Rendili

[Rendili | Militärgelände | Wohnblock F-21 | vor Wohnung 13] Gordon Aaronson

Wenn man einen Namen und dazu eine grobe Vita kannte, machte man sich oft unwillkürlich schon Gedanken, wie die betreffende Person aussehen mochte. Dabei kam es oft vor, dass die Phantasie in eine Richtung ging, die nur Teilweise oder auch gar nicht die Realität abbildete und man dann, wenn man demjenigen wirklich begegnete, überrascht oder enttäuscht war. Überrascht war Gordon Aaronson nicht wenig, als die Tür sich öffnete. Der Mann, der da vor ihm stand, sah absolut nicht so aus, wie er sich Commander Arcturus Mengsk vorgestellt hatte. Der dunkelhaarige Mensch war ungewöhnlich bärtig für einen Flottenoffizier und trug mindestens ebenso ungewöhnliche Kleidung, wobei vor allem der braune Ledermantel mit dem breiten Kragen auffiel. Auf welchem Planeten so ein Aufzug als modern und dem Anlass angemessen galt, konnte er sich nicht vorstellen. Aber eine imposante Erscheinung war Mengsk zugegebenermaßen.

Obwohl sie in Zivil waren, bot der Lieutenant-Commander seinem Vorgesetzten einen militärischen Gruß. Dieser machte allerdings weniger Umstände und bat seinen Gast einfach herein.


»Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, Commander Mengsk«, antwortete er.

Dann überreichte er dem Gastgeber eine kleine luftdichte Schachtel, die vier Zigarren beinhaltete. Er hatte sie selbst einmal geschenkt bekommen, da er aber kein leidenschaftlicher Raucher war, sondern nur gelegentlich und zu besonderen Anlässen einmal eine Zigarre anzündete, hatte er wenig Verwendung dafür. Er war nicht sicher gewesen, ob es sich schickte, zu einem dienstlichen Treffen ein Präsent mitzubringen. Doch nun, in dieser eher informellen Atmosphäre, war er doch froh, nicht mit leeren Händen gekommen zu sein. Ob Mengsk rauchte, spielte dabei eher eine untergeordnete Rolle.

Aaronson nahm wie aufgefordert am bereits gedeckten Tisch Platz, um auf den noch fehlenden Gast zu warten. Er hatte bisher nicht gewusst, dass noch jemand erwartet wurde. Aber die Vermutung lag nahe, dass es sich um den Kommandanten des dritten beteiligten Schiffes ging. Er bedauerte es nun, nicht auch über diesen Erkundigungen eingeholt zu haben. Aber die aufkeimenden Fragen mochten sich wohl bald on selbst beantworten.

Zunächst aber gingen die beiden Männer zu zweit in den Smalltalk über. Arcturus Mengsk erkundigte sich nach seinem Flug und dem Patrouillendienst, den die Silver Bullet geleistet hatte.


»Es war ein ereignisloser Flug, Sir«, antwortete er. »Mein Schiff liegt in den Reparaturdocks, von dort hatte ich es nicht weit.

Ja, wir waren zuletzt auf Patrouillenflug am Rand des Systems. Wir wurden allerdings zurück beordert, um die letzten Kampfschäden zu beseitigen. Die Silver Bullet wird wie befohlen zu Ihrer Verfügung stehen, Commander.«


Nun war es an ihm, eine Frage zu stellen, um den Smalltalk am Laufen zu halten. Richtig wohl fühlte er sich in der Wohnung seines Befehlshabers noch nicht, im Gegenteil, er war etwas verspannt. Das wollte er sich aber nicht anmerken lassen.

»Liegt die Behemoth ebenfalls an der Werft?« erkundigte er sich.

[Rendili | Militärgelände | Wohnblock F-21 | Wohnung 13] Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk
 
Zuletzt bearbeitet:
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson

Überrascht nahm Arcturus das Präsent seines Gegenübers an. Eine Schachtel, die sich nach kurzem öffnen als Behälter mehrerer Zigarren entpuppte. Zigarren als Geschenk? In manchen Kreisen mag dies normal sein, Arcturus jedoch war keineswegs ein solches Präsent gewohnt. Geschweige denn das er Zigarren rauchte. Eher hatte er eine Vorliebe für guten Wein als für gute Zigarren. Letzteres ließ nur die Wohnung stinken.

"Ich danke ihnen für ihr Geschenk Herr Aaronson."

bedankte er sich förmlich bei seinem gegenüber. Als sie beide ihre Plätze am Esstisch eingenommen hatten begann das erste Gespräch. Aaronson hatte wohl einen langweiligen Patroulliendienst hinter sich. Hatte er überhaupt schon viele Militärische Einsätze durchgeführt? Der Mann war sogar noch älter als Arcturus und einen ganzen Rang unter diesem. Was sorgte dafür, das ein Mann seines Alters noch einen solchen Rang bekleidete?

"Nein, die Behemoth wurde stark in der Verteidigung um Corellia beschädigt und wird momentan ausgeschlachtet. Ich werde das Kommando über einen Sternenzerstörer der Enforcer Klasse erhalten. Sobald dieses Schiff Rendili erreicht hat werde ich das Kommando übernehmen und alle Vorbereitungen für unsere Aufgabe durchführen."

Erklärte er seinem Gegenüber den aktuellen Stand. Er war gespannt wie er darauf reagieren würde, ein Enforcer war keineswegs eine solche Waffenbank wie ein Vindicator Kreuzer. Ein Vindicator besaß 75 Waffen, während ein Enforcer nur mit 16 ausgestattet war. Ein Magerer Vergleich, dafür war der Enforcer deutlich schneller, besaß bessere Schilde und die Jäger die er erhalten würde wären auch nicht ohne.

"Haben sie bereits an vielen Kämpfen teilgenommen Herr Aaronson?"

fragte er diesen mit einem höflichen lächeln und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Langsam sollte die Chiss bald eintreffen, würde sie noch länger brauchen dann würde seine Laune einen gewissen Tiefpunkt erreichen. Denn wenn eines Arcturus nicht mochte, dann war es unpünktlichkeit.

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson
 
[Rendili | Militärgelände | Wohnblock F-21 | Wohnung 13] Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk

Es war Gordon Aaronson sehr unangenehm, dass er mit der Frage nach dem Schiff des Commanders unbeabsichtigt einen wunden Punkt getroffen hatte. Es musste schlimm sein, sein Kommando auf diese Weise zu verlieren. Das konnte er sich gut vorstellen, denn er war diesem Schicksal selbst nur knapp entgangen. Darin, dass Mengsk nun einen Enforcer bekam, konnte man in gewisser Weise so etwas wie eine Degradierung sehen, denn dieser konnte es von der reinen Kampfkraft her nicht mit einem schweren Kreuzer der Vindicator-Klasse aufnehmen. Doch erstens hatte es dafür andere Vorzüge, andererseits gab man jemandem, dem man unzureichende Leistungen vorwarf, nicht sofort einen neuen Kreuzer und dazu den Befehl über eine Mission.

»Es tut mir leid, das zu hören, Sir«, sagte er daher. »Es muss schwierig sein, die Abmusterung seines Schiffes zu erleben. Aber ich gebe zu, ich freue mich darauf, einen der neuen Enforcer im Einsatz zu sehen.«

Mengsk ging über diesen Punkt hinweg und stellte eine Frage zu Aaronsons Kampferfahrung.

»Ich war beim Scharmützel von Uba V dabei.« Dieses Ereignis lag nun sehr lange zurück - Arcturus Mengsk musste damals noch ein Schuljunge gewesen sein. »Allerdings war ich damals noch Ensign. Und als Lieutenant habe ich die Schlacht von Quarzite erlebt. Corellia war die erste große Schlacht, bei der ich selbst das Kommando über ein Schiff führte. Ich denke aber, dass ich bei dem bevorstehenden Einsatz auch von meiner Erfahrung im Umgang mit Piraten, Schmugglern und ähnlichem Gesindel profitieren kann. Wir waren zuletzt zwei Jahre auf Sektorpatrouille.«

Es entging Aaronson nicht, dass der Blick des Commanders hin und wieder zum Chronometer schweifte. Offenbar legte er großen Wert auf Pünktlichkeit. Und diese Tugend schien der zweite Gast vermissen zu lassen. Zwanzig Uhr war soeben vorüber; jede weitere Minute würde eine Verspätung sein. Der Lieutenant-Commander war froh, dass es bei seinem Flug keine Verzögerungen gegeben hatte. Der erste Eindruck zählte doch oft am meisten. Hoffentlich war es Gordon gelungen, einen positiven zu hinterlassen.

[Rendili | Militärgelände | Wohnblock F-21 | Wohnung 13] Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk
 
[Rendili System - Militärgelände - Taxi] Hatijc’arl’ajkartia

Sanft summend bewegte sich das Taxi durch die Straßen des Militärgeländes, vorbei an Kasernen, Lagerhallen, Unterkünften und Landeplattformen. Im Taxi selber klopfte Hatijc’arl’ajkartia ungeduldig auf dem Fensterglas herum. Das Taxi war viel zu spät aufgekreuzt, eigentlich wollte die Chiss einen guten Eindruck hinterlassen und pünktlich bei Commander Mengsk zum Abendessen eintreffen. Dem Einladungszusatz ,,passende und bequeme Kleidung" war die Chiss insofern Folge geleistet, das sie ein Rotes Cocktailkleid und dazu passende Stiefel trug. Unter Menschen war es nämlich scheinbar reinste Normalität sich so bei einem Abendessen anzuziehen, eine Macke die die Chiss wenig verstand. Doch war der beste Weg um nicht aufzufallen sich anzupassen, deswegen blieb heute mal die Uniform im Schrank und die Abendgarderobe am Körper. Ungeduldig trommelte sie weiter auf dem Fensterglas herum, bis das Taxi stehen blieb und sie den Fahrer bezahlen konnte.
Nachdem sie das Fahrzeug verlassen hatte strich sie sich kurz eine Strähne hinter ihr Ohr, bevor sie den Wohnblock F-21 betrat. Leise zählte sie die Zimmer an den Wänden ab. Zimmer 10...Zimmer 11...Zimmer 12...ja das müsste es sein. Zimmer 13 stand in ihrer Einladung, ohne zu zögern betätigte die Chiss das Türsignal.


[Rendili System - Militärgelände - Wohnblock F-21 - Vor Wohnung 13] Hatijc’arl’ajkartia, im Zimmer Gordon Aaronson und Arcturus Mengsk​
 
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson

Mit einer Höflichkeitsfloskel beantwortete Aaronson die Enthüllung bezüglich der Behemoth. Hörte Arcturus da auch etwas wie Bedauern heraus? Gut Möglich das dem so wäre, ein Vindicator besaß nämlich fast die doppelte Feuerkraft eines Enforcers und war somit auf dem Papier das Höherwertige Schiff. Auserdem wäre auch somit die ,,Überlebenschance" für Aaronson und seine Besatzung größer, im Zweifelsfall könnten sie sich nämlich hinter dem Vindicator verstecken oder ihn die feinde zerschmettern lassen. Das war mit dem flinken Enforcer nicht so einfach möglich.

"Die Behemoth hat ihre Aufgabe über Corellia erfüllt, aus ihren noch funktionsfähigen Teilen werden neue Schiffe gebaut und ich habe mich selbst für einen Enforcer entscheiden. Mein ehemaliger Ausbilder auf der Akademie hatte das Credo ,,Niemals die selbe Schiffsklasse 2 mal kommandieren". Ich denke ich sollte seinem Credo glauben schenken, er starb nämlich bei seinem 2. Tartan den er kommandieren durfte."

erzählte er seinem Gegenüber. Die Schlacht von Uba V sagte Arcturus wirklich gar nichts. Möglicherweise ein kleineres Scharmützel ohne großen Wert. Auch Quarzite sagte ihm garnichts. Aaronson war wohl noch etwas Grün hinter den Ohren was größere Schlachten anging, aber Corellia hatte er überlebt. Das war Positiv.

Glücklicherweise ertönte nun das Türsignal, Arcturus erhob sich von seinem Platz und öffnete die Tür der Wohnung. Vor ihm baute sich die 167 Zentimeter große Chiss auf, rotes Cocktailkleid am Körper und eben so gefärbte Stiefel. Finster blickte er zur gut aussehenden Dame hinab.


"Sie sind spät Miss Hatijc’arl’ajkartia."

"Entschuldigen sie Commander Mengsk, ein Seminar hat länger gedauert. Sie dürfen mich ruhig mit dem Namen ,,Carla" Ansprechen."

Was für eine faule Ausrede! Wahrscheinlich zuviel Zeit in die Auswahl der Stiefel gesteckt das hatte die Chiss. Stumm wies er auf den freien Platz am Tisch, und ohne weitere Worte trat die Frau in das Zimmer und zu dem angezeigten Platz. Nach dem schließen der Türe ging Arcturus zurück zu seinem Platz.

