Nal Hutta, Nar Shaddaa (Y'Toub-System)

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"Nun, ich gewinne für Bri'imi Rennen und sie läßt mich dafür hier wohnen. Manchmal verliere ich sie auch - kommt auf die Quoten an. Wenn alles gut läuft, teilt sie auch hin und wieder die Wettgewinne mit mir." ein schalkhaftes Grinsen legte sich über Etsukos Züge.

"Ist nicht das, was ich gelernt habe - aber zusammen mit den Jobs, die du mir manchmal vermittelst, kann ich ganz gut davon leben."
Als sie erneut den Becher hob, musste sie bedauernd feststellen, dass er schon wieder leer war. Sie teilte die letzten Tropfen gerecht in die beiden Trinkgefäße und lehnte sich dann - auf die Ellenbogen gestützt - zurück. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich bin schon groß. Ich komme hier klar." Die kleine Balosar lachte leise. Ihre Wangen waren vom Alkohol leicht gerötet, aber sie artikulierte noch klar.

"Erzähl mir lieber, welcher Wind dich hierher geweht hat! Warum bist du hier?"


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Langsam machte sich der Alkohol in seinem Blut bemerkbar. Grinsend bemerkte Ryan, dass dies auch bei Etsuko der Fall war. Wer wusste, wieviel so eine Belosar schon vertrug? Sie meinte, er bräuchte sich keine Sorgen um sie zu machen, sie käme schon zurecht.


Lächelnd hebte er eine Augenbraue. ,,Sicher Etsu? Auf Nar Shaddaa haben's Friedliebende wie du öfters Probleme. Ist ja schließlich ein Schmugglermond! Sollte dir aber einer krumm kommen, dann sag mir Bescheid! Ich lasse nicht zu, dass man meinen Freunden wehtut..."

Als Ryan die leere Flasche sah, meinte er zwinkernd zu seinem Gegenüber.

,,Hab da unten noch 'ne Flasche. Lass doch ein wenig laufen und dabei trinken?"

Trotz der vom Alkohol geröteteten Wangen, sprach sie noch klar und deutlich und fragte nach seinem Begehren. Kurz zeigte er ihr grinsend seine weißen Zähne und sagte dann

,,In erster Linie um eine alte Freundin wiederzusehen. Und zum anderen wollte ich mich nach einer Bleibe umsehen, schließlich ist ja mein Schiff vorerst weg."

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Die junge Frau dachte einen Moment still nach. Normalerweise vermied sie es, ihre persönlichen Umstände zu sorgfältig zu reflektieren. Seid sie Balosar - und Lark - verlassen hatte, führte das zu ausgesprochen unerfreulichen und trübsinnigen Gedanken, die sie lieber beiseite wischte, um sich etwas Aufregenderem zu widmen.

So blieb auch diesmal die Analyse ihrer Situation etwas oberflächlich: "Nun... bisher war ich einfach schneller als die Probleme." sie grinste verlegen, "...und ich habe natürlich weiter trainiert." bei diesen Worten legte sie ihre Hand dorthin, wo einer der beiden Blaster, die sie trug den Duster aubeulte.

"Aber danke für dein Angebot. Ich weiss das sehr zu schätzen." meinte sie schliesslich lächelnd. "Ach.. das gilt natürlich auch für die Flasche." Lachend sprang sie auf die Füße. Das Datapad, in dem sie gelesen hatte, bis Ryan augekreuzt war, verschwindet in einer der tiefen Taschen ihres Mantels. "Worauf wartest du noch?" Etsuko streckte Ryan eine Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. Offenbar war sie wohl doch ein wenig beschwipst.

"Weist du schon, wo du die nächsten Tage unterkommst?" wollte sie wissen, während sie darauf wartete, dass Ryan ihre Hand ergriff.

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Er nahm lächelnd ihre Hand und nacheinander stiegen sie die rostige Leiter hinunter.

