Darth Sikarius
Ein Charaker Arlens
Teil II
[ Weltraum / Noe'ha'on-System / Noe'ha'on / Dschungel / ehemaliges Noehondorf / Tempel / Esszimmer ] Fel
Zielstrebig schlich er über die dunklen Steine, bis er schließlich an einer Ecke angelangt war, hinter der matter Lichtschein hervorkam. Vorsichtig lugte er um sie herum und zuckte sofort zurück. Dort war er! Der Büßer kniete in einem würfelförmigen Raum, der mit allerlei Tischen und anderen Dingen zugestellt war. Ein großer Schreibtisch, auf dem allerhand Papiere und Schriftrollen verteilt lagen dominierte das Zimmer, doch das Markanteste war wohl das Objekt, dass darauf ohne Rücksicht auf die fragilen Rollen darauf platziert worden war. Eine kleine Pyramide, deren bläuliches Licht die Szenerie in einem gespenstischen Farbton erstrahlen ließ.
Kurz blickte Fel ein weiteres Mal um die Ecke, dann schlich er tiefer in den Raum hinein und huschte in einen hölzernen Schrank, der direkt neben dem Eingang stand. Der Büßer kniete konzentriert vor dem großen Schreibtisch und tat irgendetwas, das seine Hände an seinen Schläfen erforderte. Offenbar hatte er bereits Gelegenheit dazu gehabt sich zu verarzten, denn die Stelle wo sein Ohr vorher gesessen hatte, war ein klinisch weißer Verband gewickelt. So leise er konnte, schloss Fel die Schranktür hinter sich, ließ jedoch einen Spalt offen der es ihm erlaubte zu sehen was als nächstes geschehen würde.
Doch zunächst blieb alles ruhig und so hatte er Gelegenheit das Zimmer näher zu betrachten, das in der Tat einige interessante Details bot. In einer Ecke stand eine Staffelei mit allerhand Farben und einem halbfertigen Bild, dass – oh Wunder – Damon Karajan zeigte, wie er mit ausgebreiteten Armen auf einem riesigen Holzkreuz saß und zu einer andächtig lauschenden Gemeinde hinabsprach. Auch auf dieser Darstellung besaß er volles und noch dazu langes Haar. Malte der Büßer diese ganzen Kunstwerke etwa selbst?! Bei derart ausgeprägtem Narzissmus war das eigentlich nicht verwunderlich.
Grade wollte Fel einen der Tische näher in Augenschein nehmen, auf dem allerhand Glaskolben mit diversen, bunten Flüssigkeiten zu finden waren, da geschah etwas Unerwartetes, das ihn für einen Moment geblendet die Augen zusammenkneifen ließ. Plötzlich war das bläuliche Licht der kleinen Pyramide gewichen und hatte einem klinisch sauberen Weiß Platz gemacht, das in seiner gleißenden Intensität den Augen wehtat.
Auch schien das Licht nicht mehr den Ursprung in der Pyramide zu nehmen, stattdessen hatte sich ein etwa zwei Meter langes und ungefähr einen Meter breites Oval gebildet, das vollkommen frei über ihr schwebte und grelles Licht in alle Richtungen sandte. Grade wollte der Mörder die Augen schließen, um abzuwarten bis der Schein erträglicher würde, doch da begann sich eine humanoide Gestalt in dem Oval zu formen. Zunächst war es nur ein Schatten, der in seiner Mitte aufgetaucht war, doch dann, binnen Sekunden wurde die Gestalt heller, während gleichzeitig das Licht der Sphäre nachließ. Dann konnte man endlich erkennen wer oder was dort über der kleinen Pyramide schwebte.
Weiße Roben, die irgendwie vom Schnitt her an einen Arzt- oder Wissenschaftlerkittel erinnerten schlangen sich um einen starken und muskulösen, aber dennoch zart wirkenden Körper. Fragile Hände, die an zwei große, bleiche, haarlose Spinnen erinnerten, lagen locker vor der Brust verschränkt auf den jeweilig gegenüberliegenden Oberarmen. Das Gesicht des Wesens war genauso weiß wie der Rest seines Körpers. Aristokratische Züge, von langen, schneeweißen Haaren eingerahmt, blickten abschätzig auf den noch immer knienden Damon und die pupillenlosen Augen schienen niemals zu blinzeln. Die Gestalt war ohne Zweifel als Arkanier zu identifizieren, doch wollten die spitzen Ohren, die unter den glatten Haaren hervorlugten nicht recht ins Bild passen.