"Herr Aaronson, Miss Carla, ich danke ihnen das sie hier aufgetaucht sind. Dieser Abend soll dem kennen lernen dienen. Ein guter Kommandant muss seine Untergebenen kennen, wie auch die Untergebenen ihren Kommandanten können müssen. Doch bevor wir uns an das essen machen, gebe ich einen Prost aus, auf das glorreiche und heilige Imperium seiner Majestät Allegious I. Möge seine Herrschaft ewig währen."

sagte er während er sein gefülltes Rotweinglas hob. Er hatte bereits Anfangs alles vorbereitet gehabt, die Suppe stand auf dem Tisch, die Gläser sind mit einem guten Tropfen gefüllt. Wenn alles klappt würde es ein guter Abend werden, jetzt da sie alle da sind.

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia
 
[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk

Die Türglocke schellte und Mengsk ging um zu öffnen. Zunächst konnte Gordon Aaronson den zweiten Gast nicht sehen, denn die breite Gestalt des Commanders verdeckte diesen vollständig. Die Stimme war aber eindeutig die einer relativ jungen Frau. Schon jetzt hielt sich die Begeisterung des Lieutenant-Commander in Grenzen. Frauen - noch dazu junge - sollten seiner Meinung nach keine Militäruniformen tragen. Er vertrat in dieser Sache ein ziemlich engstirniges und antiquiertes Weltbild, das er jedoch für das einzig richtige hielt. Das starke Geschlecht sollte die Aufgabe haben, den Krieg zu führen, während ihre Frauen zwar ebenso wichtigen, aber auf jeden Fall anderen Tätigkeiten nachgingen. Die Vermischung von Besatzungsmitgliedern beiderlei Geschlechtes auf einem Schiff war in seinen Augen der Garant für Disziplinlosigkeit, Missgunst und Sittenverfall. Und wenn man einem weiblichen gar das Kommando gab, provozierte man Insubordination, denn welcher Soldat ließ sich schon gerne von einer Frau sagen, wie er seine Arbeit zu verrichten hatte. Nein, er hatte nichts gegen das andere Geschlecht, er schätzte seine Qualitäten - nur lagen die seiner Meinung nach nicht im Führen von Schlachten.

Wogegen er aber wirklich etwas hatte, waren Aliens. Und als Arcturus Mengsk zur Seite trat, um die Besucherhin hereinzubitten, zeigte sich, dass diese auch das war. Die blaue Haut und die leuchtend roten, pupillenlosen Augen, die von dem Cocktailkleid noch unterstrichen wurden und ihr ein dämonisches Äußeres verliehen, kennzeichneten sie als Angehörige der Chiss-Spezies. Ein Volk, das zu den Fastmenschen gezählt wurde. Aber Fastmensch war auch nur eine andere Bezeichnung für Nichtmensch. Und Nichtmenschen waren Aaronsons ›Erfahrung‹ nach entweder faul, dumm und unfähig oder verschlagen, hinterhältig und insgesamt wenig vertrauenswürdig. Zu einem Schlag musste auch dieses Exemplar sicherlich gehören.

Er versuchte, sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen, als die blauhäutige Frau an den Tisch trat. Wie der Anstand es gebot, erhob er sich. Er reichte ihr aber nicht die Hand oder grüßte sie auf sonst eine vertrauliche Art, und auch einen militärischen Gruß entbot er nicht. Ein zurückhaltendes Nicken mit ernster Miene musste genügen für dieses weibliche Alien, das ärgerlicherweise den gleichen Rang bekleidete wie er. Er hatte nicht das Gefühl, ihr etwas zu sagen zu haben. Keine gute Voraussetzung für einen Abend in entspannter Atmosphäre. Auf dieses Kennenlernen glaubte er gut verzichten zu können. Wie hieß sie noch gleich? Hatti-Karla-nochirgendwas? Das konnte ja heiter werden.

Trotz der sinkenden Laune hob er äußerst eifrig und mit offensichtlicher Begeisterung sein Glas, als Mengsk auf den Imperator trank.


»Auf unseren Imperator und sein galaxisweites Reich«, lautete seine Antwort. »Möge es seine Grenzen stets erweitern!«

Im Augenblick war das Gegenteil der Fall. Das Imperium verlor an Boden. Doch Aaronson gehörte zu denjenigen, die überzeugt davon waren, dass das Blatt sich nach dieser Folge von Rückschlägen rasch wieder wenden würde. Das Imperium stand für die gute Sache, deshalb musste es letztlich obsiegen. Kein Alien - egal ob in den Reihen des Feindes oder in den eigenen - konnte das Vorschreiten der Menschheit langfristig verhindern. Seiner Ansicht nach stand der Sieger in diesem Kampf um Territorium, Ressourcen und Macht schon von Natur aus fest.

[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia
 
Zuletzt bearbeitet:
[Tiefenraum |Sammelpunkt „Senth“ (drei Parsecs vom Leemurtoo-System entfernt) | Vierte Flottille | zehnte Kampfgruppe | 418er 'Rampart' | Brücke] Jarvis Steiner


Ein wenig melancholisch blickte Jarvis durch die Brückenfenster auf den vernarbten Rumpf des Abfangkreuzers und in das wirbelnde Durcheinander des Hyperraums. Die vormals makellose Hülle war nun völlig verschlissen und die vormals scharfe Spitze stumpf abgebrochen. Der pockennarbige Rumpf, verursacht durch die Turbolasertreffern und die gähnende Leere, wo zuvor noch zwei Schwerkraftgeneratoren waren, vervollständigten den trostlosen Anblick. Mit einem tiefen Seufzer wand sich der hoch aufgeschossene Commander von dem traurigen Anblick ab. Die Brücke machte nur einen bedingt besseren Anblick. Hier und da waren noch Spuren der vergangenen Schlacht zu sehen, fehlende Verkleidung, verschmorte Konsolen und offene Kabelschächte.

Erst vor kurzen waren sie von ihrem Zwischenstopp bei Sammelpunkt „Senth“ gestartet um das letzte Ziel, Rendili, zu erreichen. Dort würden sie in den Werften "verschwinden" und sich der langatmigen Aufgabe zu zuwenden den Abfangkreuzer wieder herzurichten. Das gedämpfte Gemurmel und die, fast schon normale, Geschäftigkeit auf der Brücke freuten den Mann von Anaxes. Er selbst nahm seine Tasse Caf, die auf den Überresten der durchgeschmorten Taktikkonsole stand, und gönnte sich einen großen Schluck bevor er sich wieder dem Datapad annahm das danebenlag. Es galt einige erbauliche Beispiele imperialen Mutes und Tatendrang zu würdigen. Auch wenn die Schlacht und Corellia verloren war, so hatte Jarvis doch eine Männer für Beförderungen vorgeschlagen. Einige posthum, so zum Beispiel Master Gunnery Sergeant Schwartz der, selbst als es zu Hüllenbrüchen, weiter feuerte oder etwa den Führer von Brandbekämpfungstrupp 7 der unter Einsatz seines Lebens ein Feuer in der Nähe von Magazin drei gelöscht hatte. Auch die überlebenden drei Piloten des Interceptorgeschwaders hatte er für eine Beförderung vorgeschlagen. Während er die Tasse Caf lehrte und sich schon auf den Weg machen wollte die entsprechenden Einladungen zu verteilen ertönte kurz der Alarm für den Austritt aus dem Hyperraum.


"Wir erreichen das Rendili-System...in: 3...2...1...jetzt!"

Das wirbelnde Blau, das zuvor noch den Flug durch den Hyperraum darstellte, wich dem Bild der braun-blauen Kugel Rendilis und den Werften von Rendili StarDrive. Zusammen mit der arg angeschlagenen 'Rampart' fielen auch die restlichen Schiffe der 11. und 12. Kampfgruppe aus dem Hyperraum. Es musste ein trostloser Anblick sein diese Gruppe zusammengeschossener Schiffe bot.

"Melden sie sich ordnungsgemäß bei der Raumüberwachung, danach befolgen sie alle Anweisungen die von der Kontrolle oder der 'Kali' kommen."

Baird Miller, der Kommunikations und Sensorik Offizier aus der zweiten Schicht, quittierte das mit einem eifrigen: "Aye Sir." Was Jarvis zu einem Nicken veranlasste, ein guter Mann, vielleicht nicht so intelligent wie Lieutnant O'Brian aber immerhin. Jarvis verfolgte den nun aufkommenden Funkverkehr nur mit einem Ohr, beiläufig nahm er zur Kenntnis das die 'Rampart' zu Reparaturdock 23-Delta eins beordert wurde und das dort schon ein Team des Instandsetzungstrupps wartete um gleich loszulegen. Man konnte viel über das Imperium sagen, aber effizient waren seine Werften allemal. Auch wenn es vermutlich unter dem Gesichtspunkt lag das der Rebell an der Türschwelle zum Rendili-System stand und man jedes Schiff einsatzbereit haben wollte.


[Rendili-System | Kurs 23 zu 4, Richtung Reparaturdock | Vierte Flottille | zehnte Kampfgruppe | 418er 'Rampart' | Brücke] Jarvis Steiner
 
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia


Nachdem auch die Lieutnant Commanders Aaronson und Carla auf das glorreiche und heilige Imperium tranken wies der Mitt-Vierziger auf die Suppen vor den beiden Anwesenden. Eine einfache, pürierte Gemüsesuppe. Weder etwas was sehr im Magen liegt noch groß sättigt. Die perfekte Vorspeise also, wenn man keine Allergie gegen gewisse Gemüsesorten hatte.

"Ich wünsche ihnen einen guten Appetit."

Mit diesen Worten eröffnete der Commander das Abendessen und begann bereits die Suppe zu löffeln. Schweigend vergingen die ersten Minuten, keiner schien das Gespräch beginnen zu wollen. Arcturus spürte das eine gewisse Spannung in der Luft lag. Gordon Aaronson hatte nicht glücklich ausgehen als er die Chiss zum ersten mal gesehen hatte. Eine verständliche Reaktion, Rassismus war im Imperium äußerst weit verbreitet und ein anerkanntes Dogma. Auch Arcturus war keineswegs zufrieden damit eine Alien zugeteilt bekommen zu haben, doch würde er sich damit arrangieren müssen. Mitten während des Essens legte Arcturus seinen Löffel zur Seite, tupfte sich den Mund mit einer Serviette sauber und wand sich dann an die beiden Anwesenden.

"Ich denke wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir gegen eventuelle Piratenangriffe vorgehen wollen. In letzter Zeit sollen angeblich die Piraten in immer größeren Gruppen angreifen und auch bei einer der letzten Konvois eine Nebulon-B-Fregatte geentert und übernommen haben. Lieutnant Commander Aaronson, sie haben gesagt sie hätten Erfahrung mit derlei Gesindel in der Vergangenheit gesammelt. Sicherlich können sie ihre Erfahrungen mit uns teilen?"

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia
 
[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia

Die Suppe sollte wohl die Vorspeise sein. Es handelte sich um eine Zubereitung aus püriertem Gemüse; die meisten Sorten konnte Gordon Aaronson nicht zuordnen. Auch die Gewürze waren ihm unbekannt. Doch es schmeckte wirklich gut - auch wenn es ihm auf den Appetit schlug, neben einer weiblichen Chiss zu sitzen, die den gleichen Rang bekleidete wie er. Er aß mit Genuss, jedoch recht langsam, um zwei Gefahren abzuwenen: Er wollte weder gierig erscheinen, noch riskieren, sich zu bekleckern. Diplomatische Hürden zu umschiffen und nach Möglichkeit nicht negativ aufzufallen, war ihm an diesem Abend wichtiger als ein voller Magen.

Als Arcturus Mengsk das Schweigen unterbrach und die kommende Mission ansprach, hielt auch er sofort mit dem Essen inne und lauschte den Worten des Commanders aufmerksam. Ohne Umschweife kam dieser auf den Punkt und fragte Aaronson nach seiner Einschätzung der Lage.


