Militärgeschichte

@Jedihammer: Danke für deine Antwort, so habe ich es auch gelesen, dass Blomberg selbst davon wusste, es aber verschwieg. Allerdings dachte ich, es wäre Hitler und Göring schon vor der Hochzeit intern und geheim durch Himmler oder einen anderen hochrangigen SS-Offizier bekannt gegeben worden.
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Also bei Fritsch hatten Göring,Himmler und Heydrich ihre Finger im Spiel.
Nachdem sich die Unschuld des Generalobersten rausgestellt hatte befürchtete Reinhard Heydrich sogar einige Stunden lang, jetzt würde die Wehrmacht kommen und ihn und seine Bande ausheben.

In dem Zusammenhang kann ich Dir mal ein,aus meiner Sicht, sehr gutes Buch empfehlen welches die Person Reinhard Heydrichs sehr gut beleuchtet.

Es handelt sich um das Buch "Reinhard Heydrich. Statthalter der totalen Macht"von Dr. Günther Deschner.
 
@Jedihammer: Nochmals Dankeschön für deine Infos und den Buchtipp!

Du solltest das Buch unbedingt lesen.
Gerade Du als Historikerin.
Das Buch erlaubt den Leser einen tiefen Einblick in die Person des Reinhard Heydrich.
Den jungen blonden Gott des Todes.

Für mich persönlich ist SS-Obergruppenführer und General der Polizei Reinhard Heydrich die wohl interessanteste Figur des III.Reiches.
Sein Aufstieg sowie sein Wirken sind aus historischer Sicht "bewunderswert".
In Vollendung kann durchaus auch das Böse fazinierent sein. Und gerade Reinhard Heydrich steht für das Böse in Vollendung.
Eine Person voller Gradlinigkeit und doch so vieler Widersprüche.
Hier nur ein paar Beispiele :

Sein Aufstieg vom wegen einer Weibergeschichte entlassenen Oberleutnant zur See zu einem der mächtigsten Männer in einem der mächtigsten Reiche der Weltgeschichte.Auf dem Höhepunkt seiner macht gerade einmal 38 Jahre alt.

Vom jungen Mann der sich duckte, wenn seine Schulkameraden ihn auf Heimaturlaub als Halbjuden hänselten zum Chef des Reichssicherheitshauptamtes.

Der Mann, der jedewede Disziplinlosigkeit seiner Untergebenen streng ahndete, der aber selber im Urlaub
heimlich als Hauptmann der Luftwaffe eine ME 109 flog.
Hierbei wurde er einmal hinter den sowjetischen Linien abgeschossen und ein Stoßtrupp des Heeres mußte ihn befreien. Er erhielt dafür von der Luftwaffe des EK I, was ihn Hitler gegenüber in die Bredoulllie brachte.

Er spielte Violine daß dem Zuhörer die Tränen kamen.
Und brachte tausende Menschen per Unterschirft ins KL.

Er bekämpfte die Religion bis aufs Blut. Und rief auf den Sterbebett den Herrgott an.

Er predigte die Treue, und bumste sich durch alle Nobelbordelle Berlins.


Er verwandelte das ewig aufsätzige Böhmen und Mären mit Zuckerbrot und Peitsche in eine perfekt laufende deutschen Waffenschmiede.

Er, der immer für seinen Führer die höchste Sicherheit forderte fuhr im offenen Mercedes durch Prag.

Er kämpfte mit all seinen Kräften für den Nationalsozialismus, und war doch in seinem Inneren kein Nazi.
Er war ein purer Technokrat der Macht.Er hätte in jedem politischen System seine Laufbahn gemacht.
Ob bei den Nazis, den Bolschewisten oder in der Demokratie. Hätte die Marine ihn nicht ausgeschlossen, er wäre wohl Admiral geworden. Er liebte die Macht um ihrer selbst Willen.
Er konnte sich ein Deutschland ohne Hitler vorstellen. Aber kein Deutschland ohne Heydrich.
Er selber sagte über Adolf Hitler "Wenn der Alte Mist baut, bin ich der ersten, der ihn absetzt"
Man sagt über ihn, sein Ziel wäre es gewesen über die Stelle des Reichsfüher SS selber Führer zu werden.
Einige seiner Freunde sagten nach dem Krieg, ein lebender Heydrich hätte am 20.07.1944 wahrscheinlich im Lager der Verschwörer gestanden.

Er war im Gegensatz zu Heinrich Himmler jedwedem Mystisymus abholt. Und doch ist sein Tod eng mit einer Legende verknüpft.
Die Legende sagt, daß der jenige, der sich unberechtigt die Wenzelskrone aufsetzt innerhalb einer Jahres stirb und ebenso sein erstgeborener Sohn. Und so geschah es. Bei seinem Amtsantritt in Böhmen und Mären setzte er sich die Krone auf. Innerhalb eines Jahres starb er und auch sein Sohn Klaus.

Alle haßten ihn, doch alle fürchteten ihn.
Angeblich hatte er über alle NS-Größen eine Akte, selbst über den Führer.
Heinrch Himmler soll nach seinem Tod als erstes den Schlüssel zu Heydrichs persönlischen Safe an sich genommen und diesen geleert haben.

Göring sagte über ihn : H H H H(Himmlers Hirn heißt Heydrich)

Doch auch in der SS hatte er seine Feinde .
SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Sepp Dietrich kommentierte den Tod Heydrichs mit den Worten : Gott sei Dank. Jetzt ist die Sau vereckt.

Reinhard Heydrich :

heydrich.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
So, jetzt melde ich mich mal wieder.
@Jedihammer: Jetzt hast du mich richtig neugierig gemacht. Was ich an Reinhard Heydrich sehr interessant finde, ist einmal, dass er ja zunächst Marineoffizier war, aber, wie du ja erwähnst, wegen einer Affäre unehrenhaft entlassen wurde. Da kannte Erich Raeder nix, der war ja ein absoluter Disziplin-Fanatiker!
Und dann natürlich seine "Freundschaft" zu Admiral Wilhelm Canaris. Der war ja auch eine recht schillernde und tragische Persönlichkeit, von ihm habe ich eine Biografie: "Canaris - Patriot im Zwielicht" von Heinz Höhne.
 
@Jedihammer: Jetzt hast du mich richtig neugierig gemacht. Was ich an Reinhard Heydrich sehr interessant finde, ist einmal, dass er ja zunächst Marineoffizier war, aber, wie du ja erwähnst, wegen einer Affäre unehrenhaft entlassen wurde. Da kannte Erich Raeder nix, der war ja ein absoluter Disziplin-Fanatiker!
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Reinhard Heydrich hat dem späteren Großadmiral Zeit seines Lebens nicht verziehen.
Obwohl er auch als SD-Chef niemals etwas gegen Raeder zu unternehmen versuchte haßte er ihn voller Inbrunst. An Erich Reader und auch an Heinrich Himmler seien dem deutschen Volk zwei ersklassige Studienräte verloren gegangen pflegte er zu sagen.


Und dann natürlich seine "Freundschaft" zu Admiral Wilhelm Canaris. Der war ja auch eine recht schillernde und tragische Persönlichkeit, von ihm habe ich eine Biografie: "Canaris - Patriot im Zwielicht" von Heinz Höhne.

Da ist es besonderst interessant, daß Canaris den jungen Seekadetten Heydrich, den er als I.Offizier an Bord des Kreuzers "Berlin" kennenlernte, oft zu sich nach Hause einlud.
Was in der damalige Marine alles andere als üblich war.
Später auf der "Braunschweig" stand Heydrich m.W.n. ebenfalls unter dem Kommando von Wilhelm Canaris.
Interessant ist auch die enge Verbundenheit, die Wilhelm Canaris mit SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Walter Schellenberg pflegte.
 
Reinhard Heydrich hat dem späteren Großadmiral Zeit seines Lebens nicht verziehen.
Obwohl er auch als SD-Chef niemals etwas gegen Raeder zu unternehmen versuchte haßte er ihn voller Inbrunst. An Erich Raeder und auch an Heinrich Himmler seien dem deutschen Volk zwei ersklassige Studienräte verloren gegangen pflegte er zu sagen.

Dann kann ich nur sagen, da hat der Erich Raeder aber Glück gehabt, dass ihm der Reinhard Heydrich nichts zuleide tat, denn wenn der SD-Chef sich wirklich an seinem früheren Vorgesetzten hätte rächen wollen, wäre ihm das wahrscheinlich dank der ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auch gelungen. Naja, vielleicht hat Heydrich es mal versucht, kam aber nicht weit, da ja meines Wissens Hitler bis zum großen Krach nach dem Gefecht im Eismeer an Silvester 1942 zu Raeder hielt, auch wenn er ihn immer wieder als "kaiserlich" und "christlich" verspottete.
Aber Raeder als Studienrat zu bezeichnen finde ich schon sehr gemein, schließlich gehörte der OBdM zu den Offizieren mit dem meisten Grips im Hirn, hervorragender Allgemeinbildung und Sprachbegabung. Und während meiner eigenen Schulzeit hab ich einige Studienräte kennen gelernt, bei denen man sich wirklich wundern musste, wie die es geschafft haben, Lehrer zu werden, und tatsächlich dem Klischee des dummen, faulen, ungerechten Schülerquälers entsprachen.
 
Dann kann ich nur sagen, da hat der Erich Raeder aber Glück gehabt, dass ihm der Reinhard Heydrich nichts zuleide tat, denn wenn der SD-Chef sich wirklich an seinem früheren Vorgesetzten hätte rächen wollen, wäre ihm das wahrscheinlich dank der ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auch gelungen. .

Da bin ich nicht so sicher.
Nach der Fritsch-Krise war Heydrich gegenüber der Wehrmacht und hier vor allem gegenüber der Wehrmachtsspitze sehr vorsichtig geworden.
Er hatte wohl seine Furcht vor der Vergeltung der Wehrmacht aus dem Jahre 1938 nicht vergessen, als er voller Angst die Stunden zählte, bis der Zeitpunkt gekommen war, an dem seiner Meinung nach nichts mehr passieren würde.


Naja, vielleicht hat Heydrich es mal versucht, kam aber nicht weit, da ja meines Wissens Hitler bis zum großen Krach nach dem Gefecht im Eismeer an Silvester 1942 zu Raeder hielt, auch wenn er ihn immer wieder als "kaiserlich" und "christlich" verspottete.

