Minza
Geek Queen
Doppeposting wegen Zeichenbeschränkung ^^
Fortsetzung aus dem letzten Posting...
Ulfgar war in der Straße angekommen, wo sich das kleine Magiergeschäft befand, in dem die Gefährten einst nach günstigen Hilfsmitteln geschaut hatten, doch wo vor Jahren der Laden mit seinen exotischen Waren gestanden hatte, schmückte nun eine Konditorei das Viertel. Enttäuscht machte Ulfgar kehrt, nur um festzustellen, daß er die ganze Zeit die falsche Straßenseite betrachtet hatte und der Laden wirklich noch am alten Platz stand. Zufrieden betrat er das Geschäft und sah sich um. Viele Gegenstände lagen auf den Regalen und kleinen Tischchen, die alle mit seltsamen Drähten gesäumt waren und als der Barbar nach dem Ladenbesitzer rief, kam ein leicht gestresster Gnom aus dem Hinterzimmer und fragte kühl, was Ulfgar denn wolle. Dieser beschrieb einen Gegenstand, der seine eh schon beachtliche Stärke weiter steigern würde, woraufhin der Gnom ihn nur gelangweilt anschaute und ihm dann einige sehr teure Armreifen zeigte, die sich Ulfgar in keinster Weise leisten konnte. Auch der Gürtel, der ihm präsentiert wurde, war noch außerhalb seiner finanziellen Reichweite und erst bei einigen Armschienen, die der Gnom als eher lieblos gefertigt beschrieb, konnte der Preis von viertausend Goldstücken Ulfgar zu weiteren Überlegungen bewegen.
Als der Barbar den magischen Tonwürfel, den er einst von der Leiche Dromm Curnâchs aus der Höllendimension mitgenommen hatte, auf den Tisch legte und den Gnom fragte, was er für ihn zahlen würde, antwortete dieser, daß er ihn für dreitausend Gold gegen die Armschienen tauschen würde. Ulfgar versuchte, den Preis weiter zu drücken, die gelangweilte Art der Ladenbesitzers und dessen Aussage, er würde nicht vom eigentlichen Preis abkommen, trieben Ulfgar fast in die Rage und wütend packte er seinen Würfel und verließ schnaufend den Laden.
Sich langsam beruhigend, machte er sich zurück in den "Tropfen" auf...
Liss war der Masse bis zum Stadtrand gefolgt, wo sich eine Art Festmarkt am Rande eines kahlen Feldes erstreckte. Große Banner mit der Aufschrift "Drachenhort" prangten über den Buden und einige deutlich zu erkennende Mannschaften machten sportliche Streckübungen, um sich auf das kommende Spiel vorzubreiten. Liss erkundigte sich über den Sinn des Ganzen und einer der gespannten Anwohner erklärte ihr, daß mit dem jährlichen Drachenhort-Spiel das Ende des Winters gefeiert würde und in diesem Jahr Gilldring die lokale Meisterschaft ausrichtete. Amüsiert mischte sich Liss unter die Leute und visierte aus altem Impuls heraus die dicksten Geldbeutel der unaufmerksamsten Zuschauer an...
Ulfgar war wieder im "Lustigen Tropfen" angekommen und bemerkte seufzend, daß Kim und Elenar mittlerweile einiges zu viel getrunken hatten. Elenar hatte sogar einige schmutzige Elfenlieder angestimmt, die der Barbar bis dahin gar nicht von der Waldläuferin gewohnt war. Liss war immer noch nicht zurück und so holte er noch schnell einige Dinge aus seinem Zimmer und kam dann gerade wieder im Schankraum an, als Kim auf dem Tisch tanzte und gröhlend sang und den zum Großteil peinlich berührten Schankgästen ihre Scham zeigte, indem sie die Vorderseite ihrer Hose einfach nach unten zog.
Mit langen Schritten ging Ulfgar eiligst Richtung Tür, verpasste Kim mit der geschlossenen Faust nochmal einen kräftigen Schlag gegen den Kopf und eilte dann in die aufkommende Nacht hinaus, während eine wehklagende Kim fragte, was denn nun schon wieder passiert sei.
Einige Zeit irrte er durch die immer noch durchwegs gefüllten Straßen der Stadt, fand aber keine Spur von Liss. Nicht seine und nicht die feine Nase von Tjodalv konnten den unverkennbaren Geruch seiner Konkubine aufspüren.
Doch dann traf sein Blick genau in dem Moment zwei Reisende zu Pferde, als Kreiias Blick über Ulfgar huschte und sie erstaunt Chora informierte. Der Barbar kam auf die beiden Frauen zu, die gerade in Gilldring eingetroffen waren und schaute verwundert Kreiia an, die nun in bürgerlichen Kleidern vor ihm stand, während Tjodalv die beiden auf seine schlabbernde Art begrüßte. Chora sagte, daß sie schon viel früher angekommen wären, hätte nicht Kreiia immer darauf bestanden, in Gasthäusern zu übernachten. Die Prinzessin hätte sich auch mit ihrem Zelt und Waschgängen im Fluß abgefunden. Kreiia schnaubte empört.
Schnell erzählte Ulfgar, daß er gerade auf der Suche nach Liss sei und alle im "Tropfen" untergekommen waren und daß sie wegen dem Erbe vermutlich morgen bei Weißfass aufkreuzen könnten. Chora und Kreiia waren sichtlich betroffen, als Ulfgar vom Tode Toms berichtete, doch die Stimmung schlug schnell wieder in fröhlichere Gebiete um, als Chora dem Barbaren mitteilte, daß Sorcha mittlerweile den Namen ihres Patenonkels Ulfgar mit einem kindlichen "Ulfa!" sagen könnte. Nun sammelten sich fast Tränen in Ulfgars Augen und Kreiia fragte ihn, ob er auch regelmäßig die Lieferungen ihres blauen Käses aus Cruhn erhalten hatte. Ulfgar schaute verwirrt drein...
