Naboo

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Noa -

Und sie hatte einen Hammer genommen, und das Bild, das er von ihr hatte zerschlagen. Ersetzt hatte sie es noch durch ein viel beeindruckenderes. Vor ihm saß eine stille Heldin der Republik.


„Das Imperium..“

Aldridge sog laut Luft in seine Lungen, und entlies sie pfeiffend.

„Ich war damals schon auf Lianna, zusammen mit meiner Schwester. Der Rest unserer Familie war ausserhalb der Stadt in Sicherheit. Nur meine Mom ist in der Stadt geblieben...“

Er schüttelte den Kopf, als er Noa ungläubig ansah. Kein Wunder, das Agathon sie nicht klein gekriegt hatte, sie musste so viel mehr erlebt haben. Aldridge kam die gewaltige Narbe in den Sinn, die die schöne Frau entstellte. Sie hatte gesagt, das sie nicht das erste mal irgendwo festsaß? Er konnte nur im Ansatz ahnen wozu die Imperialen fähig waren.

„Naboo hat nur einen kleinen Besuch vom Imperium bekommen, und so viel angerichtet. Viele haben noch heute daran zu knabbern. Die Imperium wie ein Gespenst, das herkam, um Unheil an zu richten, und gleich wieder in der Nacht zu verschwinden.“

Und ihm wurde schlagartig etwas bewusst.

„Die Naboo sind schrecklich verwöhnt vom Glück, wir sind niemals wirklich gefährdet worden, haben stets unsere Freiheit gehabt. Freiheit ist überhaupt nicht selbstverständlich.“

Eine Lehre, die er jetzt selbst bitter gelernt hatte. Aldridge wusste nicht, was er mit seinem Körper tun sollte, weswegen er nach seinem Löffel langte, und von den Beeren kostete. Er hatte Noa innerlich um eine Erklärung gebeten, dafür das sie so viel stärker war als er. Aldridge hatte sie bekommen, und fühlte sich trotzdem nicht besser. Das sie eine Untergrund Kämpferin war, machte ihn nicht weniger zum Schwächling, aber er verstand sie jetzt ein ganzes Stück mehr.

„Ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie das ist.. Wenn die geliebte Heimat plötzlich nicht mehr dem Volk gehört, wenn auf einmal dieses unmenschliche System kommt, und sich wie ein Parasit allem bemächtigt...“

Wie viel Mut brauchte man, um sich gegen einen eigentlich nicht zu besiegenden Feind zu stellen? Ganz ohne eine wirkliche Armee im Rücken? Ohne Kampfschiffe, und Truppen, ohne Verstärkung im Rücken zu wissen?

„Guerilla Krieg in Coruscants Ebenen.. Ich weis du wirst mir erzählen, das das Ganze eine Notwendigkeit war, und das es gemacht werden musste. Und du hast es eben durchgezogen, schon klar. Gestatte mir trotzdem dich dafür zu bewundern. Ich mach es auch, wenn du es mir verbietest.“

Er knippste ihr ein Auge zu, und zwang sich, nicht einen ganzen Schwall an Fragen zu stellen. Doch eine Frage brannte zu stark, als das er sie nicht hätte stellen können.

„Wie hast du es geschafft, deine Ängste zu überwinden? Ach du musst mir das nicht beantworten. Du kannst verstehen, das ich jetzt tausend Fragen im Kopf habe.“

Der Moment, in dem sie Donnie erschossen hatte, kam ihm in den Sinn. Sie war Sekunden vor dem Kollaps gewesen, und auch wenn sie zweifelsohne von Zorn getrieben worden war, war diese Hinrichtung doch fast automatisiert geschehen.. Wieviele male hatte sie wohl schon Menschen töten müssen? Und Aldridge erinnerte sich an eine wichtige Information.

„Ich danke dir dafür, das du mir das anvertraut hast. Ich werde dir im Gegenzug auch etwas anvertrauen.“

Aldridge senkte seine Stimme, obwohl es keinen Sinn machte. Niemand ausser ihnen war hier.

„Bevor ich dich aus dem Haus geschafft habe, da habe ich den Blaster neben seiner Leiche platziert, und bei Sanders aussgesagt, das es Notwehr war. Du hattest keine Wahl, weil er dich angegriffen hat, und ich war gefesselt, und konnte dir nicht helfen“.

Da saßen sie, die Frontkämpferin und der Waschlappen, und sie hatten nichts miteinander gemeinsam, und waren jetzt trotzdem verbunden. Kurioses Leben.

"Mich hätte es angewiedert, hätte man Ermittlungen gegen dich aufgenommen.."

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Ermittlungen. Gegen sie. Ja, so weit hätte es kommen können und konnte es noch immer. Noa wusste das. Sie hatte keine Zeit gehabt, ausführlich darüber nachzudenken bevor sie Donnie erschossen hatte, doch sie war sich bewusst gewesen was sie tat. Sie hatte gewusst, dass es nicht notwendig war, sondern ein purer Racheakt, und es trotzdem getan. Vielleicht machte sie das zu einem schlechten Menschen. Tja, dann war das eben so. Es gab schlimmere Dinge die man tun konnte. Noa schob die leere Schale von sich. Sie hatte ihre Che-Che Beeren Créme in Stille ausgelöffelt, während Aldridge ihr seine Bewunderung ausgedrückt hatte. Dabei hatte sie die gar nicht haben wollen. Es war nämlich genau so wie er selbst schon sagte, der Widerstand war notwendig gewesen und irgendjemand hatte den Anfang machen müssen. Das waren bei den Defendern der General gewesen, Baes Hawot und Noas Vater. Ihre Brüder waren dazu gekommen und dann Noa. Sie hatten sich verantwortlich gefühlt. Zugegeben, es fühlte sich natürlich trotzdem gut an, wenn Aldridge ihr sagte, dass er sie bewunderte. Wer hörte das nicht gerne? Nicht, dass Noa einen Orden von ihm haben wollte oder so, aber es machte einen Unterschied, auch mal gesagt zu bekommen, dass man etwas gut gemacht hatte, selbst wenn das Lob noch so allgemein gehalten war, ganz besonders dann, wenn man zuletzt so viele Rückschläge hatte hinnehmen müssen.

"Du lebst in ständiger Sorge."

Mit einer Serviette wischte Noa sich den Mund ab, nicht besonders damenhaft, doch das war das letzte woran sie jetzt dachte.

"Wenn das Imperium deinen Planeten besetzt, kannst du morgen schon ein toter Mann sein, auch wenn du gar nichts getan hast. Und die vielen Nichtmenschen..."

Noa schüttelte den Kopf. Auf Naboo war das anders. Klar, auch hier lebten nicht nur Menschen, doch abgesehen von den Gungans war der Prozentsatz der nichtmenschlichen Bevölkerung verschwindend gering. Auf Coruscant hingegen waren sie überall - und waren durch das Imperium dennoch unterdrückt worden.

"Sie haben am stärksten gelitten. Diskriminierung, Misshandlungen, Vergewaltigungen. Alles an der Tagesordnung."

Sie dachte über Aldridges Frage nach. Wie hatte sie es geschafft ihre Ängste zu überwinden? Eine Antwort zu geben war schwierig, weil sie nicht arrogant klingen wollte, oder noch schlimmer, unglaubwürdig.

"Ich habe mich nie gefürchtet, nicht in dem Sinne, dass mir etwas passieren könnte."

Noa schmunzelte. Schon als sie ganz klein gewesen war, war sie oft waghalsiger gewesen als ihre Brüder, weil sie das Gefühl hatte sich beweisen zu müssen. Wenn ihr das gelungen war, hatte sie sich unbesiegbar gefühlt. Sie wollte einfach immer genau so gut sein wie alle anderen, oder besser.

"Ich habe nur Angst, dass meiner Familie etwas passiert. Wenn ich das verhindern könnte... ich würde für jeden von ihnen sterben, auf der Stelle."

Solche Loyalitätsbekundungen hörte man oft - in Filmen, in Romanen. Es warten Worte, die schnell gesagt waren, weil die Gefahr, dass man ein solches Versprechen einlösen musste, in der Regel eher gering war (jedenfalls wenn man ein gesittetes Leben führte) und die noch dazu romantisch klangen. Für Romantik hatte Noa allerdings nicht viel übrig. Das war etwas für Leute, die keinen Realitätssinn hatten – oder zu viel Zeit. Außerdem war Romantik unpraktisch. Kerzen im Schlafzimmer konnten viel zu leicht das Bettlaken in Brand setzen, Räucherstäbchen stanken und Blumen waren teuer. Und überhaupt, was sollte sie mit einem Strauch grünem Gemüse? Sie hatte die Schere wieder in die Hand genommen, die noch immer auf dem Tresen lag und ließ sie auf und zu schnappen. Es war eine gute Beschäftigung, um Aldridge nicht ansehen zu müssen.

“Ich würde auch für sie lügen.“

Sie zerschnitt die Luft. Schnipp Schnapp.

“Aber du hättest das für mich nicht tun müssen.“

Denn Noa brauchte keine Hilfe. Sie wusste wer sie war und was sie tat und sie war diejenige, die anderen half, nicht umgekehrt. So sah sie sich zumindest gerne. Sie war wie Brayne Perry, ihr Lieblings-Detektiv im Holo-TV. Man, die Serie hatte sie lange nicht mehr gesehen! Wenn sie zurück auf Lianna war würde sie sich die Zeit nehmen und sich einen ganzen Abend lang alte Folgen von ihm ansehen. Perry arbeitete als Agent für eine geheime Privatorganisation, deren Strukturen und Motive erst im Laufe der Serie enthüllt wurden. Später spaltete er sich ab und machte sein eigenes Ding. Er löste praktisch jeden Fall, mal durch Geschick, mal durch gute Kontakte und mal mit Gewalt. Natürlich sah er dabei auch noch umwerfend aus. Er war es auch, der Noa zu ihrem Fantasie Alter Ego inspiriert hatte, Noa Chantal. Die war mindestens genau so gut wie er, auch wenn sie nicht wirklich existierte. Nicht, dass Noa glaubte, dass er wirklich… nun ja. Die Essenz war jedenfalls, dass Noa nicht auf Hilfe von anderen angewiesen war, denn auch Brayne Perry löste seine Fälle alleine, die meiste Zeit über. Er erhielt nur ab und zu Unterstützung von seinem besten Kumpel Max, einem ehemaligen Brigadier, oder von seinem alten Vater, der eigentlich schon im Ruhestand war, aber es nicht lassen konnte, sich hin und wieder einzumischen. Manchmal musste ihm auch seine Assistentin Midgy aus der Patsche helfen, doch die spielte ohnehin erst ab Staffel vier mit, anders als der Protokolldroide C71, der von Anfang an dabei war und Perry regelmäßig mit wertvollen Informationen über seine Widersacher versorgte. Und dann war da auch noch Pam, Perrys Flamme. Hmm. Das waren ganz schön viele Helfers-Helfer. Dass der Fernseh-Agent dann doch so viel Unterstützung im Laufe der Serie gehabt hatte, hatte Noa gar nicht mehr so richtig in Erinnerung gehabt. Also konnten selbst die Besten der Besten nicht immer alles alleine.

“Wenn das raus kommt, bist du ganz schön in Schwierigkeiten.“

Noa schob den Fernseh-Helden aus ihren Gedanken hinaus. Aber warum sollte es raus kommen? Sie würde Aldridges Aussage nicht widersprechen, sie konnte gar nicht, nicht nur weil sie sonst selbst dran war, sondern weil sie Deanna Trineer ihr Wort gegeben hatte. Sie stand auf. Die Müdigkeit hatte sie eingeholt.

“Weißt du…“

Sie schaute Aldridge nachdenklich an.

“Das war ganz schön mutig.“

Und ob er es glaubte oder nicht, tief in ihrem Inneren war Noa Chanelle Cortina ihm dankbar. Sie war nur nicht so gut darin, es zu zeigen.

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- Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Ferienhaus der Trineers - mit div Polizisten -

Er war gerade ein schlechter Ehemann, und ein noch viel schlechterer Vater, denn Graham war gerade weder bei seiner Frau, noch nahm er den direkten Weg, zu seinem Sohn. Es ging nicht anders, er musste dahin, er musste es sehen, er musste es verstehen..


„Sir? Sie dürfen hier nicht durch!“

Milde darüber überrascht, das auch jetzt noch Polizei vor Ort war, Tage nach der Befreiung, und auch noch mitten in der Nacht, stieg Graham aus seinem Gleiter aus, und zeigte dem uniformierten Officer der ihn aufgehalten hatte, seinen Ausweis. Elektronische Absperrungen, und zwei Gleiter sowie ein paar weitere Polizisten, machten ein konventionelles durchdringen zu seinem Grund und Boden unmöglich.

„Mein Name ist Graham Trineer, das Haus samt Grundstück gehört mir.“

Stellte er klar, und reckte den Kopf, um einen Blick hinter die Absperrung zu werfen. Doch sein Haus, lag wie alles andere dahinter im Dunkeln. Allein die Scheinwerfer der drei beeinander stehenden Gleiter, erhellten die Nacht. Graham übergab dem anderen Mann seinen Ausweis, und beschloss geduldig zu sein. Er kannte unzählige Geschichten von Deanna, durch die durchgescheint war, wie aufwendig Tatort Arbeiten zum Teil waren.

„Ist die Beweissicherung denn noch nicht abgeschlossen?“

Der Ausweis wurde ihm wieder in die Hand gelegt.

„Doch Sir, wir sind hier um Ihr Haus zu sichern.“

Graham verstand nicht, weswegen er noch einmal freundlich, aber bestimmt nachhakte. Die Antwort die er dann bekam, machte ihn nur noch betroffen. Der Officer erklärte ihm, das sie von Chief Portman damit beauftragt worden waren, sein Hab und Gut vor Journalisten, Schaulustigen und Souvenir Dieben zu beschützen.

