Isabella Piett
Imperiums- und Sith-Fan
Heute vor 70 Jahren begann die Seeschlacht bei Kap Matapan
Die Seeschlacht bei Kap Matapan vom 27. bis 29. März 1941
Heute möchte ich an ein wichtiges Ereignis der Marinegeschichte erinnern: Zum 70. Mal jährt sich die Seeschlacht bei Kap Matapan an der Südspitze Griechenlands zwischen der italienischen Marine und der britischen Mittelmeerflotte.
Zum Hintergrund: Im Frühjahr 1941 erreichten die Kampfhandlungen der Italiener in Griechenland einen Höhepunkt. Adolf Hitler hatte erkannt, dass deutsche Truppen benötigt wurden, und eine Invasion von Griechenland und Jugoslawien befohlen, die am 6. April beginnen sollte. Als Gegenmaßnahme entsandten die Briten eine Expeditionsstreitmacht in Konvois aus Alexandria (Ägypten) nach Griechenland, um die griechischen Verteidiger zu verstärken. Nun wollten die Deutschen diese Konvois unterbrechen, und die italienische Marine war die einzige Streitmacht, die dazu in der Lage war.
Daher hatte das Oberkommando der italienischen Marine nach einer Serie militärischer Rückschläge beschlossen, die Operation Gaudo durchzuführen. Bei dieser bewaffneten Aufklärungs- und Säuberungsaktion in den Gewässern um Kreta wollten die Italiener die britischen Konvois angreifen und ihre verlorene Machtposition im östlichen Mittelmeer wieder herstellen. Diese Operation war die erste Initiative der italienischen Marine. Sie verlangte von Flottenchef Vizeadmiral Angelo Iachino, mit der Hauptmacht seiner verbliebenen Überwasserstreitkräfte in See zu gehen, um die Briten herauszufordern.
Iachino wurde in seinem Vorhaben durch falsche Aufklärungsinformationen der Deutschen vom 16. März bestärkt. Diese besagten, dass die britische Mittelmeerflotte nur über ein einsatzbereites Schlachtschiff und keine Flugzeugträger verfügte. Folglich schätzten die Italiener, deren Schlachtflotte beim britischen Luftangriff auf Tarent im November 1940 schwer beschädigt worden war, dass ein Verband aus Schweren Kreuzern mit Unterstützung des Schlachtschiffs Vittorio Veneto ausreichen würde, um mit den britischen Konvois und leichten Seestreitkräften um Kreta fertig zu werden und so die Versorgung Griechenlands lahm zu legen.
In Wirklichkeit aber befand sich die britische Mittelmeerflotte in einer wesentlich besseren Situation. Ihr Befehlshaber, Admiral Sir Andrew B. Cunningham, hatte drei Schlachtschiffe einsatzbereit: Sein Flaggschiff HMS Warspite, HMS Barham und HMS Valiant. Und vor kurzem war als Unterstützung der Flugzeugträger HMS Formidable eingetroffen, um die im Januar von deutschen Sturzkampfbombern beschädigte HMS Illustrious zu ersetzen.
„Ich selbst hatte Anlass, anzunehmen, dass die Italiener nichts wagen würden. Ich wettete mit Commander Power, Stabsoffizier für Seeoperationen, um 10 Shilling, dass wir nichts vom Feind sehen würden”, erzählte Admiral Cunningham später. Mit dem Flugzeugträger, Torpedobombern auf Kreta und Bombern der Royal Air Force in Griechenland besaß er einen entscheidenden Vorteil gegenüber der italienischen Marine, die ohne eigene Luftunterstützung auskommen musste. Zudem waren einige britische Kriegsschiffe auch mit Radargeräten ausgerüstet, und viele besaßen Erfahrung im Nachtkampf, für den Cunningham der beste Experte in der Royal Navy war. Überdies hatte die britische Funkaufklärung „Ultra“ die deutschen und italienischen Codes gebrochen.
Am 26. März lief Admiral Iachino an Bord des neuen Schlachtschiffs Vittorio Veneto aus, wobei vier Zerstörer sein Flaggschiff begleiteten. Er fuhr auf die Straße von Messina zu, wo er sich planmäßig mit dreien seiner Kreuzerdivisionen traf. Nun umfasste seine erweiterte Streitmacht Vizeadmiral Carlo Cattaneos 1. Division Pola, Zara und Fiume und Vizeadmiral Luigi Sansonettis 3. Division aus den Schweren Kreuzern Trieste, Trento und Bolzano. Den italienischen Streitkräften gehörten auch die Leichten Kreuzer Garibaldi und Abruzzi sowie 13 (nach anderen Quellen 17) Zerstörer an.