...Cassio und Kim standen erwartungsvoll vor den Mauern von Thors Wacht. Eigentlich sollte der Lieferant aus Cruhn schon längst eingetroffen sein, der regelmäßig den köstlichen blauen Käse lieferte, den Kreiia aus der Milch des Sternes gewann. Natürlich war es seltsam für Kim, ein Produkt aus der Welt zu essen, aus deren Träumen Kim entstanden war. Sie war der Stern. Aber auch das mußten ihr immer wieder ihre Freunde sagen... zu schnell vergaß sie diese Tatsache.
Als der Lastenkarren dann doch über die kleine Waldstraße heranpolterte, stürmten Cassio und Kim ihm schon entgegen und nahmen dem freundlichen Halbling die Ware ab. Dann machten sie sich auf, um in Kims Zimmer die Köstlichkeit zu verspeisen...
Ulfgars linkes Augenlied fing an zu zucken, als er seine Faust gen Himmel ballte und ein lautes "Kiiiiim!" die Straßen der Stadt durchfuhr.
Sichtlich genervt machte er sich dann mit seinen alten Gefährten auf zum "Tropfen", wo er dem immer noch etwas dümmlichen Stalljungen klar zu machen versuchte, daß er zwei weitere Zimmer mieten würde und die Pferde im Stall untergebracht werden sollten.
Kim und Elenar waren erstaunt, als plötzlich Kreiia und Chora den Schankraum betraten und Kim, die bestialisch nach Alkohol stank, umarmte überschwänglich eine panisch dreinschauende Kreiia, die sich nicht allzu gut zur Wehr setzen konnte, bis Ulfgar die Närrin erneut schlug, etwas von Käse murmelte und von ihr einen dämlichen Blick erntete.
Chora hatte aber noch einen Trick auf Lager: sich konzentrierend, sonderte sie ein magisches Auge aus einer magischen Tatowierung an ihrer rechten Schläfe ab, das zwar einige Meter weit flog, dann aber unnütz verpuffte. Der Zauber hatte nicht geklappt. Angeekelt beugte sich Ulfgar zum Gesicht der Halbelfin und fragte, ob da noch mehr drin sei, doch ein lallendes "nicht viel!" von Kim zog die Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Betrunken.
Ulfgar, Kreiia und Chora entschieden sich, das Treiben am Stadtrand zu untersuchen und auf dem Weg weiter nach Liss zu suchen, während sich nun auch Elenar und Kim ungebeten an die Gruppe hängten.
Am großen Festplatz angekommen, erblickte Ulfgar sogleich Liss, wie sie sich verdächtig der Rückseite eines jubelnden Passanten näherte. Er lief zu ihr, fragte, was überhaupt hier los war und bekam dann mit, wie sich zwei Mannschaften direkt auf dem Spielfeld in den Boden stampften. Mit großen, kindlichen Augen starrte er auf das umfeierte Chaos und schob sich dann vorbei an den Zuschauern, bis er direkt vor dem Geschehen stand. Die anderen waren ihm gefolgt und während Elenar schon mit einer elfischen Vorahnung alkoholverlangsamt den Kopf schüttelte, sprudelten kaum verständliche Worte aus dem Mund des Barbaren. Er wollte unbedingt bei diesem Spiel teilnehmen!
Er wandte sich an den am Morgen schon erblickten Halbling, der sich gerade auf einer Bank die restlichen Körperpanzerungsteile anzog und fragte nach den Regeln. Der aufgeweckte Spieler der "Dorwinger Todesbrigade" erklärte sie schnell: ein Spieler, der "Drache" mußte im Spielbereich des "Hortes" einen Kürbis beschützen, den das gegnerische Team rauben und in den eigenen Hort bringen mußte. Sollten beide Kürbisse gleichzeitig in einem Hort liegen, war einer von drei nötigen Punkten gemacht. Waffen, Magie und zu gezielte Verletzungen waren verboten, der "Drache" durfte aber etwas kräftiger zulangen.
Schnell rekrutierte Ulfgar Elenar, Kreiia, Liss und Chora in sein Team, wählte den Bärenkopf auf seinem Wams als Banner der neu gegründeten Mannschaft und grübelte einige Zeit mit seinen Spielern, bis sie auf den Namen "Stolz von Cromshell" kamen und Ulfgar, der unbedingt der "Drache" des Teams sein wollte, wie ein Kind zum Schiedsrichter lief, um sich anzumelden. Dieser war zwar skeptisch und fragte einige Male nach, ob auch ja keine Magier in der Mannschaft seien, doch Ulfgar konnte ihn davon überzeugen, obgleich er es nicht schaffte, als erfahrener Spieler einer Veteranen-Mannschaft aufgestellt zu werden. Ihm wurde gesagt, daß er gegen die Favoriten antreten würde.
Fröhlich glucksend kam er zu seinen Gefährten zurück und man eilte schnell zurück, um sich bessere Kleidung aus den Zimmern des "Tropfens" zu holen. Auch Kim torkelte den Gefährten kichernd hinterher.