„Ist denn schon jemand hier gewesen, und hat versucht..“

„Leider ja, Sir. Wir haben eine Gruppe Teenager im Wald aufgelesen. Touristen, die ganz spezielles Sightseeing betreiben wollten. Sie sind nicht bis zum Haus durch gekommen.“

Das war so.. Menschenverachtend und respektlos.

„Ich danke Ihnen für ihre Hilfe..“

Graham beugte sich vor, und las den Namen des Officers.

„...Officer Dawkins. Wie lange werden Sie hier bleiben?“

Er war einfach nur dankbar für die Arbeit der Polizisten, das die Anweisung von Chief Portman stammte, wunderte ihn nicht. Der Mann hatte ganz klar ein schlechtes Gewissen, nicht nur, weil mit Jules Agathon einer seiner hochrangisten Offiziere, Theed mit Mord und Leid überzogen hatte. Dieser Mensch hatte Deanna einfach nur noch unter Druck gesetzt, in den letzten Stunden bevor Jules sie sich in seine Fänge gerissen hatte. Und Deanna hatte sich Vorwürfe gemacht, wegen allem, war immer frustrierter geworden... Sie hatte es doch auf keinen Fall ahnen können...niemand hatte das.

„Wir schieben Wache, so lange es nötig ist Mister Trineer. Chief Portman hat genug Beamte von ausgewählten Revieren abberufen, um drei Schichten zu gewährleisten. Sie können ruhig schlafen Sir, hier kommt niemand durch.“

Ruhiger Schlaf? Das würde für den Rest seines Lebens ein Zustand sein, über den er nur noch in der Vergangenheitsform reden konnte. Dennoch, Graham war dankbar.

„Ich werde Ihnen Mahlzeiten zukommen lassen, danke für ihre Arbeit.“

Graham schob sich an dem Officer vorbei, und steuerte auf sein Haus zu.

- Naboo - Theed - Waldgebiet vor Theed - Ferienhaus der Trineers - mit div Polizisten -
 
- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -

Cris
schwebte in einem Zustand zwischen Hoffnung und Angst und Akemi konnte verstehen, wie schwer es für ihn sein musste, sich für eines von beidem zu entscheiden. Er konnte es gar nicht. Dieser Traum von einem "ruhigeren Leben" wie er es nannte, das er vielleicht mit Noa auf Coruscant hätte führen können, wie wahrscheinlich war es, dass es noch nicht für ihn verloren war? Er konnte nicht zu viel hoffen, verstand Akemi, aus Gefahr dass der Schmerz ihn noch unbarmherziger überrollen würde, sollte Noa am Ende doch tot sein.

"Meinst du, man wird dich versetzen?"

Fragte Akemi vorsichtig, als Cris von seiner ganz persönlichen möglichen Zukunft sprach. So wie sie es verstanden hatte, arbeitete er erst seit kurzer Zeit auf seinem jetzigen Posten, als Verbindungsmann des Jedi-Ordens. Sicher würde man ihn nicht gleich durch einen Kollegen austauschen, wo er doch so gute Kontakte hatte, oder? Und wie hätte ein ruhiges Leben für einen Cris Sheldon überhaupt ausgesehen? Damals, als er mit Akemi hier gewesen war und sie ein solches hätten haben können, hatte er sich nicht darin zurecht gefunden. Es hatte nie akzeptiert, dass er etwas anderes sein konnte als Cris der Soldat... oder als der ehemalige Sturmtruppler. Wenn er sich jedoch vorstellen konnte, dass sich das änderte, mit Noa an seiner Seite, dann hoffte sie von ganzem Herzen, dass er seine Chance noch bekommen würde. So wie er gesagt hatte, war ein Leben mit Noa selbst dann nicht garantiert, wenn Agathon sie nicht getötet hatte. Es hatte schon zuvor nicht gut um sie gestanden, weil sie schwierig war. Das waren Cris' Worte gewesen. Mit Hinblick auf ihr Verhalten auf Mon Calamari, glaubte Akemi, dass diese Beschreibung sogar noch untertrieben sein musste. Der Türsummer erklang und Akemi wusste, dass das das Essen sein musste. Sie stand auf um die Wohnungstür zu öffnen.

"Hallo Miss Akemi, eine Lieferung für sie."

"Danke, Gibbson."

Akemi nahm die Thermobehälter des Pförtners entgegen und gab ihm ein Trinkgeld. Es war üblich, aus Sicherheitsgründen, dass Lieferungen im Erdgeschoss bei dem diensthabenden Portier abgegeben wurden und dieser sie weiter verteilte. Sie wandte sich an Cris.

"Was möchtest du essen? Chiwasi-Püree mit gefüllten Eiern und dreierlei Käse oder Frikassee und Mohri Salat?"

Sie öffnete die Behälter und der Duft hätte jedes gerade erst gesättigte Raubtier erneut hungrig gemacht.

"Du musst was essen."

Belehrte sie ihn, auch wenn die wusste, dass sie nichts dagegen würde unternehmen können, sollte er ablehnen. Sie setzte sich wieder ihm gegenüber.

"Ich glaube, wir können Freunde sein."

Nach so vielen Jahren war der Schmerz weit genug in die Ferne gerückt, um es zu versuchen. Dass Akemi in einer festen, stabilen Beziehung glücklich war, half ihr auch dabei. Noch besser wäre es aber, wenn es Cris genau so erging, damit sie sich auf einem Level befanden und sie beide wussten, dass ihre Beziehung Vergangenheit war. Sie dachte an Richard, der zum Glück erwachsen genug war um ihr den Kontakt zu Cris nicht zu verbieten oder zu missbilligen, auch wenn er ihn nicht gut leiden mochte, nicht zuletzt weil er selbst ein gutes Verhältnis zu seiner Ex-Frau pflegte. Er würde Mirande vielleicht nicht unbedingt als Freundin bezeichnen, doch es kam der Sache nahe.

"Vielleicht kannst du mich irgendwann noch mal besuchen kommen, einfach so. Oder wir treffen uns auf Lianna, wenn ich zur Deirdre-Premierenfeier dort bin."

Sie würden Möglichkeiten finden, sich ab und zu zu sehen, wenn sie es wollten. Vielleicht würde sie ihn sogar zu ihrer Hochzeit einladen. Der Gedanke kam Akemi ganz spontan und natürlich konnte sie ihn nicht laut aussprechen, ohne zuerst Richard zu fragen. Bisher hatte sie Cris noch nichts von ihrer Verlobung erzählt, weil es ihr unpassend vorgekommen war. Sie konnte ihm nicht ihr persönliches Glück vorführen, während er in solcher Trauer vor ihr saß. Dummerweise nur wusste Akemi nicht, wann sie es ihm sonst sagen sollte. Es grenzte sowieso schon an ein Wunder, dass die Presse ihnen noch nicht auf die Schliche gekommen war. Entweder, sie sagte es ihm also noch heute, oder er würde es doch erst aus der Zeitung erfahren, aber das war dann kein schöner Start für ihre neu beschlossene Freundschaft.

- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -
 
[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris

Stirnrunzelnd verfolgte Cris, wie Akemi das Klingeln an ihrer Tür beantwortete. Es war der Portier, dessen Stimme er hören konnte, und als Akemi mit einer Tüte zurückkehrte, wurde ihm klar, was geschehen war – sie hatte ohne sein Wissen Essen bestellt, vermutlich, weil sie für sich entschieden hatte, dass er etwas zu sich nehmen musste. Vermutlich hatte sie Recht damit – Cris selbst wäre nur nie auf diese Idee gekommen.

„Du bist die Gastgeberin…“, fügte er sich leise auf ihre relativ deutliche Ansage hin, dass er kaum eine andere Wahl hatte, als sich tatsächlich eines der Gerichte auszusuchen. Als er nach dem Frikassee griff, musste er anerkennen, dass dieses ausnehmend gut roch und dass er ein Loch in seinem Magen spürte, doch zeitgleich vermisste er immer noch einen wirklichen Appetit. Zunächst etwas unschlüssig stocherte er in der Mahlzeit herum, bevor er sich schließlich den ersten Bissen aufzwang.

„Ich weiß nicht, ob man mich versetzen wird… mich nur versetzen wird“, griff er Akemis vor der Ankunft des Essens gestellte Frage wieder auf.

„Es gibt nicht viele Posten, auf die man mich noch abschieben könnte. Die Versetzung in die Sektion, die unter anderem für die Zusammenarbeit zwischen Jedi und Geheimdienst verantwortlich ist, war bereits als Strafe gemeint. Nur durch Rätin Chesaras Zuspruch wurde ich schließlich unmittelbar als Liaison zum Orden eingesetzt.“

Er zuckte ratlos mit den Schultern.

„Ich glaube nicht, dass das ein zweites Mal funktionieren wird. Und wenn nicht… ich bin nicht unbedingt geeignet dafür, hinter irgendeinem Schreibtisch zu sitzen und gesammelte Daten zu analysieren. Das können andere deutlich besser.“

Mit leicht verzogenem Mund probierte er einen weiteren Bissen. Es schmeckte wirklich gut – oder würde es vermutlich, wenn sich nicht jeder Geschmack in Cris‘ Mund augenblicklich zu Asche verwandeln würde. Unweigerlich wanderte sein Blick zu seinem Comlink. Immer noch keine Nachricht.

„Es kann also durchaus sein, dass sie mich suspendieren werden. Rauswerfen können sie mich nicht – ich habe zu viel gesehen, weiß zu viel…“

Cris seufzte.

„Nicht, dass es einen sonderlich großen Unterschied gibt zwischen einem Rauswurf und einer Suspendierung ohne Bezahlung. Ich wäre nur nach wie vor an sämtliche Verschwiegenheitsvereinbarungen gebunden und könnte bei Verstoß dagegen wegen Hochverrats angeklagt werden. Nicht, dass ich je auch nur daran denken würde, die Geheimnisse des Geheimdienstes an irgendjemanden auszuplaudern…“

Wirklich nicht? Er hatte für Noa – zumindest im übertragenen Sinne für sie – einen Unbewaffneten erschossen. Wenn sie noch lebte und ihn Dinge fragte, die eigentlich geheim waren, würde er die Antwort wirklich verweigern? Oder sie anlügen?

Langsam schüttelte er mit dem Kopf.

„Ich fürchte, so wie die Dinge stehen, bin ich in erster Linie ein Sicherheitsrisiko.“

Sein Blick suchte Akemi und er lächelte schwach. Sie sollte sich jetzt wirklich nicht auch noch über seine Karriere Gedanken machen – irgendetwas würde ihm schon einfallen, wenn es zum Äußersten kam. Und möglicherweise spielte dann ohnehin schon nichts eine Rolle mehr.

„Aber vielleicht bin ich noch auf Lianna, wenn du eine Premiere feierst. Das würde mich sehr freuen.“

[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris
 
- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Noa -
„Mutig.“


Aldridge schmunzelte, und schüttelte den Kopf.

„Es war richtig, nicht mehr und nicht weniger.“

Er sah ihr in die Augen, und zog die Schultern hoch.

„Ich schätze, wenn wir alles in allen zusammen ziehen, haben wir ganz gut zusammen funktioniert Noa Chanelle Cortina.“

Das hatten sie wirklich, sie hatten trotzdem jede Chance gegen sie gestanden hatte, überlebt. Allerdings waren sie an die Grenzen gekommen, körperlich, und zumindest in seinem Falle, auch seelisch. Aber er war auch kein knallharter Untergrund Kämpfer, so wie sie. Aldridge nahm den letzten Löffel seiner Creme, und schob sie dann beiseite. Er war kein Untergrund Kämpfer, das war wohl richtig, allerdings war er auch kein Mann. Noa hatte es selbst gesagt, Sekunden nachdem ihm fast der Werkzeugkasten auf den Kopf gefallen war. Er hatte geflennt wie ein kleines Mädchen. Aldridge musste an die Aufnahmen denken, die noch immer auf Stumm in seinem Zimmer flackerten. Diskus galt als sehr männlicher Sport, und ganz einfach war das Spiel in der tat nicht. Rennen, Werfen, sich gegen andere werfen, anderen ausweichen, von ihnen mit brachialer Gewalt umgerissen werden... Es war NICHTS, denn am Ende ging man schön duschen, bekam eine Massage, und fuhr heim, wo dann die attraktive Freundin mit guter Laune und Sex auf einem wartete. Aldridge musste an Diona denken, in seinen erfolgreichen Jahren, war sie ziemlich oft, ziemlich gut gelaunt gewesen. Später hatte sie ihm Vorwürfe gemacht, wegen... eigentlich allem. Das Highlight war der Moment gewesen, als sie vor seiner Nase, seine Bacta Allergie verflucht hatte, die ihn für diverse Top Liga Mannschaften zu einem nicht kalkulierbarem Finanzrisiko gemacht hatte. Aldridge hasste sich dafür, aber er vermisste sie gerade. Vielleicht hätte sie ja aus Mitleid mit ihm geschlafen, oder ihm zumindest den Rest der Nacht Vorwürfe gemacht. Das wäre ihm recht gewesen, denn er würde heute Nacht nicht schlafen, weil er keine Ruhe finden konnte. Da konnte sein Körper noch so laut nach seinem Bett schreien.