Die Briten waren durch abgefangene und entschlüsselte “Ultra”-Funksprüche über das Auslaufen und die Absichten der italienischen Flotte informiert. Um dies vor den Italienern geheim zu halten, startete am 27. März auf Malta ein Sunderland-Flugboot, dessen Aufklärungsflug sorgfältig geleitet wurde, damit die britische Flotte einen glaubwürdigen Grund hatte, in der richtigen Position zu sein, um die italienische Flotte abzufangen. Tatsächlich entdeckte das Aufklärungsflugzeug drei italienische Kreuzer und vier Zerstörer, die auf Kreta zuhielten. Die Vittorio Veneto fing die Meldung des Flugbootes von der Sichtung seines Flottenverbands auf. Da erkannte Admiral Iachino, dass er das Überraschungsmoment verloren hatte, und informierte Admiralstabschef Admiral Arturo Riccardi entsprechend. Um jedoch die Deutschen nicht zu verärgern, auf deren Betreiben dieses Unternehmen überhaupt begann, fasste Riccardi einen folgenschweren Entschluss. Er instruierte Iachino, den Vorstoß fortzusetzen, seine Flotte südlich von Kreta zu konzentrieren und dann nordwärts auf Kap Matapan an der Südspitze Griechenlands zuzuhalten.
Admiral Cunningham wusste ebenfalls durch „Ultra“, dass die italienische Flotte ausgelaufen war. Er befahl den Truppentransportern, die Gewässer um Kreta zu verlassen, und zog seine Flotte aus diesem Seegebiet zurück, um den Eindruck zu erwecken, dass er unvorbereitet sei. Gleichzeitig befahl der britische Flottenbefehlshaber, die drei Schlachtschiffe in Alexandria seeklar zu machen, und verließ demonstrativ selbst das Hafengebiet mit seinen Golfschlägern, um feindliche Agenten irrezuführen. Doch in der Abenddämmerung kehrte er heimlich zurück, ging an Bord der Warspite und lief mit den Schlachtschiffen, dem Flugzeugträger und neun Zerstörern im Schutz der Dunkelheit aus. Zudem wies er Vizeadmiral Henry Pridham-Wippell an, mit vier Leichten Kreuzern und vier Zerstörern südlich von Griechenland zu kreuzen. Falls er dabei zuerst auf die italienische Streitmacht traf, sollte er sie nach Süden locken, auf Cunninghams Schlachtflotte zu.
Im Morgengrauen des 28. März begann die Seeschlacht. Ein Aufklärungsflugzeug der Formidable meldete einen italienischen Flottenverband aus vier Kreuzern und sechs Zerstörern auf südöstlichem Kurs in Richtung Ägäis. Dabei handelte es sich um die Spitze von Admiral Iachinos Verband. Um 0650 entdeckte eines von Iachinos Aufklärungsflugzeugen die britische Kreuzergruppe. Der italienische Admiral glaubte, einen leichten Sieg erringen zu können, und entsandte Sansonettis Kreuzerdivision. Sie sollte die Schiffe von Pridham-Wippell in ein Gefecht verwickeln, während er mit der restlichen Flotte folgen würde.
Um 0745 Uhr sichteten Pridham-Wippells vier Leichte Kreuzer ein Geschwader aus drei italienischen Schweren Kreuzern. Sansonetti sichtete die britischen Kreuzer um 0800 und eröffnete das Feuer auf die HMS Gloucester 12 Minuten später. Die italienischen 20 cm-Geschütze schossen dabei über eine so große Entfernung, dass die 15 cm-Geschütze der britischen Schiffe das Feuer nicht sofort erwidern konnten. Daher fuhren Pridham-Wippells Schiffe Ausweichmanöver, machten kehrt und zogen sich mit voller Kraft zu Cunninghams herannahendem Verband zurück in der Hoffnung, dadurch den Feind in eine Falle zu locken, doch um 0855 drehten die Italiener plötzlich ab.
Die verfolgenden Italiener erzielten wegen ihrer schlechten Zielgenauigkeit keine schweren Treffer. Als Iachino bemerkte, dass Sansonetti sich von der Flotte entfernte und in die Reichweite von britischen Flugzeugen geriet, befahl er ihm um 0850, die Verfolgung abzubrechen und auf nordwestlichen Kurs zu gehen. Daraufhin machten Pridham-Wippells Schiffe kehrt und folgten den Italienern in sicherer Entfernung. Vizeadmiral Iachino ärgerte sich über die Kühnheit des britischen Befehlshabers und entwarf einen Plan, um die britischen Kreuzer zu vernichten, indem er sie mit seinen Kreuzern und dem Schlachtschiff Vittorio Veneto in die Zange nehmen wollte. Etwa um 1055 wurde die Falle erkennbar, als die Vittorio Veneto in Reichweite kam und mit ihren 38 cm-Geschützen das Feuer auf Pridham-Wippell eröffnete und damit die Briten völlig überraschte. Pridham-Wippells Kreuzer gerieten zwischen der Vittorio Veneto und den italienischen Kreuzern ins Kreuzfeuer.
