Sorry, dass ich diese Woche so spät dran bin:
Kapitel 3:
Kapitel 3 bringt den ersten Auftritt von Mara Jade und Talon Karrde.
Talon macht hier sofort einen guten Eindruck, er ist höflich, intelligent, berechnend und stets einem Geheimnis auf der Spur.
Mara wird ebenso gelungen eingeführt. Ihre Sinne sind sichtlich geschärft und von Karrdes kleinen Spielchen lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen.
Optisch beschreibt Zahn Mara erstaunlich zurückhaltend, sie ist katzenhaft anmutig, jung, hat grüne Augen und rot-blondes Haar und das war auch schon.
Die ihr zugeschriebenen Charaktereigenschaften passen dazu und zeichnen so ein sehr interessantes Gesamtbild.
Mara ist offensichtlich extrem fähig und hat in kurzer Zeit (interessanterweise wurde ihre Zeit bei Karrde in Hörspiel von 6 Wochen auf 6 Monate erhöht, was mir eigentlich besser gefällt…wobei sich die erste deutsche Übersetzung da wohl auch nicht einig war, da später im Kapitel erwähnt wird Karrde hätte 5 Monate gebraucht um zu erfahren welche Themen Mara aus der Fassung bringen.) bereits so viel Eindruck auf Karrde gemacht, dass er sie nach und nach zu seiner Stellvertreterin machen will. Dies soll zwar natürlich auch dazu dienen hinter das Geheimnis zu kommen, das sie umgibt, dennoch ist Karrdes Absicht glaubhaft und wirkt nicht völlig unangemessen.
Ihre Reaktion auf die Beförderung ist auch interessant; ihre Ankündigung die ihr gegebene Macht auch einzusetzen wirkt wie eine Drohung und die herausgeforderte dazu passende Erwiderung dürfte in etwa „Ok, ich überleg es mir lieber nochmal“ lauten.
Und dann ist da noch ihr „Danke für die Beförderung, dein Unternehmen ist schlecht organisiert, weißt du das?“ (kein Zitat)
In der Tat eine unkonventionelle Art auf eine Beförderung zu reagieren, aber man kann es auch als Ausdruck dessen sehen, was Karrde an Mara schätzt.
Ihr Hass auf Luke: Nun, ich denke, dass das damals bei mir funktioniert hat mit dieser unbestimmten Andeutung, heute weiß man natürlich worauf es hinausläuft, aber im Grunde ist auch im Kapitel selbst schon die Richtung klar.
Es wird wohl kaum darum gehen, dass Luke ihr, als sie Kinder waren die Pausenbrote gestohlen hat und für größere Schweinereien hatte Luke eher weniger Gelegenheit und ist er halt auch nicht wirklich der Typ für. Demnach muss es also eine Verbindung zum Rebellentum und zum Imperium geben. Natürlich würde das immer noch zulassen, dass Mara z.B.in einer Beziehung mit jemanden stand, der bei der Zerstörung des ersten Todessterns um Leben kam, aber selbst auf ihre Verbindung zum Imperator wird ja im Grunde schon hingewiesen.
Wenn einem dies auffällt, kann man natürlich immer noch darüber spekulieren von welcher Art diese Verbindung war.
Meine Lieblingsstelle im Kapitel ist aber eigentlich die Kontaktaufnahme von Karrde mit Pellaeon:
Karrde: „…und uns gefragt, ob Sie oder Großadmiral Thrawn unsere Hilfe brauchen.“
Pellaeon: „Wer?“
Karrde: „Natürlich. Ich habe auch noch nie von Großadmiral Thrawn gehört…..“
Etwas angeberisch zwar von Karrde, aber ein Wortwechsel mit viel Witz.
Ausserdem sieht man hier natürlich das, was ich immer als Kerngeschäft von Karrde empfunden habe: Er ist ein Informationshändler.
Und auch wenn es mir weiterhin schwer fällt mir Karrde als Drogenschieber, Zuhälter Sklavenhändler usw… (was er als direkter Nachfolger von Jabba wohl wäre) vorzustellen, sollte man imo dennoch nicht seine kriminelle Energie und Gefährlichkeit unterschätzen und so denke ich, dass man davon ausgehen kann, dass er die Informationen, in deren Besitz er gelangt mitunter dazu verwendet um Leute, Unternehmen, Organisationen usw. zu erpressen.
Karrde gewinnt zwar nicht unmittelbar etwas dadurch, dass er Kontakt mit den Imperialen getreten ist, aber was nicht ist kann ja noch werden und ich denke, dass es hier (wie er im Grunde ja auch sagt) seine Absicht war erstmal einen Fuß für eventuelle spätere Geschäfte in die Tür zu bekommen.
