Shili - Stadt Corvala - auf dem Markt - Händler, Keeda, Tara und Wes
Keeda erklärte, dass es weniger so war, dass sie ihr Dorf nicht besuchen wollte – es war schlicht und einfach nicht so einfach, es wiederzufinden. Wes nickte, denn er erinnerte sich daran, dass die Togruta erwähnt hatte, ihr Stamm wäre nomadisch. Klar, dass man unter den Umständen nicht mal eben den halben Planeten aus Jux absuchte, und er wusste ja nicht wirklich, wie primitiv er sich diese Nomaden tatsächlich vorzustellen hatte. Ohne Koms blieb einem wirklich nichts anderes über als das.
Später, beim Händler, belehrte Wes sie über den neuerlichen Geistestrick, woraufhin seine Padawan bestätigte, nicht nur die zugehörige Geste gesehen zu haben, sondern auch den Einsatz der Technik selbst bemerkt zu haben, und der Advisor nickte erfreut über seine aufmerksame Schülerin.
»Prima! Es war nämlich wirklich nicht lange. Es ist sehr wichtig für deine Ausbildung, Keeda, dass du regelmäßig deine Machtsinne trainierst, um sowohl deine Bindung zur Macht als auch deine Wahrnehmung zu verbessern. Mit der Zeit wirst du immer besser darin werden, Dinge zu sehen, die anderen verborgen zu bleiben. Es hat schon begonnen: ein nicht Machtbegabter hätte maximal die Geste wahrnehmen können, mehr nicht. Du hast auch die Technik selbst wahrgenommen, und das ist wichtig, um ein Gefühl dazu entwickeln, wie diese sein sollten. Meistens kommt es nur darauf an, die Macht in einer bestimmten Weise zu manipulieren, doch oft lässt es sich mit Worten nur unzureichend beschreiben. Du machst dir das Padawanleben leichter, wenn du einmal selbst in der Lage bist, die Unterschiede zwischen ›soll‹ und ›ist‹ zu erkennen,«
Erläuterte Wes ausführlich. Manchmal hatte er den Eintrag, er dozierte zuviel, aber er wusste nicht, wie seine Padawane das sahen.
Zumindest Keeda hatte keine weiteren Hinweise auf Kinderbetten gefunden, so dass die Jugendliche vorschlug, die gefundenen Dokumente einfach mitzunehmen. Zunächst zögerte Wes ein wenig, doch letztendlich waren die Verkäufe lange genug her, so dass er die Belege nicht mehr unmittelbar brauchte, und bei einer etwaigen Steuerprüfung würde er bei der Buchführung ohnehin Probleme kriegen. Er wusste allerdings weder, wie dergleichen im Imperium allgemein oder hier auf Shili ablief. Möglicherweise gab es das nicht einmal, doch er kannte nun mal nur die Republik.
»Ja, nehmen wir sie mit! Auffallen wird es ihm bestimmt nicht, und vielleicht können wir sie bei den Käufern der Betten nochmal für irgendwas gebrauchen,«
Stimmte Wes schließlich zu. Anschließend verteilten sie die Aufgaben, und mit einem letzten Blick auf den unsympathischen Händler verließen sie den Stand unauffällig, denn keiner von ihnen hatte Lust, sich nochmals mit ihm zu unterhalten. Von da an trennten sich ihre Wege, Keeda führte sie in eine Richtung vom Zentrum weg – der Jedi wusste nicht, aus welcher Richtung sie gekommen waren und hoffte, sich in diesem Gewirr aus Bäumen nie zurechtfinden zu müssen, zumal es jenseits des Marktplatzes sehr schnell sehr ruhig wurde in Corvala. Sie liefen eine Weile, die Wes länger vorkam, als sie war, bis seine Padawan dankenswerterweise eine Pause unter einem großen Baum an einer Lichtung einlegte. Der Anzug war nicht unbedingt die beste Entscheidung für Shili gewesen, hier war es selbst im Schatten unangenehm warm. Wes ging allgemein nicht gern zu Fuß, und unter solchen Bedingungen schon gar nicht, so dass er es der jungen Togruta gleichtat, als diese sich setzte.
»Ich stamme von Taanab, einem ziemlich langweiligen Planeten, ehrlich gesagt. Sobald man außerhalb der wenigen Städte herauskommt, gibt es nur noch endlose Felder, durchbrochen von Viehzuchtbetrieben, Nerfs, Robas und wie sie alle heißen. Tatooine ist landschaftlich abwechslungsreich dagegen. Die Städte sind auch nicht viel beeindruckender. Ich komme aus Pandath, wo sich auch unser größter Raumhafen befindet. Dementsprechend hatte ich auch entgegen dem Klischee nichts mit Landwirtschaft zu tun, sondern eine Ausbildung als Raumschiffmechatroniker absolviert, nur leider… naja, sagen wir einfach, es hat nicht funktioniert,«
Antworte der Taanaber auf Keedas Frage, schreckte aber davor zurück, gleich die Geschichte seiner Entlassung zu erzählen.