,,Ehrlich gesagt hatte ich die Hoffnung bei dir zu leben für ein paar Tage." grinst er sie an und füllt die beiden Metallbecher erneut. ,,Das wäre nur kurz, so für ein paar Tage bis ich was gefunden habe. Sofern du natürlich nichts dagegen hast."

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"So?" erwiderte sie nur wenig erstaunt auf Ryans Frage, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Dann nahm sie ihren wieder gefüllten Becher entgegen und schnupperte neugierig dran, wobei sich ihre Fühler ein wenig nach unten neigten als wollten sie auch kosten.

"Das läßt sich sicher einrichten - allerdings könnte es etwas eng werden." Etsuko nippte vorsichtig an ihrem nun deutlich hochprozentigerem Getränk - zwar hatte sie als Balosar eine gewisse Giftresistenz - allerdings wollte sie heute nicht die Grenzen dieser Fähigkeit ausloten. Lieber nicht den Kopf verlieren... Mit einem schiefen Lächeln sah sie zu Ryan auf: "Du wolltest dir noch die Beine vertreten... hast du an einen bestimmten Ort gedacht?"

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,,Ich kann auch draußen schlafen, so ist das nicht." meinte Ryan scherzhaft zu der Balosar.


,,Oh, ich dachte an keinen speziellen Ort. Einfach herumlaufen."

Sie setzten sich in Gang. Der Söldner suchte leicht angetrunken nach einem Gedanken in seinem Kopf. Ab und zu war es zwar sinnvoll, sich die Kante zu geben, aber nicht wenn man etwas spezielles sagen wollte wie jetzt. Ah! Da war es ja wieder!

,,Du kennst ja die Black Sun? Die haben so ziemlich überall ihre Finger drin und verteilen super Aufträge für super Belohnungen und da wollte ich dich fragen, ob du 'net dem Verein beitreten willst. Und dass..." er hickste leicht "... war der intelligenteste Satz, den ich zustande bringe werde wenn wir weitertrinken."

Er grinste sie an.

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"Nein. Kommt gar nicht infrage." Etsuko schüttelte nachdrücklich den Kopf - soweit käme es noch, dass sie Freunde vor die Tür setzte. "Wir kriegen das schon hin." Sie hakte sich bei Ryan unter, der offenbar auch so langsam Schlagseite bekam. So konnten sie sich notfalls gegenseitig stützen.

Neben ihnen ragten säuberlich gestapelte Pakete aus zusammengepresstem Metall auf und bildeten scharfkantige, rostige Mauern, zwischen denen Bri'imis Droiden schmale Gassen freigelassen hatten, in denen sie sich bewegen konnten. Es roch hier immer ein wenig nach Metallspänen, Öl und Ozon - ein Geruch, den Etsuko gar nicht als so unangenehm empfand. Die meisten Ecken von Nar Shaddaa rochen sehr viel schlimmer. Nun ja. Sie unterdrückte einen kleinen Seufzer, als sie ein wenig Heimweh überkam... Ryan hing seinen eigenen Gedanken nach und machte dabei ein ziemlich angestrengtes Gesicht.

Ihr linker Fühler juckte wieder. Was brütete er da nur aus? Und plötzlich war es raus. Ohne Vorrede, Einleitung oder sonstige Präliminarien lag es vor ihnen im Staub und zappelte. "Du kommst gleich zur Sache, hm?" Etsuko lachte kurz. "Ryan, natürlich kenne ich die Black Sun - aber ich mag >Vereine< nicht sonderlich. Mitgliedschaften sind immer an ziemlich viele Verbindlichkeiten und Bedingungen geknüpft. Warum sollte ich mir sowas antun?"

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,,Du kennst mich doch, bin eine direkte Persönlichkeit."

Er goss erneut der Balosar und ihm wieder ein und nahm dann, während Etsuko bei ihm untergehakt war, einen großzügigen Schluck. Die war echt schlau, dachte Ryan sich. So konnten sie sich gegenseitig stützen, wennse zu besoffen waren, um eigenfüßig zu laufen.