Nein, m.W.n. hat er es nie auch nur versucht.
Warum weiß ich nicht, aber er hatte auch gegen die anderen Angehörigen des Ehrengerichtes niemals etwas unternommen.
 
Umso besser, wenn Heydrich, der so viele andere in Angst und Schrecken versetzte, auch selbst Angst vor der Wehrmachtsspitze hatte.

Jetzt habe ich aber mal eine ganz andere Frage: Heute habe ich einen Kriegsteilnehmer getroffen, der erzählte mir, dass es in der Deutschen Wehrmacht viel zu wenig Ärzte, Medikamente, Verbandsmaterial usw. gegeben habe. Das sei so schlimm gewesen, dass die Verwundeten nicht ordentlich behandelt wurden, sie hätten keine sterilen Verbände bekommen und keine Schmerzmittel, und die wenigen Ärzte hätten sich nicht richtig um sie gekümmert, deshalb seien viele gestorben, die bei guter Behandlung überlebt hätten.
Das hat mich doch sehr verwundert, da ich bisher immer davon ausging, da sei alles bestens organisiert gewesen und es hätte - jedenfalls in der ersten Kriegsphase bis 1941 - keinerlei Mängel oder unzureichende Versorgung gegeben. Weißt du darüber was Genaueres?
 
Umso besser, wenn Heydrich, der so viele andere in Angst und Schrecken versetzte, auch selbst Angst vor der Wehrmachtsspitze hatte.

Jetzt habe ich aber mal eine ganz andere Frage: Heute habe ich einen Kriegsteilnehmer getroffen, der erzählte mir, dass es in der Deutschen Wehrmacht viel zu wenig Ärzte, Medikamente, Verbandsmaterial usw. gegeben habe. Das sei so schlimm gewesen, dass die Verwundeten nicht ordentlich behandelt wurden, sie hätten keine sterilen Verbände bekommen und keine Schmerzmittel, und die wenigen Ärzte hätten sich nicht richtig um sie gekümmert, deshalb seien viele gestorben, die bei guter Behandlung überlebt hätten.
Das hat mich doch sehr verwundert, da ich bisher immer davon ausging, da sei alles bestens organisiert gewesen und es hätte - jedenfalls in der ersten Kriegsphase bis 1941 - keinerlei Mängel oder unzureichende Versorgung gegeben. Weißt du darüber was Genaueres?

Wo war der Kriegsteilnehmer eingesetzt? WElche Front?WElche Einheit?Wann?

WEnn der Herr zB Ende 45 in Berlin eingesetzt wurde,ist das durchaus verständlich,dass es keine vernünftige Behandlung mehr gab.
 
@Lord Crudelito: Der 85-jährige Kriegsteilnehmer sprach, wenn ich ihn richtig verstanden habe, von der Anfangsphase des Krieges - wie ich in meinem Beitrag auch geschrieben habe. Konkret meinte er, dass es bereits vor Kriegsbeginn bzw. kurz danach viel zu wenige Ärzte in der Wehrmacht gegeben hätte, auch weil ja die Nazis allen jüdischen Ärzten die Berufsausübung durch verschiedene Maßnahmen unmöglich machten und diese so zwangen, aus Deutschland auszuwandern.
Allerdings wurde er selbst erst 1942 eingezogen, und da gab es ja schon Versorgungsschwierigkeiten, die immer gravierender wurden, je länger der Krieg dauerte. Er selbst war nie im Osten, nur in Frankreich in verschiedenen Gebieten im Einsatz.
Obwohl mein Fachgebiet der Seekrieg ist, weiß ich über den Landkrieg schon auch einige wesentliche Dinge, zum Beispiel, dass es bereits ab dem Herbst 1941 vor allem an der Ostfront immer größere Probleme und Versorgungsmängel gab. Das wird Jedihammer bestätigen.
 
@Lord Crudelito: Der 85-jährige Kriegsteilnehmer sprach, wenn ich ihn richtig verstanden habe, von der Anfangsphase des Krieges - wie ich in meinem Beitrag auch geschrieben habe. Konkret meinte er, dass es bereits vor Kriegsbeginn bzw. kurz danach viel zu wenige Ärzte in der Wehrmacht gegeben hätte, auch weil ja die Nazis allen jüdischen Ärzten die Berufsausübung durch verschiedene Maßnahmen unmöglich machten und diese so zwangen, aus Deutschland auszuwandern.
Allerdings wurde er selbst erst 1942 eingezogen, und da gab es ja schon Versorgungsschwierigkeiten, die immer gravierender wurden, je länger der Krieg dauerte. Er selbst war nie im Osten, nur in Frankreich in verschiedenen Gebieten im Einsatz.
Obwohl mein Fachgebiet der Seekrieg ist, weiß ich über den Landkrieg schon auch einige wesentliche Dinge, zum Beispiel, dass es bereits ab dem Herbst 1941 vor allem an der Ostfront immer größere Probleme und Versorgungsmängel gab. Das wird Jedihammer bestätigen.



nö..in deinem post steht eben nicht,dass er von der anfangsphase sprach. Du hast im zweiten Teil deines Posts erst die These aufgestellt,dass zumindest in der Anfangsphase die Versorgungslage besser war.

Und ich pers. finde 1942 nicht Anfangsphase. Und ehrlich gesagt kann ich es auch nicht glauben, dass die Versorgung in Frankreich zum frühstmöglichen Zeitpunkt, also zur Zeit der Rekrutierung nicht schlecht war. Vllt. war die Moral einfach nur bescheiden, da viele Einheiten aus dem Osten doch zur "Kur" ins relativ ruhige Frankreich geschickt wurden? Es wäre intressant da mehr Details zu haben. *zu Jedihammer schaut*
 
Die meisten aktiven Frontverbände der Ostfront sahen mit einer gewißen Wehmut und auch etwas Neid ins relativ ruhige Frankreich. Zum einen wegen der Ruhe dort und auch wegen dem guten Leben welches die Besatzungstruppen dort führten.
Für viele Einheiten, die aus der front gezogen wurden um in Frankreich aufgefrischt zu werden war dies der berühmte "Sechser im Lotto".
Zum Sanitätswesen der Wehrmacht :

Sanitätswesen der Wehrmacht (Thema)

Das Sanitätswesen der Wehrmacht war mit einem sehr hohen Anspruch in den Krieg eingetreten. Man glaubte, durch weitblickende und gründliche Friedensarbeit das Sanitätswesen auf einen denkbar hohen Stand gebracht zu haben. Der Kriegssanitätsdienst sollte dies beweisen. Obwohl kein Zweifel daran bestehen kann, dass an allen Fronten Außerordentliches geleistet worden ist, konnte dieser Beweis nicht erbracht werden. Der Krieg kostete das Deutsche Reich 3,25 Millionen tote oder als tot geltende Wehrmachtsangehörige. In den Lazaretten der Wehrmachtteile wurden insgesamt 5,24 Millionen Verwundete und Kranke betreut. Die Gründe für diese Verluste lagen nicht zuletzt bei der im Verlauf des Krieges immer geringer werdenden Effektivität des Sanitätswesens, die durch die Dimensionen des Krieges bestimmt war.

In der Wehrmacht hatten Heer, Luftwaffe und Marine ihr eigenes Sanitätswesen. Die Leitung der Sanitätsdienste des Heeres lag in der Hand des Heeressanitätsinspekteurs. Er verfügte über Einrichtungen für Ausbildung, Forschung und Versorgung. Für den Sanitätsoffiziersnachwuchs war eine eigene Militärärztliche Akademie zuständig. Der Sanitätsinspekteur war Vorgesetzter des Heeresarztes, der vom Stab des Generalquartiermeisters aus für jeden Kriegsschauplatz den Einsatz des erforderlichen Sanitätspersonals und -materials sowie den Abschub der Verwundeten in die nach rückwärts gestaffelten Sanitätseinrichtungen regelte. Ihm unterstanden die Heeresgruppenärzte sowie fünf leitende Sanitätsoffiziere in Frankreich, Belgien, Ostland, Ukraine und Rumänien. Die Heeresgruppenärzte verfügten über Kriegslazarette, Krankentransportverbände, Sanitätsparks und Einrichtungen für medizinische Forschung, die sie bei Bedarf den unterstellten Armeeärzten zur Verfügung stellten. Diese besaßen zusätzlich eigene Sanitätstruppen, die im rückwärtigen Frontbereich eingesetzt bzw. den Korpsärzten und den Divisionen zur Unterstützung beigegeben wurden.

Die wichtigsten Sanitätseinrichtungen der Armee waren das Kriegslazarett, das mit seiner Ausstattung in der Lage war, ca. 500 Schwerkranke und -verwundete aufzunehmen, und das Leichtkranken-Kriegslazarett. Die Kriegslazarette wurden zeitweilig auf eine Kapazität von 2500 Betten erweitert. Sie bildeten die höchste und letzte Behandlungsebene im außerdeutschen Gebiet. Zur Armee gehörte auch eine Gruppe beratender Ärzte, bestehend aus drei Chirurgen mit Hilfsärzten und je einem Facharzt für innere Krankheiten, Psychiatrie, Hygiene, Pathologie und Bakteriologie. Für den Abtransport von Verwundeten war in Vorbereitung auf einen "Bewegungskrieg" eine Abschubkette aufgebaut worden, die vom Verwundetennest über den Truppen- zum Hauptverbandplatz, von dort über das Feld- und Kriegslazarett schließlich zum Reservelazarett in der Heimat führte. Es waren Krankenkraftwagen entwickelt worden, die in Formationen zusammengefasst im Zusammenspiel mit Eisenbahnlazarettzügen, Leichtverwundetenzügen, Lazarettschiffen, Schiffs- und Lufttransporten diese Aufgabe erfüllten.

Im Frontbereich wurde nach der Selbsthilfe des Soldaten die erste und damit wichtigste medizinische Hilfe durch das Sanitätspersonal des Bataillons und die Sanitätstruppen der Divisionen geleistet. Der Truppenarzt des Bataillons war mit seinem Truppenverbandplatz die unterste Ebene ärztlicher Versorgung. Die Divisionen besaßen durchschnittlich zwei Sanitätskompanien, eine Krankenkraftwagenkompanie und ein Feldlazarett. Die Sanitätskompanien betrieben vier bis fünf Kilometer hinter der Front in stetem Wechsel den Hauptverbandplatz. Zwei Chirurgenteams leisteten jede Art von dringender chirurgischer Hilfe mit dem Hauptziel, die Transportfähigkeit des Verwundeten herzustellen. Zwei Zahnärzte stellten im Hauptverbandplatz auch die zahnärztliche Versorgung sicher; eine Feldapotheke hielt die notwendigen Medikamente bereit. Das von der Division betriebene Feldlazarett lag etwa zehn bis 15 Kilometer hinter der Front, hatte 200 Betten und ermöglichte in mehreren großen Operationsräumen und mit fachspezifischer Diagnostik und Therapie ärztliche Hilfe auf der Ebene eines guten Kreiskrankenhauses.