»In meiner Freizeit habe ich das Schiff vom Schrottplatz wieder flugtüchtig gemacht, dass du jetzt auch kennst. Ich bin aber, solange ich dort lebte, nie aus dem System herausgekommen. Du scheinst dagegen ja schon ganz schön in der Galaxis herumgekommen, nach dem was du schon so erzählt hast?«
Umgekehrt war Wes natürlich durchaus neugierig. Als sich sich ausgetauscht hatten, wollte die Padawan sodann noch wissen, was es mit den Sith auf sich hatte.
»Sei froh, wenn du sie bisher nicht kennengelernt hast,«
Erklärte Wes düster. Viel zu lange hatten die Sith bereits die Oberhand in diesem endlosen, bitteren Krieg. Es war zwar seine feste Überzeugung, dass die Macht wie ein Pendel immer dem Gleichgewicht zustrebte, doch ließ sie sich damit viel zu viel Zeit. Viel zu lange war die Galaxis bereits ein dunkler Ort.
»Die Sith benutzen die Macht wie wir, doch auf eine widerliche, pervertierte Weise, und ohne sie in dem Maße zu verstehen, wie wir es tun. Vor allem benutzen sie sie für egoistische Ziele, um zu herrschen oder zu zerstören. Sie sind unser dunkles Gegenstück, und seit Jahrtausenden bereits bekämpfen wir uns und versuchen, einander zu vernichten – was allerdings nie passieren wird, denn man kann kein Licht ohne Schatten haben, und keinen Schatten ohne Licht. In dem Zusammenhang wirst du bestimmt auch einmal von der Hellen und der Dunklen Seite hören, aber beachte, dass es nur eine Macht gibt. Es handelt sich dabei nur um Eigenschaften derselben allmächtigen Entität, und um verschiedene Wege, sie einzusetzen. Jedi benutzen sie aus einem Zustand tiefen inneren Friedens heraus, deshalb machen wir auch diese vielen Meditationen und ähnlichen Übungen. Wir hören auf die Stimme der Macht und agieren in Harmonie zu ihr. Dunkle Jedi und Sith agieren aus einem Zustand starker Emotionen heraus, sie versuchen die gefühlsmäßigen Schleusen zu öffnen wie die Abriegelung einen starken Wasserleitung, bei der man Schwierigkeiten hast, sie anschließend wieder abzusperren, wenn sie nicht ohnehin den ganzen Raum überflutet, in dem man sich befindet. Es ist ein gefährliches Spiel, solche Kräfte kontrollieren zu wollen in einem Zustand, in dem man kaum Herr über sich selbst ist. Doch auch wir müssen Vorsicht walten lassen, denn auch in uns gibt es diese Schleusen und wir müssen daher aufpassen, immer sie und uns unter Kontrolle zu haben, denn wenn sie einmal geöffnet sind, ist es schwer, sie wieder zu schließen. Deshalb wirken Jedi oft passiv und distanziert: wir versuchen, unsere Gefühle im Griff zu behalten und nicht aus Zorn oder anderen starken Emotionen zu handeln.«
Wes atmete einmal tief durch nach der langen Ansprache.
»Hoffentlich war das nicht schon zu viel auf einmal. Was hältst du von einer kleinen Übung, bevor wir weiter marschieren?«
Fragte er – sollte doch ruhig Keeda schwitzen, er würde es dabei relativ entspannt haben. Hier war auch so wenig los, dass sie kaum ein Risiko eingingen, aufzufallen. Er griff nach einem der holzigen Samenbehälter, die von den Bäumen kamen und hier überall in Massen herum lagen.
»Sicherlich kannst du so ein Ding fangen,«
Meinte er, und warf es dem jungen Mädchen zu.
»Aber kannst du es auch mit dreien gleichzeitig, mit nur einer Hand?«
Wollte der Advisor wissen, nahm drei der Samenkapseln in dieselbe Hand und hielt sie ihr hin.
»Für einen Jedi ist es nicht weiter schwierig, wenn er denn Macht-Geschwindigkeit beherrscht. Du fühlst die Macht und lässt sie durch deinen Körper fließen, öffnest all deine Zellen für sie, um ihn stärker und schneller zu machen. So zum Beispiel!«
Wes ließ zwei der Dinger fallen, warf das dritte und schnellte blitzartig nach vorne, so dass er sie mit derselben Hand wieder auffing.
»Wir versuchen es zunächst einmal mit einer, ich will dich ja nicht verletzen oder sowas. Du konzentrierst dich auf die Macht und sich werfe immer wieder eine. Versuche so schnell wie möglich zu sein und deinen Körper in der Macht wahrzunehmen. Stell' dir vor, du bewegst dich schneller, als du es je sein könntest!«
Shili - Am Rand von Corvala - Lichtung - Keeda und Wes