Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Film und Fernsehen

Dass Kinder da hinaufschauen und vor allem anderen Begriffe wie Tod, Qual, Krieg, Zerstörung und Untergang assoziieren, dass solch ein Weltallbild gebastelt wird, um ihr Weltbild zu formen, und dass Erwachsene dies tun, dass sie dafür "Oscars" verleihen und dafür Alec Guinness und fünfzig Millionen Dollar aufwenden, ja, was ist das eigentlich? Sehr einfach - ich denke, es ist ein Verbrechen.
 
Science Fiction Times

"Star Wars" gehört zu jenen zahllosen Filmen, die das Publikum unmündig halten wollen. "Star Wars" ist wie eine Droge, keine harte, aber wer weiß: Vielleicht kommen die harten noch, die, die einem am liebsten den letzten Funken Verstand rauben möchten. Wehret den Anfängen!
 
Episode IV - Kölner Stadt-Anzeige

Ein Science-fiction-Klassiker und einer der populärsten Filme aller Zeiten. Eigentlich ein charmanter B-Film über den skrupellosen Darth Vader, der in einer fernen Galaxie die schöne Prinzessin Leia gefangen nimmt, die von dem jungen Luke Skywalker und einem weisen Jedi-Ritter befreit wird.
 
Episode IV - Lexikon des internationalen Films

Märchenhaftes Science-Fiction-Epos mit Stilelementen des Western, des Abenteuerfilms und der Komödie ... Regisseur George Lucas verbindet populäre Erzählmuster der Trivialkultur und des Comic Strip mit revolutionärer Trickfilmtechnik. Ein beispiellosere Kinoerfolg, der eine Renaissance der "Weltraumoper" einleitete.
 
Episode IV - TV Movie 06/1997

Auch wenn die Filme restauriert und aufgepeppt wurden - die technische Perfektion von "Independence Day" erreichen sie nicht. Dafür ist die Story von Luke Skywalker, Obi Wan Kenobi und der Rebellion gegen das dunkle Imperium nach wie vor unschlagbar mitreißend. Und eine gut erzählte Geschichte ist wichtiger als alle Spezialeffekte des Universums.
 
Episode V - Lexikon des internationalen Films

Aufwendige Fortsetzung von "Krieg der Sterne" ... Tricktechnisch perfekt und professionell produziert, besitzt der Film jedoch weniger Charme und spielerische Leichtigkeit als sein von George Lucas inszenierter Vorgänger. Der Seriencharakter der utopischen "comic-strip"-Mythen ist augenscheinlich und bietet auch jugendlichen Fans nur mäßige Unterhaltung.
 
Episode V - TV Spielfilm

Treu blieben die Macher dem Grundkonzept: eine amüsante und atemberaubende Mixtur aus allen liebgewordenen Klischees der Abenteuerfilmgeschichte - Western und Liebesdrama inklusive. "Das Imperium schlägt zurück" wurde zum Höhepunkt der Trilogie - eine kosmische Trickorgie, die noch heute Maßstäbe im Science-fiction-Genre setzt.
 
Episode V - Stern TV Magazin

Tatsächlich besitzt "Das Imperium schlägt zurück" nicht den Charme und die Originalität des Vorgängers.
 
Episode VI - Lexikon des internationalen Films

Der kosmische Kampf zwischen den Mächten des Lichts und den Boten der Finsternis hat nunmehr völlig den Charakter eines computergesteuerten Puppentheaters angenommen. Die Abenteuer von Luke Skywalker und seinen Freunden besitzen zwar stellenweise noch den unbeschwerten Charme des Comic- strip; hinzu kommen einige neue Monster und Kreaturen, die ein wenig Originalität in den Film bringen. Sie können ihr Eigenleben aber kaum mehr gegen den geballten Einsatz von Tricktechnik und Spezialeffekten behaupten. Es dominiert das interstellare Kriegsspiel.
 
Episode VI - Kölner Stadt-Anzeiger

Ein vergnüglicher, etwas sentimentaler, aufwendiger Film über ein letztes Duell zwischen Vater und Sohn, das über den Sieg der hellen oder der dunklen Seite der Macht entscheiden soll.
 
