[Ossus - Dschungel - Lager der Jedi] mit der ganzen Gruppe
"Da könnte ich vermutlich Abhilfe schaffen"
, lachte Tryst auf ihr Geständnis hin, wurde jedoch schnell wieder ernst. "Aber da wir nicht noch mehr überstürzen sollten, als wir es ohnehin bereits tun, wäre das vielleicht nicht die beste Idee."
Sie legte ihren Kopf in den Nacken und blickte zu ihm auf, entschlossen, ihm zumindest für einen Teil seiner Kommentare eine angemessene Rückzahlung zu geben. Er hatte offenbar erkannt, was sie antrieb und sah sie mit einem Lächeln und schief gelegtem Kopf abwartend an.
"Überstürzen? Ich gebe nur so ein hohes Tempo vor, damit wir fertig werden, bevor du an Altersschwäche stirbst!", grinste sie. "Aber du hast dich ja gut in Form gehalten, von daher dürftest du noch ein paar Jahre überstehen."
"Altersschwäche?"
, fragte er lachend. "So viel älter als du bin ich auch nicht. Auch wenn ich von den Anwesenden die meisten Jahre erlebt haben mag, graue Haare habe ich noch nicht."
"Mhm, stimmt wohl", murmelte sie, ihn mit kritischer Miene musternd, um dann die nächste Stichelei anzubringen.
"Aber ich glaube, ein wenig Grau würde dir wirklich gut stehen."
"Vielleicht, aber ich glaube, wir warten so lange, bis sich das von selbst einstellt, nachhelfen müssen wir da nicht", beschloss
Tryst. "Nein, keine Widerrede."
"Na gut...", schmollte sie und gab sich dabei alle Mühe, beleidigt zu wirken, auch wenn sie wusste, dass er es ohnehin durchschaute. An Prinzipien musste man sich halten, also musste sie jetzt auch schmollen.
Beide verfielen in Schweigen und da Tryst damit aufgehört hatte, sie mit den Berührungen seiner Fingerspitzen zu quälen, konnte sie die Stille und seine bloße Präsenz auch wirklich genießen.
"Mhm, Tryst? Sag' mal...", fragte sie schließlich, ihn mit fragenden Augen ansehend, vollendete den Satz jedoch nicht.
Er lächelte: "Ja, Kleines?"
"Glaubst du an Schicksal?"
"Ich weiß es nicht genau", sagte er bedächtig.. "Eigentlich denke ich, dass es Schicksal nicht gibt. Zumindest nicht in der Hinsicht, dass einem etwas unausweichlich vorbestimmt ist. Andererseits..."
"Ja? Was?"
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass du für mich bestimmt bist"
, lachte er.
"Sagt man nicht eigentlich, 'dass wir für einander bestimmt sind'?", fragte sie ihn, als ihr die merkwürdige Einseitigkeit seiner Aussage auffiel.
"Eigentlich schon, aber... du gehörst jetzt mir und wie könnte ich für meinen Besitz bestimmt sein? Das wäre doch eine völlige Verdrehung des Besitzrechtes."
"Hey! Was soll das heißen? Ich gehöre dir?", empörte sie sich, er schmunzelte jedoch nur und schien sich hervoragend zu amüsieren.
"Ich finde, das ist nicht gere -"
Urplötzlich pressten sich seine Lippen gegen die ihren und ersticken jede weitere Beschwerde ihrerseits. Reflexartig begann sie damit, sich gegen seinen gewaltsamen Überfall zu wehren und versuchte sich aus seiner Umarmung frei zu winden, musste jedoch schnell erkennen, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Und eigentlich wollte sie sich auch gar nicht wehren...
"Überredet", stieß sie schließlich schwer atmend hervor, als seine Lippen sich von ihren lösten. "Du kümmerst dich so liebevoll um deinen Besitz, da habe ich nichts dagegen, dazu zu zählen."
"Braves Mädchen"
, lächelte er und ließ seinen Blick noch für einen Augenblick auf ihrem Gesicht ruhen, bevor er sich von ihr abwandte und sich im Zelt umblickte.
"Ich glaube, wir erfahren bald, was die beiden da gerade aushecken. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das diesmal ein wenig mehr wird, als eine einfache Gesprächsrunde"
, sagte er, als sie beide zu Dhemya und Maedhros hinüber sahen.
Genau in diesem Augenblick schien ihre Meisterin eine Art Schwächeanfall zu erleiden und ließ sich auf den hinter ihr stehenden Stuhl sacken. Besorgt beobachteten sie zusammen, wie sich die Jedi langsam wieder sammelte und dann zu ihnen hinüber kam.
Sie erklärte, dass sie mit Visas und Wyn aufbrechen müsse, ohne jedoch zu erklären, worum es ging. Und eigentlich war es ihr auch egal, der Grund für die Ankündigung war völlig unbedeutend in Vergleich zu den Folgen, die sie hatte.
Sie würde Tryst zurücklassen müssen und das ausgerechnet jetzt, so kurze Zeit, nachdem sie ihn gefunden hatte. Aber sie würde ihn wieder sehen, mochte da kommen was wollte. Nicht nur, weil sie es selbst wollte, sondern auch, weil sie es ihm schuldig war.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie zu Tryst aufblickte. Er schänkte ihr ein trauriges Lächeln und als die erste Träne ihre Wange hinunter rann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft auf den Mund, zärtlich und vorsichtig.
"Ruhig, Kleines. Wir werden uns wieder sehen. Und so wie ich deine Meisterin verstanden habe, hat sie nicht vor,
Maedhros dauerhaft hier allein zu lassen. Ihr kommt also bestimmt wieder. Und das vermutlich in gar nicht so ferner Zukunft."
"Aber...", begann sie, bevor ein weiterer Kuss, ebenso sanft wie der vorherige, sie erneut zum Verstummen brachte.
"Aber wenn es aus irgendeinem Grund anders kommen sollte, dann werde ich dich finden. Versprochen."
"Danke...", brachte sie unter großer Willensanstrenung hervor.
"Und nun, geh. Es wird nicht einfacher werden, wenn wir den endgültigen Abschied aufschieben, bis er unvermeidbar wird."
Sie nickte: "Du hast wohl Recht. Ich liebe dich."
Mit diesen Worten reckte sie sich zu ihm hoch und wollte ihn ein letztes Mal küssen, doch er entzog sich ihr mit einem Lächeln, das zu gleichen Teilen aus Liebe und Bedauern zu bestehen schien.
"Nein, jetzt nicht mehr, Kleines. Wenn wir uns wieder sehen"
, sagte er sanft und küsste sie dann auf die Stirn.
Schluchzend löste sie sich aus seiner Umarmung und griff sich ihre Bündel, bevor sie sich zum Ausgang des Zeltes umwandte.
"Auf Wiedersehen, Maedhros", murmelte sie, als sie den Jedi passierte und dann stürmte sie auch schon durch den Nieselregen, weg von dem Mann, der diese Emotionen in ihr hervorrief, in dem Versuch vor dem zu fliehen, was ein Teil ihrer selbst war.
Die nun ungehindert fließenden Tränen verschleierten ihre Sicht und so erkannte sie erst, wo sie sich befand, als sie bereits vor einem Gallofree-Frachter stand. Sie hatte, völlig unbewusst, den Weg zum Landeplatz des Lagers eingeschlagen und stand nun vor dem Schiff, von dem sie irgendwie, auch wenn sie es nicht erklären konnte, wusste
, dass es das Schiff sein würde, mit dem Dhemya, Visas und sie an den Ort reisen würden, der ihr Ziel war, welcher auch immer das sein mochte.
Nach kurzer Zeit gelang es ihr, die Einstiegsrampe zu senken und trottete mit ihrem Gepäck an Bord des Frachters. Sie fand sich in einem leeren Frachtraum wieder und als sie einen weiteren, ebenso ungenutzten Frachtraum ein Deck höher vorfand kam sie zu dem Schluss, dass das Schiff wohl vollkommen leer war. Vielleicht in irgendeiner Ecke ein paar Astromechs und einige Werkzeuge, aber mehr würde sie an Bord dieses Schiffes wohl nicht finden. Aber dafür war alles in säuberlichster Ordnung und obwohl das Schiff wohl schon länger nicht mehr geflogen war, so hatte sich doch nirgendwo Staub abgesetzt.
'Vermutlich laufen hier bei einem oder zwei Astromechs noch irgendwelche Putzroutinen. Und wir müssen irgendwoher Fracht bekommen, ansonsten sind wir mehr als auffällig, wenn wir dem Imperium irgendwo in die Arme laufen...'
, dachte sie.