Parallel zu dieser Organisation des Heeres - und auf den gleichen Kriegsschauplätzen tätig - war das Sanitätswesen der Luftwaffe eingerichtet worden. Beim Aufbau der Luftwaffe 1933 wurde es zunächst auch vom Heeressanitätsinspekteur gesteuert. Über eine Medizinalabteilung im Reichsluftfahrtministerium und die "Inspektion des Sanitätswesens" entwickelte sich die Position des "Chefs des Sanitätswesens der Luftwaffe". Die ersten Sanitätsoffiziere kamen vom Heer und von der Marine. Sie wurden als Flieger ausgebildet und in die wissenschaftlichen Fragen der Luftfahrtmedizin eingeführt. Zur Weiterentwicklung dieser neuen medizinischen Fachrichtung gründete die Luftwaffe eigene Forschungsinstitute und übernahm die fachliche Steuerung entsprechender ziviler Einrichtungen. Für den Nachwuchs, der zunächst auch an der Militärärztlichen Akademie des Heeres ausgebildet worden war, wurde eine eigene Ärztliche Akademie der Luftwaffe eingerichtet. Die Führung dieser Sanitätsdienste, die sich in ihrer Struktur denen des Heeres angepasst hatten, oblag den Luftflottenärzten und den diesen unterstellten Luftgauärzten. Der Luftwaffensanitätsdienst hatte zur Durchführung seiner Aufgaben neue Einsatzformen entwickelt, z.B. die Luftwaffensanitätsbereitschaft (motorisiert), die mit vier Fachchirurgen auch für die großen chirurgischen Operationen ausgerüstet war. Später ergänzten Internisten die Chirurgenteams, sodass diese Einrichtung 100 bis 150 Verwundete und Kranke behandeln und pflegen konnte. Die volle Motorisierung der Sanitätstruppen erlaubte eine Zusammenarbeit mit den kämpfenden Luftwaffenverbänden. Um diese Mobilität zu erhalten, waren zunächst keine Feldlazarette geplant. Die Erfordernisse brachten es indessen mit sich, Feldlazarette in Baracken mit Kapazitäten von 300 bis 600 Betten zu schaffen. Die Lazarette wurden auch von den Luftwaffensanitätsbereitschaften (motorisiert) betrieben. Diese waren von ihrer Ausrüstung her in der Lage, sowohl Feld- und Ortslazarette als auch Hauptverbandplätze einzurichten.

Die wichtigste Neuerung im Sanitätswesen der Luftwaffe war die Einrichtung der "Sanitätsflugbereitschaft". Sie bestand aus fünf bis sechs Ju 52, die je zwölf auf Tragen liegende und vier sitzende Verwundete transportieren konnten. Als Zubringerflugzeuge von der Front zum Flugplatz dienten je vier "Fieseler Storch". Jedes dieser Flugzeuge konnte zwei Verwundete aufnehmen. Des Weiteren wurden Lufttransportverbände zur Rückführung Verwundeter eingesetzt, die sich sehr bewährten. Zur Rettung von Flugzeugbesatzungen, die auf See niedergegangen waren, schuf die Luftwaffe den Seenotrettungsdienst. Die Seenotkommandos verfügten mit den Flugzeugen He 59, Do 18 und 24 sowie verschiedenen Seefahrzeugen über für diese Zwecke gut geeignetes Material. Die Flugzeuge waren zunächst mit einer Rot-Kreuz-Kennung versehen, die von Gegnern jedoch nicht anerkannt und daher wieder aufgegeben wurde. Die Einführung der Fallschirmtruppe brachte dem Sanitätsdienst eine weitere Neuerung. Die Sanitätskorps der Fallschirmtruppe wurden als Absprungeinheit aufgestellt, die den mit abspringenden Truppenärzten nachfolgten.

Der Sanitätsdienst der Marine hatte sich bereits vor dem 1. Weltkrieg verselbständigt. Der Chef des Marinesanitätswesens war in Personalunion Chef des Marinemedizinalsamtes im OKM. Ihm unterstanden fachlich das Sanitätsamt Ostsee (Kiel) und Nordsee (Wilhelmshaven). Die schwimmenden Kampfeinheiten verfügten auf großen Schiffen über ein Bordlazarett und eigene Ärzte, auf kleineren hingegen nur über Sanitätskisten, die fast nur Verbandsmaterial enthielten. Für den Kranken- und Verwundetentransport über See gab es zehn große Lazarettschiffe mit je 600 Betten, 25 kleinere mit je 350 bis 400 Betten und 35 Verwundetentransportschiffe. Von den Lazarettschiffen gingen beinahe die Hälfte der großen und der kleinen durch Kriegseinwirkung verloren. Bei den Verwundetentransportschiffen betrug die Verlustquote 25%, wodurch deutlich wird, dass sich nicht alle Kriegsgegner an die auch auf den Seekrieg ausgedehnte Genfer Konvention hielten.

Die Waffen-SS hatte ebenfalls einen eigenen Sanitätsdienst, der im Aufbau an den des Heeres angelehnt war.

Am 28.7.1942 wurde zur Steigerung der Effektivität der nebeneinander arbeitenden Sanitätsdienste die Dienststelle des Chefs des Wehrmachtssanitätsdienstes geschaffen. Er sollte alle Aufgaben auf dem Gebiet des Sanitätswesens zusammenfassen, die personellen und materiellen Kräfte erfassen und planvoll und gerecht auf die Wehrmachtteile verteilen. Diese Aufgabe war dem Heeressanitätsinspekteur zusätzlich übertragen worden, allerdings ohne Befehlsgewalt über die einzelnen Sanitätsdienste. Diese Personalunion wurde zwar am 1.9.1944 aufgehoben, aber auch der dann selbständig arbeitende Chef des Wehrmachtsanitätsdienstes erhielt nur im Rahmen seiner fachlichen Aufgaben Befehlsbefugnisse; nach wie vor lehnten sowohl die Marine als auch die Luftwaffe eine volle Unterstellung ihrer Sanitätsdienste ab. Trotz der Schaffung dieser zentralen Einrichtung wurde eine wesentliche Verbesserung des Sanitätswesens nicht erreicht.

Im Verlauf des Krieges lassen sich drei Phasen unterscheiden, die den Sanitätsdienst vor unterschiedliche Probleme stellten:

1) "Bewegungskriege" der Jahre 1939-41. Im Mitgehen mit rasch vorwärts drängenden Truppenverbänden und beim Anfall eher konventioneller medizinischer Probleme sowohl beim Heer als auch bei Luftwaffe und Marine bewältigten die Sanitätsdienste ihre Aufgaben noch recht gut. Aber schon im Polenfeldzug sah man sich einigen unerwarteten Schwierigkeiten gegenüber. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass die mit Pferden bespannte Sanitätskompanie für den Bewegungskrieg denkbar ungeeignet war, weil sie den schnellen Truppen nicht folgen konnte und so selten zum Einsatz kam.

Neben Verwundungen führten Krankheiten auf dem Gebiet der inneren Medizin zu hohen Ausfällen. Es musste eine Ruhrepidemie bekämpft werden, die unmittelbar nach dem Vorstoß auf polnisches Gebiet ausbrach und bis zu 50 % der Ist-Stärke der kämpfenden Truppe traf. Als problemlos und erfolgreich erwies sich dagegen das System des Abtransports der Verwundeten. Durch den in stetem Wechsel erfolgenden Einsatz der Krankentransportkompanien konnten die Verwundeten rasch in die rückwärts gelegenen Sanitätseinrichtungen gelangen, wenngleich z.B. die Lazarettzüge wegen der Zerstörung von Gleisen und Brücken erst gegen Ende der Kampfhandlungen eingesetzt werden konnten.

Bei der Besetzung Dänemarks und Norwegens hatte der deutsche Sanitätsdienst in Norwegen mit den erstmals in großer Zahl auftretenden Erfrierungen Schwierigkeiten, die mit bis zu 40 % einen bedeutenden Anteil an der Wundversorgung hatten. Im Frankreichfeldzug konnte der Sanitätsdienst die bisher gemachten Erfahrungen bereits nutzen. Dazu zählte insbesondere, dass die Korpsärzte, die bisher über keine eigenen Sanitätstruppen verfügten, nun mit einer Sanitätskompanie sowie Krankentransportkapazität und teilweise auch Feldlazaretten ausgestattet wurden, weil man erkannt hatte, dass auf dieser Kommandoebene deren Einsatz besser gesteuert werden konnte. Im besetzten Frankreich wurde der Erhaltung der Gesundheit sowohl der Truppe als auch der Zivilbevölkerung große Sorgfalt gewidmet, um jedwede Seuchengefahr abzuwenden. Auf dem Gebiet der Geschlechtskrankheiten gelang dies jedoch nicht. Erst in der Zeit von 1942-44 konnte ein allgemeiner Rückgang der Geschlechtskrankheiten bei der Truppe verzeichnet werden.