»Selbstverständlich, Commander Mengsk

Er räusperte sich, schaute von einem Gesprächsteilnehmer zum anderen und begann dann:

»Meiner Erfahrung nach sind die meisten Piraten nicht besonders tapfer. Sofern sie sich nicht in besonders verzweifelten Situationen befinden, zum Beispiel also lebensnotwendige Vorräte benötigen, greifen sie in der Regel nur unter zwei Bedingungen an: Entweder sind sie dem Ziel kräftemäßig überlegen und der Meinung, dieses überwinden zu können, ohne sich in übermäßige Gefahr zu bringen. Oder aber die Beute ist so wertvoll und lohnend, dass sie auch ein größeres Risiko rechtfertigt. Gier ist ein wichtiger Antrieb für solches Pack.«

»Die Piraten, mit denen wir es möglicherweise zu tun bekommen werden, sind überdurchschnittlich gut ausgerüstet. Dennoch haben sie gegen drei imperiale Kriegsschiffe kaum eine Chance. Ich weiß nicht was der Konvoi transportiert und auch nicht, ob diese Information überhaupt für mich vorgesehen ist - falls nicht, bitte ich dies nicht als Versuch zu verstehen, mehr erfahren zu wollen als mir zusteht. Sofern die Fracht aber nicht von außergewöhnlicher Bedeutung ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass man tatsächlich einen Angriff wagen wird. Dieser wäre zwangsläufig mit großen Verlusten verbunden und angesichts der desolaten Moral vieler Piratenbanden nur schwer durchzusetzen.«

Kurz hielt er inne, um sich den nächsten Satz zurecht zu legen. Er hatte eine Idee, war aber nicht ganz sicher, ob es klug war, diese zu äußern. Dann entschied er sich aber doch dafür:

»Commander Mengsk, wenn ich mir diesen Vorschlag erlauben darf... wir haben dank der Feuerkraft unserer Schiffe die Chance, nicht nur den Konvoi sicher zu eskortieren, sondern zugleich den Piraten das Handwerk zu legen. Dies kann aber nur gelingen, wenn diese sich zum Angriff entscheiden und nicht einfach abwarten, bis sie leichtere Beute finden oder sich eine noch größere Flotte zusammengeraubt haben. Wenn es den Befehlen des Oberkommandos nicht zuwider läuft, könnte man in Betracht ziehen, die Eskorte schwächer erscheinen zu lassen als sie tatsächlich ist, um auf diese Weise einen unbedachten Angriff zu provozieren. Dann könnte man diese Brut womöglich mit Stumpf und Stiel ausrotten.«

Er wagte viel, einen solchen Vorschlag zu machen - vor allem da er viele Details der Mission nicht kannte und keineswegs sicher war, dass dies überhaupt dem Sinn und Wortlaut ihrer Befehle entsprach. Sollte dies nicht der Fall sein und er eine Abfuhr erfahren, war seine Chance, den Commander von sich zu überzeugen, vertan. Aber er hatte mit dieser Vorgehensweise in der Vergangenheit schon Erfolge eingefahren und war zuversichtlich, dass dies wieder gelingen konnte. Auch wenn es in Anbetracht der weit größeren Schlagkraft dieser kleinen Piratenflotte mit größeren Unwägbarkeiten verbunden war. Entschied sich Mengsk auf seinen Rat hin tatsächlich dazu, den Konvoi als Köder zu nutzen und absichtlich einen Angriff zu provozieren, und ging die Sache dann nicht gut aus, waren ihrer beider Karrieren beendet.

[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia
 
Zuletzt bearbeitet:
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia

Aufmerksam folgte Arcturus den Worten von Gordon Aaronson. Die Worte des Erfahrenen Mannes deckten sich mit dem was Arcturus über Piraten gedacht hatte. Gierige, Feige und Morallose Plünderer. Das ähnelte sehr dem was man über viele Alienrassen erzählte, beispielsweise den Mon Calamari oder den Bothanern. Die schleimigen Fischwesen und die intriganten Fellmenschen hatten eines gemeinsam, beide gehörten zu diesem Rebellenhaufen namens Neue Republik. In Piratenbanden waren andere Rassen eher verbreitet, etwa Weequay oder Nikto.
Der Plan des Mannes überraschte Arcturus dann doch. Er wollte einen Plan nach dem Credo ,,Angriff ist die beste Verteidigung" durchführen. Im Geiste ging der Bastioner die Bewaffnung ihres Konvois durch. Insgesamt kam er auf 36 Vierlingslaserkanonen, 10 Turbolaser, 8 Schwere Zwillingsturbolaserkanonen und 6 Ionenkanonen und dazu noch 2 Staffeln Raumjäger. Eine äußerst starke Bewaffnung, dazu noch die respektable Geschwindigkeit der Modelle die sie nutzten sprach für das nutzen einer offensiven Taktik.


"Unsere Aufgabe ist es den Konvoi zu beschützen, nicht die Piraten zu besiegen. Haben sie die Risiken bedacht? Wenn wir nur etwas zu langsam sind könnten sie den Konvoi zerstören oder ihn aufbringen bevor wir eingreifen könnten."

"Miss Carla, es stimmt zwar das wir die Aufgabe haben den Konvoi zu beschützen. Doch ist es ein größerer Schutz für diesen und alle anderen Konvois der Zukunft wenn wir die Piraten an Ort und Stelle besiegen. Ich befürworte ihre Idee Herr Aaronson, ich werde ihnen im Verlauf der Nächsten Tage eine Holographische Karte zusenden auf der unsere Flugroute eingezeichnet ist. Womöglich können sie dann vorraus sagen wo uns ungefähr die Piraten angreifen werden damit wir alles vorbereiten können."

sagte er mit einem Gönnerhaftem Lächeln zu Gordon Aaronson. Es war eine gewisse Genugtuung den Einwand der Alienfrau zu zerschlagen und gleich auch noch seinem Artgenossen eine wichtige Position anzuvertrauen. Glücklich war Miss Hatijc’arl’ajkartia sichtlich nicht nach dem Abweisen ihrer Bedenken, so das sie sich schweigend der Suppe zuwendete.

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia
 
[: Rendili-System | Systemrand :||: imperiale Verteidigungsflotte; Vierte Flottille; Zwölfte Kampfgruppe :||: VSD II „Pandora“ | Brücke :||: Captain Toji Murata samt Erster Wache der Brückenmannschaft :]

Schwerfällig, scheinbar mit letzter Kraft schleppte sich die ramponierte „Pandora“, ein altgedienter Sternzerstörer der Victory-II-Klasse, durch den realen Raum, nachdem sie ohne Schwierigkeiten aus dem Hyperraum „gefallen“ war. Flankiert von einem leichten Kreuzer der Carrack-Klasse, der mehr einem schaurigen Skelett glich, einer lädierten Corona-Fregatte und einem kaputten corellianischen Kanonenboot flog die alte Dame langsam in Richtung der traditionsreichen Werftwelt Rendili. Mehr war von der Zwölften Kampfgruppe, die in der Sechsten Schlacht um Corellia gekämpft hatte, nicht übrig geblieben. Innerhalb der Vierten Flottille hatte es aber die beiden anderen Einheiten noch viel schlimmer erwischt. Das Kommandoschiff, der schiefergraue Victory-Sternzerstörer „Kali“, war nur mit einem beschädigten Immobilizer („Rampart“) zurückgekehrt. Bei der Elften Kampfgruppe hatte sich nur die wackere Mannschaft eines corellianischen Kanonenboots („Silver Bullet“) vor dem Tod retten können. Alles in allem zeugten diese letzten, angeschlagenen Kriegsschiffe eindrucksvoll von der Schmach, welche die Dritte Flotte bei Corellia hatte erleben müssen.

Seit der reibungslosen Rückkehr in den Realraum stand Toji schweigend vor dem Panoramafenster, während hinter ihm die gewohnte Betriebsamkeit der beiden Brückengräben zu hören war. Doch im Gegensatz zum „Normalbetrieb“ glaubte der Captain in diesem Fall einen bestimmten Unterschied zu spüren. Die Mannschaft schien in einer ähnlich schlechten Verfassung zu sein wie das Schiff. Sie war genauso ausgelaugt, angeschlagen und dem vermeintlichen Tode nahe wie die „Pandora“ selbst. Durch sein starkes Pflichtbewusstsein als Schiffskommandant gezwungen unterdrückte er im letzten Moment einen zweifelnden Seufzer. Würde es seine alte Dame zu den Docks schaffen? Stur blickte Toji gen Rendili. Im Hinterkopf ging er noch einmal die Aussagen seiner Crewmitglieder durch, die – bedingt durch ihre Herkunft oder eine längere Dienstzeit – diese Werften genauer kannten. Chief Petty Officer Ejros, der ergraute Quartiermeister des Victory-II-Sternzerstörers, hatte ihm auf diese Weise mitgeteilt, dass manche Reparaturdocks durch die Admiralität und „Rendili StarDrive“ etwas schlechter versorgt wurden, da ihre Anlagen schlicht nicht mehr zeitgemäß waren. Einige Crewmen hatten Ejros' Behauptung – auf Nachfrage seitens des Captains – bestätigt.

Im Hintergrund meldete sich Rune Monchar:
„Verifizierung erfolgreich. Eingehender Leitstrahl für die Navigation in einer Minute.“

Gemäß dem üblichen Prozedere innerhalb militärischer Strukturen trat Serenety – in ihrer Funktion als Erster Offizier – an Toji heran, um die Meldung noch einmal Wort für Wort zu wiederholen. Einen flüchtigen Moment überlegte der Captain die nächsten Schritte und befahl anschließend: „Drosseln aller Antriebssektionen auf fünfzig Prozent der Leistung, Steuermann. Waffenstation, Salutschüsse zur Ehrung der anwesenden Admiralität vorbereiten.“

Nach einem verstehenden Nicken entfernte sich die schwarzhaarige Bastionerin wieder und gab die gemachten Anweisungen an die Mannschaft weiter. Derweil blickte der Kommandant weiterhin auf Rendili – sowie auf die verbliebenen Kriegsschiffe der Zehnten Kampfgruppe. Selbst die „Kali“ sah offenbar nach den herben Verlusten in den eigenen Reihen von der üblichen Sternjägereskorte. Kein einziger TIE hatte deren Hangar verlassen. Toji hatte sich ebenfalls gegen eine Eskorte entschieden – und so wahrscheinlich Major Loms Zorn auf sich gezogen. Beiläufig kratzte sich der Captain die juckende Schläfe. Im Gegensatz zum letzten Tag fühlte er sich nach etwas Schlaf ausgeruhter. Zwar saß die Niederlage noch immer tief in seinen Knochen, doch sein Ehrgeiz – die Rebellen zurück zu schlagen – war wieder entfacht. So schnell wie möglich wollte er diesen Victory-II-Sternzerstörer aus den Werften wissen, um sich an einer möglichen Strafexpedition zu beteiligen. Eine Auszeit, die mehrere Monate umfasste, musste er einfach verhindern. Denn durch das hohe Alter der „Pandora“ konnte er unter Umständen auch aus der Gefechtsflotte abgezogen werden. Bei diesem Gedanken presste der Commenorianer unwillkürlich die Lippen zusammen.

Näher und näher kam Rendili. Langsam konnte man Einzelheiten in dessen Orbit erkennen. Etliche Kriegsschiffe der System- und Sektorverteidigung, träge Werftanlagen, größere Sternjägerverbände und ein paar Verteidigungsplattformen vom Typ „Bavos-II“ und „Derilyn“. Dem eigenen Leitstrahl weiterhin folgend setzte die Zwölfte Kampfgruppe zu einer Kurve nach Steuerbord an, während die „Kali“ und die „Rampart“ nach Backbord abdrifteten. In ihrer langsamen Bewegung feuerten beide Gruppen (natürlich perfekt synchron) die gängige Anzahl Salutschüsse. Schuss für Schuss spuckten die letzten vorhandenen Turbolaser giftgrüne Blitze in das schwarze, leere All. Danach steuerten die Schiffe auf ihre zugewiesenen Reparaturanlagen zu. Auf diesem Weg schob sich in einem ziemlich gemächlichen Tempo ein etwa gleichaltriger Dreadnaught („Bloodshed“) an der „Pandora“ vorbei. Kurzzeitig zeigte sich wie greis die populärsten StarDrive-Produkte geworden waren. Als der graue Sternzerstörer der Victory-II-Klasse sein Ziel fast erreicht hatte, öffnete das Dock seine Pforten. Es konnte die alte Dame zwar nicht komplett schlucken, aber besonders ihr ramponierte Bug würde bei den Reparaturarbeiten nicht zu sehen sein. Kilometer für Kilometer schleppte sich das Schiff auf die angewiesene Anlage zu.

Eifrig meldete ein Ensign, der während der krankheitsbedingten Abwesenheit von Lieutenant Kaine das Kommando über die Sensorik inne hatte:
„Traktorstrahlen der Werft haben uns erfasst.“

„Bremsdüsen aktiviert“
, folgte der Steuermann, Ensign Grumby, mit seinem Bericht unverzüglich. „Sublichtgeschwindigkeit bei unter zehn MLGT, fallend.“

Toji befeuchtete kurz seine Lippen, wandte sich der Brückenmannschaft zu und befahl: „Ausführen des Protokolls 'Aurek-Dreizehn': Einstellen der Tätigkeiten aller Stationen an Bord – ausgenommen sämtliche Systeme zur Lebenserhaltung.“

Für einen Moment machte sich Hektik auf der gesamten Brücke bereit. Das Personal der einzelnen Stationen, die auf dem lädierten Kriegsschiff noch aktiv waren, wurde abgezogen. Die Crew stellte nach und nach ihre regulären Diensttätigkeiten ein, schaltete Konsolen ab, zog sich in die Quartiere zurück oder bereitete alles für den längeren Werftaufenthalt vor. Einige Unteroffiziere kontrollierten ein letztes Mal ihre Bereiche. Gleichzeitig ließ Toji seinen aufmerksamen Blick von einem Graben zum anderen wandern. Musterte die Offiziere, Unteroffiziere und Crewmen. Bei seinem vorherigen Kommando, der „Musashi“, hatte er sämtliche Handgriffe seiner Untergebenen beim Einlaufen in ein „Trockendock“ gekannt. Doch seit die „Pandora“ das Yaga Minor-System verlassen hatte, hatte der Sternzerstörer keine Werft aufsuchen müssen. Dementsprechend musste der junge Kommandant in diesem Fall dem fachkundigen Handeln seiner Mannschaft vertrauen. Über Com gaben Crewmen die letzten Befehle der übergeordneten Offiziere weiter, dann ebbte langsam das Geflüster ab. Nun musste Toji nur noch auf die Meldungen warten.