„Weist du was?“

Es wäre ganz schön toll, wenn du heute Nacht bei mir schlafen würdest, natürlich ohne mit mir zu schlafen, damit ich nicht allein bin. Bleib einfach bei mir. Ich fühl mich nämlich unbehaglich, und will nicht mit meinen Gedanken allein sein, im Dunkeln. Du könntest das mit der Ehrlichkeit auch lassen, mich anlügen, und mir sagen, das ich alles versucht habe um die Situation im Ferienhaus in den Griff zu kriegen. Ich war kein Waschlappen, sondern ein Mann, und ich hatte keine Wahl, weil die anderen einfach zu stark waren. Sag mir das Noa.

„Ich ja nicht, wie es dir geht, aber ich bin ziemlich müde.“

Aldridge hatte all diese Wünsche nicht ausgesprochen, natürlich nicht nur, weil sie ihm die nicht erfüllen konnte, und ganz sicher nicht wollte, sondern auch, weil ihm natürlich der Mut fehlte, so etwas zu sagen.

„Möchtest du noch was essen? Ansonsten räume ich hier noch auf.“

Er wusste gar nicht, wie lange sie bei ihm zu Gast sein würde, vielleicht würde sie morgen aufbrechen, oder erst in ein paar Tagen. Er wusste aber, das sie in jedem Fall nicht mehr lange auf Naboo verweilen würde, nicht nur wegen dem, was passiert war. Coruscant war frei, und die Bewacherin des Planeten, die würde nach dem Rechten sehen wollen.. Noa hatte erzählt, das sie sich nie wirklich um sich selbst gefürchtet hatte? Und das trotz der von ihr geschilderten Grausamkeiten? Er glaubte es ihr, und wünschte sich so sehr, auch nur ein Fünkchen, ihres tapferen Herzens zu haben.

„Das mit der Führung durch Coruscants Ebenen, das Angebot werde ich noch annehmen.“

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - mit Noa -
 
- Naboo - Theed - in den Straßen - Gleiter - mit Officer Scott (Agathon)-

Captain Julian „Jules“ Agathon, vorbildlicher Polizist, Ehemann, Vater und zuletzt Monster. Alles was diesen Mann ausgemacht hatte, war vor einer Stunde in eine Urne gefüllt, und Tionne übergeben worden. Und jetzt „saß“ der Serientäter auf ihrem Schoß, und sie musste ihn möglichst unaufällig, möglichst ungesehen, in den Solleu kippen.


„Wie geht es Ihnen Scott?“

Der Grünschnabel hatte sich geweigert, Agathons Urne zu nehmen, Tionne nahm es ihm nicht übel. Hätte Cris Sheldon nicht so beherzt eingegriffen, wäre der junge Kerl von Agathon gehängt worden. Tionne hatte den Tatort besichtigt, nachdem die NRSF abgezogen war. Ein Seil durchschießen? In der brenzligen Situation? Ein Meisterstück. Agathon überwältigen, und mit bloßen Händen erschlagen? Ein weiteres Meisterstück, das wohl nur Tionne als solches ansah.

„Gut Ma´am.“

Die verblasste rote Linie um seinen seinen Hals, war der letzte Zeuge, von dem was passiert war. Tionne erschauderte innerlich, dieser Mordversuch, war wohl das wenigsten Schlimme, das Agathon getan hatte. Das war es nicht, was sie im Bezug auf diesen einen letzten Anschlag erschütterte. Es war schlicht die Willkür, nein seine blose Gleichgültigkeit gegenüber allem was lebte. Sein letztes Opfer, die ältere Krankenschwester, sie hätte ihm unmöglich gefährlich werden können, er hatte sie trotzdem erschossen, einfach so. Deanna Trineer, war das andere Extrem. Sie wusste durch die Erzählungen ihrer Vorgesetzten, wie nahe ihr Agathon gestanden hatte. Trineer hatte ihrer Aussage nach, mit Agathon fast so viel Zeit, wie mit ihrem Ehemann verbracht. Sie hatte ihn sogar zum Patenonkel ihrer Tochter gemacht. Sie selbst war wohl die Patin von Mikan Agathon gewesen.

„Da hinten, da können wir es machen.“

Sie waren mittlerweile aus dem dicht besiedelten Zentrum heraus gefahren, und folgten jetzt dem Solleu durch ein ruhiges Wohngebiet, in dem die meisten Bürger ganz sicher schon lange in ihren Betten lagen. Der Chief hatte sie beauftragt, Agathon im Fluss zu bestatten, diskret, ohne das die Bevölkerung sich an der „Zeremonie“ stören konnte. Ein Aussenstehender hätte meinen können, das die Aktion sehr pietätlos war, und hätte vielleicht argumentiert, das selbst ein Mörder eine ordentliche Bestattung verdient hatte, Tionne hätte ihm jederzeit widersprochen. Im Grunde war es würdelos, jemanden bei Nacht und Nebel in den Fluss zu kippen. Die Umstände ließen ihnen allerdings keine andere Wahl. Es gab genug Familien in der Stadt, für die eine aufwendige Bestattung des Mörders ihrer liebsten, ganz sicher noch sehr viel mehr Schmerz bedeutete hätte. Ausserdem war so ausgeschlossen, das sich die Presse daran ergötzte. Zudem entsprach eine Fluss Bestattung tatsächlich der Religion, der Agathon angehört hatte. Er bekam ein angemessenes Ende, es war eben nur niemand da, der um ihn weinte. Und das hatte er versaut, niemand sonnst.

„Ich halte hier an.“

Officer Scott lenkte den Speeder in eine Seitengasse, und brachte ihn dort in Haltestellung. Das Department hatte ihnen das Vehikel eilig zur Verfügung gestellt, auch die offizelle Erlaubnis für die Flussbestattung war sofort erteilt worden. Die Stadt wollte Agathon los werden, und Tionne beschloss, das Kapitel jetzt sofort zu beenden.

„Warten Sie hier Scott.“

Wies sie ihn an, nahm die Urne in die Hände und ging eiligen Schrittes über die mäßig beleuchtete Straße. Als sie wenige Herzschläge später, am unbefestigten Ufer des Flusses stand, zog sie sich ein paar Gummihandschuhe über, drehte die Urne auf, und schüttete den Inhalt, in das langsam fliessende, fast schwarz wirkende Wasser. Agathons Reste wurden von dem schwarzen Nichts verschlungen, nur beleuchtet vom Licht der Monde. Der Job war erledigt, und Tionne hätte einfach gehen können. Sie blieb trotzdem noch einen Moment stehen, nicht weil Agathon das in ihren Augen verdient hatte. Der Mörder hatte es sich redlich verdient, in die nächste Mülltonne geschüttet zu werden. Sie gestatte es ihm aber nicht, solch böse Gedanken in sich zu wecken. Sie würde sich nicht die Würde nehmen, indem sie ihm seine letzte Würde nahm. Den Schuh zog sie sich nicht an.

„Es ist traurig, das Sie diesen Weg gewählt haben.“

Richtete Sie die letzten Worte an Julian Agathon, die je an ihn gerichtet werden würden, und machte dann kehrt. Das Kapitel war zuende, der Fall war abgeschossen. Der Mann hatte alles um sich herum in Flammen aufgehen lassen, inclusive sich selbst.

„Hat alles geklappt Ma'am?“

Der jüngere Mann, der sich gegen den Speeder gelehnt betont lässig gab, zog Tionnes Aufmerksamkeit auf sich. Wie war nochmal sein Vorname? Joe...Je.. James! Sein Name war James Scott. Die Monde, die Agathon kein wirkliches Scheinwerferlicht gegönnt hatten, schmeichelten dem Polizisten. Sein ebenmäßiges Gesicht, wirkte noch schöner, als es bei Tageslicht schon war. Ein richtig.. Tionne lachte über sich selbst. Wie alt war sie noch gleich?

„Natürlich. Kommen Sie Scott, und tun sie mir einen Gefallen ja? Lassen Sie das mit der Ma´am. Nennen Sie mich Detective, wenn Sie mich so unbedingt hoch offiziell ansprechen müssen. Ansonnsten könne Sie es auch mit Tionne versuchen.“

Eigentlich stand sie einen ganzen Rang über ihm, was das, was sie ihm eben angeboten hatte, eigentlich zum Tabu machte. Aber auf der anderen Seite, war es mehr als wahrscheinlich, das Tionne in ein paar Tagen selbst wieder Uniform tragen musste. Das Disziplinarverfahren stand an, und es würde Chief Portman so viel Genugtuung verschaffen, wie möglich, und ihr Kopf würde rollen. Die Polizistin glaubte nicht wirklich daran, das sie wirklich rausfliegen würde, sonnst hätte man dies schon direkt getan. Sie würde vermutlich bald wieder Streife fahren, und Strafzettel schreiben...zum Kotzen.

„Okay..Tionne..“

Scott reichte ihr die Hand.

„James."

Tionne nickte ihm zu, er lächelte verlegen, und es wurde Zeit, zu verschwinden. Doch bevor Tionne mit dem Hintern das weiche Sitzpolster überhaupt berühren konnte, machte sich ihr Comlink bemerkbar. Das war garantiert Jonathan... Es war Sheldon! Tionne hatte überhaupt nicht mehr damit gerechnet, von dem Mann noch irgendetwas zu hören. Und seine Nachricht hatte es in sich... ER WAR EIN AGENT? Wieso hatte er es nicht... Natürlich hatte er es ihr nicht gesagt, das war wohl die Essenz seiner Arbeit. Tionne war nicht ärgerlich, aber äußert verwirrt und erstaunt.

„Ist das dass Department?“

Tionne verriet es ihm nicht.

„Nein, ein Freund.“

Scott... nein James sah sie verschmitzt von der Seite an, während er den Gleiter startete. Tionne kommentierte das nicht. Viel zu sehr, nahm sie Sheldons flehentliche Nachricht mit, und noch einmal kehrte sie innerlich zur Dyson Schule zurück. Noa Cortina machte gerade mit ihm Schluss, und Sheldon saß mit gebrochenem Herzen da. Das konnte sie ihm nicht reparieren, aber sie konnte ihm diese fürchterliche Last von den Schultern nehmen. Er hatte sie nicht verloren, zumindest nicht so endgültig, wie er geglaubt hatte. Es ehrte Sheldon, das er sie auf die möglichen Konsequenzen hinwies. Tionne pfiff auf diese, und gönnte sich den Stinkefinger in Portmans Richtung.

„Hallo Mr. Sheldon,

oder sollte ich sagen Agent Sheldon? Ich kann Ihnen eine schöne Mitteilung machen, für die ich gerne ein bisschen was risikiere. Nachdem wir beide uns im Krankenhaus getrennt haben, bin ich auf eigene Faust in Richtung Ferienhaus gefahren, und hatte Erfolg. Noa Cortina lebt, und befindet sich nach meinen letzten Informationen in Captain Trineers Zuhause, um sich von ihren Verletzungen zu erholen.

Mehr Details, fallen mir spontan natürlich nicht ein, wenn sie verstehen...

Ich hoffe, das ich Ihnen den späten Abend versüßt habe, und wünsche Ihnen ganz privat alles Gute. Danke für Ihr Vertrauen, und ihre Hilfe.

Tionne Sanders“

Sie sendete die Nachricht ab, und streckte die Beine aus. Nur noch das Verfahren...und dann brachen hoffentlich endlich wieder ruhige Zeiten an....

- Naboo - Theed - in den Straßen - Gleiter - mit Officer Scott -
 
- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -

Sie hätte nachfragen können, was er getan hatte um überhaupt versetzt zu werden. Cris hatte schon zuvor angemerkt, dass Selby - der nur durch ihn überhaupt zum Geheimdienst gestoßen war, wie sich Akemi erinnerte - inzwischen eine höhere Sicherheitsfreigabe besaß als er. Doch Akemi fragte nicht. Sie wollte die Grenze nicht überschreiten, zwischen ihrem und seinem Leben. So lange er sich in dieser Welt bewegte, die sie verlassen hatte, mussten sie sich dazwischen treffen oder in ihrer.

"Irgendeine Lösung wird sich schon finden."

Sprach sie ihm positiv zu. Die Leute beschwerten sich oft über leere Floskeln, über diese Phrasen die man einfach so sagte, ohne dass man eine wirkliche Lösung für etwas anbieten oder sogar helfen konnte. Am Ende benutzte sie jeder, weil es oft nichts besseres zu sagen gab. Akemi fand das nicht schlimm. Sie wusste, sie konnte Cris seine Probleme nicht abnehmen, aber ihm Mut zu sprechen, das konnte sie und das war besser als gar nichts.

"Ich glaube jedenfalls nicht, dass sie dich raus werfen. Sie wären ganz schön blöd, wenn sie es täten."

Akemi lächelte. Sie würde es niemals objektiv beurteilen können, doch in ihren Augen war Cris der beste Agent den die Republik zu bieten hatte. Das musste doch auch das Direktorium sehen! Für den Moment war sie allerdings schon froh, dass er sich dazu überwand etwas zu essen, auch wenn er nicht so aussah als ob es ihm besonders gut schmeckte. Akemi selbst aß nichts. Sie hoffte, dass sie noch früh genug in Kaadara eintreffen würde um mit Richard gemeinsam zu Abend zu essen, falls er so lange auf sie wartete. Sowieso stand für sie nur eine leichte Mahlzeit auf dem Speiseplan. Mit dem kommenden Filmfestival nur noch wenige Tage entfernt, musste Akemi sich für den roten Teppich fit halten. Fast ein wenig neidisch sah sie zu, wie Cris von dem Frikassee aß, das noch immer lebhaft aus dem Thermobehälter dampfte. Es war just in dem Moment, als er die Gabel zum Mund führte, dass sein Komlink, das neben ihm auf dem Tisch lag, blinkte. Jeder von ihnen brauchte eine Sekunde um zu reagieren, dann zuckten zwei Arme vorwärts. Akemi war schneller als er. Mit einem dumpfen Geräusch fiel Cris' Gabel zurück in den Teller, dich Akemi hielt sein Komlink in der Hand. Sie starrte auf das Display, auf dem eine neue Nachricht gemeldet wurde, eine Nachricht die, im wahrsten Sinne des Wortes, über Leben und Tod entscheiden konnte.

