Von Ausnahmefällen abgesehen gab es bei den meisten Präsidentenwahlen nur einzelne Wahlleute, die nicht für die vorgesehenen Kandidaten stimmten.
Die
Wahl 1796 war die einzige, bei der das Ergebnis durch faithless electors beeinflusst wurde. Bis zur Verabschiedung des
12. Zusatzartikels wurden die Stimmen für Präsident und Vizepräsident nicht getrennt abgegeben, sondern jede Wahlperson hatte zwei gleichwertige Stimmen. Präsident wurde der Kandidat mit den meisten Stimmen, Vizepräsident derjenige mit den zweitmeisten. Es gab Gerüchte, dass der föderalistische Kandidat für die Vizepräsidentschaft
Thomas Pinckney durch eine Intrige zum Präsidenten gewählt werden solle. Daher gaben 18 Wahlleute der Föderalisten ihre zweite Stimme nicht Pinckney, sondern anderen Kandidaten. Das führte dazu, dass der Präsidentschaftskandidat der Demokraten-Republikaner
Thomas Jefferson Vizepräsident wurde und somit Präsident und Vizepräsident konkurrierenden Parteien angehörten.
Vor der
Präsidentschaftswahl 1800 hatten beide Parteien geplant, dass jeweils einer ihrer Wahlleute den vorgesehenen Vizepräsidenten nicht wählen sollte, so dass der Präsidentschaftskandidat mit einer Stimme Mehrheit gewählt werden würde. Bei den unterlegenen Föderalisten lief es wie geplant, aber die siegreichen Demokraten-Republikaner gaben unplangemäß ihren Kandidaten
Thomas Jefferson und
Aaron Burr gleich viele Stimmen. Dadurch musste der Präsident durch das alte, föderalistisch dominierte Repräsentantenhaus gewählt werden. Erst nach 36 Wahlgängen und einem Kompromiss mit den Föderalisten wurde Jefferson gewählt. Das war einer der Gründe für die Verabschiedung des 12. Zusatzartikels, seit 1804 werden Präsident und Vizepräsident in getrennten Wahlgängen bestimmt.
1808 stimmten sechs Wahlleute aus New York nicht für den demokratisch-republikanischen Kandidaten
James Madison. Dessen Mehrheit war aber groß genug, um trotzdem gewählt zu werden.
Bei der
Wahl 1836 verweigerten die 23 Wahlleute aus Virginia dem demokratischen Vizepräsidentschaftskandidaten
Richard Johnson ihre Stimmen, da er offen mit einer Sklavin als Konkubine zusammenlebte. Dadurch erhielt er genau die Hälfte der Stimmen und verfehlte damit die erforderliche Mehrheit um eine Stimme. Anschließend wurde er jedoch vom Senat gewählt, als einziger Vizepräsident in der Geschichte der USA. Auch
1812,
1832,
1896 und
1912 stimmten mehrere Wahlleute nicht für den vorgesehenen Vizepräsidenten, allerdings jeweils ohne Einfluss auf das Ergebnis.
1872 starb
Horace Greeley, der Präsidentschaftskandidat der unterlegenen Demokraten, wenige Wochen nach der Volkswahl vor dem Zusammentritt des Electoral College. Von den 66 ihm eigentlich verpflichteten Wahlleute wählten 63 vier unterschiedliche andere Kandidaten, die drei Stimmen, die trotzdem für Greeley abgegeben wurden, wurden annulliert.
Die erste Wahl nach 1808, bei der mehr als eine Wahlperson nicht für den vorgesehenen Präsidenten stimmte, war die
Präsidentschaftswahl 2016. Zwei Wahlleute verweigerten
Donald Trump ihre Stimme, acht
Hillary Clinton. Von letzteren wurden zwei Wahlleute durch Ersatzleute ersetzt, eine Wahlperson in Maine wurde verpflichtet, ihre Stimmabgabe zu ändern. Nach der Volkswahl hatte es eine Kampagne gegeben, um die republikanischen Wahlleute dazu zu bewegen, Trump nicht zu wählen. Allerdings hätten 37 der 306 republikanischen Wahlleute ihre Stimme ändern müssen, um die absolute Mehrheit Trumps zu kippen, was als sehr unwahrscheinlich galt.