,,Ich weiß."

Er kratzte sich am Kopf.

,,Man muss nur einen Teil der Belohnung an die Familie zahlen. Außerdem sorgt sie für einen, sofern man sich loyal zeigt. Sun Mitglieder bekommen bei der Auftragswahl den Vortritt. Deswegen wurde es in letzter Zeit auch schwerer, dir was gutes zu vermitteln."

Der Söldner blickte sie lächelnd an. Die Wangen gerötet vom Alkohol.

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...und schon wieder hatte sich ihr Becher auf magische Weise wieder gefüllt. Etsuko lachte gutgelaunt. "Prosit!" Nüchternbleiben war heute wohl doch keine Option - wobei, dieses Shuttle war schon lange abgeflogen: Erst der Wein und dann Ryans Gesöff... sie spürte, wie ihre Fühler so langsam ein Eigenleben bekamen und in verschiede Richtungen abknickten. In so einer Situation wichtige Dinge zu erörtern, war vielleicht nicht so klug... Die junge Balosar kicherte - nicht, dass sie sich noch auf irgendwelche dummen Dinge einliess, die sie hinterher bereute... also... nach diesem Becher sollte sie auf jeden Fall aufhören... noch konnte sie ja geradeaus laufen und lallte noch nicht...

"Isch weiss, ischweiss. Das bischt du. Schehr direkt." Hm - im letzten Becher musste mehr drin gewesen sein. Oder das Zeug war schlecht. Irgendwie war das mit dem Arkitu...Artilukieren...mit dem Geradeaussprechen doch schon schwieriger als es sein sollte.

"Du Ryan... wir schollten so wichtische Sachen nich beschpreschn, wenn wir nich nüschtern sinn." Etsuko gibt sich sehr viel Mühe, ernsthaft dreinzuschauen und hebt bedeutsam einen Zeigefinger in die Luft. "Un auscherdem sinn die nich die Wohlfahrt, da gibts beschtimmt nen Hakn."

Lächelnd hebt sie ihren Becher und prostet Ryan zu: "Allscho isch drinkjetz das Glasch leer un mir redn morgn weider vonner Schwarzn Schonne."

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Sah schon irgendwie witzig aus, als die Fühler der Balosar ein Eigenleben entwickelten. Als sie dann jedoch anfing, zu lallen und dann versuchte ernsthaft dreinzublicken, war es um Ryan geschehen - lachend brach er zusammen und hielt sich seinen Bauch. Nur mühsam konnte er sich aufrecht halten, während Tränen in seine Augen schossen, so sehr musste er lachen.

,,Du hörscht disch escht witschig an Eschtuko..."

Oha! Der Alkohol wirkte nicht nur bei seiner guten Freundin. Schon lange war er nicht mehr so betrunken gewesen wie heute Abend. Torkelnd aber trotzdem sich gegenseitig stützend, schafften sie es irgendwie zurück zum Schrottplatz zu gehen. Dann plötzlich spürte Ryan das Ziehen in der Magengegend und konnte noch in letzter Sekunde Etsu von sich wegdrücken, bevor er mit seinen Knien auf den Boden fiel und sich übergab. Als es endlich aus ihm heraus war, blickte der Söldner nochmal kurz auf diese schleimige, dunkle Masse und roch den fauligen abstoßenden Gestank... und übergab sich prompt nocheinmal!

Er kroch von dem Haufen weg, bevor er noch ein drittes mal aufstoßen hätte müssen. Ach wie gemütlich doch irgendwelche Gummirollen als Lehne waren. Und da geschah es, all diese Erinnerungen die er so sorgfältig verdrängt hatte, kamen wieder hoch. Jede einzelne Sekunde in der man ihn an eine fast tödliche Dosis Strom anschloss, die Spritzen mit irgendwelchem giftigen Zeugs, die Schläge und Tritte, sogar dieser eine Moment wo man ihn dazu zwang, jemand unschuldiges, ein Kind zu erschießen. All diese Scheiße wurde brutal hochgespült. Ryan fummelte an seinem Holster, um dann den Handblaster hervorzuholen... hielt ihn sich zitternd unters Kinn und focht innerlich eine der größten Schlachten des Universum. Er gegen sich selbst.

