Rey ist (k)eine Mary Sue, weil...

Ich mag Rey in Star Wars. In einem anderen Film fände ich sie vielleicht fehl am Platz. Vielleicht. Aber in SW wird eben in der OT und in der ST der Ansatz gewählt, in denen die jugendlichen Helden nicht endlos ihre negativen Erlebnisse wälzen – obwohl das eine im Hier und Jetzt verankerte Figur sicherlich tun müsste. Für das Grübeln und sich opfern sind eben die Mentorenfiguren und bekehrte Bösewichte da (in der PT ist das nochmal etwas anders, da die ja auch auf eine Tragödie hinauslaufen soll).

Prinzip ist das in meinen Augen ein Teil des Märchenhaften, das bei SW so oft beschworen wird. Mehr noch als die Macht. Aber SW erzählt (wie auch Märchen) eigentlich eine harte Geschichte: in der OT verlieren die jugendlichen Hauptfiguren ihre Familien, Mentoren, einen Heimatplaneten, eine Hand und erfahren die Wahrheit über ein dunkles Familiengeheimnis. Gefoltert werden sie auch noch. Die Trauer über diese Verluste wird kurz gezeigt und dann aber nicht mehr weiter thematisiert. Ebenso in der ST: das Mädchen, das ausgesetzt und dessen Kindheit zerstört wird, verliert gewaltsam die erste positive Vaterfigur, die sie hat, wird von der zweiten zunächst zurückgewiesen, erfährt die Wahrheit über den Tod ihrer Familie, erfährt ein dunkles Familiengeheimnis und verliert noch ihre Mutterfigur (womöglich z.T. selbst verschuldet). Auch hier darf geweint und geschrien werden, aber es wird nicht weiter ausgewalzt. Aber das ist die Erzählhaltung, die Märchen oft innewohnt. Und deswegen habe ich keine Probleme damit, dass Luke und Leia strahlend zu den Feierlichkeiten schreiten, obwohl die in den 24 Stunden zuvor mehr verloren haben als eine Hauptfigur in einer ganzen Staffel GoT, dass Rey im Falken einen kurzen Moment des Triumphes herausbrüllen kann, obwohl Kylo ihr eine grausame Geschichte über ihre Eltern erzählt hat und dass Chewie und Lando feixend im Falken sitzen, obwohl Leia erst ein paar Stunden zuvor gestorben ist.

Aber wenn Star Wars ein Märchen ist, kann man die PT nicht ausklammern... und ist nicht die ST auch eigentlich eine Tragödie? Nur kürzer erzählt?

Oder sind nur ST und OT Märchen, PT und die Ablegerfilme nicht? Und darf man auf Märchen dann diese Begrifflichkeiten nicht anwenden, weil Märchen nun mal flach geschrieben sind (was zumindest auf einige nicht zutrifft z.B die Kleine Meerjungfrau).

Und auch in der OT gab es diese längeren Momente der Charaktertiefe. In ROTJ die Szene zwischen Luke und Vader, danach die Verbrennung der Rüstung, die gedämpfte Stimmung als Luke und Leia im Ewok Dorf waren.

Nach Bespin gab es am Ende auch keine Jubelschreie, sondern eine sehr gedrückte Stimmung.

Einzig der erste Film der OT war „charaktermomente“ schwach.

Selbst die ST hatte was zu bieten. Kylo Ren wirkte am Anfang von TLJ auch wie ein geprügelter Hund. Da sah man auf den ersten Blick, da ist alles im Argen.

Daher passt für mich diese Pauschalisierung (ist halt ein Märchen) nicht wirklich gut, da sie nicht durchgängig anwendbar ist.
 
Objektivität und Bewertung eines Charakters ist zwar möglich, aber das Ergebniss wird nie alle überzeugen. (Schaffen Naturwissenschaften übrigens auch nicht.)

Es geht auch nicht darum, am Ende die einzige und ultimative Wahrheit parat zu haben. Jedoch finde ich, dass man es sich zu leicht macht, wenn man jede Form der berechtigten Kritik damit wegwischt, dass das alles so stark subjektiv konnotiert ist, dass es letzten Endes keine Rolle spielt. Diese Art der Diskussion kann nur ins Leere führen. Dieser Thread ist aber geschaffen worden um Argumente für und gegen die Mary Sue Eigenschaft von Rey zusammenzutragen. Statt sich darüber auszutauschen, wird konfabuliert, der Begriff sei selbst problematisch. Geist hat es ja bereits ausgeführt, es ist nur eine Bezeichnung für einen Blumenstrauß an Eigenschaften. Wohlgemerkt Eigenschaften, die Rey Mal mehr, Mal weniger aufweist und allein deren Benennung kein Sexismus sein kann. Genauso wie es kein Sexismus ist, wenn man einer Frau, die nicht einparken, sagt, sie könne nicht einparken.

Faust und die Geschichte eines Fünftklässlers kann man miteinander vergleichen. Aber welche Fragestellung will am da anlegen?

Da gäbe es doch viele Kriterien: Aufbau der Geschichte. Ist sie zum Beispiel logisch oder nachvollziehbar? Komplexität der Charaktere, also bleiben Charaktere von Minute Eins bis zum Schluss identisch, oder vollziehen sie eine Wandlung. Ich könnte weiter machen, aber ich weiß jetzt schon, dass du mir sagen wirst, dass alldiese Kriterien auch subjektiv sind. Damit hast du zwar Recht, aber gleichzeitig auch nicht. Denn offensichtlich sind Menschen dazu in der Lage gute Geschichten von schlechten zu unterscheiden. Über welches Kriterium genau das abläuft, kann ich nur spekulieren. Die Augen aber davor zu verschließen, dass Qualität erkannt werden kann und diese sogar über einen Zeitverlauf gleichbleibend bewertet wird, ist nicht zielführend.

Jetzt ohne selbst unbedingt diese "Gender Bias"-These zu vertreten, aber dieses "Aber es gibt doch..." ist halt im Zweifelsfall auch nicht immer das beste Argument. Es geht doch bei solchen statistischen Verzerrungen nicht darum, dass es komplett keine Ausreißer (also doch auch mal Ausnahmen) gibt - es geht aber darum, dass das halt, wenn man hier wirklich einen Gender bias vermutet, dann letztlich halt doch nur Ausnahmen sind, so wie z. B. "die eine Frau, die es doch im Aufsichtsrat gibt"

Dazu kann ich, trotz Strohmannargument, mehrere Dinge sagen.