Episode I: Süddeutsche Zeitung

Die Mitglieder eines intriganten Handelsimperiums wollen den friedlichen Planeten Naboo besetzen und das Volk ausrotten. Prinzessin Amidala und ihre Jedi-Ritter können den Kosmischen Krieg nicht verhindern.
Die Kritiker rümpfen die Nase "Ist doch schon alles mal dagewesen", und das Publikum stürmt die Kinos. Einnahmerekord: Am ersten Tag in den US-Kinos spielte er 28,5 Mio. Dollar, schlappe 52,4 Mio. Mark ein.
 
Episode I: Zoom, 8/99

(...) Mit dem Weltraummärchen "Star Wars" schlug George Lucas 1977 eine Bresche für pures, von Anspruch weitgehend befreites Popkornkino. Sein neuer Film erzählt die Vorgeschichte der Saga: Wie es dazu kam, dass eine Horde sympathischer Rebellen gegen den bösen Darth Vader kämpfen musste.
Weil der 55-jährige Lucas seine pubertären Impulse auslebt, ist auch dieser Teil passabel. Pluspunkte: Atemberaubende visuelle Effekte sowie brillant choreographierte Laserschwertduelle. Weniger überzeugend dagegen das unterkühlte Spiel der Darsteller.
 
Episode I: tip, 19/99

(...) Lustige Bimbos, verschlagene Juden, das Parlament als Quasselbude - es ist lange her, dass ein Mainstream-Produkt soviel Rassismus, Antisemitismus, Biologismus und reaktionäre Ideologie in großen Schöpflöffeln verteilt hat. abgesehen davon ist auch die Action weitgehend schlapp und langweilig.
 
Episode I: Peter Körte, FAZ, 18.8.99

(...) Damals wirkte Lucas wie ein Freibeuter, der ganze Einstellungsfolgen aus dem Zauberer von Oz, The Searchers oder Nahkampfszenen aus Kriegsfilmen einfach kopierte. Heute gleicht er dem Hausmeister seines Universums - gefangen im eigenen Echoraum. Hinter der High-Tech-Benutzeroberfläche verbirgt sich eine diffuse, muffige Anti-Haltung, ein altgewordener Kindertraum von fernen Galaxien, der sich selbst bitter ernst nimmt. Dass Star Wars, wie Pauline Kael damals gallig schrieb, das Publikum infantilisierte, muss er heute damit bezahlen, dass sein Publikum die Acht- bis Zehnjährigen sind. Lucas hat die Landschaft umgepflügt - und sie in eine Monokultur verwandelt. Der Zauber der Kindlichkeit ist kindisch geworden., der Charme, dem jeder Religionsstifter den späteren Papst voraus hat, verblasst. Dafür ist der Schöpfer heute so reich wie der Stellvertreter Gottes. Mindestens. (...)
 
Episode I: Hans-Joachim Neumann, Zitty, 17/99

(...) Also: Muss man das gesehen haben? Wenn es einem nur ums Kino geht, wohl nicht,. wenn man aber den Weltgeist der Globalisierung am Werk sehen will, dann führt kein Weg vorbei an der Dunklen Bedrohung.
 
Reise in die Vergangenheit - Star Wars Kritiken

Lange nicht mehr so einen derartigen Schwachsinn gelesen !!
 
Episode I - Thüringer Allgemeine

von Henryk Goldberg

Blechbüchsen bluten nicht
Star Wars: Der teuerste Kinderfilm seit der Erfindung der Milchstraße