Zurück beim Spielfeld war mittlerweile ein neues Spiel im Gange und während sich die Gefährten berieten, bemerkte Kreiia, daß einige Spieler der "Todesbrigade" wild gestikulierend miteinander stritten. Eine sportliche Frau versuchte einen jungen Mann zurückzuhalten, der sich aber losrieß und wütend auf die kleine Gruppe zukam, vor Ulfgar stehen blieb und ihm entgegenschleuderte, daß Leute wie sie hier nicht erwünscht seien. Ulfgar sah den Mann entgeistert an, beugte sich dann über ihn und fragte, was sein Problem sei. Der Mann erwiderte, daß er wüßte, daß sie Kriegstreiber seien, die einen unprovozierten Krieg gegen die legale Priesterschaft von Tarleen geführt hatten. Die Gefährten starrten den Drachenhortspieler verstört an. Wut breitete sich bei ihnen aus. Doch der Ankläger wollte nicht locker lassen, nannte sie Babymörder und Schlimmeres und als sich auch noch Chora als Prinzessin zu erkennen gab und Kreiia sich einmischte, lachte der Mann laut und fühlte sich und seine Sicht der Dinge nur bestätigt. Schon lange war für ihn klar, daß das Königshaus von Cromshell eine blutsdürstige Ansammlung an Vergewaltigern und Schlächtern wäre. Ulfgar beugte sich nahe an das Ohr des Mannes und raunte ihm zu, daß er jetzt aufhören sollte oder den nächsten Morgen nichtmehr heil erleben würde.
Verängstigt und noch mehr von seinem Recht überzeugt, flüchtete der Spieler zurück zu seiner Mannschaft, wo die anderen den Gefährten entschuldigende Blicke zuwarfen.
Das Wappen auf Ulfgars Wams flatterte im lauen Nachtwind und die überall aufgestellten Fackeln erhellten das Spielfeld, als endlich verkündet wurde, daß die Mannschaft "Stolz von Cromshell" nun gegen die Favoriten antreten würden. Während Elenar ihren Kopf nochmal in eine Tonne kalten Wassers steckte, um den Restalkohol zu bekämpfen, betete Ulfgar dafür, daß es sich hierbei um die "Dorwinger Todesbrigade" handeln würde und jauchzte, als dies bestätigt wurde, fragte noch den Schiedsrichter, ob Schilde für den Drachen erlaubt wären und bekam nach einigem Hin und Her eine entgeisterte Antwort, daß dies ungewöhnlich, aber nicht verboten sei. Es würde halt den Ruhm der Mannschaft schmälern, was Ulfgar aber nur lachend kommentierte.
Als das Signal zum Spielstart gegeben wurde, gröhlte die Menge und die aufgedrehten Gefährten erblickten in der ersten Reihe Kim, die endlich aus dem "Tropfen" zurückgekehrt war: kahl geschoren und mit der Kriegsbemalung, die einst die Schattenpriesterinnen getragen hatten. Liss rollte seufzend mit den Augen und nahm sich vor, ihrem "Spielzeug" demnächst ein wenig auf die Füße zu treten.
Als sich alle Gefährten auf die ihnen zugedachten Plätze verteilten, kam die kurzhaarige und drahtige Spielerin der "Dorwinger Todesbrigade" auf Ulfgar und Liss zu und entschuldigte sich in aller Form für ihren Mitspieler, Thon Hufschmied. Sie stellte sich selbst als Lina Goldhaupt vor und erklärte, daß nicht alle aus ihrer Mannschaft eine solche Meinung über den Krieg und die entsprechenden Beteiligten hätten und daß es eine Ehre sei, gegen sie spielen zu dürfen. Ulfgar nickte nur und sagte grinsend, daß sich Thon noch umsehen werde.
Als das Spiel begann und Thon mit einem Sturmangriff versuchte, Ulfgar in dessen Position als "Drache" zu überrennen, trat der Barbar lediglich kräftig gegen dessen Knie und mit verdrehtem Bein und Schmerzensschreien ging der Mann zu Boden. Die Runde endete, als zwei Todesbrigadsten auf Chora saßen, Elenar und Kreiia den dicklichen "Drachen" der "Todesbrigade" einkesselten und Liss den gegnerischen Kürbis ohne Probleme im eigenen "Hort" ablegte, während der Dicke noch perplex nach der harten Frucht in seinem eigenen Spielraum suchte.
Kim feierte unterdes geradezu aufdringlich am Spielfeldrand den Sieg der Gefährten und hatte mittlerweile eine große Fläche um sich herum menschenleer.
Als die zweite Runde begann und sich der verwundete Thon humpelnd in Richtung Ulfgar aufmachte und die Frauen der "Stolz von Cromshell" Mannschaft erkannten, daß der gegnerische "Drache" nun besser auf seinen Schatz aufpasste, jubelte die Menge erneut auf, Kim gröhlte schmutzige Beleidigungen und aus dem nahen Wald war ein entsetzlicher Schrei und das Brechen von Bäumen zu hören...
Alle Anwesenden hielten entsetzt inne und die Gäste des Festes fingen an, in Panik zurück zur Stadtmauer zu strömen. Und im Schatten des Waldes war ein schattenhafter Koloss zu sehen, der sich mit schweren Schritten in die Dunkelheit der Bäume bewegte.
Während Elenar, Chora und Kreiia schon zum Rand des Spielfeldes liefen, um ihre dort abgelegten Waffen zu holen, gab Ulfgar dem eh schon angeschlagenen Thon noch einen Schulterstoß mit, der den Verletzten erneut zu Boden schleuderte. Liss hatte unterdes die Panik ausgenutzt, um auf dem nun leeren Spielfeld den gegnerischen Kürbis in den eigenen "Hort" zu bringen. Zwei zu null, aber niemanden interessierte es mehr... lediglich Kim stand immer noch mit wehendem Wimpel da und feuerte im Rausch eine Mannschaft an, die schon lange Richtung Wald aufgebrochen war. Liss schnappte sich Kim und eilte mit ihr den Gefährten hinterher.