Zunächst machte sie sich auf die Suche nach einer Kabine, in der sie ihr Gepäck unterbringen konnte. Die Kabinen des Kapitäns und des ersten Offiziers ließ sie dabei direkt aus, denn diese standen ihr zum einen nicht zu und zum anderen hätte sie auch nicht gewusst, was sie mit so viel Platz würde anfangen sollen.
Schließlich fand sie eine Kabine, von den Ausmaßen her geradezu winzig, aber wenigstens mit einer eigenen Erfrischerzelle, die sich in nächster Nähe zum Cockpit befand und abgesehen von einer Koje lediglich einen Spind enthielt, die ihren Wünschen entsprach. Nichts unnötiges, was sie ohnehin nie brauchen würde und für jemanden mit ihrer Körpergröße war immer noch mehr als genug Platz.
Mit einem Anflug von Wehmut erkannte sie, dass es sogar genug Platz für Tryst zusätzlich geben würde, wenn sie bereit waren, sich die Koje zu teilen. Und sie wusste, dass sie bereit sein würde, alles mit ihm zu teilen, wenn sie ihn wieder sah.
Ein melancholisches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht und mit plötzlicher Entschlossenheit wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie würde Tryst wieder sehen und bis dahin jede Sekunde an ihn denken. Aber nicht darüber trauern, dass sie getrennt waren, sondern sich an das wenige und doch so unendlich wertvolle erinnern, was sie gehabt hatten und sich auf ihre Wiedervereinigung freuen.
Während ihre Gedanken langsam abdrifteten zog sie sich aus, legte ihre Kleindung ordentlich zusammen, bevor sie sie in den Spind legte, und stattete der Erfrischerzelle einen kurzen Besuch ab. Geistesabwesend wanderten ihre Hände über ihren Körper, folgten den Pfaden, denen auch schon Trysts Finger gefolgt waren und wagten es auch, diese Pfade zu verlassen und die Gebiete zu berühren, die Tryst gnädigerweise gemieden hatte.
"Tryst, ich glaube, du hast dir gar kein so schlechtes Geschenk ausgesucht...", murmelte sie und wurde dann urplötzlich rot, als sie sich daran erinnerte, wie ihre Körper aneinandergeschmiegt gewesen waren und, dass er sie mit Sicherheit genauso gut hatte spüren können, wie sie ihn. Er wusste vermutlich schon längst, was irgendwann tatsächlich ihm gehören würde.
Sie trocknete sich ab und ergriff dann das braun-beige Bündel, das sie aus dem Lager mitgebracht hatte. Die Jedi-Roben, die für sie bestimmt waren. Und als Dhemyas Schülerin erschien es ihr richtig, diese Roben auch zu tragen, selbst wenn die Rätin selbst keine traditionellen Gewänder zu tragen schien.
Lediglich die Stiefel ließ sie zurück, sie wollte lieber das kühle Metall der Bodenplatten unter ihren Fußsohlen spüren und verzichtete daher auf das Schuhwerk.
Sie verließ ihre Kabine und begab sich dann langsamen Schrittes und ohne jegliche Eile daran, einen Rundgang durch das Schiff zu machen. Dhemya und Visas würden wohl ohnehin noch ein wenig brauchen, bis sie hier auftauchten und so hatte sie ausreichend Zeit, um sich an Bord umzusehen.
Als sie sich einige Minuten später auf den Pilotensitz fallen ließ, wenn Dhemya nicht gerade fliegen wollte, dann würde diese Aufgabe wohl ihr zufallen, hatte sie ihre Annahmen bestätigt gefunden. Bis auf zwei noch immer aktive Astromech-Einheiten war das Schiff quasi vollkommen leer.
Und wo auch immer Dhemya hin wollte, sie würden gut daran tun, dort irgendeine Form von Fracht aufzunehmen, allein aus dem Grunde, weniger auffällig zu sein. Ein vollkommen leerer Frachter war nicht gerade ein normaler Anblick, schließlich war jeder Leerflug im Grunde ein Verlustgeschäft. Wenige Leute taten so etwas.
Während sie sich mit den Kontrollen des Schiffes, laut Bordcomputer der Minstrel
, vertraut machte fuhr sie langsam ein System nach dem anderen wieder hoch und erweckte das Schiff aus seinem Schlaf.
[Ossus - Dschungel - Lager der Jedi - an Bord der Minstrel - Cockpit] allein