Das Kapitel bringt auch die erste Erwähnung der Ysalamiri (btw. Schöner Name), die natürlich immer ein Streit/Kritikpunkt am EU waren wobei ich persönlich nie so ganz nachvollziehen konnte wieso. Wenn man übermäßig starke Figuren (Jedi/Sith) in einer Fiktion hat, finde ich es auch legitim sich Mittel einfallen zu lassen wie man die Chancen bei einer Auseinandersetzung mit ihnen erhöhen kann, ganz besonders wenn man diesen Figuren ein Kapitel weiter die generelle Fähigkeit einräumt die Gedanken von zehn- bis hundertausenden Lebewesen zu kontrollieren.
Ich mag wie die Ysalamiri die erzählerischen Möglichkeiten im Umgang mit den Jedi/Sith erweitert haben und bedauere fast, dass sie im Grunde nach der Thrawn-Trilogie vergleichsweise selten zum Einsatz kamen.
Sprachlich interessant fand ich zu Beginn des Kapitels noch, dass Mara und Karrde sich duzen…würde es der Übersetzer durchhalten könnte man da jetzt mehr zu schreiben, aber nach dem Gespräch mit Pellaeon wechselt er dann zum Siezen zwischen Karrde und Mara.
Mir war gar nicht bewußt, dass in der Übersetzung der Thrawn-Trilogie solche Klöpse sind, das erinnert ja schon fast an die SW-Frühwerke eines Andreas Kasprzak.
Kapitel 4:
Mit Kapitel 4 geht es zurück zu den Imperialen.
Natürlich macht Thrawns und Pellaeons gemeinsame Reise auf die Planetenoberfläche nicht wirklich Sinn; bis die Lage durch eine Abteilung Soldaten geklärt ist, würde typischerweise keiner der beiden einen Fuß auf den Planeten setzen, dennoch macht es erzählerisch imo Sinn.
Ein protokollgemäßes Vorgehen wäre in der Erzählung imo ziemlich langweilig gewesen und es lässt Thrawn nahbar wirken, dass er selber unmittelbar tätig wird. Zahn bedient sich hier des Star Trek-Schemas, welches im Normalfall auch stets die wichtigste Charaktere in potentiell gefährliche Situationen bringt.
Dass Thrawn hier nicht lauter gesichtslose Sturmtruppen mitnimmt sondern die beiden anderen schon bekannten Hauptakteure auf imperialer Seite, wertet die Gruppe erzählerisch auf und lässt die Antagonisten des Buches im Grunde gegenüber den Vertretern der Heldenseite zu gleichberechtigten Partnern werden.
Vom erzählerischen Standpunkt aus ist Pellaeon auch bei der Begegnung Thrawns mit C’Baoth alles andere als überflüssig: Ein reines Treffen zwischen den kühl, kalkulierenden Thrawn und dem zwar wahnsinnig mit Worten jedoch dennoch eher sparsamen C’Baoth wäre wohl um einiges langweiliger geworden. Pellaeon bringt da mit seiner Bodenständigkeit einiges an Auflockerung in die Situation.
Der Pfeil, der Thrawns unter der Uniform getragene Rüstung trifft, soll natürlich zeigen, dass Thrawn sich vorbereitet hat und sich nicht unvorbereitet in gefährliche Situationen begibt. Allerdings ist natürlich auch der Einwand richtig, dass man auch auf seinen Kopf hätte zielen können.
Ansonsten darf Thrawn wieder den gebildeten und kultivierten Offizier geben, wenn er Architekturstile analysiert und Kunstwerke in C’Baoths Unterkunft betrachtet.
Thrawns Aktionen im Kapitel werfen die Frage auf, ob wir uns schon wieder vom „netten Herrn Thrawn“ verabschieden müssen.
Klar, bei der Aktion nach dem Pfeilschuss erkundigt sich Thrawn wo der Schuss herkam, die Vergeltung trifft somit die Schuldigen und soll offensichtlich dazu dienen weitere Gewalt gegen die Imperialen zu unterbinden. Die Aktion ist somit zielgerichtet, maßvoll und zweckmäßig und geht damit in Ordnung. Klar, der strahlend weiße Ritter würde nicht so handeln, aber ein solcher ist Thrawn ja nicht und soll es auch nicht sein.
Anders sieht es da mit der versuchten Exekution des zweiten Angreifers aus.