Elenar und Ulfgar, der sich wieder in seine Hybridform verwandelt hatte, konnten sich am schnellsten durch den dichten Mischwald drängen und kamen mit einem großen Vorsprung vor den anderen an einer Stelle an, an der etliche Bäume entwurzelt oder einfach nur umgeknickt waren und eine zerfetzte Leiche den moosigen Boden mit Blut tränkte. Schnell war den beiden Naturkundigen klar, daß es sich hier um die Krallen einer großen Bestie handeln würde. Der Schatten war immer noch in der Schwärze der Nacht auszumachen und so liefen sie weiter und erkannten schon bald die Umrisse eines haushohen Tieres, das zwar selten die Zivilisation ansteuerte, dafür aber umso gefährlicher war: ein Grauer Reißer war in das Gebiet von Gilldring eingedrungen! Elenar ließ ihre Pfeile fliegen und mehrere konnten sich in die dicke Haut der Bestie bohren, während sich die Kreatur wütend umdrehte und die beiden Kämpfer mit sechs glühenden Augen betrachtete. Als Ulfgar weiter auf den Grauen Reißer zulief, entwurzelte dieser eine der größeren Eichen und warf sie auf den heranstürmenden Barbaren, der sich gerade noch ducken konnte, um dem tödlichen Geschoß zu entgehen. Doch Elenar hatte weniger Glück und der Stamm drückte sie schmerzhaft zu Boden. Knochen brachen und Organe zerrissen und mit einem ächzenden Laut kämpfte die Elfin darum, bei Bewußtsein zu bleiben.
Ulfgar, der die Not seiner Mitstreiterin sah, lief schreiend auf den Grauen Reißer zu und schlug sein Schwert in einem tollkühnen Sprung tief in die Brust der Bestie. Diese taumelte einige Schritte ungläubig blinzelnd zurück und fiel dann schwer zwischen die Baumstämme des Waldes. Alles war ruhig und nur das Herannahen der Gefährten und das Rufen der herbeieilenden Stadtwachen war in der Ferne zu hören.
Mit einiger Kraftanstrengung und geschicktem Manövrieren schaffte es Kreiia, die eingeklemmte Elfin, die sich bereits mit einem ihrer Heiltränke vorsorglich verarztet hatte, unter der Eiche herauszuwinden und als Chora zusätzlich mit dem Heilstab für Linderung sorgte und erreichte Liss den gefällten Riesen. Verwundert sahen alle den wieder menschlichen Ulfgar an. Kim übergab sich derweil, angelehnt an einem Baum und nicht wirklich ansprechbar, während langsam die Wachen Gilldrings die Leiche des Grauen Reißers umstellten. Nach einer kurzen Beredung mit Ulfgar machten sie sich an die Arbeit, den Giganten für einen baldigen Transport bereit zu machen.
Und dann hörte Ulfgar im Gebüsch ein Rascheln... und dann wieder. Irgendetwas beobachtete die Gefährten und Stadtwachen und vorsichtig schlich er sich bis zum Dickicht, das er mit dem Schwert sanft zur Seite drückte. Blitzende Zähne sprangen auf den Barbaren zu und Ulfgar wich gekonnt zurück, um dem beißenden Kiefer zu entgehen. Doch schon hatte eine mit Leder gepanzerte Hand das Halsband des knurrenden Hundes gepackt, der immer noch versuchte, Ulfgar anzugehen. Eine bekannte, rauhe Stimme beruhigte den Hund und aus dem Dickicht schritt Barrison Reglon hervor und blickte den angewidert schauenden Barbaren unter seiner Kapuze heraus an. Ulfgar fluchte leise und fragte, was Reglon denn nun wieder wolle, er hätte seiner seltsame Tochter doch schon vor zwei Jahren klar gemacht, daß sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Mittlerweile waren auch die anderen Gefährten herbeigekommen und Reglon fragte halb tadelnd, halb ironisch, warum sich die Gruppe nicht schon längst bei der Gilde zurückgemeldet hatte. Ulfgar antwortete mit einem gepflegten "Arsch!" und die anderen fügten hinzu, daß sie schon lange aus diesem Verein ausgetreten waren. Sie wollten eher wissen, warum Reglon hier tatenlos zugesehen hatte, daß ein unschuldiger Bürger von einem Grauen Reißer getötet wurde. Als der Gildenwächter alle Schuld von sich wischte, wurden Stimmen laut, daß man dies doch alles in der Taverne bereden könnte... nicht in einem Wald, in dem immer noch Stadtwachen die Leiche einer Bestie abtransportieren wollten.
Reglon willigte ein und nach kurzer Zeit fanden sich alle an einem gemütlichen Tisch im "Lustigen Tropfen" wieder, wo Reglon nachfragte, was die Gefährten überhaupt über diese Art von Tier wüßten. Ulfgar, der sich lange mit den magischen Besiten der Königreiche beschäftigt hatte, erklärte, daß Graue Reißer überaus zurückgezogen, aber angriffslustig seien und sich manchmal normalen Tiere wie Bären oder Waldlöwen anschlossen und diese beschützten. Doch dies waren Einzelfälle, keine Regel. Der Gildenwächter nickte und fügte nach einem leichten Nippen an seinem Bier hinzu, daß es sogar hin und wieder vorkommen würde, daß sich diese Bestien an intelligente Wesen wie Abenteurer oder Einsiedler banden. Er habe diesen Grauen Reißer jedenfalls die letzten zehn Tage verfolgt, denn solange war er schon in den Wäldern um Gilldring umhergeschlichen.
