...Den neuen Tempel baute er beispielsweise im römischen Stil oder nicht? ...
Nun ja, ehrlich? K. A.! Ist wie gesagt nicht gerade meins an "historischen Epochen".
Wenn Herodes Tempel im römischen Baustil errichten lies, kann das IMO verschiedene Gründe gehabt haben. Da mir scheint dass die Römer die dortig lokalen Herrscher wie gesagt relativ frei agieren ließen, sagt das ja dann nicht, dass Herodes bar jedweder politischer Vernunft war. Sich innerhalb einer römischen Provinz in Punkto "Baustil" offen gegen die Römer als sowohl Besatzungsherren wie seine eigenen Gönner und Befürworter auszusprechen, wäre sicherlich sehr wahrscheinlich dann alles andere als gut gekommen.
Den Juden im Lande mag das vielleicht nicht gefallen haben, aber es ist eben auch immer eine Frage, was eine wirtschaftlich wohlmöglich durch den Krieg gegen die Parther angeschlagene Gesellschaft zu unternehmen vermag. Jedenfalls glaube ich eben schon, dass es zu solchen Zeiten etwas mehr Zeit erforderte, bis sich eine Region von den personellen und infrastrukturellen Verheerungen durch Kriege erholt hatten.
...Was meinst du mit "sinnvollen und konstruktiven Produktionsklima"? Herodes hat zumindest so gut gewirtschaftet, dass er, wie bereits erwähnt, ganz nett bauen konnte...
Nun ja, was heißt das schon "so gut gewirtschaftet" in einer Region, die alleine auch schon als römische Provinz so strukturiert war, dass die einfache Bevölkerung dort vornehmlich für die "Abgaben zum Wohle der hohen Herren" zu arbeiten und produzieren hatten.
Dennoch - auch Herodes brauchte dafür einige Jährchen, was IMO nicht verwundert, weil i. d. R. am meisten ja während und infolge von Kriegs- bzw. Schlachtenzeiten die "wehrhafte männliche" Bevölkerungsanteile nicht unerheblich geschwächt wurden und somit als Volksproduktivbestandteil danach ausfielen. Auch ein Herodes konnte von keinem toten Krieger oder einem invaliden Veteranen, der kurze Zeit darauf verstarb, Produktivität erwarten.
Oder anders ausgedrückt: Klar hätte er möglichst schnell Tempel errichten lassen können, aber zu viele verhungernde Bauarbeiter hätten da auch zu keinem Erfolg geführt.
Was ich aber mit der Stelle eigentlich hatte sagen wollen:
AFAIK waren mehrere lokale Herrscher innerhalb einer größeren Region schon immer ein Problem "gegenseitigen Beharkens". IMO war das vermutlich auch ein Grund dafür, dass die Parther zu dem Zeitpunkt sich zu ihren Einfall in diese Region motiviert sahen: Umso zerstrittener die lokalen Herrscher und deren "vertretene" Volksgruppen in einer Region sind, umso größer ist deren gemeinsamer Beistandsunwillen zueinander und umso größer die Unruhe die Stabilität einer Region gefährdet, umso stärker ist sowohl der Bevölkerungsdrang nach Ruhe und Stabilität (statt nach Kriegschaos) und somit der Verteidigungswillen.
Und weshalb ich darauf komme? Weil Herodes ja tatsächlich Zeit genug hatte, nach Rom zu fliehen, sich dort legitimieren zu lassen (was IMO ohne eine entsprechend vernünftige politische Begründung auch nicht so ohne Weiteres möglich gewesen wäre), danach in die Region zurückzukehren und dann Antogones und die Parther in einem "weiteren) Krieg zu besiegen.
Das heißt, dass die restlichen lokalen Herrscher (Tetrarchen ?) in der Region sich entweder völlig heraushielten oder nicht in der Lage waren, das Vordringen der Parther zu verhindern.
Das deutet für mich jedenfalls daraufhin, dass da Rom bereits zuvor einiges an lokalem politischen Machteinfluss über die Provinz eingebüßt hatte. Und das wiederum würde mich auch nicht wundern, wenn es zuvor bereits dort Zwistigkeiten und Unruhen zwischen diesen gab.