Der Krieg in Nordafrika konfrontierte den Sanitätsdienst mit wesentlich größeren Problemen. Die Besonderheiten des Kriegsschauplatzes führten zu einem Krankenstand, der die Zahl der Verwundeten um das sechsfache übertraf. Das tropische Klima, die Einöde und Trostlosigkeit der Wüste wirkten sich, zusammen mit durch Transport- und Nachschubprobleme verursachtem Wassermangel und damit einhergehender ungenügender Verpflegung, auf die gesundheitliche Verfassung des Deutschen Afrika-Korps verheerend aus und stellten die Sanitätsdienste vor schier unlösbare Aufgaben. Das gehäufte Auftreten von Ruhr, Diphtherie und Gelbsucht sowie die vielfältigen Geschwüre, die in tropischer Hitze an den unbekleideten Unterschenkeln entstanden, führten zu einem hohen Krankenstand. Aufgrund dieser außergewöhnlichen gesundheitlichen Belastungen für die Truppe erreichte die Anzahl der Sanitätsformationen nie einen befriedigenden Stand. Auch der am 6.4.1941 hinzugekommene Kriegsschauplatz Balkan brachte unerwartete Schwierigkeiten. Er forderte zwar keine allzu hohen Verluste, sieht man von den 49 % der Fallschirmjäger bei der Eroberung Kretas ab, doch der Abtransport der Verwundeten gestaltete sich schwierig. Das gebirgige Gelände auf dem Balkan und auf Kreta zwang zu äußerst strapaziösen Tragemärschen. Nur dort, wo Lufttransport möglich war, waren die Verwundeten besser wegzuschaffen. Schnee, Schlamm und Kälte wie Hitze führten zusätzlich zu allgemeinen Erkrankungen. Zahlreiche Sümpfe zwischen den Bergen Makedoniens und die Feuchtgebiete der Flussniederungen waren Brutstätten der Malaria und anderer Fieberkrankheiten, hier besonders des Pappataci-Fiebers, das - wie die Malaria - durch Mücken übertragen zu hohen Krankenzahlen führte, insgesamt aber glimpflich verlief. Neben diesen für den Balkan typischen Krankheiten kannte man auch die Gefahr der Erkrankung an Typhus und Ruhr. Die Prophylaxe gegen Typhus mit entsprechendem Serum erwies sich glücklicherweise als ausreichend, doch die Ruhr, die zwei Drittel der Truppe erreichte, konnte nur durch die danach erlangte Immunität unter Kontrolle gebracht werden.

In den ersten Monaten des Russlandfeldzuges sahen sich die Sanitätsdienste ähnlichen Gegebenheiten wie im bisherigen Bewegungskrieg gegenüber. Dann nahmen die deutschen Verluste zu und der Vormarsch an allen Frontabschnitten kam zum Stehen. Nun wirkten sich die durch große Entfernungen, den herbstlichen Schlamm und den dann folgenden Winter mit Schnee und bis zu -57 Grad Celsius reichenden Kältegraden erschwerten Transportverhältnisse äußerst nachteilig auf die Leistungsfähigkeit der Sanitätsdienste aus. Mit massenhaften Erfrierungen aller Grade und anschließenden Komplikationen waren mancherorts die Verbandplätze mehr belastet als mit der Versorgung der Verwundeten.

2) Der wachsende Widerstand der Roten Armee seit der Jahreswende 1941/42, der mit sich steigernder Feuerkraft insbesondere der Artillerie und Raketeneinheiten einherging, ließ die Zahl der Verwundeten und hier auffallend der Schwerverletzten in die Höhe schnellen, sodass deren angemessene Versorgung immer weniger möglich war. Auch der Abtransport der Verwundeten in die rückwärtigen Gebiete und ins Reich wurde durch die schon erwähnten Schwierigkeiten, die der Winter aufwarf, aber auch durch die wachsende Partisanentätigkeit zunehmend erschwert, wenngleich die Luftwaffe mit ihren Sanitätsflugzeugen und der Transportflotte Entlastung brachte. Mit Beginn der folgenden sowjetischen Offensiven gingen darüber hinaus viele der vordersten Sanitätseinrichtungen im Strudel der Absetzbewegungen verloren. Beginnend im Mittelabschnitt im Raum Kursk gelangen den Sowjets seit Sommer 1943 so tiefe Einbrüche, dass auch die weit zurückliegenden Kriegslazarette geräumt werden mussten.

Auch das System der Verteilung der Verwundeten nach medizinischen Gesichtspunkten versagte nun zunehmend, wodurch die Transportsterblichkeit stieg. Die hygienischen Verhältnisse litten ebenfalls zwangsläufig und führten zum Ausbruch von Epidemien, unter denen das Fleckfieber eine zentrale Stellung einnahm. Die durch die extreme Verlausung der Truppe vornehmlich im Winter grassierende Seuche konnte nie unter Kontrolle gebracht werden. Die Bereitstellung von Entlausungsanlagen führte nicht zum angestrebten Erfolg. Die Impfungen konnten die Erwartungen nur eingeschränkt erfüllen. Die Letalität nach einer Infektion war mit bis zu 30 % zunächst sehr hoch und konnte nur allmählich bis Kriegsende auf fünf bis sechs Prozent gesenkt werden. Insgesamt wurden aber vom Fleckfieber nicht mehr Soldaten erfasst als von anderen Krankheiten; das Fleckfieber war nur gefährlicher. Doch auch massenhaft an Typhus, Gelbsucht, Kriegsnephritis, Wolhynischem Fieber, Tularämie und Diphtherie Erkrankte stellten an die Sanitätsdienste hohe Anforderungen bzw. stellten eine große Belastung dar. Bei den Bemühungen um Abhilfe zogen die Mediziner KZ-Häftlinge heran und erprobten an ihnen Sulfonamide bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten, führten Knochentransplantationen bei auftretenden Phlegmonen durch und schreckten auch nicht vor Unterdruck- und Unterkühlungsversuchen zurück, die der Erforschung des Sauerstoffmangelproblems in großen Höhen und der Wiederbelebung unterkühlter Schiffbrüchiger dienten. Bei diesen meist qualvollen verbrecherischen Menschenversuchen wurde selbst der Tod der Opfer nicht selten billigend in Kauf genommen.

Bei der Luftwaffe und Marine hatte man es überwiegend mit anders gearteten Verwundungen und Erkrankungen zu tun. Die Behandlung der Verwundungen beim fliegenden Personal, die durch Abschuss, Unfälle, Bruch- und Notlandungen verursacht wurden, lag vielfach im Bereich der plastischen und der Gehirnchirurgie. Bei der Marine ergaben sich hauptsächlich Verwundungen als Folge von Artillerie-, Fliegerbomben- und MG-Treffern, ferner von Torpedo- und Minendetonationen, nicht zu vergessen die Folgen von Verbrennungen aller Art. Während durch Waffenwirkung Splitterwunden, Durch- und Steckschüsse entstanden, führten Minen und Torpedos bei der Detonation zu Stauchungen der Wirbelsäule und Frakturen der Extremitäten. Beim Abbrennen von Kartuschen waren Rauchvergiftungen und Verbrennungen, bei ausströmendem Dampf in den Maschinenräumen Verbrühungen die unvermeidlich Folgen. Das Verschlucken treibenden Öls durch Schiffbrüchige rief schwere Vergiftungen im Magen- und Darmtrakt hervor.

3) Die Zeit der Abwehrkämpfe 1944/45 vergrößerte die Probleme der Sanitätsdienste. Die Zahl der Toten und Verwundeten war während dieser Phase größer als in den vorangegangenen Kriegsjahren zusammen. Die vorgeplante und die provisorisch erstellte Infrastruktur des Sanitätswesens im Reich und in den besetzten Gebieten brach allmählich zusammen. Hauptgründe waren die Auswirkungen des Bombenkrieges und die Tatsache, dass der Ring um Deutschland immer enger wurde. Die damit verbundenen Versorgungs- und Transportprobleme wirkten sich auf die Überlebenschancen der Verwundeten besonders nachteilig aus. Die Chirurgen waren in dieser Zeit hoffnungslos überfordert. Oft musste ohne größere Pause zwei bis drei Tage lang operiert werden. Erfahrungswerte zeigten, dass eine Chirurgengruppe (zwei Ärzte) in 24 Stunden 30 Schwer-, 60 Mittelschwer- oder 120 Leichtverwundete operieren konnte. Bei allen Behandlungen wurde größter Wert auf die Verwendung von Blutersatzflüssigkeiten gelegt (Tutofusin, Periston). Antibiotika standen nicht zur Verfügung; auf diesem Gebiet war die Forschung in Deutschland einen anderen Weg gegangen (Sulfonamidtherapie).

Quelle : Lexikon des Zweiten Weltkrieges
 
@Lord Crudelito: Bitte um Verzeihung, dann habe ich da was durcheinandergebracht...

Das Problem für mich war eben: Aus dem, was mir der Kriegsteilnehmer erzählte, ging nicht exakt hervor, ob er sich dabei auf seine eigenen Erfahrungen bezog oder auf Erzählungen von anderen Personen.
Auf jeden Fall müssen dort, wo sich das abgespielt hat, schlimme Zustände geherrscht haben. Er sagte, die Verwundeten hätten sich die Seele aus dem Leib geschrien, aber niemand habe ihnen geholfen, und deshalb seien sie praktisch aufgrund unzureichender Behandlung gestorben. Das hat mich natürlich schon sehr schockiert, weil ich davon ausging, dass in den ersten Kriegsjahren alles in bester Ordnung war.

@Jedihammer: Vielen Dank für deine ausführliche Erläuterung, ich werde sie mir baldmöglichst zu Gemüte führen, und wenn ich den Kriegsteilnehmer wieder treffe, werde ich ihn nochmals genau fragen, wann und wo das war.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Jedihammer: Vielen Dank für deine ausführliche Erläuterung, ich werde sie mir baldmöglichst zu Gemüte führen,

Wie immer Dein untertänigster Diener



Das hat mich natürlich schon sehr schockiert, weil ich davon ausging, dass in den ersten Kriegsjahren alles in bester Ordnung war.

Im Krieg ist während der Kämpfe auf den HVPs und den frontnahen Lazaretten nie alles in Ordnung.
Da fehlt es immer, und imer schreiben die verwundeten. Meist fehlt es man Schmerzmitteln.
Die war gerade im Krieg der Milionenheere in den beiden Weltkriegen der Fall.

Dem Leid und der Behandlung der Verwundeten durch die jeweils andere Seite wird in der geschriebenen Kriegsgesichte leider zuwenig Beachtung zuteil.
Besonderst grausam wüteten hier die Sowjets. Hier ein besonderst grausames beispiel.
Im Zuge der Offensive auf der Krim wurde auch die Stadt Feodosia erobert.Dann kam die sowjetsiche Landung auf der Halbinsel Kertsch und die sowjetischen truppen erzielten zu Begin dieser Offensive große geländegewinne und man nährete sich der Stadt.
Feodosia musste am 28.12.1941 von der 46. Infanteriedivision wieder aufgegeben werden, wobei sie etwa 180 Verwundete in den Lazaretten der Stadt zurückließ. Als am 18.01.1942 das Infanterieregiment 105 unter Oberst Müller Feodosia erneut einnahm, fand man nur noch die Leichen der Kameraden. Nach Aussagen des russischen Zivilarztes Dimitrijew waren die Verwundeten im Lazarett gegenüber dem Schloss von betrunkenen russischen Marinesoldaten, die übrigen auf einen allgemeinen Exekutionsbefehl vom 01.01.1942 hin erschossen worden. Eine Anzahl von Schwerverwundeten soll aus den Fenstern geworfen oder mit Wasser übergossen und so dem Tod durch Erfrieren ausgesetzt worden sein. Kurz vor der Räumung von Feodosia wurden auch nicht verwundete deutsche Gefangene von Rotarmisten erschossen.