Fortsetzung im nächsten Posting...
Fortsetzung aus dem letzten Posting...
Ulfgar war in der Straße angekommen, wo sich das kleine Magiergeschäft befand, in dem die Gefährten einst nach günstigen Hilfsmitteln geschaut hatten, doch wo vor Jahren der Laden mit seinen exotischen Waren gestanden hatte, schmückte nun eine Konditorei das Viertel. Enttäuscht machte Ulfgar kehrt, nur um festzustellen, daß er die ganze Zeit die falsche Straßenseite betrachtet hatte und der Laden wirklich noch am alten Platz stand. Zufrieden betrat er das Geschäft und sah sich um. Viele Gegenstände lagen auf den Regalen und kleinen Tischchen, die alle mit seltsamen Drähten gesäumt waren und als der Barbar nach dem Ladenbesitzer rief, kam ein leicht gestresster Gnom aus dem Hinterzimmer und fragte kühl, was Ulfgar denn wolle. Dieser beschrieb einen Gegenstand, der seine eh schon beachtliche Stärke weiter steigern würde, woraufhin der Gnom ihn nur gelangweilt anschaute und ihm dann einige sehr teure Armreifen zeigte, die sich Ulfgar in keinster Weise leisten konnte. Auch der Gürtel, der ihm präsentiert wurde, war noch außerhalb seiner finanziellen Reichweite und erst bei einigen Armschienen, die der Gnom als eher lieblos gefertigt beschrieb, konnte der Preis von viertausend Goldstücken Ulfgar zu weiteren Überlegungen bewegen.
Als der Barbar den magischen Tonwürfel, den er einst von der Leiche Dromm Curnâchs aus der Höllendimension mitgenommen hatte, auf den Tisch legte und den Gnom fragte, was er für ihn zahlen würde, antwortete dieser, daß er ihn für dreitausend Gold gegen die Armschienen tauschen würde. Ulfgar versuchte, den Preis weiter zu drücken, die gelangweilte Art der Ladenbesitzers und dessen Aussage, er würde nicht vom eigentlichen Preis abkommen, trieben Ulfgar fast in die Rage und wütend packte er seinen Würfel und verließ schnaufend den Laden.
Sich langsam beruhigend, machte er sich zurück in den "Tropfen" auf...
Liss war der Masse bis zum Stadtrand gefolgt, wo sich eine Art Festmarkt am Rande eines kahlen Feldes erstreckte. Große Banner mit der Aufschrift "Drachenhort" prangten über den Buden und einige deutlich zu erkennende Mannschaften machten sportliche Streckübungen, um sich auf das kommende Spiel vorzubreiten. Liss erkundigte sich über den Sinn des Ganzen und einer der gespannten Anwohner erklärte ihr, daß mit dem jährlichen Drachenhort-Spiel das Ende des Winters gefeiert würde und in diesem Jahr Gilldring die lokale Meisterschaft ausrichtete. Amüsiert mischte sich Liss unter die Leute und visierte aus altem Impuls heraus die dicksten Geldbeutel der unaufmerksamsten Zuschauer an...
Ulfgar war wieder im "Lustigen Tropfen" angekommen und bemerkte seufzend, daß Kim und Elenar mittlerweile einiges zu viel getrunken hatten. Elenar hatte sogar einige schmutzige Elfenlieder angestimmt, die der Barbar bis dahin gar nicht von der Waldläuferin gewohnt war. Liss war immer noch nicht zurück und so holte er noch schnell einige Dinge aus seinem Zimmer und kam dann gerade wieder im Schankraum an, als Kim auf dem Tisch tanzte und gröhlend sang und den zum Großteil peinlich berührten Schankgästen ihre Scham zeigte, indem sie die Vorderseite ihrer Hose einfach nach unten zog.
Mit langen Schritten ging Ulfgar eiligst Richtung Tür, verpasste Kim mit der geschlossenen Faust nochmal einen kräftigen Schlag gegen den Kopf und eilte dann in die aufkommende Nacht hinaus, während eine wehklagende Kim fragte, was denn nun schon wieder passiert sei.
Einige Zeit irrte er durch die immer noch durchwegs gefüllten Straßen der Stadt, fand aber keine Spur von Liss. Nicht seine und nicht die feine Nase von Tjodalv konnten den unverkennbaren Geruch seiner Konkubine aufspüren.
Doch dann traf sein Blick genau in dem Moment zwei Reisende zu Pferde, als Kreiias Blick über Ulfgar huschte und sie erstaunt Chora informierte. Der Barbar kam auf die beiden Frauen zu, die gerade in Gilldring eingetroffen waren und schaute verwundert Kreiia an, die nun in bürgerlichen Kleidern vor ihm stand, während Tjodalv die beiden auf seine schlabbernde Art begrüßte. Chora sagte, daß sie schon viel früher angekommen wären, hätte nicht Kreiia immer darauf bestanden, in Gasthäusern zu übernachten. Die Prinzessin hätte sich auch mit ihrem Zelt und Waschgängen im Fluß abgefunden. Kreiia schnaubte empört.
Schnell erzählte Ulfgar, daß er gerade auf der Suche nach Liss sei und alle im "Tropfen" untergekommen waren und daß sie wegen dem Erbe vermutlich morgen bei Weißfass aufkreuzen könnten. Chora und Kreiia waren sichtlich betroffen, als Ulfgar vom Tode Toms berichtete, doch die Stimmung schlug schnell wieder in fröhlichere Gebiete um, als Chora dem Barbaren mitteilte, daß Sorcha mittlerweile den Namen ihres Patenonkels Ulfgar mit einem kindlichen "Ulfa!" sagen könnte. Nun sammelten sich fast Tränen in Ulfgars Augen und Kreiia fragte ihn, ob er auch regelmäßig die Lieferungen ihres blauen Käses aus Cruhn erhalten hatte. Ulfgar schaute verwirrt drein...