1. Ich finde, das Menschenbild, welches dadurch transportiert wird, problematisch. Menschen sind selbstverständlich auch ein Produkt ihrer sozialen Struktur, keine Frage. Aber nicht nur! Menschen, in diesem Fall Autoren, zu unterstellen, sie könnten wegen ihrer Sozialisation keine besseren Charaktere schreiben, ist den Menschen gegenüber unfair und höchstwahrscheinlich sogar falsch!

2. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die betroffenen Autoren es wirklich nicht besser können, nun, dann hat Disney trotzdem versagt! Es wäre ihre Verantwortung gewesen Leute als Autoren zu beschäftigen, die in der Lage wären, vernünftige Charaktere zu schreiben. Umso schlimmer, da irgendjemand in dem Konzern auch Ashoka Tano geschrieben hat, die anfangs gehasst wurde, mittlerweile aber durchaus beliebt ist. Sogar noch mehr, ich habe bisher noch nicht mitbekommen, dass Ashoka als Mary Sue gilt.
 
Ist das wirklich euer Ernst? :o Ihr tut so, als wäre es unmöglich eine Charakterkritik zu verfassen, da ja alles so furchtbar subjektiv ist. Kurioserweise scheinen sich aber
Das wird eigentlich nur von dem Diskussionsvorschlag getoppt, Rey wäre deswegen so ein mieser Charakter wegen des Gender Bias! Wenn es bisher keine guten weiblichen Charaktere im Filmbereich gegeben hätte, die dazu noch in Zeiten aufgetaucht waren, wo so etwas wie der Gender Bias noch deutlich stärker ausgeprägt war, wäre das vielleicht eine sinnvolle Hypothese. So wird aber einfach Inkompetenz durch Gender Bias entschuldigt.

Seufz, für manche scheint das echt ein Reizwort zu sein. Warum sonst sollte es nicht möglich sein, den Verweis auf dieses Phänomen nicht permanent aus dem dazugehörigen Kontext zu reißen?
Es geht nicht darum, dass sich jegliche Kritik an Rey mit einem (Gender) Bias erklären lässt.

Wo steht denn das?

Bei einem Autor, der von sich aus ankündigt, nun ganz bewusst einen starken weiblichen Charakter entwerfen zu wollen, ist der Gedanke, dass er bei diesem Vorhaben auch von Geschlechtsvorstellungen beeinflusst ist, alles andere als abwegig; denn er selbst hat das Geschlecht der zu entwerfenden Figur zu einem wesentlichen Bewertungsmaßstab seiner Bemühungen erhoben und es auch noch mit wertenden Attributen wie „stark“ versehen.

Und da an mehrerer Stelle die Wahrnehmung geäußert wurde, Rey sei ein in vielerlei Hinsicht übersteigerter Charakter geworden (auch von mir selbst), hat sich mir die Frage gestellt, ob die Autoren hier möglicherweise von zu gut gemeinten Absichten geleitet waren.

Vermutlich wäre es besser gewesen, sie hätten sich einfach nur darauf konzentriert, eine möglichst überzeugende und mitreißende Figur zu erschaffen, die "zufällig" weiblich ist. Und dieses gezwungen wirkende „stark“ von vornherein außen vor gelassen.
(Hat jemand von euch das Making-Of von TFA gesehen? Dort wird mE recht deutlich, dass die Verknüpfung "weiblich und stark" der Grundbaustein war, auf dem dann alles weitere aufgebaut wurde. Für mich nicht die idealste Vorgehensweise....)

Ich bin sicher, auch bei Luke hatte man nicht den gezielten Vorsatz, einen „starken männlichen Helden“ zu entwerfen. Den hat man einfach Mensch sein lassen und ganz natürlich auch Schwächen zugestanden, deren Überwindung (aber auch Akzeptanz) letztlich seine eigentliche Stärke ausmachte.

Aber auch das ist ja glücklicherweise nur eine subjektive Wertung von mir, da es genug Gegenstimmen gibt, die Rey als durchaus stimmigen Charakter mit Identifikationspotenzial wahrnehmen.
Und ganz ehrlich: mich freut das sogar. Denn bei aller Kritik ziehe auch ich die weitaus größere Befriedigung daraus, mich auf die verbleibenden positiven Aspekte zu besinnen.

Aber nicht nur! Menschen, in diesem Fall Autoren, zu unterstellen, sie könnten wegen ihrer Sozialisation keine besseren Charaktere schreiben, ist den Menschen gegenüber unfair und höchstwahrscheinlich sogar falsch! Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die betroffenen Autoren es wirklich nicht besser können, nun, dann hat Disney trotzdem versagt!


Dir ist also nur wichtig, festzustellen, dass sie versagt haben. Warum sie das getan haben, ist vollkommen uninteressant für dich.
Ok, kann man natürlich so handhaben. Dass diese Herangehensweise die menschlich so viel "fairere" sein soll, erschließt sich mir allerdings nicht.

