Tagespolitik allgemein

In wie weit klebt an Mandela das Blut von Unschuldigen?

Ich kenne seine Geschichte nur flüchtig aus den Medien und weis das er zu einer Anti-Arpartheids-Bewegung gehörte, was ja an sich nicht schlimm ist, aber mehr auch nicht.

Dann mache Dich mal kundig über die Opfer, welche die Anschläge des ANC gekostet haben, allen voran dessen militärsicher Arm, der Umkonto we Sizwe(Sperr der Nation), welcher von Mandela persönlich geleitet wurde.

Ich persönlich halte von so etwas wie der Apartheid gar nichts.
Aber man sollte die Vita des Herrn mandela genau betrachten, und ihn nicht heilig sprechen.
Im Prinzip war er nichts anderes als Jassir Arafat, Abu Nidal oder meintewegen auch Osma ibn Laden.
Die gelten heute noch oder wieder als Terroristen.
bei Mandela "übersieht" man diesen teil der Vergangenheit sehr gerne.
 
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Für mich kommt Stalin in eine Reihe mit Hitler..
Der ist in Deutschland aufgrund der Nachkriegsgeschichte und wie man mit diesem Erbe umgegangen ist, eben absolut geächtet.
In Russland hat so etwas eben nicht bzw nur im begrenzen Ausmaße stattgefunden. Ist eigentlich nichts neues dass der Herr Stalin noch so verehrt wird oder?
 
Für mich kommt Stalin in eine Reihe mit Hitler..
Der ist in Deutschland aufgrund der Nachkriegsgeschichte und wie man mit diesem Erbe umgegangen ist, eben absolut geächtet.
In Russland hat so etwas eben nicht bzw nur im begrenzen Ausmaße stattgefunden. Ist eigentlich nichts neues dass der Herr Stalin noch so verehrt wird oder?
Ich denke - auch wenn beide salopp gesagt - ziemliche Drecksäcke waren, ist doch Hitler einen kleinen Ticken schlimmer als der sowjetische Jupp. Immerhin war er der Erste, der einen (und das ist eine morbide Formulierung) professionellen, industriellen Genozid aufgezogen hat. Und damit meine ich nicht (nur) das errichten von Konzentrationlagern und das ermorden, sondern das wirklich generalstabsmäßige geplante Erfassen, Sammeln und Morden bestimmter Bevölkerungsgruppen.

Was nun die Umfrage bei den Russen angeht, ich denke es liegt daran, dass viele Russen in der heutigen Zeit dem "Ruhm" der vergangenen Zeiten nachhängen. Unter Stalin gewann man überwältigend den Großen Vaterländischen Krieg und mauserte sich - neben den USA - zu der Weltmacht überhaupt. Auch wenn in dieser Zeit nicht alles Gold war was glänzte, so ging es doch mit Russland nach dem Untergang der Sowjetunion finanziell und sozial ziemlich bergab (und auch heute ist das Land über weite Bevölkerungsteile nicht gerade finanziell gefestigt). Und ich denke das spüren die Leute und trauern verklärend der "guten alten Zeit" nach.
 
Ich denke - auch wenn beide salopp gesagt - ziemliche Drecksäcke waren, ist doch Hitler einen kleinen Ticken schlimmer als der sowjetische Jupp. Immerhin war er der Erste, der einen (und das ist eine morbide Formulierung) professionellen, industriellen Genozid aufgezogen hat. Und damit meine ich nicht (nur) das errichten von Konzentrationlagern und das ermorden, sondern das wirklich generalstabsmäßige geplante Erfassen, Sammeln und Morden bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Da kann ich ehrlich gesagt nicht unterscheiden. Mord ist Mord, ist Mord, ist Mord. Und ein Genozid bleibt ein Genozid. Ganz egal ob nur der Befehl bestimmte Bevölkerungsgruppen zu töten ausgegeben wurde, oder ein sorgfältiger Plan ausgearbeitet wurde.
Mir erscheint die Ausführung des industriellen Genozides nur als ein billiger Versuch (ohne dich angehen zu wollen, Hora) den Deutschen bzw Hitler als die Krone der Bosheit zu deklarieren.