Feodosia :

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Verwundet in sowjetische Hand zu fallen war in 98 von 100 Fällen ein Todesurteil.
Das ging soweit, daß Santitässoldaten und sogar Feldgeistliche dazu übergingen, trotz Verstoß gegen das Kriegsrecht bewaffnet zu sein.
Auch versuchte man in Zukunft auf deutscher Seite nach Möglichkeit bei jedem Rückzug auch die Verwundeten mit zu nehmen.
Auch auf deutscher Seite kam es natürlich zu Übergriffen und Morden an sowjetischen Verwundeten.
 
@Jedihammer: Oh, jetzt fühle ich mich aber höchst geehrt, wenn sich ein veritabler Generalfeldmarschall als mein untertänigster Diener bezeichnet (*rot werd*). Dabei bin ich doch nur die "Bücher- und Aktenabstauberin" im Marinearchiv ;)

Inzwischen habe ich deinen Text über das Sanitätswesen in der Deutschen Wehrmacht gelesen und fand ihn sehr gut und informativ und aufschlussreich.

Deine neuen Infos werfen wieder einmal ein grelles Licht auf ein sehr dunkles Kapitel des Krieges, über das in den meisten Büchern entweder gar nichts oder nur ganz am Rande etwas erwähnt wird.

Ich weiß nur aus dem Pazifikkrieg, dass die Japaner grundsätzlich mit Gefangenen, egal ob verwundet oder nicht, geradezu barbarisch umgingen. Aber du hast ja schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass eben auch die Amerikaner nicht gerade zimperlich waren.

Wie behandelten eigentlich die Briten und Franzosen die deutschen Kriegsgefangenen? Da kann ich nur auf ein paar Erzählungen meines Onkels zurückgreifen, der in französischer Gefangenschaft war und offenbar nicht gut verpflegt wurde. Denn er sei ganz aufgedunsen nach Hause gekommen und dann nach kurzer Zeit stark abgemagert, bevor er langsam wieder sein Normalgewicht erreichte. Anscheinend bekamen die Gefangenen in Frankreich nur minderwertige Verpflegung, die mit viel Wasser gestreckt wurde. Aber wie es tatsächlich war, weiß ich nicht.
 
Wie behandelten eigentlich die Briten und Franzosen die deutschen Kriegsgefangenen? Da kann ich nur auf ein paar Erzählungen meines Onkels zurückgreifen, der in französischer Gefangenschaft war und offenbar nicht gut verpflegt wurde. Denn er sei ganz aufgedunsen nach Hause gekommen und dann nach kurzer Zeit stark abgemagert, bevor er langsam wieder sein Normalgewicht erreichte. Anscheinend bekamen die Gefangenen in Frankreich nur minderwertige Verpflegung, die mit viel Wasser gestreckt wurde. Aber wie es tatsächlich war, weiß ich nicht.


Also ich persönlich habe auch eher negative Berichte über die Franzosen gehört.
Vorallem was die Verpflegung anging.
Die Briten waren allerdings typisch britisch Fair und haben die Gefangenen anständig behandelt.
Auch da gab es schwarze Schafe, daß im Regelfall kam es bei den Briten nicht zu Mißhandlungen oder gar Morden.
Auch die Verpflegung war im Regelfall nicht zu beanstanden.
Auch bei den Amerikanern konnte man nicht klagen, wenn man so 1942/43/44 in Us-Gefangenschaft geriet und dann nach den USA verschifft wurde.
Bei den Amerikanern wurde es erst im Jahre 1945 zuweilen sehr schlimm.

Aus dem Lexikon des II.Weltkriegs habe ich hier mal zwei Artikel über die Behandlung von deutschen Soldaten in alliierter Gefangenschaft und von alliierten Soldaten in deutscher Gefangenschaft.


Deutsche Kriegsgefangene in alliiertem Gewahrsam (Thema)

Maßgeblich für die Lebensbedingungen in Gefangenschaft und für die Behandlung der Kriegsgefangenen war im 2. Weltkrieg das Genfer Abkommen vom 27.7.1929, soweit die Kriegführenden diesem beigetreten waren. Daneben war die Haager Landkriegsordnung (HLKO) anzuwenden, sofern alle am Krieg beteiligten Staaten ihr unterworfen waren. Die UdSSR hatte das Genfer Abkommen nicht ratifiziert, und an die HLKO sah sie sich nicht gebunden, da sie sich von allen durch das Zarenreich geschlossene Verträgen losgesagt hatte. Gleichwohl ließ sie nach Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges der Reichsregierung unter anderem über Schweden mitteilen (Note vom 17.7.1941), dass sie sich unter der Bedingung der Gegenseitigkeit an die HLKO halten werde. Diese Note wurde von Berlin nicht beantwortet. Nach der Kapitulation Deutschlands versuchten die westlichen Alliierten den Millionen "Kapitulationsgefangenen" den Gefangenen-Status vorzuenthalten, indem sie zwischen Gefangenen (Prisoners of War/POW) und entwaffnetem Militärpersonal (Disarmed Enemy Forces/DEF oder Surrendered Enemy Personal/SEP) unterschieden. Auf Intervention des Roten Kreuzes (IKRK) nahmen sie schließlich 1946 von dieser Differenzierung Abstand.

Die Organisation des Gefangenenwesens war bei den Kriegführenden im Wesentlichen gleich. Bei nahezu allen Gewahrsamsmächten fiel die Zuständigkeit in den Bereich des Kriegs- oder Verteidigungsministeriums bzw. im Deutschen Reich in die des OKW. Ende 1945 wurde in der UdSSR das Gefangenenwesen dem Innenminister (MDV) und in Polen dem Justizminister unterstellt.

Nach der Gefangennahme lieferte die Truppe die Gefangenen im Allgemeinen in Sammellager ein, in denen sich manchmal über 100 000 Mann befanden (amerikanisch: Continental Central POW Enclosure; deutsch: Armee-Gefangenen-Sammelstellen). Von dort wurden sie nach kurzem Aufenthalt in Durchgangslager transportiert (amerikanisch: POW Transient Enclosure oder Distribution Enclosure; britisch: Transit Camp; französisch: Transit Dépôt; deutsch: Dulag). Nach Registrierung in diesen Lagern wurden die Gefangenen auf die eigentlichen Lager (amerikanisch: Internment Camp, seit Mitte 1943 Prisoner of War Camp; britisch: Base Camp; französisch: Dépôt des Troupe; deutsch: Stalag/Mannschafts-Stammlager; sowjetisch: Uprawlenije/Lagergruppen mit einer Hauptverwaltung) im so genannten Heimatgebiet verteilt, wobei die Offiziere von den Unterführern und Mannschaften in der Regel getrennt und in Offizierslagern (deutsch: Oflag) untergebracht waren. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bis Anfang 1945 alle "US-owned POW" und etwa 175 000 "British-owned POW" in Lager in den USA und in Kanada gebracht wurden. Verschiedentlich gab es Lager für Generäle (z.B. Hawkshead in England oder Woikowo in der UdSSR) und weibliche Gefangene. Im Deutschen Reich unterhielten Luftwaffe (unter anderem Sagan) und Marine (unter anderem Dulag Gotenhafen) eigene Lager; am Unterstellungsverhältnis zum OKW änderte sich dadurch nichts.

Politische Gründe machten vereinzelt die Einrichtung besonderer Lager erforderlich, etwa in den USA für "Rapid Nazis" (z.B. Alva/Oklahoma) und für "Anti-Nazis" (Fort Devens/Massachussetts), in Großbritannien die Reeducation-Zentren (Wilton Park, Jugendlager Radwinter/Essex) sowie in der UdSSR die Antifa-Lagerschulen (z.B. Oranki und Juza, später Talica). Ferner existierten in allen Gewahrsamsstaaten reine Arbeitslager (Labor Camp) und Arbeitseinheiten (amerikanisch: Labor Service Company oder Labor Detachment; deutsch: Gefangenen-Bau- und Arbeitsbataillon), die in der Regel selbständige Gefangenen-Einheiten waren. Den Lagern waren teilweise Lazarette angeschlossen; zum Teil bestanden selbständige Hospitäler jeweils mit einem bestimmten Einzugsbereich. Darüber hinaus unterhielten einige Länder noch Straflager, in denen abgeurteilte Gefangene einsaßen.

Für die Bewachung der Gefangenen war die Truppe zuständig. Für kleinere Arbeitskommandos verwendete man auch Hilfskräfte: in Frankreich auxillaires étrangers/ausländische Hilfskräfte aus den Verschlepptenlagern, in Polen Miliz, in Deutschland Gendarmerie und Landwacht, in der UdSSR zeitweise Antifa-Aktivisten. In alliierte Gefangenschaft gerieten insgesamt 11,1 Millionen deutsche Soldaten, davon 3,8 Millionen in amerikanische, 3,7 Millionen in britische, 3,15 Millionen in sowjetische, 245 000 in französische und 194 000 in jugoslawische Gefangenschaft. Die USA gaben rund 700 000 Gefangene vor allem an Frankreich ab, Großbritannien lieferte 65 000 an Frankreich, Belgien und die Niederlande aus, aus der Sowjetunion gingen 25 000 an die Tschechoslowakei und 70 000 an Polen.

Obwohl sich die Behandlung der deutschen Gefangenen in westalliiertem Gewahrsam nach den völkerrechtlichen Vorschriften richtete, entsprach sie ihnen nicht immer, sondern hing ab von Zeitpunkt und Kriegsschauplatz der Gefangennahme. Die bis Anfang 1945 in amerikanische Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten in den USA wurden im Großen und Ganzen gut behandelt. Sie waren in Armee-Baracken und - je nach klimatischen Voraussetzungen - in Zelten untergebracht, die Verpflegung entsprach der des amerikanischen Heeres und wurde von den Gefangenen als gut und reichlich bezeichnet. Eine Verschlechterung nach der deutschen Kapitulation wurde auf Intervention des IKRK rasch behoben.