Die Erlösung lag so nahe, warum nicht dem Schmerz entfliehen? Warum länger leiden wenn es doch so einfach war... die Lösung aller Probleme lag nur einen Abdrücker entfernt!
Doch letzenendes obsiegte die Vernunft und der menschliche Verstand. Seine Augen wurden vom salzigen Nass benetzt und sein Blick wurde verschwommen. Schluchzend lag er da, die Waffe heruntergefallen. Alles verdrängte er aus seinem Bewusstsein. Er spürte weder den Regen, noch hörte er den Donner des Gewitters. All dass, all dass ward unwichtig...

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Ryans Lachen war ansteckend - auch wenn sich Etsuko beim besten Willen nicht erklären konnte, was er grad so witzig fand... das war doch ein ganz vernünftiges Anliegen, das sie da vorgebracht hatte - oder nicht? Aber Ryan war ganz offenbar betrunken! Er lallte sogar! Sie war natürlich auch ein wenig beschwipst - aber nur ein bischen. Kichernd stubste sie ihn wieder zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren:

"Wird Tscheit, dasch wir tschurügg gehn."

Als Ryan zu taumeln begann, griff sie nach seinem Ellenbogen, um ihn zu stützen - allerdings nur, um im nächsten Moment fortgestoßen zu werden. "Huch!" Das darauf folgende Geräusch und der Geruch waren eindeutig. Etsuko brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sich ihr Freund gerade übergeben hatte. Eigentlich wollte sie das auch gar nicht. Wahrscheinlich wurde ihr dann nur auch noch schlecht. Du meine Güte! Seit ihrer Studienzeit hatte sie sich nicht mehr derartig abgeschossen. Zögernd überwand sich Etsuko und ging neben ihm in die Hocke. Um ihn zu stützen, hielt sie mit einer Hand seine Stirn und mit der anderen umfasste sie die linke Schulter des viel größeren Mannes, der gerade noch ein weiteres Mal kotzte. Er schien sie jedoch gar nicht war zu nehmen und kroch von ihr fort.

Trotz der Dunkelheit sah die Balosar wie Schmerz sein Gesicht verzerrte und unwillkürlich legten sich ihre Fühler flach nach hinten, um sie vor den Wellen der Verzweiflung zu schützen, die von ihm ausgingen. Empathische Fähigkeiten waren unter den Balosar verbreitet, aber in der Regel schwach ausgeprägt. Allerdings waren Ryans Emfindungen gerade das Äquivalent von tosendem Lärm. Unmöglich, sich dem zu entziehen.

Was war hier los? Etsukos alkoholvernebelter Geist konnte sich keinen Reim auf seinen plötzlichen Stimmungsumschwung machen. "Ryan?" fragte sie leise und verwirrt, als sie unsicher zwei Schritte auf ihn zu machte - zu langsam, denn plötzlich hatte er sich den Lauf seiner Waffe unters Kinn gedrückt! Ach du Scheiße! "RYAN!" Schlagartig wurde sie wieder nüchtern. "RYAN!" Verdammt. Sie griff nach seiner Hand, um sie wegzudrücken, aber da hatte er die Waffe schon fallen lassen und krümmte sich weinend auf dem Boden.

Wie schon zuvor hörte er sie nicht und reagierte auch nicht, als sie sich neben ihn setzte und ihn zu sich zog. Noch nie hatte sie den abgebrühten Schmuggler in so einem Zustand erlebt. Mit zusammengepressten Lippen kämpfte sie darum, nicht von seinen Emotionen überwältigt zu werden, während sie ihn in ihren Armen hielt und seine Tränen wegwischte. "Wir müssen hier weg, Ryan." meinte sie nach einer ganzen Weile, in der Hoffnung, dass er sich genug beruhigt hatte, um wieder reagieren zu können. "Es ist nicht mehr weit."