"Sie ist von Tionne Sanders."

Las Akemi den Absender laut vor. Das war die Polizistin, die Cris angeschrieben hatte. Sie hatte ganz instinktiv nach dem Komlink gegriffen. Noch war völlig unklar, was mit Noa passiert war. Cris' erste Vermutung konnte sich bewahrheiten oder aber nicht. Seine Angst war ihm so sehr anzusehen, realisierte Akemi, als sie noch überlegte, ob sie ihm sein Komlink zurück geben sollte oder nicht. Sie hatte eigentlich nicht das Recht, die Nachricht zuerst zu lesen, doch je nachdem was die Polizistin geschrieben haben mochte, war es vielleicht besser, dass Cris sie nicht las. Oder zumindest nicht jetzt. Wenn Noa tatsächlich tot war...

Akemi rief den Text auf, sie las, und ein Steim der Erleichterung fiel ihr vom Herzen. Sie hatte Noa nicht gekannt, sie nur einmal getroffen, und das in einem ungünstigen Moment oder in einer schlechten Laune, wie Cris ihr vorhin noch versichert hatte. Eigentlich hätte ihr Schicksal Akemi nicht berühren sollen, doch das tat es, weil es dabei auch um Cris' Glück ging, um sein Befinden und vielleicht sogar seine Zukunft. Akemi sah ihn an.


"Sie lebt."

Sagte sie einfach. Es war nicht der Zeitpunkt für lange Zusammenfassungen, für ausgeschmückte Worte oder theatralische Verkündungen. Es gab nur eines, das für Cris jetzt wichtig war und das war mit diesen zwei Worten gesagt. Noa lebte. Er hatte sich von Anfang an geirrt. Vorsichtig, als wäre es hoch explosiver Sprengstoff, legte Akemi das Komlink zurück auf den Tisch. Jetzt durfte Cris alles lesen. Jetzt durfte er sich freuen.

- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -
 
- Theed - Wohngebiet - Haus der Trineers - Küche - Mit Al -

Statt einer verbalen Antwort schüttelte Noa den Kopf. Sie war nicht mehr hungrig und der Tag war lange genug gewesen. Tatsächlich war er schon längst zu Ende. Es war weit nach Mitternacht. Was würde der Morgen für sie bringen, oder für Aldridge? Das Leben würde weiter gehen, ganz einfach. Doch was war mit dem Leben seiner Mutter? Würde Deanna es schaffen? Cheetah war noch irgendwo auf Naboo unterwegs, abberufen sich um Dinge jenseits des zurückliegenden Falles zu kümmern. Wenn sie fertig war, würde sie Noa abholen und mit ihr zusammen zurück nach Lianna fliegen und dort würde alles so sein, als wäre nie etwas passiert.

"So voll wie mein Bauch ist, werde ich gleich schlafen wie ein Stein."

Noa deutete ein Lächeln an. Es machte ihr nichts aus, dass sich die Galaxis weiter bewegte als habe es Agathon nie gegeben. Warum sollte es? Je weniger sie an die letzten Tage dachte, desto besser. Sie wollte sich gar nicht darauf konzentrieren, sich damit beschäftigen... oder sich erinnern.

"Gute Nacht, Aldridge."

Mit dem Aufräumen der Küche ließ Noa den Koch, der ein Sportler gewesen war, allein.

"Danke für das Essen und..."

Sie hob eine Schulter.

"...für das Gespräch."

Er hatte ihr noch mehr gegeben, an diesem Abend, aber es war ihm vermutlich nicht bewusst. Aldridge war für Noa das Ventil gewesen, das sie brauchte, um ihre Gefühle heraus zu lassen. Zuerst die Fummelei mit ihm und danach der Streit, das mochte ihn frustriert haben (nur letzteres, hoffentlich), doch für Noa war es wichtig gewesen, um wieder befreit atmen zu können. Um los zu lassen, was sich in ihr angestaut hatte. Vielleicht war es sogar mit Donnie so gewesen, vielleicht hatte sie ihn erschossen, weil ihre eigenen Gefühle sie sonst erdrückt hätten. Der Bastard. Es war Jules' Schuld, dass er tot war. Noa hätte es nicht tun müssen, wenn Jules sie nicht dazu gebracht hätte. Jules. Verdammt, sie wollte doch nicht darüber nachdenken!

"Bis Morgen. Ich schlafe bestimmt lang."

Sie riss sich los und mit der Deannas Decke über ihren bloßen Schultern, steuerte Noa auf den neuen Tag zu und auf alles, was sich dahinter verbarg.

- Theed - Wohngebiet - Haus der Trineers - Gästezimmer -
 
[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris

Cris musste lächeln, als Akemi die Überzeugung vertrat, dass das Direktorium des Geheimdienstes schlecht beraten wäre, ihn aus dem aktiven Dienst zu entfernen. Es ehrte ihn, dass sie offenbar so viel von seinen Qualitäten als Agent hielt – und da sie damals zusammen gearbeitet hatten, war ihr Urteil durchaus von einer gewissen Kenntnis der Materie gespeist – doch natürlich wusste sie nicht, wie er sich in den letzten Jahren und Monaten geschlagen hatte. Seine wenig triumphale Rückkehr von Coruscant, sein Vorgehen gegen Agathon, dass diesen zwar das Leben gekostet, dem Geheimdienst aber nichts eingebracht hatte… man konnte kaum behaupten, dass er in den Augen des Direktoriums ein Aktivposten gewesen war – eher eine Last.

Trotzdem sorgten ihre Worte dafür, dass er ein wenig mehr Appetit empfand, als er sich anschickte, den nächsten Bissen zum Munde zu führen. Und dann meldete sich sein Comlink.

Er meinte, dass er schnell reagiert hatte, doch es war nicht schnell genug – seine Hand griff ins Leere, während das Besteck in das Frikassee platschte und ein paar Tropfen um das Behältnis verteilte. Akemi hatte das Comlink. Kurz blitzte so etwas wie Zorn in Cris‘ Gesicht auf, doch dieser wurde schnell von der Erkenntnis verdrängt, dass Akemi ihn vermutlich lediglich beschützen wollte. Beschützen vor dem, was aus der Nachricht hervorgehen konnte, die – wie sie nun sagte – tatsächlich von Sanders stammte. Der ehemalige Sturmtruppler spürte das heftige Pochen seines Herzens. Leben oder Tod – darüber würden die Zeilen entscheiden, die die Polizistin ihm geschickt hatte. Die Sekunden, die Akemi brauchte, um die Nachricht zu lesen und zu verarbeiten, dehnten sich in eine scheinbare Ewigkeit.

Dann die Erlösung. Einfach so. Akemi musste nur zwei Sorte sagen und Cris konnte sie nur sprachlos anstarren. Sie lebte. Noa lebte. Agathon hatte doch nicht gewonnen – Noa war stärker gewesen, wie auch immer sie das geschafft hatte. Der Psychopath hatte nur sein Spielchen mit ihm gespielt – und Cris war darauf reingefallen, wie ein blutiger Anfänger, und hätte um ein Haar unumkehrbare Dinge gemacht. Und hatte Agathon, einen unbewaffneten Gefangenen, getötet.

Unschlüssig musterte er das Comlink, nachdem Akemi es wieder angelegt hatte. Ein kleiner, überaus paranoider Teil von ihm redete ihm plötzlich ein, dass immer noch alles ein grausamer Scherz sein konnte. Dass er die Nachricht selbst lesen würde, nur um festzustellen, dass Sanders ihm Noas Tod bestätigt hatte.

Er griff nach dem Conlink. Er vertraute Akemi, doch er musste die Nachricht selbst lesen.

Als er das Gerät schließlich wieder sinken ließ und Akemi ansah, fühlte er, dass wieder Tränen in seinen Augen standen. Doch es waren keine Tränen der Verzweiflung und der Trauer. Dieses Mal nicht.

„Ich… ich muss zu ihr“, flüsterte er. Sanders hatte geschrieben, dass Noa sich von ihren Verletzungen erholte. Doch wie schwer war sie verwundet? Was hatte der Sadist Agathon ihr angetan? Er musste es wissen…. bei ihr sein und ihr beistehen – wenn sie das wollte. Die Möglichkeit, dass sie auf seine Anwesenheit absolut keinen Wert legen könnte, verdrängte er energisch.

„Das Haus der Trineers… in einer halben Stunde kann ich da sein.“

Sein Blick fiel auf ein Chrono an der Wand, das in leuchtenden Lettern die Uhrzeit anzeigte. Es war spät… sehr spät. Bis er die Strecke zum Haus der Trineers zurückgelegt hatte, würde es mitten in der Nacht sein. Und was würde er dort vorfinden? Gewiss nicht nur NoaDeanna Trineer lag schwer verletzt im Krankenhaus und Aldridge Trineer war ebenfalls gerade erst aus seiner Geiselhaft befreit worden. Es war nicht richtig, die Familie mit seinen eigenen Anliegen zusätzlich zu belasten – doch gleichzeitig wusste er, dass er zu Noa musste. So schnell wie möglich! Nur wenn er sie sehen und ihre Stimme hören konnte würde er endgültig glauben können, dass sie diesen Alptraum überstanden hatten.

Unschlüssig sah er Akemi an. Sollte er sie um Rat fragen? Oder war er sich im Grunde bereits im Klaren darüber, wozu sie ihm raten würde?


[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris
 
- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -

Jeder hatte das schon mal erlebt: man fühlte sich matt und müde, verzweifelt, hilflos, traurig, vielleicht sogar schuldig und man hatte das Gefühl, nichts mehr tun zu können damit es jemals wieder besser würde. Und dann veränderte sich etwas, ein neuer Umstand ergab sich oder man fand unerwartet Unterstützung. Es konnte auch eine Nachricht sein, die man erhielt und die alles ins rechte Licht rückte. Damit fiel, ohne dass man damit gerechnet hatte, alle Last der Welt von den eigenen Schultern. Akemi konnte genau diese Veränderung in Cris sehen, wie sein Gesicht plötzlich wieder Farbe annahm, wie seine zuvor hängenden Schultern sich wieder aufrichteten. Er schien wieder eine Aufgabe vor sich zu sehen, vielleicht so etwas wie einen Sinn, wenn das der richtige Begriff war. Er wusste jetzt, dass Noa lebte und wollte sie sofort sehen.

"Ich weiss nicht, ob das so eine gute Idee ist."

Akemi hasste es, die Spielverderberin zu sein. Sie hatte diese Rolle schon viel zu oft gegenüber Farlone inne, wenn diese mal wieder eine ihrer ausgeflippten Ideen hatte oder Akemi mitten in der Nacht zum Feiern in einer Diskothek überreden wollte, obwohl sie am nächsten Tag arbeiten musste. Selbst Hana musste Akemi in letzter Zeit, als die große verantwortungsvolle Schwester die sie war, zur Ordnung rufen. Sie wurde mit einem Mal immer aufgeweckter, ein Zeichen der Pubertät, in der sie sich befand. Cris hingegen hatte schlicht Sehnsucht. Er liebte Noa, das hatte er Akemi selbst gesagt. Allerdings hatte er auch gesagt, dass es nicht so gut zwischen ihnen gelaufen war, vorher, und dass sie eigentlich gar nicht mehr richtig zusammen gewesen waren. So hatte es sich jedenfalls angehört. Gewundert hatte Akemi das nicht, Noa war eine Zicke, aber Gefühle ließen sich so einfach nicht abstellen.

"Sie einfach zu überfallen ist ein bisschen... hmm, aufdringlich, meinst du nicht?"

Warf sie vorsichtig ein. Sie wollte ihm gewiss nicht ausreden, Noa zu sehen und sich um sie zu kümmern, wenn das notwendig war, doch so spät am Abend noch zu ihr zu fahren, ohne zu wissen wie es ihr wirklich ging, fand sie unangemessen, zumal sie nicht wussten, wie schwer sie verletzt war. In der Nachricht hatte gestanden, dass sie sich erholte. Das konnte alles bedeuten, aber es hieß auf jeden Fall, dass sie Ruhe benötigte.

"Schau mal auf die Uhr. Wäre es nicht besser, wenn du sie morgen besuchst? Oder noch besser, wenn du ihr vorher schreibst und dich ankündigst?"

Sie mochte es nicht aussprechen, doch immerhin bestand auch die Möglichkeit, dass Noa Cris überhaupt nicht sehen wollte. Ob er daran dachte? Wenn Akemi es ansprach, fürchtete sie, würde es lediglich eifersüchtig wirken, und das war sie wirklich nicht. Doch es war Teil einer möglichen Wahrheit, dass Noa einfach ihre Ruhe haben wollte oder zu erschöpft war, um jemanden zu sehen, erst recht wenn es sich um Cris handelte, mit dem sie gerade erst Schluss gemacht hatte. Das war vielleicht mehr Aufregung als sie gebrauchen konnte.

"Warte bis morgen."

Riet Akemi ihm erneut.

"Es geht ihr bestimmt gut. Wenn es nicht so wäre, wäre sie nicht so schnell aus dem Krankenhaus entlassen worden."

Das war ein ermutigender Gedanke, fand sie.

- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -
 
[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris

Natürlich musste Cris Akemi nicht erst um Rat fragen und natürlich ergriff sie sogleich Partei für die vernünftige Option. Cris verzog das Gesicht. Er konnte kaum von der Hand weisen, dass Akemi Recht hatte – ungeachtet der Extremsituation, in der Noa sich befunden hatte, waren da immer noch die letzten Worte, die sie gewechselt hatten und die nach wie vor zwischen ihnen standen. Wer wusste schon, was Noa empfand, nur weil ihm klar geworden war, dass er sie um keinen Preis der Welt verlieren wollte. Vielleicht war sogar alles noch schlimmer – schließlich war er nicht da gewesen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hätte, als er das hätte tun können, was er in seinen Augen am besten konnte. Verteidigen. Beschützen. Stattdessen war sie es gewesen, die Agathon ein Ohr abgebissen und sich mit Händen und Füßen gegen ihn gewehrt hatte. Am Ende hatte ihr das das Leben gerettet – davon war er ohne die Details zu kennen überzeugt. Sie selbst war es gewesen. Nicht er.

„Ich…“

Beschämt senkte er den Kopf. Hatte er, obwohl er ganz genau wusste, dass das, was Akemi hier vorschlug, der richtige Weg war, einen Widerspruch auf den Lippen gehabt? Mühsam schluckte er.

„Du… du hast Recht…“

Sie war am Leben. Und nicht so schwer verletzt, als dass man sie wie Deanna Trineer in einem Krankenhaus hätte behalten müssen. Das musste ihm für diesen Abend reichen, wenn er nicht einen furchtbaren Fehler machen wollte.

„Ich… sollte warten…“

Plötzlich fühlte er sich unendlich müde, als sein Körper ihm gestattete, wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, da die Sorgen um Noa – für den Moment – in den Hintergrund getreten waren. Er hatte dank Akemis Beharrlichkeit nun zumindest ein wenig gegessen, doch an Schlaf fehlte es ihm trotzdem. Die Stunden, die er bewusstlos auf der harten Pritsche in der NRSF-Zelle gelegen hatte, zählten wohl kaum. Und in so einem Zustand hatte er Noa aufsuchen wollen, die gerade erst durch das wohl traumatischste Erlebnis ihres Lebens gegangen war? Das hätte wirklich nur in einer Katastrophe münden können…

Verlegen lächelte er.

„Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“

Hunger. Plötzlich war da Hunger. Cris griff erneut nach dem Besteck und schaufelte den Rest des Frikassees in sich hinein, methodisch, wie es Soldaten nun einmal taten, ohne wirklich darauf zu achten, wie das wohl auf Akemi wirken musste. Das Essen schmeckte plötzlich wieder. Was auch immer Noa ihm morgen sagen würde – sie lebte!

Als das Frikassee vollends verschwunden war, fiel Cris‘ Blick wieder auf Akemi. Was wäre wohl passiert, wenn sie ihn nicht erkannt und aufgelesen, ihm gestattet hätte, ihr Appartement mit ihr aufzusuchen? Er wäre blind durch das nächtliche Theed geirrt, vermutlich niemals am Gebäude der Rechtsmedizin angekommen. Der festen Überzeugung, dass Noa nicht mehr lebte. Wer wusste schon, wozu sein Kummer und der Alkohol ihn noch getrieben hätten, wäre sie nicht wie ein Schutzengel aufgetaucht?

Akemi…“

Er legte das Besteck ab und griff über den Tisch, nach Akemis zierlichem Handgelenk, und drückte es sanft.

„Danke.“

Das war alles, was er in diesem Moment sagen konnte. Vielleicht war es auch alles, was er sagen musste.

[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris
 
- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Schlafzimmer - allein -

Sein Herz raste, sein Körper erstarrte. Aldridge spürte wie sich seine Kehle zu schnürte, als er in seinem Bett erstarrte. Ein leises Kratzen direkt unter seinem Fenster, hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Der Naboo hielt die Luft an, ballte die Fäuste, und sprang aus dem Bett. Und er sah Donnie in der Dunkelheit, der ihn mit bleichem Gesicht ansah, wie in der Nacht, vor ein paar Tagen. Er war einfach gekommen, und hatte seine Welt verändert. Aldridge zuckte zusammen, als er ein Poltern vernahm, direkt unter seinem Fenster.

Und obwohl ihm sein Verstand sagte, das Jules und Donnie tot waren, war er alarmiert, und rechnete damit, das einer der beiden vor seinem Fenster stand. Und dann würde einer dieser Monster ins Haus kommen, und ihn wieder gefangen nehmen, und dann würden sie hoch laufen, und Noa finden. Die Hand des Werftarbeiters preschte vor, und riss das Fenster auf, und als er es wagte den Kopf hinaus in die Nacht zu stecken,..entwich ihm ein erleichterter Seufzer. Es war Bob. Das alte Tortapo Männchen hatte sich in den Turkani Sträuchern verfangen, die an dieser Seite seines Elternhauses angepflanzt worden waren. Aldridge beugte sich aus dem Fenster, und hob das niedliche Reptil hoch. Mit vorsichtigen Fingern, befreite er die kleinen Beinchen aus den Fängen der grünen Pflanze, streichelte Bob über das seidige Köpfchen, und setzte ihn wieder auf den Boden.


„Kleiner Draufgänger.“

Kam es ihm leise über die Lippen. Bob patrolierte seitdem sie dieses Haus hatten auf dem Grundstück, bewachte den Garten, und legte sich immer wieder mit den Pflanzen an. Aldridge hätte gerade alles dafür gegeben, nur für eine Stunde mit dem Tier zu tauschen. Aldridge schloss das Fenster wieder, und legte sich aufs Bett. Ob Noa schon schlief? Er hoffte es für sie. Trotzdem sie sich im Guten zur Nacht verabschiedet hatten, sorgte er sich um ihr Wohlbefinden. Auch wenn sie das nicht wollte, auch wenn ihn das nichts anging. Der Werftarbeiter rollte sich auf die Seite, und schloss die Augen, und sah seiner Mutter ins Gesicht, die gefasst und ruhig aufstand, um Jules zu ihrer eigenen Hinrichtung zu folgen. Aldridge seufzte, und rollte sich auf die andere Seite. Das Chrono an der Wand tickte, und tickte, und tickte. Der Naboo fragte sich, wieso er es geschafft hatte zu schlafen, bis Bob Radau gemacht hatte, und kam zu dem Schluss, das der Alkohol einfach aufhörte zu wirken. Und..

„F***“

Entwich es ihm, bevor der geräderte Werftarbeiter sich seufzend erhob. Er konnte nicht schlafen, obwohl jede Faser in ihm regelrecht nach Ruhe schrie. Sein Geist war hellwach, sein Körper todmüde. Nichts in ihm war mehr im Einklang. Er musste noch raus, um irgendwie müde zu werden, als erstes viel ihm eine nächtliche Joggingtour als Lösung ein. Und als nur Momente später, seine Laufschuhe in den Händen hielt, viel ihm noch etwas besseres ein. Er würde nochmal in die Stadt fahren, in irgend eine Bar, oder in einen Club, irgendwohin wo es laut war, und er noch ein schönes kühles Bier bekam. Rausgehen, und noch etwas trinken, das war es... Beim Joggen würden ihn doch nur die eigenen Gedanken viel zu laut anschreien.
….....

Das Robotaxi, schlich fast durch die weiten Gassen des Zentrums, und Aldridge konnte nicht aufhören, an Noa zu denken. War es falsch von ihm gewesen, die Frau allein im Haus zurück zu lassen? Er kam zum Schluss, das es okay war, denn sie schlief eh, und er würde eh noch in der Nacht zurück kehren. Zudem... er hatte eindrucksvoll bewiesen, das er überhaupt keinen Unterschied machte, wenn jemand auftauchte, und böses wollte. Noa war sicher, und er wollte nur ein Bier trinken, da war nichts dabei.


„Hier anhalten.“

Wies Aldridge das automatische Vehikel an, und lies sich nahe des Gungan Markts absetzten. In der Nähe gab es eine Gasse, in der sich viele Touristen tummelten, es gab dort gemütliche Restaurants und Bars, auch diverse Clubs. Da war garantiert etwas los. Und der Naboo sollte recht behalten..

„Warte mal Kumpel.“

Aldridge hatte sich für das „Blasters“ entschieden, eine alte Bar, die er schon seit vielen Jahren kannte, und schätzte. Er hatte sich oft mit Diona hier aufgehalten, und schöne Abende mit ihr verbracht. Doch jetzt gerade waren die gemütlichen Ledersessel, und der polierte dunkle Tresen unerreichbar. Ein Türsteher versperrte ihm den Weg. Seit wann gab es denn hier Türsteher? Und wieso musste er warten. Da drinnen war es auch nicht voll, was sollte das...

„Tut mir leid, du passt nicht in die Gesellschaft des heutigen Abends.“

Bitte was? Aldridge wurde wütend, ob der fadenscheinigen Ausrede des Türstehers. Sofort checkte er sein menschliches Gegenüber ab. Der Mann war einen Kopf kleiner als er, aber dafür unglaublich breit. Und der Naboo erschrak über sich selbst, was sollte dieses Theater? Wollte er sich wie ein primitiver Platzhirsch, mit dem eifrigen Bübchen vor sich prügeln? Ganz sicher nicht. Er war besser als das, und zudem käme er so ganz sicher nicht an sein Bier.

„Hör mal man, ich will keinen Ärger machen, ich möchte ein Bier trinken, und dann wieder gehen. Wo liegt das Problem?“

Und ihm dämmerte, warum er nicht vorgelassen wurde. Ein einzelner Mann von seiner Statur, spät Abends, noch dazu mit Blessuren im Gesicht, und sicher nicht zu ignorierendem Alkoholduft im Atem... Wäre er Türsteher, er würde sich auch nicht reinlassen. Aldridge hob beschwichtigend die Hände, als der Security Mann zum reden ansetzte.

„Schon gut, ich gehe ja schon..“

Irgendwo würde man ihn wohl rein lassen, er musste doch wohl noch das Recht haben, ein schönes Glas Bier zu trinken. Aldridge drehte auf dem Absatz um, und rannte fasst eine Frau um.

„Aldridge?“

Aldridge brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, wer da vor ihm stand, einfach so. Große Augen, schöne rote Haut, dralle Kurven... das gab es ja nicht!

Loreley?“

Und die Zeltron strahlte ihn an, und riss ihn regelrecht in eine Umarmung. Und Aldridges Überraschung wich echter Freude. Endlich ein freundliches vertrautes Gesicht, und mit Lori ein ganz besonders herzliches. Sie beide hatten sich nicht geliebt, das ganz sicher nicht. Allerdings war über die Jahre eine feste Freundschaft entstanden, die ohne den üblichen Drama Blödsinn ausgekommen war.

„Ich wusste nicht das du hier bist Al! Das ist ja eine Überraschung!“

Er wurde impulsiv auf die Wange geküsst, und Aldridge wusste nicht, ob sie ihre Pheromone versprühte, oder es einfach blos sein überdrehtes Hirn war, aber er fühlte sich für den Moment, von allen Sorgen erleichtert. Er gab den Wangenkuss zurück, und blickte sich um. Keine ihrer Freundinnen war da, und auch kein aktueller Partner. Und überhaupt, sie lebte doch gar nicht mehr auf Naboo? Sie hatten sich einige Jahre nicht gesehen, und er hatte überhaupt keinen aktuellen Stand mehr. Aber das spielte keine wirkliche Rolle. Echte Freunde blieben einem erhalten, und Jahre vielen ab wie Stunden, wenn man sich wiedersah.

„Bist du allein unterwegs? Was macht du denn hier? Ich dachte du praktizierst auf Mon Calamari?“

Als sie sich kennen gelernt hatten, hatte sie noch mitten im Studium gesteckt, mittlerweile war sie eine recht erfolgreiche Chirurgin.

„Ein Kongress, ich bin heute Abend in Theed eingetroffen. Ich wollte noch schnell ein wenig Leben tanken, bevor ich die nächsten Tage mit uralten Männern in einem Hotel Konferenzraum eingesperrt bin.“

Sie wusste offensichtlich nicht, was ihm passiert war, und Aldridge dankte den Schöpfern dafür. Für sie war er der gute alte Aldridge, und würde das zumindest noch für heute bleiben, wenn es nach ihm ging. Keine Sorgen, er wollte nicht über alles nachdenken, einfach vergessen..Loreley streckte sich, und zwinkerte ihm zu. Und Aldridge riskierte einen Blick in ihren üppigen Ausschnitt. Und er machte sich keinen Vorwurf, sie wusste, das sie sexy war, und sie wusste, das er wusste, das sie es wusste. Er riss sich los, und widmete sich ihr weiter so wie sie es verdient hatte.

„Wie geht es dir denn? Wie geht es deinem Bruder? Hast du dein Tortapo noch?“

Sie lachte erheitert auf, und hakte sich bei ihm unter. Sie bewegten sich vom „Blasters“ und dem übereifrigen Türsteher weg, und schlenderten los.

„Ich erzähl dir alles, aber doch nicht hier draußen auf der Straße.“

Er wurde wieder auf die Wange geküsst.

„Und du erzählst mir, was du schon wieder mit deiner Nase gemacht hast. Ich hab dir doch damals verboten, deine Nase je wieder in Gefahr zu bringen. Komm lass uns was essen gehen ja?“

Und das taten sie schließlich, und nach dem guten Essen, in einem Gungan Food Shop, hatten sie noch das von Aldridge begehrte Bier getrunken, und dazu noch ein paar Cocktails. Und da er sehr gut erzogen worden war, hatte er sie zu ihrem Hotel begleitet, damit ihr auf dem Weg nichts passierte. Und im Hotel, da hatten sie miteinander geschlafen, so wie sie es immer taten, wenn sie sich begegneten, und keiner von ihnen in einer Beziehung war. Wobei nein, eigentlich hatte er dieses Mal bloß eine erbärmliche Vorstellung abgeliefert, und Lori hatte gutherzig und freundlich wie sie von Natur aus war, nichts dazu gesagt, und ihm sogar angeboten die Nacht bei ihr zu schlafen. „Du siehst sehr schlecht aus.“, hatte sie gesagt...ja ja schon klar. Alles in Aldridge hatte die Zeit anhalten wollen, einfach bei ihr, und für immer betrunken in ihren Armen liegen wollen, doch das ging nicht. Die Zeit konnte man nicht anhalten... Und obwohl es nicht nötig war, hatte er sich schließlich von ihr verabschiedet, und den Weg nach Hause zu Fuß angetreten....

