Brianna Kae
Silbermähne
In den Bergen - Kestrel, Cal (der Stille), Brianna
Nachdem Brianna Kestrel gesagt hatte, wie lange sie schon bei den Jedi war, erzählte diese aus ihrem Werdegang. Anscheinend war sie noch nicht lange Ritter, was sie auch überrascht hätte, wenn es anders gewesen wäre, vom Alter her, aber auch so. Tatsächlich war sie noch sehr jung. Die Echani weitete die Augen, als sie hörte, dass die Ritterin schon einmal in Sith-Gefangenschaft war. Zu dem Zeitpunkt als Corellia verloren ging war sie anscheinend selbst noch nicht allzu weit mit der Ausbildung gewesen, und Brianna fragte sich, ob sie das jetzt positiv oder negativ interpretieren sollte. Jedenfalls war sie kein Einzelfall, schien es.
Du warst Gefangene der Sith? Das tut mir leid, das muss sicher eine harte Zeit gewesen sein, besonders in deinem Alter. Ich machte meine allerersten Gehversuche in der Macht mit 15. Es ist schön zu sehen, dass du dich trotzdem zu einer respektablen Ritterin gemausert hast, obwohl es dich selbst ganz schön hart erwischt hat, hätte ich nicht gedacht. Ich bin verblüfft, dass du doch tatsächlich jünger bist als ich. Damals, vor zwei Jahren war ich tatsächlich ein wenig älter als du, und wenn ich dich recht verstehe, konntest du da auch noch nicht so viel. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll, dass du in der Zeit, in der ich kaum voran gekommen bin, so viel gelernt hast, oder eher, dass ich in dieser überschaubaren Zeitspanne selbst ähnlich viel erlernen könnte. Wie dem auch sei, vorbei ist vorbei, aufholen kann ich es nicht mehr, aber wenn das vielen so erging, werde ich auch damit leben können - und müssen. Ich kann nur nach vorne blicken und versuchen, das beste daraus zu machen.
Tatsächlich konnte die junge Frau dem ganzen mehr Positives als Negatives abgewinnen, nicht zuletzt durch die Erfolge, die sie heute schon hatte. In den letzten Wochen hätte das noch ganz anders ausgesehen, aber so ging es - und sie konnte ein wenig lächeln.
Kestrel gab zu verstehen, dass sie zwar ihre Stimme bei den mentalen Nachrichten vernahm, aber nicht verstand, was sie ihr sagen wollte, womit sie die Padawan ein wenig auf dem falschen Fuß erwischte. Sie war fest davon ausgegangen, dass die Nachrichten angekommen waren.
Wie... noch lauter? Wie mach ich das... soll ich schreien?
Fragte sie irritiert.
Dann sollte ich mich vielleicht mehr an eher bildhaften Sachen versuchen, anstatt lediglich Worte übermitteln zu wollen, denn das hatte ja geklappt. Möglicherweise kann ich das kombinieren.
Meinte sie und grübelte, wie man das anstellen konnte, wenn es noch einigermaßen sinnvoll sein sollte.
Ganz anders verhielt es sich bei der Heilung, was ja inzwischen sowas wie Briannas Steckenpferd geworden war. Nicht nur sie selbst, sondern auch die Jedi-Ritterin staunte über den schnellen Erfolg. Sie gratulierte ihr, und fand das Fehlen einer Narbe besonders beeindruckend, was bei den ersten Versuchen schon mal vorkommen konnte. Die Dauer war nicht so schlimm, sie hätte in der Tat ein Talent fürs Heilen. Die junge Padawan strahlte.
Ja, ich bin auch total überrascht. Das war die Sorte Wunde, die bei mir normalerweise über Nacht verschwindet. Dass ich in der Lage bin, so etwas bewusst, mit Willenskraft verschwinden zu lassen, hätte ich nicht gedacht. Das ist wirklich toll, das erste Mal, dass ich etwas mit der Macht gleich richtig gut kann!
Ihre Mentorin meinte, dass es an der Zeit wäre, es nochmal an der Pflanze zu probieren. Inzwischen sollte es leichter sein, und wenn es nicht klappen würde, wäre es auch nicht so schlimm.