Ach da fällt mir gerade ein. Ich las vor einiger Zeit, dass jemand den Völkermord in Ruanda 1994 als den erfolgreichsten aller Zeiten deklariert hatte.
Begründet würde es damit, dass von Anfang April bis Mitte Juni zwischen 800.000 und 1.000.000 der einheimischen Tutsis und moderaten Hutus ermordet wurden, was effizienter wäre als Hitlers Todesmaschinerie. Hier lag nebenbei auch ein Erfassen und Sammeln und Morden vor. Nur entschied man sich statt der Gewehre oder Duschen lieber Knüppel und Macheten zu benutzen.

Auch diesen Völkermord sehe ich nicht als schlimmer als die von Hitler oder Stalin oder Mao an. Wie gesagt, Mord bleibt Mord. Und Genozid bleibt Genozid. Ich will damit nur zeigen, dass Maßstäbe nach welchen etwas noch schlimmer sein soll, recht subjektiv gezogen werden, und imho einfach nur der Intension desjenigen der sie zieht nutzen sollen.
Daher denke ich, dass ich mit meinem Standpunkt (Mord bleibt immer ein Unrecht, ob nun Millionen oder nur ein einziger, ob sanft oder sadistisch) recht gut fahre.^^
 
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Da kann ich ehrlich gesagt nicht unterscheiden. Mord ist Mord, ist Mord, ist Mord. Und ein Genozid bleibt ein Genozid. Ganz egal ob nur der Befehl bestimmte Bevölkerungsgruppen zu töten ausgegeben wurde, oder ein sorgfältiger Plan ausgearbeitet wurde.
Mir erscheint die Ausführung des industriellen Genozides nur als ein billiger Versuch (ohne dich angehen zu wollen, Hora) den Deutschen bzw Hitler als die Krone der Bosheit zu deklarieren.

Der Unterschied ist dieser:
Die Kommunisten wollten ihre Weltanschauung und ihr System durchdrücken, und wer da nicht mitmachen wollte, wurde eben gezwungen oder aus dem Weg geräumt.

Bei den Nazis war das "Wegräumen" bestimmeter Bevölkerungsgruppen aus rein rassistischen Motiven hingegen von Anfang an fester Bestandteil ihrer Ideologie. Die Ermordeten hätten sich auch durch ein 100%iges Bekenntnis zum Nationalsozialismus nicht retten können.

Sicher, für die Ermordeten selbst wird das keinen großen Unterschied machen, aber ganz nüchtern betrachtet (jedenfalls so nüchtern, wie das in solchen Fällen möglich ist) liegt dem Völkermord der Nazis ein erschreckend irrationales und nur schwer begreifbares Motiv zu Grunde, welches m.E. nur schwer zu toppen ist.

C.
 
Das ist irgendwie das witzige an dieser Art Diskussion. Schnell werden andere Kriterien nachgereicht. Und ganz am Ende soll es vermutlich die Gesammtheit sein.

Nun geht es also um die Motivation... nun ja, auch die würde ich sehr subjektiv einstufen. Für die Nazis war dies wohl schon sehr rational. Sie sahen sich als eine Art Werkzeug der Evolution, da die Minderwertigen stehts von den Überlegenen ausgelöscht würden. Teilen kann ich das schon deswegen nicht, da es sich beim Evolutionären Prozess um einen passiven Ablauf handelt, und so die Katze niemals daran denkt die Maus auszurotten.
Allerdings... derartige Motivation hatten die Nazis auch nicht für sich alleine gepachtet.

Schlussendlich bleiben es niedere Beweggründe. In allen Genozid-Fällen.

Ferner wüsste ich jetzt nicht, dass Stalins seine Komissare angewiesen hätte eine Art Bekehre-dich-oder-stirb-Politik, vergleichbar damit wie es einige Teile des frühen Islams taten, zu betreiben. Auch wäre mir nicht bekannt dass ein SPD-Mann (schlechte Beispiel, ich weiß!) aus einem Lager entlassen wurde, wenn er meinte sich ganz plötzlich zum Nationalsozialismus zu bekennen.

EDIT

Mein größtes Problem mit derartigen Ranglisten ist wohl folgendes:

Deklariert man einen Genozid (egal welchen) als den schlimmeren, so deklariert man alle übrigen als besser. Gegen derartiges werde ich mich wohl immer verwehren. Genozid stellt für mich das schlimmste Verbrechen dar, dass ein Staat verüben kann. Schlimmer geht es nicht. Ich denke deswegen habe ich ein Problem damit einen Genozid als weniger schlimm einzustufen.
 