Einige Momente hallte Stille durch den Raum, so antiseptisch wie das Licht, dass noch immer von der strahlenden Gestalt ausging. Beides war klar und rein, doch trotzdem auch kalt und tot, als hätte eine unsichtbare Hand Alkohol über eine Petrischale voller sich munter vermehrender Bakterien gekippt und mit einer einzigen Bewegung alles Leben ausgelöscht. Wer auch immer die Lichtgestalt war, sie war kein Jedi. Vielmehr lag tödliche Schwärze in diesem alles versengendem Licht. Es erinnerte an den Glanz eines Sterns, doch bar jeder lebensschaffenden Energie. Jede Pflanze wäre elendig daran zu Grunde gegangen.
Plötzlich brach Damon jedoch das Schweigen. Seine Stimme klang minderwertig und Fel zuckte bei ihrem Klang zusammen, angesichts der kalten Perfektion vor ihm.
„Meister! Lord…Darth Sik. Es ist etwas geschehen, von dem ihr unbedingt erfahren müsst, es…“
Die Kakophonie aus der Kehle des nichtswürdigen Menschen verstummte sofort, als die Lichtgestalt vor ihm die Hand hob. Der Büßer zuckte zurück als hätte man ihn geschlagen und er kauerte sich noch enger auf dem Boden zusammen. Die Stimme die aus dem Mund des Wesens war hell und klar und…kalt, als hätte ein törichter Geist eine Glocke geschlagen, die mit ihrem Ton Wärme für immer aus diesem Universum tilgen konnte.
„Darth Sik ist nicht hier, wie du sehr wohl weißt, Diener. Ich bin lediglich der Torwächter, den er erschuf, um sein Wissen und sein Holocron zu hüten. Du wirst mich gebührend ansprechen und das ohne sein Gedächtnis zu entweihen. Andernfalls werden dir weitere Audienzen verwehrt bleiben“
In den beunruhigend weißen Augen des Torwächters war keine Regung zu erkennen und doch versuchte Damon dem Boden noch näher zu kommen. Ein Tisch verdeckte ihn halb, doch konnte man erkennen, dass er versuchte nicht mit der Seite den Boden zu berühren, die Adria mit ihrem Beil erwischt hatte. Seine Stimme hatte etwas Kriecherisches, dass so gar nicht zu dem narzisstischen Koch, Künstler und Rethoriker passen wollte, der für diese Genialität mit dem Makel des Mörders gezeichnet worden war, als er antwortete:
„Verzeiht, verzeiht mir, Meister Torwächter. Es ist nur… der Mann von dem ich Euch berichtete ist hier! Leto Fel! Er kam einfach so, oben durch die Tür spaziert und hat das gesamte Dorf ausgelöscht – bis auf mich!“
„Der Sikarius ist hier?“
Fragte der Torwächter und sein bleiches Gesicht nahm den Ausdruck kalten Interesses an, das jedoch sogleich in Ungeduld umschwang, als der Büßer unbedacht fragte:
„Sikarius?“
„Sikarius. Nach Darth Sik. Die besondere Kreatur die er bei seinen Forschungen entdeckte“
Die Augen des Torwächters schweiften ab und hefteten sich auf einen Punkt auf der anderen Seite des Raumes, den Fel aus seinem Schrank nicht einsehen konnte.
