[Ossus - Dschungel - Lager der Jedi] mit Maedhros, Dhemya, Tryst, Joras, Visas, Aelar und Flynn
Dhemya klang zwar nicht wirklich begeistert von der Richtung, die sie einschlagen würde, aber sie gab ihr zu verstehen, dass sie sich nicht in den Weg stellen würde, wenn Wyn das nicht wollte. Allerdings hatte sie das Gefühl, dass ihre Meisterin sowohl sie als auch Tryst in der Zukunft ziemlich genau im Auge behalten würde.
Tryst und Visas kehrten gemeinsam von ihren Erkundungsgängen zurück und Tryst trug einige Stoffbündel in braunen Farben, die er auf einem Tisch ablegte. Sie versuchte zwar sich auf Dhemyas Worte zu konzentrieren, doch sie ertappte sich mehrmals dabei, wie sie aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber sah. Glücklicherweise bemerkte er es nicht.
Ihr Gespräch endete schließlich und gemeinsam kehrten sie zum Rest der Gruppe zurück, doch Wyn hielt ihren Blick gesenkt und vermied es, ihn anzusehen. Sie traute sich nicht, denn sie wusste nicht, was sie in seinen Augen sehen würde. Vor allem nachdem sie ihm das gebeichtet hatte, was sie ihm so unbedingt sagen wollte. Würden seine Augen Verwirrung zeigen? Belustigung? Abscheu? Oder, so unwahrscheinlich es auch sein mochte, würde sie die gleichen Empfindungen sehen, die auch sie verspürte?
"Danke..."
Mit einem gemurmelten Dank trennte sie sich von ihrer Meisterin, die daraufhin zu Flynn hinüber ging und ihn ansprach. Schließlich zwang sie sich dazu, Tryst anzusehen und lächelte scheu. Sein Blick irritierte sie ein wenig, irgendetwas stimmte nicht. Er schaute sie an, als ob er wüsste, was sie quälte. Aber das konnte doch nicht sein, oder?
Als er sie jedoch mit einem schwachen Lächeln auforderte zu ihm zu kommen, gelang es ihr schließlich, langsam auf ihn zu zu gehen. Jeder einzelne Schritt kostete sie Überwindung, mit jeder Sekunde quälten sie Zweifel. Doch als sie schließlich vor ihm stand und feststellte, dass sie sich zum ersten mal auf einer Augenhöhe mit ihm befand, weil er saß, fasste sie sich ein Herz und versuchte ihm zu erklären, was sie fühlte.
"Tryst, ich... ich glaube, ich... habe... -"
Zum zweiten Mal an diesem Tag legte er ihr sanft einen Finger auf die Lippen. Wie beim ersten Mal verstummte sie umgehend und ihre Haltung versteifte sich ein wenig. Weshalb reagierte sie so merkwürdig auf diese Berührung?
"Schhh, ruhig. Ich weiß, was du sagen willst."
Was sollte das denn heißen? Er konnte davon doch gar nichts wissen. Schließlich hatte sie es ihm doch noch nicht einmal gesagt. Er musste irgendetwas anderes meinen und sie nahm sich zusammen, um das Missverständnis aufzuklären. Und um ihm von den in ihr tobenden Gefühlen zu erzählen.
"Ich... ich habe mich... in dich... verliebt."
Er lächelte und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Weshalb tat er das? Und weshalb blieb er so ruhig und sah sie lediglich lächelnd an?
Die Sekunden vergingen und ihr schossen unzählige Dinge durch den Kopf, die er nun vielleicht sagen würde. Dass sie sich nicht lächerlich machen solle. Oder dass er kein Interesse an ihr hätte, sie sei schließlich kaum mehr als ein Kind.
Doch er betrachtete sie lediglich und ließ die endlos wirkenden Sekunden verstreichen. Als er sie schließlich von der quälenden Ungewissheit erlöste sagte er jedoch etwas völlig anderes als das, was sie erwartet hatte.
"Wie ich schon sagte: Ich weiß."
"Woher..?"