Als er endlich schlurfend durch das Gartentor trat, kündigte sich am Horizont bereits der neue Tag an. Aldridge ärgerte sich darüber, lebendig hier angekommen zu sein. Er hatte doch auf dem Weg so sehr gehofft, das ihn irgend ein Loch verschlucken würde, oder ihn der Blitz bei dem kurzen heftigen Schauer, der über ihn herein gebrochen war, treffen würde. Die Fee, die er sich herbei gewünscht hatte, die war auch nicht gekommen. Er hatte keinen Wunsch bekommen... ER HÄTTE ALLES GETAN, UM DIE PLÄTZE MIT IHR ZU TAUSCHEN! Immerhin war er jetzt endlich kaputt genug, um zu schlafen. Noa hatte jetzt mit ein bisschen Glück schon einige erholsame Stunden Schlaf hinter sich. Er würde ihr nacheifern, aber vorher musste er duschen, denn er fühlte sich widerlich...

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Vorgarten - allein -
 
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Das letzte Mal, dass sie sich gegenseitig berührt hatten, war sehr lange her. Akemi konnte sich nicht erinnern, wann es gewesen war. Jenen Tag, an dem Cris sie auf Coruscant aufgesucht hatte, sah sie in ihrer Erinnerung verwaschen in einem graublauen Schleier aus Tränen. Hatten sie sich damals umarmt, zum Abschied? Sie wusste es nicht mehr. Es war seltsam, wie der Lauf der Zeit auf die Beziehung zweier Menschen wirken konnte. Was einst Gewohnheit und Selbstverständlichkeit gewesen war, war zu einem Tabu geworden, etwas das man mied. Und jetzt, nach einigen Jahren, schien es wieder in Ordnung, auch wenn es sich noch unsicher und sogar fast ein bisschen fremd anfühlte.

"Das ist noch mal gut gegangen."

Erwiderte Akemi, als Cris kurz ihre Hand gedrückt und sich bei ihr bedankt hatte.

"Wie fühlst du dich jetzt?"

Sie sah natürlich, dass es ihm besser ging, auch wenn er trotz allem wohl lieber jegliche Vernunft über Bord geworfen hätte um sofort zu Noa zu fahren. Akemi blickte auf die Uhr. Gab es noch etwas für sie zu tun, jetzt da Cris nicht mehr um seine Freundin bangen musste? Konnte sie ihm noch irgendwie helfen? Ein Text blinkte auf ihrem Komlink auf, von Richard. "Ich vermisse dich.", schrieb er, und ein Lächeln berührte ihre Lippen. Vielleicht war Richard doch ein ganz kleines bisschen eifersüchtig. Er wusste doch, dass sie mit Cris zusammen saß.

"Ich muss bald los."

Sagte sie, ohne dass sie es als Aufforderung verstanden sehen wollte, dass ihr Zusammentreffen hier endete. Sie wollte Cris nicht raus werfen, so war es gewiss nicht gemeint.

"Ich habe noch ein bisschen Weg vor mir. Ich fahre heute noch nach Kaadara."

Und eigentlich hatte sie schon längst unterwegs sein wollen. Doch das war in Ordnung. Manchmal kamen Dinge dazwischen, die man nicht vorher sehen konnte und Akemi war es wichtig zu wissen - für Cris, aber auch für sich selbst - dass sie immer für ihre Freunde da war. Das half ihr, mit den Füßen fest auf dem Boden zu bleiben, egal wie beschäftigt oder erfolgreich sie war. Nicht, dass Richard je erlauben würde, dass sie abhob.

"In welchem Hotel wohnst du?"

Akemi stand auf, um die Überreste von Cris' Abendessen aufzuräumen.

"Ich könnte dich doch bis dahin mitnehmen. Es sei denn, du willst lieber laufen."

Akemi grinste ihm über die Schulter hinweg zu. Er hatte sich heute schließlich schon einmal geweigert, sich von ihr helfen zu lassen.

"Hey, und mir fällt gerade ein... falls du Noa dann morgen besuchst, solltest du ihr vielleicht ein Geschenk mitbringen. Zur Genesung. Oder was meinst du?"

Wenn man jemandem einen Krankenbesuch abstattete, war das so üblich, fand jedenfalls Akemi. Oder war es etwas anderes, wenn man sich in einer Situation wie Noa befand? Wie waren die Regeln für Besuche bei Entführungsopfern, die einen gefürchteten Serienmörder überlebt hatten?

- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -
 
[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris

Ein wenig hektisch fuhr Cris aus seiner sitzenden Position hoch, als Akemi erwähnte, dass sie heute noch nach Kaadara reisen würde – wohl eine andere Stadt Naboos, etwas entfernt von Theed. Etwas linkisch versuchte er, ihr beim Abräumen der Reste des Essens zu helfen, doch ehe er sich wirklich sinnvoll hätte einbringen können, war sie damit bereits problemlos selbst fertig geworden.

Natürlich. Ungeachtet seiner privaten Probleme hatte Akemi ihr eigenes Leben, ihre eigenen Pläne, und jetzt, da die akute Gefahr gebannt war, bestand selbstverständlich keinerlei Grund mehr dafür, diese weitere aufzuschieben. Er wusste nicht, wie lange eine Fahrt von Theed nach Kaadara wohl dauern mochte, doch angesichts der fortgeschrittenen Stunde brauchte es keinen Geistesblitz, um sich denken zu können, dass sie besser jetzt aufbrach als noch später.

„Es geht mir besser! Ich komme alleine zurecht…“

Er lächelte vorsichtig.

„Wirklich.“

Ihre Offerte, ihn zu seinem Hotel zu bringen – wo immer noch, in einem Zimmer, das er nun bereits ein paar Tage nicht mehr benutzt hatte, seine restlichen Habseligkeiten auf ihn warteten – klang jedoch verlockend. Der Creditstick, den er mit sich führte und auf dem sich unter anderem eine gewisse Verfügung über Spesen des Geheimdienstes befand, gab zwar in der Theorie noch einiges her, doch er konnte nicht ausschließen, dass man die entsprechenden Konten nach seinem Gespräch mit Selby auf Lianna gesperrt hatte.

„Ich habe ein Zimmer im Thousand Roses… aber ich kann dir nicht sagen, ob das für dich auf dem Weg liegt.“

Entschuldigend zuckte der mit den Schultern, während er bereits über Akemis nächste Bemerkung – oder besser: ihren nächsten Vorschlag nachdachte. Ein Geschenk für Noa.

Doch war das angemessen? Natürlich kannte er den Brauch, genesenden Leuten zusammen mit Besserungswünschen Geschenke zu überbringen, doch Noa wäre um ein Haar umgebracht worden. Wäre es da nicht vollkommen unangemessen, wenn Cris mit einer Schachtel Marzipan oder einem Strauß kitschiger Blumen auftauchte, auf die sie am Ende noch allergisch reagierte (er hatte oft gehört, dass Bewohner von Stadtplaneten wie Coruscant Allergien gegen diverse, für sie ungewohnte Pflanzen entwickelt hatten)?

Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass er mit seiner Grübelei nur noch mehr von Akemis kostbarer, da knapper werdender Zeit verschwendete.

„Ich… hm… werde mal überlegen, was sich da anbietet.“

Er räusperte sich.

„Danke jedenfalls für den Hinweis, Ich weiß nicht, ob ich da von alleine drauf gekommen wäre.“

Cris war schon ein richtig toller Typ, eine wahre Traumpartie. Leichte Röte stieg in seinen Wangen auf, doch gleichzeitig war er froh, dass er sich wieder über derlei Dinge Gedanken machen konnte und nicht darüber, wie er Noas Leichnam nach Coruscant überführen konnte…

Verlegen sah er Akemi an.

„Also… wenn du mich auf dem Weg rauslassen möchtest… sage ich nicht nein…“

[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris
 
- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -

Es war kein Problem, Cris bis zu seinem Hotel, wo auch immer dieses lag, mitzunehmen und ihn dort raus zu lassen. Selbst wenn es ein kleiner Umweg werden würde, darauf kam es jetzt auch nicht mehr an.

"Abgemacht."

Akemi hatte Teller und Besteck inzwischen ordentlich in den Spülomat geräumt.

"Willst du die übrige Portion mitnehmen?"

Sie deutete auf den noch geschlossenen Thermobehälter mit dem zweiten Gericht, das sie für Cris zur Auswahl mit bestellt hatte. Sie würde es selbst nicht mehr essen. Sowieso würde sie die nächsten beiden Wochen nicht in Theed sein, daher war der Kühlschrank in ihrer Küche auch so gut wie leer.

"Weisst du was, ich ziehe mich noch um bevor wir los fahren."

Barfuß, wie sie ohnehin schon die ganze Zeit unterwegs war, lief Akemi ins Schlafzimmer und von dort aus in das angrenzende Ankleidezimmer. Auf der Fahrt nach Kaadara wollte sie es bequem haben und da sie danach ohnehin kein weiterer Termin, sondern lediglich Richard erwartete, musste sie auch nicht in Minikleid und Highheels im Gleiter sitzen. Akemi nahm einem korallenroten Hosenanzug vom Bügel, keinen klassischen mit eng geschnittenen Hosenbeinen und einem eleganten Jackett, sondern einen Einteiler mit weit geschnittenen Beinen, einem schmalen Bandeau-Top und einem Cape artigen Überwurf. Von ihrem Komlink aus informierte sie Darren, dass sie in Kürze hinunter kommen würden.

"Möchtest du noch was trinken, bevor wir fahren?"

Fragte Akemi, als sie zurück ins Wohnzimmer kam. Sie hatte auch eine Nachricht von Farlone erhalten, würde diese aber erst lesen, wenn sie wieder alleine war. Sie schenkte sich ein Wasser aus und wurde prompt daran erinnert, dass sie auch noch mal aufs Klo musste. Erst nachdem sie alles erledigt hatte saßen sie, eine gute Viertelstunde später, wieder in Akemis Gleiter, die Trennwand zwischen ihnen und dem Fahrer hoch gezogen. Darren wusste, zu welchem Hotel er musste. Der Duft von Abschied lag in der Luft.

"Das nächste Mal, wenn du nach Naboo kommst, sagt du mir aber vorher Bescheid, ja?"

Sagte Akemi, während Theeds Lichter vor ihrem Fenster vorbei flackerten.

"Damit ich mir mehr Zeit nehmen kann. Hör mal..."

Sie zögerte. Sollte sie es ihm erzählen oder nicht? War es der richtige Zeitpunkt, und gab es den zwischen ihnen überhaupt? Vielleicht nicht, überlegte sie. Vielleicht spielte es keine Rolle mehr. Sie verspürte jedenfalls keinen Neid, wenn Cris liebevoll von Noa sprach. Andersherum würde es genau so sein. Sie hatten beide abgeschlossen.

"Ich wollte vorhin noch nichts sagen, aber ich will auch nicht, dass du es aus der Presse erfährst. Richard und ich haben uns verlobt."

Akemi lächelte, schaute Cris abwartend an und hoffte, dass er sich auch freuen würde. Für sie. Sie hob die Schultern, so als wolle sie andeuten, selbst nicht zu wissen, wie das eigentlich passiert war.

"Er hat mich gefragt, und... ich habe Ja gesagt."

Wie jemand, der einen Schatz bei sich trug - und in gewisser Weise war es auch so - öffnete Akemi ihre Handtasche.

"Willst du meinen Verlobungsring sehen?"

In ihrer Stimme lag eine plötzliche Schüchternheit. Sie wollte nicht prahlen oder Cris mit ihrem Glück vor der Nase herum wedeln, doch ein Teil von ihr konnte auch nicht leugnen, dass sie stolz auf diesen wunderschönen Ring war und viel mehr noch auf den Mann, der ihn ihr geschenkt hatte und den sie so liebte. Auf der einen Seite wollte Akemi ihre Hochzeitspläne noch so lange wie möglich vor der Presse geheim halten, doch auf der anderen Seite wollte sie sie in die Galaxis hinaus schreien. Bisher trug sie den Ring noch nicht tagsüber wenn sie Termine wahr nahm, um nicht damit fotografiert zu werden. Jetzt aber konnte sie ihn anziehen. Der Diamant funkelte geheimnisvoll an Akemis Finger, genau die richtige Größe für ihre schmalen Hände. Er war ein Versprechen in der romantischsten Tradition die man sich vorstellen konnte und Akemi wollte ihn nie wieder ablegen.

- Naboo - Theed - Gleiter - Mit Cris -
 
[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris

Cris musste zugeben, dass er immer noch ein wenig Hunger verspürte, weswegen er sich nicht zweimal anbieten ließ, auch das zweite von Akemi georderte Gericht an sich zu nehmen, während die Schauspielerin ankündigte, sich für ihre bevorstehende Reise noch umziehen zu wollen. Wie zu erwarten war, kehrte sie in einer deutlich praktischer wirkenden Garderobe zurück, als es das spektakuläre Kleid gewesen war, das sie zuvor getragen hatte.