Aber was soll`s, ich bin hier ja beileibe nicht die einzige mit offensichtlichen Verständnisproblemen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es geht auch nicht darum, am Ende die einzige und ultimative Wahrheit parat zu haben. Jedoch finde ich, dass man es sich zu leicht macht, wenn man jede Form der berechtigten Kritik damit wegwischt, dass das alles so stark subjektiv konnotiert ist, dass es letzten Endes keine Rolle spielt.
Ich sage ja nicht, dass er keine Rolle spielt, nur, dass die Wertung subjektiv ist und für das Subjekt eine Rolle spielt, die ich für mich ganz oder zu Teilen annehmen kann oder ablehnen kann. Und da beginnt die Diskussion.
Dieser Thread ist aber geschaffen worden um Argumente für und gegen die Mary Sue Eigenschaft von Rey zusammenzutragen. Statt sich darüber auszutauschen, wird konfabuliert, der Begriff sei selbst problematisch.
Aber es ist doch notwendig, dass man von einer gemeinsamen Fragestellung ausgeht um Kritik zu üben, sonst vergleicht man ganz schnell Äpfel mit Birnen.
Ich bin sofort dabei, wenn wir über eine konkretere Fragestellung diskutieren wollen.
Ist sie zum Beispiel logisch oder nachvollziehbar?
Die Antwort wird subjektiv sein.
Komplexität der Charaktere, also bleiben Charaktere von Minute Eins bis zum Schluss identisch, oder vollziehen sie eine Wandlung.
Hier kann das Ergebnis objektiv erfasst werden, aber die Wertung, ob mir dies zusagt oder ob dies nachvollziehbar ist, ist subjektiv. Die Diskussion darüber kann aber trotzdem Spaß machen oder zum Umdenken führen.
Denn offensichtlich sind Menschen dazu in der Lage gute Geschichten von schlechten zu unterscheiden.
Können sie das? Wann ist eine Geschicht gut? Ist TLJ gut, weil er viele Überraschungen einbaut oder ist die Geschichte deshalb schlecht. Ist die Geschichte wegen des Humors schlecht oder gut? Ist TRoS gut, weil man Palpatine aus dem Hut gezogen hat oder ist sie deshalb schlecht?

Wir können hier sehr gern über Rey diskutieren und ob sie eine MS ist oder ob nicht.
Nenne doch einfach konkrete Kriterien an denen du persönlich eine MS erkennst und ob du diese nur auf Rey beziehen möchtest oder ob du sie noch gegen andere Charaktere abwägen möchtest. Ich nenne dir gern meine Einschätzung/Bewertung dazu. Am Ende bekommst du von mir auch ein Fazit. Da bin ich sofort dabei! :thumbsup:
 
Es geht nicht darum, dass sich jegliche Kritik an Rey mit einem (Gender) Bias erklären lässt.

Eigentlich ist das relativ genau das, was du sagst. Deine gesamte Ausführung fußt darauf, dass der Gender Bias das zentrale Element in der Charaktererstellung war. Ich hingegen sage, dass selbst wenn man bewusst eine starke, weibliche Figur schreiben will, kann man auch einfach inkompetent dabei sein, ohne Gender Bias.
Nur der Vollständigkeit halber: ich fühle mich durch Genderthemen nicht getriggert. Ich halte nur nicht viel davon, das in jeden beliebigen Aspekt hineinzuzwängen, ohne irgendwelche Anzeichen, dass es gerechtfertigt sein könnte. Oder nochmal anders formuliert, ich bin großer Freund von Okuns Rasierklinge. ;)

Dir ist also nur wichtig, festzustellen, dass sie versagt haben. Warum sie das getan haben, ist vollkommen uninteressant für dich.
Ok, kann man natürlich so handhaben. Dass diese Herangehensweise die menschlich so viel "fairere" sein soll, erschließt sich mir allerdings nicht.

In diesem konkreten Fall spielt das warum nur eine sehr untergeordnete Rolle. Du kannst gerne einen neuen Thread eröffnen, ala "Mögliche Managementfehler bei der ST-Produktion". Wenn es jedoch um die Bewertung von Rey als Charakter geht, sehe ich nicht, wieso mich die Motivation eines Disney-Angestellten interessieren sollte? Es interessiert auch niemanden, wie sich ein BASF-Angestellter fühlt, wenn Chemikalien in den Rhein gespült werden. Manchmal geht es einfach nur ums Ergebnis! Wenn du aber eine Gesamtbetrachtung anstellen willst, dann gibt es eh nichts zu bemängeln. Disney hat Geld ohne Ende mit der ST gemacht und wird es wahrscheinlich auch weiterhin tun mit diesem Franchise. Also haben sie alles richtig gemacht.
 
Ich sage ja nicht, dass er keine Rolle spielt, nur, dass die Wertung subjektiv ist und für das Subjekt eine Rolle spielt, die ich für mich ganz oder zu Teilen annehmen kann oder ablehnen kann. Und da beginnt die Diskussion.

Ähm ja... Das ist eine Selbstverständlichkeit...
Ursprünglich habe ich mich eingeklingt, als es dahin abdriftete, dass es nicht möglich sein soll, qualitative Aussagen zu tätigen. Eine subjektive Sicht der Dinge ist immer und überall gegeben, was gibt es da groß zu diskutieren? Es bleibt also nur eins, nämlich Argumente gegeneinander abzuwägen. Und natürlich kann ich bei jeder Auffälligkeit von Rey sagen, dass mich das subjektiv nicht stört, das macht es aber nicht ungeschehen. Wie zum Beispiel Reys Umgang mit der Macht. Es gibt in-universe keinen triftigen Grund dafür, dass Rey kann, was sie kann. Mag manche nicht stören, aber dennoch fehlt einfach die Rechtfertigung innerhalb der bestehenden Geschichten.

Können sie das? Wann ist eine Geschicht gut?

Das ist müßig.... Wir redenbei der ST ja nicht davon, dass es kleine, nuancierte Interpretationen gibt, die man schwer miteinander abgleichen und eine Wertung zuordnen kann. Wir reden von Filmen, die im Widerspruch zur 6 anderen Filmen stehen, im Widerspruch zu ihrer eigenen Trilogie stehen und mit EP. 9 sogar im Widerspruch zu sich selbst stehen. Aber klar, es ist nicht möglich zu sagen, dass die ST qualitativ unterdurchschnittlich ist...
 
Meines Erachtens ist das, was du sagst, einfach nur eine hochgestochene Version von: Ich finds aber halt gut, also lass mich in Ruhe. Kann ich verstehen, aber wenn du wirklich glaubst, dass qualitative Unterschiede herbeiimaginiert sind, dann ergibt es auch keinen Sinn für mich, überhaupt witer zu diskutieren.