Im Gegensatz hierzu war die Behandlung der Gefangenen im europäischen Raum - ausgenommen Italien - in der Endphase des Krieges problematisch: Siegesrausch, das Bekanntwerden der nationalsozialistischen Verbrechen und die These von der Kollektivschuld des deutschen Volkes führten bereits bei der Gefangennahme und später bei den Vernehmungen wegen eventueller Kriegsverbrechen (Wanted POW-Section) häufig zu Unkorrektheiten und Übergriffen von US-Soldaten. Zudem waren die Lebensbedingungen in den Lagern schlecht. Namentlich in den kurz vor und nach der Kapitulation auf deutschem Gebiet errichteten Lagern war die Versorgung und Unterbringung in hohem Maße mangelhaft, manchmal sogar katastrophal (Rheinwiesenlager). Hunderttausende lagen oft wochenlang auf freiem Feld in den auch "Wired-in-Fields-Enclosures" genannten Durchgangslagern, anfangs nahezu ohne, später ohne ausreichende Verpflegung, wobei die geringen Rationen oft noch durch Korruption der deutschen Verwaltung gemindert wurden. Ursache für diese missliche Situation waren allerdings nicht Böswilligkeiten, sondern Organisationsprobleme, mit denen das US-Quartermaster Corps infolge des massenhaften Zustroms von Gefangenen bei Kriegsende zu kämpfen hatte. Glück hatte, wer in kleinere Lager zur Arbeit für die US-Armee verlegt wurde, denn dort herrschten erheblich bessere Lebensbedingungen.

Aufsehen und Empörung erregte im Mai 1945 die Überlassung von 135 000 in der Tschechoslowakei von den Amerikanern festgehaltenen Gefangenen der Heeresgruppe Mitte an die Rote Armee. Als offizielle Begründung diente eine alliierte Vereinbarung, nach der die deutschen Verbände gegenüber der Macht zu kapitulieren hätten, gegen die sie zuletzt gekämpft hatten. Einen Ausweg fanden die Angloamerikaner dagegen an der Elbe. Dort weigerten sie sich zwar, die Kapitulation der 12. Armee Wenck entgegenzunehmen, gestatteten jedoch die Unterwerfung "einzelner Soldaten". So konnten bis zu 100 000 Mann vor sowjetischer Gefangenschaft bewahrt werden.

Die Behandlung der Gefangenen in britischem Gewahrsam entsprach im Allgemeinen den internationalen Vereinbarungen. Verstöße hiergegen finden sich verschiedentlich bei der Gefangennahme, insbesondere in der Kapitulationsphase und später in den Sammellagern Belgiens (z.B. Overijse/Brabant). Auch wurden Gefangene beim Deutschen Minenräumdienst eingesetzt. Die Gefangenen der Briten waren in zahlreichen Ländern von Australien bis Zypern, Norwegen bis Italien untergebracht. Die Masse der Kapitulations-Gefangenen lag jedoch in fünf Internierungsräumen in Nord- bzw. Nordwestdeutschland. In England waren die Gefangenen meist in Baracken und "Nissenhütten" (halbkreisförmige Hütten aus Wellblech) untergebracht. Die Offiziere befanden sich überwiegend auf Land- und Herrensitzen. In den anderen Ländern richteten sich die Unterkünfte im Wesentlichen nach dem Klima: In Ägypten bestanden die großen Lager im Gebiet des Bittersees z.B. aus Zelten, in Kanada anfangs aus beheizbaren Zelten, später aus winterfesten Baracken. Die Unterbringung in den deutschen Internierungsräumen überließen die Briten den Gefangenen selbst.

Die Verpflegung in britischer Gefangenschaft war in den außereuropäischen Ländern während des Krieges gut und reichlich; in Europa entsprach sie der jeweiligen kriegsbedingten Ernährungslage. Nach der Kapitulation kam es wie in den USA nahezu überall zu drastischer Kürzung der Verpflegungssätze, die seit Herbst 1945 - Ausnahme Belgien - wieder anstiegen. In den deutschen Internierungsräumen versuchten die Engländer durch rasche Entlassung der Gefangenen die Versorgungsprobleme zu umgehen (Operation "Barleycorn"), sodass bald nur noch als große Lager Munsterlager und Eselsheide bestanden. Letzteres wurde im Herbst 1946 zum Civil Internment Camp (CIC). Ein Teil der Gefangenen wurde in so genannte Dienstgruppen überführt. Nach Auflösung dieser Einheiten am 1.8.1947 wurden vornehmlich die aus dem deutschen Osten stammenden Gefangenen, die nicht nach Hause konnten oder wollten, in die German Civil Labour Organisation übernommen.

Die Behandlung der deutschen Gefangenen in französischem Gewahrsam war durch die ungünstigen Lebensverhältnisse im kriegsgezeichneten Frankreich und die jahrelang aufgestaute Erbitterung der Bevölkerung über die deutschen Besatzer geprägt; lange Zeit war sie in vieler Hinsicht nicht dem Genfer Abkommen angemessen. Schon auf dem Marsch in die Dépôts kam es zu zahlreichen Ausschreitungen durch die französische Zivilbevölkerung, die nicht selten von den Wachmannschaften dazu ermuntert wurde. Oft schritten amerikanische Truppen zum Schutz der Gefangenen ein. Die Lebensbedingungen in den Lagern und Arbeitskommandos waren äußerst schlecht. Wegen der Kriegsschäden standen zur Unterbringung anfangs relativ wenige intakte Behausungen zur Verfügung; Material zur Ausbesserung oder für Neubauten fehlte. Das größte Übel aber war die völlig unzureichende Ernährung, und nur die Hilfe der USA und des IKRK verhinderte eine Katastrophe. Washington schlug daher zunächst den Wunsch Frankreichs nach Überlassung von 660 000 deutschen Gefangenen für den Wiederaufbau ab; erst als Frankreich versicherte, die angeforderten Gefangenen versorgen zu können, kam es zu schubweiser Übergabe.

Die schlechte Ernährung und Unterbringung beeinträchtigte die Gesundheit der Gefangenen in bedrohlichem Maß. Internationale Hilfsorganisationen waren unermüdlich bestrebt, mit Lebensmitteln und Medikamenten das Schlimmste zu verhindern. Trotz der Mängel hatten die Gefangenen nämlich Schwerstarbeit zu leisten beim Wiederaufbau, im Bergbau und in der Landwirtschaft. 40 000 Mann wurden zudem konventionswidrig zum Minenräumen eingesetzt, wobei nach Feststellung des IKRK anfangs monatlich 2000 Mann ums Leben kamen. Als Ausweg aus der misslichen Lage sahen viele Gefangene nur den Eintritt in die Fremdenlegion oder die Flucht. Insgesamt wurden nach französischen Angaben 171 029 Fluchtversuche unternommen, von denen 81 500 erfolgreich waren. Seit 1947 entspannte sich die Lage allmählich.

Besser ging es den Gefangenen in den Benelux-Staaten. Zwar ergaben sich anfangs immer wieder Schwierigkeiten, die beispielsweise in belgischen Lagern vereinzelt zu schweren Unruhen führten (Beeringen, Hensies, Zwartberg); die Behörden waren jedoch bemüht, schnell Abhilfe zu schaffen. Eine Sonderstellung nahmen die Gefangenen ein, die zum Minenräumen eingesetzt waren (z.B. Wenduyne).

Am härtesten traf das Schicksal die deutschen Soldaten in sowjetischer Hand. In den ersten Monaten nach dem deutschen Einfall in die UdSSR wurden sie häufig auf Befehl von Kommissaren unmittelbar nach der Gefangennahme erschossen, was offensichtlich auf den deutschen Kommissarbefehl zurückzuführen war. Die Ausschreitungen hörten erst auf, als die Erschießungen unter Strafandrohung verboten wurden. Der Leidensweg der überlebenden Gefangenen begann auf dem Marsch in die Sammellager. Ohne ärztliche Versorgung und ohne Verpflegung waren sie tage-, manchmal wochenlang unterwegs, wobei sie mit fortschreitender Kriegsdauer ohnehin meist geschwächt in Gefangenschaft gegangen waren. Bei den schlechten Lebensbedingungen in den Lagern kam es dann zuweilen zu regelrechtem Massensterben (Grjazowec, Georgijewsk, Petrosawodsk, Pleskau, Urjupinsk).

Die Unterbringung war in der ersten Zeit sehr mangelhaft. Da die Gefangenen in den zerstörten Städten und Ortschaften zum Wiederaufbau eingesetzt waren, standen zunächst oft nur beschädigte Gebäude, Bunker, primitive Baracken und Zelte als Unterkünfte zur Verfügung, die in den Wintermonaten wegen Ofen- und Brennstoffmangel meist kalt blieben. Durchweg erst im letzten Kriegsjahr konnte man zur Errichtung von geeigneten Baracken oder Steingebäuden übergehen. Das größte Problem aber war auch hier die Verpflegung, die bei ohnehin katastrophaler Ernährungslage in der Sowjetunion wegen des Krieges und infolge von Missernten von der Arbeitsleistung abhängig war. Diese wieder sank rapide wegen der unzureichenden Ernährung. Zeitweise bestand die Nahrung - auch in den O.K.-Kompanien, den so genannten Erholungslagern und Lazaretten - entweder aus Hafer oder Graupen, Hirse, Kleie und Kraut (Kapusta) in Form von Brei (Kascha) oder Suppe, wobei es wochen- und monatelang in vielen Lagern die gleiche Grundnahrung gab (z.B. Asbest, Archangelsk, Saratow).

