Wow, es sind also bereits 2 Jahre vergangen, seit das Projekt Reread eingeschlafen ist.
Das kam mir tatsächlich nicht so lang vor. Ich bin auch etwas von Star Wars im Allgemeinen abgedriftet in den letzten beiden Jahren, was vermutlich auch nicht geholfen hat, dieses Projekt zu Ende zu bringen. Nun hatte ich aber wieder Lust auf Star Wars und so habe ich mir wieder das Buch geschnappt (es war tatsächlich immer noch an der Stelle mit einem Lesezeichen versehen, an der ich vor zwei Jahren aufgehört hatte) und habe die nächsten drei Kapitel gelesen. Ich bilde mir nicht ein, dass noch jemand wirklich Interesse hat, diesen Reread zu Ende zu bringen, neben mir. Das ist aber auch in Ordnung. Ich sehe es als eine Art "Tagebuch", welches ich ab jetzt verfasse und ich nehme mir fest vor, zumindest das Buch Erben des Imperiums fertig zu lesen, wieder in 3er Kapiteln eine kurze Erörterung anzufertigen und dann zum Abschluss ein abschließendes Fazit zu dem Buch zu verfassen. Drückt mir also die Daumen (mit wem rede ich hier eigentlich
), dass es diesmal nicht wieder zu einer zweijährigen Verzögerung kommt.
Achso, nur als kleiner Disclaimer: Es stellt sicht raus, dass ich vor zwei Jahren die Kapitel 20 und 21 bereits gelesen hatte und es nun einen kleinen Sprung zu den Kapiteln 22-24 gibt. Sorry für diese Lücke.
Kapitel 22
Das Kapitel hat mehrere, unterschiedliche Abschnitte. Es beginnt mit einer Verhandlung zwischen Han, Lando und Karrde. Han und Lando sind dabei nicht von übermäßigen Interesse, bis auf einen Aspekt: Han wird von Ghent, dem neu eingeführten Hacker, auf seine Heldentaten angesprochen. Dabei stellt sich heraus, dass Mundpropaganda tatsächlich ein bisschen wie Stille Post funktioniert.
Ich fand es aber insofern eine einsichtgebende Unterhaltung, als dass Han, im Gegensatz zu seiner Charakterisierung aus den Filmen, nichts von seiner Großspurigkeit durchblitzen lässt, sondern eher bescheiden versucht, die aufgebauschten Geschichten herunterzuspielen. Außerdem war mir ehrlich gesagt gar nicht mehr bewusst, dass Ghent zu dem Zeitpunkt ein Teenager war. O.O Spannend fand ich aber die Rolle, die Karrde eingenommen hat: Er wird als sehr geschickter, aber auch zwielichtiger Charakter dargestellt, der es versteht, sich Verpflichtungen geschickt zu entziehen. Allerdings nicht, weil er generell sowas scheut, sondern weil er sich die größtmögliche Handlungsfreiheit und damit den größtmöglichen Profit erhalten will. Innerhalb dieser Verhandlungen ist er also weder gut, noch böse, sondern eher rational angelegt, mit allen Vor- und Nachteilen. Gleichzeitig ist er aber auch kein Opportunist! Er fühlt durchaus eine Verpflichtung gegenüber seiner Handlungspartner, da er der Gastfreundschaft sehr viel Wert beimisst. Tatsächlich geht es soweit, dass er eine einmalige Chance, Han und Lando und letzten Endes auch Luke, an das Imperium auszuliefern, verstreichen lässt, weil er zumindest Han und Lando als seine Gäste im Rahmen einer Verhandlung betrachtet und sie damit automatisch seinem Schutz unterstellt sind. Auch wenn er selbst sich selbst gegenüber in Kapitel 24 einräumt, dass es für ihn deutlich einfacher und wahrscheinlich auch klüger gewesen wäre, hätte er die beiden kurzerhand ausgeliefert.
Thrawn startet dann einen Überaschungsbesuch und kommt sogar persönlich nach Myrkr, um Karrde zu treffen. Es entbrennt eine Diskussion zwischen Karrde und Mara, wie mit Luke umgegangen werden sollte. Mara ist hier interessant dargestellt, weil das bereits auftauchende Thema Hass vs. Pflichtgefühl wieder aufgegriffen wird. Sie möchte Luke unbedingt ausliefern, Karrde hingegen nicht. Obwohl Mara strikt dagegen ist, Karrde dies auch unmissverständlich klar macht, folgt sie seiner Entscheidung widerwillig.
