Mit dem Waffenstillstand vom 23.10.1973 endete der sogenannte Jom Kippur Krieg zwischen Israel auf der einen,und Ägypten und Syrien auf der anderen Seite.
Da dieser Krieg n.m.G leider viel zu wenig Aumerksamheit in der heutigen Zeit erfährt will ich am Jahrestag des Waffenstillstandes gerne noch einmal ausführlich auf ihn eingehen.
Dieser Krieg war der nach dem Unabhänigkeitskrieg, den Suez-Krieg sowie dem Sechstagekrieg der vierte israelisch/arabische Krieg im Rahmen des durch die Gründung des Staates Israel ausgelösten Nahostkonfliktes. Während des Sechstagekrieges hatten die Israelis den Sinai bis zum Sueskanal erobert, welcher die Waffenstillstandslinie wurde. Auch hatte Israel etwa die Hälfte der Golan-Höhen erobert. Durch den Bau von Befestigungsanlagen entlang der Waffenstillstandslinien verstärke Israel in den kommen den Jahren die militärische Abschirmung gegen die arabischen Staaten. Besonderst zu erwähnen wäre hier die sogenannte Bar-Lew Linie am Suez-Kanal.
Der totale militärische Sieg im Sechstagekrieg, sowie die Ereignisse im sogenannten Abnutzungskrieg ließen die Israelis in eine gewisse Arroganz verfallen, die sie zu dem Glauben kommen lies, man sei militärisch nicht angreifbar für die Araber.
Diese Arroganz verleitete Israel auch dazu, mit Ägypten oder Syrien nicht um die Rückgabe der eroberten Gebiete zu verhandeln. Im Jahre 1970 verstarb dann mit dem ägyptischen Staatspräsidenten der letzte große panarabische Führer, Gamal Adel Nasser.
Dessen Nachfolger, Anwar al Saddat war der Überzeugung, dass nur ein neuer Krieg, welcher
auch Israel schwere Verluste abnötigt, die Situation im Nahen Osten verändern könne, und die Israelis zu Verhandlungen zwingen würde.Auch hatte Saddat in den ersten drei Jahren seiner Regierungszeit mit schweren innenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen, was seinen Entschluss zum Krieg eher noch verstärkte. Die verheerende Lage der Wirtschaft sowie die Stimmung in der Bevölkerung waren sehr starke Probleme und führten zu einer Unbeliebtheit Saddats. Der syrische Präsident Hafiz el Assad hingegen war jedoch lediglich an der militärischen Rückeroberung der Golan-Höhen interessiert.Verhandlungen mit Israel sollten erst dann aufgenommen werden, wenn der Golan wieder in syrischer Hand sei.Mit der Zurückeroberung des Golan wollte Syrien wieder eine Vormachtsstellung im Nahen Osten erreichen. Die übrigen arabischen Staaten verhielten sich eher ablehnend den ägyptisch/syrischen Kriegsplänen gegenüber. Jordanien hatte seine Lektion aus dem Sechstagekrieg, welcher dem Land große Gebietsverluste und die Halbierung seiner Bevölkerungszahl gebracht hatte, gelernt. Ausserdem war König Hussein verärgert, weil Saddat den Palestinensern im Falle eines Sieges die Westbank versprochen hatte.
Und über Syrien war der König ebenfalls verärgert, weil Syrien während des sogenannten Schwarzen Septembers 1972 im Konflikt zwischen Jordanien und der PLO die PLO militärisch unterstützt hatte.Der Irak verweigerte sich auch zunächst wegen Unstimmigkeiten mit Syrien, und der Libanon war militärisch zu schwach, um auf Seiten der Araber in den Krieg ein zu treten. Daher lag die Eröffnung des Krieges einzig und alleine bei Ägypten und Syrien.
Vor dem Beginn der Kampfhandlungen versuchte Saddat noch einmal, diplomatische Unterstützung zu bekommen. Er erzielte dabei beachtenswerte Erfolge. Neben der Arabischen Liga, der Bewegung der Blockfreien Staaten, der Organisation für Afrikanische Einheit konnte er auch mehrere westeuropäische Staaten für sich gewinnen.
So stimmen im UN-Sicherheitsrat erstmals Großbritanien und Frankreich, bisher treue Unterstützer Israels in drei Nahostkriegen, zusammen mit den arabischen Staaten gegen Israel.Doch all dies verhinderte nicht den von Saddat und Assad gewollten und in ihren Augen notwendigen Krieg.
