Ich hab mal ne militärgeschichtliche Frage zur Marine im allgemeinen. Und zwar gehts mir vor allem um Großkampfschiffe. Mittlerweile ist es ja so, dass die Marine auf andere Dinge setzt. Es war ja aber bis zum zweiten Weltkrieg so, dass die Schlachtschiffe ziemlich riesig waren. Ich denke da jetzt an die Kategorie "Bismark" oder "Yamato". Letztere war meines Wissen das größte je gebaute Schlachtschiff. Meine Frage zielt jetzt darauf: Wie sinnvoll waren die Dinger eigentlich? So weit ich weis, ist kein Krieg maßgeblich durch die Flotte entschieden woren. Und grade diese Großkampfschiffe sind einmal vom Stapel gelaufen ziemlich bald versenkt worden. Die "Bismark" gleich, die "Yamato" etwas später. Was haben die sich dabei gedacht? Das ein so ein Riesenschiff kriegsentscheidend sein kann? Im Gegenteil finde ich, dass so ein Schlachtschiff ziemlich umgeschützt ist. Durch Flieger kann man das Ding ja leicht torpedieren lassen.
Ausserdem blieb ja die kaiserliche Flotte den ganzen ersten Weltkrieg über im Hafen weil die Schiffe ihnen zu wertvoll waren um sie zu verheizen. Und die "Yamato" lag ja auch sehr lange Zeit im Hafen weil man sie nicht verlieren wollte.
Also wie sinnvoll waren diese Riesenschlachtschiffe? Ging es hier nur um Prestige? Waren die Militärstrategisch nicht total unnütz? Ich hätte stattdessen auf kleinere Zerstörer, U-Boote und meinetwegen noch Flugzeugträger gesetzt. Ein solches Riesenschiff war doch nur Verschwendung von Ressourcen, oder?
Heute sind Kriegsschiffe im Kriege eher schwimmende Abschussbasen,oder wie im Falle der Flugzeugträger Offensivwaffen,welche eien noch stärkere Offensivwaffen,also die Flugzeuge,per See näher an den Feind heran zu bringen.
In dieser Beziehung hast Du natürlich Recht,daß die Marine heute andere Aufgaben hat.
Noch im I.WK hatten Schlachtschiffe eine große Rolle zu spielen.So beherrschte Großbritanien noch bis in den II.WK hinein mit seinen Seestreitkräften sein Empire.
Auch die Blockade der Mittelsmächte oblag der britischen Flotte.
Die Deutsche Hochseeflotte wurde nicht umsonst von den Briten in Scapa Flow interniert.
Das man auch in GB noch in den 30er Jahren den Schlachtschiffen hohe Bedeutung beimaß,zeigt die Tatsache,daß man mit dem Deutschen Reich das Flottenabkommen traf,in welchem die für das Reich eine Begrenzung der Überwasserstreitkräfte bedeutete.
Auch bei Beginn des II.WK wurde den Großkampfschiffen noch hohe Bedeutung beigemessen.So wollte z.B. GB den Krieg im Falle einer erfolgreichen Invasion durch Deutschland mit seiner Flotte weiter zu führen.
Auch die Vernichtung der französischen Flotte in Mers el Kebir zeugt von der Bedeutung,welche die Briten den Großkampfschiffen beimaß :
Mers el-Kebir
frz. Kriegshafen bei Oran in Algerien, wo bei Ende des Frankreichfeldzuges ein großer Teil der frz. Kriegsflotte lag: die Schlachtschiffe Dunkerque, Strasbourg, Provence und Bretagne, das Flugzeugmutterschiff Commandant Teste sowie eine Flottille von 6 Zerstörern. Obwohl die dt. Waffenstillstandsbedingungen vom 22.6.40 die Flotte in frz. Hand beließen und nur die spätere Entwaffnung vorsahen, befürchtete das brit. Kriegskabinett die Eingliederung in die dt. Kriegsmarine und löste am 3.7.40 u.a. gegen Mers el-Kebir das Unternehmen "Catapult" aus. Aus Gibraltar nahm die Force H (Admiral Somerville) mit den Schlachtschiffen Hood, Resolution und Valiant, dem Träger Ark Royal, 2 Kreuzern und 11 Zerstörern Kurs auf Mers el-Kebir, wo dem frz. Befehlshaber Vizeadmiral Gensoul ein Ultimatum übergeben wurde: Anschluss seiner Einheiten an die Navy, Verlegung in brit. Häfen - notfalls auch in die USA - oder Selbstversenkung. Nach unergiebigen Verhandlungen und mehrfachen Verlängerungen des Ultimatums blieb die frz. Führung schließl. bei ihrer Weigerung, da sie die Folgen für die Heimat bei einer Verletzung der Waffenstillstandsbedingungen fürchtete. Obwohl die Einheiten außerhalb des dt. Machtbereichs lagen und obwohl von Vichy klare Zusicherungen vorlagen, jeden dt. Versuch eines Zugriffs auf die Flotte zu vereiteln, ließ Somerville das Feuer auf die vor Anker liegenden und nur notdürftig gefechtsbereit gemachten Schiffe eröffnen. Bei dem anschließenden Gefecht, das eher einer Exekution als einem Kampf glich, wurden Bretagne mit 977 Mann und ein Zerstörer (42 Tote) versenkt, Provence und Dunkerque (210 Tote) schwer getroffen, während der Strasbourg mit 5 Zerstörern trotz Verfolgung und zahlreicher Angriffe von Trägerflugzeugen die Flucht nach Toulon gelang. Um den Erfolg der Aktion sicherzustellen, flogen am 6.7. noch einmal brit. Torpedoflugzeuge Angriffe auf Mers el-Kebir, sodass die Gesamtzahl der frz. Opfer schließl. auf 1297 Mann stieg. In Frankreich löste der Überfall des einstigen Verbündeten einen tiefen Schock aus, der zum Abbruch der Beziehungen zwischen Vichy und London führte und die frz. Bereitschaft zur Kollaboration entscheidend förderte. Hitler verfügte einen Aufschub der Entwaffnung der frz. Restflotte und intensivierte in Montoire seine Bemühungen um einen Kriegseintritt Frankreichs. Churchill, dem es in Mers el-Kebir auch um eine Demonstration der brit. Unbeugsamkeit in der Panik nach dem Zusammenbruch Frankreichs gegangen war, hatte damit frz. Widerstand bei späteren Aktionen wie in Dakar (September 40) oder beim Unternehmen "Torch" (November 42) förml. provoziert. Zur Vergeltung griffen im September 40 frz. Bomber Gibraltar an.
Auch wurden zu Beginn des Krieges noch große Erfolge im Handelskrieg durch deutsche Großkampfschiffe erzielt,wie die Erfolge der Scharnhorst und der Gneisenau zeigten.
Mit weiterem Verlauf des II.WK verloren dann aber die Schlachtschiffe immer mehr an Bedeutung,und die Flaugzeugträger traten ihren großen Siegeszug an.
So kam es im Pazifik ersmals in der Geschichte zu einem Seegefecht,in dessen Verlauf sich die feindlichen Flotten gar nicht zu Gesicht bekommen haben,sondern nur über Trägerflugzeuge bekämpften.
Die großen Schlachtschiffe waren für die Fliegerverbände nur noch große Ziele.
Die Zahl der Schlachtschiffe,welche von Flugzeuge versenkt wurden ist lang.
Die Schlachtschiffe wurden zwar im Verlauf des Krieges noch bei Landungen eingesetzt,zur Geleitsicherung und mit ihrer schweren Artiillerie bei Landungen zur Erdkampfunterstützung.
Aber die Flugzeuge hatten die Schiffe bereits abgelöst.
Zu Deiner Frage,ob die Schlachtschiffe nur als Prestige gebaut wurden,so würde ich dies verneinen.
Die meisten Schlachtschiffe waren entweder Veteranen aus dem I.WK,oder wurden aus den Erfahrungen des II.WK gebaut.
Gerade die von Dir erwähnten Schiffe Yamato und Bismarck wurden weniger aus Prestigegründen gebaut,als aus empfundener militärischer Notwendigkeit.
Auch muß die Tatsache erwähnt werden,daß die Bismarck immerhin das stärkste Schalchtschiff der britischen Flotte versenkt(Hood) und das neueste und modernste(Prince of Wales) schwer beschädigte.
Was ich leider manchmal etwas schade finde,ist die Tatsache,daß zwar gerne von der Yamato oder der Bismarck gesprochen wird,gerade was Bewaffnung und Tonnage angeht,aber die Schwesternschiffe der beiden,die Tirpitz und die Musashi,finden leider selten Erwähnung,obwohl sie an Tonnage und Bewaffnung gleich waren.