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Es ist nicht mehr weit... diese Worte von Etsuko hallten immer wieder in seinem Kopf nach. Was war das Ziel, das nicht soweit weg war? Ein Bett? Eine Schüssel Suppe? Ein Ort, den man Zuhause nennen konnte? Wer wusste dass schon?
Er merkte in seiner Trauer nicht einmal, dass sie ihn in den Arm nahm und seine Tränen trocknete. Doch irgendwie, auf irgendeine Weise fühlte er sich seit langem... sicher. War es das richtige Wort es zu beschreiben? Möglicherweise...

Jedenfalls begann der gestandene Söldner sich langsam zu beruhigen. Langsam kehrte das Bewusstsein in ihn zurück. Es tat unglaublich gut, jemanden zu haben der sich um einen sorgte und dem sein Schicksal nicht egal war. Vorsichtig drückte er die Balosar an sich, um sie dankbar zu umarmen. Alleine dass sie da war, in seiner dunkelsten Stunde, in der all sein Selbsthass auf ihn einbrach wie eine Tsunamiwelle auf ein kleines Dorf, so fühlte er nichts als Dankbarkeit. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er sie los.

,,Danke Etsu..." er spürte wie sich sein Atem beruhigte. Sie standen auf und irgendwie schafften sie es, einen Schlafplatz zu erreichen. Erschöpft von den Gedanken und Ereignissen sowie der Erkenntnis, nicht allein zu sein, fiel Ryan in einen tiefen Schlaf, von dem er erst in 100 Jahren erwachen würden. So oder so wurde er am nächsten Tag wach und spürte zwei Dinge: Einen hundsgemeinen Kater und Schuldgefühle, nein Angst. Was würde Etsuko nun von ihm denken? Würde sie sich abwenden? Oder würde sie ihm helfen wollen?

Während seine Gedanken trotz Kopfschmerzen hin- und herflogen, bemerkte er plötzlich, wie ein fremder hellhäutiger Arm sich an seinen eingeharkt hatte. Sein Blick verfolgte den Arm, ging über die Schulter und da sah er das Gesicht und erkannte den Besitzer. Die kleine Balosar. Anstelle vorsichtig aufzustehen, sprang er erschreckt hoch und in seinem Kopf formte sich eine bunte, neon-grelle Laufschrift mit den Worten: NIE WIEDER ALKOHOL!

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Etsuko hatte noch eine ganze Weile neben ihrem schmalen Bett gesessen, in dem nun Ryan lag und sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie sie es hierhergeschafft hatten. Der Schreck über seinen Beinahe-Selbstmord saß ihr noch in den Gliedern und hatte sie so aufgewühlt, dass sie lange keinen Schlaf gefunden hatte. Die Balosar hatte sich also auf den Boden gesetzt und an das Bett gelehnt, während sie in der Dunkelheit ihres Containers versuchte, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren.

Wenigstens waren es jetzt nunmehr nur ihre eigenen Emotionen, mit denen sie klar kommen musste. Ryan war beinahe sofort eingeschlafen und sie spürte nur noch das angenehme Hintergrundrauschen eines Geistes im Leerlauf. Dass sie das vermisst hatte, das Nicht-alleine-sein, war ihr gar nicht bewusst gewesen. Auf der Leprechaun war sie immer umgeben gewesen von den schwachen, niedrigschwelligen Emissionen ihrer Forscherkollegen. Eine behagliche Verlässlichkeit, die Familie vorgaukelte. Und davor... Etsukos Fühler rollten sich beinahe ganz ein, als der unwillkommene Gedanke an Lark auftauchte. Aber hier in der Dunkelheit war es viel schwerer, ihn beiseite zu schieben, wie sie es sonst immer tat. Sie tastete nach Ryans Arm und zog ihn näher, dann lehnte sie ihre Stirn dagegen und schloss die Augen. "Gsch." Eine scheuchende Handbewegung, eigentlich mehr ein müdes Wedeln, um die Geister zu verjagen... ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben.