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Der Unterschied ist dieser:
Die Kommunisten wollten ihre Weltanschauung und ihr System durchdrücken, und wer da nicht mitmachen wollte, wurde eben gezwungen oder aus dem Weg geräumt.

Bei den Nazis war das "Wegräumen" bestimmeter Bevölkerungsgruppen aus rein rassistischen Motiven hingegen von Anfang an fester Bestandteil ihrer Ideologie. Die Ermordeten hätten sich auch durch ein 100%iges Bekenntnis zum Nationalsozialismus nicht retten können.

War es in Nazi-Deutschland aber nicht auch so, dass auch dort politische "Feinde" (Kommunisten z.B.) verfolgt und ermordet wurden? Ich kann mich da irren.
 
Man kann doch hier keine Rangordnung erstellen, welcher Völkermord oder welche polit. Morde die Schlimmsten waren. Es war Alles schlimm und grausam. Ich kann es kaum glauben, dass in Russland Stalin wieder verehrt wird. Auch ich kann mir dies nur mit der Verschleierung der Guten Alten Zeit erklären.
 
Das ist irgendwie das witzige an dieser Art Diskussion. Schnell werden andere Kriterien nachgereicht. Und ganz am Ende soll es vermutlich die Gesammtheit sein.

Jop, die ist es wohl auch, so wie ich das sehe. Einmal der Plan, eine ganze Bevölkerungsgruppe aus nur schwer nachzuvollziehbaren Gründen ausrotten zu wollen und dann auch noch die Tatsache, daß ein eher als Kulturnation der "Dichter und Denker" bekanntes Volk nicht etwa im finsteren Mittelalter sondern in der Mitte des 20. Jh. dabei fleißig mitmischt, sowie die letztliche industriemäßige Durchführung des Ganzen lassen einen dann doch recht ratlos zurück, oder?!

Für die Nazis war dies wohl schon sehr rational.

Siehe oben. Nicht alles, was eine relativ kleine Gruppe von durchgeknallten Rassefanatikern für "rational" hält, wird auch sofort gründlich und effizient von einer großen Masse Mitläufer in die Tat umgesetzt.

Schlussendlich bleiben es niedere Beweggründe. In allen Genozid-Fällen.

Kein Thema, nur lassen sich einige niedere Beweggründe, wie z.B. Gier oder übersteigertes Sendungsbewusstsein und Bekehrungswahn nunmal leicher nachvollziehen, als ein krudes rassistisches Weltbild, dem bereits damals jegliche logische Grundlage fehlte.

Auch wäre mir nicht bekannt dass ein SPD-Mann (schlechte Beispiel, ich weiß!) aus einem Lager entlassen wurde, wenn er meinte sich ganz plötzlich zum Nationalsozialismus zu bekennen.

Es gab damals genug Leute, die die Fronten gewechselt haben, und viele, die es von 1933 noch mit den Rotfrontkämpfern hielten fanden sich dann ganz flott bei der SA ein (Stichwort "Beefsteak-Sturm" - außen braun, innen rot) und auch viele aus dem bürgerlichen Lagen hatten schon bald das "richtige" Parteibuch in der Tasche hatten ("Märzgefallene")

Ferner wüsste ich jetzt dass Stalins seine Komissare angewiesen hätte eine Art Bekehre-dich-oder-stirb-Politik, vergleichbar damit wie es einige Teile des frühen Islams taten, zu betreiben.

Ein so explizites Beispiel hatte ich jetzt auch nicht im Sinn, aber man kann schon sagen, daß die Kommunisten ihre Verbrechen hauptsächlich aus dem Antrieb begingen, eben den Kommunismus bzw. Sozialismus den Menschen aufzuzwingen, bzw. ihren Herrschaftsbereich nach innen und außen zu sichern.
OK, da machten die Nazis letztlich auch, aber eben nicht "nur".

C.
 
Ich will mich kurz fassen.

Kein Thema, nur lassen sich einige niedere Beweggründe, wie z.B. Gier oder übersteigertes Sendungsbewusstsein und Bekehrungswahn nunmal leicher nachvollziehen, als ein krudes rassistisches Weltbild, dem bereits damals jegliche logische Grundlage fehlte.
Bloß weil Gier oder Bekehrungswahn eher nachvollziehbar ist, wird das Verbrechen nicht besser.

Für mich steht hier so ziemlich fest, dass wer eine Einteilung in schlimmeren Genoziden unternehmen möchte, eine politisches oder gesellschaftliches Ziel verfolgt (oder ist jemanden mit einer solchen auf dem Leim gegangen). Gut... in Deutschland ist es einfach eine Schule, wohl aber auch mit gleicher Intesion.