Gerade noch rechtzeitig erkannte der britische Vizeadmiral seinen Fehler und befahl seinen Schiffen, mit hoher Geschwindigkeit zu fliehen. Als die leichten Kreuzer abdrehten, erschienen sechs Fairey Albacore Torpedobomber vom Flugzeugträger Formidable am Schauplatz des Gefechts und flogen einen Angriff auf die Vittorio Veneto, ohne dabei jedoch das Schlachtschiff zu beschädigen. Trotz dieses Fehlschlags gewann Pridham-Wippell durch den Luftangriff Zeit und konnte unbehelligt entkommen. Iachino, der keine Luftunterstützung besaß, erkannte seine Verwundbarkeit. Er wollte sein Glück nicht überstrapazieren und brach die Verfolgung um 1220 ab. Dann befahl er seinen Streitkräften, sich zurückzuziehen, und nahm Kurs auf Italien.
Während seine Flotte weiteren Angriffen durch auf Kreta stationierte britische Flugzeuge ausgesetzt war, bemerkten die italienischen Schiffe nicht sofort die zweite Angriffswelle von Torpedobombern der Formidable, als diese um 1510 anflogen. Bei diesem Angriff erzielten sie Bomben- und Torpedotreffer auf der Vittorio Veneto, die erhebliche Schäden hervorriefen und ihre Geschwindigkeit auf 19 Knoten reduzierten. Der Besatzung des Schlachtschiffs gelang es nur unter größten Anstrengungen, den Wassereinbruch aufzuhalten.
Cunningham wusste, dass er keine Chance hatte, das italienische Schlachtschiff zu versenken, solange es nicht erneut getroffen wurde. Deshalb befahl er einen weiteren Luftangriff in der Dämmerung. Um 1925, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, erreichten die Torpedobomber den italienischen Verband und beschädigten statt des Schlachtschiffs den Schweren Kreuzer Pola so schwer, dass er bewegungslos im Wasser liegen blieb.
Daraufhin gruppierte Iachino seine Flotte um und entließ seine Leichten Kreuzer. Der italienische Admiral, der keine Ahnung davon hatte, dass Cunninghams Schlachtflotte ihn verfolgte und immer näher kam, beging nun einen verhängnisvollen Fehler. Er befahl Cattaneos Division aus Kreuzern und Zerstörern, zurückzufahren und die Pola zu beschützen, während der Rest der Flotte Nordwestkurs beibehielt. Doch keines der italienischen Schiffe war für einen Nachtkampf ausgerüstet.
Die britische Schlachtflotte entdeckte die Italiener mithilfe von Radar kurz nach 2200. Dank ihrer Erfahrung und ihres Geschicks im Nachtkampf schlichen sich die Briten unbemerkt an die italienischen Schiffe heran. Zuerst fand Cunningham die Pola, während die Schweren Kreuzer Zara und Fiume noch unentdeckt blieben und ahnungslos die britischen Schlachtschiffe passierten. „Nie zuvor in meinem Leben habe ich einen so spannenden Augenblick erlebt. Der Gegner war in Reichweite, kaum zwei Seemeilen entfernt, auf kürzeste Schussentfernung“, berichtete Admiral Cunningham.
In einem der dramatischsten Augenblicke des Seekriegs während des Zweiten Weltkriegs richteten die britischen Zerstörer um 22.27 Uhr ihre Scheinwerfer auf die italienischen Schiffe, und die Schlachtschiffe Barham, Valiant und Warspite eröffneten das Feuer auf eine Entfernung von nur 1,5 Seemeilen (rund 2800 Meter). Davon wurden die Kreuzer Fiume und Zara völlig überrascht. Die Granaten der ersten Salve der Warspite trafen die Fiume unterhalb des Oberdecks und rissen den achteren Geschützturm über Bord. „Man sah ganze Türme und Massen von Wrackteilen durch die Luft wirbeln und ins Wasser schlagen. In kürzester Zeit waren die Schiffe nur noch glühende Fackeln“, beobachtete Admiral Cunningham.
Während die Italiener bei diesem Nachtgefecht wortwörtlich im Dunkeln tappten, bedienten sich die Briten bei der Feuerleitung des Radars. So wurden die beiden italienischen Kreuzer innerhalb von wenigen Minuten von den 38 cm-Geschützen der Schlachtschiffe versenkt, ohne selbst einen Schuss abgegeben zu haben. Im folgenden Durcheinander versenkten britische Zerstörer zwei italienische Zerstörer. Im Morgengrauen des 29. März übernahm Admiral Cunningham die schwer beschädigte Pola, entschied sich aber angesichts ihres schlechten Zustandes dagegen, sie nach Alexandria zu schleppen, und ließ sie versenken, nachdem die Besatzung von Bord gegangen und gefangengenommen worden war. Unterdessen gelang es dem Schlachtschiff Vittorio Veneto zu entkommen.