Irgendwann war sie schliesslich doch eingeschlafen, mit einem Arm um Ryans Schulter gelegt und seine Brust als Kissen benutzend. Etsukos Schlaf war zum ersten Mal seit langem traumlos und tief, bis sie morgens von einer abrupten Bewegung unsanft geweckt wurde - es brauchte nur eine Sekunde, bis ihr die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder einfielen. Von Ryans entsetztem Gesicht schockiert, sprang sie auf die Füße. Hatte er ihr ihre Distanzlosigkeit übelgenommen? War sie ihm zu nahe getreten? Plötzlich kam ihr der Container viel zu eng vor. Sie musste hier raus! Weg von hier, weg von den Fehlern, die sie immer wieder machte. Etsuko schob sich an dem Schmuggler vorbei und rannte nach draussen.

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Was war los? Hatte er sie verschreckt? War ihr sein Verhalten am vorigen Tag unangenehm, wurde es ihr zuviel? Unzählige Gedanken schossen durch seinen Kopf, bevor er sich dann entschied hinterherzulaufen. Irgendwie erwischte er Etsuko dann doch. Sanft hielt er sie am Arm.

,,Etsu, jetzt warte doch mal! Was ist denn los? Ich weiß, dass gestern war extrem viel für uns beide, aber deswegen brauchst du doch nicht vor mir zu fliehen! Und heute beim Aufwachen war ich halt darüber erschrocken jemand Schönes wie dich in meinen Armen zu halten!"

Er lächelte sie ein wenig verzweifelt an.

,,Ich habe in meinem Leben schon so ziemlich viel falsch gemacht, aber ich will dich nicht vergraulen - die einzige Person in meinem Leben, der ich trauen und alles erzählen kann. Bitte, geh nicht, wende dich nicht von mir ab!"

Angst erfüllte ihn. Würde sie gehen, gar immerfort verschwinden wie seine Eltern, Geschwister und Freunde mit der Zeit? Sie alle ließen ihn im Stich wenn er sie am dringendsten gebraucht hatte, würde Etsuko das hier und jetzt auf diesem gottverlassenen Schmugglermond genauso tun?

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Etsuko blieb zitternd stehen, als Ryan sie am Arm fasste und schloss die Augen, bei dem Versuch ihren Gefühlsausbruch unter Kontrolle zu bringen. Sie hatte ein wenig überreagiert wurde ihr nun schnell klar. Das passierte manchmal - naja, eigentlich passierte es ziemlich selten. Ohne sich umzudrehen, legte sie vorsichtig ihre Hand über seine.

"Ist schon gut, Ryan. Ich... ich hatte nur gedacht, du wärest meinetwegen aus dem Bett gesprungen..." Die Balosar atmete langsam aus und ihre Fühler zitterten ein wenig. Bei der Leere zwischen den Sternen! - Was für eine peinliche Situation. "..weil dir meine Nähe unangenehm war."

Sie erwiderte sein Lächeln ein wenig schief, nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte, dabei löste sie sich aus seinem Griff und trat einen kleinen Schritt zurück. "Ich fliehe nicht vor dir und du vergraulst mich auch nicht. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich, wenn sie mich brauchen." Zwar war Etsukos Stimme leise, aber sie sah ihn eindringlich aus ihren hellblauen Augen an und zwischen ihren Brauen hatte sich eine kleine, senkrechte Falte gebildet. Dann schüttelte sie den Kopf und lachte leise, um die merkwürdige Stimmung zu brechen:

"Wir sollten aufhören, ständig so dramatisch zu werden! Lass uns lieber Kaf machen und frühstücken. Du wolltest mir doch noch ein bischen was über die Black Sun erzählen?"