Ich würde ja gerne - auch weil ich es selbst sehr spannend finde - mit dir über den Unterschied zwischen Objektivität und Intersubjektivität sprechen, aber wenn du glaubst, dass die oben zitierte Anrede einer Diskussion so viel zuträglicher ist als eine Diskussion des eigentlichen Diskussionsgegenstand, gebe ich dir einfach mal den Tipp, Intersubjektivität zu googeln und verschwinde mit einem beherzten "Du mich auch"
 
Ähm ja... Das ist eine Selbstverständlichkeit...
Ursprünglich habe ich mich eingeklingt, als es dahin abdriftete, dass es nicht möglich sein soll, qualitative Aussagen zu tätigen. Eine subjektive Sicht der Dinge ist immer und überall gegeben, was gibt es da groß zu diskutieren? Es bleibt also nur eins, nämlich Argumente gegeneinander abzuwägen. Und natürlich kann ich bei jeder Auffälligkeit von Rey sagen, dass mich das subjektiv nicht stört, das macht es aber nicht ungeschehen. Wie zum Beispiel Reys Umgang mit der Macht. Es gibt in-universe keinen triftigen Grund dafür, dass Rey kann, was sie kann. Mag manche nicht stören, aber dennoch fehlt einfach die Rechtfertigung innerhalb der bestehenden Geschichten.



Das ist müßig.... Wir redenbei der ST ja nicht davon, dass es kleine, nuancierte Interpretationen gibt, die man schwer miteinander abgleichen und eine Wertung zuordnen kann. Wir reden von Filmen, die im Widerspruch zur 6 anderen Filmen stehen, im Widerspruch zu ihrer eigenen Trilogie stehen und mit EP. 9 sogar im Widerspruch zu sich selbst stehen. Aber klar, es ist nicht möglich zu sagen, dass die ST qualitativ unterdurchschnittlich ist...
Okay, unsere Standpunkte zu Objektivität und Subjektivität hätten wir dann ja klar gemacht. Daher noch einmal von mir die Aufforderung:
Nenne ein Kriterium bezüglich Rey über das du hier diskutieren willst!
Oder möchtest du weiterhin auf der Metaebene bleiben?
 
Ich denke, eines ist ganz wichtig festzuhalten für die Diskussion: soweit ich es wahrgenommen habe, hat niemand hier den Versuch angestellt, "objektiv" zu wirken oder seine Meinung als allgemeingültige Wahrheit darzustellen. Auch die Kriterien, was / ab wann etwas eine Mary Sue ist, sind keineswegs klar definiert, sondern ganz im Gegenteil eher schwer greifbar, da eben für jeden anders. Ich bin jetzt auch nicht übermäßig bewandert in ihrer Begriffsgeschichte, bzw. weiß nichts darüber, was nicht jeder andere hier mit wenigen Minuten googlen auch herausfinden könnte. Ich kann nur von meiner persönlichen Erfahrung damit berichten, dass es einfach schon seit ich das EU konsumierte in meinen Augen Charakterzeichnungen gab, die mir einfach überhaupt nicht gepasst haben. Prägend dafür war sicherlich, dass ich von Kindesbeinen an immer die OT als die große Messlatte hatte, mit der sich jedes Bei- und Nachfolgewerk messen muss. Das hat schon mal allem EU-Content gegenüber einen grundsätzlich benachteiligenden Charakter, weil Star Wars für mich einfach ein pures Filmmedium ist. Ich brauche nicht nur die Figuren, die Geschichte, die Kämpfe, ich brauche auch alles was in der Skywalker-Saga dazugehört: die Bildgewalt, die visuellen Effekte, das charakteristische Sounddesign, die berührende Musik von John Williams, und ja, sogar die dazugehörigen Synchronsprecher. Klar, dass bei einem Buch, wo der größte Teil dieser medialen Inszenierung einfach mal komplett wegfällt, der Wow-Faktor für mich halt deutlich geringer ist. Wie dem auch sei, jedenfalls gab es über die Jahre zunehmend Charaktere, deren Aufbau und Darstellung mir einfach nicht gefallen wollte. Der Gipfel diesbezüglich war für mich wohl Corran Horn. Eine Figur, deren Autor sogar ein ganzes Buch über ihn aus der Ego-Perspektive geschrieben hat, in der er seinen Werdegang als Jedi beschreibt. Das alleine war schon äußerst suspekt, aber das Hauptproblem war, dass ich einfach den Charakter nicht ausstehen konnte. Corran Horn wirkte wie ein, man entschuldige meine Ausdrucksweise, schleimscheißiger Emporkömmling auf mich. Die Art von Arbeitskollege, der neu in der Firma auftaucht und gleich an seinem ersten Tag ungebetene und unqualifizierte "Tipps zur Produktivitätssteigerung" gibt. Was waren die Probleme mit Corran Horn? Nun, mal sehen... er war ein toller Pilot, der eines Tages entdeckte, dass er empfänglich für die Macht ist. Wie sich später herausstellt, war sein Vater ein großer Jedi in den Klonkriegen. Von ihm erbt Corran auch sein Laserschwert – mit silberner Klinge. Aber Corran Horn hat eine große Schwäche! Er hat kein Gespür für Telekinese wie andere Jedi, das heißt, er kann Objekte nicht mit Hilfe seiner Gedanken bewegen! Seine größte Schwachstelle ist, dass er in dieser Hinsicht leider nur wie ein normaler Mensch ist, oh nein! Aber aufgeatmet: Corran Horn kompensiert diese Schwäche, weil er dafür eine andere, extrem seltene Gabe hat, nämlich die Macht der Energieumleitung. Dadurch können ihm zB Elektroschocker nichts anhaben. Ein wirklich rares Talent, das alle, die es an ihm erkennen, in Erstaunen versetzt, inklusive Großmeister Luke Skywalker. Corran Horn ist also als Jedi doch durchaus wertvoll, und wie erwähnt ein guter Pilot. Außerdem hat er eine Ausbildung einer CorSec-Spezialeinheit! Auch recht praktisch. Und obendrein, wie ihm andere Charaktere, die ihn umgeben, attestieren, sieht er auch ziemlich gut aus, na was für ein Glück...

