Heute vor genau 75 Jahren,am 16.12.1944 begann mit der Ardennenoffensive die letzte deutsche Großoffensive des II.Weltkrieges. Diese Offensive beruhte auf die Planungen die unter dem Namen"Wacht am Rhein" und war ursprünglich bereits für den Spätherbst 1944 geplant.
Der Plan erstmals am 16.09.1944 von Hitler angesprochen, sollte eine solche Offensive die Lage nutzen: Nach stürmischen Vormarsch im Sommer musste die Rote Armee zunächst pausieren, die britische Niederlage nach der Luftlandung bei Arnheim und die Verluste der Amerikaner beim Kampf um Aachen ließen einen angeschlagenen Gegner vermuten, der zudem mit einem deutschen Gegenschlag am allerwenigsten rechnete. Am 12.10.1944 legte der Wehrmachtführungsstab einen ersten Operationsentwurf ,zunächst noch unter dem Decknamen "Christrose" für "Wacht am Rhein" vor: Wie beim "Sichelschnitt" 1940 sollten starke gepanzerte Verbände durch die Ardennen zur Maas vorstoßen und am 7. Tage Antwerpen nehmen. Damit wären 30 alliierte Divisionen in Nord-Belgien und Süd-Holland abgeschnitten und könnten wie einst bei Dünkirchen vernichtet oder wenigstens vertrieben werden. "Wacht am Rhein" unterlag höchster Geheimhaltung, erst am 24.10.19144 wurden die Generalstabschefs des Oberbefehlshabers West,Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt und des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe B Generalfeldmarschall Walter Model unterrichtet, am 03.11.1944wurden die vorgesehenen Armeeoberbefehlshaber instruiert. Sie mussten unter Androhung der Todesstrafe schriftlches Stillschweigen geloben. Die zunächst für den 27.11.1944vorgesehene Auslösung von "Wacht am Rhein" musste wegen zahlreicherTransportprobleme der von allen Fronten dafür abgezogenen Verbände verschoben werden. Am 11./12.12.1944 versammelte Hitler im Führerhauptquartier "Adlerhorst" die Kommandieren generale der Korps und Divisionskommandeure, gab die letzten Befehle aus und beschwor den "Blitzsieg" von 1940. Mit der Auslösung von "Wacht am Rhein" am 16.12.1944 begann dann die Ardennenoffensive, die letzte größere Angriffsoperation der Wehrmacht. zwischen Hohem Venn und Nord-Luxemburg zur Wiedergewinnung der Initiative im Westen.
Für die Ardennenoffensive, die nach Hitlers Willen aus der "ewigen Defensive" herausführen sollte, wurden bereitgestellt: Im Norden die 6. SS-Panzerarmee unter SS-Oberstgruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS Sepp Dietrichmit 4 Panzer- und 5 Infanteriedivisionen, die über Lüttich den eigentlichen Schlag gegen Antwerpen führen sollte; im Mittelabschnitt die 5. Panzerarmee unter General der Panzertruppe Hasso von Manteuffel mit 3 Panzer- und 4 Infanteriedivisionen, die weiter südwestl. über die Maas gehen und Dietrich gegen Angriffe von Südwesten schützen sollte; im Süden die 7. Armee unter General der Panzertruppe Erich Brandenberger mit nur 4 Infanteriedivisionen,obwohl ursprünglich 5 und 1 Panzerdivision vorgersehen waren, die einen schützenden Schleier an Manteuffels südliche Flanke bilden sollte. Den Oberbefehl hatte der Oberbefehlshaber West Gerd von Rundstedt, nach dem die Ardennenoffensive auch Rundstedt-Offensive genannt wurde, obwohl der Generalfeldmarschall kaum an Planung und Durchführung beteiligt war. Die Truppen im Kampfraum unterstanden der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model die Luftsicherung übernahm das Luftkommando Westen unter Generalleutnant Josef Schmid mit 1492 Jägern, 262 Bombern und Schlachtflugzeugen sowie 40 Aufklärern.
Am 16. Dezember um 5:30 Uhr begann überraschend die deutsche Offensive mit einem 90-minütigen Vorbereitungsfeuer aus über 1600 Rohren entlang einer Front von 130 Kilometern. Der erste Eindruck der Amerikaner war, dass es sich um einen begrenzten Angriff zur Wiederherstellung der Frontlinie am Westwall bei Hellenthal-Wahlerscheid handelte, wo der 2. US-Infanteriedivision unter Major General Walter Melville Robertson zuvor ein größerer Einbruch gelungen war.
Trotz des umfangreichen Aufmarsches gelang die fast völlige Überrumpelung des Gegners, der 1. US-Armee unter dem damaligen Luitenent General und späteren General Courtney Hicks Hodges. Auch das für einen Erfolg der Ardennenoffensive unabdingbare schlechte Wetter, das die alliierte Luftstreitmacht am Boden hielt, stellte sich ein. Wenn dennoch der erste Anlauf im Norden nach 10 km und in der Mitte nach 30 km ins Stocken geriet, so wegen fataler Unterschätzung des angeblich in der Defensive hilflosen amerikanischen Gegners und wegen Nachschubschwierigkeiten auf den verschneiten und verstopften Straßen. Das Unternehmen "Greif", bei dem als US-Offiziere getarnte SS-Männer Verwirrung hinter den feindlichen Linien stiften sollten, blieb fast ohne Wirkung.