Nachdem Saddat bereits im Jahre 1972 in aller Offenheit erklärt hatte, dass Ägypten zum Krieg mit Israel verpflichtet sei, und bereits sei, wenn nötig 1 Mio. Soldaten zu opfern, begann er Ägypten mit Hilfe der Sowjets aufzurüsten.
Die Sowjets schickten MIG-23 Flugzeuge, Flugabwehrraketen vom Typ 2K12, RPG-7 Panzerfäuste sowie Maljunka Panzerabwehrraketten(9M14).
Auch hier ist jedoch zu erkennen, dass die UDSSR ihrer Linie treu bleib, und Ägypten nur mit Defensivwaffen versorgte, während Israel aus dem Westen mit allem beliefet wurde, was es militärsch benötigte.
Auch begann eine Reform der ägyptischen Streitkräfte.General, die unter Nasser ihren Rang aus politischen Gründen erhielten wurden durch militärische Fachleute ersetzt.
Doch plötzlich wechselte Saddat übernacht das Hemd.
Als die Sowjet-Union 1972 während eines Treffens mit den USA in Oslo erklärte, man wolle an den momentan herrschenden Verhältnissen festhalten, und nachdem die Angriffspläne Ägyptens durchsickerten, warf Saddat übernacht alle 20 000 sowjetischen Militärberater aus dem Land, und versuchte eine langsame Annäherung an die USA.
Die Sowjet-Union, welche ohnehin immer an einem Abkühlen des Nahostkonflikts gelegen war(daher die Ausrüstung Ägypten und Syriens lediglich mit Defensivwaffen) und die an einer Satbiliesierung der Lage im Nahen Osten interessiert waren(aus Angst vor einer Konfrontation mit den USA) wurden von diesem Schritt Saddat nahzu völlig überrascht.
Im Übrigen glaubte man in Moskau auch nicht an einen militärischen Sieg der Araber.
Vorallem vor einem versuch, den stak befestigten Suez-Kanal zu überschreiten warnten Moskaus Militärs die Ägypter nachdrücklich.
Um den verlorenen Einfluss im Nahen Osten zurück zu erhalten, forderte der sowjetische
Staat und Parteichel Leonid Iljtisch Brechenew im Juni 1973 nach einem Treffen mit dem US-Präsidenten Richard Milhous Nixon, Israel müsse sich auf die Positionen vor dem Sechstagekrieg zurückziehen, ansonsten könne die UDSSR nichts mehr für die Stabilität in der Region tun.
Im Verlauf des Jahres 1973 führte die äyptischen Streitkräfte mehrere größere Manöver durch, welche Israel zwar immer veranlassten, seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen, Israel aber in seinem Glauben bestärkte, einen Angriff Ägypten zurückschlagen zu können. Verstärkte Truppenverlegungen Ägyptens an die Grenze wurden vom israelischen Geheimdienst als nicht bedrohlich eingestuft..Saddat versuchte seine Angriffspläne übrigens dermaßen geheim zu halten, dass die vorgesehenen Kommandeure erst eine Woche vor dem Angriff unterrichtet wurden, die unteren Kommandeure und Soldaten sogar erst eine Stunde vor dem Angriff.
Am 06.10.1973 um 14.05 Uhr(!!!!!) eröffnete die ägyptische Artillerie aus über 1600 Rohren die Operation „Vollmond“, die als der Jom Kippur Krieg in die Geschichte eingehen sollte, und die Israel an den Rand der Niederlage führen sollte.
Der Feuerschlag der Artillerie ging auf die israelischen Stellungen am Suez-Kanal nieder.
Über 50 äyptische Transporthubschrauber vom Typ MI-8 brachten Soldaten an Ostende des Kanals an dessen Südausgang, während Pioniereinheiten bei Gabasat mit Flammenwerfern und Sprengladungen die Verteidigungsstellungen der Israelis durchbrachen.
