Bin jetzt eben mit der sechsten Staffel durch, und doch sehr angetan.
Meint Hauptkritikpunkt: Die Macher haben immer gesagt, die Lösung wäre nicht, daß alle tot sind. Natürlich wären sie schön blöd gewesen, es zuzugeben, aber letztendlich war es des Rätsels Lösung: Alle sind tot. Gut, der Absturz ist nicht die Ursache und was auf der Insel passiert ist, ist passiert. Aber sie sind tot.
Trotzdem hat mir die abschließende Staffel sehr gut gefallen, besser als die fünfte. Wie gesagt, die Auflösung war genau die, die oft angenommen wurde. Auch waren die Auflösungen der Geheimnisse nicht so eindeutig, wie angekündigt. Allerdings bin ich den Machern deswegen nicht böse, so ist es mir sogar lieber. Ich hasse es, wenn dem Zuschauer alles auf die Nase gebunden wird, irgendwo möchte man ja doch mal sein Gehirn benutzen.
Deswegen bin auch nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil. Ich fand das Finale und die Auflösung großartig. Sicher hinterläßt es den einen oder anderen Beigeschmack, aber der Abschluß war einfach zu gut geschrieben und inszeniert. Hat mir gefallen, das sich die vermeindliche alternative Zeitlinie als Zwischenwelt, eine Art Fegefeuer entpuppte. Und die Stimmung paßte einfach, traurig, wirklich verdammt traurig, aber gleichzeitig auch positiv. Die Serie stimmt einen fast positiv auf das, was nach den Tod kommen könnte. Auch die letzte Szene war schön, ein Spiegelbild der ersten.
Zu den mehr oder weniger aufgelösten Geheimnissen: Das die Charaktere tot sind, wurde eindeutig geklärt. Was die Insel wirklich ist, bleibt ebenso wie manch anderes interpretierbar. Eben, was ist die Insel? Weder Himmel noch Hölle, doch beides, doch nichts davon. Kommt drauf an, wer die Insel beschützt und was er daraus macht. Als Desmond den magischen Stöpsel (ich nenne es mal so) rausgezogen hat, wurde die Hölle (oder sowas ähnliches) geöffnet, Später hat Jack sie wieder geschlossen und es wurde wieder himmlisch. Das sagt jedenfalls die Bildsprache der Szenen.
Mit Jacob und den Mann in Schwarz sieht es ähnlich aus. Gott und der Teufel oder sowas ähnliches? Vielleicht ja, vielleicht nein. Muß man auch nicht so genau wissen, denke ich.
Ich finde es schade, daß einige Kleinigkeiten gar nicht oder nur unzureichend geklärt wurden. Was hat es mit der Zahlenfolge 4 8 15 16 23 42 auf sich? Warum hatte Tom einen angeklebten Bart? Warum liefen die Anderen Barfuß und mit zerlumpter Kleidung herum? Warum überlebten schwangere Frauen nicht? Wie haben es die Anderen geschafft, Cindy urplötzlich zu verschleppen?
Mein größter Kritikpunkt: Die Handlung mit Walt wurde praktisch fallengelassen. Walt war was besonderes, seine Episode hieß "Special", erinnert Euch an die Szene mit dem Vogel. Leider hat sich das komplett im Sand verlaufen und war nicht mehr von Bedeutung.
Auch Mr. Eko war rückblickend betrachtet für die Katz. Ein interessanter Charakter, den es letztendlich aber nicht gebraucht hätte. Aber gut, es mag auch damit zu tun haben, das Adewale Akinnuoye-Agbaje früher aus der Serie ausgestiegen ist, als geplant war
Das wars und ich finde es traurig, daß es vorbei ist. Aber es hat sich gelohnt, es war ein Erlebnis. Seit "Twin Peaks" hat mich keine Serie mehr derart gefesselt und fasziniert. Ich habe in den letzten Jahren ein paar gute Serien gesehen, aber LOST ist etwas besonderes. Auf der Endabrechnung mag nicht alles perfekt sein und die dritte Staffel wurde nicht mehr übertroffen (behäbiger Start, wurde dann aber umso besser; zudem bester Cliffhanger), aber LOST war und ist ein großer TV-Moment und die beste Serie der letzten Jahre. Ich verneige mich.