...Cassio und Kim standen erwartungsvoll vor den Mauern von Thors Wacht. Eigentlich sollte der Lieferant aus Cruhn schon längst eingetroffen sein, der regelmäßig den köstlichen blauen Käse lieferte, den Kreiia aus der Milch des Sternes gewann. Natürlich war es seltsam für Kim, ein Produkt aus der Welt zu essen, aus deren Träumen Kim entstanden war. Sie war der Stern. Aber auch das mußten ihr immer wieder ihre Freunde sagen... zu schnell vergaß sie diese Tatsache.
Als der Lastenkarren dann doch über die kleine Waldstraße heranpolterte, stürmten Cassio und Kim ihm schon entgegen und nahmen dem freundlichen Halbling die Ware ab. Dann machten sie sich auf, um in Kims Zimmer die Köstlichkeit zu verspeisen...
Ulfgars linkes Augenlied fing an zu zucken, als er seine Faust gen Himmel ballte und ein lautes "Kiiiiim!" die Straßen der Stadt durchfuhr.
Sichtlich genervt machte er sich dann mit seinen alten Gefährten auf zum "Tropfen", wo er dem immer noch etwas dümmlichen Stalljungen klar zu machen versuchte, daß er zwei weitere Zimmer mieten würde und die Pferde im Stall untergebracht werden sollten.
Kim und Elenar waren erstaunt, als plötzlich Kreiia und Chora den Schankraum betraten und Kim, die bestialisch nach Alkohol stank, umarmte überschwänglich eine panisch dreinschauende Kreiia, die sich nicht allzu gut zur Wehr setzen konnte, bis Ulfgar die Närrin erneut schlug, etwas von Käse murmelte und von ihr einen dämlichen Blick erntete.
Chora hatte aber noch einen Trick auf Lager: sich konzentrierend, sonderte sie ein magisches Auge aus einer magischen Tatowierung an ihrer rechten Schläfe ab, das zwar einige Meter weit flog, dann aber unnütz verpuffte. Der Zauber hatte nicht geklappt. Angeekelt beugte sich Ulfgar zum Gesicht der Halbelfin und fragte, ob da noch mehr drin sei, doch ein lallendes "nicht viel!" von Kim zog die Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Betrunken.
Ulfgar, Kreiia und Chora entschieden sich, das Treiben am Stadtrand zu untersuchen und auf dem Weg weiter nach Liss zu suchen, während sich nun auch Elenar und Kim ungebeten an die Gruppe hängten.
Am großen Festplatz angekommen, erblickte Ulfgar sogleich Liss, wie sie sich verdächtig der Rückseite eines jubelnden Passanten näherte. Er lief zu ihr, fragte, was überhaupt hier los war und bekam dann mit, wie sich zwei Mannschaften direkt auf dem Spielfeld in den Boden stampften. Mit großen, kindlichen Augen starrte er auf das umfeierte Chaos und schob sich dann vorbei an den Zuschauern, bis er direkt vor dem Geschehen stand. Die anderen waren ihm gefolgt und während Elenar schon mit einer elfischen Vorahnung alkoholverlangsamt den Kopf schüttelte, sprudelten kaum verständliche Worte aus dem Mund des Barbaren. Er wollte unbedingt bei diesem Spiel teilnehmen!
Er wandte sich an den am Morgen schon erblickten Halbling, der sich gerade auf einer Bank die restlichen Körperpanzerungsteile anzog und fragte nach den Regeln. Der aufgeweckte Spieler der "Dorwinger Todesbrigade" erklärte sie schnell: ein Spieler, der "Drache" mußte im Spielbereich des "Hortes" einen Kürbis beschützen, den das gegnerische Team rauben und in den eigenen Hort bringen mußte. Sollten beide Kürbisse gleichzeitig in einem Hort liegen, war einer von drei nötigen Punkten gemacht. Waffen, Magie und zu gezielte Verletzungen waren verboten, der "Drache" durfte aber etwas kräftiger zulangen.
Schnell rekrutierte Ulfgar Elenar, Kreiia, Liss und Chora in sein Team, wählte den Bärenkopf auf seinem Wams als Banner der neu gegründeten Mannschaft und grübelte einige Zeit mit seinen Spielern, bis sie auf den Namen "Stolz von Cromshell" kamen und Ulfgar, der unbedingt der "Drache" des Teams sein wollte, wie ein Kind zum Schiedsrichter lief, um sich anzumelden. Dieser war zwar skeptisch und fragte einige Male nach, ob auch ja keine Magier in der Mannschaft seien, doch Ulfgar konnte ihn davon überzeugen, obgleich er es nicht schaffte, als erfahrener Spieler einer Veteranen-Mannschaft aufgestellt zu werden. Ihm wurde gesagt, daß er gegen die Favoriten antreten würde.
Fröhlich glucksend kam er zu seinen Gefährten zurück und man eilte schnell zurück, um sich bessere Kleidung aus den Zimmern des "Tropfens" zu holen. Auch Kim torkelte den Gefährten kichernd hinterher.