Fällt beim Lesen was auf? Ich konnte es früher, vor einigen Jährchen, nie besser ausdrücken als zu sagen, dass ich die Figur halt einfach nicht ab kann. Diese absolut plumpen Versuche, den Charakter irgendwie besonders und erzwungen interessant zu machen, ihn beim Leser regelrecht anzubiedern... bwah. Absolut unterirdisch, in meinen Augen. Und Corran war nicht der einzige, mir fiel dieser Schreibstil dann durchaus noch einige Male auf. Einfach Figuren ohne jedes Feingefühl, ohne jede Dezentheit. Und irgendwann, eines Tages, stieß ich im Internet auf den Begriff "Mary Sue" und suchte nach den Ursprüngen bzw. der Bedeutung dahinter. Und es war ein Augenblick der Epiphanie, das nachzulesen, weil ich mir einfach nur von so vielen Fällen dachte: "JA! JA! Genau DAS ist das Problem! Genau SO liest sich dieser furchtbare Charakter, das trifft es perfekt!". Das bedeutet ja nicht, dass eine Mary Sue jeden einzelnen Punkt der Eigenschaften-Checkliste abhaken muss. So spielt es bei Rey beispielsweise überhaupt keine Rolle, ob sie eine Wunscherfüllung des Autors ist (ist sie nicht). Und wie schon an anderer Stelle mal angemerkt, ist es sogar egal, ob man sie jetzt eine Mary Sue nennt oder irgendwie anders. Das ist nur im Kontext von diesem Thread von Bedeutung, weil es halt die Ausgangsfrage des OP war, für die Charakterisierung ist der genaue Begriff aber ziemlich irrelevant. In dem englischsprachigen Forum, das ich kritisiert habe, benutze ich aufgrund der dortigen politischen Konnotation, so unheimlich dämlich ich sie persönlich auch finde, den Begriff auch nicht mehr; das verändert aber meine Kritik an Rey in keiner Weise, es nötigt mich lediglich dazu, dieselben Kritikpunkte mit mehr Worten und Gefasel zu umschreiben. Und diese Kritik ist am Ende des Tages einfach, dass ich die Person nicht so gut nachvollziehen und mich schlecht in sie hineinfühlen kann. Bzw. kann ich es vielleicht sogar, es ist nur nicht sonderlich spannend. Ich fiebere mit Rey nicht wirklich mit (TROS möchte ich diesbezüglich jedoch als positive Ausnahme hervorheben, dort fand ich sie am besten charakterlich). Meine Lieblingsfiguren von der neuen Riege sind nicht umsonst Poe und Finn. Jetzt könnten bei einem natürlich die Alarmglocken schrillen und man mich dessen bezichtigen, dass ich männliche Charaktere dem weiblichen vorziehe und das nur aufgrund des Geschlechts sein kann, dass ich generell Probleme damit hätte, weibliche Protagonisten zu akzeptieren und mit ihnen mitzufühlen. Das kann ich aber wiederum nicht bestätigen, weil ich in anderen Fiktionen durchaus auch weibliche Protagonisten sehr gerne mag. Ellen Ripley, Avatar Korra und andere, die zu meinen Favoriten zählen. Wenn ich Korra und Rey vergleiche, kommt mir Erstere aber halt so unendlich viel näher, charakterlich überzeugender vor. Und das, ohne dass sie in ihrer Stärke oder in ihrer Weiblichkeit irgendwie einbüßen müsste.


Warum spielt das jetzt alles aber dann überhaupt eine Rolle, wenn es keinen Anspruch auf Objektivität geben kann und sowieso alles Geschmacksfrage ist? Weil es Rückschlüsse zu ziehen erlaubt über den Zustand des Franchise, denke ich. Ich war zwar nicht live dabei, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass damals aus TESB besonders viele Leute aus dem Kino gekommen sind und gedacht haben, es ist ihnen eher egal, wie es mit Luke Skywalker weitergeht und was weiter passiert. Nach TLJ habe ich aber etwas erlebt, was in der Form für mich neu in diesem Fandom war: dass viele Fans einfach einen großen Teil an Interesse verloren hatten. TLJ hat solch eine Beliebigkeitskeule geschwungen, in der Bösewichter abserviert werden können ohne überhaupt richtig beleuchtet worden zu sein und alles passieren kann, ohne dass es eine echte Konsequenz hat, dass irgendwie die Spannung darunter gelitten hat. Auch ich ging aus Episode 8 und war damals einfach in keiner Weise besonders gespannt mehr darauf, wie es weitergeht. Mir war Reys Schicksal einfach egal, weil ich wusste, dass ihr eh nichts Ernstes passiert und sie im Zweifel eh alles kann. Die alten Chars, die mir mehr bedeuteten, waren schon tot oder dem Tode geweiht. Die Luft war irgendwie raus. Schade. Und wenn es einer auffallenden Anzahl an Fans so geht, dann finde ich das problematisch. Gut, auf der anderen Seite bekleckert sich TROS nun auch nicht mit Ruhm und wird viel kritisiert, also kann man es eh nicht allen recht machen. Ich persönlich finde es schade, wenn ich mit Rey als Protagonistin einfach nicht wahnsinnig viel mitfühlen konnte. Das hat viel Spannung gekostet. Wir können auch gerne die Begrifflichkeit der Mary Sue ruhen lassen und uns auf eine andere Bezeichnung für sie einigen: eine Rey. Hier kann dann auch jeder wieder mit der Subjektivität zulangen und sagen, ob er es mag, wenn seine Protagonisten eine Rey sind oder nicht. Ich mag's eigentlich nicht. Weil es mir zu wenig Ecken und Kanten sind und zu wenig Identifikationspunkte. Aber wenn es für jemand anderen klappt, wer wäre ich, dieser Person das Recht abzusprechen, mit seinen Reys glücklich zu werden?
 
Ich bin gerade dabei für mich herauszuarbeiten, worin die Unterschiede zwischen dem Begriff Mary Sue und "Held" liegen und inwieweit man Rey als Heldin einordnen kann.

Für eine klassische Heldin fehlt mir bei ihr eine deutliche und nachvollziehbare Charakterentwicklung. Das grenzt die Figur meiner Meinung nach stark von z.B. Luke Skywalker ab. Die Suche nach ihrer Herkunft, auch ihre Verlustängste scheinen das Hauptmotiv zu sein, aber so richtig mit Schmiss wurde das nicht umgesetzt.
Für eine Superheldin fehlen ihr widerum glaubwürdige, stringente Superfähigkeiten. Wenn ein Superheld wie eine Spinne Wände hochkrabbeln kann, ist das o.k., aber wenn er dann noch ohne Hilfsmittel fliegen und Tote erwecken kann, kommt mir das seltsam vor (von mir ausgedachtes Beispiel).
Rey hat starke Machtfähigkeiten, die in Summe "zu stark" wirken, aber eben auch nicht in die Kategorie "Superman" passen.
 