Die Situation ist unter Kontrolle. C’boaths unmittelbares Eingreifen hat die direkt drohende Gefahr beseitigt, seine Worte an die Bewohner der Siedlung jede zukünftige potentielle Gefahr. Die versuchte Exekution ist damit ein völlig überflüssiger unmotivierter Racheakt und damit genau das was in aller Regel als Mittel dient, böse Charaktere als besonders böse erscheinen zu lassen.
Und wie das bei solchen Aktionen häufig ist, ist sie zu allem Überfluss auch noch ausgesprochen dumm.
Denn, dass C’Baoth auf den Standpunkt steht, dass er für eventuelle Bestrafungen „seines Volkes“ zuständig ist, liegt bereits auf der Hand bevor er es verkündet, ebenso wie, dass er in diesem Fall nicht gewillt ist den Mann zu bestrafen. Thrawn beschwört damit eine Machtprobe mit C’baoth herauf und zwar eine, die er kaum gewinnen kann; nicht wenn er zeitgleich C’baoths Hille braucht und will.
Interessant fand ich noch, dass Rukh das Haus mit einer Blasterpistole zum Einsturz bringt. Optisch ist das schwer vorstellbar, …. Zahn legt hier offenbar ein anderes Zerstörunspotential von Handfeuerwaffen zu Grunde als man aus den Filmen gewohnt ist …. auch wenn man davon ausgeht, dass das Haus nicht unbedingt stabil ist und die Baustoffe im Vergleich zu Kernwelten minderwertig sind.
Das Kapitel bringt bei den Verhandlungen mit C’baoth noch einen weiteren Aspekt von Thrawn ein, den man typischerweise nicht bei der Gesamtbetrachtung seiner Figur im Blick hat.
Denn seien wir ehrlich: Thrawn gerät bei den Verhandlungen mit C’baoth ziemlich ins Schwimmen. Er braucht sehr lange um überhaupt einen Zugang zu dem Jedi zu bekommen und seine ersten Angebote, die dazu dienen sollen C’baoth zu Kooperation zu bewegen, wirken schwach und geradezu hilflos.
Als er dann schließlich jedoch doch noch herausfindet worauf C’baoth aus ist, gelingt es ihm aber schnell den Deckel zu zu machen … das muss man ihn auf jeden Fall zugestehen.
Richtig gut gefällt mir ja wie Thrawn darum bittet sich C’boath anschließen zu dürfen, nachdem dieser abgelehnt hat sich Thrawn anzuschließen. Ich mag es wenn intelligente Leute (Schurken) auf diese Art mit der Eitelkeit, Gier und letztlich Dummheit von anderen arbeiten ihnen das Rampenlicht zugestehen und dennoch zu ihren Ziel kommen ohne das sich wirklich etwas geändert hätte.
Bei C’baoth gefällt mir vor allem seine Gier, als die jungen Jedi sowie ungeborene Jedi-Zwillinge erwähnt werden. Sein Verlangen hängt sehr unangenehm im Raum.
Harmlos, freundlich oder hilfsbereit wirkte er auf mich nie, vom ersten Moment an empfinde ich ihn als wahnsinnig und überaus bedrohlich.
Allerdings mag ich seine kurzen Sätze, die meist das eigentlich Wesentliche auslassen und ein Nachfragen herausfordern.
Dass Klonnamen falsch geschrieben/gesprochen werden und man sie daran erkennen kann, ist ein ulkiger Einfall.
Was Zahn zu den Klonkriegen andeutet, kann man heute natürlich als überholt abhaken, aber es ist dennoch interessant, dass er wohl davon ausgeht, dass Imperium und Republik zeitgleich existierten und gegeneinander kämpften.
Auch wenn die Filme imo eher einen von außen kommenden Feind als einen Bürgerkrieg bei den Klonkriegen suggerierten, ist es doch imo schon sehr lange bekannt, dass das Imperium aus der Republik entstand … möglicherweise durch eine Anmerkung in den Filmromanen.
Ansonsten finde ich Zahns Ausführungen u.a zur Stabilität von Klonen interessant ….wäre glaub ich interessant gewesen eine Vorgeschichte zu erleben, die auf diesen Grundlagen aufbaut. Trotz den offensichtlichen Unvereinbarkeiten von Zahns Annahmen mit der tatsächlichen PT, finde ich es toll, dass es dann später mit zwei guten Romanen gelungen ist das Outbound-Flight Projekt in den PT-Erzählstrang einzuarbeiten.