Mit diesen Worten verschwand Etsuko im Container und kam nur wenig später mit einer Thermoskanne und zwei abgepackten Sandwiches nach draussen. "Die sind nicht für uns, Ryan. Aber drinnen steht noch eine Kanne und noch eine Kleinigkeit zu essen. Wir können drinnen frühstücken oder auf dem Dach - wie du magst. Ich bin gleich wieder da."

Die Balosar schlenderte zwischen die Schrottberge und war schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr zu sehen. Nach ein paar Minuten kam sie mit leeren Händen und vor sich hin summend zurück, die Ereignisse der letzten Nacht nachdrücklich ignorierend.

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Erleichterung durchflutete ihn. Bevor Ryan noch etwas sagen konnte, lenkte sie beider Aufmerksamkeit aufs Frühstück. Tatsächlich, nach den Ereignissen letzte Nacht konnten sie etwas kräftiges Essen gebrauchen. Zustimmend nickte Ryan der Balosar zu und blickte sie verwundert an, als sie ohne die beiden Sandwiches zurückkehrte.


,,Sach mal, für wen waren denn die?"

Mit einer Kanne Caf und weiteren Sandwiches setzten sie sich aufs Dach, da die Hütte ein wenig klein war und man die ersten roten Strahlen der Morgensonne genießen wollte. Genüsslich verspeisten sie die leckeren Schnitten. Nachdem Ryan einen Schluck warmen Cafs getrunken hatte, meinte er zu ihr lächelnd.

,,Tja.. die Sun ist wie gestern gesagt, eine Organisation, die sich um einen kümmert. Egal was ist. Ich zum Beispiel habe einen kleinen Frachter bekommen, als man mir die Visitor nahm und ich den Häschern des Gegners entkommen war."

Er biss ab und wartete mit dem Fortfahren bis nach dem Herunterschlucken.

,,Joa, sie sind auf fast jedem Planeten vertreten und wenn man Unterstützung braucht, dann kann man in der örtlichen Basis anfragen."

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Erstmal einen Becher Kaf. Dann sah die Welt schon anders aus - selbst Nar Shaddaa und dieser Schrottplatz waren dann, naja, wenn schon nicht lieblich, dann doch zumindestens erträglich. Etsukos Kaf war schwarz und stark, sie trank ihn ohne Zucker, hatte aber aus Rücksicht für Ryan welchen mit auf's Dach genommen. Sie trank schweigend, bis ihr Becher zur Hälfte geleert war. Gestern war da noch dieses böse Zeug drin gewesen, das Ryan mitgebracht hatte, fiel ihr ein.

"Joe und Jane." antwortete sie langsam. "Keine Ahnung, ob die wirklich so heißen. Die zwei leben auch hier... ich stell' ihnen die Sachen immer hin - nachmittags ist die Kanne dann meistens wieder da."

Nach einem weiteren Schluck Kaf traute sich Etsuko dann auch, ein Stück vom Sandwich abzubeißen - ob es drin blieb, würde sich noch zeigen. Ihr war ein wenig flau im Magen. "Wie geht's dir, Ryan?" Die Balosar schaute ihren Gast mitfühlend an "Hast du Kopfschmerzen?"

"Was du über die Schwarze Sonne erzählst, klingt ja ausgesprochen nett." Etsuko gab sich Mühe, neutral zu klingen - redete aber vorsichtshalber mit ihrem Kafbecher, so gelang es ihr fast, allen Sarkasmus aus ihrer Stimme rauszuhalten. Sie helfen bestimmt auch Waisenkindern und zahlen Hinterbliebenenrente, ging es ihr durch den Kopf.

"Aber mal angenommen, ich würde für die arbeiten wollen... was für Gegenleistungen würden die denn für ihre Unterstützung erwarten?"