„Sensoriksysteme deaktiviert“, meldete erneut der schmächtige Ensign pflichtbewusst.

„Waffensysteme deaktiviert“, brummte Lieutenant Commander Mareik du Telac. „... Schildsysteme ebenfalls.“

„Antriebssysteme deaktiviert“
, stimmte Nial Grumby ein als ein Knirschen und Ächzen an Bord zu hören war. Die „Pandora“ kam zum Stillstand. „Navigationssysteme deaktiviert.“

„Kommunikation deaktiviert“
, schloss sich der neimoidianische Sub-Lieutenant den Meldungen der anderen Stationen an. „'Notrufe' sind noch möglich, Sir.“

Damit war die „Pandora“ in einen tiefen, fast leblosen Schlaf gefallen. Toji nickte den Offizieren zu. „Meine Damen, meine Herren. Räumen Sie nun die Brücke. … In zehn Minuten möchte ich die hier anwesenden Brückenoffiziere in Besprechungsraum Eins sehen.“

***

Die Offiziere, die vor zehn Minuten noch auf der Brücke ihren Dienst getan und das Einlaufen der „Pandora“ überwacht hatten, saßen nun – ganz bequem – auf Stühlen im Besprechungsraum. Keiner hatte eine genaue Ahnung was ihr Kommandant nun von ihnen wollte, schließlich hatte jeder seinen Bericht schon am Sammelpunkt – also vor Stunden! – abgegeben. Darum reichte das Spektrum der üblichen Vermutungen von „Koordination der Reparaturarbeiten“ über „Auswertung der Schlacht“ bis hin zu „Regelung des Landurlaubs“. Jeder Offizier – je nach Dienstalter und Pflichtbewusstsein – hatte seine eigenen Vorstellungen. Plötzlich öffnete sich zischend die Tür zum Besprechungsraum und Major Lom, Lieutenant Griffin, Doktor Tau, Captain Browl sowie zum Schluss Toji ein. Rasch begrüßten sich der eine oder andere Offizier, tauschten kurz Floskeln aus und setzten sich dann auf einen der freien Stühle, während der Kommandant der „Pandora“ stehen blieb.


„Meine Damen, meine Herren – wir haben Corellia überlebt und konnten Rendili heil erreichen“, begann Toji mit ernster Stimme seine Ansprache. „Darüber können wir glücklich und stolz zugleich sein. Unsere Mannschaft hat in der Schlacht wirklich eine tolle Arbeit geleistet. Theoretisch hätten sie schon dafür einen Orden verdient – doch darüber entscheide in letzter Instanz nicht ich, sondern irgendwelche Vorgesetzten in der Ferne.“

Bewusst machte Toji eine Pause. Corellia wollte er an dieser Stelle nicht aufrollen. Denn sein Schiff hatte im Moment ganz andere Probleme – die Reparatur. Gewohnt distanziert in seiner Rolle als Herr über die „Pandora“ ließ Toji seinen ernsten Blick von einem Gesicht zum nächsten wandern. Nial Grumby und der Ensign, der Herrik Kaine vertrat, zeigten nach diesen lobenden Worten das naive, unverbrauchte Gesicht der Jugend. Beide hatten bei Corellia ihre erste Schlacht erlebt – zählte man das kleine Scharmützel mit Schiffen der Black Sun bei Esseles nicht. Damit stellten sie perfekt den kompletten Gegensatz zu den älteren Offizieren dar. Deren Gesichtsmuskeln hatten sich nach dieser Einleitung kaum geregt. Du Telac, Lom und Browl musterten kühl den Captain. Geduldig warteten sie auf den eigentlichen Grund dieser „Besprechung“. Zwischen diesen beiden „Welten“ schien der Rest der anwesenden Offiziere zu liegen. Monchar hüstelte verhalten, Griffin wirkte so als wäre er mit seinen Gedanken ganz wo anders, Tau hielt sich mit ihrem Minenspiel zurück, ebenso Serenety.

„In den letzten Stunden habe ich mich ausgiebig über Rendilis Werften informiert“, setzte Toji nach der künstlichen Pause fort. „Obwohl man die 'Pandora' der Dritten Gefechtsflotte zugeteilt hat und unser Einsatz in der Schlacht formell honoriert wird, hat man uns in ein Dock geschickt, dass eher stiefmütterlich behandelt wird. Die Gründe dürften grob auf der Hand liegen … Innerhalb der Flotte zählen Schiffe dieser Klasse zum alten Eisen, die Schäden lassen einen schnellen Einsatz so oder so nicht zu und meine Wenigkeit ist 'bloß' ein Captain.“ Verhaltenes Gemurmel machte sich breit. „Die meiste Arbeit werden wir also aus Eigeninitiative erbringen müssen.“

Erneut machte Toji eine Pause, trank ein Schluck Wasser und beobachtete dabei die Reaktionen der anwesenden Offiziere. Griffin schien auf einen Schlag hellwach. Angeregt tauschte er sich mit Lom, Browl und du Telac aus. Hatten sie tatsächlich auf einen Vorzug gehofft? Hatten sie geglaubt, dass der notgedrungene Umstand, der Toji kurzzeitig zu einem Kampfgruppenkommandant machte, sich überall für die Mannschaft positiv äußern würde? Pell brauchte zur Verteidigung seines kompletten Sektors so viele Schiffe wie möglich – keine Frage. Doch allein die Schäden, welche die alte Dame entstellten, sprachen einfach eine andere Sprache. Man würde sich drehen und wenden müssen, um zeitnah alle notwendigen Reparaturen durchführen zu können. Behutsam stellte er das Glas wieder ab. Gleichzeitig sorgten Serenety und Lieutenant du Telac wieder für ausreichend Ruhe. Jegliche Aufmerksamkeit kehrte so allmählich zu dem Captain zurück. Bewusst ließ Toji ein, zwei Sekunden verstreichen, dann fuhr er erneut fort.

„Trotz der vielen Arbeit, die vor uns liegt, gedenke ich der Crew in Teilen Landgang zu gewähren“, sagte er – dieses Mal etwas sanfter. „Die Mitglieder der Ersten Wache könnten unverzüglich ihren Landurlaub von einer Woche antreten. Jedoch gilt grundsätzlich eine strikte Beschränkung auf den Stützpunkt. Eine Sondergenehmigung – allein zum Besuchen der hiesigen Verwandtschaft – muss in jedem Fall eingeholt werden. Diese spezielle Genehmigung erteile ich oder falls ich nicht an Bord bin Commander Akaji. … Des Weiteren gilt weiterhin eine strikte Kommunikationssperre. Ich will nicht, dass auch nur ein einziger 'Pandora' wegen 'Spionageverdacht' verhaftet wird.“ Alle Offiziere nickten verständnisvoll. „Zum zügigen Transport stellt das Dock Shuttles zur Verfügung. Mr. Lom, Ihre Piloten sowie die geretteten Überlebenden werden – genau wie die restlichen Bodentruppen an Bord – ebenfalls diesen Weg nehmen. Versuchen Sie bei den zuständigen Stellen, dass sie so schnell wie möglich ausreichend Ersatz für unsere Verluste bei den Sternjägern finden. … Nachdem sieben Tage vergangen sind, wird dann die Zweite und anschließend in zwei Wochen die Dritte Wache den Landurlaub unter den selben Konditionen antreten. Captain Browl, das betrifft im Grunde auch Ihre Navy Trooper.“ Noch einmal nahm Toji einen Schluck. „Sämtliche Mannschaftsmitglieder die an Bord bleiben – egal ob Mechaniker oder nicht –, werden sich an den Reparaturarbeiten beteiligen. Manchen Sie das Ihren Untergebenen bewusst. … Außerdem möchte ich noch ankündigen, dass ich innerhalb der ersten Woche ebenfalls auf Rendili verweilen werde. Vielleicht kann ich bei all diesen Bürokraten etwas erreichen … In dieser Zeit wird Commander Akaji an Bord bleiben und mich, als Erster Offizier, vertreten. … Nun. Genießen Sie Ihren Landurlaub. Sie können wegtreten.“

[: Rendili-System | Orbit von Rendili | Werftanlage „Orenth“ | Dock „Orenth Eins“ :||: VSD II „Pandora“ | Besprechungsraum Eins :||: Captain Toji Murata samt wichtigster Offiziere :]
 
Zuletzt bearbeitet:
[ Rendili System-VSD II Pandora-Hangar]mit vielen Leuten

Endlich hatte die Pandora das Rendili System erreicht. Für Jeremy kam die Zeit auf diesem Sternenzerstörer wie eine Monatelange Odysee vor. Mal schien es vorwärts zu gehen, dann wiederrum nicht, dann vielleicht doch. Wer auch immer sich diese Reiseroute überlegt hatte gehörte geschlagen! Glücklicherweise befand sich der Planer dieser Route nicht in Jeremys unmittelbarer Umgebung, so das dieser sich wieder dem dezent (SEHR!) übergewichtigen Mann zuwandte der die einzelnen Gruppen in die Lambda Fähren schickte. In einem Anfall plötzlicher Besatzungsliebe hatte der Captain dieses Schiffes, irgend ein Totschi Murata, für viele auf dem Schiff Landurlaub verordnet. Unmittelbar nach der Bekanntgabe dieses ,,Glücksfalls" wurde auch Jeremy die Erlaubnis gegeben das Schiff zu verlassen. Es würde nach Rendili gehen, ein wunderschöner Planet unter Imperialer Herrschaft mit ausgezeichneten Werften und schönen Hotels (wenn man den Worten der Mechaniker glauben durfte). Dort würde Jeremy sich ein billiges Zimmer suchen, seinen Onkel Arcturus kontaktieren und diesen um einige Credits erleichtern. Dann war die Frage offen wie es mit ihm weiter ging. Er war ein TIE-Pilot. Kanonenfutter, wahrscheinlich würde er auf der Behemoth wieder fliegen dürfen. Wobei...hatte er sich nicht vor Urzeiten mal beim Wolve Squad beworben? Dieser Elite-Truppe des Imperiums? Einen von diesem Haufen hatte er über Corellia den Arsch gerettet, hoffentlich sahen sie dies positiv an.

"Jeremy Mengsk!"

Rief der Fettsack. Jeremy nahm seinen Rucksack mit den wenigen Credits die er immer in seine Pilotenuniform steckte, dem Overall und der Kleidung die man ihm an Bord der Pandora zur Verfügung gestellt hatte und ging in Richtung der Lambda-Fähre. Kurz wurde dem Fettsack zugenickt, bevor sich dieser wieder seiner Liste zuwandte und Namen um Namen aufrief. Den Rucksack pfefferte Jeremy neben einen Stuhl, pflanzte sich auf diesen hin und legte den Kopf hinten an. Langsam schloss er die Augen und döste vor sich hin, während sich die Fähre immer weiter füllte und dann ihren Flug Richtung Rendili begann.

[ Rendili System-Nahe der VSD II Pandora-Lambda Fähre]mit einigen Leuten
 
[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia

Gordon Aaronson warf der Chiss einen bösen Seitenblick zu, als diese mit ihrem Einwand seinen Plan zunichte zu machen drohte. Der Ton, in dem sie mit ihm sprach, passte ihm ganz und gar nicht. Schlimm genug, dass sie den gleichen Rang bekleidete wie sie. Aber dass eine Frau, die seine Tochter sein könnte, wenn sie nicht so offensichtlich nichtmenschlicher Abstammung wäre, ihn auch noch belehrte, stieß dem Lieutenant-Commander sauer auf. Doch während er noch überlegte, ob ein bissiger Kommentar angebracht war oder nicht, nahm ihm Commander Mengsk diese Entscheidung glücklicherweise ab.