Auch dem als Frage formulierten Hinweis, dass es womöglich besser für ihn war, vor dem Aufbrechen noch etwas zu trinken, folgte der ehemalige Sturmtruppler artig und fühlte sich somit, als sie wieder im Passagierabteil von Akemis Gleiter saßen, auch körperlich deutlich besser als vor seinem Treffen mit ihr. Der warme Thermobehälter versprach eine weitere, einigermaßen heiße Mahlzeit und fast war er zuversichtlich, dass er zumindest ein paar Stunden würde schlafen können, ungeachtet seiner Ungeduld, zum Haus der Trineers aufzubrechen und Noa aufzusuchen. Nicht, dass er auch nur den Funken einer Ahnung hatte, was er ihr eigentlich sagen wollte – vielleicht war es auch aus diesem Grund besser, dass er zunächst eine Nacht – oder was davon übrig war – darüber schlief.

„Ich kann nichts versprechen…“, erwiderte er nun auf Akemis Forderung, die beim nächsten Besuch in der Hauptstadt Naboos rechtzeitig vorzuwarnen.

„Oft weiß ich selbst erst recht kurzfristig, wohin es mich als nächstes verschlägt. Und wenn ich es niemandem sagen darf…“

Doch das war jetzt nun wohl vorbei – er selbst hatte es Akemi gegenüber angedeutet und das dumpfe Gefühl blieb, dass sein nächster Besuch auf Naboo höchstens eine Privatreise sein würde, nicht aber eine Mission des Geheimdienstes. Vielleicht würde Lorraine den Planeten eines Tages zeigen – und damit prahlen, dass er hier die berühmte Schauspielerin Akemi Akanato kennen gelernt hatte. Sie würde ihm vermutlich nicht glauben, aber gefallen würde es ihr aller Wahrscheinlichkeit nach trotzdem.

Doch Akemi wollte ihm noch etwas anderes sagen. Ihre ganze Körperhaltung zeugte davon, dass es sich um etwas wichtiges… möglicherweise sogar delikates handelte. Misstrauisch kniff Cris die Augen zusammen, malte sich aus, welche Bombe wohl als nächstes noch platzen konnte… und wurde dann trotzdem vollkommen unerwartet mit einer Wucht erwischt, die ihn für die ersten Sekunden absolut sprachlos zurückließ.

Verlobt… Akemi hatte sich verlobt.

„Du… du hast…“

Sie zeigte ihm ihren Ring, ein filigranes Schmuckstück, an dem ein Diamant ähnlich verlockend funkelte wie die Kette, die er vor einer gefühlten Ewigkeit (und tatsächlich war gar nicht so langer Zeit) Noa geschenkt hatte. Der Ring, den Richard Cohn ihr an den Finger gesteckt hatte, um ihr das Versprechen zu geben, für immer mit ihr zusammen zu sein.

„Ich meine…“

Cris fehlten immer noch die Worte. Er hatte bereits vorher festgestellt, doch jetzt, mit diesem Ring und dieser Offenbarung, war es unumstößlich – Akemi, die junge Schauspielerin, war erwachsen geworden.

„Wow.“

Cris war erleichtert, dass er ob dieser Erkenntnis keinerlei Gram oder gar Eifersucht verspürte. Natürlich hatten er und Cohn sich auf dem falschen Fuß erwischt – und würden niemals so etwas wie Freunde werden, so viel stand fest – doch selbst ein blinder hätte sehen können, wie glücklich Akemi war, wie ihre mandelförmigen Augen mit dem Diamanten an ihrem Finger um die Wette funkelten. Sie hatte ihr Glück gefunden und Cris spürte, wie sein Herz für sie aufging. Wenige Sache hätte er sich mehr gewünscht, als Akemi so glücklich zu sehen.

„Ich freue mich so für dich…“, flüstere er.

Dann legte er impulsiv seine Arme um sie und drückte sie an sich – nicht als ehemaliger Liebhaber oder verschmähter Konkurrent ihres baldigen Ehemannes, sondern als Freund, der soeben eine wundervolle Nachricht erhalten hatte.

[Naboo, Theed, Akemis Appartement]- Akemi, Cris
 
- Naboo - Theed - Akemis Appartement - Mit Cris -

Die plötzliche Umarmung überraschte sie. Akemi hätte mit vielem von Cris gerechnet, aber nicht damit. Warum eigentlich nicht, und welcher Faktor überwog mehr, dass sie einmal mehr gewesen waren als Freunde, oder dass sie nur wenig Kontakt hatten und dadurch nicht mehr so vertraut miteinander waren? In diesem Moment, stellte Akemi fest, spielte weder das eine noch das andere eine Rolle. Nicht einmal das, was Cris sagte, war besonders wichtig, sondern allein das Empfinden, dass er es absolut ehrlich meinte. Cris freute sich für sie und Akemi bedeutete das sehr, sehr viel. Es hatte auch ganz andere Reaktionen gegeben. Von Masao war Akemi nach wie vor enttäuscht. Er war ihr Bruder und sollte sie unterstützen, doch er war nicht einverstanden mit ihrer Entscheidung, Richard zu heiraten. Da half auch nicht, dass Salomé Akemi versicherte, er würde seine Meinung schon noch ändern. Und selbst wenn, er konnte nicht rückgängig machen was gewesen war.

"Danke!"

Akemi strahlte Cris an. Nein, niemand konnte vergangenes ungescheheb machen, doch man konnte daran arbeiten, dass die Gegenwart besser wurde und damit, irgendwann, auch die Zukunft. Und dann begann Akemi auf einmal doch, mit ihrer Hand vor Cris' Gesicht herum zu wedeln, wie es sich für eine aufgeregte zukünftige Braut gehörte.

"Na sag schon, wie findest du ihn?"

Forderte sie ihn zu einer angemessenen Bewunderung auf. Ihr Verlobungsring war das erste gewesen, wonach ihre Freundinnen gefragt hatten. Farlone hatte bei seinem Anblick einen Ohnmachtsanfall vorgetäuscht und Tabea hatte angekündigt, sich sinnlos betrinken zu müssen, weil sie niemals einen ordentlichen Mann finden würde, der sich einen echten Diamanten würde leisten können. "Du musst aufhören, arme Schlucker zu daten.", hatte ihr Farlone, noch immer auf dem Boden liegend, geantwortet. "Mach es wie Akemi. Angle dir einen reichen Mittfünfziger." Bei Farlone waren solche Bemerkungen Spaß und Akemi wusste, wie sie sie zu nehmen hatte. Das war das Schöne an ihr: Farlone war herrlich unkonservativ und offen für alles und sie unterstützte ihre Freunde ohne Wenn und Aber.

"Ich hoffe, du hast meine Kom-Nummer noch."

Das Anhalten des Gleiters und ein Blick aus dem Fenster verrieten Akemi, dass sie vor Cris' Hotel, dem "Thousand Roses" angekommen waren.

"Schreib mir, wenn du möchtest. Mich würde es freuen."

Sie umarmte ihm noch einmal, diesmal zum Abschied. Obwohl in den letzten Stunden nicht viel passiert war, hatte Akemi das Gefühl, dass sie sich auf einer neuen Ebene näher gekommen waren, als Erwachsene und als Freunde. Bevor er ging, wollte Akemi nur noch eines los werden:

"Viel Glück mit Noa, morgen."

Wünschte sie ihm. Sie wusste, dass Richard und sie füreinander bestimmt waren, und vielleicht waren Cris und Noa es ebenso? Die Frau bedeutete ihm sehr viel, das war offensichtlich.

"Wenn du sie liebst, kämpfe um sie. Gib nicht auf."

Akemi lächelte. Das Mädchen in ihr hatte sich einst gewünscht, dass Cris um sie gekämpft hätte, doch es war alles anders gekommen. Heute war sie froh darüber. Wer weiss, wohin das Leben sie beide geführt hätte, wären sie damals zusammen geblieben. Sie winkte ihm zu, als er aus dem Gleiter ausstieg und dachte noch an ihm, als sie längst auf dem Weg nach Kaadara war, dorthin, wo die junge Frau von heute hin gehörte: zu Richard.

- Naboo - Theed - Gleiter -
 
[Naboo, Theed, vor dem „Thousand Roses“]- Cris

Cris sah Akemis Gleiter hinterher, nachdem er ihr die Großartigkeit ihres Verlobungsrings bestätigt, eine Versicherung, dass er über ihre Comnummer verfügte, abgegeben hatte und sie sich ein letztes Mal umarmt hatten. Dann war sie auf dem Weg – auf dem Weg zu ihrem zukünftigen Ehemann, in ihr wirkliches Leben.

Es war mittlerweile recht kühl in Theed, was Cris schließlich dazu bewegte, mit dem noch einigermaßen warmen Thermobehälter in der Hand, das Hotel zu betreten. Den etwas überraschten Blick der Rezeptionistin ignorierte er dabei – hatte man womöglich gar nicht mehr mit seinem Auftauchen gerechnet? – sondern nahm rasch den Turbolift in die Etage, in der sich sein bescheidenes Zimmer befand. Und dort blieb er nicht mehr lange wach – nachdem er, immer noch erstaunlich hungrig, die zweite Mahlzeit förmlich verschlungen hatte, fiel er ohne weitere Umstände ins Bett und fand tatsächlich den dringend benötigten Schlaf.

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Dass er am nächsten Morgen keinerlei Kopfschmerzen verspürte, war zweifelsohne Akemis Fürsorge und ihrem Drängen darauf, dass er viel essen und trinken musste, zu verdanken. Sich sogar ein wenig ausgeruht fühlend zwang Cris sich, sich die Zeit für eine intensive Dusche zu nehmen, auch wenn der anschließende Blick in den Spiegel und ein prüfendes Berühren seines Gesichts ihn davon überzeugte, dass eine Rasur noch nicht wieder notwendig war, da er sich in den letzten Wochen angewöhnt hatte, einen leichten Dreitagebart zu tragen.

Aus seinem verhältnismäßig spärlichen Gepäck suchte er sodann eine unauffällige, aber nichtsdestotrotz elegante Kombination aus grauer Hose, schwarzem Hemd und schwarzem Jackett heraus, ehe sein Blick auf sein Schulterholster fiel, in dem sich mit seiner Reservewaffe, einem kleinen Hooldout-Blaster, der letzte potentiell tödliche Gegenstand befand, den die NRSF ihm überlassen hatte. Nach kurzem Zögern verstaute er Holster samt Waffe in seinem Koffer. Er würde den Blaster nicht mehr brauchen – jedenfalls nicht auf Naboo – und unter Beobachtung der NRSF stehen war es womöglich ohnehin keine gute Idee, ihn zu tragen. Der an seinem Knöchel befestigte und allem Anschein nach wasserfeste Peilsender hatte ihn bereits beim Duschen daran erinnert, dass Noa zwar noch leben mochte, seine anderen Probleme aber mitnichten verschwunden waren.

Als er jedoch frisch gewaschen und angezogen an der Rezeption auftauchte, war zumindest äußerlich nichts mehr von den Strapazen zu erkennen, die er in den letzten Tagen hatte erdulden müssen. Sogar ein freundliches Lächeln gelang ihm in Richtung der Twi’lek hinter dem Tresen, als er ihr die Codekarte für die Tür seines Zimmers überantwortete.

„Sie checken aus, Mister Sheldon? Rechnung an Ihr Büro auf Lianna?“

Cris nickte knapp. Beim „Büro“ handelte es sich selbstverständlich um eine der Scheinfirmen des Geheimdienstes, die selbst im Falle von niedrig priorisierten Missionen wie seiner auf Naboo den Zahlungsverkehr mit den meisten privatwirtschaftlichen Akteuren übernahmen.

„Wäre es möglich, für eine Fahrt zum Raumhafen einen Gleiter zu mieten…?“

Die Rezeptionistin bestätigte mit einem freundlichen Nicken.

„Selbstverständlich. Die Verleihfirma, mit der unser Haus kooperiert, betreibt sogar mehrere Stationen am Raumhafen. Geben Sie das Fahrzeug einfach dort ab und der fällige Betrag wird auf Ihrer Rechnung ergänzt.“

„Vielen Dank.“

Er ließ sich den elektronischen Schlüssel eines der Leihgleiter übergeben und nahm den Turbolift in die Tiefgarage des Hotels, wo diese Fahrzeuge auf die Kunden warteten. Das Modell, das man ihm zugeteilt hatte, war ein schnittiger Zweisitzer mit kleinem Gepäckraum und einfahrbarem Verdeck, was für seine Zwecke mehr als angemessen war. Er verstaute sein Gepäck und lenkte das Fahrzeug hinaus ins morgendliche Theed, das ihn mit den ersten Sonnenstrahlen begrüßte.

Er kannte die Adresse der Trineers und als er sie in die Navigationseinheit des Gleiters eingab, spürte er plötzlich, wie seine Hände zu zittern begannen und sein Herzschlag sich beschleunigte. Was würde ihn erwarten? Wie würde Noa reagieren? Würde sie ihm überhaupt die Chance geben, auch nur ein Wort zu sagen, oder ihn sogleich fortschicken? Und wie würde er selbst sich verhalten, wenn er sie zum ersten Mal wieder sah, nachdem er sie für tot gehalten hatte?

Als er an einer Ladenzeile vorbei kam, verlangsamte er den Gleiter und lenkte ihn schließlich in eine Parkbucht. Er musste sich an das erinnern, was Akemi gesagt hatte – dass er Noa vielleicht ein Geschenk mitbringen sollte. Er hatte immer noch keine Ahnung, was für ein Geschenk wohl angemessen war, doch vielleicht würde ihn alleine das Angebot inspirieren.