„‚Vernunft, Mut und Begierde, aus diesen drei Teilen schafft sich der Geist. Sie halten einander in der Waage, jeder hat seine spezielle, ihm besondere Situation, in der er aktiv werden kann. Wir sind darauf angewiesen, dass dem so ist. Nichts darf dieses zarte Gefüge stören, sonst wird eine Seele geschaffen, die sich nicht in diese Welt einfügen kann. Rastlos wandert diese verlorene Seele sodann durch die Welt, getrieben von plötzlich auftretenden Veränderungen des Bewusstseins und des Handeln. Für einen Außenstehenden wirkt dieses Wesen wie gespalten, wie hin und her gerissen. In dem einen Moment wie ein rationaler Mensch, der nur vom Abwägen objektiver Entscheidungskriterien angetrieben wird, zu einem vernunftlosen Monster, das nur seine eigenen, niederen Bedürfnisse vor Augen hat.‘ Dein Leto Fel ist solch ein Sikarius, wie Darth Sik ihn nur ein einziges Mal antraf und an ihm seine Forschungen durchführte. Bring ihn mir, so kann ich die Forschung weiterführen und die Erkenntnisse diesem Wissensspeicher hinzufügen“
„Deswegen rufe ich Euch an!“
Antwortete Damon schleimig und richtete sich wieder ein Stück weit auf. Offenbar hatte er durch das offenkundige Interesse des Torwächters neuen Mut geschöpft
„Er ist stärker als ich und er hat mich mit seinem Gör besiegt. Ich bin verletzt und kann in meinem jetzigen Zustand nicht viel ausrichten! Lehrt mich eine neue Fertigkeit, damit ich ihn Euch bringen kann!“
Plötzlich richteten sich die leeren Augen der Lichtgestalt wieder auf den Büßer, der unter ihrem Blick abermals zusammenzuschrumpfen schien
„Du, Diener, wagst es mir Anweisungen zu erteilen?“
„N…nein, Herr, ich…meinte nur…“
„Hüte dich, Damon Karajan, Sklave eines Holocrons. Hüte dich Dinge zu fordern! Du kennst die Regel. Nur wenn du mir neues Wissen bringst, dass ich dem Speicher meines Schöpfers hinzufügen kann, werde ich einen Teil seiner Erkenntnisse preisgeben. ‚Wissen für Wissen, dass machten meine Ordensbrüder falsch als sie ihre Gedächtnisse in Materie banden. Ein Holocron für die Ewigkeit, von Lernwilligen gefüttert, mit stets mächtigeren Formeln aus den Wissenschaften der Macht, Physik, Chemie, Biologie – eines Tages so mächtig alles vollbringen zu können‘. Bring mir den Sikarius und ich lehre dich neue Macht, Diener“
„Aber ich brauche die neue Macht bereits jetzt um Euch Fel zu bringen, Meister! Gebt mir einen Vorschuss!“
„Nein. Erst wenn ich Erkenntnisse habe, wirst auch du welche erlangen“
Die Stimme des Büßers wurde mit jeder unbeteiligten Antwort des Torwächters lauter und ungehaltener. Man konnte regelrecht sehen, wie es ihn wurmte seine in seinen Augen logische und berechtigte Forderung nicht gewährt zu bekommen, doch Fel war zu müde um in irgendeiner Form Schadenfreude empfinden zu können.
„Ich brauche aber die Erkenntnisse vorher damit ich sie euch liefern kann! Ich habe Euch bereits alle biologischen Erkenntnisse geliefert, die dieser Ort birgt! Ich habe für euch Noehons seziert, euch Pflanzen gebracht die es nur hier gibt und Euch aus K’lor’Schneckengift ein Serum gekocht, dass heißes Wasser in Säure verwandelt. Und alles was ich bekommen habe war ein sch’eiß Machtstoß!“
„Erkenntnisse über die Macht sind wertvoller als Wissen über Biologie. Falls es dich tröstet, Diener, ein einzelner neuer Pilz würde reichen, damit ich dir mehr offenbare“
Fel war sich nicht sicher, aber ihm war, als sähe er, wie der lippenlose Mund des Torwächters sich zu einem leichten, hämischen Grinsen krümmte, als die Erkenntnis des grade Gesagten langsam in den Schädel Damons eindrang
„Aber…ich habe alles restlos abgegrast was es in dieser Gegend an Pflanzen und Tierarten zu entdecken gibt! Wollt Ihr mir sagen dass ein sch’eiß Pilz fehlt damit Ihr mir helft Fel zu zerstören?!“
„Ja“
„GOTTVERDAMMT!“
Brüllte Damon auf und trat mit voller Wucht gegen den nächststehenden Tisch, der umkippte und die auf ihm gestapelten Objekte – eine Reihe in Gläser eingelegte Köpfe – mit lautem Klirren und Splittern zu Boden purzeln ließ.
