Das funktioniert sicher für manche, oder vielleicht auch viele. Aber bisher gab es immer auch genug Leute, für die es offenbar überhaupt nicht funktioniert hat. Zum Beispiel hatten die OT-Fans seit 1977 etwas, das sie zufriedenstellt, und trotzdem kommen manche bis heute nicht drüber hinweg, dass es mittlerweile auch eine andere Version gibt, und das obwohl diese kaum was an der Geschichte ändert sondert hauptsächlich an der Optik. Manche können sich nicht mal damit arrangieren, dass es rund um die OT andere Geschichten gibt, die ihnen nicht gefallen, wie die PT und ST.
Wenn man das Verhalten mancher dieser Fans auf dein Restaurant-Beispiel überträgt, müsste bei Alfredo jemand sitzen, dem das Essen zwar schmeckt, der es aber nicht mehr so wie früher genießen kann, weil die Rezepte bei Giuseppe offiziell "richtig" sind. (Bei Restaurants etwas absurd aber bei SW ist es ja so, dass die neue, kanonische Version offiziell die "richtige" und somit die alte offiziell zweitrangig ist. (Wobei, den Streit darüber, was ECHTE!!!11 Bolognese ist, hab ich in Kommentarsektionen zu Koch-Videos auch schon gelesen.)) Außerdem würde bei Alfredos immer mal wieder jemand reinkommen, der, selbst wenn niemand von Giuseppe spricht, die Gäste anquatscht um ihnen auf die Nase zu binden, dass das Zeug bei Giuseppe eklig und kein richtiges Essen sei und überhaupt gar niemandem schmecken würde und dass Giuseppe seine Gäste egal sind. Ein dritter "verteidigt" Giuseppe, aber nur um dafür ein anderes Restaurant schlecht zu machen. "Giuseppes Essen ist zumindest besser als der Fraß von Luigi!"
Für mich ist es mittlerweile auch okay, dass manches, was ich mag, nicht mehr kanonisch ist. Und kanonische Dinge, die ich nicht mag, ignorier ich einfach. Aber ich befasse mich jetzt auch weit weniger intensiv mit SW als noch vor einigen Jahren (was ursprünglich nichts mit dem Verkauf an Disney zu tun hatte). Würde ich heute noch so viele Comics und Bücher lesen wie damals, würde mich das Überschreiben des EUs vermutlich auch ganz arg nerven und ich hätte keine Lust zwischen zwei alternativen Realitäten hin und her zu springen. Und ich denke, das geht vielen so. Ich denke, viele wollen bei sowas etwas Beständigkeit in Form einer "wahren" Version der Geschichte, statt mehrerer, die nebeneinander existieren und gleichermaßen "wahr" sind. Man investiert ja Zeit um etwas über dieses Universum zu erfahren sodass man sich mit anderen Fans austauschen kann. Da wollen viele nicht, dass Informationen aus der 20-teiligen Buchreihe, die sie gelesen haben, irgendwann wieder "ungültig" sein können, weil eine neue Version der Geschichte rauskommt oder weil eine andere Geschichte neu aufgelegt wird, sodass sie nicht mehr zu der der Buchreihe passt.
Der "Schaden" ist bei SW zwar schon angerichtet, weil wir nun mal schon die OT und die SE sowie das EU und den neuen Kanon haben. Aber ich denke, wenn man noch mehr alternative Versionen von irgendetwas macht, macht man die Situation nur schlimmer. Um für verschiedene Geschmäcker etwas zu bieten, sollte man lieber verschiedene neue Geschichten in derselben Kontinuität erzählen. Sodass der, dem z.B. die ST nicht schmeckt, sich an R1, The Mandalorian oder Die Hohe Republik satt essen kann. Das bietet zwar auch gewisses Konfliktpotential, ähnlich wie bei OT und PT, aber ich denke es ist zumindest einfacher zu verkraften. Wenn es nach meiner Lieblingsgeschichte eine andere gibt, die mir nicht gefällt, ist das leichter zu ignorieren als wenn meine Lieblingsgeschichte von einer neuen Version "überschrieben" wird.