Allerdings muss ich mich bei dir, was das Volk der Dichter und Denker betrifft, schon ein wenig wundern. Ein ganzes Volk und sei es das eigene durch die Bank zu verurteilen, ist doch deiner nicht würdig.
Ein so explizites Beispiel hatte ich jetzt auch nicht im Sinn, aber man kann schon sagen, daß die Kommunisten ihre Verbrechen hauptsächlich aus dem Antrieb begingen, eben den Kommunismus bzw. Sozialismus den Menschen aufzuzwingen, bzw. ihren Herrschaftsbereich nach innen und außen zu sichern.
OK, da machten die Nazis letztlich auch, aber eben nicht "nur".

C.
Fähnchen im Wind gab es wohl auch in der UDSSR. Ich habe aber meine Zweifel, dass als der Säuberungsbefehl raus ging, noch groß die Möglichkeit gelassen wurde, seine Meinung mal eben zu ändern. Deswegen halte ich auch den bereits internierten SPD-Mann besser für eine Analogie tauglich.
 
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Bloß weil Gier oder Bekehrungswahn eher nachvollziehbar ist, wird das Verbrechen nicht besser.

Das hab ich auch nicht behauptet, sondern eben nur genau das, nämlich daß es nachvollziehbarer ist.

Allerdings muss ich mich bei dir, was das Volk der Dichter und Denker betrifft, schon ein wenig wundern. Ein ganzes Volk und sei es das eigene durch die Bank zu verurteilen, ist doch deiner nicht würdig.

Mir ist schon klar, daß sich nicht das ganze deutsche Volk an der Nazi-Barbarei beteiligt hat, aber es haben sich eben traurigerweise viel zu viele und genügend daran beteiligt, daß ein solches Verbrechen erst möglich wurde.

Für mich steht hier so ziemlich fest, dass wer eine Einteilung in schlimmeren Genoziden unternehmen möchte, eine politisches oder gesellschaftliches Ziel verfolgt

Gleiche könnte man aber auch jemandem unterstellen, der mit Blick auf die eigenen Untaten mit "Ja, aber die anderen haben doch auch...." reagiert. ;)

C.
 
Das hab ich auch nicht behauptet, sondern eben nur genau das, nämlich daß es nachvollziehbarer ist.
Du wirst doch sicher zugeben, dass diese Argumentation im Kontext der Frage was denn Schlimmer gewesen sei, durchaus diesen Eindruck erweckt.

Gleiche könnte man aber auch jemandem unterstellen, der mit Blick auf die eigenen Untaten mit "Ja, aber die anderen haben doch auch...." reagiert. ;)

C.
Wenn bei "Ja, aber die anderen haben doch auch...." eben dieses "auch" nicht mitverurteilt wird, würde ich dir zustimmen.
 
Du wirst doch sicher zugeben, dass diese Argumentation im Kontext der Frage was denn Schlimmer gewesen sei, durchaus diesen Eindruck erweckt.

Deswegen schrieb ich ja in meinem ersten Post zu dem Thema, daß es für die direkt Betroffenen wohl keinen Unterschied macht, weswegen sie nun gequält und ermordet werden, für nachfolgende Generationen, welche diese Taten zu bewerten und einzuordnen haben ist diese Frage hingegen schon von Interesse.
Bei individuellen Verbrechen wird ja auch nicht einfach nur nach dem Delikt geurteilt, sondern es werden Dinge wie Motiv, Lebensumstände oder der geistige Zustand des Täters ausgeleuchtet und in die Urteilsfindung mit eingebracht.

C.
 
Der Unterschied ist dieser:
Die Kommunisten wollten ihre Weltanschauung und ihr System durchdrücken, und wer da nicht mitmachen wollte, wurde eben gezwungen oder aus dem Weg geräumt.

Bei den Nazis war das "Wegräumen" bestimmeter Bevölkerungsgruppen aus rein rassistischen Motiven hingegen von Anfang an fester Bestandteil ihrer Ideologie. Die Ermordeten hätten sich auch durch ein 100%iges Bekenntnis zum Nationalsozialismus nicht retten können.