Der bärtige Mann schloss sich Aaronsons Meinung an. Ob er dies tat, weil er überzeugt worden war, oder ob er durch die kritische Äußerung von Hatijc’arl’ajkartia noch bestärkt wurde und dieser aus Prinzip widersprach, konnte er natürlich nur selbst wissen. So oder so schob er ihren Einwänden einen strikten Riegel vor und fällte die Entscheidung ganz zu Gordons Gunsten. Zumindest sofern alles gut lief, denn wenn der Plan nach hinten los ging, stand mehr auf dem Spiel als Gunst.


»Sie werden es nicht bereuen, Sir!« sagte er entschlossen. Mengsk begann ihm zu gefallen. »Die besten Orte für einen Hinterhalt werden wohl zu finden sein. Wenn es möglich ist, würde ich auch um Berichte vergangener Überfälle bitten. Womöglich lässt sich dadurch das Verhalten der Piraten besser vorhersagen.«

Nicht nur seine Meinung, auch seine Erfahrung wurde geschätzt. Das war gut für sein Selbstbewusstsein. Endlich trug der langjährige treue Dienst auf den unteren Plätzen einmal Früchte.

»Und Sie, Lieutenant-Commander Hattikarlikarta« (er sprach ihren exotischen Namen nicht absichtlich falsch aus, dennoch hätte er es auch nicht noch schlechter machen können, wenn er es gewollt hätte) »werden dabei wichtige Erfahrungen sammeln können, die Ihnen helfen werden, die Situation bei künftigen Gelegenheiten besser einzuschätzen.«

Es war eigentlich ziemlich anmaßend, so mit der gleichrangigen Schiffskommandantin zu sprechen. Er verließ sich vielleicht ein wenig zu sehr darauf, dass Mengsk seine Ansichten - auch bezüglich der Chiss - teilte. Aber er konnte sich diesen Satz und auch den herablassenden Blick, von dem er begleitet wurde, einfach nicht verkneifen. Es war ein kleiner Sieg, den er mit Freuden auskostete. Dass er und die junge Frau nun sicher keine Freunde wurden, machte ihm nichts aus.

[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia
 
Zuletzt bearbeitet:
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia

Während Arcturus es äußerst positiv aufnahm, das Aaronson der Chiss eine Rüge verpasste, färbte sich das Gesicht der Alien Violett. Mit den Zähnen knirschend wandte sie sich der Suppe zu und begann sie mit starrem Blick weiter zu löffeln. Als Alien sollte sie wissen wo ihr Platz ist, unterhalb der Menschlichen Spezies. Ebenso war sie jung und besaß weder die Erfahrung des Reifen Arcturus noch die des noch älteren Gordon. Sie konnte von beiden einiges lernen, etwa Disziplin, Geduld oder die Taktiken die man nutzte um Piraten zu besiegen. Gordon kam bisher äußerst gut rüber. Er hatte sich nicht mehr als nötig von seiner Abneigung ansehen lassen was für eine gewisse Disziplin sprach, er war daran interessiert diese Mission mit Bestmöglicher Effizient zu beenden, wofür seine gewagte Idee sprach wie auch das Engagement, Akten und Berichte zu wälzen um den besten Angriffspunkt festzulegen.

"Ich werde ihnen die Berichte zukommen lassen. Nun wenden wir uns am besten wieder der Suppe zu. Nicht das sie noch katl wird."

sagte der, für einen Imperialen Offizier ungewöhnlich bärtige, Bastioner und wand sich der Suppe zu. Einige Zeit aßen alle 3 schweigend. Als dann die Suppe aufgegessen war kam der Nächste Gang. Mengsk holte die Hauptspeise: Gewürzte Aric-Zunge, mit Blumfrucht und einer Soße. Dank des Technischen Fortschritts war die Speise, obwohl sie vor einigen Stunden zubereitet und geliefert worden war, warm und schmackhaft geblieben. Erst nachdem sowohl der Lieutnant Commander Aaronson als auch die Chiss ihr Essen vor sich stehen hatten füllte er die Weingläser nach.

"Ich hoffe das die Hauptspeise ihnen munden wird. Es handelt sich um eine Gewürzte Aric-Zunge mit Blumfrucht, besonders letzteres ist eine wunderbare Delikatesse."

sagte er zu beiden bevor er seiner Aufmerksamkeit dem Essen widmete.

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia
 
[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13] Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia

Mit gestiegenem Appetit löffelte Gordon Aaronson seine Suppe. Es stimmte ihn fröhlich (wenn es auch eine boshafte, hämische Freude war), dass die Chiss den Ärger nicht ganz aus ihrem feinen, weiblichen und dennoch so nichtmenschlichen Gesicht wischen konnte. Ihre Laune hatte sichtlich gelitten, was seiner aber keinerlei Abbruch tat. Die Vorspeise schweigend beendet, was recht schnell von statten ging; die Portion war nicht übermäßig groß, denn sie sollte ja nicht den Appetit auf das Hauptgericht verderben.

Als die Suppenteller leer waren, trug Arcturus Mengsk persönlich die Hauptspeise auf. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich von einem Commander bedienen zu lassen, und Aaronson fühlte sich dabei nicht ganz wohl in seiner Haut. Seine Gedanken kreisten um die Frage, ob die Pflicht es von ihm verlangte, aufzuspringen und dem Vorgesetzten diese Arbeit abzunehmen, oder ob sich dies als Gast nicht schickte und stattdessen ein schlechtes Bild auf ihn warf. Das war es, was er an der persönlichen Atmosphäre nicht schätzte: Die protokollarische Unklarheit. Auf einem Schiff oder an sonst einem offizielleren Ort hätte ein Droide oder ein Mensch im Mannschaftsdienstgrad solch niedere Aufgaben erledigt.

Seine Gedanken wurden jedoch auf etwas anderes gelenkt, sobald der Teller vor ihm stand. Nämlich auf das Stück Fleisch, das darauf lag. Es war blau! Welches essbare Fleisch war schon blau? Braun, grau, weißlich oder rot, so sollte ein Braten seiner Meinung nach aussehen. Dieses Ding aber, von dem er nicht wusste ob es von Natur aus diese Farbe hatte oder unnötigerweise gefärbt worden war, kam ihm ganz und gar nicht appetitlich vor. Commander Mengsk bezeichnete es als Gewürzte Aric-Zunge mit Blumfrucht und als Delikatesse. Nur machte sich Aaronson nicht allzu viel aus Delikatessen. Er war kulinarisch gesehen nie besonders experimentierfreudig gewesen und konnte einfachen Gerichten, wie er sie von zuhause auf Mygeeto kannte oder wie sie Standard auf den imperialen Kriegsschiffen waren, mehr abgewinnen als ausgefallenen Kreationen wie dieser Aric-Zunge. Was auch immer ein oder eine Aric war.

Mutig und ohne sich etwas anmerken zu lassen, schnitt der Lieutenant-Commander ein Stück von dem blauen Fleisch ab, steckte es sich in den Mund und kaute darauf herum. Ziemlich lange. Dabei fiel sein Blick auf die blauhäutige Chiss, die so aussah, als fresse sie genussvoll einen Artgenossen - ein Anblick, der seinen Gefallen an diesem Gang nicht steigerte. Ob es am Geschmack lag oder einfach daran, dass das Auge mitaß und ihm nicht den Eindruck von etwas Essbarem vermittelte, jedenfalls musste Gordon den Bissen mit einem Schluck aus dem Weinglas hinunter spülen.


»Das schmeckt ausgezeichnet, Commander«, log er pflichtbewusst und hoffte, dass ihm das Gegenteil nicht anzumerken war. »Die Zunge ist sehr zart. Und diese satte Farbe...«

›Uh, hoffentlich hat der letzte Halbsatz nicht sarkastisch geklungen!‹dachte er sich und wechselte schnell das Thema. Ein bisschen Smalltalk beim Essen konnte sicherlich nicht verkehrt sein.

»Lieutenant-Commander, wie kam es, dass Sie sich für den Dienst beim Militär des glorreichen Imperiums entschieden haben?« fragte Aaronson die Chiss. Falls seine Worte dabei etwas vorwurfsvoll klangen, dann jedenfalls nicht beabsichtigt.


[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia
 
[ Rendili - Hoher Orbit - an Bord der "Valkyrie" - Kommandobrücke ] Sharin, Torati (NPC), Zora Oriana (NPC), Rush Geoffrey (NPC), andere Brückenmitglieder

Mit einem Ruck glitt der schwere Kreuzer aus dem Hyperraum und trat in den Orbit von Rendili ein. Die Schlieren der Sterne, die wie abertausende Sternschnuppen durch das Panoramafenster erkennbar gewesen waren, kristallisierten sich zu einzelnen mehr oder weniger hell leuchtenden Punkten heraus, die in gewohnter Weise das rabenschwarze Nichts durchbrachen. Mit schwachem Licht beleuchteten sie die kilometerlangen Stahlkonstruktionen im Weltraum, die Werften von Rendili, in der der müde Koloss unter den Füßen des imperialen Commanders Erholung und Heilung finden würde. Einige große, kapitale Schiffe waren schon in den riesigen Haltebuchten geparkt und wurden von einem Heer abertausender Droiden und Arbeitern behandelt, um den Feinden der Neuen Ordnung die Eroberung dieser wichtigen Welt so schwer wie möglich zu machen. Und die "Valkyrie" würde eben dazu beitragen.

Im Moment konnte sie jedoch keinen Beitrag dazu leisten. Dazu war sie einfach viel zu angeschlagen. Dieselben Reperaturmannschaften, die gerade vor ihr mit ihren Waffenschwestern beschäftigt waren, mussten nun ein weiteres Schiff aufnehmen. Neben dem Vindicator-Kreuzer waren noch zwei kleinere Schiffe zu versorgen, doch war sich der befehlshabende Offizier auf der Brücke sicher, dass die Werften problemlos mit dem aus den Hyperraum herausgesprungenen Problem klar kommen würden. Dazu mussten jedoch einige Vorkehrungen getroffen werden.

"Kommunikation, übermitteln Sie unverzüglich den beiden anderen Schiffen, dass die Konvoisformation aufgelöst werden kann. Die beiden Offiziere sollen nun auf die weiteren Befehle der Systemkontrolle hören. Richten Sie an die Systemkontrolle einen Identifizierungscode, damit es nicht zu irgendwelchen Problemen kommt. Senden Sie diesen bitte auch im allgemeinen Funk an alle Schiffe im Raum. Des weiteren starten Sie sofort eine Anfrage bei den Werftanlagen, ob sie uns einen Reperaturdock zuweisen können. Und geben Sie unverzüglich der Admiralität Bescheid, dass unser Konvois eingetroffen ist. Ich denke, die Kommandeure wurden schon über unsere baldige Ankunft informiert."

Etwas länger als unbedingt nötig richtete er seinen Blick auf das hübsche Gesicht seiner Kommunikationsoffizierin. Nachdem es fast zu einer sexuellen Affäre zwischen Zora Oriana und ihm gekommen war, musste er sie mehr im Auge halten. Nur aufgrund einer solchen körperlichen Begegnung konnte durfte die Fresianerin es sich nicht erlauben, weniger gründlich zu arbeiten. Mit blauen Augen erwiderte sie seinen bohrenden Blick und wandte sich danach ohne irgendeinen Kommentar zu ihrer Konsole. Zu einer Aussprache war es zwischen ihnen beiden nicht gekommen, schließlich hatte die Begegnung erst am vorherigen Abend stattgefunden. Im Übrigen legte der schwarzhaarige Humanoid keinen Wert auf ein solches Gespräch.

Nach kurzer Zeit erhielt Oriana schon eine Antwort.

"Sir, die Systemkonrolle. Soll ich sie durchstellen?"

"Unverzüglich,"

wies er sie wirsch an. Nach einem irritierten Blick tippte sie wieder auf ihrer Tastatur herum.

"Hier spricht die Systemkontrolle."

Eine ziemlich weiblich, ziemlich hohe Stimme erklang auf der Brücke. Zweifellos war sie durch den Funk zugeschaltet, allerdings tönte sie hässlich und viel zu schrill in Sharins Ohren, der sich daran hindern musste, die Ohren zuzuhalten.

"Wir freuen uns, dass Sie unseren Orbit wohlbehalten erreicht haben und beglückwünschen Sie zu Ihrem tapferen Einsatz in der Schlacht von Corellia."

Tapfer? Hatte diese dumme Blondine eigentlich eine Ahnung, wovon sie sprach. Tapfer hatte sich der rotäugige Humanoid die ganze Zeit über nicht gefühlt. Nachdem der Supersternzerstörer in den Rücken der Verteidigungsflotte vorgedrungen war und die Hauptflotte der Rebellen die Phalanx der Imperialen langsam begann auseinander zu sprengen, hatte Sharin viele Gefühle verspürt, doch waren es eher Gedanken an den nahen Tod, als Gedanken an die beganngene Tapferkeit, als er in zwei kapitalen Schiffen entgegengesteuert war. Diese Mission war Wahnsinn gewesen, einfach unmöglich zu gewinnen. Die Flottenkommandeure hatten ihn und das ganze Schiff in den Tod schicken wollen, daran bestand für den Chiss kein Zweifel. Eher Pflichterfüllung gegenüber seiner Vorgesetzten, seiner Aristocra und dem ganzen imperialen Volk hatte ihn dazu angetrieben, sich dem Feind entgegenzustellen.