„GEBT MIR DIE INFORMATION! Hat dich dein strunzdämlicher Schöpfer eigentlich mit einem verf’ickten Funken eigener Intelligenz ausgestattet?! Oder hast dein Hirn doch in einem Huttenarsch verlegt?!“
„Deine Uneinsichtigkeit ist betrüblich, Sklave. Kontaktiere mich, wenn du den Sikarius gefangen hast. Diese Audienz ist beendet“
Mit diesen Worten flammte um den Torwächter wieder die ovale Sphäre auf und er verging ein weiteres Mal in gleißendem Licht. Diesmal dauerte der blendende Glanz jedoch nur ein paar Sekunden, dann gab wieder nur noch das Holocron seinen seichten blauen Schein ab. Mit einem Mal schien es sehr dunkel in dem Raum und Damon wirkte noch kleiner und betrübter, als sogar grade eben noch. Ein schwerer Seufzer, der von der verfahreneren Situation kündete in der er sich befand, entrang sich seiner Brust und langsam begann er auf den Ausgang und damit Fels Schrank zuzuschlurfen.
Wir müssen ihn zerlegen. Jetzt!
Fasste der Denker die Erkenntnisse zusammen, die wohl ein jedes normal denkende Wesen aus dem grade gehörten Gespräch geschlossen hätte. Doch er hatte seine Rechnung nicht mit dem Würger gemacht, der diesen Namen – zumindest auf Damon bezogen – grade nicht wirklich verdiente.
Wieso?
Fragte dieser nämlich in einem Unschuldston, als hätte er während des ganzen Gespräches selig geschlummert
Weil er uns einem Holocron zur Examination vorwerfen will, vielleicht?!
Brüllte der Denker ungehalten zurück. Offenbar ging ihm wirklich langsam das ungewohnte Verhalten seines Mitbewohners gehörig auf die Nerven. Doch der Würger antwortete nicht. Stattdessen rollte eine weitere Welle der Müdigkeit über Fel hinweg und ungeheure Mengen Melatonin wurden ausgeschüttet. An dieser Stelle müssen nun die Erkenntnisse des dreitausend Jahre alten, arkanischen Wissenschaftlers aufgegriffen werden. Dieser hatte festgestellt, dass eine gewisse Komponente, die für die Wahrnehmung von Pheromonen durch Nautolanertentakel sorgte, oral verabreicht im menschlichen Körper beinahe sofort in dessen Blutbahn eindrang. Und davon nicht genug. Diese Komponente verband sich nur allzu gerne mit dem Schlafhormon Melatonin und bildete eine ungleich stärkere Version, die in der richtigen Konzentration, zu plötzlichem Schwindel, Übelkeit und spontanen Ohnmachtsanfällen führen konnte.
Besagter Wissenschaftler hatte nicht explizit nach genannter Erkenntnis gesucht, als er sie entdeckt hatte. Vielmehr hatte er versucht Geld zu sparen, indem er andere Testsubjekte mit den Überresten verstorbener Probanden gefüttert hatte. Ein Zufall sondergleichen, dass ein menschliches Testsubjekt, ermüdet wie es gewesen war, etwa eine Stunde nach Einnahme begann genannte Symptome zu zeigen.
Ein noch größerer Zufall war es, dass auch Fel vor knapp einer Stunde Nautolaner gespeist hatte. Plötzlich, ohne Vorwarnung erfasste ihn Schwindeln und ohne Vorwarnung kippte er nach vorne. Hart schlug er auf dem Steinboden, direkt vor Damon Karajans Füßen auf. Er hörte nur noch ein leises ‚Oh‘ aus weiter Ferne, bevor die Ohnmacht ihn umfing.