Nach dem Nachtkampf setzte Cunningham gegen den Rat seiner Offiziere die Verfolgung der Italiener fort, wurde aber gezwungen, umzukehren, als deutsche Bomber über ihm erschienen. Nachdem sich die britische Flotte wieder gesammelt hatte, suchte sie im Morgengrauen des 29. März nach Überlebenden der Schlacht. Etwa 650 Italiener wurden gerettet, bevor Cunningham sich nach Alexandria zurückzog. In einem Funkspruch informierte der britische Admiral die Italiener und gab ihnen die Koordinaten des Schauplatzes der Seeschlacht bekannt, an dem die Überlebenden der Schlacht auf Hilfe warteten, und verließ dann das Seegebiet. So konnten italienische und griechische Schiffe weitere 270 Überlebende retten.
Nach dem Luftangriff auf Tarent war diese Niederlage der italienischen Marine in der Seeschlacht vor Kap Matapan ein weiterer schwerer Schlag für ihre Kampfkraft und Moral. Fünf Schiffe – drei Schwere Kreuzer und zwei Zerstörer – wurden dabei versenkt und die Vittorio Veneto schwer beschädigt. Über 2400 italienische Offiziere und Mannschaften kamen dabei ums Leben. Die Briten verloren nur drei Mitglieder einer Flugzeugbesatzung, als ein „Swordfish“-Torpedobomber abgeschossen wurde. Admiral Cunningham verlor zwar seine Wette, fügte den Annalen der Royal Navy jedoch einen weiteren bedeutenden Sieg hinzu.
Die Seeschlacht vor Kap Matapan war ein entscheidender Sieg für die britische Mittelmeerflotte und gab ihr die Kontrolle über das östliche Mittelmeer zurück – bis zum Fall Kretas im Juni. Matapan war zugleich die erste Seeschlacht des Zweiten Weltkriegs in europäischen Gewässern. In ihr vollzog sich der Übergang von klassischen Seegefechten, in denen die gegnerischen Flotten einander mit schwerer Artillerie und Torpedos bekämpften, zu Operationen mit Flugzeugträgern als Hauptstreitmacht, in denen die trägergestützte Marineluftwaffe eine entscheidende Rolle spielte – so wie später im Pazifikkrieg.
Die italienische Marine war gegenüber der britischen Flotte mehrfach benachteiligt, da ihre Soldaten nicht im Nachtkampf ausgebildet waren, die Schiffe kein Radar besaßen und die Flotte keine eigene Luftunterstützung hatte. Die Niederlage vor Kap Matapan war für sie ein militärisches Desaster und brach ihr das Rückgrat. Daher war sie so schwer angeschlagen, dass sie nicht in die späteren Evakuierungen von Griechenland und Kreta eingreifen konnte. Die Evakuierung der britischen Truppen aus Griechenland und Kreta konnte nur durch Luftangriffe gestört werden. Obwohl die britische Mittelmeerflotte dabei hohe Verluste erlitt, konnte sie bis Ende Mai 1941 die Rückführung von etwa 67000 Soldaten nach Nordafrika decken, wo am 30. März das Afrikakorps unter General Erwin Rommel eine Offensive begonnen hatte. Indirekt hatte die Seeschlacht auch zur Folge, dass Malta nicht mehr eingenommen werden konnte. Denn die italienische Marine war für einen Angriff von See her nicht mehr schlagkräftig genug. Außerdem lehnte Hitler nach den hohen Verlusten bei der Luftlandeschlacht um Kreta („Unternehmen Herkules“) weitere Luftlandeoperationen ab. Als italienische Kriegsschiffe 1943 das nächste Mal die Häfen verließen, kapitulierten sie vor Admiral Cunningham.
(Zusammengestellt aus verschiedenen Fachbüchern und Internetseiten, vor allem Janusz Piekalkiewicz, Seekrieg 1939 bis 1945, und einer Darstellung der Seeschlacht vor Kap Matapan auf der offiziellen Seite der Royal Navy)
Admiral Sir Andrew B. Cunningham
Vizeadmiral Angelo Iachino
Weil ich von der Seeschlacht kein gutes Foto fand, habe ich zwei Fotos bedeutender Schiffe ausgesucht, die daran teilnahmen.