Nehmen wir einmal an, das Alte Testament wäre, als jüdische Geschichte, nicht in den Kanon des Christentums aufgenommen worden und die Heilige Schrift bestünde nur aus dem Neuen Testament. Und nun fände jemand, in alten Tonkrügen womöglich, den Pentateuch vom Anfang der Welt und die übrigen Bücher. Was geschähe? Es gäbe hochinteressante Diskussionen unter den Fachgelehrten, es erschiene eine kostbar ausgestattete Edition des Hohen Liedes für die gebildeten Stände und im Übrigen bliebe Moses ein weithin unberühmter Name.
Und doch hat George Lucas es unternommen, gleichsam seinem galaktischen Evangelium, und als nichts weniger gilt dieser Film in der Popcorn-Abteilung der Kinematographie, das Alte Testament post festum hinzuzufügen, die Geschichte von allem Ursprung her. Und es ergeht dem Universum nach Lucas wie es jedem Kult, jedem Mythos, jeder spirituell aufgeladenen Tradition ergeht: Sie ist nicht fortzuschreiben nach Belieben, sie ist in ihrem Entstehen an ihre Zeit gebunden. Denn eine Spiritualität entsteht nicht auf Verlangen, nicht als Konstruktion. Sie entsteht aus ihrer Zeit, aus den Bedürfnissen ihrer Zeit und ihr Stifter ist nicht ihr Erfinder nur ihr Prophet, nur ihr Verkünder. Es ist mehr als ein Willensakt, ein Stifter zu sein. George Lucas war der Stifter der bei ihrer weltweiten Gemeinde als so gut wie spirituell geltenden Star-Wars-Saga. Das war 1977, nach Vietnam, nach Watergate und in einer Zeit zudem, als der technische Fortschritt dabei war, sich seinen guten Ruf zu ruinieren. Und Lucas gab mit seinem fantasiegezeugten Märchen, mit seinem genialisch-naiven Multi-Kulti-Universum der Welt, der westlichen Welt, zurück, was sie zu verlieren im Begriffe stand: den Glauben, es gäbe in dem Weltenchaos doch noch eine Macht, eine Kraft, die die Dinge in einige Ordnung zu bringen verstünde. Und armiert wurde diese, unterschwellige, frohe Botschaft von einer bis dahin noch nicht gesehenen Dimension technischer Illusionierung und einer fröhlich-naiven Personage. Unbekümmert und kreativ betätigte sich Lucas als Recycler so gut wie aller menschheitlichen Mythen und Kulturen und ein Volk konnte gar nicht entlegen genug siedeln ausgenommen vielleicht die DDR, denn die führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse kam nicht vor , als dass es nicht trivialisierte Spurenelemente seiner Kultur wieder finden konnte. Der technische Standard dieser drei ersten Filme im Zusammenklang mit ihrer fröhlich überbordenden Fantasie gewann ihnen damals ein weltweites Publikum (im Osten fehlt allerdings die den Kult erinnernde Generation, man merkt es an den Kassen).
Und jetzt hat George Lucas einen Kinderfilm gemacht. Einen Film ohne Blut, denn Blechbüchsen bluten nicht. Einen Film, der den medialen und sonstigen Aufwand aus eigenem Recht, aus eigner Kraft, ohne seinen Traditionsbezug auf sich selbst also nicht einen Augenblick zu tragen vermöchte.
Dabei, so schlimm, so richtig schlimm ist er gar nicht, er ist nur gewöhnlich, er ist nur die Entzauberung einer Legende. Und er ist, manchmal, mäßig unterhaltend. Und das Ben-Hur-Gedächtnisrennen, wenn die Turbinen gleich den wilden Rossen ins Geschirr genommen werden, ist schon richtig nett. Und richtig schön, als Figur, ist dieses fiese Geschäftemacherschwein, das entstanden sein muss, als eine alte Gasmaske die verfaulte Kartoffel vergewaltigte. Und wenn die Bösen in der deutschen Synchronfassung französeln, dann darf man schon daran denken, dass es die Franzosen sind, die in Europa Hollywood den Krieg erklärt haben. Und wir sehen den späteren Darth Vader, das Böse schlechthin, in seinen Anfängen als jungen unschuldigen Knaben, empfangen in Unschuld wie Maria ihr Kind empfing.
Aber eigentlich ist es so gleichgültig, wie es die ganze Geschichte ist. Denn der bewusste Bezug auf den eigenen Mythos hat die Bemühungen um die Geschichte minimalisiert, alle Kreativität gilt der Technik. Die aber erreicht hier, anders als damals bei Lucas, anders als in Spielbergs "Jurrassic Park", keine wirklich neue Dimension, sie ist einfach nur noch etwas perfekter. Und die Dialoge hat Lucas nach dem Wort der Schrift verfasst: "Eure Rede aber sei ja, ja, nein, nein." Und auch deshalb haben die Sternenkrieger ihren Charme verloren, auch deshalb wird Lucas mit seinen Raumschiffen den Kampf gegen seinen Hauptfeind verlieren: die "Titanic". Die bleibt für George Lucas "Die dunkle Bedrohung".
 
