EDIT:
Achja, wenn ein Untergebener nach einem Arzt oder ärztlicher Hilfe verlangt oder sagt das er nicht mehr kann, dann muß sein Vorgesetzter dadrauf Rücksicht nehmen.... fällt unter Fürsorgeplficht. Und er hat dabei JEDE Meldung ernst zu nehmen, auch wenn er da gerade absolut keinen Bock drauf hat.
Und wenn jemand tatsächlich simuliert, dann gibt es wensentlich bessere Methoden als ihn zu erziehen als ihn weitermachen zu lassen.
Ich stimme NICHT mit Banes Ausführungen überein, muß aber ein Beispiel aus eigener Erfahrung einbringen, in denen ein Arzt als auch ein unmittelbarer Vorgesetzter einen Dreck auf die Führsorge gegeben haben.
In meiner AGA bei den Jägern (und ich verkneif mir jetzt den Witz...) waren wir eines Tages auf der Hindernisbahn (*). Als ich in eine Grube sprang, bin ich unglücklich aufgekommen und es hat in meinem Knie einmal laut "knack" gemacht. Wie sich später herausstellte, war es zum Glück nichts schlimmes, tat nur im ersten Augenblick als auch in den nächsten Tagen ziemlich weh. Durch das unglückliche Aufkommen hatte ich mir das Knie etwas verdreht und falsch belastet, allerdings schwoll es leicht an. Ich habe den Parcour abgebrochen und mich nach Rücksprache mit dem Gruppen- und Zugführer in den SanBereich begeben, wo der Arzt das Knie untersuchte und mich für 48 Stunden MSG (**) befreit. Ich habe mich zum Biwakplatz zurück begeben (humpelnd und unter Schmerzen), um meine Ausrüstung zusammenzupacken. Der Transport in unsere eigentliche Unterkunft würde bald abfahren. Dies schien meinem Zugführer alles zu schnell und zu agil zu gehen, der er lies mich zu sich kommen, sagte mir ins Gesicht ich würde simulieren und schickte mich in den SanBereich zurück (ich war in meiner Dienstzeit zugegeben öfter krank oder verletzt, aber simuliert habe ich nie (***)). Während ich dorthin zurück humpelte, rief er den Arzt an, der mich untersucht hatte. Als ich bei diesem wieder vorstellig wurde, schaut er mich nur an, verlangte meinen "Krankenschein" zurück, hob seine eigene Entscheidung/Diagnose ohne weitere Untersuchung auf und schrieb mich wieder voll einsatzfähig. Mit einem dummen Spruch schickte er mich dann wieder zurück.....
Anstatt mich bei meinem Zugführer zurückzumelden bin ich direkt zum Kompaniechef gegangen und habe eine (mündliche) Beschwerde eingereicht - sowohl über den Arzt als auch den Zugführer. Natürlich war der Transport inzwischen weg und es stand kein Fahrzeug für den Rücktransport mehr zur Verfügung. Der KpChef ist ziemlich explodiert. Er befreite mich zumindest für den Rest des Tages (war noch recht früh) von jeglicher Tätigkeit und setzte mich als "Lagerwache" ein, damit ich mein Knie schonen konnte. Schon gegen Abend war der Zustand wieder recht ok und am nächsten Tag konnte ich fast uneingeschränkt wieder mitmachen. Die mündliche Beschwerde wurde dann auf dem kleinen Dienstweg bearbeitet. Zugführer und Arzt haben sich bei mir persönlich entschuldigt und eingestanden, dass ihr Verhalten falsch war. Das war aber auch nur möglich, weil die Verletzung keine Folgen hatte und schnell wieder abklang.
In meiner späteren Dienstzeit (als Unteroffizier) wurde ich vereinzelt - wirklich Ausnahmen - auch Zeuge, wie bspw. Gruppenführer die Gesundheit fahrlässig ignorierten oder unterschätzen - ein Paradebeispeil wäre das Erlebniss eines Gefechtsmarsches. Das würde aber nun zu weit führen.
Was ich sagen wollte - ja, es gibt solche Ereignisse, daß Vorgesetzte ihre Pflichten bzw. die Gesundheit ihrer Soldaten fahrlässig, mitunter auch sträflich vernachlässigen. Das sind aber extreme Einzelfälle. In meinen ganzen 4 Jahren von 1995 bis 1999 ist es mir aber nie (!) passiert, daß es zu einem regelrecht Serie von Verstössen oder mutwilligem Ignorieren dieser Art gab und ich bin sehr viel rumgekommen. Eher das Gegenteil war der Fall, dass Soldaten wegen jedem kleinen Wehwehchen von irgendwas befreit wurden, ob sie wollten oder nicht.
(*) Zur Erläuterung - unsere AGA war in Kaserne A, an diesem Tag befanden wir uns aber auf dem Standortübungsplatz der Kaserne B rund 50 Km entfernt.
(**) Marsch, Sport, Gelände
(***) Insider - wobei mir bei diesen Erinnerungen wieder einfällt, dass ich es schon in meiner BW-Zeit hin und wieder geschafft habe, Treppen auf unkonventionelle Art hinabzu...gehen....