Das Schlachtschiff Vittorio Veneto repräsentiert die italienische Marine:
Der Flugzeugträger HMS Formidable repräsentiert die britische Mittelmeerflotte:
Die Seeschlacht bei Kap Matapan vom 27. bis 29. März 1941
Heute möchte ich an ein wichtiges Ereignis der Marinegeschichte erinnern: Zum 70. Mal jährt sich die Seeschlacht bei Kap Matapan an der Südspitze Griechenlands zwischen der italienischen Marine und der britischen Mittelmeerflotte.
Zum Hintergrund: Im Frühjahr 1941 erreichten die Kampfhandlungen der Italiener in Griechenland einen Höhepunkt. Adolf Hitler hatte erkannt, dass deutsche Truppen benötigt wurden, und eine Invasion von Griechenland und Jugoslawien befohlen, die am 6. April beginnen sollte. Als Gegenmaßnahme entsandten die Briten eine Expeditionsstreitmacht in Konvois aus Alexandria (Ägypten) nach Griechenland, um die griechischen Verteidiger zu verstärken. Nun wollten die Deutschen diese Konvois unterbrechen, und die italienische Marine war die einzige Streitmacht, die dazu in der Lage war.
Daher hatte das Oberkommando der italienischen Marine nach einer Serie militärischer Rückschläge beschlossen, die Operation Gaudo durchzuführen. Bei dieser bewaffneten Aufklärungs- und Säuberungsaktion in den Gewässern um Kreta wollten die Italiener die britischen Konvois angreifen und ihre verlorene Machtposition im östlichen Mittelmeer wieder herstellen. Diese Operation war die erste Initiative der italienischen Marine. Sie verlangte von Flottenchef Vizeadmiral Angelo Iachino, mit der Hauptmacht seiner verbliebenen Überwasserstreitkräfte in See zu gehen, um die Briten herauszufordern.
Iachino wurde in seinem Vorhaben durch falsche Aufklärungsinformationen der Deutschen vom 16. März bestärkt. Diese besagten, dass die britische Mittelmeerflotte nur über ein einsatzbereites Schlachtschiff und keine Flugzeugträger verfügte. Folglich schätzten die Italiener, deren Schlachtflotte beim britischen Luftangriff auf Tarent im November 1940 schwer beschädigt worden war, dass ein Verband aus Schweren Kreuzern mit Unterstützung des Schlachtschiffs Vittorio Veneto ausreichen würde, um mit den britischen Konvois und leichten Seestreitkräften um Kreta fertig zu werden und so die Versorgung Griechenlands lahm zu legen.
In Wirklichkeit aber befand sich die britische Mittelmeerflotte in einer wesentlich besseren Situation. Ihr Befehlshaber, Admiral Sir Andrew B. Cunningham, hatte drei Schlachtschiffe einsatzbereit: Sein Flaggschiff HMS Warspite, HMS Barham und HMS Valiant. Und vor kurzem war als Unterstützung der Flugzeugträger HMS Formidable eingetroffen, um die im Januar von deutschen Sturzkampfbombern beschädigte HMS Illustrious zu ersetzen.
„Ich selbst hatte Anlass, anzunehmen, dass die Italiener nichts wagen würden. Ich wettete mit Commander Power, Stabsoffizier für Seeoperationen, um 10 Shilling, dass wir nichts vom Feind sehen würden”, erzählte Admiral Cunningham später. Mit dem Flugzeugträger, Torpedobombern auf Kreta und Bombern der Royal Air Force in Griechenland besaß er einen entscheidenden Vorteil gegenüber der italienischen Marine, die ohne eigene Luftunterstützung auskommen musste. Zudem waren einige britische Kriegsschiffe auch mit Radargeräten ausgerüstet, und viele besaßen Erfahrung im Nachtkampf, für den Cunningham der beste Experte in der Royal Navy war. Überdies hatte die britische Funkaufklärung „Ultra“ die deutschen und italienischen Codes gebrochen.
Am 26. März lief Admiral Iachino an Bord des neuen Schlachtschiffs Vittorio Veneto aus, wobei vier Zerstörer sein Flaggschiff begleiteten. Er fuhr auf die Straße von Messina zu, wo er sich planmäßig mit dreien seiner Kreuzerdivisionen traf. Nun umfasste seine erweiterte Streitmacht Vizeadmiral Carlo Cattaneos 1. Division Pola, Zara und Fiume und Vizeadmiral Luigi Sansonettis 3. Division aus den Schweren Kreuzern Trieste, Trento und Bolzano. Den italienischen Streitkräften gehörten auch die Leichten Kreuzer Garibaldi und Abruzzi sowie 13 (nach anderen Quellen 17) Zerstörer an.