Eigentlich ist das relativ genau das, was du sagst.

Na, wenigstens hast du von dir aus ein relativierendes Moment eingebaut.
Denn, nein: das habe ich so definitiv nicht gesagt.
Du hast es vielleicht so verstanden, das möchte ich dir nicht absprechen, die von mir beabsichtigte Botschaft war aber eine andere.

Deine gesamte Ausführung fußt darauf, dass der Gender Bias das zentrale Element in der Charaktererstellung war. Ich hingegen sage, dass selbst wenn man bewusst eine starke, weibliche Figur schreiben will, kann man auch einfach inkompetent dabei sein, ohne Gender Bias.

Natürlich. Deshalb habe ich diese Erklärung auch zu keinem Zeitpunkt kategorisch ausgeschlossen.
Da Disney (und LF) an anderer Stelle aber bereits bewiesen haben, dass sie nicht grundsätzlich inkompetent sind, was die Darstellung interessanter Charaktere (jedweden Geschlechts) betrifft, hat es sich zumindest für mich gelohnt, verschiedene Erklärungsansätze zu beleuchten.

Nur der Vollständigkeit halber: ich fühle mich durch Genderthemen nicht getriggert. Ich halte nur nicht viel davon, das in jeden beliebigen Aspekt hineinzuzwängen, ohne irgendwelche Anzeichen, dass es gerechtfertigt sein könnte.

Und ich halte nicht viel davon, Deutungshoheit darüber beanspruchen zu wollen, ab wann die Beleuchtung bestimmter Aspekte nun gerechtfertigt ist oder nicht. ;)

Oder nochmal anders formuliert, ich bin großer Freund von Okuns Rasierklinge.

Okuns...was?
Hier in speziell dieser Diskussion greift übrigens noch ein weiteres, hinlänglich bekanntes Phänomen: "Stille Post". :D

Und so werden Missinterpretationen und -Verständnisse munter weiter getragen und künstlich aufgebauscht, statt bei Bedarf einfach noch mal nachzufragen.... (ich glaube ja nicht, dass "Ockham" eine solche Vorgehensweise begrüßen würde).
 
JJ Abrams selbst hat eine klare Antwort gegeben. Rey ist voller Absicht zumindest mal eine Art "Mary Sue".

Rey has a whole fan base of her own. What was the original idea behind the character?

The idea was to tell a tale of a young woman who was innately powerful, innately moral, innately good, but also struggling with her place in the world and forced to fend for herself in every way. As exciting as it was to get to play in the Star Wars universe, it was this young woman that I felt oddly compelled to get to know. Even at the very first meeting with Kathleen Kennedy, the idea came up about having a female at the center of it. There was an inherent sense of “We’ve seen the story before of the young hero,” but we’d never seen it through the eyes of a woman like this, and that, to me, was the most exciting thing.

One thing you hear from people is that the character of Rey feels preternaturally gifted, even for a Jedi — that she learns things faster than, say, Luke Skywalker ever did.

Yeah, spooky, right? [Smiles] It’s a fair point. It’s not an accident.

https://bleedingfool.com/blogs/did-jj-abrams-just-admit-rey-is-a-star-wars-mary-sue/

Es ist Teil von JJ´s "Mysterie Box", aber letztendlich leider auch der langweiligste Aspekt der Trilogie. Solche Figuren passen nicht wirklich ins SW Universum. Starkiller in "The Force Unleashed" musste damals schon heftig Kritik einstecken, obwohl er nur eine Videospiel Figur ist. Rey wirkt dagegen mMn wie eine Videospielfigur die sich auf die Filmleinwand verirrt hat.

Rey ist objektiv betrachtet eine "Mary Sue," so wie Superman die männliche Version "Gary Stue" ist. Solch eine Figur muss grundsätzlich nicht schlecht sein, aber eben halt in seiner Welt funktionieren. Superman schafft das offensichtlich, Rey dagegen eher nicht.
 
Die Diskussion umfasst jetzt 7 Seiten, dabei gibt dieses Thema doch eigentlich kaum Potenzial her. JJ Abrams selbst hat eine klare Antwort gegeben. Rey ist voller Absicht zumindest mal eine Art "Mary Sue".


The idea was to tell a tale of a young woman who was innately powerful, innately moral, innately good, but also struggling with her place in the world and forced to fend for herself in every way. As exciting as it was to get to play in the Star Wars universe, it was this young woman that I felt oddly compelled to get to know. Even at the very first meeting with Kathleen Kennedy, the idea came up about having a female at the center of it. There was an inherent sense of “We’ve seen the story before of the young hero,” but we’d never seen it through the eyes of a woman like this, and that, to me, was the most exciting thing.

Das war der Kommentar, den ich meinte (und so auch im Making-of von TFA fällt).
Danke fürs Verlinken.
Und man kann das ja finden, wie man will.... mir kommt es wie ein Schlag ins Gesicht all jener vor, die sich auf eine wirklich glaubhafte und gleichwertige Frauenfigur im Zentrum des Geschehens gefreut hatten.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Rey ist objektiv betrachtet eine "Mary Sue," so wie Superman die männliche Version "Gary Stue" ist. Solch eine Figur muss grundsätzlich nicht schlecht sein, aber eben halt in seiner Welt funktionieren. Superman schafft das offensichtlich, Rey dagegen eher nicht.


Das sehe ich ganz genauso. Es ist ja okay, wenn jemand Rey mag - aber zu hinterfragen, ob sie eine MarySue ist, kann man mMn absolut nicht. Sie ist eine und sie sollte auch eine sein. Der eine findet, sie passe in SW-Universum, der andre findet sie schrecklich im SW-Universum. Darüber kann man streiten - über den Begriff selbst nicht.
 
Nenne ein Kriterium bezüglich Rey über das du hier diskutieren willst!