Zahn bemüht sich hier ausserdem die Niederlage der Imperialen bei Endor zu „erklären“. Ich bin wie gesagt kein Freund von der Vorstellung, dass der Imperator seine ganze Flotte koordiniert hat während er mit Luke gesprochen hat (wobei das seine Unachtsamkeit in Bezug auf Vader untermauern könnte
) und vor allem mag ich es nicht, dass dies dann gleich scheinbar jeden Jedi möglich sein soll (diese besondere Fähigkeit wurde dann später ja doch auf einige wenige beschränkt und C’Baoth ist eben einer von ihnen, was Thrawn auch weiß), dennoch war ich auch nie mit der Darstellung der imperialen Niederlage bei Endor in den Filmen einverstanden.
Sämtliche Schiffe der Imperialen verschwinden scheinbar spätestens mit der Zerstörung des Todessterns … der Film macht es sich verdammt einfach die Rebellen einen Sieg gegen eine nominell immer noch erheblich stärkere Streitkraft erringen zu lassen.
Lucas versuchte hier imo verfehlt sich an die Niederlage von Sauron/den Orks in LotR anzulehnen. Dabei wurde übersehen, dass bei LotR die Orks ja von Anfang an Saurons bösen Willen unterworfen waren und nur durch seine Kontrolle zielstrebig als Armee handelten. Insofern macht es Sinn, dass sie sich nach seiner Vernichtung einfach auflösten.
Beim Imperator/Imperium liegt da die Sache eigentlich anders, hier besteht die imperiale Flotte aus Individuen, die zwar alle dem Imperator dienen, aber eben nicht unmittelbar wie ein verlängerter rein willensgesteuerter Arm.
Insofern finde ich es zulässig, dass Zahn hier die Begebenheiten bei der Schlacht von Endor mit denen aus LOTR angleicht und auf eine Stufe bringt, dennoch wäre ich zufriedener, wenn Lucas nie versucht hätte den Sauron Weg zu gehen sondern sich mehr Mühe bei der Niederlage des Imperiums gegeben hätte.
Die Erzählung an sich ist Zahn gut gelungen, die Schlacht von Endor wird nochmal toll heraufbeschworen. Besonders Pellaeons Einwände und Thrawns Erwiderungen sind stark … das Hörspiel fährt dazu übrigens eine überaus beeindruckende Klangkulisse auf.
Grundsätzlich wird der Versuch des Imperators diese Form der Kontrolle auszuüben als Fehler angesehen, da ist es um so überraschender und irgendwo auch enttäuschender, dass Thrawn diesen „Fehler“ wieder begehen will. Ich hätte es interessanter gefunden, wenn er es mit rein „weltlichen“ Mitteln versuchen würde … er sagt ja, dass die Imperialen bei Endor nicht weniger fähig gewesen wären als die Rebellen.
Thrawn versucht seinen Plan dadurch abzufedern, dass er ja weniger und gezieltere Kontrolle zur Koordination anstrebt, doch er hat gegenüber dem Imperator einen unausgesprochenen Nachteil. Jede Art der Kontrolle, die Sidious ausüben wollte, war auch tatsächlich seine Kontrolle, Thrawn muss sich eines Wahnsinnigen bedienen um diese Kontrolle zu erhalten.
Und egal was er zur Berechenbarkeit von C’baoth sagt, kann er doch aufgrund C’baoths Wahnsinns jederzeit inmitten einer Schlacht in die Situation kommen dessen Kontrolle sofort „beenden“ zu müssen. Auch wenn man davon ausgeht, dass ihm dies vergleichsweise problemlos möglich wäre, würde er sich dann doch wieder in einer ähnlichen Situation wie bei der Schlacht von Endor wiederfinden.
Dass der Imperator hier eine Art Schatzkammer hat, finde ich durchaus passend und auch das dort Geräte lagern, die Thrawn nützlich sind, ist gut. Weniger gefällt mir die Erwähnung des kleinen trivialen Gerätes. Klar erwähnen muss er es hier um es dann später nicht einfach so unangekündigt aus der Westentasche zu ziehen, aber etwas offensichtlich sehr wichtiges hier zu erwähnen und dann so künstlich klein reden zu wollen ist doch etwas sehr plump, etwas mehr Raffinesse wäre da lohnenswert gewesen.
Wer sich einen weniger „unterwürfigen“ Pellaeon gewünscht hat dürfte mit seiner Darstellung hier doch ganz zufrieden sein. Er sagt klar seine Meinung und widerspricht, wenn er mit etwas nicht einverstanden ist, angenehmerweise vergisst er dabei nie die passende Form seines Protestes.
Das Ende des Kapitels find ich auch gut, wo man in seine Gedanken blickt, er dann aber nur ein „Jawohl, Sir.“ sagt.