Na klar. Der gute Herr wollte ihr die Tasche vorbeibringen. Er war gerade in der Gegend.
"Ich war gerade in der Gegend."
fügte sie hinzu, so als würde das irgendwas erklären. Miranda schien offenbar nicht weniger überrascht als die Jedi, die nun in Sportklamotten verschwitzt vor ihrer Tür stand und so tat, als überrasche sie hier gerade gar nichts. Die DJane wandte sich sich entschuldigend kurz von der Tür ab, schloss sie bis auf einen Schlitz. Die Sekunden die sie brauchte, um wieder die Tür zu öffnen und Jibrielle fragend anzublicken, hatten gereicht, damit das mit Adrenalin geschwängerte Gehirn der Jedi-Ritterin mit einem Plan aufwarten konnte. Er war besser als nichts, er war vielleicht glaubhaft. Warum auch immer sie nicht einfach sich davon machte, war doch eigentlich scheißegal, was die da dachte. Naja.
"Ich dachte mir so: Alles klar. Wenn Miranda will, dass wir uns besser kennen lernen - das wir Freunde werden - warum dann nicht. Sie ist es ja wert. Also bin ich hier."
sagte sie und grinste ein bisschen doof. Sie guckte an sich herunter. Sie versuchte etwas gelassener und normaler zu reden, als sie Miranda wieder ansah.
"Lass uns Sport machen. Wollen wir ein bisschen laufen?"
~~~ Lianna-System ~ Lola Curich ~ Vorort ~ Großes Wohngebäude ~ vor Aldridges Appartment ~ mit Miranda ~~~