"Bestimmt sind Sie erschöpft und haben viele Verwundete an Bord. Wir bieten Ihnen daher einen Platz in den Reperatur- und Krankenstationen der militärischen Docks zur Verfügung. Die Koordinaten werden geladen. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserem System und hoffen, Sie können sich etwas erholen. Systemkontrolle Ende."

Mit einem Gefühl der Erleichterung reagierten die empfindlichen Ohren des Humanoiden auf die nun einsetzende Funkstille. Einfach eine richtige Unverschämtheit, die Ankömmlinge mit so einem Gequatsche zu begrüßen! Äußerlich total ruhig, ja fast sogar erstarrt, kochte Sharin innerlich vor Wut. Nach einigen Augenblicken hatte er sich so weit gebändigt, dass er über das unehrenvolle Benehmen der Dame im gemütlichen Büro der Systemkontrolle hinwegsehen könnte und zu seinen Offizieren sprach.

"Navigation, steuern Sie das Schiff unverzüglich zu den gemeldeten Koordinaten. Achten Sie dabei auf jedwede Änderungen und teilen Sie mir diese bitte unverzüglich mit. Torati, bereiten Sie alles auf ein Andocken an die Reperaturdocks vor. Die Mannschaft soll wissen, dass diese Odyssee bald zuende ist."


[ Rendili - Hoher Orbit - auf dem Weg zu den Reperaturdocks - an Bord der Valkyrie - Kommandobrücke ] Sharin, Torati (NPC), Zora Oriana (NPC), Rush Geoffrey (NPC), andere Brückenmitglieder
 
[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia

Erneut widmete sich die gesamte Gesellschaft schweigend dem Verzehr des Essens. Aufmerksam warf Arcturus als Gastgeber einen Blick auf seine beiden Gäste beim Verzehr. Während Gordon so aussah als kaue er auf dem Dichtungsring eines Schlauches herum wirkte die Chiss keineswegs so verkrampft. Eher als wäre das Essen für sie das normalste von der Welt. Welche Unterschiede sich da der Commander in sein Team geholt hatte...einen alten, wahrscheinlich äußerst Konservativen, Lieutnant Commander der als Archetyp des perfekten Imperialen Offiziers gelten könnte und eine junge Auserirdische, die nach dem was in ihrer Akte stand äußerst Widerspenstig war und sich kaum etwas befehlen lassen ließ. Hoffentlich würden sich diese Gegensätze nicht als Problematisch herausstellen. Manchmal war ein gewisser Unterschied in einer Einheit positiv und sorgte dafür das ein Konkurrenzdruck dar war um über sich hinaus zu wachsen und besser zu werden. Manchmal jedoch sorgte dies für Zwist und Streit.

"Die Chiss sind mit dem Imperium verbündet. Da ist es Naheliegend das ich, wenn ich den Wunsch verspüre meinem Volk zu dienen, mich bei der größeren Militärischen Macht anmelde. Denn es ist wichtiger den Feind frühzeitig zu besiegen, als zu warten bis er an unsere Grenzen kommt . Weil dann ist es meistens zu spät."

Stirnrunzelnd folgte der Commander den Worten der Chiss, behielt aber seine Meinung für sich. Stattdessen war er gespannt was Gordon dazu sagen würde, ihre Erklärung war nicht gerade die edelste die man sich vorstellen konnte. Die Chiss wollte in der Flotte dienen, um zu verhindern das irgendwann die Neue Republik bis an ihre Heimat vorstieß. Gewiss ein Ideal was jedes Mitglied der Imperialen Flotte verband, den Schutz der Heimat, aber sie war eine Chiss. Verbündete des Imperiums, nicht das Imperiums selbst. Ob sie das Imperium verraten würde, wenn sie die Wahl hätte um dafür ihre Heimat zu beschützen?

[Rendili Systems - Militärstützpunkt- Wohnblock F-21 –Zimmer 13]mit Gordon Aaronson und Hatijc’arl’ajkartia
 
[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia

Gordon Aaronson hatte eigentlich nur vor, etwas Smalltalk zu betreiben. Einen Streit vom Zaun zu brechen, lag überhaupt nicht in seiner Absicht. Dennoch aber beinhaltete seine Antwort an Lieutenant-Commander Hatijc’arl’ajkartia einen gewissen Vorwurf.

»Das klingt aber so, als würden Sie das Imperium nur als Mittel zum Zweck sehen und eigentlich nur den Interessen Ihres eigenen Volkes dienen wollen«, erwiderte er. »Das Wohl des Reiches an sich liegt Ihnen wohl nicht sonderlich am Herzen?«

Ein schmaler Grat, auf den er sich da wagte. Aber er empfand die Äußerung der Chiss als sehr unpatriotisch, und das ging ihm gegen den Strich. Überrascht war er hingegen nicht. Wer erwartete schon, dass ein Nichtmensch den imperialen Gedanken vollständig verinnerlicht hatte.

Erneut steckte er sich ein Stück der Aric-Zunge in den Mund. Er verzichtete mittlerweile darauf, sich das Fleisch allzu genau zu betrachten. Nachdem er seine Hemmungen erst einmal überwunden hatte, musste er eingestehen, dass es wirklich gut schmeckte: Der Eigengeschmack des Fleisches harmonierte gut mit den Gewürzen. Trotzdem empfand er vor allem die Farbe nach wie vor als ziemlich gewöhnungsbedürftig. Aus ihm würde wohl nie ein besonderer Gourmet werden. Und was das für ein Tier war, dem die Zunge einst gehört hatte, wollte er auch nicht wissen.

Um zu verhindern, dass das Gespräch in eine Sackgasse geriet oder in eine unschöne Richtung abdriftete, versuchte er, ein neues Thema anzuschneiden. Diesmal richtete er seine Worte an Arcturus Mengsk, auch wenn er sich nicht ganz im Klaren darüber war, wie offen und persönich er mit dem Ranghöheren eigentlich sprechen durfte.

»Commander Mengsk, wenn Sie die Frage erlauben... Sie stammen doch von Bastion: Hatten Sie einmal die Gelegenheit, unseren Imperator oder einen seiner Vorgänger persönlich zu treffen?«

[Rendili-System | Militärstützpunkt | Wohnblock F-21 | Wohnung 13]Gordon Aaronson, Arcturus Mengsk, Hatijc’arl’ajkartia
 
[: Rendili-System | Orbit von Rendili | Werftanlage „Orenth“ | Dock „Orenth Eins“ :||: Büro des Dockleiters :||: Captain Toji Murata und Senior Chief Petty Officer Varoc Harlov :]

Energisch drückte die behaarte Hand den glimmenden Stummel aus. Bei einem Lächeln kamen stets schiefe, gelbe Schneidezähne blitzend zum Vorschein. Ein äußerst buschiger Bart rahmte die dicken Lippen ein. Zwischen den bläulichen Dunstschwaden konnte man vage das Braun der runden Augen sehen. Einige Pockennarben „zierten“ zudem das rundliche Menschengesicht. Alles in allem konnte man sagen, dass Senior Chief Petty Officer Varoc Harlov keine Schönheit war. Dennoch hatte es der feiste Mechaniker in mehr als fünfzehn Jahren Dienstzeit zum „Dockleiter“ geschafft. Unter seinem Kommando agieren drei Schichten für die Reparatur- und Wartungsarbeiten sowie ein ganzer Trupp Navy Trooper. Obwohl seine Untergebenen eigentlich für Rendili StarDrive arbeiten – und dadurch nicht zum Militär gehören – besaß Harlov ihnen gegenüber eine wirkliche Weisungsbefugnis, da die gesamte Werftanlage „Orenth“ – und damit auch sein Dock – allein vom Militär genutzt wurde.

„'s mir wirklich ne Ehre Sie kennenzulernen, Capt'n“, begrüßte der dicke Dockleiter Toji, nachdem er einen letzten Schwall blauen Tabakrauch in die stickige Luft geblasen hatte. „Hier sitzen net viele von Ihr'r Sorte, Sir. … Mit Verlaub, die meisten bleiben einfach of ihr'm großen Kahn und mosern nur an uns'rer Arbeit rum. Da haben Sie schon mehr Schneid, Sir...“

Um seine Überraschung ein bisschen zu überspielen lächelte der Imperiale erst einmal bloß und gab ein verstehendes Nicken von sich. Glücklicher Weise fand sein Verstand nach einigen Sekunden das eine oder andere Wort. „Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte, Mr. Harlov.“

Der Unteroffizier lehnte sich zufrieden zurück. Flüchtig fiel sein Blick auf den vollen Aschebescher, der – gleich einem Briefbeschwerer – vergilbte Flimsiplastseiten unter sich begrub. Toji widerstand dem plötzlichen Drang ebenfalls nach diesem runden, kleinen Metallbehälter zu schauen. Denn der Kommandant der „Pandora“ brauchte nicht noch einen deutlichen Beweis für das totale Chaos, das in diesem winzigen Büro herrschte. Ihm hatte schon der erste Eindruck gereicht, den er sofort beim Betreten dieses fensterlosen Raumes – tief in den Eingeweiden der Werftanlage – erhalten hatte. Mit ruhiger Miene musterte er deshalb weiter den rustikalen Dockleiter. Konnte dieser Mann tatsächlich für eine schnelle Reparatur sorgen? Besaß diese Werft genügend Kräfte um sein ramponiertes Schiff wieder Instand zu setzen? Besonders die letzte Frage quälte Toji, weil ihm auf dem Weg zu diesem Büro kein einziger Arbeiter begegnet war. Höchstens zwei, drei Reparaturdroiden hatte er irgendwo in den kaum beleuchteten Gängen gesehen. Somit nagte seit einer Weile der zweifelnde Gedanke an ihm, dass nicht nur „Orenth Eins“, sondern die gesamte Werftanlage eigentlich verlassen war.

„Meine Jungs werd'n in gut ner Stunde mit der Feininspektion anfangen“, erzählte Harlov und griff dabei nach seiner Tasse Caf. „Grob haben uns're Sensoren Ihren Victory schon abgetastet. Sir, sieht net gut aus … wenn ich ehrlich bin.“

Erneut nickte Toji. „Mein Chefmechaniker sowie mein Quartiermeister werden bereit sein, falls Ihre Leute Hilfe benötigen. … Hier haben Sie auch eine grobe Liste der Sachen, die wir an Bord vorrätig haben.“

„Schick, schick, Capt'n“, sagte der Dockleiter, nahm das ihm gereichte Datapad entgegen und warf einen abschätzenden Blick darauf. „Unterstützung könn wir gebrauchen. StarDrive zieht hier immer mehr die Belegschaft ab. 'Orenth' ist zu alt, meinen die. … Mit Verlaub, ich halt das für Quatsch. So woll'n die bloß dem Imperium einen Strich durch die Rechnung machen, weil man deren Victory-Reihen nicht mehr bau'n lassen will. Soll auslaufen...“

Die Zweifel hatten neue Nahrung gefunden. „Mit einem urplötzlichen Ausmustern der 'Pandora' ist aber nicht zu rechnen, oder?“

„Der Admiral nutzt die Victory-Reihen für uns're Sektorverteidigung noch“, antwortete Harlov, begleitet von einem Achselzucken, bevor er sich eine neue Zigarette anzündete. „Aber wirklich was sagen kann ich erst nach der Feininspektion – und die geht an meinen Vorgesetzten.“ Ein hässliches Lächeln huschte auf einmal über sein feistes Gesicht. „Vielleicht kann ich Ihnen, Capt'n, aber einen 'speziellen' Service anbieten...“

Ungläubig starrte der imperiale Captain seinen Gegenüber an. Um sein Schiff – und zudem auch die eigene Karriere – nicht zu verlieren, sollte er zur Bestechung greifen? Hatte die sündhafte Rebellion inzwischen auf das Imperium abgefärbt? Es quasi allmählich vergiftet? Der beschädigte Victory-II-Sternzerstörer stand kurz vor seinem Ende, sollte sich Toji „falsch“ entscheiden. Nachdenklich fuhr sich der Kommandant über das stoppelige Kinn, während ihn Harlov dreist angrinste. In Gedanken schob er Argumente zu Für und Wider. Hatte er nicht dieses Gespräch gesucht, um die „Pandora“ zu retten? Den wahren Zustand hatte er in Berichten gelesen und in Unterhaltungen bestätigt gefunden. Doch rechtfertigte diese finstere Grundlage das Schmieren diverser Stellen? Sein Gewissen war im Zwiespalt. Auf der einen Seite wollte er sein Schiff – und dessen Mannschaft – nicht verlieren. Auf der anderen Seite stand seine Erziehung. Wie hätte sein Vater oder sein Großvater gehandelt? Waren sie jemals in so einer Situation gewesen? Er war sich nicht einmal sicher, ob man ihm so schnell ein neues Kommando überantworten würde. Immerhin hatte er keinen Freund in seinem momentanen Vorgesetzten, Commodore Tiberius Mard, gefunden.