Bei dem Unternehmen „Greif“ handelte es sich um ein Kommando-Unternehmen deutscher Soldaten hinter der amerikanischen Front .In Nachahmung ähnlicher alliierter Maßnahmen wurde unter dem damaligen SS-Obersturmbannführer und späteren SS-Standartenführer Otto Skorzeny eine Truppe gebildet und auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr trainiert, die in US-Uniformen mit Beutewaffen und Beutefahrzeugen Maasbrücken sichern und Verwirrung beim Gegner stiften sollte durch widersprüchliche Anweisungen, Versetzung von Wegweisern u.a. Insgesamt wurden inklusive Nachschubeinheiten 3300 Mann zusammengezogen, die jedoch z.T. wegen ungenügender Eignung wieder entlassen werden mussten. Nur ein kleiner Teil konnte nach Angriffsbeginn in die Einsatzgebiete einsickern. Der Effekt war trotz anfänglicher Desorientierung beim Gegner gering, schürte aber eine Art "Fünfte-Kolonnen"-Hysterie, die anfällig machte für Propaganda-Erfindungen wie z.B. die Alpenfestung.
Das für den 2. Angriffstag vorgesehene Ziel, die Maas, wurde nicht erreicht. Immerhin gelang der 5. Panzerarmee die Einschließung des wichtigen Verkehrsknotens Bastogne und, solange eine niedrige Wolkendecke schützte, der Vorstoß mit der 2. Panzerdivision unter dem damaligen Oberst und späteren Generalmajor Meinrad von Lauchert bis in die Nähe von Dinant.
Im Norden ging eine Kampfgruppe der 1. SS-Panzerdivision Leibstandarte "Adolf Hitler" unter SS-Obersturmbannführer Jochen Peiper schon am 17.12.1944 auf Stavelot vor und wurde erst kurz vor einem amerikanischen Benzindepot vom Treibstoffmangel gestoppt. Seiner Einheit wurde nach dem Krieg im Malmedy-Prozess die Ermordung gefangener und verwundeter Gls angelastet. Das Gerücht über das Massaker führte in den folgenden Kämpfen zu wachsender Erbitterung und steigenden Verlusten auf beiden Seiten.Allerdings ist das,was wirklich an dieser Straßenkreuzung geschah bis heute nicht 100% geklärt.
Nach einer Woche begannen die alliierten Gegenmaßnahmen zu greifen: Der mit Beginn der Ardennenoffensive einsetzende Beschuss des reparierten Hafens von Antwerpen mit V-Waffen konnte den reichlichen fließenden Nachschub für die US-Truppen nicht gefährden. Mit Wetterbesserung am 23.12.1944 kam die Luftüberlegenheit zudem zum Tragen, sodass Nachschub für die deutschen Verbände nur noch nachts und somit gänzlich unzureichend nach vorn kam. Angriffe auf die weitgedehnten deutschen Flanken zwangen Hasso von Manteuffel - oft unter Aufgabe zahlreicher Kampfwagen - zur Zurücknahme der Panzerspitzen und ermöglichte der 4. US-Panzerdivision unter Major General Hugh Joseph Gaffey am 26.12.1944 den Durchbruch durch den Belagerungsring um Bastogne, das sich, aus der Luft versorgt, hatte halten können.
Trotz der sicheren Niederlage weigerte sich Hitler, der die Ardennenoffensive vom Führerhauptquartier "Adlerhorst" leitete, die Rücknahme der deutschen Truppen auf die Westwall-Stellungen anzuordnen, sondern befahl Kampf um jeden Meter Boden. So dauerte es noch bis zum 16.01.1945, bis der durch die Ardennenoffensive entstandene Frontbogen eingedrückt war, und bis zum 07.02.1945 ehe die Amerikaner die Ausgangsstellungen wieder erreicht hatten. Die Wehrmacht verlor 17 200 Tote, 16 000 Gefangene und 34 439 Verwundete, die USA hatten 29 751 Tote und Vermisste sowie 47 129 Verwundete zu beklagen. Die letzten Reserven der Luftwaffe, die allein in den ersten acht Tagen der Ardennenoffensive 1088 Maschinen verlor, waren verbraucht.
Die militärisch fragwürdige Ardennenoffensive war von Hitler auch als politische Demonstration der Stärke gedacht. Sie sollte die "widernatürliche." Kriegskoalition der Angloamerikaner und Sowjets erschüttern und womöglich den Westmächten die Wehrmacht als Partner für einen für unausweichlich gehaltenen Endkampf gegen den Bolschewismus empfehlen. Doch wie militärisch der "Erfolg" nur in der Entblößung der Ostfront, der Verzögerung des Vormarschs der Westalliierten und damit in der Verschiebung der Demarkationslinie zwischen Osten und Westen bestand, so schmiedete die Ardennenoffensive die Gegner letztlich auch politisch nur fester aneinander. Erst als der hier noch einmal gefährlische werdende Gegner Hitler wegfiel, konnte das Trennende ans Licht kommen..