Ich stelle Dir mal ein paar Daten für die vier Schiffe ein :
Tirpitz :
Tirpitz
dt. Schlachtschiff, benannt nach dem Kaiserl. Generaladmiral Alfred v. Tirpitz (1849-1930), Stapellauf 1.4.39, in Dienst gestellt 25.2.41, 42 900 t, 251 m lang, 36 m breit, max. 30,8 Knoten, 2600 Mann Besatzung; Bewaffnung: 8x38 cm, 12x15 cm, 16x10,5-, 16x3,7- und bis 58x2-cm-Flak, 8 Torpedorohre, 6 Bordflugzeuge Arado Ar 196. Die Tirpitz wurde im Januar 42 nach Norwegen verlegt und unternahm von dort aus Vorstöße gegen den alliierten Konvoiverkehr im Nordpolarmeer und gegen Landziele wie z.B. im September 43 beim Unternehmen "Sizilien" gegen Spitzbergen. Am 21./22.9.43 drangen brit. Kleinst-U-Boote in den Netzkasten der bei Narvik liegenden Tirpitz ein und beschädigten sie durch Grundminen so schwer, dass sie bis März 44 ausfiel. Danach richteten sich zahlr. brit. Luftangriffe gegen das im Altafjord liegende Schiff, das u.a. am 3.4.44 beschädigt wurde. Am 12.11.44 trafen brit. Maschinen die Tirpitz mit 6-t-Spezialbomben, der Turm flog in die Luft, die Backbordseite wurde völlig eingedrückt, sodass das Schlachtschiff kenterte und 1204 Seeleute mit in die Tiefe riss. Nach dem Krieg wurde das Wrack abgebrochen.
Bismarck :
Bismarck
dt. Schlachtschiff, benannt nach dem Reichsgründer Otto von Bismarck (1815-1898), Stapellauf 14.2.39 (Taufrede Hitlers), in Dienst gestellt 24.8.40; 49 947 t (Maximalverdrängung), Länge 251 m, Breite 36 m, max. 29 Knoten; Bewaffnung: 8x38 cm (Geschossgewicht 798 kg), 12x15 cm, 16x10,5-cm-Flak, 28 kleinere Rohre Flak, 6 Bordflugzeuge Arado Ar 196; bis 2200 Mann Besatzung. Das seinerzeit größte dt. Schlachtschiff wurde im November 35 in Auftrag gegeben und als 35 000-t-Schiff konzipiert, wie es den ursprüngl. Abmachungen im Dt.-Brit. Flottenabkommen entsprach. Das letztl. erhebl. größere Gewicht war dennoch vertragskonform, da die Margen im Juni 38 entspr. heraufgesetzt worden waren.
Nach Erprobungsfahrten war die Bismarck im Frühjahr 41 einsatzfähig und erhielt den Auftrag zur Ausführung des Unternehmens "Rheinübung" im Atlantik. Dazu ging Flottenchef Admiral Lütjens mit Stab an Bord und führte seit 18.5.41 den schließl. nur aus der Bismarck und dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen bestehenden Verband aus der Ostsee ins Nordmeer, wo er von der brit. Aufklärung erfasst wurde. Dennoch erreichten die dt. Schiffe zunächst unbehelligt die Dänemark-Straße, wo sie von Teilen der brit. Home Fleet erwartet wurden. Am Morgen des 24.5. kam es zu einem kurzen Gefecht zwischen der dt. Kampfgruppe und den brit. Schlachtschiffen Hood und Prince of Wales unter Vizeadmiral Holland. Innerhalb von 5 Minuten wurde die Hood versenkt (1416 Tote, nur 3 Gerettete) und die Prince of Wales nach 7 schweren Treffern zum Ablaufen gezwungen. Allerdings hatte auch die Bismarck 3 Treffer erhalten, die zu erhebl. Verminderung der Fahrt zwangen und eine deutl. Ölspur hervorriefen.
In dieser Lage kam es zum Konflikt zwischen Lütjens und dem Bismarck-Kommandanten Lindemann, der die Verfolgung und Vernichtung der Prince of Wales und anschließende Heimkehr forderte. Der Flottenchef aber bestand in Verkennung des wahren Schadensausmaßes auf Fortsetzung von "Rheinübung", nachdem mit dem Durchbruch in den Atlantik der schwierigste Teil der Operation gelungen schien. Immerhin entließ die Bismarck die Prinz Eugen und lief selbst südöstl. Richtung frz. Atlantikhäfen ab, während die feindl. Suche fächerförmig südwestl. verlief. Insges. waren auf brit. Seite schließl. 5 Schlachtschiffe, 2 Träger, 9 Kreuzer und 18 Zerstörer an der Jagd auf die Bismarck beteiligt. Erst am 26.5. sichtete ein Flugboot das Schlachtschiff wieder und konnte das brit. Gibraltargeschwader (Force H) alarmieren. Torpedofliegern gelang am Abend die Zerstörung der Ruderanlage der Bismarck, die sich damit zum Endkampf stellen musste.