Natürlich versuche ich es nochmal. Ich glaube, ich weiß jetzt ungefähr wie es geht. Vielleicht gelingt es mir mit dieser Erkenntnis auch hier.
Sie hielt die Pflanze hoch, stand auf, und schloss dann erst die Augen. Sie wollte auch diese Übung im Stehen versuchen. Die Verbindung zur Macht musste sie erst wieder finden, was wie immer eine Zeitlang in Anspruch nahm und höchste Konzentration erforderte. Irgendwann baute sich ein Bild der näheren Umgebung, die Pflanze im Mittelpunkt, vor ihrem geistigen Auge auf. Die Weißhaarige suchte nach der inzwischen bekannten Aura, und begann sie allmählich wahrzunehmen. Was ihr allerdings noch fehlte, war ein Gefühl für das Innere der Pflanze, und die rechte Verbindung zwischen dem was ihre Sinne ihr sagten, dem, was sie als die Realität empfand, und den Eindrücken, die sie durch die Macht gewann. Diese Symbiose aus beidem, die anderen Jedi wie Kestrel so leicht zu fallen schien, gelang ihr nur außerordentlich schwer. Deswegen versuchte sie, die Augen wieder zu öffnen, um den visuellen Eindruck vom Zustand des Pflänzchens mit dem Gefühl, das sie hatte, zu verbinden, und dadurch vielleicht ein besseres Gefühl dafür, und Einblick in ihr Inneres gewinnen zu können.
Als sie die Augen jedoch öffnete, war alles weg, die mühevoll gefundene Aura und alles. Brianna seufzte laut. Warum eigentlich, fragte sie sich. War es zuviel, um es gleichzeitig zu verarbeiten? Oder lag es daran, dass die Wahrnehmung ihres geistigen Auges zu sehr wie ein Traumbild wirkte, etwas, was man nur mit geschlossenem Auge hatte? Vielleicht würde sie hinterher Kestrel fragen. Sie schloss die Augen wieder, denn ihre momentane Aufgabe war nicht, das herauszufinden. Sie konzentrierte sich wieder und wartete, bis sie das Bild vor Augen hatte, die Aura der Pflanze fand und so weit wie vorher war. Doch das Problem war trotzdem noch dasselbe. Die junge Frau brauchte irgendwas handfestes. Also besorgte sie sich etwas, sie berührte die Pflanze mit ihrer rechten Hand, die noch frei war. Sie berührte die Pflanze selbst, nicht die Erde um die Wurzeln herum wie mit ihrer Linken. Sie fühlte, wie trocken sie war, und versuchte die Entsprechung in der Aura zu finden. So sehr sie sich aber mühte, fand sie nichts stichhaltiges. Einmal hatte sie kurz ein solches Gefühl gehabt, aber vermutlich war das Wunschdenken gewesen. Trotzdem versuchte sie es, stellte sich vor, als ob die Trockenheit verschwände, die Pflanze sich feuchter und gesünder anfühlte. Sie stellte sich vor, der Pflanze ein wenig Feuchtigkeit zu spenden, und mühte sich redlich, doch die Aura änderte es nicht. Zumindest nicht, soweit sie es feststellen konnte. Auf ihr Gefühl konnte sie nichts geben, denn ihre Finger wurden feucht, sie schwitzte. Die Bemühungen strengten sie sehr an, und sie machte so lange, bis sie nicht mehr konnte. Erschöpft gab sie schließlich auf und sah sich die Pflanze an. Sie machte den unbestimmten Eindruck, etwas gesünder zu sein, aber es war nicht konkret an irgendwas festzumachen und vielleicht auch nur ihre Wunschvorstellung.
Ich habe es versucht, ich weiß nicht, ob ich wirklich einen Erfolg erzielt habe. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr kann, ich fühle mich völlig ausgelaugt. Auf Dauer könnte ihr wohl nur ein kräftiger Regenguss helfen, den könnte ohnehin die ganze Vegetation hier mal wieder vertragen.