Langsam wäre es Zeit für Episode II...

Keine direkte Kritik, aber auch mal ganz interessant:

Filmmusik200.de schrieb:
Di., 21.5.2002: Filmkritiken im Vergleich
Krieg der Kritiker
Der Bewertungsmassstab für die Qualität von Filmen kann sich von Kritik zu Kritik schon mal ändern. So viel kann man zumindest lernen, wenn man dieser Tage den Pressespiegel der Rezensionen zu George Lucas Angriff der Klonkrieger querliest und mit älteren Rezensionen vergleicht.
In den Feuilletons der großen Zeitungen und Magazine hagelte es Verrisse. Ein ernstzunehmender Journalist kann es sich nämlich nicht erlauben, einen Mainstream-Film aus Hollywood gut zu finden. Erst recht nicht, wenn sich bereits andere Kritiker auf eben diesen Film eingeschossen haben. Nun mag Episode II wirklich ein schlechter Film sein und die Presse recht haben. Doch verdient eine andere Tatsache, als die Frage nach der tatsächlichen Qualität Beachtung:
Kommt ein Film nämlich aus Europa oder wurde mit Geldern aus Europa mitfinanziert, scheint es neuerdings offenbar einen Kritikerbonus zu geben. So geschehen zum Beispiel bei der Computerspieladaption Resident Evil, die von Bernd Eichinger produziert und zum Teil in Berlin gedreht wurde. Der Spiegel bescheinigte dem üblen Schocker "ein gut durchdachtes Handlungsgerüst" und beschreibt ihn als "spannenden Horrorthriller". Nun denn. (Von der populistischen Stimmungsmache gegen Gewaltvideos nach den Ereignisse von Erfurt im Zusammenhang mit dieser Filmkritik ganz zu schweigen.)
(...)
Die filmische Qualität dieser genannten Filme ist sicher nicht besser als die der neuen Star Wars-Episode. Doch hatten sie das Glück, zum Teil aus Europa zu stammen.
Jede Wette: Als reine US-Produktion wäre Resident Evil in der Presse als zweitklassiger Horrorfilm untergegangen und Der Pakt der Wölfe in Grund und Boden gestampft worden. Natürlich ist das reine Spekulation. Doch Zweifel an einheitlichen Bewertungsmassstäben der Feuilletonisten sind durchaus angebracht. (mr)

Und noch eine ziemlich verstörende Kritik:

jesus.ch schrieb:
Das Evangelium nach George Lucas

"Wir können alles auf die Leinwand bringen": Regisseur George Lucas und sein neuer, schwer bewaffneter Bösewicht
105 Millionen Dollar soll er gekostet haben, der zweite Teil der Star Wars-Saga. Und für dieses Geld bekommt man in "Episode II - Angriff der Klonkrieger" zumindest in tricktechnischer Hinsicht alles geboten, was heute digital möglich ist.

(...)

Das Gemetzel geht weiter
Um es vorwegzunehmen: die Computertechnik in dem Film ist imponierend. Die Simulationstechnik macht revolutionäre Fortschritte. Bald wird die am Computer erzeugte Wirklichkeit echter aussehen als die fehlerhaft-unvollkommene vor unserer Haustür. Star Wars ist ein Albtraum von einem Computerspiel im Megaformat. Reicht es, wenn Gott ein Computer ist? Wie perfekt das zugeht, wenn Grossrechner nicht nur irgendeine Welt, sondern einen kompletten Kosmos erschaffen, das führt George Lucas einem verzückten Kinopublikum vor. Sein Gott, der Computer, schuf nun die Fortsetzung des Kinokosmos; wenn auch nicht in sieben Tagen, so doch binnen dreier Jahre. Ein Krach-Bumm-Zisch der Extraklasse: Unglaubliches, Niegeahntes, Ungeschautes zeigt er uns. Hinsichtlich Effektprotzerei und Gigantomanie setzt dieser Film neue Massstäbe.