Nach erfolgr. Abwehr nächtl. Zerstörerangriffe sah sich die Bismarck am Morgen des 27.5. den Schlachtschiffen King George V. und Rodney sowie den Kreuzern Norfolk und Dorsetshire gegenüber. Das Gefecht begann um 8.48 Uhr und dauerte bis 10 Uhr, die Bismarck war nur noch ein brennendes Wrack, sodass die Selbstversenkung angeordnet wurde, obwohl das Innenschiff noch völlig intakt geblieben war. Um 10.36 Uhr sank das Schiff bei 48'10' N und 16'12' W, 2106 Seeleute (darunter der gesamte Flottenstab) kamen ums Leben, nur 115 wurden gerettet. Neun der für "Rheinübung" eingesetzten Tross- und Hilfsschiffe gingen in den nächsten Tagen verloren. Der Zufuhrkrieg mit Großkampfschiffen war damit de facto beendet.
Yamato :
Yamato
japan. Schlachtschiff, 8.8.40 Stapellauf, 16.12.41 in Dienst gestellt, 69 100 t, 27 Knoten, 263 m lang, 38,9 m breit, 2500 Mann Besatzung; Bewaffnung: 9x45,6 cm (wie beim Schwesterschiff Musashi die schwersten je auf einem Schiff installierten Geschütze), 6x15,5 cm, 24x12,7 cm, 113 kleinere Rohre. In der Seeschlacht bei Midway Anfang Juni 42 war die Yamato Flaggschiff des japan. OB Admiral Yamamoto und wurde sonst in Reserve gehalten. Ende Dezember 43 sollte sie Truppentransporte von Truk nach Rabaul decken, fiel aber nach Torpedierung durch das US-U-Boot Skate am 24.12. aus. Im Juni 44 gehörte die Yamato zur Vorhut der japan. Flotte (Ozawa) in der Schlacht in der Philippinen-See und bei den Gefechten im Leyte-Golf im Oktober 44 zur Zentralgruppe (Kurita) und wurde am 24.10. von US-Trägerflugzeugen leicht beschädigt, während sie ihrerseits an der Versenkung von 3 amerikan. Zerstörern und 1 Geleitträger mitwirkte. Trotz weiterer Beschädigung bei einem amerikan. Luftangriff auf die Werft von Kure am 19.3.45 lief die Yamato am 6.4.45 zum Angriff auf die US-Landung auf Okinawa aus. Sogleich von der amerikan. Aufklärung erfasst, griffen am 7.4. um 10 Uhr 280 Trägerflugzeuge die Yamato und ihre Kampfgruppe an und erzielten um 12.41 Uhr 2 Bomben- und 1 Torpedotreffer auf der Yamato; eine zweite Welle mit 100 US-Maschinen verwandelte mit 9 weiteren Torpedo- und 3 Bombentreffern die Yamato in ein Wrack, das um 14.23 Uhr explodierte und 2498 Mann, darunter der OB der Flotte, Vizeadmiral Ito, und der Kommandant, Konteradmiral Ariaga, in die Tiefe riss.
Musashi :
Musashi
japan. Schlachtschiff, 5.8.42 in Dienst gestellt, 69 100 t, 27 Knoten, 263 m lang, 38,9 m breit, 2500 Mann Besatzung; Bewaffnung: 9x45,6 cm, 6x15,5 cm, 24x12,7 cm, 113 kleinere Rohre. Mit der Yamato war die Musashi das größte Schlachtschiff der Welt. Am 29.3.44 erhielt sie gleich beim ersten größeren Einsatz bei Palau einen Torpedotreffer, nahm dann Mitte Juni 44 an der Schlacht in der Philippinen-See teil und kämpfte mit der Zentralgruppe (Kurita) in der Schlacht im Leyte-Golf im Oktober 44 gegen die US-Landungen auf den Philippinen. In der Sibuyan-See wurde die japan. Gruppe in 4 Wellen von amerikan. Trägerflugzeugen der Task Force 38 (Mitscher) angegriffen, wobei schon zu Beginn nach 1 Bomben- und 1 Torpedotreffer der Kommandant Konteradmiral Inoguchi fiel. Es folgten weitere 19 Bombeneinschläge und 10 Treffer mit Lufttorpedos, sodass die Musashi am Abend des 24.10.44 sank.
YAMATO :
MUSASHI :
BISMARCK :
TIRPITZ :