Noch immer durch innere Zweifel geplagt, fragte Toji:
„Wie groß ist Ihre Belegschaft, Harlov?“

„Hab sechzig Mann zur Verfügung, Sir“, antwortete der Dockleiter gelassen. „Dazu kommen noch hundert Droiden.“ Beiläufig nahm der Unteroffizier einen Zug, stieß knapp zwei Herzschläge später einen Schwall blauen Dunst aus und hustete anschließend. „Is keine Vollbesetzung, ich weiß... Aber tüchtige Jungs hab ich, Capt'n.“

Keine Vollbesetzung? War etwa schon ein Teil der Belegschaft abgezogen worden? Insgeheim hatte Toji gehofft, dass das Dock am Limit arbeiten würde. Doch diese Hoffnung wurde zerschlagen. Der Quartiermeister der „Pandora“ hatte ihn in dieser Sache gewarnt. Man hatte sie tatsächlich zu einem der schlechteren Reparaturanlagen gelotst. Trotz dieses Rückschlags behielt der Captain seine Ruhe. Harlov war bloß ein kleines Licht. Höchstwahrscheinlich hatte man ihm nicht grundlos einen Posten bei Werftanlage „Orenth“ gegeben. Toji musste nun damit arbeiten. Sollte er sich tatsächlich für den Weg entscheiden, den er gerade zaghaft prüfte, dann würde es – wohl oder übel – nicht nur bei einer Bestechung bleiben. Diese Erkenntnis dämmerte in ihm ganz langsam. Beschäftigt mit den eigenen Gedanken bemerkte der Imperiale nicht wie der nächste Schwall aus Harlovs Lungen den blauen Dunst bereicherte. Wo würde er noch ansetzen müssen? Konnte er die Admiralität überzeugen oder musste er ohne deren Unterstützung auskommen? Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.

Ein weiteres Mal richtete sich Tojis Blick auf den Dockleiter.
„Besteht denn die Möglichkeit weitere Mechaniker auf die Werftanlage zu holen?“

„Nun, normalerweise haben wir hier mehrere Sentinel-Fähren“, sagte Harlov gelassen und rieb sich dabei freudig die behaarten Pranken. „Hab zwar gehört, dass 'ne Lambda-Fähre aus Ihr'm Hangar entschlüpft sein soll...“

Sofort warf der Captain ein: „Das waren Passagiere und Verletzte. Wir konnten da keinen Aufschub dulden. Die reguläre Mannschaft wird über die hiesigen Shuttles nach Rendili fliegen.“

„Gut, gut...“, murmelte der Unteroffizier. „Ich hab da 'n paar gute Kontakte... Vielleicht hilft das.“

[: Rendili-System | Orbit von Rendili | Werftanlage „Orenth“ | Dock „Orenth Eins“ :||: Büro des Dockleiters :||: Captain Toji Murata und Senior Chief Petty Officer Varoc Harlov :]
 
[: Tiefenraum | Sammelpunkt „Senth“ (drei Parsecs vom Leemurtoo-System entfernt) :||: imperiale Verteidigungsflotte; Vierte Flottille; Zwölfte Kampfgruppe :||: VSD II „Pandora“ | Gänge auf dem Weg zur Krankenstation :||: Commander Serenety Akaji :]

Auf dem Gang blieb sie stehen, kämpfte mit den Kopfschmerzen, welche ein Ausmaß an Schmerzen angenommen hatten, die ihren Verstand zu vernebeln drohten, mehr noch, die jede Bewegung erschwerten, jeden Schritt zur Hölle werden ließ. Es fühlte sich an, also ob jemand ihr das Gehirn in kleinste Einzelteile zerlegen wollte und dafür jegliches Werkzeug einsetzte, was man nur finden konnte. Nur das es sich dabei um sehr primitives Werkzeug handeln musste. Trotz dieser Erkenntnis musste sie weiter, denn bis zur Krankenstation der Pandora war es noch ein ganzes Stück und Serenety fragte sich, ob sie dies überhaupt schaffen würde. Sie hatte zu lange gewartet, viel zu lange! Sie hätte schon viel eher das Treffen unterbrechen und gehen sollen. Diese Erkenntnis kam allerdings zu spät, denn um sie herum verwandelte sich das Licht in ein merkwürdiges flackern, welches noch zusätzlich in ihre Augen stach. Übelkeit stieg in ihr auf. Ihr Geist schrie vor Schmerzen auf, verlangte von ihr an Ort und Stelle zu bleiben, das Bewusstsein zu verlieren und sich dem zu ergeben was kommen würde! Was auch immer dies sein sollte. Die junge Exotin wollte dies nicht wissen. Sie musste weiter! Sie musste die Krankenstation erreichen, gleich wie sie dies anstellen sollte. Eines jedoch durfte nicht geschehen, sie durfte nicht hier ohnmächtig werden, denn dies wäre für andere ein guter Vorwand gewesen Meldung zu machen und wenn dies geschah würde sie die nächsten Tage damit zubringen ihr Quartier kennen zu lernen und darauf war sie alles andere als erpicht.

Also zwang sie sich vorwärts, gleich der Schmerzen, gleich der Übelkeit, dem Schwindel und dem innersten Wunsch zusammen zu sacken. Noch war sie die Herrin! Langsam glitt sie weiter, erreichte dann den Turbolift, welcher sie beförderte. Er war leer, als sie einstieg und ihren Kopf an die kühle Wand lehnte. Seine Fahrt verlangte erneut einiges von ihr ab, denn ihr Körper reagierte darauf. Eine neue Welle an Schmerzen jagte durch ihren Schädel. Das Flimmern der Elemente, welche das Stockwerk anzeigten ließen sie zusätzlich schmerzhaft zusammenzucken. Serenety sah sich gezwungen die Augen zu schließen und trotz allem schien dies nicht wirklich etwas zu helfen. Was nur im Namen der Vorfahren war los? Welches Verbrechen hatte sie begangen, um auf so grausame weiße erneut bestraft zu werden? Hatte Despayre nicht genügt? Hatten ihre Seelenqualen dort nicht ausgereicht? Musste sie nun erneut erleiden, was dort beendet worden war, nachdem Toji und Slayer eingetroffen waren? Welche Grausamkeiten hätten noch auf sie gewartet? Sie wusste es nicht, sie konnte dies nicht einmal vermuten. Standen die Schmerzen, welche sie nun hier ertrug irgendwie mit dem, was auf Despayre geschehen war in Verbindung? Eine Frage, welche sie ebenfalls nicht beantworten konnte. Vielleicht waren die jetzigen Geschehnisse auch völlig unabhängig davon und zeugten einfach nur von ihrer Erschöpfung. Erschöpfung!? Sicherlich, immerhin hatte sie sich keine wirkliche Ruhe gegönnt, nachdem sie aus dem Koma erwacht war. Sie hatte sich sofort in ihre Arbeit gestürzt und alles von sich geschoben, was bedeutete, dass ihr Geist und ihr Körper gar keine Zeit gehabt hatten zu gesunden. Sie hatte sämtliche Symptome ignoriert! Solche waren vorhanden gewesen und sie hatte diese schlichtweg übergangen. Sollte sie nun den Preis dafür zahlen? Gut möglich!

Letztlich half es ihr dennoch nicht, sich schuldig zu fühlen, auch wenn sie dies sehr wohl war. Ihr Zustand war bedenklich, dies wusste sie auch, ohne einen Mediziner zu fragen. Während ihres Studiums der Psychologie hatte sie genug Einblick in die Medizin erhalten um feststellen zu können, dass ihr Körper sich nun für ihre „Vergewaltigung“ rächte. Sie hätte es besser wissen müssen, anstatt zu ignorieren. Ein verletzter Geist jedoch, welcher nicht mehr fähig war klar zu denken, der jegliche Symptome beiseite schob, weil es keine Rolle mehr spielte, war nicht in der Lage dazu seine Entscheidungen Präzise zu führen. Man hatte zwar nicht geschafft sie zu brechen, so aber dennoch ihr tiefe Wunden zuzufügen, welche sie beiseite geschoben hatte. Jedem anderen hätte sie geraten sich Hilfe zu suchen, jedem – außer sich selbst! Vernunft war etwas, was von Bestand sein sollte, doch die eigenen Erlebnisse, die eigenen Qualen verzerrten alles. Was sonst klar war wurde unklar. Was wichtig war wurde fast unwichtig. Die eigenen Persönlichkeit hatte begonnen sich aufzulösen, um dem platz zu machen, was kommen würde, was unausweichlich war. Einsicht war etwas, was jeder selbst aufbringen musste, denn diese war die Grundlage zur Heilung. Das erkennen, jedoch war nicht immer einfach. Für jeden Patienten war es wichtig sich selbst einzugestehen, dass etwas nicht stimmte, dass er Hilfe brauchte und diese dann auch letztlich annahm. Ein Klient, der dies nicht tat, der sich weigerte, dem würde nicht geholfen werden können. Das eigene Ich neigte oft dazu, sich zu verstellen, weil die Wahrheit etwas war, was man nur schwer ertragen konnte. Für Serenety selbst bedeutete dies zu erkennen, dass sie sie Bürde, welche sie sich selbst auferlegt hatte, nicht würde allein tragen können. Niemand würde dies können, nicht so.

Doch bis Erkenntnis einen erleuchtete, konnte eine kleine Ewigkeit vergehen. Diese kleine Ewigkeit war es, die entschied, über die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit. Nichts war so empfindlich wie tiefen einer Lebensform! Würde sie zu dieser Erkenntnis gelangen? Würde sie sich selbst noch helfen können oder die Hilfe anderer annehmen? Hilfe bedeutete nicht schwach zu sein, im Gegenteil, sich bewusste zu werden, dass man Hilfe brauchte bedeutete Stärke. Noch mehr Stärke bedeutete es, jene Hilfe auch anzunehmen. Für Serenety bedeutete dies noch ein langer weg. Entscheidend war, dass sie diesen auch ging.

Der Trubolift kam mit einem Ruck zum stehen und sie hätte sie fast übergeben, als die nächste Schmerzwelle durch ihren Schädel jagte. Irgendwie schaffte sie es diesem Impuls zu unterdrücken, dann öffneten sich die Türen des Liftes und sie schritt hinaus auf den Gang. Es war nicht mehr weit bis zur Krankenstation. Nur noch weniger Meter trennten sie voneinander. Die Commander schritt vorwärts, einen Fuß vor den anderen setzend quälte sie sich zur Tür. Dann erreichte sie dies, trat hindurch und versuchte durchzuatmen. Als Dank dafür zerriss die nächste Schmerzwelle sie fast. Sie nahm noch war, wie die Ärztin auf sie zueilte, dann verschwamm alles vor ihr und sie sackt in die Arme von Doktor Tau. Die Chefärztin fing sie gerade noch auf.

Im nächsten Schritt wurde sie auf eine der Liegen gebracht, dann folgten Befehle, welche Serenety nur im Nebel wahrnahm. Die Stimme von Tau klang besorgt. Das treiben um sie herum nahm sie nicht wirklich wahr, dann hörte sie die Stimme der Ärztin, welche wissen wollte seit wann es ihr schon so schlecht ging. Sie dachte nach, versuchte eine Einschätzung zu machen. Seit wann?

„Seit einigen Stunden. Es hat mit leichten Kopfschmerzen begonnen und nun habe ich das Gefühl, dass alles explodiert.“

Tau nickte. Kopfschmerzen mussten zwar nicht unbedingt etwas schlimmes sein, doch bei dem was mit Serenety geschehen war, lag die Sachlage anders.

„Hören sie Commander, ich werde erneut eine Aufnahme ihres Gehirns machen um zu sehen, ob sich etwas verändert hat. Dann sehen wir weiter.“

Seren nickte. Mehr blieb ihr eh nicht zu tun. Tau gab die entsprechenden Anweisungen, der Vorgang dauerte nicht lange. Länger dauerte es, bis die Ärztin zurückkehrte, ihr Ausdruck gefiel ihr nicht.

„Ich habe die jetzigen Bilder mit den letzten verglichen. Es gab eine Veränderung, die Schatten haben sich ausgebreitet und ich kann noch immer nicht sagen, woher sie rühren. Ich verabreiche ihnen erst einmal ein schmerzmittel. Und noch etwas, ich verordne ihnen erst einmal einige Stunden Schlaf. Sie erhalten zusätzlich etwas, damit sie schlafen können. Ich werde mich zu gegebener Zeit an sie wenden, Commander.“

Serenety nickte nur, mehr konnte sie auch nicht tun. Für sie war die Hauptsache, dass diese Schmerzen nachließen. Tau gab ihr das Mittel direkt über die Vene ein, damit es sofort in Blut ging und schneller wirken würde. Was für ein Cocktail dies war wollte die Counselor nicht wissen. Man gestattete ihr die Station zu verlassen, damit sie ihr Quartier aufsuchen konnte.