Sicher, für die Ermordeten selbst wird das keinen großen Unterschied machen, aber ganz nüchtern betrachtet (jedenfalls so nüchtern, wie das in solchen Fällen möglich ist) liegt dem Völkermord der Nazis ein erschreckend irrationales und nur schwer begreifbares Motiv zu Grunde, welches m.E. nur schwer zu toppen ist.

C.

Wir wollen aber nicht vergessen, daß Stalin in der Ukraine in zu Beginn der 30er Jahre während der sogenannten "Holodomor" zwischen 7 und 10 Millionen Menschen einfach verhungern lies.
Dies wird von den Post-Kommunisten gerne totrgeschwiegen, aber es ist historischer Fakt.
Und wenn die Holodomor auch nicht wie der Holocaust in Fabriken durchgeführt wurde, so war sie doch ein generalstabsmäßiger, kalter Völkermord.
 
Das es zu einer unfassbaren Hungerkatastrophe kam, bei der Millionen Menschen ums Leben gekommen sind, zweifelt keiner an. Allerdings sind die Ursachen dafür nach neuerem Kenntnisstand umfangreicher als zu sagen "Stalin hat es gezielt so gemacht.". Sicher gab es auch Parallelen zwischen dem Holodomor und dem Holocaust. Nach neustem Wissen geht man davon aus, dass es sich nicht um einen gezielten Völkermord mit dem Ziel der Ausrottung von Ukrainern handelt, sondern - und hier zitiere ich einfach mal Wikipedia, weil es das ganze kompakt zusammenfaßt:
Wikipedia.de schrieb:
Allerdings betont die neuere westliche Forschung nahezu einstimmig, dass der Holodomor nicht mit dem Ziel verbunden war, ?die? Ukrainer auszurotten oder eine genozidale Politik umzusetzen. Vielmehr habe es sich um einen vom stalinistischen Regime verursachten und verschuldeten sowie letztlich in Kauf genommenen Politizid oder Soziozid gehandelt, der in seinen Auswirkungen gewisse Parallelen zu genozidalen Verbrechen des 20. Jahrhunderts hat. Trotzdem wird über die genauere Gewichtung der einzelnen Faktoren in der Forschung weiterhin diskutiert.
Quellenangaben sind in dem Artikel genug vorhanden, bei Bedarf sind noch mehr auf der englischen Version.
Es ist vielleicht mit der chinesischen Hungersnot nach dem 2. Weltkrieg zu vergleichen, die man auch nicht vergessen darf und unzählige Millionenen das Leben gekostet hat.

Ich betone auch nochmal, dass die industrielle (!) Vernichtung von Menschen zu diesem Zeitpunkt einzigartig war (und weitestgehend heute auch noch einzigartig ist). Ds wiegt nicht ein Menschenleben auf und jeder "unberechtigte" und "ungerechtfertigte" Tot ist tragisch, jedoch ein morbider, aber auffälliger Unterschied.
 
Das hab ich auch nicht behauptet, sondern eben nur genau das, nämlich daß es nachvollziehbarer ist.
Was ist daran denn bitte nachvollziehbar?
Macht es einen Unterschied ob ich jemanden wegen seiner Hautfarbe, oder seiner Meinung/seinen Gedanken töte?
Das eine ist halt visuell sichtbarer und leichter nachzuprüfen als das andere und damit leichter zu verfolgen, aber große Unterschiede sehe ich darin nicht. Man deklariert einen Zusammenschluss (politische oder rassische Zugehörigkeit) als höher und verfolgt alles, das in diese nicht hineinpasst.

Ich betone auch nochmal, dass die industrielle (!) Vernichtung von Menschen zu diesem Zeitpunkt einzigartig war (und weitestgehend heute auch noch einzigartig ist).
Eben auch nur weil die technologische Möglichkeit bestand und eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur. Schlicht "Glück" für Hitler, dass er nicht in der Pampa eines Entwicklungslands oder in der Zeit vor der industriellen Revolution zum Diktator wurde, sondern in einem der westlichen Industrienationen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das es zu einer unfassbaren Hungerkatastrophe kam, bei der Millionen Menschen ums Leben gekommen sind, zweifelt keiner an. Allerdings sind die Ursachen dafür nach neuerem Kenntnisstand umfangreicher als zu sagen "Stalin hat es gezielt so gemacht.". Sicher gab es auch Parallelen zwischen dem Holodomor und dem Holocaust. Nach neustem Wissen geht man davon aus, dass es sich nicht um einen gezielten Völkermord mit dem Ziel der Ausrottung von Ukrainern handelt, sondern - und hier zitiere ich einfach mal Wikipedia, weil es das ganze kompakt zusammenfaßt:

