@Darth Gollum: Ich glaube, Mad Blacklord meint das hier noch anders und bis zu einem gewissen Grad kann ich ihm da auch nur zustimmen!
Was glaube ich M.Bl. hier meint ist, dass Qui-Gon Jinn durchaus recht fragwürdig viel zu eigensinnig und stur an Anakin bzw. Qui-Gons wohl doch recht egoistischer Haltung festhält, jetzt hier mit dem möglichen Auserwählten sozusagen was ganz tolles, besonderes entdeckt zu haben.
Denn so gesehen - wenn Qui-Gon hier nicht die ganze Zeit vor allem auf Anakin spekuliert hätte, hätte er vlt. auch simpel einen anderen Händler mit entsprechenden Schiffsbauteilen finden können. Aber nein, es musste ja Watto sein, weil dem ja nu einmal Anakin gehörte und Qui-Gon hiermit auch Anakin simpel freibekommen wollte.
Ich will es mal so sagen: Es ist sicher nichts dagegen einzuwenden, seine eigenen Ideen, Vorstellungen und Pläne leidenschaftlich zu verfolgen bzw. zu betreiben.
Doch ob das hierbei was Qui-Gon Jinn betrifft nicht ein normales moralisches Maß inzwischen übersteigt, ist zumindest fragwürdig.
Ich meine, schauen wir uns mal an, WAS Jinn hier eigtl. alles riskiert, nur um an Anakin heran zu kommen:
Er versucht, Watto mit dem Geistestrick auszutricksen! (Gut, klappt nicht und ist somit auch okay! Aber interessant ist hierbei, wie Jinn reagiert: Er verzieht das Gesicht, als hätte er auf eine saure Zitrone gebissen. Das kann man so oder so deuten -entweder in dem Sinne: "Mist, jetzt tu ich als Jedi-Meister einmal etwas gegen die Regeln und kriege auch gleich die Latte mit dem Zaunpfahl dazu, dass ich es hätte besser wissen können" oder "Mist, dass das jetzt nicht geklappt hat!" -Je nachdem, wie man das auffassen will, sagt das IMO über Jinns Charakter hinsichtlich seiner eigenen Kompromissbereitschaft bzw. Bereitschaft, sich selbst für seine Zwecke und Ziele zu korrumpieren, schon sicherlich so einiges aus!)
Dann verwendet er die Macht, um den Würfel zu beeinflussen! Tja, und das ist zudem auch noch ein etwas dolleres Ding, denn es macht deutlich, dass Jinn Shmi Skywalker und ihr Los nicht im Geringsten zu interessieren scheint! Gut, sie hat ihr Schicksal und das Anakins, der ja noch ein kleiner Junge ist, sollte nicht das Ihre teilen müssen! Aber Jinn "beugt" ihr das Schicksal zu seinen Zwecken und Gunsten! Ist das wirklich moralisch?
Und ganz davon abgesehen riskiert Jinn wohl darüber hinaus ja durchaus auch eine ganze Menge, in dem er Anakin überhaupt dieses Rennen fahren lässt. Ich meine, was wäre gewesen, wenn Anakin hierbei gar tödlich verunglückt wäre!
Und dabei geht es hierbei IMO NICHT darum, dass das nicht durchaus hätte passieren können und vlt. gar irgendwann tatsächlich mal hätte passieren können. Es geht auch nicht darum, ob Anakin das nun dank seiner Fähigkeiten in der Macht sehr gut hingekriegt hätte oder nicht.
Es geht hierbei schlicht und ergreifend darum, was das eigtl. über Qui-Gon Jinn aussagt!
Er ist ja schließlich ein Jedi-Meister und somit nicht irgendwer. Er hat - ob nun wirklich selbst gewählt oder nicht - eine Verpflichtung bzw. trägt eine moralisch-ethische Verpflichtung, derer er sich bewusst und klar sein sollte.