[ Weltraum / Noe'ha'on-System / Noe'ha'on / Dschungel / ehemaliges Noehondorf / Tempel / Labor ] Fel, Damon
[ Weltraum / Noe'ha'on-System / Noe'ha'on / Dschungel / ehemaliges Noehondorf / Tempel / Esszimmer ] Fel
Zielstrebig schlich er über die dunklen Steine, bis er schließlich an einer Ecke angelangt war, hinter der matter Lichtschein hervorkam. Vorsichtig lugte er um sie herum und zuckte sofort zurück. Dort war er! Der Büßer kniete in einem würfelförmigen Raum, der mit allerlei Tischen und anderen Dingen zugestellt war. Ein großer Schreibtisch, auf dem allerhand Papiere und Schriftrollen verteilt lagen dominierte das Zimmer, doch das Markanteste war wohl das Objekt, dass darauf ohne Rücksicht auf die fragilen Rollen darauf platziert worden war. Eine kleine Pyramide, deren bläuliches Licht die Szenerie in einem gespenstischen Farbton erstrahlen ließ.
Kurz blickte Fel ein weiteres Mal um die Ecke, dann schlich er tiefer in den Raum hinein und huschte in einen hölzernen Schrank, der direkt neben dem Eingang stand. Der Büßer kniete konzentriert vor dem großen Schreibtisch und tat irgendetwas, das seine Hände an seinen Schläfen erforderte. Offenbar hatte er bereits Gelegenheit dazu gehabt sich zu verarzten, denn die Stelle wo sein Ohr vorher gesessen hatte, war ein klinisch weißer Verband gewickelt. So leise er konnte, schloss Fel die Schranktür hinter sich, ließ jedoch einen Spalt offen der es ihm erlaubte zu sehen was als nächstes geschehen würde.
Doch zunächst blieb alles ruhig und so hatte er Gelegenheit das Zimmer näher zu betrachten, das in der Tat einige interessante Details bot. In einer Ecke stand eine Staffelei mit allerhand Farben und einem halbfertigen Bild, dass – oh Wunder – Damon Karajan zeigte, wie er mit ausgebreiteten Armen auf einem riesigen Holzkreuz saß und zu einer andächtig lauschenden Gemeinde hinabsprach. Auch auf dieser Darstellung besaß er volles und noch dazu langes Haar. Malte der Büßer diese ganzen Kunstwerke etwa selbst?! Bei derart ausgeprägtem Narzissmus war das eigentlich nicht verwunderlich.
Grade wollte Fel einen der Tische näher in Augenschein nehmen, auf dem allerhand Glaskolben mit diversen, bunten Flüssigkeiten zu finden waren, da geschah etwas Unerwartetes, das ihn für einen Moment geblendet die Augen zusammenkneifen ließ. Plötzlich war das bläuliche Licht der kleinen Pyramide gewichen und hatte einem klinisch sauberen Weiß Platz gemacht, das in seiner gleißenden Intensität den Augen wehtat.
Auch schien das Licht nicht mehr den Ursprung in der Pyramide zu nehmen, stattdessen hatte sich ein etwa zwei Meter langes und ungefähr einen Meter breites Oval gebildet, das vollkommen frei über ihr schwebte und grelles Licht in alle Richtungen sandte. Grade wollte der Mörder die Augen schließen, um abzuwarten bis der Schein erträglicher würde, doch da begann sich eine humanoide Gestalt in dem Oval zu formen. Zunächst war es nur ein Schatten, der in seiner Mitte aufgetaucht war, doch dann, binnen Sekunden wurde die Gestalt heller, während gleichzeitig das Licht der Sphäre nachließ. Dann konnte man endlich erkennen wer oder was dort über der kleinen Pyramide schwebte.
Weiße Roben, die irgendwie vom Schnitt her an einen Arzt- oder Wissenschaftlerkittel erinnerten schlangen sich um einen starken und muskulösen, aber dennoch zart wirkenden Körper. Fragile Hände, die an zwei große, bleiche, haarlose Spinnen erinnerten, lagen locker vor der Brust verschränkt auf den jeweilig gegenüberliegenden Oberarmen. Das Gesicht des Wesens war genauso weiß wie der Rest seines Körpers. Aristokratische Züge, von langen, schneeweißen Haaren eingerahmt, blickten abschätzig auf den noch immer knienden Damon und die pupillenlosen Augen schienen niemals zu blinzeln. Die Gestalt war ohne Zweifel als Arkanier zu identifizieren, doch wollten die spitzen Ohren, die unter den glatten Haaren hervorlugten nicht recht ins Bild passen.
Einige Momente hallte Stille durch den Raum, so antiseptisch wie das Licht, dass noch immer von der strahlenden Gestalt ausging. Beides war klar und rein, doch trotzdem auch kalt und tot, als hätte eine unsichtbare Hand Alkohol über eine Petrischale voller sich munter vermehrender Bakterien gekippt und mit einer einzigen Bewegung alles Leben ausgelöscht. Wer auch immer die Lichtgestalt war, sie war kein Jedi. Vielmehr lag tödliche Schwärze in diesem alles versengendem Licht. Es erinnerte an den Glanz eines Sterns, doch bar jeder lebensschaffenden Energie. Jede Pflanze wäre elendig daran zu Grunde gegangen.
Plötzlich brach Damon jedoch das Schweigen. Seine Stimme klang minderwertig und Fel zuckte bei ihrem Klang zusammen, angesichts der kalten Perfektion vor ihm.
„Meister! Lord…Darth Sik. Es ist etwas geschehen, von dem ihr unbedingt erfahren müsst, es…“
Die Kakophonie aus der Kehle des nichtswürdigen Menschen verstummte sofort, als die Lichtgestalt vor ihm die Hand hob. Der Büßer zuckte zurück als hätte man ihn geschlagen und er kauerte sich noch enger auf dem Boden zusammen. Die Stimme die aus dem Mund des Wesens war hell und klar und…kalt, als hätte ein törichter Geist eine Glocke geschlagen, die mit ihrem Ton Wärme für immer aus diesem Universum tilgen konnte.
„Darth Sik ist nicht hier, wie du sehr wohl weißt, Diener. Ich bin lediglich der Torwächter, den er erschuf, um sein Wissen und sein Holocron zu hüten. Du wirst mich gebührend ansprechen und das ohne sein Gedächtnis zu entweihen. Andernfalls werden dir weitere Audienzen verwehrt bleiben“
In den beunruhigend weißen Augen des Torwächters war keine Regung zu erkennen und doch versuchte Damon dem Boden noch näher zu kommen. Ein Tisch verdeckte ihn halb, doch konnte man erkennen, dass er versuchte nicht mit der Seite den Boden zu berühren, die Adria mit ihrem Beil erwischt hatte. Seine Stimme hatte etwas Kriecherisches, dass so gar nicht zu dem narzisstischen Koch, Künstler und Rethoriker passen wollte, der für diese Genialität mit dem Makel des Mörders gezeichnet worden war, als er antwortete:
„Verzeiht, verzeiht mir, Meister Torwächter. Es ist nur… der Mann von dem ich Euch berichtete ist hier! Leto Fel! Er kam einfach so, oben durch die Tür spaziert und hat das gesamte Dorf ausgelöscht – bis auf mich!“
„Der Sikarius ist hier?“
Fragte der Torwächter und sein bleiches Gesicht nahm den Ausdruck kalten Interesses an, das jedoch sogleich in Ungeduld umschwang, als der Büßer unbedacht fragte:
„Sikarius?“
„Sikarius. Nach Darth Sik. Die besondere Kreatur die er bei seinen Forschungen entdeckte“
Die Augen des Torwächters schweiften ab und hefteten sich auf einen Punkt auf der anderen Seite des Raumes, den Fel aus seinem Schrank nicht einsehen konnte.