Stalin hat in dieser Zeit nachweislich Angeordnet, daß nur die Industriearbeiter mit Lebensmittel versorg werden, und die Landbevölkerung nicht.
Stalin hat gezielt, und zwar ganz gezielt Millionen von Landarbeitern verhungern lassen.
Dies zu bestreiten ist i.m.A. das selbe, als wolle man den Judenmord leugnen.(Nein Hora, das werfe ich Dir beides nicht vor).
Ja, die Holodomor beschrängte sich nicht nur auf die Ukraine. Auch auf Teile Russlands, besonderst im Süden.
Aber der Tod al der Verhungerten war geplant.
Ob Stalin jetzt die Ukrainer vorgesehen hatte, nur weil es Ukrainer waren, weiß ich nicht.
Aber der Tot dieser Menschen war geplant und beabsichtigt.
 
Deswegen schrieb ich ja in meinem ersten Post zu dem Thema, daß es für die direkt Betroffenen wohl keinen Unterschied macht, weswegen sie nun gequält und ermordet werden, für nachfolgende Generationen, welche diese Taten zu bewerten und einzuordnen haben ist diese Frage hingegen schon von Interesse.
Bei individuellen Verbrechen wird ja auch nicht einfach nur nach dem Delikt geurteilt, sondern es werden Dinge wie Motiv, Lebensumstände oder der geistige Zustand des Täters ausgeleuchtet und in die Urteilsfindung mit eingebracht.

C.
Anscheinend haben wir irgendwo aneinander vorbei geredet. Daher erneut: Wieso macht der Umstand, dass du das eine besser verstehen könntest es in deinen Augen weniger schlimm? Das wiederrum kann ich nämlich nicht nachvollziehen. Ferner wäre mir neu, dass unter niederen Beweggründen unterschieden würde. Siehst du da irgend einen mildernden Umstand?

Ich für meinen Teil kann übrigens sehr wohl die Motivation der Nazis nachvollziehen (VORSICHT: DAS HEISST NICHT, DASS ICH SIE TEILEN WÜRDE), dass síe glauben ein minderwertiges Volk gehöre ausgerottet. Da wäre das sowohl Säubern von Lebensraum, als auch die Vernichtung der (angeblichen) jüdischen Weltverschwörung. Natürlich rechtfertigt das in meinen Augen keine Ausrottungsmaßnahmen, aber das tut der Umstand Andersdenkend zu sein genausowenig nicht. Es ist aber nicht weniger verständlich.
Das ein bestimmtes Gedankengut, dass man heute zu Recht ablehnt vorhanden war, muss man wohl auch einfach akzeptieren, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Wie dem auch sei. Ich kann immer noch nicht sehen, wieso das eine Verbrechen besser sein sollte, als das andere. Selbst - ich betone - selbst wenn eines für mich nicht nachvollziehbar wäre.
Womit ich dann den Kreis zum Anfang des Posts geschlossen hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Jedihammer
In meinen Augen ist Holodomor von anderen Genoziden grundsätzlich zu unterscheiden, da hier die Auswirkungen einem Genozid zwar gleichen, die Intention aber eher mit dem Bau der Großen Mauer oder der Pyramiden verglichen werden kann.

Beide Bauwerke kosteten vielen Menschen das Leben, wurden aber in dem Glauben errichtet, dass sie dies wert waren. Gleiches gilt für die Industrialisierung unter Stalin. Sein oberstes Ziel war, die Industrialisierung und Aufrüstung der SU vorran zu treiben - und zwar um jeden Preis. Das "Ausquetschen" der Landbevölkerung zu Gunsten dieses Prozesses war dabei ein probates Mittel.
Dass dies nun vielen Bauernfamilien den Tod brachte, geschah nicht, weil Stalin die Ukrainer dezimieren wollte, sondern war einfach ein lästiger Nebeneffekt, den Stalin aber gerne im Kauf nahm. Genau wie die chinesischen und ägyptischen Herrscher war auch er überzeugt, dass das Gelingen seines Vorhabens den Tod vieler Menschen rechtfertigen würde.

Die Ukrainer mussten sich (ebenso wie Bauernfamilien russischer und anderer Nationalität) zum Wohle des Kommunismuses opfern - ob sie nun wollten oder nicht.
 
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