Doppeposting wegen Zeichenbeschränkung ^^
Fortsetzung vom letzten Posting...
Chora und Liss hatten die Stelle erreicht, die fahl aus der Dunkelheit schimmerte und stapften nun durch knarzenden Schnee. Um sich herum konnten sie ein im nächtlichen Schein des Schnees ruhendes Dorf erkennen, weiter vor ihnen war ein sitzender Junge an einen dicken Pflock gebunden.
Keine der Frauen konnte mit dieser Szenerie etwas anfangen und so war es umso überraschender, als sich aus einem der Häuser ein junger Mann löste, der charmant lächelnd auf Liss zuging, während Chora auf der anderen Seite neben den Häusern einen knieenden Mann im Schnee erblickte, der sichtbar schluchzend vor einem Grabstein kauerte.
Liss, die immer noch nicht wirklich zwischen Realität und Vision unterscheiden konnte, versuchte ihren Freier dazu zu überreden, doch die schützende Wärme eines der Häuser aufzusuchen, während sie schon an die nächste Wand gedrückt und mit Lippen und Zunge bearbeitet wurde. Aus den Schatten der Häuser lösten sich weitere Männer, die ebenfalls Liss ansteuerten und sich lustvoll an ihr zu schaffen machten.
Choras Vermutungen wurden bestätigt, als sie den weinenden Mann als ihren Vater erkannte... oder besser gesagt als Abbild ihres Vaters, denn sie wußte, daß sie in den Wirren eines Zaubers gefangen war; soviel konnte sie sich noch aus ihrem Fachwissen und dem willensstarken Widerstand gegen den Spruch zusammenreimen.
Mit kalter Stimme warf sie ihrem "Vater" ein Schimpfwort entgegen, der sich vom Grabstein ihrer auf dem Kindesbett verstorbenen Mutter abwandte und mit blutgefüllten Händen und leeren Augenhöhlen ihr entgegenstarrte, ihr wortlose Seufzer zustieß. Chora drehte sich um und ging mit schnellen Schritten auf Liss zu, die immer noch an der Wand lehnte, nun aber von sovielen Verehrern umgeben war, daß sie keine Luft mehr bekam und sich mit Händen und Füßen zu wehren versuchte.
Als sie mit letzter Kraft in der Masse aus Mündern, Hände und anderen Körperteilen abtauchte und versuchte, zwischen den Beinen der Männer ins Freie zu gelangen, wurde Choras Bein von einer Hand hinter ihr festgehalten. Ihr "Vater" hatte sie, am Boden kriechend, gegriffen und ächzte ihr teils flehend, teils anschuldigend zu. Chora trat nach ihm und packte, wieder frei vom starken Griff der "väterlichen" Hand, nach Liss und zog an ihr. Mit einem zu schwungvollen Ruck fielen beide nach hinten...
Elenar war damit beschäftigt, schimpfend und maulend über die Witzlosigkeit dieser Vision einen der großen Bäume zu löschen, der viele Elfenhäuser an seinem Stamm und in seiner Krone trug. Die Flammen schlugen immer noch gen Himmel und die Hitze war bis ins Unerträgliche gestiegen.
Über der Waldläuferin war ein lautes Krachen zu hören und als sie aufblickte, sah sie einen der majestätischen Äste in Flammenzungen gehüllt auf sie zufallen. Mit einem hastigen Sprung rettete sie sich vor dem zu Boden rauschenden Objekt, spürte aber noch, wie die Hitze sie versengte...
Kreiia lief panisch in Richtung Kim, gefolgt von den unnatürlichen Lauten der Monstren, die von der Strohpuppe abgelassen hatten. Doch Kim hatte sich bereits von ihrem Schock erholt und war taumelnd in Richtung Kreiia gewankt, wo sich beide nun in einem schweren Zusammenprall verwickelten und zu Boden gingen...
Ulfgar erkannte, daß er nicht länger im Schnee saß, daß er wieder den Körper eines Erwachsenen hatte und daß sich die schwere Kette in eine dünne Kordel verwandelt hatte, die an einen Speer gebunden war, der im Boden steckte. Um ihn herum waren die alten Überreste eines längst verlassenen Schlachtfeldes zu sehen. Verrostete Schilder und zerbrochene Schwerter lagen im Chaos des Todes vereint und der rostgelbe Schein der Sonne drang grell durch die Wolkendecke...