Die Zuteilung von Brot, das manchmal wegen zu hohen Wassergehalts und Zusätzen zur Streckung nicht essbar war, betrug zwischen 470 und 670 Gramm täglich. Im Sommer wurden die Suppen von den Gefangenen mit Pflanzen angereichert, was verschiedentlich zu Vergiftungen mit Todesfolge führte (z.B. Winniki, Tartu, Wolosowo). Eine zusätzliche Nahrungsquelle war die Verwertung von Abfällen (z. B. Fischköpfen, Kartoffelschalen) sowie Hunde- und Katzenfleisch (z.B. Stalingrad/Holzkommando, Sewastopol/Bahnhofslager, Tallin, Dubowka, Brjansk). In einzelnen Lagern führte der Hunger auch zu Kannibalismus (z.B. Dubowka, Beketowka). Die ungenügende Verpflegung wurde nicht selten noch durch Korruption der sowjetischen Lagerführung oder der deutschen Lagerleitung geschmälert (z.B. Elabuga, Saransk, Saratow, Panfily, Serpuchow, Karachasch, Kirow, Narwa). Bei Aufdeckung solcher Missstände griffen die sowjetischen Behörden - auch gegen ihre eigenen Leute - hart durch; Verurteilungen zu langjähriger Zwangsarbeit waren nicht selten. Die schlechte Ernährungslage führte im Übrigen immer wieder zu Spitzeldiensten von Gefangenen für den Geheimdienst oder die Antifa-Aktivisten. Gegen Versprechungen von Sonderzuteilungen an Brot und Suppe ließen sich manche Gefangene anwerben, weswegen es zuweilen zu Fememorden an den schwach Gewordenen kam (z.B. Swerdlowsk, Walga).

Die Lebensbedingungen in den Gefangenen-Lagern der UdSSR normalisierten sich seit etwa 1948. Abgesehen von einer besseren Versorgung wurden die Gefangenen jetzt für ihre Arbeit regelmäßig entlohnt und konnten in Kantinen und von der Bevölkerung, deren Ernährung in den Kriegsjahren kaum besser war als die der Gefangenen, zusätzliche Lebensmittel kaufen.

Ähnlich wie die Gefangenen in der Sowjetunion wurden ihre Kameraden in Jugoslawien, Polen und in der Tschechoslowakei behandelt. Mit Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen gelang dort die Verbesserung der Lage im Lauf des Jahres 1946; von 1947 an konnte sie als erträglich angesehen werden.

Auf Heimkehr mussten viele Gefangene jahrelang warten, namentlich die im Gewahrsam der UdSSR, die teilweise erst 1955 nach dem Adenauer-Besuch in Moskau repatriiert wurden. So erlebte ein großer Teil der Gefangenen die Entlassung aus der Gefangenschaft nicht mehr. Es starben in den einzelnen Gewahrsamsstaaten: USA 5028, Großbritannien 1254, Frankreich 21 886, UdSSR 1,1 Millionen (nach Schätzungen), Belgien 450, Jugoslawien rund 80 000 (nach jugoslawischen Angaben 6215), Luxemburg 15, Niederlande 210, Polen mindestens 7217 und Tschechoslowakei 1250 (Schätzung). Dieses Schicksal teilten Millionen alliierter Gefangener in deutschem Gewahrsam.

Weiter auf der nächsten Seite, da hier zuwenig Platz.
 
Hier geht es weiter mit den Soldaten der gegener in deutschen gewahrsam.

Alliierte Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam (Thema)

Die deutschen Behörden verhielten sich den alliierten Gefangenen gegenüber nicht einheitlich. Während westliche Gefangene im Wesentlichen nach dem Genfer Kriegsgefangenen-Abkommen vom 27.7.1929 in Verbindung mit der Haager Landkriegsordnung (HLKO) von 1907 behandelt wurden, fanden die völkerrechtlichen Schutzvorschriften auf Gefangene ostalliierter Streitkräfte und bestimmte Soldaten aus dem Südost-Raum nur beschränkt oder keine Anwendung. Hinsichtlich polnischer Kriegsgefangener war man nach Vernichtung des polnischen Heeres z.B. der Ansicht, dass bestimmte Vorschriften des Völkerrechts (etwa Rechte und Pflichten der Schutzmacht) nicht mehr zu berücksichtigen seien, weil sie das Bestehen einer kriegführenden Macht voraussetzten, der polnische Staat jedoch seit Abschluss des deutsch-sowjetischen Vertrags vom 28.9.1939 nicht mehr bestand. Und bei sowjetischen Gefangenen sah man sich später wegen Nichtbeitritts der UdSSR zum Genfer Abkommen und deren Nichtanerkennung der HLKO an die völkerrechtlichen Abkommen nicht gebunden.

Aus der Menge der polnischen Soldaten ließ man sofort nach der Gefangennahme diejenigen heraussuchen, die im Verdacht standen, Verbrechen an Deutschen begangen zu haben. Im Allgemeinen wurden sie ohne Durchführung eines gerichtlichen Verfahrens erschossen. Soweit sie verdächtig waren, "reichsfeindliche Elemente" zu sein, wurden sie ebenfalls ausgesondert, in Konzentrationslager (KZ) eingewiesen und dort meist getötet. Allgemein bestand bei Flucht aus Gefangenschaft Schießbefehl ohne Vorwarnung. Bei Wiederergreifung kamen die Ausgebrochenen in ein KZ und wurden dort getötet (z.B. Fall Dössel). Bei Einsatz in der Kriegs- und Landwirtschaft galten für die Gefangenen bestimmte Lebensführungsregeln. Wenn sie gegen diese verstießen, veranlasste das RSHA ihre Überstellung in Arbeitserziehungslager, Konzentrtionslager oder, bei schweren Verstößen (z.B. Verhältnis mit deutschen Frauen, Tätlichkeiten gegen Arbeitgeber), die Tötung, die meistens durch Erhängen am "Tatort" erfolgte. Die Regeln galten auch für sowjetische Gefangene.

Das schwere Los der sowjetischen Soldaten in deutschem Gewahrsam begann zunächst schon unmittelbar nach der Gefangennahme, in die sie völlig erschöpft nach wochenlangen Einschließungen gerieten. Unversorgt lagen sie ohne Unterkünfte auf freiem Feld in den Armee-Gefangenen-Sammelstellen und den Durchgangslagern (Dulags). Ähnlich waren die Zustände in den Stammlagern (Stalags) des rückwärtigen Heeresgebietes, in die die Rotarmisten so schnell wie möglich weiterverlegt wurden. Die Stammlager waren völlig überbelegt, Unterkünfte und Versorgung vollkommen unzureichend; Massensterben war die Folge. Die Verhältnisse besserten sich auch nicht, als die Gefangenen in Stalags im Reichsgebiet verlegt wurden (unter anderem Stukenbrock). Anfangs kampierten sie ohne Schutz auf schnell eingezäunten Großflächen, oft Truppenübungsplätze (z.B. Senne, Bergen). Eine Besserung trat langsam ab Ende 1941 ein, als Hitler den bis dahin verbotenen Einsatz der Gefangenen in der Wirtschaft befahl. Einige Befehle sahen von vornherein die Tötung sowjetischer Gefangener vor: Zwei Wochen vor Beginn des Russlandfeldzuges waren am 6.6.1941 vom OKH die "Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare" (so genannter Kommissarbefehl) erlassen worden, nach denen Kommissare sowie Politruks noch auf dem Gefechtsfeld von den übrigen Gefangenen abzusondern und zu erschießen waren. Der Befehl wurde häufig vom Heer nicht ausgeführt, wie sich unter anderem aus dem Auffinden zahlreicher politischer Hoheitsträger in den Dulags und Stalags folgern lässt. Mit Einsatzbefehl Nr. 8 vom 17.7.41 und Ergänzungsbefehlen Nr. 9 vom 21.7.1941 sowie Nr. 14 vom 29.10.1941 befahl der Chef der Sicherheitspolizei (Sipo) und des Sicherheitsdienstes (SD) Heydrich im Einvernehmen mit dem OKW die Überprüfung aller mit sowjetischen Gefangenen belegten Lager auf so genannte potenzielle Gegner, z.B. Funktionäre des Staates und der KPdSU, "Intelligenzler", Juden und Personen, die als Aufwiegler oder fanatische Kommunisten bekannt wurden. Sie waren durch besondere Kommandos auszusondern und zu töten. Im Reich und im Generalgouvernement geschah das im Allgemeinen in KZs, in den besetzten Gebieten der UdSSR durchweg in der Nähe der Lager. Zehntausende von Rotarmisten wurden Opfer der Befehle. Allein im KZ Sachsenhausen wurden vom 1.9.1949 bis etwa Mitte Oktober 1941 mindestens 18 000 selektierte Gefangene getötet. Wegen Krankheit oder Verwundung arbeitsunfähige Lagerinsassen waren nach Vereinbarung mit dem OKW dem territorial zuständigen Höheren SS- und Polizeiführer zu übergeben, "der für die Weiterleitung bzw. Beschäftigung sorgen würde". Nach der Übergabe wurden sie im Reichsgebiet und im Generalgouvernement in ein KZ eingeliefert und exekutiert, in den besetzten Gebieten der UdSSR wurden sie im Allgemeinen nach der Übergabe auf freiem Gelände durch Angehörige der Sipo und des SD erschossen.

Die unmenschliche Behandlung veranlasste im Laufe der Jahre immer mehr Russen zu Widerstandshandlungen (Brüderliche Vereinigung der Kriegsgefangenen) und Flucht. Im August 1942 flohen z.B. allein im OKW-Bereich 258 sowjetische Offiziere und 5110 sowjetische Unteroffiziere und Mannschaften. Anfang 1944 befahl das OKW nach Absprache mit dem RSHA die Überstellung von wiederergriffenen Gefangenen in das KZ Mauthausen unter dem Kennwort "Aktion Kugel". Dort wurden sie exekutiert. Insgesamt sind in deutschem Gewahrsam nachweislich mindestens 2 530 000 von etwa 5 300 000 sowjetischen Gefangenen verstorben oder liquidiert worden. Das Kriegsende bedeutete im Übrigen für die Überlebenden noch keine Befreiung. Bekanntlich wurden sie von Stalin als Verräter angesehen, nach ihrer Rückkehr in die UdSSR als solche abgeurteilt und in Straflager eingewiesen. Auch dort dürften noch zahlreiche ehemalige sowjetische Gefangene umgekommen sein.