Zurück beim Spielfeld war mittlerweile ein neues Spiel im Gange und während sich die Gefährten berieten, bemerkte Kreiia, daß einige Spieler der "Todesbrigade" wild gestikulierend miteinander stritten. Eine sportliche Frau versuchte einen jungen Mann zurückzuhalten, der sich aber losrieß und wütend auf die kleine Gruppe zukam, vor Ulfgar stehen blieb und ihm entgegenschleuderte, daß Leute wie sie hier nicht erwünscht seien. Ulfgar sah den Mann entgeistert an, beugte sich dann über ihn und fragte, was sein Problem sei. Der Mann erwiderte, daß er wüßte, daß sie Kriegstreiber seien, die einen unprovozierten Krieg gegen die legale Priesterschaft von Tarleen geführt hatten. Die Gefährten starrten den Drachenhortspieler verstört an. Wut breitete sich bei ihnen aus. Doch der Ankläger wollte nicht locker lassen, nannte sie Babymörder und Schlimmeres und als sich auch noch Chora als Prinzessin zu erkennen gab und Kreiia sich einmischte, lachte der Mann laut und fühlte sich und seine Sicht der Dinge nur bestätigt. Schon lange war für ihn klar, daß das Königshaus von Cromshell eine blutsdürstige Ansammlung an Vergewaltigern und Schlächtern wäre. Ulfgar beugte sich nahe an das Ohr des Mannes und raunte ihm zu, daß er jetzt aufhören sollte oder den nächsten Morgen nichtmehr heil erleben würde.
Verängstigt und noch mehr von seinem Recht überzeugt, flüchtete der Spieler zurück zu seiner Mannschaft, wo die anderen den Gefährten entschuldigende Blicke zuwarfen.
Das Wappen auf Ulfgars Wams flatterte im lauen Nachtwind und die überall aufgestellten Fackeln erhellten das Spielfeld, als endlich verkündet wurde, daß die Mannschaft "Stolz von Cromshell" nun gegen die Favoriten antreten würden. Während Elenar ihren Kopf nochmal in eine Tonne kalten Wassers steckte, um den Restalkohol zu bekämpfen, betete Ulfgar dafür, daß es sich hierbei um die "Dorwinger Todesbrigade" handeln würde und jauchzte, als dies bestätigt wurde, fragte noch den Schiedsrichter, ob Schilde für den Drachen erlaubt wären und bekam nach einigem Hin und Her eine entgeisterte Antwort, daß dies ungewöhnlich, aber nicht verboten sei. Es würde halt den Ruhm der Mannschaft schmälern, was Ulfgar aber nur lachend kommentierte.
Als das Signal zum Spielstart gegeben wurde, gröhlte die Menge und die aufgedrehten Gefährten erblickten in der ersten Reihe Kim, die endlich aus dem "Tropfen" zurückgekehrt war: kahl geschoren und mit der Kriegsbemalung, die einst die Schattenpriesterinnen getragen hatten. Liss rollte seufzend mit den Augen und nahm sich vor, ihrem "Spielzeug" demnächst ein wenig auf die Füße zu treten.
Als sich alle Gefährten auf die ihnen zugedachten Plätze verteilten, kam die kurzhaarige und drahtige Spielerin der "Dorwinger Todesbrigade" auf Ulfgar und Liss zu und entschuldigte sich in aller Form für ihren Mitspieler, Thon Hufschmied. Sie stellte sich selbst als Lina Goldhaupt vor und erklärte, daß nicht alle aus ihrer Mannschaft eine solche Meinung über den Krieg und die entsprechenden Beteiligten hätten und daß es eine Ehre sei, gegen sie spielen zu dürfen. Ulfgar nickte nur und sagte grinsend, daß sich Thon noch umsehen werde.
Als das Spiel begann und Thon mit einem Sturmangriff versuchte, Ulfgar in dessen Position als "Drache" zu überrennen, trat der Barbar lediglich kräftig gegen dessen Knie und mit verdrehtem Bein und Schmerzensschreien ging der Mann zu Boden. Die Runde endete, als zwei Todesbrigadsten auf Chora saßen, Elenar und Kreiia den dicklichen "Drachen" der "Todesbrigade" einkesselten und Liss den gegnerischen Kürbis ohne Probleme im eigenen "Hort" ablegte, während der Dicke noch perplex nach der harten Frucht in seinem eigenen Spielraum suchte.
Kim feierte unterdes geradezu aufdringlich am Spielfeldrand den Sieg der Gefährten und hatte mittlerweile eine große Fläche um sich herum menschenleer.
Als die zweite Runde begann und sich der verwundete Thon humpelnd in Richtung Ulfgar aufmachte und die Frauen der "Stolz von Cromshell" Mannschaft erkannten, daß der gegnerische "Drache" nun besser auf seinen Schatz aufpasste, jubelte die Menge erneut auf, Kim gröhlte schmutzige Beleidigungen und aus dem nahen Wald war ein entsetzlicher Schrei und das Brechen von Bäumen zu hören...
Alle Anwesenden hielten entsetzt inne und die Gäste des Festes fingen an, in Panik zurück zur Stadtmauer zu strömen. Und im Schatten des Waldes war ein schattenhafter Koloss zu sehen, der sich mit schweren Schritten in die Dunkelheit der Bäume bewegte.
Während Elenar, Chora und Kreiia schon zum Rand des Spielfeldes liefen, um ihre dort abgelegten Waffen zu holen, gab Ulfgar dem eh schon angeschlagenen Thon noch einen Schulterstoß mit, der den Verletzten erneut zu Boden schleuderte. Liss hatte unterdes die Panik ausgenutzt, um auf dem nun leeren Spielfeld den gegnerischen Kürbis in den eigenen "Hort" zu bringen. Zwei zu null, aber niemanden interessierte es mehr... lediglich Kim stand immer noch mit wehendem Wimpel da und feuerte im Rausch eine Mannschaft an, die schon lange Richtung Wald aufgebrochen war. Liss schnappte sich Kim und eilte mit ihr den Gefährten hinterher.