Kapitel 23
Luke hat im vorangegangen Kapitel die Flucht angetreten, wohlgemerkt gefolgt von Mara. Sie beiden stürzen mit ihren Jägern, die Luke zur Flucht "ausgeborgt" hatte, ab und finden sich im Wald von Myrkr wieder. Hier gibt es ein Zitat von Luke, das ich anbringen möchte: "Ein Jedi kann sich so intensiv mit Angelegenheiten galaktischer Bedeutung beschäftigen, dass er darüber die Menschen vergisst" Der Satz wird erwähnt, als er darüber nachdenkt, Mara in ihrem abgestürzten Jäger liegen zu lassen und auf eigene Faust die Flucht anzutreten, oder doch lieber nachschauen soll, ob es ihr gut geht. Ich finde diesen Satz in diesem Kontext deswegen so spannend, weil es eigentlich eine Antwort auf eine Frage darstellt, die viel später im EU wieder neu aufgeworfen wird: Sollten Jedi sich um die Menschen oder um das große Ganze kümmern? Später wird die Frage eben anders beantwortet als zu diesem Zeitpunkt im EU. Meines Erachtens finde ich diesen Ansatz für die Jedi den sympathischeren. So kommt es, wie es kommen muss und Luke schaut nach Mara, wird von ihr ausgetrickst und befindet sich quasi wieder in Gefangenschaft, aber diesmal im Wald unter Maras Aufsicht. Sie beginnen gemeinsam den Weg aus dem Wald zu suchen und es entsteht eine sehr interessante Dynamik aus Abscheu von Seiten Maras und langsamer Annäherung. So ziemlich jeder Dialog zwischen den beiden in diesem Kapitel ist von reiner Abscheu Maras gekennzeichnet. Luke ist der naive Bauernjunge, wie man ihn kennt. Dennoch erkennt auch er, dass Mara, trotz all ihres Hasses, logischen Argumenten immer noch zugänglich ist, was meines Erachtens eine gute Charakterisierung von Mara ist, die hier nach dem Motto "Show, don't tell" vollzogen wird. Ebenso wird ein weiteres, wichtiges Detail bzgl. Mara fallengelassen: Sie versteht es, mit einem Lichtschwert umzugehen. Lukes Interesse kann man dabei sehr deutlich herauslesen.
Kapitel 24
Han und Lando kommen dahinter, dass Luke Karrdes Gefangener war, aber die interessanteren Passagen sind die von Thrawn und natürlich Luke und Mara.
Es gibt nämlich einen kleinen Einblick, wie Thrawn denkt. Er weiß nicht, dass Luke Karrdes Gefangener war, tatsächlich sagt er sogar selbst, dass die Wahrscheinlichkeit dafür eher klein sein dürfte. Dennoch bewertet er sie nicht als so klein, dass es sich nicht lohnen würde, auch für diese kleine Eventualität vorzubeugen. Deswegen lässt er Sturmtruppen auf Myrkr zurück, um Mara und Luke aus dem Wald abfangen zu können. Ich finde diese Darstellung deswegen spannend, weil sie zeigt, dass Thrawn nicht nur eine "deus ex machina" ist, der auf magische Art und Weise seine brillianten Schachzüge ausgestaltet, sondern, dass er simple Logik benutzt, um auch unwahrscheinliche Szenarien zu erkennen, sie zu bewerten und darauf dann seine Handlungsweise aufzubauen. Meines Erachtens eine deutlich klügere Weise, die Brillianz von Thrawn darzustellen, als es Zahn in seinen späteren Werken gelingt, da Thrawns Genie in späteren Werken meist vom Himmel fällt.
Zurück zu Mara und Luke. Ich denke, der wichtigste Punkt hier ist, dass es die wohl ersten positiven Gedanken von Mara über Luke in diesem Kapitel gibt. Bisher war Luke für sie ein Hassobjekt, dass gerade durch seine Gefangennahme, seine Unfähigkeit auf Myrkr die Macht einzusetzen, eher wie eine Witzfigur wirkt als wie eine Person, die tatsächlich ihrem Ruf in der Galaxis gerecht wird. Im Wald jedoch erlebt sie Luke ruhig, besonnen und zumindest vermeintlich frei von Angst, obwohl er, wie sie sich denkt, jeden Grund dazu hätte, vor Angst zu zittern. Ich glaube, diese Szene stellt den ersten Riss in ihrer Wand aus Hass dar. Ich bin gespannt, ob ich damit am Ende vom Buch (oder gar der Trilogie) Recht behalten sollte, oder nicht.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die drei Kapitel sehr interessant waren und man weiterhin viel über die jeweiligen Charaktere erfahren konnte. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich hoffe, ich kann diesen Impetus nutzen, um mit dem Reread weiter am Ball zu bleiben.
P.S.: Ich will natürlich niemanden ausschließen. Sollte also doch jemand wieder einsteigen wollen, oder auch nur gerne mitdiskutieren wollen, würde ich mich antürlich darüber freuen.