[ Mon Calamari - Coral City- abgesichertes Gebäude (Senat)-Sitzungssaal ] Casshern D’Orcast, mit Senator Xeder D’Orcast und dem versammelten Senat
Das Gespräch mit der Senatorin von Naboo war ein voller Erfolg gewesen – sichtlich widerwillig hatte sie Casshern nicht nur angehört, sondern auch eingesehen, dass ihr Antrag zur Osarian-Mission kaum Erfolg haben würde, wenn sie seine Hilfe nicht annehmen würde. Sie hatte ihn auf die Rednerliste gesetzt, und so würden alle Welten, die im Einflussbereich von Chandaar und des Qertamagin-D’Orcast Werftenkonsortiums lagen, dem Antrag gegenüber positiv eingestellt sein.
Verteidigungsminister Nunb würde alles in seiner Macht stehende unternehmen, den Antrag zu torpedieren, doch die Stimmung innerhalb des Verteidigungsministeriums und des Ausschusses sprach dafür, dass man den Ideen des jungen Chandaari durchaus aufgeschlossen gesonnen war. Ebenso hatten ihm seine Kontakte innerhalb der Flotte bestätigt, dass das Oberkommando für ein rasches Voranschreiten war, was die Rückeroberung des Corellian Run und mittelfristig Corellias selbst anging. Zur Zeit beschäftigte sich die Flotte um Bothawui mit irgendwelchen Manövern – ein richtiger Einsatz würde wohl willkommener sein.
Casshern musste sich eingestehen, dass er selbst nervös wurde, als er zusammen mit seinem Onkel, Senator Xeder D’Orcast von Chandaar, den Sitzungssaal betrat, doch die Hauptaufmerksamkeit der anwesenden Politiker richtete sich natürlich auf Senatorin Moss, die gerade vom Senatsdiener aufgerufen wurde. Nur an einem gelegentlichen Zucken ihrer langen zusammengebunden Ohren war zu merken, dass sie unter großem Druck stand. Als ihr Blick auf ihn fiel, lächelte er sie ermutigend an – ihre Reaktion verriet ihm allerdings, dass sie immer noch zutiefst empört über den Handel war, auf den sie sich eingelassen hatte. Doch das gehörte auch zu dem hohen politischen Level, auf dem sie sich bewegten – sie würde noch mehr solche Deals eingehen müssen, um sich hier erfolgreich behaupten zu können - auch wenn es den moralischen Maßstäben ihrer Heimatwelt widersprach.
Bevor aber die Gungan überhaupt mit ihrer Rede beginnen konnte, ereignete sich ein kleiner Zwischenfall, dem Casshern allerdings nur oberflächlich Beachtung schenkte – die Botschafterin irgendeiner neutralen Welt hatte die Aufmerksamkeit der Senatssicherheit erregt, doch die Angelegenheit schien schnell geregelt. Nun trat die Senatorin ans Rednerpult, während im Saal Totenstille herrschte. Casshern kannte den Senat der alten Republik auf Coruscant nur von Holobildern, aber es musste ein wahrhaft erhebendes Gefühl gewesen sein, in Repulsorlogen an einer Sitzung teilzunehmen oder gar einen Vortrag zu halten. Irgendwann einmal, so nahm er sich vor, würde er dort sein und nicht als einfaches Ausschussmitglied.
Er warf einen Blick auf den Platz von Verteidigungminister Nunb, der von seinem unvermeidlichen Protokolldroiden und seinem Assistenten flankiert wurde. Eines Tages, dachte er süffisant lächelnd, würde ihm auch ein solcher Platz in den vorderen Reihen der hohen galaktischen Politik zustehen – den ersten Schritt hatte er bereits gemacht.
„Sehr geehrte Damen und Herren Senatoren, werte Minister und Botschafter, Kanzler Quún, ich begrüße Sie und freue mich über Ihr zahlreiches Erscheinen. Ebenso heiße ich Ihre Majestät, Königin Varayane von Naboo und Boss Natto von Otoh Gunga willkommen!“,
leitete Senatorin Moss ihre Ansprache ein und verbeugte sich in Richtung des Kanzlers und der Staatsoberhäupter ihrer Heimat.
„Dieser Antrag, den Sie unter dem Aktenzeichen RML/4947-121-PM/2 aufrufen können, hat in den letzten Stunden unter dem Eindruck einer Neubewertung der Sachlage in Abstimmung mit der zuständigen Kommission abgeändert werden müssen. Ich bitte um Verzeihung, falls Ihnen dadurch zusätzliche Umstände entstehen.