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,,Das ist nett von dir, aber pass auf!" mahnte Ryan. Zwei (Nicht)Menschen, die einfach dort lebten und von denen die Balosar nur die Vornamen kannte und nicht einmal wusste, ob es die tatsächlichen Namen waren, das war schon gefährlich und dann noch der Planet, auf dem diese Personen ihr Unwesen trieben... Sehr gefährlich! Ein Hauch von Angst floss in seine Stimme ein. Sie war eine gute Freundin und er machte sich Sorgen um sie, was doch verständlich war, oder? Er bemerkte ihren mitfühlenden Blick und biss dann noch einmal von seinem Sandwich ab.

,,Kopfschmerzen sind ertragbar, ist ja nicht mein erster Kater." meinte er und spielte so auf vermutlich unzählige Sauftouren in seinem Leben an.

Den unterdrückten Sarkasmus in ihrer Stimme ignorierend, ging er auf ihre rein hypothetische Frage ein.

,,Sie wollen Loyalität und etwa 30 bis 40% am Anfang von deinem Gewinn."

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"So bin ich nun mal..."
grinste die zarte Balosar. "...immer nett zu hoffnungslosen Fällen."

Ihr Tonfall war leicht, aber es schwang ein melancholischer Unterton mit. Sie hatte auf dem Rückweg zum Container schweren Herzens eine Entscheidung getroffen. Nar Shaddaa war in den letzten Monaten eine Art Heimat geworden, der Schrottplatz eine Zuflucht. Aber jetzt war es an der Zeit, weiterzuziehen.

"Danke, dass du dir Sorgen machst - aber ich passe schon auf mich auf."
meinte Etsuko schließlich und sah den großen Menschen lächelnd an. "Manchmal tut es gut, jemandem zu vertrauen." So richtig wußte sie nicht, wen sie damit gerade meinte. Ryan, Joe und Jane - oder jeden anderen, der irgendwann mal in ihrem Leben aufgetaucht und wieder verschwunden war. Bisher hatte sie ihren Mangel an Misstrauen noch nicht bereuen müssen. Und sie war fest entschlossen, damit jetzt nicht anzufangen:

"Black Sun also?" Ryans Argumente waren dünn... aber es war ihr egal. Innerlich hatte sie diesen Ort schon hinter sich gelassen und war ins Unbekannte aufgebrochen. Mit der Zeit wurden Abschiede leichter. "Aber lass mir noch Zeit meinen Kaf zu trinken!" grinste sie herausfordernd.

[Nar Shaddaa - Schrottplatz] Ryan Valen, Etsuko
 
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Selbstverständlich bekam Etsuko genug Zeit ihren Kaf aufzutrinken. Und sogar noch einen zweiten und einen dritten! Nachdem sie sich darauf geeinigt hatten, von Nar Shaddaa verschwinden zu wollen, mussten sie erst einmal einen Job finden. Der Vermittler der Black Sun, an den sie sich wandten, versprach Ausschau zu halten und meldete sich erst nach drei bis vier Tagen wieder. Anscheinend suchte eine mittelmäßge Band zwei Leibwächter für deren Tour. Kaum hatten sie das Angebot erhalten, schon standen sie einige Stunden später beim Manager der Musiker. Der Nautolaner hatte einen durchdringenden, unangenehmen Blick und musterte besonders die Balosar eindrücklich, während er Frage nach Frage stellte, die beide versuchten zufriedenstellend zu beantworten.

Dann stand Alasso, so hieß der Nichtmensch, auf und reichte ihnen beiden die Hand. ,,Ihr seid eingestellt. Euer Dienst beginnt morgen um 05:30 Uhr. Und seid nicht zu spät! Denn dann fliegen wir ohne euch ab!" Drohte er ihnen und mit einem Handwedeln bedeutete er den beiden, abzuhauen.

Als sie wieder draußen, in den lärmenden Straßen waren, meinte Ryan. ,,Tja, da haben wir unseren ersten Job! Wie wärs, ich lad dich auf was zu essen ein?"

[Nar Shaddaa - irgendein Ort in irgendeiner Gasse] Ryan Valen, Etsuko
 
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