Choras und Liss' Fall wurde hart durch den mit Waffen übersähten Boden gestoppt und beide, durch den Fall übereinander gestapelt, sahen Ulfgar zu, wie er eine Kordel von seinem Hals löste und sich humorlos grinsend davon überzeugte, daß seine Waffen wieder am üblichen Platz waren...
Elenar spürte noch den Schmerz des Feuers, als sich ihre Augen an das seltsame Licht gewöhnten, das das alte Schlachtfeld erleuchtete. Sie stand auf und schritt, die Umgebung musternd, auf ihre Gefährten zu, die sie in ihrer Nähe ausmachen konnte...
Kreiia und Kim fanden sich neben einem großen Kriegsschild wieder, als sie schwer zu Boden gingen. Während Kim sich aufrappelte, blieb Kreiia weinend liegen, die gerade erlebte Szene immer noch in ihrem Geiste wiederhallend. Chora schritt auf sie zu, beugte sich zu ihr hinab und tröstete die junge Frau...
Die Gefährten standen wieder vereint in der unbekannten Umgebung und hielten erneut Rat. Doch Anhaltspunkte gab es immer noch wenige. Ulfgar wollte aber keinen Hinweisen mehr nachgehen und keine Logik mehr sprechen lassen. Er teilte seinen Gefährten grinsend mit, daß er wieder im Besitz seiner Waffen sei... als sich hinter ihm ein metallischer Koloss aus dem alten Kriegsmaterial schob: der Leichensammler, der der Gruppe bereits vor William Reechs Turm zugesetzt hatte!
Während sich Kreiia und Kim hinter Liss und Chora retteten und die Närrin begann, die Gruppe mit ihren gewohnten schmutzigen Limericks für den Kampf aufzustacheln, schlug der Barbar mit seiner bereiten Kriegsaxt eine große Furche in den metallischen Stachelpanzer des Ungetüms und mehrere Pfeile der Elfin blieben zwischen den geschmiedeten Gelenken hängen.
Und dann vollführte der Leichensammler einen mächtigen Satz und landete, nochmals getroffen durch Ulfgars nach oben geschwungener Axt, mit einem ekelerregenden Geräusch auf der eng zusammengekauerten Gruppe. Blut ronn unter seinen breiten Füßen hervor und mit zusammengebissenen Zähnen setzten die beiden überlebenden Kämpfer dem Ungetüm weiter zu. Elenars Pfeile hagelten gegen die dicke Platten, während Ulfgars Waffe tiefe Kerben schlug... doch alle Mühe war vergebens. Mit schweren Hieben streckte der Metallriese die beiden nieder und schon bald beherrschte wieder Stille die weite Ebene.
Wie verschwommene und zu langsam ablaufende Träume sahen die Gefallenen, wie der Leichensammler sie einzeln aufnahm und sie auf seine langen Rückendornen spießte, dann seinen langsamen Weg vom Schlachtfeld antrat.
Mit schweren Schritten arbeitete sich der Koloss auf einen vertrauten Turm zu, den einige der Gefährten von ihrer Position auf den Stacheln aus erblicken konnten. Nachdem das Tor in der Hecke und der große Garten durchschritten war, fädelte der Leichensammler die Leichen von seinen Stacheln und hob sie durch ein Fenster ins Innere des Turmes...
Dort blinzelten die Gefährten überrascht, als sie sich an einem gut gedeckten Tisch sitzend vorfanden. Am Ende des Banquets saß der Zauberer William Reech auf seinem Stuhl und schaute seine "Gäste" interessiert an. Er begrüßte sie und erklärte auf die Anschuldigung, daß er dies alles verbrochen hätte, daß dies nicht so sei. Hier wurden alle auf den Jungen aufmerksam, der hinter dem Stuhl Reechs stand und alle mißtraurisch beobachtete. Chora war verständlicherweise vollständig verwirrt, hatte sie doch den entsprechenden Abschnitt der Reise nicht miterlebt, während Kim sich frech grinsend über die guten Speisen auf dem Tisch hermachte und Kreiia fragend "Peter?" ausstieß. Liss antwortete mit einem fragenden "Rattenjunge?" und der angesprochene Knabe fauchte allen Anwesenden zu, während Reech sich freundlich dazu bereit erklärte, einige Details aufzudecken.