Holländische und norwegische Soldaten wurden auf Befehl Hitlers schon bald nach Beendigung der Kampfhandlungen entlassen. Aus Sicherheitsgründen sollten jedoch die ehemaligen holländischen Gefangenen Anfang Mai 1943 wieder in die Kriegsgefangenschaft nach Deutschland überführt werden, wobei sicherlich der Mangel an Arbeitskräften im Deutschen Reich eine Rolle spielte. Aufgrund dieser Anordnung brachen in ganz Holland Streiks aus, die die Überführung der ehemaligen Gefangenen verhinderten. Eine Rückführung der bereits ins Reich gebrachten und dort als zivile Arbeitskräfte eingesetzten ehemaligen niederländischen Gefangenen erfolgte allerdings nicht. Hinsichtlich der belgischen Soldaten befahl Hitler zunächst, die Flamen zu entlassen und die Wallonen zum Arbeitseinsatz ins Reich zu verbringen. Wegen des Mangels an Arbeitskräften wurde jedoch auch ein Teil der flämischen Gefangenen nach Deutschland transportiert. Nachdem Hitler dies bekannt geworden war, wies er die zuständigen Stellen an, die Entlassung der Flamen bis zum 31.3.1941 endgültig durchzuführen. Die noch im Deutschen Reich befindlichen wallonischen Soldaten sollten als Faustpfand in deutschem Gewahrsam bleiben.

Ein Großteil der französischen Gefangenen kam bereits während der Kämpfe in Frankreich nach Deutschland. Nach dem Waffenstillstand im Juni 1940 wurden weitere 150 000 Mann ins Reich abtransportiert. Auf Anträge deutscher Dienststellen im besetzten Frankreich wurden Anfang 1941 eine größere Anzahl von Gefangenen beurlaubt und zur Arbeitsleistung in ihre Heimat zurückgeschickt. Nach Verhandlungen mit der französischen Regierung gewährte man schließlich im April 1943 250 000 Gefangenen ein "erleichtertes Statut": Sie wurden aus der Gefangenschaft beurlaubt und blieben als Arbeiter unter den auch für deutsche Arbeiter üblichen Bedingungen bei Gewährung von Familienheimfahrten in Deutschland. Nach Bewährung wurden sie ins zivile Arbeitsverhältnis überführt. Vom erleichterten Statut waren Berufssoldaten, Juden und "deutschfeindlich eingestellte" Personen ausgenommen. Den Gefangenen wurden bestimmte Verhaltensregeln auferlegt (z.B. keine feindselige Haltung gegen das Deutsche Reich, Fluchtversuchverbot und Verbot des Verkehrs mit deutschen Frauen), die bei Nichtbefolgung "unter Umständen" mit dem Tod bestraft werden konnten. In der Praxis erfolgte jedoch durchweg eine Einweisung in ein Sonderlager (z.B. Rawa-Ruska, Sonderlager für wiederergriffene sowie arbeitsunwillige französische Unteroffiziere und Mannschaften), wo freilich die Überlebenschancen gering waren.

Von den britischen und amerikanischen Gefangenen erfuhren einige Gruppen, deren Verhalten Hitler als Gefährdung für die Sicherheit des Reiches und der besetzten Gebiete ansah, eine völkerrechtswidrige Behandlung. Sie wurden aufgrund besonderer Befehle liquidiert (Terror- und Sabotagetrupps, Fliegerlynchjustiz, gegen Ende des Krieges flüchtige Gefangene bei Massenfluchten, z.B. Sagan). Während die Gefangenen jüdischen Glaubens bei den östlichen Alliierten ausgesondert und "sonderbehandelt" (ermordet) wurden, blieben sie bei westlichen Gegnern unbehelligt. Sie wurden lediglich von ihren Kameraden getrennt und im Lager in besonderen Baracken untergebracht. Von ihren Kameraden trennte man auch arbeitsunwillige britische Soldaten; sie kamen z.B. in das Sonderlager Oflag III C Hohenfels. Schwer verwundete britische und amerikanische Gefangene wurden nach dem Genfer "Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Heere im Felde" von 1929 meist gegen deutsche Schwerverletzte ausgetauscht.

Im Südostraum wurden nach Beendigung der Kampfhandlungen Soldaten griechischer, ungarischer, makedonischer und kroatischer Volkstumszugehörigkeit auf Befehl Hitlers entlassen. Serbische Gefangene kamen zum Arbeitseinsatz ins Reich und nach Norwegen. Wie den Polen und Russen waren den Serben besondere Lebensführungsregeln auferlegt, die bei geringster Nichtbeachtung schon mit dem Tod bestraft wurden. Weitere völkerrechtswidrige Übergriffe waren nicht selten. Zum Beispiel ließ die SS in Norwegen serbische Gefangene zur Eindämmung einer Fleckfieber-Epidemie kurzerhand erschießen und ihre Unterkünfte niederbrennen.

Eine besondere Situation im Kriegsgefangenenwesen ergab sich, als Italien aus dem Krieg ausschied. Die Soldaten der italienischen Wehrmacht und die Miliz wurden zunächst als Militärinternierte bezeichnet und in Gefangenenlager im Reich und im Generalgouvernement zusammengezogen. Ein OKW-Befehl legte schließlich fest, dass nicht mehr zum Bündnis stehende italienische Soldaten als Gefangene zu behandeln und in der Kriegswirtschaft einzusetzen seien, ausgenommen nur gewisse Offiziere, die standrechtlich erschossen werden sollten. In der Folgezeit kam es namentlich auf den Kriegsschauplätzen im Südosten zu zahlreichen Exekutionen italienischer Soldaten. Von den im Stalag 325 (Lemberg) verwahrten Gefangenen sollen sogar etwa 2000 Mann erschossen worden sein. Konkrete Anhaltspunkte haben sich bisher jedoch nicht ergeben. Es spricht manches vielmehr dafür, dass die Italiener ins Reich abtransportiert wurden, da sich tatsächlich aus den Bestandsmeldungen des OKW für den Zeitraum eine Abnahme von italienischen Gefangenen im Generalgouvernement und eine Zunahme im Reich ergibt. Die Behandlung der italienischen Gefangenen war in der Versorgung im Allgemeinen schlecht. Eine wesentliche Rolle dürfte hierbei der Bruch des Bündnisses gespielt haben.

Am 1.1.1945 befanden sich im OKW-Bereich (Reichsgebiet und Norwegen) noch 2 442 687 alliierte Soldaten in deutschem Gewahrsam, davon 64 444 Belgier, 168 640 Briten, 920 598 Franzosen (davon 220 037 mit erleichtertem Statut), 10 278 Holländer, 68 142 Italiener, 70 121 Polen, 122 232 Serben, 930 287 Russen, 62 090 Amerikaner und der Rest Sonstige. Wie viele Gefangene im Operationsgebiet festgehalten wurden, ist nicht bekannt; ihre Anzahl dürfte jedoch in der Endphase des Krieges nicht mehr erheblich gewesen sein.
 
Und noch einmal ein großes Dankeschön an dich, Jedihammer, für deine vielen Infos - dann hab ich jetzt aber Lesestoff!
Das finde ich sehr schön von dir, dass du dich hier so engagierst und damit die leider so riesengroßen Wissenslücken vieler Zeitgenossen in Sachen Militärgeschichte füllst!
Auch ich werde in Zukunft, wenn es meine beruflichen und privaten Verpflichtungen erlauben, immer mal wieder Infos über den Seekrieg, Schwerpunkt Pazifikkrieg, und bedeutende Admirale aus Deutschland, Japan und den USA hier posten.
 
Und noch einmal ein großes Dankeschön an dich, Jedihammer, für deine vielen Infos - dann hab ich jetzt aber Lesestoff!
Das finde ich sehr schön von dir, dass du dich hier so engagierst und damit die leider so riesengroßen Wissenslücken vieler Zeitgenossen in Sachen Militärgeschichte füllst!
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Vielen Dank für die netten Worte.
Habe mich sehr darüber gefreut.

So, heute vor geanu 70 Jahren, am 07.09.1940 begann im Rahmen der Luftschlacht um England der sogenannte London Blitz, die regelmäßige und massive Bombardierung der britischen Hauptstadt London durch die deutsche Luftwaffe.
Der London Blitz wurde am 07.09.1940 durch einen Tagangriff mit 300 Bombern, welche durch 600 Begleitjäger geschützt wurden, eröffnet. In der Nacht zum 08.08.1940 erfolgte ein nachtangriff mit ca. 200 Bombern.Mit nur ca. 440 Toten und ca. 1500 Verwundeten hielten sich die Verluste der Londoner in Grenzen, obwohl die Stadt zunächst sehr schlecht geschützt war.
Die Luftoffensive gegen London hielt bis zum 15.11.1940 an.
Sie brachte allerdings keinerlei taktischen Vorteil.
Weder wurde die Stadt zerstört, noch wurde der Durchaltewille der Briten erschüttert.
Im Gegenteil, das Volk einte sich in seinem Widerstandswillen.
Auch aus startegischer Sicht war die Verlagerung der Luftangriffe auf die britischen Städte eher ein Fehlschlag, weil dadurch wichtige Resourcen gebunden wurden die anderweitig wichtiger gewesen wären.
Göring beklagte sich noch in Nürnberg, daß Hitler die Bombardierung Londons just in dem Moment befohlen habe, als die Angriffe auf die RAF langsam Wirkung zeigten.

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@Jedihammer: Das freut mich wiederum sehr :)
Die Anerkennung deines ehrenamtlichen Bildungs-Engagements ist auch voll und ganz berechtigt, schließlich ist das, was wir hier tun, eine absolut sinnvolle und für alle Beteiligten informative und lehrreiche Auseinandersetzung mit einem Fachgebiet, das in der Schule entweder vernachlässigt oder qualitativ unzureichend vermittelt wird, wie ich aus Gesprächen mit vielen Leuten weiß.
Geschichte finden Schüler eben leider oft langweilig, aber das kommt daher, weil ihre Lehrer sie ihnen nicht interessant vermitteln. Dabei gibt es dafür heute doch so viele Möglichkeiten...
Zum Glück habe ich selbst in dieser Hinsicht meist positive Erfahrungen gemacht, denn mein Geschichtslehrer hatte ein Ziel: Er wollte alle Schüler zu Antifaschisten erziehen. Deshalb gab's im Unterricht Dokus über die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg bis zum Abwinken. Aber das gefiel der Mehrzahl absolut gut - schließlich ist Dokus gucken allemal spannender als irgendwelche Daten etc. auswendig zu lernen.

Zu deinem Post über den London Blitz: In verschiedenen Büchern habe ich gelesen, dass der Luftkrieg letztendlich sein neben den Zerstörungen der Infrastruktur usw. eigentliches Ziel, die Demoralisierung der Zivilbevölkerung, in keinem Land erreichte. Und dasselbe Phänomen, die genau gegenteilige Wirkung der Luftangriffe auf Städte und Wohngebiete, wiederholte sich ja später auch in Deutschland.
 
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