An fünf Stellen gelang es den Truppen Ägyptens, den Kanal zu überqueren.Was die Sowjets, wie oben erwähnt, für unmöglich hielten. Bei al-Qantara, al-Firdan, Ismailia, bei den Bitterseen sowie nördlich der Stadt die dem Kanal den Namen gab, Suez, gelang der Übergang. Mit übergesetzten Amphipienpanzer vom Typ PT-76 wurden israelische Bunker vernichtet und die Brückenköpfe gesichert.Nachnach wurden Pontonbrücken über den Kanal geschlagen und T 54 und T 55 Panzer auf das Ostufer gebracht.
Gleichzeitig griff über 200 ägyptische Kampfflugzeuge die Flugplätze al-Mulaiz Bir Thanada und as-Sur , sowie israelische Hawksützpunkte, Artilleriestellungen sowie
Radarstellungen und Kommunikationszentren im Hinterland an.Mit FROG-Raketen wurden die isralelischen Stützpunkte Bir Gifgafa und Tasa angegriffen. Danach erfolgte ein Angriff der ägyptischen Luftwaffe auf Umm Kuschaiba sowie auf Kommunikationszentren zwischen al-Qantara und Abu Aghaila.. Weiter östlich gelegene Ziele wurden mit Kelt-Raketen angegriffen, die von Tupolew Tu-16 abgeschossen wurden. Die israelische Luftwaffe mit ihren Mirage- und Phantom-Kampfflugzeugen wurde von den Ägyptern erfolgreich durch die mobilen Flugabwehrraketensysteme S-75, die bereits zuvor erwähnten 2K12und S-125 Newa bekämpft und verzeichneten bis zum 5. Kriegstag rund 85 Abschüsse, darunter 50 Phantoms.
Zur gleichen Zeit griff die syrische Luftwaffe mit etwa 30 Maschinen im Bereich des Berges Hermon an. Hubschrauber beförderten am 06.10.1973 eine Kommandoeinheit des 82. syrischen Fallschirmjägeregiments auf den 2.800 m hohen schneebedeckten Berg, auf dem sich ein Horchposten des israelischen Militärgeheimdienstes Aman mit 41 Militärtechnikern befand, der nur von 13 Infanteristen geschützt wurde. Der Sturm gelang, wobei 18 israelische Soldaten fielen und 31 verwundet wurden. Ein Rückeroberungsversuch Israels am 8. Oktober scheiterte mit Verlusten von 25 Toten und 51 Verwundeten. Erst am 22..10.1973 gelang der Golanibrigade die Rückeroberung, wobei 55 Soldaten der Brigade getötet und 79 verletzt wurden..
Der Angriff überraschte die unvorbereiteten Israelis,die damit nicht gerechnet hatten und brachte den Angreifern zunächst militärische Anfangserfolge; aus israelischer Sicht wirkte sich der Überraschungsangriff auf die Einberufung, anders als die arabischen Strategen gedacht hatten, nicht negativ aus. Im Gegenteil verlief die Einberufung der Reservisten außergewöhnlich schnell, und das trotz der anfänglichen Überraschung und einiger Verwirrung in den Mobilmachungsdepots. Während des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur ruhte das öffentliche Leben fast vollständig, wodurch kein Straßenverkehr die Militärtransporte behinderte und die Reservisten in ihren Häusern und Synagogen schnell ausfindig gemacht werden konnten.Dies waren Tatsachen, die die arabischen Planer nicht bedacht hatten. Weniger als 24 Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen erreichten die ersten Teile zweier Reservedivisionen unter Generalmajor Awraham Adan und Generalmajor Ariel Scharon die Orte Baluza und Tasa, jeweils 250 Kilometer von ihren Heimatbasen entfernt.
Die syrischen Streitkräfte drangen mit über 1400 Panzern in die Golanhöhen ein, die Ägypter durchbrachen die israelischen Verteidigungsstellungen und überquerten den Sueskanal. Mit Ausnahme eines kleinen Gebietes um Port Said an der Mittelmeerküste gelang den Ägyptern die Einnahme der Bar-Lev-Linie und die Besetzung eines Streifens parallel zum Sueskanal.
In diesen Momenten stand das Schicksal Israels auf des Messers Schneide.Zu dieser Zeit soll die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir, den Einsatz von Atomwaffen erlaubt haben. Diese sollen bereits an isralische Luftwaffeneinheiten ausgeliefet worden sein.
Den Israelis gelang es jedoch relativ bald, die Angreifer zurückzuschlagen. Im Golan führte die Gegenoffensive zu einer Niederlage für die syrische Armee, die in wenigen Tagen ,während der seit dem Ende des II.WK größten Panzerschlacht, bereits besiegt war und 870 Panzer sowie tausende Fahrzeuge und Geschütze zurücklassen musste.Hier erwes sich auf Seiten Israels noch einmal der eigendlich seit dem I.WK obsolete Grundsatz "Wer die Höhen beherrscht,der beherscht auch die Täler. Zwar waren die Syrer mit modernen sowjetischen T-72 Panzern ausgerüstet,allerdings hatten diese den Fehler,das der Neigungswinkel nach oben nicht ausreichte um die höher stehenden israleischen Panzer wirkungsvoll bekämpfen zu können,während die höher stehenden israelischen Panzer die syrischen weitaus besser vernichten konnten. Die Syrer wurden bis 32 Kilometer vor Damaskus zurückgedrängt, die syrische Hauptstadt massiv bombardiert, was viele zivile Opfer forderte. Ein Durchbruch durch die syrische Front gelang den israelischen Truppen jedoch nicht, da die syrischen Streitkräfte, unterstützt durch irakische Truppen die israelische Bodenoffensive an der Straße nach Damaskus aufhalten konnten.
Auf der Sinai-Halbinsel drängten israelische Truppen die Ägypter ebenfalls zurück und überquerten am 16.10.1973 den Sueskanal. Südlich der Bitterseen gelang es den Israelis unter Führung von Generalmajor Ariel Scharon, die auf dem Ostufer verbliebene 3. Ägyptische Armee einzukesseln.Er tat dies, obwohl er dies von Moshe Dajan ausdrücklich verboten bekam.Sharon verweigerte den Befehl, stieß in die Lücke zwischen der 2.ägyptischen Armee unter General Abd-Al-Minaam Khaleel und der 3. ägyptischen Armee unter Generalmajor Abdul Munim Wassel und setzte über den Suez-Kanal. Die israelische Armee stand nun jenseits des Sueskanals, 120 km vor Kairo.
Am 22.10.1973 wurde für die Nordfront, am 24.10.1973 für die Südfront ein Waffenstillstand geschlossen
Dieser Krieg brachte der israelischen Bevölkerung die Erkenntnis, dass man eben doch nicht so unbesiegbar ist, wie man dies auf israelischer Seite glaubte, und er kostete Golda Meir das Amt.. Anwar al Saddat nutzte die militärischen Erfolge geschickt in den Verhandlungen mit Israel, was dazu führte, dass er als ersten arabischer Staatsführer nach Israel reiste, vor der Knesset sprach, und mit Israel im Jahre 1979 den Friedenvertrag von Camp David schloß.
Dies kostete ihn allerdings das Leben,.
Saddat wurde ausgerechnet bei einer Militärparade zum Sieg über Israel am 6.10.1981 von Moslemextremisten ermordet.
Die biologischen Verluste waren relativ gering.
Während Israel gerade einmal 2500 Tote zu beklagen hatte, lagen die arabischen Verluste mit ca. 20000 Toten fast um ein 10faches höher, waren aber immer noch im unteren und vertretbaren Rahmen.
Die maßgeblichen militärischen Führer waren auf ägyptischer Seite :
Marschall der Luftwaffe Muhammad Hosni El Sayed Mubarak
Feldmarschall Ahmad Ismail Ali
Feldmarschall Mohammed Aly Fahmy
Feldmarschall Mohamed Abdel Ghani el-Gamasy
General Abd-Al-Minaam Khaleel
Admiral Fouad Mohamed Abou Zikry
Generalleutnant Saad Mohamed el-Husseiny el-Shazly
Generalmajor Abdul Munim Wassel
Auf syrischer Seite :
General Naji Jamil
Generalleutnant Mustafa Abdul Qadir Tlass
Generalleutnant Ali Aslan
Generalmajor Yusuf Shakkour
Auf israleischer Seite :
Generalleutnant Moshe Dayan
Generalleutnant Haim Bar-Lev
Generalmajor David Elazar(später Generalleutnant)
Generalmajor Israel Tal
Generalmajor Shamuel Gonen
Generalmajor Yitzhak Hofi
Generalmajor Benny Peled
Generalmajor Avraham Mandler
Generalmajor Awraham Adan
Generalmajor Ariel Scharon