Ausschliesslich digital wurde gedreht, jede Einstellung am Rechner erarbeitet. Die vielformigen Fahr- und Flugzeuge und schreckgesichtigen Weltraumwesen, sie alle entstanden rein virtuell. Sogar dort, wo der Film als Realfilm daherkommt, ist er Trickfilm. Die Augen gehen einem betrachtend über, pausenlos, alle paar Sekunden aufs Neue. Der Nervenkitzel ist vom Feinsten, die Spannung enorm.

Doch damit erschöpt sich bereits das Positive. Aufs ganze gesehen gehört der Film in die Kategorie: pädagogisch besonders schädlich. Nicht, weil hier Gewalt gezeigt wird, sondern wie sie gezeigt wird, ist das Problem: schmerzlos, seelenlos. Episode II ist auch ein Film der totalen Mobilmachung. Man rüstet für den Endkampf mit dem Reich des Bösen. Die Bösen ("Klonkrieger"!), maschinenhaft entindividualisiert, kann man massenweise abschlachten, aber es gibt so viele von ihnen, man kommt mit dem Liquidieren gar nicht nach.
Spätestens jetzt könnte man auf die Idee kommen der Schreiber habe den Film gar nicht gesehen, aber es geht noch weiter...
jesus.ch schrieb:
Ankunft auf Tatooine
Die Geschichte von Episode II ist schnell erzählt: Gleich im ersten Drittel des Films stürzen sich Anakin und Obi-Wan in eine atemberaubende Verfolgungsjagd, in deren Verlauf sie sich ungerührt in schwindelerregende Tiefen stürzen, als wüssten sie im voraus um die Unmöglichkeit ihres Todes. Anakin und Obi-Wan werden zum Schutz der Senatorin Amidala abgestellt. Die Galaktische Republik droht zu zerfallen, und die "dunkle Seite der Macht" bedroht Freiheit und Demokratie. Sie wird repräsentiert durch eine übermächtige "Handelsförderation", gelenkt von galaxisweit operierenden Grosskonzernen.
Der Krieg der Sterne ist offenkundig ein Wirtschaftskrieg, wie gehabt. Aber warum, um alles in der Welt, die Monopolkapitalisten-Föderation unbedingt den harmlosen Planeten Naboo erobern wollen, bleibt im Dunkel verlorener Drehbuch-Seiten verborgen.

Bizarre Spiritualität
Was fasziniert die Menschenmassen so daran, dass sie gar von einer Star-Wars-Religion sprechen, und das trotz der schlechten Kritiken, die jeder Film über sich ergehen lassen musste?
In einem Interview räumte zwar George Lucas ein, dass Glaube und Hoffnung sicherlich zentrale Themen in seinen Filmen seien. Doch so weit wie ihm das Filmemacher, Francis Ford Coppola, vorgeschlagen hatte, wolle er nun doch nicht gehen: gleich eine eigene Religion zu gründen. Es sei sicher nicht seine Absicht, eine Ersatzreligion zu liefern. Wenn man sich den Star-Wars-Kult allerdings genauer anschaue, musste Lucas zugestehen, könne man schon zu diesem Schluss kommen. "Ich muss aber zugeben, dass die Begeisterung der Leute für mich manchmal sehr bizarre Formen annimmt."

Die Wirklichkeit hat ihn längst eingeholt: Es gibt seit neustem Buddhisten, Juden, Katholiken, Protestanten, Moslems und Jedi. Mit einer E-Mail in Neuseeland fing alles an: Darin wurden Leute ohne Konfessionszugehörigkeit aufgefordert, bei einer Volkszählung im Britischen Königreich ihre Religion mit "Jedi" anzugeben. Bei mehr als 8000 Einträgen müsse Neuseeland nämlich "Jedi" als offizielle Religion anerkennen. Dasselbe Spiel folgte in Australien. Mit einem Bussgeld von 1000 Dollar versucht dort die Regierung, diesem dem Star-Wars-Wahn Herr zu werden.