Doch Ulfgar war schneller... er warf den Tisch um, der Chora unter sich begrub und preschte nach vorne, unterstützt von Elenars Zangenmanöver zur anderen Seite des großen Stuhles des Zauberers und packte den Jungen am Kragen. Dieser zischte und fauchte und sah sogar ein bisschen mehr nach Ratte als wenige Sekunden vorher aus, woraufhin Ulfgar ihn mit der geballten Faust ins Gesicht schlug. Während Chora , die von Kim unter dem Tisch hervorgezogen worden war, einen verzweifelten aber wieder eher uneffektiven Froststrahl auf Ulfgar zauberte und eine aufgeregte Kreiia mit ihrem Rapier Ulfgar dazu bewegen wollte, Peter loszulassen, dafür aber von Elenar sehr schnell entwaffnet wurde, trat Liss ruhig an Reech heran und wollte wissen, ob er wirklich nicht für dies alles hier verantwortlich sei.
Reech schaute sie einfühlsam an und sagte, daß er nicht wirklich hier sei. Liss entgegenete, daß sie weiß, daß er woanders sei, aber auch hierauf widersprach der Zauberer mit der Äußerung, daß er nicht wirklich er sei... er sei eine Kreation von Peters Zauber, nicht mehr.
Hinter Reechs Stuhl hatte sich die Lage etwas beruhigt und auch die von Chora gezogene Armbrust hatte keinen Bolzen in Ulfgars Kopf gejagt und so bat Reech alle, sich doch wieder an ihre Plätze zu setzen. Der Tisch war trotz Ulfgars Aktion wieder in seiner alten Postion und reich gedeckt und als alle saßen und sich Ulfgar sehr unglaubwürdig mit giftigem Blick beim immer noch leicht benommenen und den Barbaren anfauchenden Peter entschuldigt hatte, holte Reech mit einer gekonnten Handbewegung sein verwunschenes Tarot-Deck zum Vorschein.
Peter beäugte mißtrauisch das Geschehen, während die Gefährten dankend ablehnten... sie wollten die Flüche der Karten nicht auf sich ziehen.
Doch Reech beruhigte sie: er wollte ihnen ihren Weg offenbaren, ließ Liss die Karten mischen und legte dann ein Muster auf den Tisch vor sich:
Der Krieger, die Waldläuferin, die Fliehende und die Diebin... Ulfgar, Elenar, Kreiia und Liss. Dazwischen kamen die Magierin und die Närrin zum Vorschein... Chora und Kim.
Unter der Närrin wurde der Stern aufgedeckt, dem bald der Fall, Dämonen und die Welt folgten... und auf diese Karten legte Reech das Gericht...
Verwirrt sahen alle Rech an, der erklärte, daß er mit dem auf die Königreiche gezogenen Stern nicht nur Tod und Verwüstung angerichtet, sondern eine viel schlimmere Katastrophe ausgelöst: ein Riss war zwischen den Realitäten entstanden und dunkle Mächte versuchten nun, in die Wirklichkeit einzudringen. War dies der Grund für die aufgescheuchten Orks? Aber was hatten die Kleriker von St. Cuthbert damit zu tun? Hatten sie überhaupt etwas damit zu schaffen?
Reech gab keine weiteren Antworten, sondern stand nur auf und führte die Gefährten zu einer Tür, hinter der (anders als beim ersten Besuch des Turms) sein Studienzimmer lag. Er deutete auf den Regenmacher und Liss blickte hindurch.
Dunkelheit erwartete sie... und Zähne, die sich langsam aus dem Nichts hervorschoben, Klauen, die größer und spitzer wurden, Augen, die sich suchend und schrecklich glühend öffneten.
Liss stieß sich vom Regenmacher ab und atmete schwer. Als Chora fragte, was sie gesehen hätte, bot ihr Liss einen Blick an und als die junge Halbelfen-Magierin ebenfalls einen Blick wagte, wurde sie vom Heranrasen der Klauen und Fänge und einem nervenzerfetzenden Zischen in ihrem Kopf überwältigt.
Ächzend sackte sie in auf ihre Knie.