Der Laden, den er schließlich betrat, war ungeachtet der relativ frühen Stunde bereits sehr frequentiert und das – wenn man die Dichte an Nichtmenschen, die zudem keine Gungans waren, berücksichtigte – wohl vor allem von Touristen. Ein Geschäft, das sich augenscheinlich auf Souvenirs und Geschenke aller Art spezialisierte. Es gab, typisch für Naboo, sogar eine Abteilung, die sich ausschließlich auf Devotionalien bezüglich der königlichen Familie und der Geschichte der Wahlmonarchie spezialisiert hatte. Die fast lebensechten Puppen der letzten fünf Königinnen allerdings waren Cris fast ein wenig unheimlich.

Es war die Republikecke, an der er schließlich hängen blieb, zunächst, weil die „multifunktionalen Actionfiguren“ der blaugerüsteten Senatswache ihn beim Vorbeigehen amüsiert hatten. Als „Experte“ erkannte er sofort einige Ungenauigkeiten, etwa bei der Bewaffnung der Soldaten, doch das dürfte den durchschnittlichen Kunden kaum stören.

Über der Ecke war ein kleiner Bildschirm angebracht, der laufend aktuelle Nachrichten aus der gesamten Republik verlauten ließ, weswegen Cris für einen Moment verweilte – er hatte wenig vom galaktischen Geschehen mitbekommen, seit er nach Naboo gekommen war. So verfolgte er mit einigem Interesse einen Bericht über ein neues, republikanisches Schlachtschiff, das bei Mon Calamari erfolgreich getestet worden war – die Viscount, offenbar darauf ausgelegt, den gefürchteten Supersternenzerstörern des Imperiums Paroli bieten zu können. Cris fröstelte ein wenig. Offenbar gab man sich im Verteidigungsministerium keinerlei Illusionen darüber hin, wie lange der Frieden mit dem Imperium wohl dauern würde.

Er wollte schon weitergehen, als ihm ein Angebot auffiel, das besonders angepriesen wurde – ein kleiner Holoprojektor, der zudem an externe Wiedergabesysteme angeschlossen werden konnte, und über dessen Inhalt es hieß:

FREIHEIT FÜR CORUSCANT – Anlässlich der Übergabe des Planeten zurück in die Freiheit präsentiert Republic Information Press in Zusammenarbeit mit dem Amt für Intergalaktische Kultur der Republik eine Geschichte des „Juwels des Kerns“, von der goldenen Zeit der Alten Republik, über die imperiale Besatzung bis hin zu den jüngsten Wendungen. Besonderes Augenmerk richtete diese informative Dokumentation dabei auf das Wirken der Jedi auf dem Planeten und die Freiheitsbestrebungen seiner Bevölkerung, dem imperialen Terrorregime zum Trotz. Angefügt wurden außerdem Aufzeichnungen der diversen Feierlichkeiten, die nach Bekanntgabe des Rückzugs des Imperiums auf dem gesamten Planeten spontan abgehalten wurden.

Ein leichtes Lächeln erhellte die Züge des imperialen Sturmtrupplers. Offenbar verschwendete man keine Zeit, die Übergabe Coruscants für Informations- (manch einer würde sagen Propaganda-)zwecke zu nutzen, doch gleichzeitig hatte er das Gefühl, hier ein ideales Geschenk für Noa gefunden zu haben – alleine, weil es ihr eine Sicht der Republik auf die Widerstandskämpfer Coruscants bieten würde sowie Bilder der Freude ihres Planeten angesichts seiner Freiheit, die sie leider nicht hatte miterleben können.

Entschlossen griff er nach einem Exemplar und arbeitete sich in Richtung der Kasse vor, wo ihn eine Mitarbeiterin des Ladens freundlich anlächelte.

„Exil-Coruscanti?“

Verlegen schüttelte er mit dem Kopf.

„Nein… aber eine… Freundin von mir.“

„Trotzdem meinen Glückwunsch. Es war höchste Zeit.“

„Ja… ja, das war es.“

Cris fühlte sich etwas besser – wenn auch weniger nervös – als er wieder im Gleiter saß und den Rest der Strecke zum Haus der Trineers zurücklegte. Die Sonne stand mittlerweile recht hoch am Himmel und er meinte, dass es nicht mehr zu früh war, jemanden bereits wach anzutreffen – wenn auch möglicherweise nicht Noa, die eine ausgemachte Langschläferin war. Dafür, sich selbst noch ein wenig die Zeit zu vertreiben, war er allerdings viel zu ungeduldig.

Schließlich parkte Cris den Gleiter vor dem sehr geschmackvoll gestalteten Haus, in dem die Familie Trineer lebte. Das Geschenk für Noa ließ er für den Moment noch auf dem Beifahrersitz – vielleicht, um ihr keine zusätzliche Munition zum Werfen zu bieten, sollten die Dinge komplett aus dem Ruder laufen – und betrat den Vorgarten des Hauses. Nur noch ungefähr fünf Meter trennten ihn von der wohl letzten Tür, die zwischen ihm und Noa stand.

Plötzlich zögerte er, als die Nervosität ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Wenn er jetzt klingelte, gab es kein Zurück mehr, er würde Noa gegenüberstehen und sich der Wirklichkeit stellen müssen, nicht mehr seinen Hoffnungen oder seinen Ängsten. Wenn er sich also fürchterlich verkalkuliert hatte und Noa ihn tatsächlich nicht mehr wollte…

Irgendetwas stieß kräftig gegen seinen linkes Bein.

„Was zum…?“

Irritiert sah er an sich herunter und staunte nicht schlecht, als er ein sechsbeiniges, gepanzertes Tier erkannte, das mit halb eingezogenem Kopf damit beschäftigt war, zu testen, ob es ihn wohl um einen Zentimeter zum Zurückweichen bewegen konnte. Die Erinnerung an Lorraines Kuscheltier half ihm dabei, das Tier zu identifizieren – ein Tortapo. Gänzlich ungefährlich und friedlich, aber wohl doch durchaus wachsam, wenn es um Eindringlinge in seinem Revier ging. Cris lächelte und kniete sich neben das Tier, woraufhin dessen Kopf mit dem Pfeifen hektisch entweichender Luft gänzlich im Panzer verschwand.

„Keine Sorge, ich tu dir nichts…“

Vorsichtig tätschelte er den gezeichneten Panzer – offenbar hatte das Tortapo bereits einiges durchgemacht – woraufhin der Kopf langsam wieder zum Vorschein kam, bis schließlich auch ein länglicher Hals folgte. Cris nahm dies als Herausforderung, diesen sanft zur Kraulen. Das Tortapo wich nicht zurück – im Gegenteil, der Hals wurde anscheinend länger und länger.

„Das gefällt dir, hm?“

Die schuppige Haut des Reptils fühlte sich ungewohnt, aber auch angenehm unter seinen Fingern und es dauerte einen Moment, ehe es sein Interesse an Cris‘ Streicheleinheiten verlor und sich, der Überzeugung, dass er nichts Böses wollte, wieder dem saftigen Gras widmete. Cris erhob sich wieder. Ob Lorraine wohl ein echtes Tortapo gefallen würde…?

Erst einmal musste er jedoch eingestehen, dass er seinen nächsten Schritt nicht weiter aufschieben konnte – nach einem tiefen Atemzug trat er an die Tür und klingelte – um dann fast zurückzuzucken, als ein Schrank von einem Mann nach einer kurzen Pause öffnete.

„Mr. Trineer…?“

Es musste Aldridge Trineer sein (Graham war es nicht), doch er hatte nicht mit einem Mann gerechnet, dessen Muskeln und anscheinend mindestens einmal gebrochene Nase so wirkten, als hätte er Jules und Donnie Agathon mühelos über seinem eigenen Knie zerbrechen können. Doch natürlich war körperlicher Kraft nicht alles, wenn man mit einem Psychopathen wie Agathon zu tun hatte. Cris hatte das auf die harte Tour lernen müssen.

Er räusperte sich und zückte in einer Bewegung, die lässig wirken sollte, seine ID.

„Cris Sheldon, NRGD, Sektion 02.“

Er wusste selbst nicht, warum er sofort den Agenten raushängen ließ. Wohl, um zu verhindern, dass Trineer ihn sogleich wieder wegschickte, ohne dass er Noa auch nur zu Gesicht bekam. Von der war nämlich noch keine Spur zu finden. War sie schon wieder weg?

„Sind Sie alleine…?“

[Naboo, Theed, vor dem Haus der Trineers]- Aldridge, Cris
 
- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Küche - allein -

Wie viele Stunden waren das gewesen? Drei? Oder Vier? Aldridge war überrascht darüber, das er sich nach der ereignisreichen Nacht, so frisch fühlte. Das Trockentuch in seiner Hand, flog auf den Tresen, nachdem er alle Arbeitsflächen, und somit die letzten Reste der nächtlichen Kochaktion mit Noa beseitigt hatte. Sein Vater würde nachher vielleicht zusammen mit ihm nach Hause kommen, wenn sie beide Zeit im Krankenhaus verbracht hatten. Er sollte nicht in ein Chaos heimkehren. Die Nachricht, die ihm sein Dad eben geschickt hatte, erfüllte Aldridge mit Freude und Angst zu gleich. Er durfte seinen Vater endlich wieder sehen, aber auch seine Mutter. Wie würde sie aussehen? Konnte man sie ansprechen? Wie ging es ihr wirklich? Er würde es herausfinden, und er wollte es herausfinden. Das war das mindeste, was er für sie tun konnte. Noa war noch nicht aufgetaucht, und schlief, wie angekündigt lange. Aldridge gönnte es ihr, und verfluchte sich selbst dafür, es ihr letzte Nacht nicht gleich getan zu haben. Im Licht des Morgens, wirkten die Ereignisse der letzten Nacht, so unglaublich surreal, und irgendwie weit weg. Noa und er hatten sie als zwei Fremde gestartet, die wirklich erbärmlich verkrampft versucht hatten nicht allein zu sein. Und dann nach Ohrfeigen und Wut, hatten sie beide etwas von sich Preis gegeben (Noa in einer ganz eigenen Dimension), und schließlich gewagt ehrlich miteinander zu reden. Ein schöner Auftakt, um in Zukunft vertrauensvoll, und was Aldridge sehr wichtig war, möglichst normal miteinander um zu gehen. Wie diese Zukunft, die Noa inkludierte aussah, wusste Aldridge nicht. Sie würde bald, vielleicht sogar nachher schon aufbrechen, und erstmal im All Richtung Lianna verschwinden. Wann er sie wieder sehen würde stand in den Sternen. Aldridge fand das nicht schlimm, nicht nur, weil irgendetwas in ihm wusste, das sie jetzt wie auch immer in seinem Leben sein würde, er freute sich auch darauf, sie mit Abstand zu all dem wieder zu sehen. Erst dann würde sich zeigen, wieviel von ihrem Verhalten den Extremen geschuldet war, und was einfach Teil ihres Charakters war. Der Naboo schüttelte grinsend den Kopf, eine knallharte Widerstandskämpferin war sie...unglaublich. Was für eine Nacht... über den Moment, in dem er auf Loreley versucht hatte, mit einem Seil Billard zu spielen, wollte er nicht mehr nachdenken, nie wieder...

Aldridge beschloss ein gutes, spätes Frühstück zu machen, das er ihr zur Not hinterlassen konnte, falls sie sich nicht mehr begegnen würden. Einen guten Appetit hatte Noa, und sie mochte sein Essen..

Aldridges Gedanken zerstoben, als es an der Tür klingelte. So banal und alltäglich dieses Ereignis war, so sehr warf es ihn aus der Bahn. Wer würde das sein? Miranda konnte unmöglich schon in Theed angekommen sein, und sein Vater war auch nicht da... Der Werftarbeiter schlurfte zur Tür, und beschloss jeden, der nicht Polizei oder Familie war, abzuweisen. Und auf die Presse, hatte er schon überhaupt gar keine Lust..

Cris Sheldon, NRGD, Sektion 02.“

Es war nicht einmal das für ihn auf den ersten Blick nicht zu entwirrende Behörden Kürzel, das Aldridge irriterte, als er plötzlich einem hochgewachsenen blonden Mann in die Augen blickte. Sein Name.. Konnte das sein? Hätte jener CRIS Sheldon, nicht so viel Eindruck auf ihn gemacht, mit diesem sehr offiziell wirkenden Auftritt, seiner Körperhaltung und dem abgeklärten Blick, er hätte ihn sofort gefragt. NR... die Republik, okay, aber GD? Alles was ihm dazu einfiel war Geheim... neiiin was sollte jemand von der Behörde denn von ihm wollen? Etwas in ihm wurde irgendwie nervös.

Sind Sie alleine…?“

„Nein das bin ich nicht.“

Was sollte denn die Frage? Und alles in Aldridge wollte ihn einfach fragen, ob er der Cris war. Doch diese schwer einzuschätzende Person vor ihm, die ihn noch immer mit Argusaugen ansah, verbot es ihm, genau wie der Fakt, das es in der Republik wohl ziemlich viele Männer mit dem Vornamen Cris gab. Wobei, warum sollten die alle ausgerechnet an die Tür klopfen, hinter der Noa Cortina wartete? Das machte doch keinen Sinn. Aldridge trat zur Seite, und bat ihn zu sich herein.

„Warten Sie doch bitte hier Sir, ich hole meinen Besuch eben.“

Der Naboo lies den fremden Mann, von dem er so sehr hoffte, das er war, wer er vermutete, im Flur unterhalb der Treppe zurück. Er nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe zur ersten Etage hinauf sprintete.

„Noa?“

Aldridge klopfte an ihre Tür, und wartete nicht darauf, das sie ihm öffnete.

„Ich schätze“.

Nein er hoffte.

„Du hast Besuch.“

- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - Obergeschoss – (Noa, Cris) -
 
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