Der E-Mail-Aufruf ging auch nach Grossbritannien. Dort mussten sich mindestens 10000 Menschen als "Jedi"-religiös eintragen. Das geschah dann auch. Das Formular, auf dem man seine Religioneintragen konnte, wurde um die Zeile "Jedi" erweitert. Neben anderen, alteingesessenen Religionen gab es nun ganz offiziell dieses Extrafeld "Jedi". Begeistert nehmen Star-Wars-Fans diese neue Option auf.

Ein Brite äussert sich voller Enthusiasmus zu dieser Jedi -Aktion: "Ich finde den Gedanken toll: Wenn in zehn Jahren jemand in die Statistik guckt, dann sieht er, dass ein bestimmter Bevölkerungsanteil 'Jedi' ist. Wir fühlen uns als Jedi-Ritter", teilt Luke Housego per E-Mail den Lesern des Magazins Wired mit: "Star Wars gibt uns Spiritualität. Es ist genauso, wie über die Bibel, den Koran oder die Torah nach einem höheren Selbst zu suchen. Mystik habe ich von Obi-Wan gelernt, nicht von Johannes dem Täufer."
Science Fiction Epos als Ersatz-Religion?
Natürlich ist es unter Film-Autoren kein Geheimnis, dass man seine Zuschauer dann am betroffensten macht, wenn man im kommerziellen Film mythologische bzw. religiöse Elemente einsetzt.

(...) "Die Macht" ist die eigentlich Grundlage des Films, sozusagen sein Ethos. Sie bestimmt den Lauf der Dinge im Star-Wars-Universum und befähigt Menschen bzw. andere Wesen, spezielle Fähigkeiten zu entwickeln: "... sie umgibt uns, durchdringt uns, sie hält die Galaxis zusammen ... sie ist überall." Das klingt fast schon biblisch und christlich. Wie die Macht in Star Wars ist Gott immer um einem, umgibt die Menschen, spendet Kraft und Hoffnung (vergleiche Psalm 139).

Die Botschaft in den Filmen lautet: Die "dunkle Seite der Macht" ist derart mächtig, dass sie auch den besten Menschen zu korrumpieren vermag. Der Auserwählte soll das Böse nicht bezwingen, da das Böse immer existieren wird und nicht zu bezwingen ist. Er soll vielmehr den Ausgleich schaffen zwischen Gut und Böse. Die zwei Mächte sollen im Einklang miteinander stehen.

Einer der zentralen Sätze der Star-Wars-Saga lautet: "Möge die Macht mit euch sein ...!" Dieser Satz begegnet einem immer bei entscheidenden Übergängen und fehlt in keinem Star-Wars-Film. Die Tatsache, dass dieser Segensspruch in den Star-Wars-Filmen aufgenommen wurde, zeigt, dass das Bedürfnis der Zuschauer nach hoffnungsvollem, Trost spendendem Segen sehr gross ist. Man könnte auch von einer wachsenden Segensbedürftigkeit und einem ausdrücklichen Verlangen nach dem (nicht nur) kirchlichen Zuspruch von Segen in den verschiedensten Lebenssituationen sprechen.