„‚Vernunft, Mut und Begierde, aus diesen drei Teilen schafft sich der Geist. Sie halten einander in der Waage, jeder hat seine spezielle, ihm besondere Situation, in der er aktiv werden kann. Wir sind darauf angewiesen, dass dem so ist. Nichts darf dieses zarte Gefüge stören, sonst wird eine Seele geschaffen, die sich nicht in diese Welt einfügen kann. Rastlos wandert diese verlorene Seele sodann durch die Welt, getrieben von plötzlich auftretenden Veränderungen des Bewusstseins und des Handeln. Für einen Außenstehenden wirkt dieses Wesen wie gespalten, wie hin und her gerissen. In dem einen Moment wie ein rationaler Mensch, der nur vom Abwägen objektiver Entscheidungskriterien angetrieben wird, zu einem vernunftlosen Monster, das nur seine eigenen, niederen Bedürfnisse vor Augen hat.‘ Dein Leto Fel ist solch ein Sikarius, wie Darth Sik ihn nur ein einziges Mal antraf und an ihm seine Forschungen durchführte. Bring ihn mir, so kann ich die Forschung weiterführen und die Erkenntnisse diesem Wissensspeicher hinzufügen“
„Deswegen rufe ich Euch an!“
Antwortete Damon schleimig und richtete sich wieder ein Stück weit auf. Offenbar hatte er durch das offenkundige Interesse des Torwächters neuen Mut geschöpft
„Er ist stärker als ich und er hat mich mit seinem Gör besiegt. Ich bin verletzt und kann in meinem jetzigen Zustand nicht viel ausrichten! Lehrt mich eine neue Fertigkeit, damit ich ihn Euch bringen kann!“
Plötzlich richteten sich die leeren Augen der Lichtgestalt wieder auf den Büßer, der unter ihrem Blick abermals zusammenzuschrumpfen schien
„Du, Diener, wagst es mir Anweisungen zu erteilen?“
„N…nein, Herr, ich…meinte nur…“
„Hüte dich, Damon Karajan, Sklave eines Holocrons. Hüte dich Dinge zu fordern! Du kennst die Regel. Nur wenn du mir neues Wissen bringst, dass ich dem Speicher meines Schöpfers hinzufügen kann, werde ich einen Teil seiner Erkenntnisse preisgeben. ‚Wissen für Wissen, dass machten meine Ordensbrüder falsch als sie ihre Gedächtnisse in Materie banden. Ein Holocron für die Ewigkeit, von Lernwilligen gefüttert, mit stets mächtigeren Formeln aus den Wissenschaften der Macht, Physik, Chemie, Biologie – eines Tages so mächtig alles vollbringen zu können‘. Bring mir den Sikarius und ich lehre dich neue Macht, Diener“
„Aber ich brauche die neue Macht bereits jetzt um Euch Fel zu bringen, Meister! Gebt mir einen Vorschuss!“
„Nein. Erst wenn ich Erkenntnisse habe, wirst auch du welche erlangen“
Die Stimme des Büßers wurde mit jeder unbeteiligten Antwort des Torwächters lauter und ungehaltener. Man konnte regelrecht sehen, wie es ihn wurmte seine in seinen Augen logische und berechtigte Forderung nicht gewährt zu bekommen, doch Fel war zu müde um in irgendeiner Form Schadenfreude empfinden zu können.
„Ich brauche aber die Erkenntnisse vorher damit ich sie euch liefern kann! Ich habe Euch bereits alle biologischen Erkenntnisse geliefert, die dieser Ort birgt! Ich habe für euch Noehons seziert, euch Pflanzen gebracht die es nur hier gibt und Euch aus K’lor’Schneckengift ein Serum gekocht, dass heißes Wasser in Säure verwandelt. Und alles was ich bekommen habe war ein sch’eiß Machtstoß!“
„Erkenntnisse über die Macht sind wertvoller als Wissen über Biologie. Falls es dich tröstet, Diener, ein einzelner neuer Pilz würde reichen, damit ich dir mehr offenbare“
Fel war sich nicht sicher, aber ihm war, als sähe er, wie der lippenlose Mund des Torwächters sich zu einem leichten, hämischen Grinsen krümmte, als die Erkenntnis des grade Gesagten langsam in den Schädel Damons eindrang
„Aber…ich habe alles restlos abgegrast was es in dieser Gegend an Pflanzen und Tierarten zu entdecken gibt! Wollt Ihr mir sagen dass ein sch’eiß Pilz fehlt damit Ihr mir helft Fel zu zerstören?!“
„Ja“
„GOTTVERDAMMT!“
Brüllte Damon auf und trat mit voller Wucht gegen den nächststehenden Tisch, der umkippte und die auf ihm gestapelten Objekte – eine Reihe in Gläser eingelegte Köpfe – mit lautem Klirren und Splittern zu Boden purzeln ließ.
„GEBT MIR DIE INFORMATION! Hat dich dein strunzdämlicher Schöpfer eigentlich mit einem verf’ickten Funken eigener Intelligenz ausgestattet?! Oder hast dein Hirn doch in einem Huttenarsch verlegt?!“
„Deine Uneinsichtigkeit ist betrüblich, Sklave. Kontaktiere mich, wenn du den Sikarius gefangen hast. Diese Audienz ist beendet“
Mit diesen Worten flammte um den Torwächter wieder die ovale Sphäre auf und er verging ein weiteres Mal in gleißendem Licht. Diesmal dauerte der blendende Glanz jedoch nur ein paar Sekunden, dann gab wieder nur noch das Holocron seinen seichten blauen Schein ab. Mit einem Mal schien es sehr dunkel in dem Raum und Damon wirkte noch kleiner und betrübter, als sogar grade eben noch. Ein schwerer Seufzer, der von der verfahreneren Situation kündete in der er sich befand, entrang sich seiner Brust und langsam begann er auf den Ausgang und damit Fels Schrank zuzuschlurfen.
Wir müssen ihn zerlegen. Jetzt!
Fasste der Denker die Erkenntnisse zusammen, die wohl ein jedes normal denkende Wesen aus dem grade gehörten Gespräch geschlossen hätte. Doch er hatte seine Rechnung nicht mit dem Würger gemacht, der diesen Namen – zumindest auf Damon bezogen – grade nicht wirklich verdiente.
Wieso?
Fragte dieser nämlich in einem Unschuldston, als hätte er während des ganzen Gespräches selig geschlummert
Weil er uns einem Holocron zur Examination vorwerfen will, vielleicht?!
Brüllte der Denker ungehalten zurück. Offenbar ging ihm wirklich langsam das ungewohnte Verhalten seines Mitbewohners gehörig auf die Nerven. Doch der Würger antwortete nicht. Stattdessen rollte eine weitere Welle der Müdigkeit über Fel hinweg und ungeheure Mengen Melatonin wurden ausgeschüttet. An dieser Stelle müssen nun die Erkenntnisse des dreitausend Jahre alten, arkanischen Wissenschaftlers aufgegriffen werden. Dieser hatte festgestellt, dass eine gewisse Komponente, die für die Wahrnehmung von Pheromonen durch Nautolanertentakel sorgte, oral verabreicht im menschlichen Körper beinahe sofort in dessen Blutbahn eindrang. Und davon nicht genug. Diese Komponente verband sich nur allzu gerne mit dem Schlafhormon Melatonin und bildete eine ungleich stärkere Version, die in der richtigen Konzentration, zu plötzlichem Schwindel, Übelkeit und spontanen Ohnmachtsanfällen führen konnte.
Besagter Wissenschaftler hatte nicht explizit nach genannter Erkenntnis gesucht, als er sie entdeckt hatte. Vielmehr hatte er versucht Geld zu sparen, indem er andere Testsubjekte mit den Überresten verstorbener Probanden gefüttert hatte. Ein Zufall sondergleichen, dass ein menschliches Testsubjekt, ermüdet wie es gewesen war, etwa eine Stunde nach Einnahme begann genannte Symptome zu zeigen.
Ein noch größerer Zufall war es, dass auch Fel vor knapp einer Stunde Nautolaner gespeist hatte. Plötzlich, ohne Vorwarnung erfasste ihn Schwindeln und ohne Vorwarnung kippte er nach vorne. Hart schlug er auf dem Steinboden, direkt vor Damon Karajans Füßen auf. Er hörte nur noch ein leises ‚Oh‘ aus weiter Ferne, bevor die Ohnmacht ihn umfing.
[ Weltraum / Noe'ha'on-System / Noe'ha'on / Dschungel / ehemaliges Noehondorf / Tempel / Labor ] Fel, Damon