Habe ich das gerade getan, indem ich ihre Machtfertigkeiten angeführt habe? :geek:

Da Disney (und LF) an anderer Stelle aber bereits bewiesen haben, dass sie nicht grundsätzlich inkompetent sind, was die Darstellung interessanter Charaktere (jedweden Geschlechts) betrifft, hat es sich zumindest für mich gelohnt, verschiedene Erklärungsansätze zu beleuchten.

Mich hat nur gewundert, dass unter allen potentiellen Erklärungsversuchen gerade der Gender Bias als möglicher Fallstrick identifiziert wurde.

Und ich halte nicht viel davon, Deutungshoheit darüber beanspruchen zu wollen, ab wann die Beleuchtung bestimmter Aspekte nun gerechtfertigt ist oder nicht

Die beanspruche ich auch nicht für mich. Wohl aber die Möglichkeit, einen aus meiner Sicht überzogenen Argumentationsstrang so zu benennen.
 
Das war der Kommentar, den ich meinte (und so auch im Making-of von TFA fällt).
Danke fürs Verlinken.
Und man kann das ja finden, wie man will.... mir kommt es wie ein Schlag ins Gesicht all jener vor, die sich auf eine wirklich glaubhafte und gleichwertige Frauenfigur im Zentrum des Geschehens gefreut hatten.
Dem stimme ich zu. Natürlich wird es auch einige weibliche Fans geben, die sich trotzdem mit Rey identifizieren, denn sie hat ja ihre Fans. Aber andersrum betrachtet vermittelt sie jungen Mädchen eigentlich die Botschaft: "Selbst eine Frau kann die Heldin sein... wenn sie übermäßig talentiert in der Macht ist, eine tolle Pilotin, hervorragend reparieren und improvisieren kann, sich körperlich selbst verteidigen kann, neue Talente sofort erlernt und dabei auch noch von vorne bis hinten liebenswürdig ist... !". Ich weiß nicht, für mich hat das einfach einen bitteren Beigeschmack. Als ob wir uns für Rey nur interessieren könnten, weil sie "besonders" ist. Das ist auch ein Aspekt, den ich an der Erzählweise der PT gar nicht mochte: es war völlig unnötig, dass Anakin als Auserwählter im Mittelpunkt irgendeiner Prophezeiung stand. Vader/Anakin hat damals in der OT komplett reibungslos funktioniert, und dabei war er "nur" ein gefallener Jedi, also eigentlich ein Verräter, der in 'ner komischen Maske steckte und seinen Lebensstil besser spät als nie bereute. Er war nicht Space-Jesus und musste es auch nie sein...
 
Superman schafft das offensichtlich, Rey dagegen eher nicht.
Für mich schafft's Superman nicht, Rey hingegen schon (so gerade).

Und zur Mysterybox: Das stimmt, ihre Kräfte bzw ihre Herkunft waren die vielleicht größte solche Mysterybox. Was mich im Nachgang etwas verwundert hat, ist, dass ihre Abstammung (Palpatine) als Erklärung trotzdem derart viele Leute nicht zufrieden gestellt hat. Gut, sie ist extreme Autodidaktin, haha. Den Kritikpunkt verstehe ich. Aber wurden ihre Kräfte nicht auch arg verklärt von einigen Leuten („So stark kann man nieeeeemal als SW-Figur!“)? Manche tun so, als sei sie One Punch Girl.
 
Habe ich das gerade getan, indem ich ihre Machtfertigkeiten angeführt habe? :geek:
Ich weiß nicht. Hast du? ;-)

Also dann. Es folgt eine Auflistung von Reys Machtfähigkeiten:
- Blick in die Zukunft/Machtvision
- Blick in die Vergangenheit
- Wissensextraktion an Kylo
- Machtschild gegen Wissensextraktion, Machtblitze und Explosion (Comic)
- Geistestrick an Trooper
- Machtgriff zum Lichtschwert
- Steineheben am Ende von TLJ
- Machtverbindungen zu Kylo
- Machtteleportation
- Machtsprung
- Machtblitze
- Macht-Schub gegen Finn
- Macht-Heilung an "Schlange" und Kylo
- Machtexplosion (unsicher, ob diese von Palaptine oder von Rey ausging)

Viele dieser Fähigkeiten erlernt sie instinktiv, einige nach mehrmaligen Ausprobieren, andere durch Training. Am Verbindungsaufbau zu den verstorbenen Jedi scheitert sie, bis diese eine Verbindung zu ihr herstellen.
Argumente, die dafür sprechen, dass Rey eine MS ist, wären mMn, dass sie sehr viele Fähigkeiten sehr schnell erlernt oder instinktiv kann. Darüberhinaus sind diese Fähigkeiten in ihr zum Teil sehr stark ausgeprägt. Sie beherrscht keine Fähigkeit, die für sie keinen Nutzen hat.

Argumente, die gegen die MS-Hypothese sprechen sind mMn, dass sie Snoke unterliegt, obwohl sie sehr mächtig ist. Hätte Kylo sie nicht gerettet, wäre es für Snoke ein leichtes gewesen sie zu töten. Wie oben genannt, kann sie eine Fähigkeit nicht erlernen, die aktive Kontaktaufnahme mit verstorbenen Jedi.

Mein Fazit:
Rey erlernt sehr schnell Machtfähigkeiten und meistert sie eben so schnell, jedoch scheitert sie an einigen wenigen stellen. Sollte der perfekte Umgang mit der Macht als ein Kriterium für eine MS sein, wäre dieses mMn nicht vollkommen erfüllt.
Jedoch wird sie durch die Darstellung ihrer Fähigkeiten im Film als Figur für mich dadurch nicht interessant, sondern eher langweilig, da sie offensichtlich nur selten zu scheitern droht. Dies liegt z. T. an dem Ungleichgewicht, denn Rey beherrscht sehr viel Fähigkeiten und scheitert nur an wenigen.
Da haben wir es, eine objektive Auflistung und eine subjektive Bewertung dieser. Am Ende steht meine persönliche Meinung, die man teilen oder gegen die man argumentieren kann, indem man meine Argumente anders gewichtet. Man könnte meine Kontrargumente auch marginalisieren und zu dem Schluss kommen, dass Rey also doch eine MS ist.
 