Die Macht stellt die zentrale Grösse in den Star-Wars-Filmen dar. An der Beziehung der Protagonisten zur "Macht" entscheidet sich das Geschick der ganzen Galaxis. Die Macht ist eine Gottheit ohne Geschichte. Sie ist nicht eine Zusammenfassung der Taten Gottes, wie es die christliche Theologie in der Trinitätslehre zum Ausdruck bringt, sondern vielmehr eine esoterische Gottheit. Wer an ihr partizipiert, kann Laserschwerter oder Raumschiffe schweben lassen, sich also über die Gesetze des Raumes hinwegsetzen. Ausserdem gibt die "Macht" die Möglichkeit, nicht von der "Macht" erfüllten Menschen den eigenen Willen telepatisch aufzuzwingen. Mittels dieser Fähigkeiten ist der, der die Macht bewirken kann, den anderen Menschen überlegen.
(...)
Jedi Ritter
Es gibt noch weitere religiöse Parallen. Die eigentliche Hauptfigur der ersten drei Star-Wars- Filmen verkörpert der Junge Anakin Skywalker. Er ist von einer starken Aura umgeben, und die Macht ist, wie alle zu spüren glauben, besonders stark in ihm. Man hält ihn sofort bei seiner ersten Begegnung für den vor langer Zeit prophezeiten Auserwählten, den Erlöser, der die Macht wieder ins Gleichgewicht. Eine meist wenig wahrgenommene Szene in Episode I zeigt, wie Ankins Mutter erklärt, dass ihr Sohn das Ergebnis einer jungfräulichen Geburt sei.
Obwohl Anakin ein Sklavenjunge ist, so wie die unterdrückten Juden biblischer Zeit, und ein Talent für die Mechanik hat, das sich mit dem Talent des jungen Jesus für die Tischlerei messen kann, wird er auch, wie im tibetischen Buddhismus, als der Auserwählte bezeichnet.
Christentum und Taoismus, Technologie und Mystizismus - Lucas liefert ein religionsgeschichtliches Mischmasch und greift dabei auch in die Mottenkiste Hollywoods. (...)
Auch im aktuellen Film (Episode II) nimmt ähnliche Anleihen auf. Da wird ein paradisischer Planet gezeigt, dessen Regierung in einem überdimensionalen Marmor-Vatikan tagt. In einem Kolosseum des Bösen werden im Stile von Quo Vadis die gefangenen Hauptfiguren einem aussichtslosen Kampf ausgeliefert, und der Wohnort des Hauptschurken erinnert an Vorstellungen der Hölle aus dem Mittelalter.
Nun kommt der Autor zum Schluss scheinbar wieder zu den positiven Seiten...
jesus.ch schrieb:
Die Philosophie des Films spiegelt sich in der Aussage Jodas wider, sie lautet: "Leid führt zu Wut. Wut führt zu Hass und Hass führt zu unsagbarem Leid." Jedis haben zwar ihren Gefühlen zu vertrauen, da sie auf Grund ihrer Verbindung zur Macht mehr zu fühlen vermögen, als das Auge oberflächlich zu sehen vermag. Furcht gehört aber nicht zu den Gefühlen, von denen ein Jedi sich leiten lassen darf. Denn Furcht ist das Mittel, mit dem die dunkle Seite der Macht Einfluss auf einen Menschen gewinnt. So ist das "Fürchte dich nicht!" (analog zur Weihnachtsbotschaft in Lukas 2,10) eine wesentliche Botschaft des Films.

Fazit :
· Die "Macht" stellt eine göttliche Erscheinung dar.
· Es gibt einen Auserwählten, der die Christusrolle einnimmt und trotz seiner Abkehrung von der "guten Macht" schliesslich erlöst wird.
· "Fürchte dich nicht" ist eine zentrale Aussage der Star-Wars-Religion.
· Der Glaube an das Gute und der niemals enden wollende Kampf zwischen Gut und Böse dominieren den Film.
· Heilige der christlichen Religion sind in dem Star-Wars-Universum wiederzuerkennen (wie z.B. Anakins Mutter/Heilige Maria).
· Religiöse Riten werden aufgenommen (Lebensschuld, Feuerbestattung).
· Der Film fordert zur Toleranz im Umgang mit anderen Menschen auf.
· Der Segen, ein wichtiger Aspekt jeder Religion, bekommt auch hier eine bedeutete Rolle zugeordnet.

