Im Grunde sehen wir nichts anderes als die Nutzung von stark begrenzten militärischen Aktionen als Mittel der politischen Kommunikation zwischen verfeindeten Staaten. Mit dem Angriff auf Kassem Soleimani haben die USA signalisiert, dass sie dessen terroristische Aktivitäten im Irak und Syrien nicht länger tolerieren wollten, sie bereit waren, für die Unterbindung dieser Aktivitäten gewisse Risiken in Kauf zu nehmen, und über die Mittel verfügen, hochrangige Funktionäre des iranischen Staatsapparats zu töten. Der Iran wiederum hat mit den Raketenangriffen auf die Stützpunkte signalisiert, dass er solche Angriffe nicht gänzlich tatenlos zulassen wird und über die Mittel verfügt, die US-Streitkräfte in der Region direkt zu bedrohen, und dafür bereit war, gewisse Risiken in Kauf zu nehmen. Die ganze Rhetorik drum herum, ob nun auf den Straßen, in den Parlamenten oder auf Twitter, ist de facto Beiwerk, das solchen begrenzten Aktionen eine zusätzliche Öffentlichkeitswirkung geben soll, damit man das Gesicht wahren kann.
Da von Trump als Reaktion nun keine weiteren militärischen Reaktionen, sondern verschärfte Sanktionen angekündigt wurden, kann man davon ausgehen, dass die Eskalationsspirale sich erst einmal nicht weiter drehen wird. Im Irak halten sich pro-amerikanische und pro-iranische Kräfte sowohl in der Regierung als auch in der Bevölkerung ungefähr in der Waage (die Massenproteste gegen die iranische Einflussnahme zeigten das noch einmal deutlich auf). Und wie bereits hier angemerkt wurde der Irak als "Bote" benutzt, man wird auf amerikanischer Seite wissen, dass Informationen an den Iran weitergegeben werden, und auf iranischer Seite, dass Informationen an die USA weitergegeben werden. Entsprechend wurde auch die Warnung vor den Raketenangriffen gehandhabt, so wie bei den US-Luftangriffen in Syrien wohl Russland vorab informiert wurde und diese Information entsprechend weiterleitete.
Die Lage wird gewiss weiter angespannt bleiben, aber es ist meinen Augen wichtig, dass gerade in den sozialen Medien mal Luft geholt wird. Ein offener Krieg zwischen den USA und dem Iran ist unwahrscheinlich, ein "Dritter Weltkrieg" noch einmal weitaus unwahrscheinlicher, und Hysterie hat noch nie jemandem geholfen, die Dinge klar und nüchtern zu sehen.