Peter war mit in den Raum gekommen und Kreiia versuchte sich bei dem Jungen zu entschuldigen, ihm die Armschienen wiederzugeben, die er einst im Garten seines Vaters vergraben hatte und mit ihm zu reden, während er sie nur anzischte und sie für den Tod seines Vaters verantwortlich machte. Als sie ihre Hand auf seine Schulter legen wollte, riß er sich los und rannte aus der Tür, was Ulfgar und Elenar zu verhindern versuchten. Nach wenigen Augenblicken waren alle Gefährten am Laufen, hörten noch Reech, wie er ihnen viel Erfolg wünschte und rannten dann einen langen Gang entlang, der sich in sich verdrehte und wieder von Säulen flankiert war... immer Peter hinterher.
Dann schreckten Ulfgar, Elenar und Chora auf. Sie standen vor den umgeworfenen Stühlen in Taras Rasthaus, ihre Gefährten immer noch in Trance am Tisch ruhend, mit leeren Augen in die Ferne starrend.
Als sie sich rasch umsahen, fielen ihnen sofort die bewußtlosen Gäste in der Stube auf und erblickten einen gerade aus der Tür in die Nacht fliehenden Peter.
Während Elenar in der Enge des Schankraumes Probleme mit der Vorankommen hatte, schaffte es Ulfgar den rennenden Jungen auf der immer noch nassen Straße einzuholen und zu packen, während sich dieser, nun vollkommen in seiner Werrattenform, mit all seinen Kräften wehrte, den Griff des Barbaren aber nicht lösen konnte. Triumpfierend trug Ulfgar den Gefangenen zurück in die Stube, wo Chora die anderen durch Schütteln und Wangentätscheln ebenfalls in die Wirklichkeit zurückgeholt hatte.
Doch die verwirrten Gefährten mußten Ulfgar enttäuschen: er hielt eine echte, normal große Ratte in seiner Faust, die nach Elenars und Choras Einschätzung auch alles andere als magisch war. Peter hatte sie erneut überlistet und war über alle Berge.
Als man sich aufmachte, den anderen Gästen und der hinter dem Tresen liegenden Wirtin zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen, stellte sich heraus, daß alle tot waren. Seit einigen Stunden lagen sie nun bereits vor ihren Krügen und eine maunzente Katze hockte auf der Brust der toten Tara, mit ihrer Tatze vorsichtig das Gesicht ihrer Herrin berührend.
Kreiia hob das verwaiste Tier auf, während die anderen feststellten, daß alle Wertgegenstände und Waffen der Toten verschwunden waren... vermutlich hatte Peter sie eingesackt. Auch waren die Flüche farbenfroh, als Ulfgar feststellte, daß die draußen angebundenen Pferde nichtmehr an ihrem Platz verweilten. Ein schneller Ritt gen Cruhn fiel somit auch erstmal aus.
Lediglich das kleine Bündel mit den Drogen der kleinen Abenteurergruppe schien Peter bei seiner Plünderung übersehen zu haben, denn diese lagen noch unter dem Tisch und wurden gleich von den Gefährten eingesteckt, während die oberen Zimmer nach einer Bettdecke und Schlafrolle für Kim durchsucht wurden (damit sie nicht immer die von Elenar oder Chora schnorren mußte) und die Vorratskammer um einige Kilo Nahrung und Wein erleichtert wurde.
Mitsammt den neuen Habseeligkeiten und zwei neuen Haustieren (Chora hatte die Ratte adoptiert, mit der Peter Ulfgar hereinlegen konnte und Kreiia hatte "Ralf", die Katze, feste in ihren Armen) zündeten die Gefährten das Rasthaus an und gaben den Toten eine würdige Feuerbestattung, während Ulfgar zu seinem Gott Kord betete.
Weiter ging die Wanderung Richtung Süden... der Hauptstadt entgegen.
Epilog: Einen Tag später mußte Kreiia erschreckt mit ansehen, wie Ralf ein Kupferstück verschlang... und gleich danach wieder auswürgte... begleitet von einem zweiten, identischen Kupferstück. Zwar verweigerte Ralf bei einem weiteren Probeanlauf ein weiteres Geldstück, eine Woche später fraß er dann aber ein Platinstück, was damit endete, daß kurze Zeit später zwei mit Katzensabber verklebte Platinmünzen vor seinen Füßen lagen.
Die Gefährten waren sich einig, daß Ralf, nun eindeutig als Copy Cat zu identifizieren, ein willkommener Neuzugang in ihrer illustren Gruppe war
Ein sehr amüsantes, wenn auch kurzes Abenteuer... die Länge des Berichtes trügt, wir spielten da gerademal drei Stunden dran