War sie so durchschaubar? Hatte Maedhros, der möglicherweise ein Teil ihres Gesprächs mit Dhemya gehört hatte, ihn gewarnt?
"Dein Verhalten, dein Tonfall als du deine Meisterin gefragt hast, ob du mit ihr reden könntest. Und die Tatsache, dass du plötzlich vermieden hast mich anzusehen. Da habe ich vermutet, worum es ging. Und als du gerade so zögerlich zu mir gekommen bist wusste ich, dass ich Recht gehabt hatte."
Sie war also wirklich durchschaubar. Möglicherweise hatte er sogar noch vor ihr selbst gewusst, was mit ihr los war. Aber er hatte immer noch nicht wirklich auf ihr Geständnis reagiert. Lediglich die Bekundung, dass er es gewusst habe.
"Und was wirst du jetzt tun? Wirst du mich wegschicken?"
"Wegschicken? Nein."
Er ergriff ihre Hände und nahm sie zwischen die seinen, während er sie ernst anblickte. So unscheinbar diese Geste auch war, auf sie hatte sie eine gravierende Auswirkung. Auch wenn es wohl nicht einmal seine Absicht war, so hatte sie doch das Gefühl, dass mehr dahinter steckte, als sie nur zu beruhigen. Er nahm ihr damit die Möglichkeit einfach aufzustehen und zu fliehen. Seine Hände hielten die ihren gefangen und zwangen sie somit, auf ihrem Platz zu verharren. Bis er das Gespräch für beendet erklärte. Sie hatte den Eindruck, dass er Besitz ergriff. Für sich beanspruchte.
Und zwar sie.
"Ich möchte lediglich wissen, ob du dir das auch wirklich gut überlegt hast. Ich könnte das Geschenk das du mir anbietest nicht ablehnen, dafür wäre ich nicht stark genug. Aber du musst dir sicher sein, mein Leben würde durch dich wieder ein Leben werden. Doch dein Leben opferst du dadurch möglicherweise. Du wirst es wohl nicht verlieren, aber wenn es die falsche Entscheidung war, dann verliert es seinen Wert und du befindest dich plötzlich an dem Ort, von dem du mich gerade erst zurück geholt hast..."
Er könne ihr Geschenk nicht ablehnen? Damit meinte er scheinbar ihre Liebe. Oder ihr Leben. Er schien die Befürchtung zu haben, dass sie sich für ihn aufopferte. Aber das stimmte so nicht. Sie liebte ihn und tat das aus genau dem Grund.
Doch die Erinnerung an einige von Dhemyas und von seinen Worten brachten diese Entschlossenheit ins Wanken? Opferte sie sich wirklich nicht? Oder versuchte sie sich nur einzureden, dass sie es nicht tat?
Es war unwichtig. Wenn sie sich für ihn opferte, dann würde sie seine Märtyrerin sein.
"Ich opfere mein Leben nicht. Und ich mache das auch nicht aus Mitleid mit dir. Auch wenn ich welches habe."
"Danke, Wyn, das weiß ich zu schätzen."
Er versuchte jedoch weiterhin, sie davon zu überzeugen, dass ihre Entscheidung falsch war. Dabei hatte er doch selbst gesagt, dass er ihre Liebe nicht ablehnen könne. Oder versuchte er, sie zu schützen?
"Aber was ist mit unserem Altersunterschied? Du bist noch so jung und -"
Sie schüttelte energisch den Kopf, das würde sie auf keinen Fall zwischen ihnen stehen lassen. Was bedeutete schon das Alter? In manchen Kulturen wurden Menschen bereits mit dreizehn oder gar weniger Jahren Erwachsene, in anderen erst mit mehr als zwanzig.
Und ganz speziell Trysts Altersvorsprung störte sie in keinster Weise. Im Gegenteil hatte sie das Gefühl, dass darin zumindest ein Teil ihrer Faszination für diesen Mann ihren Ursprung hatte.
"Es ist mir egal, wirklich."