Die Briten waren durch abgefangene und entschlüsselte “Ultra”-Funksprüche über das Auslaufen und die Absichten der italienischen Flotte informiert. Um dies vor den Italienern geheim zu halten, startete am 27. März auf Malta ein Sunderland-Flugboot, dessen Aufklärungsflug sorgfältig geleitet wurde, damit die britische Flotte einen glaubwürdigen Grund hatte, in der richtigen Position zu sein, um die italienische Flotte abzufangen. Tatsächlich entdeckte das Aufklärungsflugzeug drei italienische Kreuzer und vier Zerstörer, die auf Kreta zuhielten. Die Vittorio Veneto fing die Meldung des Flugbootes von der Sichtung seines Flottenverbands auf. Da erkannte Admiral Iachino, dass er das Überraschungsmoment verloren hatte, und informierte Admiralstabschef Admiral Arturo Riccardi entsprechend. Um jedoch die Deutschen nicht zu verärgern, auf deren Betreiben dieses Unternehmen überhaupt begann, fasste Riccardi einen folgenschweren Entschluss. Er instruierte Iachino, den Vorstoß fortzusetzen, seine Flotte südlich von Kreta zu konzentrieren und dann nordwärts auf Kap Matapan an der Südspitze Griechenlands zuzuhalten.
Admiral Cunningham wusste ebenfalls durch „Ultra“, dass die italienische Flotte ausgelaufen war. Er befahl den Truppentransportern, die Gewässer um Kreta zu verlassen, und zog seine Flotte aus diesem Seegebiet zurück, um den Eindruck zu erwecken, dass er unvorbereitet sei. Gleichzeitig befahl der britische Flottenbefehlshaber, die drei Schlachtschiffe in Alexandria seeklar zu machen, und verließ demonstrativ selbst das Hafengebiet mit seinen Golfschlägern, um feindliche Agenten irrezuführen. Doch in der Abenddämmerung kehrte er heimlich zurück, ging an Bord der Warspite und lief mit den Schlachtschiffen, dem Flugzeugträger und neun Zerstörern im Schutz der Dunkelheit aus. Zudem wies er Vizeadmiral Henry Pridham-Wippell an, mit vier Leichten Kreuzern und vier Zerstörern südlich von Griechenland zu kreuzen. Falls er dabei zuerst auf die italienische Streitmacht traf, sollte er sie nach Süden locken, auf Cunninghams Schlachtflotte zu.
Im Morgengrauen des 28. März begann die Seeschlacht. Ein Aufklärungsflugzeug der Formidable meldete einen italienischen Flottenverband aus vier Kreuzern und sechs Zerstörern auf südöstlichem Kurs in Richtung Ägäis. Dabei handelte es sich um die Spitze von Admiral Iachinos Verband. Um 0650 entdeckte eines von Iachinos Aufklärungsflugzeugen die britische Kreuzergruppe. Der italienische Admiral glaubte, einen leichten Sieg erringen zu können, und entsandte Sansonettis Kreuzerdivision. Sie sollte die Schiffe von Pridham-Wippell in ein Gefecht verwickeln, während er mit der restlichen Flotte folgen würde.
Um 0745 Uhr sichteten Pridham-Wippells vier Leichte Kreuzer ein Geschwader aus drei italienischen Schweren Kreuzern. Sansonetti sichtete die britischen Kreuzer um 0800 und eröffnete das Feuer auf die HMS Gloucester 12 Minuten später. Die italienischen 20 cm-Geschütze schossen dabei über eine so große Entfernung, dass die 15 cm-Geschütze der britischen Schiffe das Feuer nicht sofort erwidern konnten. Daher fuhren Pridham-Wippells Schiffe Ausweichmanöver, machten kehrt und zogen sich mit voller Kraft zu Cunninghams herannahendem Verband zurück in der Hoffnung, dadurch den Feind in eine Falle zu locken, doch um 0855 drehten die Italiener plötzlich ab.
Die verfolgenden Italiener erzielten wegen ihrer schlechten Zielgenauigkeit keine schweren Treffer. Als Iachino bemerkte, dass Sansonetti sich von der Flotte entfernte und in die Reichweite von britischen Flugzeugen geriet, befahl er ihm um 0850, die Verfolgung abzubrechen und auf nordwestlichen Kurs zu gehen. Daraufhin machten Pridham-Wippells Schiffe kehrt und folgten den Italienern in sicherer Entfernung. Vizeadmiral Iachino ärgerte sich über die Kühnheit des britischen Befehlshabers und entwarf einen Plan, um die britischen Kreuzer zu vernichten, indem er sie mit seinen Kreuzern und dem Schlachtschiff Vittorio Veneto in die Zange nehmen wollte. Etwa um 1055 wurde die Falle erkennbar, als die Vittorio Veneto in Reichweite kam und mit ihren 38 cm-Geschützen das Feuer auf Pridham-Wippell eröffnete und damit die Briten völlig überraschte. Pridham-Wippells Kreuzer gerieten zwischen der Vittorio Veneto und den italienischen Kreuzern ins Kreuzfeuer.