Niemand hätte Jinn in seinem Alter und mit seinen Einflussmöglichkeiten zwingen geschweige denn zurückhalten können, hätte er den Orden verlassen wollen.
Nein, worum es hier geht, ist Jinns Arroganz zu glauben, er könne sich einfach so über alle schicksalshaften Verbindlichkeiten hinweg setzen!
SO funktioniert das nicht - und schon gar nicht das Leben, Dasein bzw. die Existenz selbst!!!
Und wenn man das ganze mal ganz pragmatisch betrachtet, lässt GL hierbei auch eigtl. wirklich wenig Fragwürdigkeit daran zu. Im Endeffekt rächt sich Jinns Eigensinnigkeit und unmoralisches Vorgehen durchaus:
Nicht nur, dass durch Jinns Tod sozusagen der Meister, den Anakin hätte kriegen können, eben nicht mehr abkömmlich war - Obi-Wan musste nun einspringen, ohne das er wirklich dafür bereit gewesen wäre. (Und das meine ich jetzt auch im Hinblick darauf, dass es hier nicht um irgendjemanden ging, sondern um mindestens einen Schüler mit einem sehr mächtigen Potenzial - also jetzt mal den Aspekt, dass Anakin gar der Auserwählte sein könnte oder gar war, außen vor gelassen!)
Aber gerade deshalb empfinde ich Qui-Gon Jinn dennoch auch eben als eine ganz tolle Figur, die GERADE dazu einlädt, über dessen fragwürdige Entscheidungen und Verhaltensweisen zu diskutieren und sich mit ihnen auseinander zu setzen.
Denn fragwürdig halte ich hier, in wieweit es zulässig ist bzw. sein sollte, selbst korrupt zu werden oder sich zu korrumpieren, selbst wenn man dabei z. B. moralisch durchaus gar gute Dinge im Sinn hat. Geht man dann nicht vlt. GERADE das all zu hohe Risiko ein, auch das "angestrebte Gute" damit zu korrumpieren?
Jinn ist - und das betone ich hierbei gerade, WEIL Neeson diese Figur so wunderbar darstellt und man sie mögen muss - alles andere als ein Charakter, der IMO anstrebenswert ist.
Klar, am Ende geht der ganze Abschnitt auf Tattooine in TPM gut aus und alle können erleichtert von dort aufbrechen.
Doch IMO bestanden selbst bis dahin dank Jinns Manipulationen der Situation so manche Risiken, die nicht so eindeutig kalkulierbar waren, wie Jinn das vlt.selbst gerne geglaubt hätte.
Anakins Fähigkeiten und Stärke in der Macht hin oder her - es hätte so einiges schief gehen können und selbst, wenn Jinn über die Befähigung verfügt hatte, Visionen durch die Macht zu empfangen und diese korrekt zu deuten - wie korrekt deutbare sind solche denn?
Visionen zeigen zwar, was eintreten kann - aber NICHT, dass das auch genauso eintreten muss!
Es ist wie eine Reise in die Zukunft: Dort sieht der Zeitreisende eine Situation, die eingetreten ist und aber nach seiner Rückkehr bleibt jedoch die Frage offen, ob diese Situation nun so eintritt, WEIL der Zeitreisende etwas bestimmtes tut oder WEIL er genau besagtes Tun stattdessen unterlässt!!!
Setzt das eine nun dann eine Kettenreaktion an Ereignissen in Gang, welche die Zukunftsituation zur Folge hat oder eine, welche diese im Gegenteil stattdessen ver- bzw. behindert?
Und wer könnte es also wirklich wagen, darüber eine Entscheidung zu fällen? Ist Qui-Gon Jinn, bloß weil er ein Jedi-Meister ist, dazu wirklich in der Lage?
Hat er hierbei wirklich alle Eventualitäten berücksichtigt bzw. einkalkuliert?
Man weiß das nicht, aber mir erscheint es durchaus bei Jinns doch sehr, sehr menschlichem Charakter so, dass er das nicht gekonnt hatte.