Noch ein paar Gedanken zu dieser Debatte:
1) Kommentare wie "ein Tritt in den Arsch von George Lucas" sind mir zu dick aufgetragen und zu melodramatisch. Lucas hat eine Menge Asche für den Deal bekommen, er wird's überleben.
Wenn schon nicht ein Tritt in den Arsch für Lucas, dann aber für die Fans. Ich weiß nicht wie lange schon davon gesprochen wurde und in wie vielen Star Wars Dokus es geheißen hat, dass Lucas eine neun Episoden umfassende Geschichte im Kopf hatte (siehe dazu auch das Interview, in dem Hamill bestätigt, dass in GL noch in den 80ern grob auf das Jahr 2010 angesprochen hat). Als er dann Star Wars verkauft hat, gehörten im Kern eben auch die Treatments dazu. Mit Kennedy bleibt seine rechte Hand weiter dabei und George steht als Berater zur Verfügen. Das war damals der Stand der Dinge. Heute hingegen scheint von Lucas Idee wenig übrig geblieben zu sein und auf seine Meinung scheint man auch völlig zu pfeifen, wenn er sich noch nicht mal mit Abrams zusammengesetzt hat. Was, wenn nicht ein "Tritt in den Arsch" soll das sonst sein?
2) Hätte Disney eine schriftliche Vereinbarung gebrochen könnte Lucas ja klagen. Dies ist offensichtlich noch nicht geschehen.
Vom Film weiß man nichts und von der Vereinbarung im Wortlaut ja vermutlich auch nicht. Eine Grundlage für eine Klage zum jetzigen Zeitpunkt zu finden wäre daher wohl schwer. Außerdem wird die Vereinbarung vermutlich so vage gehalten sein, was sie auch sein muss, da man Disney und der Kreativabteilung ansonsten jegliche künstlerischen Freiheiten abschnüren würde, dass sie dafür unterm Strich wohl wenig Nährboden bieten wird.
3) Der Tatsache, wie lange das Schreiben des Drehbuchs dauerte, entnehme ich dass Lucas seine Story Idee nicht sonderlich gut ausgebaut hat.
Das ist eine Möglichkeit. Eine andere ist, dass man noch Ergänzungen vornehmen musste bzw Veränderungen vornehmen wollte und diese dann im Zusammenhang mit der Grundidee nicht gepasst haben. Nach dem Motto: zu viele Köche verderben den Brei. Deswegen hat man letztlich nur aufgrund von Zeitdruck, darauf würde ich wetten, eine tabula rasa gemacht und das ganze neu begonnen - schließlich schwebte ja von Anfang an über allem die Zahl 2015. Wer war nochmals für den ersten Drehbuchentwurf verantwortlich? Ich glaube auf Details dazu kann man in Zukunft noch gespannt sein!
4) Es wird seine Gründe haben wieso man die Idee von Lucas nicht umsetzt. Oder glaubt jemand ernsthaft man mache das bloß um Lucas eins auszuwischen?
Dass es hier um was persönliches geht, halte ich für ausgeschlossen. Aber zu einem der möglichen Gründe, nämlich dem Zeitdruck, habe ich mich gerade schon geäußert. Das ganze Prozedere scheint ja irgendwie so abgelaufen zu sein: GL verkauft SW + Treatments, Iger kündigt vollmundig 2015 an, die Arbeiten an dem Drehbuch (auf Basis der Treatments) beginnen und das Resultat stellt (aus welchem Grund auch immer) nicht zufrieden. Iger geht der Stift, er macht Dampf und daher kommt es zu einem Kahlschlag, bloß damit 2015 nicht in Gefahr ist. Hier steht eindeutig das Business im Vordergrund. Verständlich, denn man muss die 4 Mrd ja auch wieder hineinbringen. Aber SW, auch wenn oft eine Melkkuh, war dennoch immer mehr als bloß erfolgreiche Filme.
Nichts von dem Gesagten spricht freilich gegen eine tolle Trilogie. Aber tolle Trilogien gibt es viele. Und wie es scheint bleiben es nur zwei, die auf GLs Idee basieren, wo es doch drei hätten sein können, ja gar sollen. Star Wars wird weiterleben und sich entwickeln, das ist schön, aber es scheint so, als würde dabei eine Menge Star Wars auf der Strecke bleiben. Und eben genau der bittere Beigeschmack wird bleiben.