***

Die Ruhe hatte ihr gut getan, die Schmerzen in ihrem Schädel hatten aufgehört und Schlafmittel hatte Wirkung gezeigt. Sie fühlte sich besser als zwischenzeitlich, auch wenn sie das Gefühl hatte noch immer schlafen zu können, da ihr Tank noch nicht vollständig aufgefüllt war. Allerdings war dies ein Anfang. Wichtig für sie war, dass sie wieder klar denken konnte, einen wachen Geist hatte und mitbekam, was gerade auf der Brücke vor sich ging. Monchar teilte soeben mit, dass die Verifizierung erfolgreich war und der eingehende Leitstrahl für die Navigation in einer Minute erfolgt sein würde. Serenety trat an ihren Vorgesetzten heran, um diesem die Meldung noch einmal Wort für Wort zu wiederholen. Der Captain befahl daraufhin, dass alle Antriebssektionen gedrosselt werden sollten, auf fünfzig Prozent der Leistung. Die Waffenstation sollte die Salutschüsse zur Ehrung der anwesenden Admiralität vorbereiten. Serenety nickte, entfernte sich dann, um den Anweisungen folge zu leisten. Ihr Blick viel auf Rendili und die Kampfgruppe, welche aussah wie ein Haufen heruntergekommener „Fracks“, welche trotz allem noch Stolz aufwies. Sie alle hatten gekämpft, hatten ihr Leben eingesetzt um zu siegen und hatten dennoch verloren. Bei ihnen allen steckte die Niederlage noch in den Knochen und es würde eine ganze Weile dauern, bis man sie halbwegs akzeptiert hatte. Sie würden sie akzeptieren müssen! Serenety gefiel dies nicht, mehr noch, tief in ihrem inneren konnte sie spüren wie sehr sie dies ärgerte. Diese Schlacht hätte man gewinnen müssen, es wäre wichtig gewesen, doch nun wo sie verloren hatten und im Grunde vor den Scherben standen würde sie lange damit zubringen, dies zusammen zu kehren. Corellia war von Bedeutung gewesen, dies wussten sie alle. Das System verloren zu haben bedeutete einem Rancor sein Gebiss angeschlagen zu haben. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis es in sich zusammenbrechen würde. Man hatte das Imperium empfindlich getroffen und jeder, der etwas anderes behaupten würde log. Dieser Verlust wurde zu Schwierigkeiten führen und jene Schwierigkeiten würden sie alles schon bald zu spüren bekommen.

Aus Sichtweise der Rebellen verhielt sich dies anders und für die Jedi wäre dies ein Gewinn. Sie erhielt zurück, was einst ihnen gewesen war und somit den Platz, an dem auch die Basis der Jedi gestanden hatte. Der Krieg von damals hatte sie wiederholt nur diesmal umgekehrt. Eine Schande war es dennoch, eine Schande, welche sie würden tragen müssen! Der erste Offizier der Pandora schüttelte innerlich den Kopf, wobei sie ihre Zähne zusammenbiss. Sie war dem Imperium treu ergeben, loyal ohne Einschränkungen und dennoch, dennoch gab es etwas, was sie störte. Für diesen Augenblick konnte sie nicht sagen was es war, die Zeit dazu hatte sie auch nicht.

Rendili kam näher und langsam konnte man Einzelheiten in dessen Orbit erkennen. Einige Kriegsschiffe der System- und Sektorverteidigung, träge Werftanlagen, größere Sternjägerverbände und ein paar Verteidigungsplattformen vom Typ Bavos – II und Derilyn wurden sichtbar. Dem eigenen Leitstrahl folgend, setzte die Zwölfte Kampfgruppe zu einer Kurve nach Steuerbord an, während die „Kali“ und die „Rampart“ nach Backbord abdrifteten. In ihren langsamen Bewegungen feuerten beiden Gruppen, in perfekter Synchronität, die gängigen Salutschüsse. Schuss um Schuss spuckten die letzten vorhandenen Turbolaser giftgrüne Blitze in die schwärze des Alls. Danach steuerten die Schiffe auf ihre zugewiesenen Reparaturanlagen zu. Die junge Frau beobachtete das Szenario, wobei jeder dieser Schüsse sie schmerzlich daran erinnerte, dass sie gescheitert waren. Dieses Scheitern würde ihr, aber auch den anderen noch eine ganze Weile nachhängen. Auf dem Weg zu den Anlagen schob sich in einem gemächlich langsamen Tempo ein etwas gleichaltriger Dreadnaught („Bloodshed“) an der „Pandora“ vorbei. Für einen kurzen Bruchteil wurde deutlich, wie greis die populärsten StarDrive-Produkte geworden waren. Nachdem der graue Sternenzerstörer der Victory-II-Klasse sein Ziel fast erreicht hatte, öffnete das Dock seine Pforten und gewährte ihnen Einlass. Zwar konnte die Pandora nicht komplett hinein, doch ihr ramponierter Bug würde bei den Reparaturarbeiten nicht zu sehen sein. Langsam schleppte sich das alte Schiff voran, um so auch die letzten Kilometer zu überwinden.

Ein eifriger Ensign, der den Krank gewordenen Lt. Kaine ersetzte machte Meldung, dass der Traktorstrahl der Werft sie erfasst hatte. Grumby teilte mit, dass die Bermsdüsen aktiviert seien und die Sublichtgeschwindigkeit bei unter zehn MLGT fiel. Ein kurzer Blick zum Captain ihrer seits erfolgte, welcher verlauten ließ, dass die Ausführung des Protokolls ’Aurek-Dreizehn’ erfolgen sollte. Die Einstellung der Tätigkeiten aller Stationen an Bord – ausgenommen sämtlicher Systeme zur Lebenserhaltung. Kurz machte sich Hektik auf der Brücke breit. Personal wurde abgezogen, die Crew stellte nach und nach ihre regulären Diensttätigkeiten ein, schaltete die Konsolen ab, zog sich in die Quartiere zurück oder bereitete alles für einen längeren Aufenthalt vor. Es sah schon fast gespenstig aus. Die letzten Bereiche wurden durch einzelne Unteroffiziere ein letzte mal kontrolliert. Die Handgriffe saßen und dennoch hatte der erste Offizier das Gefühl, dass hier nichts so war, wie auf der Musashi.

Meldungen wurden gemacht. Die Sensoriksysteme waren deaktiviert, ebenso die Waffen und Schildsysteme, gefolgt von den Antriebs und Navigationssystemen. Die Kommunikation war ebenfalls deaktiviert, wobei Notrufe noch möglich waren. Ein zuvor noch lebendes Schiff verwandelte sich in ein „Grab“, so jedenfalls fühlte es sich an. Ein riesiger, lebloser „Kasten“. Tojis Stimme erreichte ihr Ohr, er verlange die Räumung der Brücke und in zehn Minuten ein Treffen im Besprechungsraum Eins für jeden anwesenden Brückenoffizier. Dann verließen auch die letzten die schlafende Brücke und Serenety folgte ihnen.

**

Zehn Minuten waren nicht viel und konnten doch eine kleine Ewigkeit sein! Besonders für die Offiziere, welche sich hier im Besprechungsraum eingefunden hatten und nicht wirklich wussten, was ihr Kommandant von ihnen wollte. Es gab einige Möglichkeiten worum es sich handeln konnte, doch jede war bloße Spekulation. Die Tür zum Besprechungsraum Eins öffnete sich zischend und Major Lom, Lt. Griffin, Doktor Tau, Captain Browl und Captain Murata traten ein. Eine kurze Begrüßung unter einzelnen folgte, ein Austausch von Floskeln, dann setzten sie sich auf die verbliebenen Stühle, während der Kommandant der Pandora stehen blieb. Serenetys Blick fiel auf ihren Vorgesetzten, als dieser zu sprechen begann. Seine Worte waren alle hier gereichtet. Er teilte ihnen mit, dass sie Corellia überlebt und somit Rendili heil erreicht hatten. Darüber konnten sie glücklich und stolz zugleich sein. Er lobte sie für ihre gute Arbeit und dennoch empfand Serenety persönlich dies alles ein wenig anders. Toji machte klar, dass sie theoretisch dafür schon einen Orden verdient hätten, doch war dies nicht nur seine Entscheidung, sondern letztlich die der Oberen. Eine kurze Pause erfolgte. Er sah jeden einzelnen von ihnen an. Sie spürte, wie die einzelnen Offiziere die Luft anhielten, sich fragten, was noch kommen würde. Jeder von ihnen hatte viel durchgemacht, hatte gekämpft und sein Bestes gegeben. Die Gedankengänge gingen in alle Richtungen, jeder von ihnen kämpfte mit sich selbst. Die Sekunden verstrichen, dann fuhr Toji fort. Er machte klar, dass er sich in den letzten Stunden ausgiebig über die Werften Rendilis informiert hatte. Obwohl man die Pandora der Dritten Gefechtsflotte zugeteilt hatte und der Ersatz in der Schlacht formell honoriert wurde, hatte man sie in ein Dock geschickt, welches eher stiefmütterlich behandelt wurde. Die Gründe dazu dürften grob auf der Hand liegen. Innerhalb der Flotte zählten Schiffe dieser Klasse zum alten Eisen, die Schäden ließen einen schnellen Einsatz so oder so nicht zu und seine Wenigkeit war bloß ein Captain. Auf diese Worte folgte ein Verhaltenes Gemurmel. Hatten sie den etwas anderes erwartet? Toji stellte klar, das die meiste Arbeit von ihnen selbst erbrachte werden musst, dann folgte eine neuerliche Pause und er trank ein Schluck Wasser, wobei er die Reaktion der einzelnen Anwesenden beobachtete. Griffin war mit einem Schlag hellwach und tauschte sich angeregt mit Lom, Browl und du Telac aus. Serenety biss die Zähne zusammen. Die Arbeit, welche man ihnen damit abverlangte war groß. Ärgerlich war es zudem und dennoch wurde offenkundig klar, dass andere Schiffe wichtiger waren. Sie dachte sich ihren Teil diesbezüglich. Letztlich sorgten du Telac als auch sie für Ruhe, damit der Captain fortfahren konnte.

Trotz allem, trotz der vielen Arbeit, die vor ihnen lag, gedachte der Captain der Crew in Teilen Landgang zu gewähren. Die Mitglieder der ersten Wache konnten unverzüglich ihren Landurlaub von einer Woche antreten. Grundsätzlich galt jedoch eine strikte Beschränkung auf den Stützpunkt. Eine Sondergenehmigung – allein zum Besuch hiesiger Verwandter – musste in jedem Fall eingeholt werden. Diese Spezielle Genehmigung würden sowohl Toji als auch Serenety, sollte er nicht an Bord sein erteilen. Des Weiteren galt eine strikte Kommunikationssperre, um „Spionageverdacht“ nicht aufkommen zu lassen. Für den zügigen Transport stellte das Dock Shuttles zur Verfügung. Mr. Lom und seine Piloten sowie die geretteten Überlebenden wurden – genau wie die restlichen Bodentruppen an Bord, ebenfalls diesen Weg nehmen. Sie sollten versuchen bei den Zuständigen Stellen, ausreichend Ersatz für ihre Verluste bei den Sternjägern zu finden. Nach sieben Tagen würde dann die zweite und anschließend in zwei Wochen die Dritte Wache Landurlaub unter denselben Konditionen antreten. Captain Browl und, seine Gruppe und auch dessen Navy Tropper galt das gleiche. Erneut nahm der Captain einen Schluck, dann fuhr er fort. Sämtlichen Mannschaftsmitgliedern, die an Bord blieben, gleich ob Mechaniker oder nicht, würden sich an den Reparaturarbeiten beteiligen. Dies sollten sie ihren Untergebenen bewusst machen. Zudem kündigte Toji an, dass er innerhalb der ersten Woche ebenfalls auf Rendili verweilen würde um somit vielleicht etwas bei den Bürokraten zu erreichen. Für Serenety bedeutete dies, dass sie an Bord bleiben und damit als Erster Offizier Toji vertreten würde. Die junge Frau atmete durch. Gut, damit würde einiges an Arbeit auf sie zukommen. Innerlich wünschte sie dem Captain viel Glück, vielleicht erreichte er ja etwas. Danach verließ die Mannschaft den Besprechungsraum und Serenety betrat ihr Quartier um sich ihren Aufgaben zu widmen.


[: Rendili-System | Orbit von Rendili | Werftanlage „Orenth“ | Dock „Orenth Eins“ :||: VSD II „Pandora“ | Serenetys Quartier :||: Commander Serenety Akaji, allein :]
 
Zurück
Oben