Kestrel versprach, Maedhros von ihren Fortschritten zu erzählen, und mit einem Mal veränderte sich ihre Stimmung. Die junge Echani sah sie fragend an, und wunderte sich, woher diese plötzliche Veränderung kam. Mit einem Mal fing sie an, mehr von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Sie wusste wohl, dass ihr Meister einst ein Sith gewesen war, und dass sie ihn als Sith zuerst kennenlernte. Jemand namens Marrac war es gewesen, der sie gefangengenommen hatte, und Mae war eben dessen Schüler gewesen. Briannas Augen weiteten sich nochmal vor Entsetzen, als sie hörte, dass Kestrel bei den Sith gefoltert worden war, und, schlimmer noch, dass ihr jetztiger Meister sie - ein junges Mädchen - anscheinend bedenkenlos getötet hätte, wenn Jedi es nicht im letzten Moment vereitelt hätten. So war sie "nur" lebensgefährlich verletzt worden, was einen längeren Aufenthalt auf der Krankenstation und eben den erwähnten Trainingsausfall verursacht hatte. Der Padawan drehte sich förmlich der Magen um; die dunkelhaarige Jedi hatte in der Tat schon viel mitmachen müssen. So konnte sie deren Vorbehalte gegenüber dem weißhaarigen Jedi schon irgendwie verstehen, auch die Reaktion vor dem Rat, von der sie berichtete. Sie sagte, dass sie wohl wusste, dass es falsch war, aber trotzdem hegte sie immer noch eine Abneigung gegen ihn. Daraufhin entschuldigte sie sich dafür, sagte, dass sie ihn nicht schlecht machen wolle und warb um Verständnis. Zuletzt bat sie sie, es nicht weiter zu erzählen, und trotzdem nicht schlecht von ihm zu denken. Dennoch mahnte sie sie zur Vorsicht.
Das alles war ganz schön viel zu verdauen. Brianna wartete ein wenig, dachte über Kestrels Worte nach, was sie sagen, nein, was sie denken sollte.
Zuerst einmal möchte ich dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Ich hatte keine Ahnung, was du durchgemacht hast. Das macht deine Entwicklung um so bemerkenswerter. Ich hoffe, dass ich niemals in einer solchen Situation sein werden, und wünsche dir, dass dir solche Erlebnisse in deiner weiteren Zukunft, die du zweifellos noch vor dir hast, erspart bleiben mögen.
Und nein, ich verspreche dir, dass das alles unter uns bleibt. Niemand sonst wird davon erfahren. Das eben... ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Das war, nun ja, anormal. Ich bin sonst überhaupt nicht so, wirklich.
Trotzdem, du musst versuchen, darüber hinweg zu kommen. Du musst ihm vergeben, auch wenn es schwer fällt. Irgendwie... ich weiß auch nicht, wie, aber du must diese Last abschütteln, oder du schleppst sie auf ewig mit dir umher.
Wie sehr hatte sie sich doch verändert! Brianna dachte daran, dass sie noch vor zwei Jahren ihr beigesprungen wäre und mit Feuereifer und Rachedurst losgezogen wäre und im Zweifelsfall ganz Loronar den Krieg erklärt hätte. Und doch kannte sie diese Gefühle, nur zu gut. Sie wurde ganz traurig, als sie an ihre Eltern dachte, und an ihre unbekannten Mörder, denen sie ebensowenig vergeben hatte wie Kestrel Maedhros, bei denen sie sich selbst außerstande sah, ihren eigenen Ratschlag zu beherzigen. Sie hatte inzwischen gelernt, damit zu leben, hatte sich überzeugen lassen, dass auch ihre Eltern es nicht gewollt hätte, dass sie den Rest ihres Lebens in Trauer und Hass verbrächte. Aber verzeihen, nein, das konnte sie nicht. Zweifellos würde sie den Leuten, die das getan hatten, die Schädel einschlagen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, wenn sich die Gelegenheit dazu böte. Aber sie verschwand schon wieder in ihren Gedanken. Kestrel war hier, und nach dieser Pause setzte sie das Gespräch fort.
Ich weiß selbst nicht wie, ich kann es auch nicht, jeder schleppt so seine Last mit sich rum, und ich weiß auch nicht, wie ich meine loswerden soll.
Sie versuchte, das Thema aus ihren Gedanken zu verdrängen, es stellte einfach immer noch eine Belastung für sie dar.
Bei Maedhros musst du dir allerdings keine Sorgen machen. Er ist wirklich kein schlechter Mensch, nur ein wenig still, fast schon schüchtern. Wenn du ihn gerade erst kennen lernen würdest, würdest du ihn wahrscheinlich mögen. Außerdem hat er mir das Leben gerettet, ganz am Anfang.
Was ich dagegen erschreckend finde ist, was die dunkle Seite aus Leuten machen kann. Ich habe es zwar schon gehört, aber nichts von dem, was ich gelernt habe, war so anschaulich, so plastisch. Dass dieselbe Person, die mich in selbstloser Weise gerettet hat, einst beinahe ein anderes Mädchen kaltblütig ermordet hätte - und es möglicherweise bei anderen auch getan hat - ich kann es nicht fassen. Alles durch die dunkle Seite! Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ja, er hat seine Vergangenheit hinter sich gelassen, da bin ich mir sicher.
Es war ein sehr belastendes Thema, und Brianna wusste nicht, ob es gut war, es so weit auszuwalzen. Sie konnte sich vorstellen, dass es Kestrel sehr belastete. Das wollte sie nicht. Wahrscheinlich setzte sie selbst ihr schon genug zu, und wahrscheinlich würde sie ihre Kräfte auch noch brauchen, wenn sie noch weiter trainieren wollten.
Also schön. Man kann also sagen dass ich es nicht verhindern könnte, wenn jemand meint, in meinem Kopf herumfummeln zu müssen. Aber meinst du, ich könnte es spüren? Du hast gesagt, Machtbenutzung kann man spüren. Etwas, so nahe an mir dran, in mir drinnen vielmehr, das muss ich doch mitkriegen, oder nicht?
In den Bergen - Kestrel, Cal (der Stille), Brianna
Nachdem Brianna Kestrel gesagt hatte, wie lange sie schon bei den Jedi war, erzählte diese aus ihrem Werdegang. Anscheinend war sie noch nicht lange Ritter, was sie auch überrascht hätte, wenn es anders gewesen wäre, vom Alter her, aber auch so. Tatsächlich war sie noch sehr jung. Die Echani weitete die Augen, als sie hörte, dass die Ritterin schon einmal in Sith-Gefangenschaft war. Zu dem Zeitpunkt als Corellia verloren ging war sie anscheinend selbst noch nicht allzu weit mit der Ausbildung gewesen, und Brianna fragte sich, ob sie das jetzt positiv oder negativ interpretieren sollte. Jedenfalls war sie kein Einzelfall, schien es.
Du warst Gefangene der Sith? Das tut mir leid, das muss sicher eine harte Zeit gewesen sein, besonders in deinem Alter. Ich machte meine allerersten Gehversuche in der Macht mit 15. Es ist schön zu sehen, dass du dich trotzdem zu einer respektablen Ritterin gemausert hast, obwohl es dich selbst ganz schön hart erwischt hat, hätte ich nicht gedacht. Ich bin verblüfft, dass du doch tatsächlich jünger bist als ich. Damals, vor zwei Jahren war ich tatsächlich ein wenig älter als du, und wenn ich dich recht verstehe, konntest du da auch noch nicht so viel. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll, dass du in der Zeit, in der ich kaum voran gekommen bin, so viel gelernt hast, oder eher, dass ich in dieser überschaubaren Zeitspanne selbst ähnlich viel erlernen könnte. Wie dem auch sei, vorbei ist vorbei, aufholen kann ich es nicht mehr, aber wenn das vielen so erging, werde ich auch damit leben können - und müssen. Ich kann nur nach vorne blicken und versuchen, das beste daraus zu machen.
Tatsächlich konnte die junge Frau dem ganzen mehr Positives als Negatives abgewinnen, nicht zuletzt durch die Erfolge, die sie heute schon hatte. In den letzten Wochen hätte das noch ganz anders ausgesehen, aber so ging es - und sie konnte ein wenig lächeln.
Kestrel gab zu verstehen, dass sie zwar ihre Stimme bei den mentalen Nachrichten vernahm, aber nicht verstand, was sie ihr sagen wollte, womit sie die Padawan ein wenig auf dem falschen Fuß erwischte. Sie war fest davon ausgegangen, dass die Nachrichten angekommen waren.
Wie... noch lauter? Wie mach ich das... soll ich schreien?
Fragte sie irritiert.
Dann sollte ich mich vielleicht mehr an eher bildhaften Sachen versuchen, anstatt lediglich Worte übermitteln zu wollen, denn das hatte ja geklappt. Möglicherweise kann ich das kombinieren.
Meinte sie und grübelte, wie man das anstellen konnte, wenn es noch einigermaßen sinnvoll sein sollte.
Ganz anders verhielt es sich bei der Heilung, was ja inzwischen sowas wie Briannas Steckenpferd geworden war. Nicht nur sie selbst, sondern auch die Jedi-Ritterin staunte über den schnellen Erfolg. Sie gratulierte ihr, und fand das Fehlen einer Narbe besonders beeindruckend, was bei den ersten Versuchen schon mal vorkommen konnte. Die Dauer war nicht so schlimm, sie hätte in der Tat ein Talent fürs Heilen. Die junge Padawan strahlte.
Ja, ich bin auch total überrascht. Das war die Sorte Wunde, die bei mir normalerweise über Nacht verschwindet. Dass ich in der Lage bin, so etwas bewusst, mit Willenskraft verschwinden zu lassen, hätte ich nicht gedacht. Das ist wirklich toll, das erste Mal, dass ich etwas mit der Macht gleich richtig gut kann!
Ihre Mentorin meinte, dass es an der Zeit wäre, es nochmal an der Pflanze zu probieren. Inzwischen sollte es leichter sein, und wenn es nicht klappen würde, wäre es auch nicht so schlimm.
Natürlich versuche ich es nochmal. Ich glaube, ich weiß jetzt ungefähr wie es geht. Vielleicht gelingt es mir mit dieser Erkenntnis auch hier.
Sie hielt die Pflanze hoch, stand auf, und schloss dann erst die Augen. Sie wollte auch diese Übung im Stehen versuchen. Die Verbindung zur Macht musste sie erst wieder finden, was wie immer eine Zeitlang in Anspruch nahm und höchste Konzentration erforderte. Irgendwann baute sich ein Bild der näheren Umgebung, die Pflanze im Mittelpunkt, vor ihrem geistigen Auge auf. Die Weißhaarige suchte nach der inzwischen bekannten Aura, und begann sie allmählich wahrzunehmen. Was ihr allerdings noch fehlte, war ein Gefühl für das Innere der Pflanze, und die rechte Verbindung zwischen dem was ihre Sinne ihr sagten, dem, was sie als die Realität empfand, und den Eindrücken, die sie durch die Macht gewann. Diese Symbiose aus beidem, die anderen Jedi wie Kestrel so leicht zu fallen schien, gelang ihr nur außerordentlich schwer. Deswegen versuchte sie, die Augen wieder zu öffnen, um den visuellen Eindruck vom Zustand des Pflänzchens mit dem Gefühl, das sie hatte, zu verbinden, und dadurch vielleicht ein besseres Gefühl dafür, und Einblick in ihr Inneres gewinnen zu können.
Als sie die Augen jedoch öffnete, war alles weg, die mühevoll gefundene Aura und alles. Brianna seufzte laut. Warum eigentlich, fragte sie sich. War es zuviel, um es gleichzeitig zu verarbeiten? Oder lag es daran, dass die Wahrnehmung ihres geistigen Auges zu sehr wie ein Traumbild wirkte, etwas, was man nur mit geschlossenem Auge hatte? Vielleicht würde sie hinterher Kestrel fragen. Sie schloss die Augen wieder, denn ihre momentane Aufgabe war nicht, das herauszufinden. Sie konzentrierte sich wieder und wartete, bis sie das Bild vor Augen hatte, die Aura der Pflanze fand und so weit wie vorher war. Doch das Problem war trotzdem noch dasselbe. Die junge Frau brauchte irgendwas handfestes. Also besorgte sie sich etwas, sie berührte die Pflanze mit ihrer rechten Hand, die noch frei war. Sie berührte die Pflanze selbst, nicht die Erde um die Wurzeln herum wie mit ihrer Linken. Sie fühlte, wie trocken sie war, und versuchte die Entsprechung in der Aura zu finden. So sehr sie sich aber mühte, fand sie nichts stichhaltiges. Einmal hatte sie kurz ein solches Gefühl gehabt, aber vermutlich war das Wunschdenken gewesen. Trotzdem versuchte sie es, stellte sich vor, als ob die Trockenheit verschwände, die Pflanze sich feuchter und gesünder anfühlte. Sie stellte sich vor, der Pflanze ein wenig Feuchtigkeit zu spenden, und mühte sich redlich, doch die Aura änderte es nicht. Zumindest nicht, soweit sie es feststellen konnte. Auf ihr Gefühl konnte sie nichts geben, denn ihre Finger wurden feucht, sie schwitzte. Die Bemühungen strengten sie sehr an, und sie machte so lange, bis sie nicht mehr konnte. Erschöpft gab sie schließlich auf und sah sich die Pflanze an. Sie machte den unbestimmten Eindruck, etwas gesünder zu sein, aber es war nicht konkret an irgendwas festzumachen und vielleicht auch nur ihre Wunschvorstellung.
Ich habe es versucht, ich weiß nicht, ob ich wirklich einen Erfolg erzielt habe. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr kann, ich fühle mich völlig ausgelaugt. Auf Dauer könnte ihr wohl nur ein kräftiger Regenguss helfen, den könnte ohnehin die ganze Vegetation hier mal wieder vertragen.
Kestrel versprach, Maedhros von ihren Fortschritten zu erzählen, und mit einem Mal veränderte sich ihre Stimmung. Die junge Echani sah sie fragend an, und wunderte sich, woher diese plötzliche Veränderung kam. Mit einem Mal fing sie an, mehr von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Sie wusste wohl, dass ihr Meister einst ein Sith gewesen war, und dass sie ihn als Sith zuerst kennenlernte. Jemand namens Marrac war es gewesen, der sie gefangengenommen hatte, und Mae war eben dessen Schüler gewesen. Briannas Augen weiteten sich nochmal vor Entsetzen, als sie hörte, dass Kestrel bei den Sith gefoltert worden war, und, schlimmer noch, dass ihr jetztiger Meister sie - ein junges Mädchen - anscheinend bedenkenlos getötet hätte, wenn Jedi es nicht im letzten Moment vereitelt hätten. So war sie "nur" lebensgefährlich verletzt worden, was einen längeren Aufenthalt auf der Krankenstation und eben den erwähnten Trainingsausfall verursacht hatte. Der Padawan drehte sich förmlich der Magen um; die dunkelhaarige Jedi hatte in der Tat schon viel mitmachen müssen. So konnte sie deren Vorbehalte gegenüber dem weißhaarigen Jedi schon irgendwie verstehen, auch die Reaktion vor dem Rat, von der sie berichtete. Sie sagte, dass sie wohl wusste, dass es falsch war, aber trotzdem hegte sie immer noch eine Abneigung gegen ihn. Daraufhin entschuldigte sie sich dafür, sagte, dass sie ihn nicht schlecht machen wolle und warb um Verständnis. Zuletzt bat sie sie, es nicht weiter zu erzählen, und trotzdem nicht schlecht von ihm zu denken. Dennoch mahnte sie sie zur Vorsicht.
Das alles war ganz schön viel zu verdauen. Brianna wartete ein wenig, dachte über Kestrels Worte nach, was sie sagen, nein, was sie denken sollte.