Aber wenn Star Wars ein Märchen ist, kann man die PT nicht ausklammern... und ist nicht die ST auch eigentlich eine Tragödie? Nur kürzer erzählt?

Oder sind nur ST und OT Märchen, PT und die Ablegerfilme nicht? Und darf man auf Märchen dann diese Begrifflichkeiten nicht anwenden, weil Märchen nun mal flach geschrieben sind (was zumindest auf einige nicht zutrifft z.B die Kleine Meerjungfrau).

Und auch in der OT gab es diese längeren Momente der Charaktertiefe. In ROTJ die Szene zwischen Luke und Vader, danach die Verbrennung der Rüstung, die gedämpfte Stimmung als Luke und Leia im Ewok Dorf waren.

Nach Bespin gab es am Ende auch keine Jubelschreie, sondern eine sehr gedrückte Stimmung.

Einzig der erste Film der OT war „charaktermomente“ schwach.

Selbst die ST hatte was zu bieten. Kylo Ren wirkte am Anfang von TLJ auch wie ein geprügelter Hund. Da sah man auf den ersten Blick, da ist alles im Argen.

Daher passt für mich diese Pauschalisierung (ist halt ein Märchen) nicht wirklich gut, da sie nicht durchgängig anwendbar ist.

Ich wollte die PT nicht per se aus dem Märchenbegriff ausklammern, sondern den Märchenbegriff in dem Rey für mich in Ordnung ist etwas eingrenzen. Die PT ist auch ein Märchen - allerdings eines, in dem es eben kein Happy End geben wird. Daher ist es in einer solchen Geschichte in der Regel notwendiger die negativen Aspekte (Erlebnisse, Charaktereigenschaften, das Scheitern) störker zu thematisieren.
In den auf Happy-Ends angelegten Märchen werden diese Elemente auch gezeigt, allerdings kurz und werden im späteren Verlauf eher selten ausgebreitet. Kurze Trauer: ja. Kurzes Scheitern: ja; Daraus nach menschlichem Ermessen notwendig entstandene Traumata: eher nicht oder zumindest kaum thematisiert. Auch E5 hat seinen Moment, in dem die Konsequenz abgeschwächt wird: Luke erhält ruckzuck eine neue Hand, die aussieht und funktioniert wie seine organische. Klappe zu Problem behoben. Held ist wieder ins Stand gesetzt In einem anderen Setting oder einer anderen Geschichte hätte man das deutlicher ausgewalzt. In E2 zum Beispiel ist die Ersatzhand optisch viel mechanischer. Man hat viel mehr das Gefühl, dass er hier etwas verloren hat.

Und ich beziehe das alles auf die Helden der Trilogien (ich hatte die ja abgegrenzt von den Mentorenfiguren und den bekehrten Bösewichten. Aus deren Sicht ist sicherlich SW insgesamt eher als Tragödie zu sehen).
 
Mich hat nur gewundert, dass unter allen potentiellen Erklärungsversuchen gerade der Gender Bias als möglicher Fallstrick identifiziert wurde.

Warum sollte er auch nicht als einer von mehreren möglichen Fallstricken in Betracht gezogen werden?

Und ich nehme an, dir ist der Unterschied zwischen bloßen Vermutungen und validen Erkenntnissen bekannt.
Es dürfte daher keine all zu große Schwierigkeit für dich darstellen, meine mehrmals als hypothetisch formulierten Überlegungen auch als solche anzuerkennen, statt mir nun wiederholt unterstellen zu müssen, ich hätte hier irgendetwas als Tatsachen hinstellen wollen.

Zudem finde ich es doch ein wenig widersprüchlich, einerseits zu behaupten, keinerlei Probleme mit Gender-Themen zu haben („bin da voll entspannt“), andererseits aber die bloße Erwähnung derselben schon als mehrheitlich "ungerechtfertigt" abzutun („bah, alles nur das nicht“).

Wirkt so wie: ich akzeptiere zwar (notgedrungen), dass es so etwas wie Gender Studies gibt, möchte nach Möglichkeit aber nicht damit behelligt werden. :roll:


Btw: der Gender Bias hätte sich niemals so künstlich aufgebläht, wenn er nicht von Anfang an als Unding hervorgehoben und mir als solches auch immer wieder vorgehalten worden wäre.

Das erzeugt nämlich erst recht einen sich selbst erhaltenden Kreislauf, der immer weiter vom eigentlichen Thema wegführt...

Insofern muss ich dir auf Umwegen sogar zustimmen und ebenfalls feststellen, dass ein Weiterführen speziell dieser Diskussion alles andere als zielführend ist.

Daher ein letzter Kommentar zum Thema an sich:

Lies dir doch einfach das von @Sebastian_W gepostete Zitat JJ Abrams' durch. Vielleicht wird ja vor dessen Hintergrund ein klein wenig klarer, warum ich überhaupt auf den Gedanken kam, dass hier ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und der speziellen Charakterzeichnung Reys liegen könnte.


Dem stimme ich zu. Natürlich wird es auch einige weibliche Fans geben, die sich trotzdem mit Rey identifizieren, denn sie hat ja ihre Fans. Aber andersrum betrachtet vermittelt sie jungen Mädchen eigentlich die Botschaft: "Selbst eine Frau kann die Heldin sein... wenn sie übermäßig talentiert in der Macht ist, eine tolle Pilotin, hervorragend reparieren und improvisieren kann, sich körperlich selbst verteidigen kann, neue Talente sofort erlernt und dabei auch noch von vorne bis hinten liebenswürdig ist... !". Ich weiß nicht, für mich hat das einfach einen bitteren Beigeschmack. Als ob wir uns für Rey nur interessieren könnten, weil sie "besonders" ist.

Ganz ehrlich: diese Zeilen sind gerade der reinste Balsam für mich....endlich versteht mich jemand!
(Fast schon hätte ich geschrieben: endlich ist hier mal jemand nett zu mir. Ist zwar nur VR in einem (für mich) anonymen Forum, die gefühlte Ablehnung der letzten Tage ging mir aber dennoch nahe).

Daher: Danke! Auch wenn's gar nicht so beabsichtigt war, mir tut das gerade trotzdem gut.
 
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