So ganz kann ich die Kritik an den "flachen Charakteren" nicht verstehen. Hier im Thread fiel dieser Kritikpunkt ja schon öfters und so habe ich einmal nachgedacht: Wie machen das andere Kriegsfilme mit Ensemble? Zuerst fiel mir da "Der Soldat James Ryan" ein und meiner Meinung nach stechen dort auch nur zwei, drei Charaktere aus der Gruppe, die Ryan finden soll, heraus: Tom Hanks' Sergeant, der zögerliche Übersetzer und - falls man so will - der Scharfschütze. Tiefe hat von diesen Charakteren aber auch fast keiner. Ich will zwar nicht behaupten, dass das bei RO jetzt bewusst so gewählt wurde, würde mich aber fragen, ob es nicht vielleicht am Genre liegt.
Grüße,
Aiden
Das ist sogar eins der Hauptprobleme von Kriegsfilmen mit Ensemble, das mal mehr oder wieder weniger gut gelöst wird. Wobei man da auch die Rahmengeschichte und die Location berücksichtigen muss. Bei
Thin Red Line kenne ich auch keine Person vorher genauer, aber es wird da zum Beispiel auf ein Übermaß an Locations und anderen (ablenkenden) Ebenen verzichtet und darum konzentriert man sich als Zuseher allein auf die Anhöhe und die gezeigten Soldaten und nimmt dann auch entsprechend Anteil an den Schicksalen.
Im Grund ist der Gradmesser immer der: Antworte ich emotional irgendwie auf ein Rausfallen der Figur oder lässt mich das kalt?
Im Fall der Crew von Rogue One war die fehlende Emotion als Antwort bei mir schon der Fall. Ich hatte mehr Spaß an den Figuren auf imperialer Seite. Von der Crew haben Chirrut Imwe und Baze Malbus das irgendwie geschafft, weil ich auch nur bei denen das Gefühl hatte: Oh, also die Hintergrundgeschichte zu den zwei würd mich doch interessieren. Aber das ist natürlich klar persönlicher Gusto. Bei Jyn hat mir das im Trailer angesprochene "I rebel" irgendwie gefehlt. Letztendlich war sie gut, blieb gut, wir haben zwar ihr Sündenregister gehört, sie handelte aber im Film irgendwie hauptsächlich edel und den Hauch an Rachegefühl der mal ein differenziertes Spektrum eröffnet hätte, hat Cassian Andor ja schon im Ansatz vereitelt (wenigstens einen Tritt in Krennics Familienjuwelen hätte man ihr lassen können). Im Gegensatz dazu hat mir Galen Erso sehr gut gefallen, der aber wieder ein ziemlich abruptes und langweiliges Ende hatte.
Ich habe mir allerdings aus genau dem Grund das Buch vor dem Film verweigert. Ich finde es wirklich fein, dass es diese zwei Ebenen gibt, für die Fans und die Nerds, die sich da noch mehr an Info rausholen wollen. Nur bin ich trotzdem der Ansicht: 1,2 Figuren weniger (ich würd den Piloten und Saw z.b. streichen), dafür Gewicht und Handlungszeit für andere Figuren und dann hat das mehr Tiefe und es tut einem auch irgendwie angemessen leid, wenn die Figuren den Heldentod sterben.
@Sol Deande,
Darf ich fragen wie alt du bist? Ich höre desöfteren das von Ro ein Film der härteren Gangart erwartet wurde.
Nur denke ich da wird oft das Konzept von Star Wars vergessen. Da wird oft vergessen sowas aus kindlichen Augen zu sehen. Den kein Kind, Jugendlicher sagt das.
Uns muss auch klar sein das Disney Geld verdienen möchte und da ist eine geringere FSK besser.
Ich bin Anfang der 1970er geboren.
Ich denke Star Wars bietet Platz auch für erwachsenere Themen. Die Jugend wird mit anderen Serien und der abgemilderten Hauptsaga eh gut bedient und da habe ich auch keine Kritik anzubringen. Für ein wirklich höheres Rating bieten sich da eigentlich nur die Spin offs an und es war ja ein Erwachsenfilm versprochen. Ders aber so (für mich) nicht geworden ist. Wie gesagt, es müssen keine Körperteile fliegen für mich, aber ein bisschen mehr Realismus als diese nahezu klinisch sauberen Schlachtszenen hätte ich mir schon erhofft. Man könnte auch sagen: Der Dreck hat sich auf die Oberfläche des Interieurs mancher Schiffe beschränkt. Den hätte ich gut auch in der Arbeit der Spionageabteilung der Rebellion zeigen können. Weil das Cassian das Nervenbündel am Anfang entsorgt, ist ja direkt zwingend notwendig.
Wenn er schon Sachen gemacht hat, die an seinem Seelenheil kratzen, dann hätte man da durchaus die eine oder andere Bösartigkeit zeigen können. Bei den Imps sind sie da ja auch nicht so zimperlich.
Edit: Bezüglich der FSK würde ich für diesen Film sogar ab 16 einstufen. Nicht wegen konkreter Szenen sondern wegen der Grundstimmung, aber vielleicht liegt das auch an meinen Sehgewohnheiten. Zur Info: Ich bin kein konservativer alter Knacker sondern 18.
Ich bin weder alt, noch konservativ und da völlig deiner Meinung: Für mich ist Rogue One streckenweise eben absolut kein FSK 12, an anderer Stelle wieder deutlich und schmerzhaft herunter geregelt: Drum: kein Fisch, kein Fleisch.
Viele Leute ohne Kinder (manche auch mit Kindern) bewerten solche Filme oft rein nur nach Inhalt bzw. wie die Oberfläche einer Gewaltszene ausschaut. Es geht aber auch um z.b. die Schnelligkeit von Bildfolgen und die Inszenierung mancher Sachverhalte. Kinder bekommen Metaebenen sehr gut mit, auch wenn Erwachsene ihnen das oft nicht zutrauen. Nur schaffen manche sehr junge Jugendliche die Zuordnung und Einsortierung dann noch nicht auf eine erwachsene Weise.
In dem Zusammenhang wäre z.b. die Befragungsszene vom Piloten eine der Teile, die absolut nicht FSK 12 sind, obwohl die an der Oberfläche gar nicht arg ist. Aber es spielen noch ganz viele Themen rund um diesen Vorgang mit, die auch Kinder in dem Alter sehr beschäftigen. Was passiert mit einer Person, die einfach nur eine "gute" Aktion setzen will. Warum schaut der Typ im Hintergrund da so unbewegt zu. Dann das schleimig ausschauende Krakending, das sich um eine vollkommen hilflose Person windet. Erwachsene können so etwas gut sortieren, definitiv nicht alle 12jährigen. Gut, ist eh nur eine Empfehlung an die Eltern. Die sind letztverantwortlich aber:
Ich hätte halt gern einen Film gehabt, der ein deutlich höheres Rating hat und diesen Anspruch auch durchzieht.