Zuerst einmal möchte ich dir mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Ich hatte keine Ahnung, was du durchgemacht hast. Das macht deine Entwicklung um so bemerkenswerter. Ich hoffe, dass ich niemals in einer solchen Situation sein werden, und wünsche dir, dass dir solche Erlebnisse in deiner weiteren Zukunft, die du zweifellos noch vor dir hast, erspart bleiben mögen.
Und nein, ich verspreche dir, dass das alles unter uns bleibt. Niemand sonst wird davon erfahren. Das eben... ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Das war, nun ja, anormal. Ich bin sonst überhaupt nicht so, wirklich.
Trotzdem, du musst versuchen, darüber hinweg zu kommen. Du musst ihm vergeben, auch wenn es schwer fällt. Irgendwie... ich weiß auch nicht, wie, aber du must diese Last abschütteln, oder du schleppst sie auf ewig mit dir umher.
Wie sehr hatte sie sich doch verändert! Brianna dachte daran, dass sie noch vor zwei Jahren ihr beigesprungen wäre und mit Feuereifer und Rachedurst losgezogen wäre und im Zweifelsfall ganz Loronar den Krieg erklärt hätte. Und doch kannte sie diese Gefühle, nur zu gut. Sie wurde ganz traurig, als sie an ihre Eltern dachte, und an ihre unbekannten Mörder, denen sie ebensowenig vergeben hatte wie Kestrel Maedhros, bei denen sie sich selbst außerstande sah, ihren eigenen Ratschlag zu beherzigen. Sie hatte inzwischen gelernt, damit zu leben, hatte sich überzeugen lassen, dass auch ihre Eltern es nicht gewollt hätte, dass sie den Rest ihres Lebens in Trauer und Hass verbrächte. Aber verzeihen, nein, das konnte sie nicht. Zweifellos würde sie den Leuten, die das getan hatten, die Schädel einschlagen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, wenn sich die Gelegenheit dazu böte. Aber sie verschwand schon wieder in ihren Gedanken. Kestrel war hier, und nach dieser Pause setzte sie das Gespräch fort.
Ich weiß selbst nicht wie, ich kann es auch nicht, jeder schleppt so seine Last mit sich rum, und ich weiß auch nicht, wie ich meine loswerden soll.
Sie versuchte, das Thema aus ihren Gedanken zu verdrängen, es stellte einfach immer noch eine Belastung für sie dar.
Bei Maedhros musst du dir allerdings keine Sorgen machen. Er ist wirklich kein schlechter Mensch, nur ein wenig still, fast schon schüchtern. Wenn du ihn gerade erst kennen lernen würdest, würdest du ihn wahrscheinlich mögen. Außerdem hat er mir das Leben gerettet, ganz am Anfang.
Was ich dagegen erschreckend finde ist, was die dunkle Seite aus Leuten machen kann. Ich habe es zwar schon gehört, aber nichts von dem, was ich gelernt habe, war so anschaulich, so plastisch. Dass dieselbe Person, die mich in selbstloser Weise gerettet hat, einst beinahe ein anderes Mädchen kaltblütig ermordet hätte - und es möglicherweise bei anderen auch getan hat - ich kann es nicht fassen. Alles durch die dunkle Seite! Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ja, er hat seine Vergangenheit hinter sich gelassen, da bin ich mir sicher.
Es war ein sehr belastendes Thema, und Brianna wusste nicht, ob es gut war, es so weit auszuwalzen. Sie konnte sich vorstellen, dass es Kestrel sehr belastete. Das wollte sie nicht. Wahrscheinlich setzte sie selbst ihr schon genug zu, und wahrscheinlich würde sie ihre Kräfte auch noch brauchen, wenn sie noch weiter trainieren wollten.
Also schön. Man kann also sagen dass ich es nicht verhindern könnte, wenn jemand meint, in meinem Kopf herumfummeln zu müssen. Aber meinst du, ich könnte es spüren? Du hast gesagt, Machtbenutzung kann man spüren. Etwas, so nahe an mir dran, in mir drinnen vielmehr, das muss ich doch mitkriegen, oder nicht?
In den Bergen - Kestrel, Cal (der Stille), Brianna
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