"Du willst also deine Liebe einem kriegsmüden, um ein vielfaches älteren Mann schenken? Ist das wirklich das, was du dir für deine Zukunft wünschst?"
Sie konnte sehen, dass er den Widerstand bereits aufgegeben hatte und lediglich einen letzten Versuch wagte, ohne jedoch auch nur an eine winzige Erfolgschance zu glauben. Und es bestand tatsächlich keine Chance auf Erfolg.
Sie nickte einmal und blickte dann auf ihre Hände, die sich immer noch zwischen den seinen befanden. Schließlich sah sie wieder auf und diesmal lächelte sie.
"Ja, das ist das, was ich mir wünsche."
Für einige Sekunden schien er seinen Gedanken nachzuhängen, bevor er sie wieder ansah.
"Wyn, ich liebe dich auch."
Er liebte sie! Er hatte tatsächlich nachgegeben, sie akzeptiert. Sie hatte ihn gewonnen, alles gewonnen.
Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und er legte sanft seine Hand an ihre Wange und wischte dann die einzelne Träne, die sie geweint hatte vorsichtig mit dem Daumen ab.
Mit kleinen, vorsichtigen Schritten kam sie so nahe, wie es ihr nur irgendwie möglich war und schlang dann ihre Arme um ihn. In seinen Armen, die sie wohl mit Leichtigkeit zerdrücken könnten, wie sie mit merkwürdiger Distanziertheit feststellte, erfasste sie ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit, wie sie es bisher selten erlebt hatte. Seine Hand strich sanft über ihr Haar während sie in Glückseligkeit zu schweben schien. So fühlte sich also Liebe an.
An ihn gelehnt verharrte sie für einige Minuten bewegungslos und genoss einfach seine Nähe und die schützende Präsenz, die er plötzlich darstellte. Sie wusste, dass sie bei ihm wirklich sicher war, dass er es nicht zulassen würde, dass ihr etwas geschah.
Der vorlautere Teil ihres Selbst, der von Hormonen getrieben wohl nahezu die ganze Zeit seit ihrer ersten Begegnung mit Tryst die Kontrolle über sie gehabt hatte, verlangte diese nun zurück. Er verdiente eine Belohnung und der Teil von ihr, der momentan in Verliebtheit ertrank war nicht in der Lage, ihm diese zu geben.
"Ich... ich möchte etwas ausprobieren..."
Er reagierte auf ihr unsicheres Lächeln mit einem leisen Lachen. Er wusste scheinbar, was sie antrieb. Ihre winzig erscheinende Hand legte sie in seinen Nacken und seine Hand fand den ihren. Er schenkte ihr ein letztes aufmunterndes Lächeln und zog sie dann zu sich heran.
Hatte sie einen Sekundenbruchteil zuvor noch geglaubt, die Situation unter Kontrolle zu haben, so musste sie nun feststellen, dass dies nicht der Fall war. Ihr Körper wurde von ihm an den seinen gezogen und sie spürte, dass sie zuvor richtig gelegen hatte. Als er ihre Hände ergriffen und sie so an der Flucht gehindert hatte, hatte er sie tatsächlich für sich beansprucht. Sie gehörte nun ihm.
Die Vorstellung gefiel ihr, wie sie feststellte. Er beschützte sie und im Gegenzug lieferte sie sich ihm aus. Das war nur gerecht, befand sie. Sie gab ihm eine gleichwertige Belohnung dafür, dass er für sie sorgte. Vermutlich besser, als sie es selbst je könnte. Und die Tatsache, dass es sich so entwickelt hatte, ohne dass sie auch nur ein Wort darüber geredet hätten, ließ das Ganze richtig erscheinen. Es fühlte sich so an, als sollte es für sie so sein.
Dann trafen seine Lippen auf ihre, drängten gegen sie. Völlig überwältigt von den auf sie einströmenden Empfindungen ließ sie los und ergab sich ihm.
[Ossus - Dschungel - Lager der Jedi] mit Maedhros, Dhemya, Tryst, Joras, Visas, Aelar und Flynn