Wenn man nun diese Punkte auf sich wirken lässt, kann man auf jeden Fall sagen, dass es George Lucas geglückt ist, sein Science-Fiction-Universum mit den unterschiedlichsten religiösen Aspekten zu verweben und dabei ein in sich geschlossenes und "glaub-würdiges" Universum zu schaffen, in dem auch die Religion ihren festen Platz einnimmt. Der wird zwar in unserer Zeit immer mehr in Zweifel gezogen. Aber nachdem dieses Filmkonzept so hervorragend aufgeht und mit höchster Wahrscheinlichkeit auch weiterhin aufgehen wird, kann man sicher sein, dass Religion an sich nichts von ihrer Faszination verloren hat und dass das Bedürfnis nach religiösen Themen und zugesprochenem Segen nicht nachgelassen hat. Und dass das Böse auch in dem besten Menschen steckt (nach Georg Lucas) und dass deshalb jeder der Erlösung bedarf (nach Jesus). Hier dürfte die Schnittstelle zwischen Drehbuch und Bibel liegen.

Bruno Graber
Jesus.ch
Datum: 23.05.2002

Es scheint mir fast als nähmen einige sehr religiöse Christen SW als Bedrohung wahr. Man kann sich nur wundern... Ungekürzt ist der Text hier
 
Du bekommst von mir den Indy-Award für das Ausgraben eines als verschollen geglaubten Artefaktes, bzw. Threads. ;)

Nun zum Thema:
Aber warum, um alles in der Welt, die Monopolkapitalisten-Föderation unbedingt den harmlosen Planeten Naboo erobern wollen, bleibt im Dunkel verlorener Drehbuch-Seiten verborgen.
Der Mann hat den Film vielleicht gesehen, aber nicht verstanden. Auf jeden Fall hat er die Zusammenhänge Handelsföderation - Darth Sidious, Darth Sidious - Palpatine und Palpatine - Kanzlerkandidat nicht erkannt. Ich hasse es, wenn Kritiker und Autoren von Rezensionen gar nicht verstehen, worüber sie sich aufregen. :(

Da wird ein paradisischer Planet gezeigt, dessen Regierung in einem überdimensionalen Marmor-Vatikan tagt.
Er hätte Naboo hier ruhig beim Namen nennen können, denn der Planet wurde ja oben bereits erwähnt. Oder wusste er nicht, womit er es zu tun hatte?
Überhaupt - einen Vergleich zwischen einem (italienischen!) Palast, der im Film Regierungszwecken dient, und dem (italienischen!) Vatikan zu ziehen, ist absolut fehl am Platze.

Und soll es doch die Religion Jedi geben. Jedi sind schließlich nette, hilfsbereite Leute.
Problematisch wäre es, wenn sich plötzlich Menschen zu Sith deklarieren würden. ;)
 
Drollig finde ich wie gsagt bei dem Text, dass der Autor erst die "guten Seiten" von SW abhaken will, dann so richtig gegen die Unmoral Hollywoods am Beispiele GL´s wettert, und sich schliesslich, nachdem ihm die Argumente ausgehen, im Fazit wieder deutlich positiv äussert.
Doll finde ich auch das Argument mit den "braunen Kutten", die es ja auch nur im Christentum gibt!
Am deutlichsten verrät der Autor aber seine Sachunkenntnis, als er von den "bösen Klonen" redet. Sicher ich habe auch immer gedacht, dass die Klone in den Klonkriegen die Bösen sind, aber das war vor Episode II.
Kann sein, dass sie in Episode III tatsächlich auf der "bösen" Seite kämpfen, ohne Spoilern zu wollen ist das sogar ziemlich sicher, aber aus Episode II kann er diesen Eindruck eigentlich nicht gewonnen haben....
:stocklol:
Naja, zu seiner Verteidigung sollte man wohl sagen, dass er vermutlich gar kein richtiger Filmkritiker ist, sondern nur ein Funktionär einer kleinen, fundamentalchristlichen, schweizer Webseite... ;)

Und irgendwie kann man seine Einstellung ja auch verstehen: zuerst treten immer mehr aus der Kirche aus, dann wird auch noch über Moscheen und Islamunterricht diskutiert, Okkultismus und Esoterik breiten sich allerorten aus, und als wäre das noch nicht genug, bekommen die "Heiden" auch noch Unterstützung aus dem Weltall! *lol*
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben