Am 08. März 1862 begann im Sezessionskrieg die zweitägige Schlacht von Hampton Roads, die als erster Kampf zwischen zwei Panzerschiffen in die Geschichte eingegangen ist.
Die Vorgeschichte
Zu Beginn des Krieges verhängten die Nordstaaten eine Seeblockade gegen die Konföderation, um die Ausfuhr von Baumwolle, sowie den Import von Kriegsgerät zu unterbinden, auf den der Süden wegen seiner schwachen Industrialisierung dringend angewiesen war. Dazu wurde die komplette Küstenlinie der Südstaaten von der US-Navy mit hölzernen Kriegsschiffen abgeriegelt, so auch das Mündungsgebiet des James River, die sogenannten Hampton Roads an der Küste Virginias. Um diese Blockade brechen zu können, fasste die Führung der Konföderation recht schnell den Plan, auf gepanzerte Schiffe zu setzen.
Nach der Eroberung der Marinebasis Norfolk hatten die Südstaatler aus dem dortigen Hafen die selbstversenkte US-Fregatte Merrimack geborgen, deren Rumpf ihr als Grundlage für den Bau eines Panzerschiffes diente, welches im Eiltempo in der Werft Gosford gebaut wurde. Das fertige Schiff wurde auf den Namen CSS Virginia getauft, und war mit 10cm dicken Stahlplatten gepanzert, sowie mit 10 Geschützen bestückt. Eins am Bug, eins am Heck und je vier auf jeder Seite. Zusätzlich befand sich am Bug ein Rammsporn, der angefügt wurde, als man erfuhr, dass auch der Norden Panzerschiffe baute.
Das Ergebnis der Bemühungen des Nordens war die USS Monitor, die wesentlich moderner als die Virginia war. Sie war bedeutend kleiner und wendiger, und lag fast völlig unter der Wasserlinie, abgesehen von der größten Inovation, einem um 360° drehbaren Geschützturm mit zwei 28cm Kanonen. Die Teile des Schiffs wurden von 9 verschiedenen Werften gefertigt, und war somit in nur 120 Tagen fertiggestellt. Dennoch kam die Monitor einen Tag zu spät in Hampton Roads an.
Der 8. März
Am frühen Morgen erschien die CSS Virginia in der Mündung des James, begleitet von fünf weiteren, konventionellen Schiffen (Raleigh, Beaufort, Patrick-Henry, Jamestown und Teaser). Das erste Ziel war die 50-Kanonen Fregatte USS Cumberland, die durch die Virginia unter der Wasserlinie mit dem Rammsporn durchbohrt wurde. Die Cumberland hatte keine wasserdichten Schotten und sank in kürzester Zeit, wobei 121 Seeleute ums Leben kamen. Da sich der Rammsporn in dem Schiffsrumpf verkeilt hatte, wäre die Virginia um ein Haar mit in die Tiefe gezogen worden, und konnte sich erst im letzten Moment von ihrem Ziel lösen.
Als nächstes wandte sich die Virginia der USS Congress zu, mit der sie einige Breitseiten austauschte. Um nicht wie die Cumberland ebenfalls gerammt zu werden, setzte der Kommandant der Congress diese in flachem Gewässer auf Grund. Die Virginia beschoss das Schiff, wobei ca. 120 Seeleute ums Leben kamen. Nach einer Stunde gab die Congress auf, doch während die überlebenden Besatzungsmitglieder das Schiff verließen, eröffnten die Landbatterien der Union das Feuer auf die Virgina, woraufhin diese den Beschuss der Congress wieder aufnahm. Diese fing dadurch Feuer, und explodierte, als die Flammen das Munitionsdepot erreichten.
Auch an der Virginia war der Kampf nicht spurlos vorübergegangen. Zwei Ihrer Geschütze waren ausgefallen, und ihr Schornstein war perforiert worden, was die ohnehin geringe Geschwindigkeit des Schiffs noch weiter verringerte. Außerdem war ihr Kommandeur, Kapitän zur See Franklin Buchanan, schwer verwundet worden. Außerdem war der Rammsporn zum Teil abgerissen, als sich das Schiff von der Cumberland gelöst hatte. Gemessen an der Schwere des Beschusses fielen die Schäden jedoch vergleichsweise gering aus, so dass man versuchte ein drittes Schiff, die USS Minnessota, anzugreifen. Auch deren Kommandant lenke sein Schiff in flaches Gewässer, und setzte es auf eine Sandbank. Da inzwischen die Dämmerung eingesetzt hatte, brach die Virginia den Kampf jedoch ab, und zog sich in von der Konföderation kontrollierte Gewässer zurück.
Der 9. März
Als die Virginia am nächsten Morgen unter dem Kommando von Kapitänleutnant Catesby Jones erneut Hampton Roads ansteuerte wartete dort bereits mit der USS Monitor unter dem Kommando von Korvettenkapitä John L. Worden ein neuer Gegner auf sie. In der Folge bekämpften sich die beiden Panzerschiffe mehrere Stunden lang aus nächster Nähe, wobei keines der beiden einen entscheidenden Vorteil erringen konnte. Die weitaus wendigere Monitor konnte die Virginia ausmanövrieren, und somit dem Rammsporn entgehen, allerdings waren ihre Geschütze zu schwach, um die Panzerung der Virginia zu durchschlagen, während die Virginia aufgrung des flachen Profils der Monitor ihrerseits kaum einen Treffer landen konnte. Als erneut die Nacht hereinbrach, zog sich die Virginia zurück, und überließ das Schlachtfeld der Monitor.
Das Nachspiel
Die beiden Schiffe belauerten sich noch einige Wochen, sollten aber nie wieder gegeneinander kämpfen. Als die Konföderierten durch McClellans Halbinselfeldzug im Mai gezwungen waren, Norfolk aufzugeben, konnte die Virginia aufgrund ihres Tiefganges nicht den James hinauf flüchten, und eine Fahrt durch das offene Meer, vorbei an der Unionsflotte war ebenfalls aussichtslos. Daher wurde sie auf Grund gesetzt, und in Brand gesteckt, damit sie dem Gegner nicht in die Hände fiel. Auch die Monitor sollte das Jahr 1862 nicht überstehen. Sie sank am 31. Dezember in einem schweren Sturm vor der Küste North Carolinas, wobei 16 Seeleute den Tod fanden. Der Turm, die Dampfmaschine und die Geschütze wurden später geborgen, und sind heute im USS Monitor Center in Newport News zu besichtigen.
Der erste Kampf zweier Panzerschiffe endete unentschieden. Obwohl es quasi keinerlei Auswirkungen auf den Kriegsverlauf hatte, waren die zwei Tage in Hampton Roads militärhistorisch von großer Bedeutung. Zwar hatte es bereits im Krimkrieg erste gepanzerte Dampfschiffe gegeben, doch erst die Schlacht in der Mündung des James zeigte deren Überlegenheit über konventionelle Kriegsschiffe aus Holz, deren Ära dort mit einem Schlag endete.
So titelte die englische Times: "Gestern noch verfügte Großbritannien über 149 erstklassige Kriegsschiffe zum sofortigen Einsatz. Heute haben wir mit der Warrior und der Ironside nur noch zwei, die wir guten Gewissens in eine Schlacht mit der kleinen Monitor schicken könnten."
Nach dem 9. März 1862 wurde der Bau ungepnzerter Kriegsschiffe nicht mehr ernsthaft in Erwägung gezogen, und die Ära der dampfgetriebenen Stahlschiffe begann.
C.