Elenar und Ulfgar, der sich wieder in seine Hybridform verwandelt hatte, konnten sich am schnellsten durch den dichten Mischwald drängen und kamen mit einem großen Vorsprung vor den anderen an einer Stelle an, an der etliche Bäume entwurzelt oder einfach nur umgeknickt waren und eine zerfetzte Leiche den moosigen Boden mit Blut tränkte. Schnell war den beiden Naturkundigen klar, daß es sich hier um die Krallen einer großen Bestie handeln würde. Der Schatten war immer noch in der Schwärze der Nacht auszumachen und so liefen sie weiter und erkannten schon bald die Umrisse eines haushohen Tieres, das zwar selten die Zivilisation ansteuerte, dafür aber umso gefährlicher war: ein Grauer Reißer war in das Gebiet von Gilldring eingedrungen! Elenar ließ ihre Pfeile fliegen und mehrere konnten sich in die dicke Haut der Bestie bohren, während sich die Kreatur wütend umdrehte und die beiden Kämpfer mit sechs glühenden Augen betrachtete. Als Ulfgar weiter auf den Grauen Reißer zulief, entwurzelte dieser eine der größeren Eichen und warf sie auf den heranstürmenden Barbaren, der sich gerade noch ducken konnte, um dem tödlichen Geschoß zu entgehen. Doch Elenar hatte weniger Glück und der Stamm drückte sie schmerzhaft zu Boden. Knochen brachen und Organe zerrissen und mit einem ächzenden Laut kämpfte die Elfin darum, bei Bewußtsein zu bleiben.
Ulfgar, der die Not seiner Mitstreiterin sah, lief schreiend auf den Grauen Reißer zu und schlug sein Schwert in einem tollkühnen Sprung tief in die Brust der Bestie. Diese taumelte einige Schritte ungläubig blinzelnd zurück und fiel dann schwer zwischen die Baumstämme des Waldes. Alles war ruhig und nur das Herannahen der Gefährten und das Rufen der herbeieilenden Stadtwachen war in der Ferne zu hören.
Mit einiger Kraftanstrengung und geschicktem Manövrieren schaffte es Kreiia, die eingeklemmte Elfin, die sich bereits mit einem ihrer Heiltränke vorsorglich verarztet hatte, unter der Eiche herauszuwinden und als Chora zusätzlich mit dem Heilstab für Linderung sorgte und erreichte Liss den gefällten Riesen. Verwundert sahen alle den wieder menschlichen Ulfgar an. Kim übergab sich derweil, angelehnt an einem Baum und nicht wirklich ansprechbar, während langsam die Wachen Gilldrings die Leiche des Grauen Reißers umstellten. Nach einer kurzen Beredung mit Ulfgar machten sie sich an die Arbeit, den Giganten für einen baldigen Transport bereit zu machen.
Und dann hörte Ulfgar im Gebüsch ein Rascheln... und dann wieder. Irgendetwas beobachtete die Gefährten und Stadtwachen und vorsichtig schlich er sich bis zum Dickicht, das er mit dem Schwert sanft zur Seite drückte. Blitzende Zähne sprangen auf den Barbaren zu und Ulfgar wich gekonnt zurück, um dem beißenden Kiefer zu entgehen. Doch schon hatte eine mit Leder gepanzerte Hand das Halsband des knurrenden Hundes gepackt, der immer noch versuchte, Ulfgar anzugehen. Eine bekannte, rauhe Stimme beruhigte den Hund und aus dem Dickicht schritt Barrison Reglon hervor und blickte den angewidert schauenden Barbaren unter seiner Kapuze heraus an. Ulfgar fluchte leise und fragte, was Reglon denn nun wieder wolle, er hätte seiner seltsame Tochter doch schon vor zwei Jahren klar gemacht, daß sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Mittlerweile waren auch die anderen Gefährten herbeigekommen und Reglon fragte halb tadelnd, halb ironisch, warum sich die Gruppe nicht schon längst bei der Gilde zurückgemeldet hatte. Ulfgar antwortete mit einem gepflegten "Arsch!" und die anderen fügten hinzu, daß sie schon lange aus diesem Verein ausgetreten waren. Sie wollten eher wissen, warum Reglon hier tatenlos zugesehen hatte, daß ein unschuldiger Bürger von einem Grauen Reißer getötet wurde. Als der Gildenwächter alle Schuld von sich wischte, wurden Stimmen laut, daß man dies doch alles in der Taverne bereden könnte... nicht in einem Wald, in dem immer noch Stadtwachen die Leiche einer Bestie abtransportieren wollten.
Reglon willigte ein und nach kurzer Zeit fanden sich alle an einem gemütlichen Tisch im "Lustigen Tropfen" wieder, wo Reglon nachfragte, was die Gefährten überhaupt über diese Art von Tier wüßten. Ulfgar, der sich lange mit den magischen Besiten der Königreiche beschäftigt hatte, erklärte, daß Graue Reißer überaus zurückgezogen, aber angriffslustig seien und sich manchmal normalen Tiere wie Bären oder Waldlöwen anschlossen und diese beschützten. Doch dies waren Einzelfälle, keine Regel. Der Gildenwächter nickte und fügte nach einem leichten Nippen an seinem Bier hinzu, daß es sogar hin und wieder vorkommen würde, daß sich diese Bestien an intelligente Wesen wie Abenteurer oder Einsiedler banden. Er habe diesen Grauen Reißer jedenfalls die letzten zehn Tage verfolgt, denn solange war er schon in den Wäldern um Gilldring umhergeschlichen.
Fortsetzung im nächsten Posting...