Außerdem wird nach Ende meiner Rede, Baron Casshern D’Orcast von Chandaar, zur Erläuterung der Sachlage sprechen.“
Unter den anwesenden Politikern entstand eine leichte Unruhe, die allerdings harmlos war – es war ganz normal, dass Anträge in letzter Sekunde abgeändert wurden – Senatoren gaben ihren Assistenten Anweisungen und es wurde eifrig auf Datapads getippt, um den abgeänderten Text aus dem abgesicherten Senatsnetz abzurufen. Viele Blicke richteten sich allerdings neugierig auf Casshern, als sein Name erwähnt wurde, und viele Bemerkungen wurden getuschelt. Doch der junge Baron tat so, als ob ihn das alles nicht berührte und lehnte sich mit einer zufriedenen Miene zurück.
„Trotz der erwähnten Änderungen, besteht das Ziel dieses Antrages vorrangig darin, dem Volk von Rhommamool den Weg aus der Unterdrückung durch seinen Nachbarn Osarian zu ebnen.
Vor einigen Wochen habe ich in meiner Eigenschaft als Mitglied des Flüchtlingsausschusses zwei tapfere Rhommamoolianer kennen gelernt, denen es gelungen ist, aus imperialem Raum zu fliehen und nach Mon Calamari zu kommen. Sie haben mir von den Zuständen in ihrem Heimatsystem erzählt, die mich dazu bewogen haben, diesen Antrag einzureichen. Im Anschluss an die Rede von Baron D’Orcast werden Miss Norah Ahn und Mr. Syssk selbst zu Wort kommen. Mr. Paavo Gys, der ebenfalls von Rhommamool stammt und politisch verfolgt wird, wird ebenfalls zu Ihnen sprechen, um Ihnen aus erster Hand von den Repressalien zu erzählen, dem sein Volk ausgesetzt ist.
Sie fragen sich bestimmt, was die Republik mit einer in Anführungszeichen unbedeutenden Welt auf imperialem Gebiet zu schaffen hat. Ich persönlich bewundere den Mut dieser Leute, sich mit ihren bescheidenen Mitteln gegen einen quasi übermächtigen Gegner zur Wehr zu setzen. Sie vertreten die Werte, für die auch die Republik steht – oder stehen sollte - und wenn bekannt wird, dass die Republik sich für solche freiheitsliebenden Völker einsetzt, kann das eine Signalwirkung auf andere Welten haben, die wir nicht unterschätzen dürfen. Diese Welten sollten ermutigt werden, Rhommamools Beispiel zu folgen, sich vom Imperium lossagen und dafür die Unterstützung von uns bekommen, die sie verdienen. Die Unterstützung durch die Neue Republik sollte dazu dienen, Rhommamools Unabhängigkeit zu bewahren, damit die Bewohner frei und selbst bestimmt leben können.
Stellen Sie sich vor, wenn eine solche Nachricht durch die Galaxis geht – wer möchte schon unter dem Joch dieser imperialen Gewaltherrschaft und ihrer Lakaien leben?“,
stellte die junge Senatorin als rhetorische Frage in die Runde. Hatte sie zunächst noch etwas beklommen gewirkt, sprach sie mit jedem weiteren Wort freier und gelöster, so dass es deutlich wurde, wie sehr dieser Fall zu ihrer Herzensangelegenheit geworden war. Casshern fand diese Art von Idealismus bewundernswert und auch irgendwie mitreißend, dadurch gewann sie Charisma, den nüchterne Realisten nie haben würden. Auch er glaubte an Ideale – nur dass sich seine vorwiegend um ihn selbst drehten.
„Nun möchten sicher auch einige von Ihnen wissen, wie groß der Nutzen einer solchen Mission für die Neue Republik ist – dazu sollten wir uns allerdings fragen, ob es überhaupt einen Nutzen geben muss, um einer bedrängten Welt zu helfen und ob vielleicht der Neuen Republik später vorgeworfen werden kann, sie handele nur aus wirtschaftlichen Gründen . Dennoch kann ich Ihnen folgendes sagen: für einen wirtschaftlichen Nutzen sprechen die reichhaltigen Vorkommen an Erzen und Mineralien, wie auch die bereits vorhandene Infrastruktur an Bergwerken, Förder- und Weiterverarbeitungsanlagen.
Des Weiteren verfügt die Nachbarwelt Osarian über ein gut ausgebautes Handelsnetz und etablierte Verkehrswege innerhalb dieses Sektors. Wenn erst einmal der Konflikt zwischen diesen beiden Welten geschlichtet wurde, kann dieses System zu einem blühenden Industrie- und Handelszentrum ausgebaut werden, von dem alle Parteien profitieren, wenn Rhommamool als gleichberechtigter Handelspartner anerkannt ist.
Natürlich könnte man einwenden, dass es Welten wie diese zu tausenden gibt, die in neutralem Raum liegen oder über gefragtere Rohstoffe verfügen, und dieser Einwand wäre völlig berechtigt. Die Wirtschaftlichkeit ist jedoch nur ein Nebenaspekt dieses Unterfangens – worauf ich Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte, ist die Lage des Osarian-Systems!“
Gespanntes Geflüster machte sich unter den Senatoren breit, als die Gungan eine Pause machte, um eine überdimensionale Holokarte aufzurufen, die zunächst die Galaxis als Ganzes abbildete. Neben der Verteilung von imperialen und republikanischen Gebieten in rot und blau, waren die wichtigsten Hyperraumrouten in gelb eingezeichnet.
Dann zoomte die Senatorin die Karte näher auf das Osarian-System und dessen Nachbarsektoren der Expansion Region und des Mid Rim heran, wo auch bereits die jüngst zurückeroberten oder befreiten Systeme Rodia, Falleen, Druckenwell und Leritor zu sehen waren. Wieder brandete Gemurmel auf, als die roten und blauen Markierungen verschwanden und neben den Namen nur noch die leuchtend gelbe Linie zu sehen waren, die sich bis nach Corellia zog. Casshern lächelte müde über das überraschte Raunen, dass durch den Senat ging – es war doch so offensichtlich gewesen, für jeden der eine Holokarte lesen und eins und eins zusammenzählen konnte.
„Wie Sie sehen, kontrolliert Osarian einen wichtigen Ein- und Austrittspunkt des Corellian Run und Sie verstehen, worauf ich hinaus will. Der Neuen Republik bietet sich die einmalige Chance sowohl für ihre Ideale einzustehen als auch die Kontrolle über den Corellian Run wieder zu erlangen. Mit der Rückeroberung des Both-Raumes als auch der benachbarten Systeme haben wir bereits einen Schritt in diese Richtung getan und wir haben nun mit unserem Eingreifen im Osarian-System die Gelegenheit unseren Weg fortzuführen.
Um ehrlich zu sein, möchte ich nur ungern ein weiteres militärisches Vorgehen unterstützen – doch ich sehe momentan keinen anderen realistischen Weg daran vorbei, um Rhommamool auf seinem Weg zur Freiheit zu helfen. Im Anschluss wird Ihnen daher Baron D’Orcast die diesbezüglichen Details erläutern.
Geehrte Damen und Herren Senatoren, sehr geehrter Herr Kanzler – wir dürfen uns dem Hilferuf unterdrückter Welten nicht verschließen, denn dafür steht die Neue Republik, lassen Sie uns in diesem Geist handeln – was einer kleinen Welt wie Rhommamool zugute kommt, nützt auch der restlichen Galaxis, die noch in den Fesseln des Imperiums liegt. Es ist nur ein kleiner Schritt, doch er ist der erste von vielen weiteren, der zur Befreiung des Inner Rim und der Kernwelten führt. Ich hoffe daher auf Ihren Mut und Ihre Weisheit und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!“
Beifall brandete auf, und Casshern erwischte sich dabei, wie er selbst kräftig applaudierte, obwohl ihm heiß und kalt geworden war, wie die Senatorin zugab, dass sie das militärische Vorgehen nicht wirklich guthieß. Doch dann erkannte er, dass sie alles tun würde, um ihre eigene Integrität zu bewahren, auch wenn es die Aussichten auf einen Erfolg schmälerte. Die allgemeine Stimmung im Sitzungssaal indessen war alles andere als euphorisch, aber es hatte keine verärgerten Zwischen- oder gar Buh-Rufe gegeben. Man hatte ihr tatsächlich aufmerksam und vielleicht sogar wohlwollend zugehört.
Viel mehr Zeit darüber nachzudenken hatte er nicht, denn kaum, dass Senatorin Moss das Rednerpult verlassen hatte, hatte er nun vor dem versammelten Senat zu sprechen.
„Als zweiten Redner der Eilsitzung zur Osarian-Problematik rufe ich Baron Casshern D’Orcast von Chandaar, Mitglied des Verteidigungsausschusses, auf. Bitte kommen Sie ans Rednerpult, Baron!“,
rief der Senatsdiener ihn auf. Ohne Zweifel war Casshern aufgeregt, aber die Aufregung feuerte ihn nur noch weiter an. Seine goldene Haut strahlte förmlich, als er schwungvoll aufstand.
Auf geht’s, Golden Boy, sagte er sich und ging mit leichten, federnden Schritten nach vorne, um die strategisch-militärischen Details einer Mission ins Osarian-System zu erläutern. Er warf dabei immer wieder prüfende Blicke in die Richtung des Verteidigungsministers, dem, wie üblich, nicht anzusehen war, was er dachte. Aber das beunruhigte Casshern nicht im Geringsten.
[ Mon Calamari - Coral City- abgesichertes Gebäude (Senat)-Sitzungssaal ] Casshern D’Orcast und der versammelte Senat