Das meinte ich mit "entgegen sinnvollen und konstruktiven Produktionsklimas relativ eigenständig bleiben": Eine "geeinte Region" wie z. B. eine "geeinte römische Provinz" kann und wird aufgrund innerer Ruhe, Ordnung und Stabilität volksproduktiv eine hohe wirtschaftliche Effektivität entwickeln (vor allem zu den damaligen Zeiten). Ist eine solche Region aber in sich zerstritten und durch Unruhen instabil, wirkt sich das auch auf die Produktivitätsfähigkeit der Region aus.
Oder anders gesagt eben: Der Teil der wehrhaften Bevölkerung, der vielleicht zur Landesteilverteidiguung bzw. Ordnungssicherung gegen Unruheherde seitens anderer Volksgruppen und derer Anführer eingesetzt werden muss, kann nicht auf den Feldern Korn ernten oder Baumaterial anfertigen (Tongewinnung, Steinschneiderei owe) o. ä.
Das war nur im Römischen Reich höchst selbst anders, weil die sich einen Grundstock an Berufsarmee leisten konnten bzw. leisteten.
...In wie weit seine Eigenständigkeit reichte und ob das irgendwas über die (Ohn)Macht der Römer in Judäa aussagt, habe ich zwar schon mit Jedihammer angeschnitten, kann dir dazu aber nichts weiteres sagen.
Ah okay. Schade, aber THx4AW dazu.
Auf mich wirkt das mit der "römischen Ohnmacht" jedenfalls auch so - und zwar gerade wegen deren "Berufsarmee". AFAIK wurden erst im Notfall - also für größere Schlachten oder gar Kriege - weitere Teile der wehrhaften Römer-Bevölkerung (bzw. loyaler, stabiler und ruhiger Provinzen) rekrutiert, die sonst im normalen Alltag auch z. B. normal die Felder bewirtschafteten.
Nur ist wohl auch klar, dass das IMO einen nicht unerheblichen Nachteil hatte:
Wenn z. B. große Teile der Berufsarmee (Legionen) bereits an andere Stelle der Grenzen des damals riesigen, römischen Reichsgebiets eingesetzt waren und irgendwo anders noch ein Unruheherd ausbrach, musste die dortige Bevölkerung selbst "zusehen, wie sie klar kam" (jetzt freundlich-neutral formuliert, weil es eigentlich für die territorialen Herrschaftsansprüche des Römischen Reiches mit dessen ständigen Eroberungsfeldzügen schon peinlich war, wenn sie danach in der betreffend eroberten und zwangs-provinzialisierten Region in ihr Reich nicht dort auch dauerhaft ausreichend selbst für Ruhe und Ordnung zu sorgen vermochten).
Herodes selbst sehe ich dabei genauso zweischneidig wie jeden Herrscher bzw. "Unterherrscher": IMO wirkt es auch mich so, als hatte er durchaus sehr geschickt die Verhältnisse auch für sich ganz gut auszunutzen verstanden. Zunächst mag es ihm vielleicht tatsächlich um den Schutz und die Befriedung der Region gegen die Parther gegangen gewesen sein (was ja dann auch zufällig sich mit den Interessen der Römer gedeckt haben dürfte). Die Frage ist und bleibt aber IMO, wie viel tatsächlich Macht später "Herodes dem Großen" dann zukam. Interessant hieran scheint mir, dass er - wenn er tatsächlich eben Bauten im römischen Stil errichten ließ - dennoch vernünftig genug gewesen sein kann, gewisse Situationen nicht zu unterschätzen.
(& @Jedihammer) Denn einiges könnte eben IMO daraufhin deuten, dass Herodes durchaus gar recht bewusst die Stärkung und Kräftigung der Region unter seinem Herrschaftsbanner anvisierte - ohne dann aber dabei die Römer unnötig aufzuscheuchen oder misstrauisch zu machen. Vielleicht wolle Herodes aber auch bloß ein gutes Leben führen und seinen erweiterten Machtbereich erhalten, nachdem er die Parther besiegt und wieder vertrieben hatte.