Gerade noch rechtzeitig erkannte der britische Vizeadmiral seinen Fehler und befahl seinen Schiffen, mit hoher Geschwindigkeit zu fliehen. Als die leichten Kreuzer abdrehten, erschienen sechs Fairey Albacore Torpedobomber vom Flugzeugträger Formidable am Schauplatz des Gefechts und flogen einen Angriff auf die Vittorio Veneto, ohne dabei jedoch das Schlachtschiff zu beschädigen. Trotz dieses Fehlschlags gewann Pridham-Wippell durch den Luftangriff Zeit und konnte unbehelligt entkommen. Iachino, der keine Luftunterstützung besaß, erkannte seine Verwundbarkeit. Er wollte sein Glück nicht überstrapazieren und brach die Verfolgung um 1220 ab. Dann befahl er seinen Streitkräften, sich zurückzuziehen, und nahm Kurs auf Italien.
Während seine Flotte weiteren Angriffen durch auf Kreta stationierte britische Flugzeuge ausgesetzt war, bemerkten die italienischen Schiffe nicht sofort die zweite Angriffswelle von Torpedobombern der Formidable, als diese um 1510 anflogen. Bei diesem Angriff erzielten sie Bomben- und Torpedotreffer auf der Vittorio Veneto, die erhebliche Schäden hervorriefen und ihre Geschwindigkeit auf 19 Knoten reduzierten. Der Besatzung des Schlachtschiffs gelang es nur unter größten Anstrengungen, den Wassereinbruch aufzuhalten.
Cunningham wusste, dass er keine Chance hatte, das italienische Schlachtschiff zu versenken, solange es nicht erneut getroffen wurde. Deshalb befahl er einen weiteren Luftangriff in der Dämmerung. Um 1925, kurz nach Einbruch der Dunkelheit, erreichten die Torpedobomber den italienischen Verband und beschädigten statt des Schlachtschiffs den Schweren Kreuzer Pola so schwer, dass er bewegungslos im Wasser liegen blieb.
Daraufhin gruppierte Iachino seine Flotte um und entließ seine Leichten Kreuzer. Der italienische Admiral, der keine Ahnung davon hatte, dass Cunninghams Schlachtflotte ihn verfolgte und immer näher kam, beging nun einen verhängnisvollen Fehler. Er befahl Cattaneos Division aus Kreuzern und Zerstörern, zurückzufahren und die Pola zu beschützen, während der Rest der Flotte Nordwestkurs beibehielt. Doch keines der italienischen Schiffe war für einen Nachtkampf ausgerüstet.
Die britische Schlachtflotte entdeckte die Italiener mithilfe von Radar kurz nach 2200. Dank ihrer Erfahrung und ihres Geschicks im Nachtkampf schlichen sich die Briten unbemerkt an die italienischen Schiffe heran. Zuerst fand Cunningham die Pola, während die Schweren Kreuzer Zara und Fiume noch unentdeckt blieben und ahnungslos die britischen Schlachtschiffe passierten. „Nie zuvor in meinem Leben habe ich einen so spannenden Augenblick erlebt. Der Gegner war in Reichweite, kaum zwei Seemeilen entfernt, auf kürzeste Schussentfernung“, berichtete Admiral Cunningham.
In einem der dramatischsten Augenblicke des Seekriegs während des Zweiten Weltkriegs richteten die britischen Zerstörer um 22.27 Uhr ihre Scheinwerfer auf die italienischen Schiffe, und die Schlachtschiffe Barham, Valiant und Warspite eröffneten das Feuer auf eine Entfernung von nur 1,5 Seemeilen (rund 2800 Meter). Davon wurden die Kreuzer Fiume und Zara völlig überrascht. Die Granaten der ersten Salve der Warspite trafen die Fiume unterhalb des Oberdecks und rissen den achteren Geschützturm über Bord. „Man sah ganze Türme und Massen von Wrackteilen durch die Luft wirbeln und ins Wasser schlagen. In kürzester Zeit waren die Schiffe nur noch glühende Fackeln“, beobachtete Admiral Cunningham.
Während die Italiener bei diesem Nachtgefecht wortwörtlich im Dunkeln tappten, bedienten sich die Briten bei der Feuerleitung des Radars. So wurden die beiden italienischen Kreuzer innerhalb von wenigen Minuten von den 38 cm-Geschützen der Schlachtschiffe versenkt, ohne selbst einen Schuss abgegeben zu haben. Im folgenden Durcheinander versenkten britische Zerstörer zwei italienische Zerstörer. Im Morgengrauen des 29. März übernahm Admiral Cunningham die schwer beschädigte Pola, entschied sich aber angesichts ihres schlechten Zustandes dagegen, sie nach Alexandria zu schleppen, und ließ sie versenken, nachdem die Besatzung von Bord gegangen und gefangengenommen worden war. Unterdessen gelang es dem Schlachtschiff Vittorio Veneto zu entkommen.
Nach dem Nachtkampf setzte Cunningham gegen den Rat seiner Offiziere die Verfolgung der Italiener fort, wurde aber gezwungen, umzukehren, als deutsche Bomber über ihm erschienen. Nachdem sich die britische Flotte wieder gesammelt hatte, suchte sie im Morgengrauen des 29. März nach Überlebenden der Schlacht. Etwa 650 Italiener wurden gerettet, bevor Cunningham sich nach Alexandria zurückzog. In einem Funkspruch informierte der britische Admiral die Italiener und gab ihnen die Koordinaten des Schauplatzes der Seeschlacht bekannt, an dem die Überlebenden der Schlacht auf Hilfe warteten, und verließ dann das Seegebiet. So konnten italienische und griechische Schiffe weitere 270 Überlebende retten.
Nach dem Luftangriff auf Tarent war diese Niederlage der italienischen Marine in der Seeschlacht vor Kap Matapan ein weiterer schwerer Schlag für ihre Kampfkraft und Moral. Fünf Schiffe – drei Schwere Kreuzer und zwei Zerstörer – wurden dabei versenkt und die Vittorio Veneto schwer beschädigt. Über 2400 italienische Offiziere und Mannschaften kamen dabei ums Leben. Die Briten verloren nur drei Mitglieder einer Flugzeugbesatzung, als ein „Swordfish“-Torpedobomber abgeschossen wurde. Admiral Cunningham verlor zwar seine Wette, fügte den Annalen der Royal Navy jedoch einen weiteren bedeutenden Sieg hinzu.
Die Seeschlacht vor Kap Matapan war ein entscheidender Sieg für die britische Mittelmeerflotte und gab ihr die Kontrolle über das östliche Mittelmeer zurück – bis zum Fall Kretas im Juni. Matapan war zugleich die erste Seeschlacht des Zweiten Weltkriegs in europäischen Gewässern. In ihr vollzog sich der Übergang von klassischen Seegefechten, in denen die gegnerischen Flotten einander mit schwerer Artillerie und Torpedos bekämpften, zu Operationen mit Flugzeugträgern als Hauptstreitmacht, in denen die trägergestützte Marineluftwaffe eine entscheidende Rolle spielte – so wie später im Pazifikkrieg.
Die italienische Marine war gegenüber der britischen Flotte mehrfach benachteiligt, da ihre Soldaten nicht im Nachtkampf ausgebildet waren, die Schiffe kein Radar besaßen und die Flotte keine eigene Luftunterstützung hatte. Die Niederlage vor Kap Matapan war für sie ein militärisches Desaster und brach ihr das Rückgrat. Daher war sie so schwer angeschlagen, dass sie nicht in die späteren Evakuierungen von Griechenland und Kreta eingreifen konnte. Die Evakuierung der britischen Truppen aus Griechenland und Kreta konnte nur durch Luftangriffe gestört werden. Obwohl die britische Mittelmeerflotte dabei hohe Verluste erlitt, konnte sie bis Ende Mai 1941 die Rückführung von etwa 67000 Soldaten nach Nordafrika decken, wo am 30. März das Afrikakorps unter General Erwin Rommel eine Offensive begonnen hatte. Indirekt hatte die Seeschlacht auch zur Folge, dass Malta nicht mehr eingenommen werden konnte. Denn die italienische Marine war für einen Angriff von See her nicht mehr schlagkräftig genug. Außerdem lehnte Hitler nach den hohen Verlusten bei der Luftlandeschlacht um Kreta („Unternehmen Herkules“) weitere Luftlandeoperationen ab. Als italienische Kriegsschiffe 1943 das nächste Mal die Häfen verließen, kapitulierten sie vor Admiral Cunningham.
(Zusammengestellt aus verschiedenen Fachbüchern und Internetseiten, vor allem Janusz Piekalkiewicz, Seekrieg 1939 bis 1945, und einer Darstellung der Seeschlacht vor Kap Matapan auf der offiziellen Seite der Royal Navy)
Admiral Sir Andrew B. Cunningham
Vizeadmiral Angelo Iachino
Weil ich von der Seeschlacht kein gutes Foto fand, habe ich zwei Fotos bedeutender Schiffe ausgesucht, die daran teilnahmen.
Das Schlachtschiff Vittorio Veneto repräsentiert die italienische Marine:
Der Flugzeugträger HMS Formidable repräsentiert die britische Mittelmeerflotte: